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Beratung und Kooperation im Kontext von häuslicher ... - ifb - Bayern

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4.3 Ort der <strong>Beratung</strong><br />

Die Auswahl des Ortes, an dem <strong>Beratung</strong> für Opfer häuslicher Gewalt stattfindet, stellt eine<br />

weitere D<strong>im</strong>ension zur Einordnung <strong>von</strong> Arbeitsansätzen dar. Dabei kann zunächst zwischen<br />

telefonischer <strong>und</strong> face-to-face-<strong>Beratung</strong> unterschieden werden. Der Erstkontakt findet in aller<br />

Regel am Telefon statt, doch differieren die Konzepte darin, wie detailliert bereits an dieser<br />

Stelle die Situation, Bedarfe <strong>und</strong> Handlungsmöglichkeiten der Betroffenen besprochen<br />

werden. Gute Erfahrungen mit telefonischer <strong>Beratung</strong> werden <strong>von</strong> Fachkräften des Münchner<br />

Unterstützungsmodells (MUM) zur Erstberatung <strong>von</strong> Opfern häuslicher Gewalt berichtet.<br />

37 Darüber hinaus schildern Beraterinnen, die an Einrichtungen mit einem großen ländlichen<br />

Einzugsbereich tätig sind, dass eine umfassende <strong>Beratung</strong> <strong>und</strong> Begleitung in vielen<br />

Fällen auch telefonisch erfolgen kann <strong>und</strong> eine sinnvolle Ergänzung des Angebots darstellt<br />

(L<strong>im</strong>mer/ Mengel 2005b). Face-to-face <strong>Beratung</strong>sgespräche können in der klassischen<br />

Komm-Struktur oder innerhalb eines flexiblen Settings vereinbart werden:<br />

• Komm-Struktur<br />

Die <strong>Beratung</strong> findet in den Räumen der Einrichtung statt. Aufsuchende Arbeit wird dabei<br />

pr<strong>im</strong>är aus finanziellen <strong>und</strong> organisatorischen Gründen abgelehnt, da eine <strong>Beratung</strong><br />

außerhalb der Einrichtung die Präsenzzeiten der Mitarbeiter(innen) in erheblichem Maße<br />

einschränkt. Zudem ist die wichtige Frage zu klären, wie <strong>im</strong> Fall <strong>von</strong> <strong>Beratung</strong>en in der<br />

Wohnung der Betroffenen der Schutz vor der gewaltverübenden Person sicher gestellt<br />

werden kann. Einige Berater(innen) befürchten, dass die <strong>Beratung</strong> vor Ort eine Rollenkonfusion<br />

begünstigt, indem z. B. die Hilfeleistung den Charakter einer privaten Beziehung erhält<br />

oder sich Betroffene durch den Besuch kontrolliert fühlen (L<strong>im</strong>mer/Mengel 2005b).<br />

• Kombination aus Komm- <strong>und</strong> Geh-Struktur<br />

Im Rahmen <strong>von</strong> Angeboten mit pr<strong>im</strong>ärer Komm-Struktur wird in best<strong>im</strong>mten Situationen<br />

aufsuchende <strong>Beratung</strong> angeboten. Zumeist geschieht dies bei eingeschränkter Mobilität<br />

der Klient(inn)en, so z. B. bei Krankenhausaufenthalten, unzureichender Kinderbetreuung,<br />

Behinderung oder der Angst <strong>von</strong> Gewaltopfern, das Haus zu verlassen. Mit dem variablen<br />

Setting kann auf die unterschiedlichen Bedarfe <strong>von</strong> Betroffenen eingegangen werden. Berater(innen)<br />

schildern, dass Gespräche <strong>im</strong> vertrauten Umfeld oftmals eine höhere emotionale<br />

Intensität aufweisen, die <strong>im</strong> <strong>Beratung</strong>sprozess nutzbar gemacht werden kann. Speziell<br />

für die Versorgung ländlicher Regionen bietet sich eine konzeptionelle Variante <strong>von</strong><br />

Geh-Strukturen an. Dabei erfolgt die <strong>Beratung</strong> außerhalb der eigenen Einrichtung in öffentlichen<br />

Räumen vor Ort, z. B. in Räumen <strong>von</strong> Kirchengemeinden oder anderen <strong>Beratung</strong>sstellen<br />

(L<strong>im</strong>mer/Mengel 2005b).<br />

• Explizit aufsuchende <strong>Beratung</strong><br />

Einige wenige Einrichtungen, wie z. B. BIG-Hotline/Berlin, halten ein spezialisiertes aufsuchendes<br />

Angebot bereit (WiBIG 2004a). Auf Wunsch der Betroffenen wird die Erstberatung<br />

bzw. Krisenintervention in deren Wohnung oder an einem anderen Treffpunkt durchgeführt.<br />

Erklärtes Ziel ist es, Opfer häuslicher Gewalt, sofern dies nötig ist, weitgehend bei<br />

der Inanspruchnahme <strong>von</strong> Unterstützung zu entlasten. Das Konzept versteht sich in aller<br />

Regel als einmalige Krisenhilfe, in der die nächsten Schritte abgeklärt werden <strong>und</strong> die<br />

Sicherheitsplanung <strong>im</strong> Vordergr<strong>und</strong> steht. Eine Voraussetzung für das aufsuchende Angebot<br />

ist der Treffpunkt an einem sicheren Ort. Hierzu bedarf es ausgearbeiteter Handlungsleitlinien<br />

<strong>und</strong> es werden besondere Anforderungen an die Fachlichkeit der Mitarbeiter(innen)<br />

gestellt. Die Evaluierung des Berliner Projektes ergab Hinweise darauf, dass mit<br />

diesem Konzept neue Zielgruppen <strong>von</strong> Gewaltbetroffenen für die <strong>Beratung</strong> erreicht werden<br />

konnten (WiBIG 2004a: 257 f).<br />

37 Bei MUM handelt es sich um eine <strong>Kooperation</strong> der Polizei München mit drei Frauenberatungsstellen, einem Frauenhaus, das eine ehrenamtliche<br />

Mitarbeit leistet sowie zwei Familien- <strong>und</strong> Jugendberatungsstellen, die auf der Basis eines pro-aktiven <strong>Beratung</strong>skonzepts eine umfassende<br />

telefonische Erstberatung für Betroffene anbieten (Rupp/Schmöckel i.E.).<br />

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