Beratung und Kooperation im Kontext von häuslicher ... - ifb - Bayern
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II Informationen <strong>und</strong> Empfehlungen für die <strong>Beratung</strong>spraxis<br />
2. Wer kommt in die Fachberatung?<br />
Die Situation der Klient(inn)en <strong>und</strong> deren Bedeutung<br />
für die <strong>Beratung</strong><br />
In den folgenden Abschnitten wird zunächst auf den Informationsstand der Betroffenen zu<br />
ihren Rechten <strong>und</strong> vorhandenen Hilfsangeboten (s. II Kap. 2.1) eingegangen. Es folgen Hinweise<br />
zu soziodemographischen Merkmalen der Klient(inn)en sowie Informationen zur Beziehungssituation<br />
(s. II Kap. 2.2). Abschließend werden die Gewaltsituationen, in denen sich<br />
die Betroffenen befinden, näher beschrieben (s. II Kap. 2.3).<br />
2.1 Vorkenntnisse <strong>und</strong> <strong>Beratung</strong>sbarrieren<br />
Vorkenntnisse über <strong>Beratung</strong>sangebote <strong>und</strong> juristische Schritte<br />
Betroffene <strong>von</strong> häuslicher Gewalt <strong>und</strong> Nachstellungen haben häufig allenfalls vage <strong>und</strong> zudem<br />
oftmals unzutreffende Vorstellungen darüber, welche Unterstützungsangebote vorliegen,<br />
welche Leistungen <strong>von</strong> einer Fachberatung zu erwarten <strong>und</strong> welche juristischen Handlungsspielräume<br />
gegeben sind (Helfferich/Kavemann/Lehmann 2004; L<strong>im</strong>mer/Mengel<br />
2005a). Was speziell die Kenntnisse über das Gewaltschutzgesetz betrifft, hat zwei Jahre<br />
nach seiner Einführung etwa die Hälfte der Betroffenen <strong>von</strong> dem Gesetz zumindest gehört.<br />
Die Vorkenntnisse beschränken sich meist darauf, dass die Betroffenen wissen, dass es ein<br />
neues Gesetz gibt – was es <strong>im</strong> Einzelnen bedeutet <strong>und</strong> wie die gesetzlichen Best<strong>im</strong>mungen<br />
genutzt werden können, ist den meisten jedoch unklar. An erste gr<strong>und</strong>legende Informationen<br />
über juristische Schutzmöglichkeiten gelangen die Betroffenen v. a. durch Polizei, Fachberatungsstellen,<br />
Frauenhausmitarbeiterinnen oder den eigenen Bekanntenkreis. Ein Teil<br />
der Betroffenen bezieht diesbezügliche Kenntnisse aber auch über Medien wie Broschüren,<br />
Zeitungsberichte <strong>und</strong> Websites (L<strong>im</strong>mer/Mengel 2005a). Wenn Betroffene <strong>von</strong> sich aus ein<br />
umfassenderes <strong>Beratung</strong>sangebot aufsuchen, bevorzugen sie spezialisierte Angebote für<br />
Gewaltbetroffene. Liegt der Fachberatung ein pro-aktives Konzept zugr<strong>und</strong>e oder erfolgt die<br />
<strong>Beratung</strong> zugehend mit Einverständnis der Betroffenen, verfügen die Klient(inn)en über Erfahrungen<br />
mit polizeilichen Interventionen, wie z. B. Platzverweis oder Kontaktverbot. Dabei<br />
wurden sie <strong>von</strong> der Polizei zumindest über die erteilten Interventionen aufgeklärt. Doch da<br />
diese Erläuterungen in aller Regel in einer massiven Stresssituation erfolgen, kann auch in<br />
diesen Fällen nicht <strong>im</strong>mer erwartet werden, dass die Klient(inn)en die Informationen zum<br />
Platzverweis bzw. zum Kontaktverbot tatsächlich bewusst aufgenommen <strong>und</strong> verstanden<br />
haben. Vor dem skizzierten Hintergr<strong>und</strong> empfiehlt es sich, in der <strong>Beratung</strong> auf die Vorkenntnisse<br />
der Klient(inn)en über Hilfsangebote einzugehen <strong>und</strong> den Erwartungshorizont an das<br />
<strong>Beratung</strong>sangebot abzustecken.<br />
Barrieren, die die Nutzung <strong>von</strong> <strong>Beratung</strong>sangeboten verhindern<br />
<strong>Beratung</strong>sbarrieren sind eng mit soziodemographischen Merkmalen verb<strong>und</strong>en: Betroffene<br />
mit höherer schulischer Bildung wenden sich deutlich häufiger aus eigener Initiative an eine<br />
<strong>Beratung</strong>sstelle als Betroffene mit geringerer schulischer Bildung (L<strong>im</strong>mer/Mengel 2005a;<br />
Helfferich et al. 2004). Zudem gehen einige Expert(inn)en da<strong>von</strong> aus, dass gewaltbetroffene<br />
Männer noch höhere Hemmschwellen haben, eine <strong>Beratung</strong> aufzusuchen als Frauen (L<strong>im</strong>mer/<br />
Mengel 2005b). Unabhängig da<strong>von</strong> können Irrtümer über die Aufgaben <strong>und</strong> die inhaltliche<br />
Arbeit der Fachberatung dazu beitragen, dass bestehende Angebote nicht abgefragt werden.<br />
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