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Beratung und Kooperation im Kontext von häuslicher ... - ifb - Bayern

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II Informationen <strong>und</strong> Empfehlungen für die <strong>Beratung</strong>spraxis<br />

Die Gewaltspirale<br />

Ein gr<strong>und</strong>legendes Modell zur Erklärung der Gewaltdynamik in heterosexuellen Paarbeziehungen,<br />

in der die Gewalt vom Mann ausgeht, geht auf die amerikanische Sozialwissenschaftlerin<br />

<strong>und</strong> Therapeutin Lenore Walker zurück. Sie beschreibt die Dynamik als eine sich<br />

wiederholende Abfolge <strong>von</strong> Phasen (s. Abb. II 2.1), in deren Verlauf die Gewalt <strong>im</strong>mer weiter<br />

eskaliert. Parallel dazu n<strong>im</strong>mt das Selbstwertgefühl <strong>und</strong> die Handlungsfähigkeit der betroffenen<br />

Frauen ab. Die skizzierte Dynamik legt nahe, dass die Gewaltbeziehung ohne Hilfe <strong>von</strong><br />

außen nicht beendet werden kann. Zudem <strong>im</strong>pliziert das Modell, dass die Betroffenen eine<br />

mittel- bis langfristige Unterstützung benötigen, da eine stabile Entscheidung, die Beziehung<br />

zum Täter zu beenden, voraussetzt, dass die Frauen an Selbstwert <strong>und</strong> Handlungsfähigkeit<br />

gewonnen haben.<br />

Die Gewaltspirale nach Walker<br />

Spannungsphase • In der Spannungsphase kommt es zu<br />

kleineren Übergriffen. Diese werden<br />

Entspannungsphase<br />

<strong>von</strong> der Frau meist entschuldigt <strong>und</strong><br />

verharmlost.<br />

Spannungsphase<br />

Phase des<br />

Gewaltausbruchs<br />

• Auf diese Spannungsphase folgt die<br />

Phase des Gewaltausbruches, in der<br />

es zu massiver psychischer, körperlicher<br />

<strong>und</strong>/oder sexueller Gewalt kommt.<br />

• In der folgenden Entspannungsphase<br />

verhält sich der Täter oft reue- <strong>und</strong> liebevoll<br />

gegenüber dem Opfer, meist mit Besserungsabsichten<br />

oder -beteuerungen.<br />

• Dies hält meist nicht lange vor <strong>und</strong> es<br />

erfolgt erneut eine Spannungsphase.<br />

Abb. II 2.1: Die Gewaltspirale nach Walker · Quelle: Ministerium des Innern <strong>und</strong> für Sport 2004: 11.<br />

Muster der subjektiv wahrgenommenen Gewalterfahrungen<br />

Neuere Studien weisen darauf hin, dass das klassische Modell des Gewaltzyklus <strong>von</strong> Walker<br />

nur einen möglichen Entwicklungsprozess neben anderen abbildet. So identifizierten Helfferich<br />

et al. (2004) verschiedene Muster, wie Frauen ihre Erfahrungen <strong>von</strong> häuslicher Gewalt<br />

wahrnehmen (s. Abb. II 2.2). 42 Mit jeder der Konstellationen verbindet sich ein spezifischer<br />

Handlungs- <strong>und</strong> <strong>Beratung</strong>sbedarf. Das Modell will damit den Blick der Berater(innen) für die<br />

teils kleinen, teils großen Schritte der Betroffenen schärfen, die zum Ausstieg aus einer Gewaltsituation<br />

führen können.<br />

62<br />

42 Die Wahrnehmungsmuster wurden anhand <strong>von</strong> Interviews mit Betroffenen, die <strong>im</strong> Nachgang eines Platzverweises ein zugehendes <strong>Beratung</strong>sangebot<br />

erhielten, entwickelt. Beraterinnen aus der Fachberatung bestätigten <strong>im</strong> Rahmen der Studie die Relevanz dieser Muster für die Praxis. Bei den <strong>von</strong><br />

Helfferich et al. identifizierten Konstellationen ist zu betonen, dass es sich nicht um stabile, sondern situationsgeb<strong>und</strong>ene Wahrnehmungsmuster<br />

handelt, die sich in Abhängigkeit <strong>von</strong> neuen Erfahrungen <strong>und</strong> Situationen verändern. Zudem handelt es sich bei den vier Mustern um Idealtypen. In der<br />

Praxis können Mischformen bzw. ein Oszillieren zwischen Mustern beobachtet werden (s. Helfferich et al. 2004 u. Helfferich 2005).

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