Beratung und Kooperation im Kontext von häuslicher ... - ifb - Bayern
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II Informationen <strong>und</strong> Empfehlungen für die <strong>Beratung</strong>spraxis<br />
die <strong>Beratung</strong> einbezogen werden können. In best<strong>im</strong>mten Fällen wünschen die Betroffenen<br />
Gespräche mit dem gewaltverübenden Partner. Diese Gespräche erfordern jedoch in aller<br />
Regel besondere Rahmenbedingungen (s. I Kap. 4.4). Neben dem klassischen dyadischen<br />
<strong>Beratung</strong>ssetting empfehlen sich in der Arbeit mit Betroffenen auch Gruppenangebote<br />
(für weiterführende Hinweise hierzu s. u. a. Firle et al. 1996: 81-102; WiBIG 2004a: 170).<br />
• Zeitrahmen der <strong>Beratung</strong><br />
Für die Erstberatung sollte den Klient(inn)en ein Zeitraum <strong>von</strong> mindestens 1 1 /2 St<strong>und</strong>en<br />
zur Verfügung gestellt werden. Das relativ große Zeitbudget ist erforderlich, weil in aller<br />
Regel unklar ist, ob die Betroffenen einen weiteren Termin nutzen. Daher sollte bereits<br />
<strong>im</strong> Erstgespräch ausreichend Raum für alle relevanten Themen sowie gegebenenfalls erforderliche<br />
Kriseninterventionen zur Verfügung gestellt werden (vgl. II Kap. 3.2). Bei fortlaufenden<br />
<strong>Beratung</strong>en kann sich die zur Verfügung gestellte <strong>Beratung</strong>szeit auf reguläre<br />
St<strong>und</strong>entermine verkürzen. Die max<strong>im</strong>al mögliche Anzahl fortlaufender <strong>Beratung</strong>sgespräche<br />
variiert je nach Konzeption. Bei längerfristigen <strong>Beratung</strong>en ist zu beachten, dass<br />
die Grenze zur therapeutischen Arbeit nicht überschritten wird (Dutton 2002). Die Arbeit<br />
an der psychischen Aufarbeitung eines Traumas kann zur Überforderung der Beratenden<br />
<strong>und</strong> einer Rollenkonfusion führen.<br />
• Geschlechtszugehörigkeit der Fachkraft<br />
Bei der Fachberatung <strong>von</strong> Gewaltopfern plädieren die meisten Expert(inn)en aus der<br />
<strong>Beratung</strong>spraxis dafür, ein gleichgeschlechtliches Setting anzubieten, da dies besonders<br />
häufig eine konstruktive Auseinandersetzung mit der eigenen Genderrolle in der Gewaltbeziehung<br />
eröffnet (Stecklina/Böhnisch 2004; L<strong>im</strong>mer/Mengel 2005b). Entscheidend ist<br />
die Fähigkeit der Beratenden, die Bedeutung des eigenen Geschlechts <strong>und</strong> der gesellschaftlichen<br />
Geschlechtsstereotype für die Gestaltung des <strong>Beratung</strong>skontakts differenziert<br />
zu reflektieren. Daneben müssen sich Berater(innen) bewusst sein, dass sie – unabhängig<br />
<strong>von</strong> der Gestaltung der Rolle – allein durch ihr Geschlecht eine Projektionsfläche für<br />
schwierige wie positive Erfahrungen der Betroffenen sein können. Das bedeutet auch,<br />
dass best<strong>im</strong>mte Klient(inn)en da<strong>von</strong> profitieren können, wenn die/der Berater(in) nicht<br />
gleichgeschlechtlich ist.<br />
Rahmenbedingungen, die die Qualität des <strong>Beratung</strong>sangebots sichern<br />
Ein hochwertiges <strong>Beratung</strong>sangebot erfordert zunächst eine hohe Qualifikation der Fachkräfte.<br />
Daneben sind weitere Rahmenbedingungen erforderlich:<br />
• Langfristig stabile Finanzierung<br />
Ein gesicherter finanzieller Rahmen ist entscheidend, um eine kontinuierliche, qualitativ<br />
hochwertige <strong>Beratung</strong>sarbeit aufzubauen <strong>und</strong> aufrechterhalten zu können (Firle et al.<br />
1996: 47). Nur ein kontinuierliches <strong>und</strong> damit auch verlässliches Angebot kann einen breiten<br />
Bekanntheitsgrad entwickeln, nachhaltig Vertrauen bei den Betroffenen schaffen <strong>und</strong><br />
damit niedrigschwellig wirken.<br />
• Supervision <strong>und</strong> Fortbildung<br />
Die Arbeit mit Betroffenen <strong>von</strong> Gewalt ist für Berater(innen) emotional sehr herausfordernd,<br />
zudem können in der Interaktion spezifische Problemkonstellationen entstehen,<br />
die eine Reflexion mit einer außenstehenden Fachkraft erfordern (Firle et al. 1996: 48).<br />
Eine regelmäßige Teilnahme an Supervision <strong>und</strong> Fortbildungen gewährleistet zudem,<br />
dass in dem sich ständig weiterentwickelnden Arbeitsfeld eine Auseinandersetzung mit<br />
aktuellen <strong>Beratung</strong>sansätzen <strong>und</strong> Interventionen erfolgt.<br />
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