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Beratung und Kooperation im Kontext von häuslicher ... - ifb - Bayern

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4.1 Zielgruppe der <strong>Beratung</strong><br />

Unterstützungseinrichtungen für Opfer häuslicher Gewalt entstanden traditionell <strong>im</strong> <strong>Kontext</strong><br />

der Frauenhausbewegung <strong>und</strong> sind deshalb meist geschlechtsspezifisch als <strong>Beratung</strong> <strong>von</strong><br />

Frauen für Frauen angelegt. Erst in jüngster Zeit wurde auch der Situation <strong>von</strong> männlichen<br />

Gewaltopfern eine breitere Aufmerksamkeit zuteil (vgl. I Kap. 1.1), so dass in der Folge Angebote<br />

entwickelt wurden, die gewaltbetroffenen Frauen <strong>und</strong> Männern offen stehen sowie<br />

Angebote, die sich ausschließlich an gewaltbetroffene Männer richten.<br />

• Frauenspezifische <strong>und</strong> männerspezifische <strong>Beratung</strong>sangebote<br />

Das Konzept spezialisierter <strong>Beratung</strong>seinrichtungen für gewaltbetroffene Frauen steht<br />

häufig in einem feministischen <strong>Kontext</strong> <strong>und</strong> verfolgt das politische Ziel, häusliche Gewalt<br />

als Ausdruck patriarchaler Machtstrukturen sichtbar zu machen. Dieser Ansatz ist zumeist<br />

eng mit der Prämisse der Parteilichkeit für gewaltbetroffene Frauen verknüpft (vgl. Brückner<br />

1996). Für viele Feministinnen schließt eine parteiliche Haltung die Arbeit mit männlichen<br />

Gewaltopfern aus. Daneben wird die frauenspezifische <strong>Beratung</strong> damit begründet,<br />

dass die Betroffenen einen geschützten Raum benötigen. Eine <strong>Beratung</strong>sstelle, die auch<br />

Männern offen steht, kann zur Verunsicherung der gewaltbetroffenen Frauen beitragen.<br />

Zudem möchten Beraterinnen ausschließen, dass sich männliche Täter als Opfer an die<br />

<strong>Beratung</strong>sstelle wenden <strong>und</strong> das Angebot dazu missbraucht wird, die gewaltbetroffene<br />

Frau zu belasten.<br />

Im <strong>Beratung</strong>skonzept für männliche Opfer <strong>von</strong> Gewalt besitzt die Geschlechterkategorie<br />

ebenfalls Relevanz <strong>und</strong> es werden spezialisierte Angebote <strong>von</strong> Männern für Männer gefordert.<br />

Dabei wird argumentiert, dass es gewaltbetroffenen Männern besonders schwer<br />

fällt, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Erforderlich ist deshalb eine spezifische Expertise in<br />

der Männerberatung, die männliche Opfererfahrungen ernst n<strong>im</strong>mt <strong>und</strong> Betroffene nicht<br />

mit dem Stereotyp des männlichen Täters konfrontiert (vgl. II Kap. 3.4).<br />

• Übergreifende <strong>Beratung</strong>sangebote für Frauen <strong>und</strong> Männer<br />

Fachberatungsstellen mit einem explizit geschlechtsübergreifenden Ansatz entstanden<br />

häufig <strong>im</strong> <strong>Kontext</strong> <strong>von</strong> Interventionsprojekten (z. B. in Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern).<br />

Auch die Konzeption der bayerischen Fachberatungsstellen verfolgte eine geschlechtsübergreifende<br />

Ausrichtung. Dabei wird da<strong>von</strong> ausgegangen, dass Frauen <strong>und</strong><br />

Männer als Opfer häuslicher Gewalt <strong>und</strong> Stalking vergleichbare Informations- <strong>und</strong> Unterstützungsbedarfe<br />

haben.<br />

Neben der gr<strong>und</strong>legenden Entscheidung, für welches Geschlecht das <strong>Beratung</strong>sangebot ausgelegt<br />

ist, werden bei weiteren Betroffenengruppen spezifische Bedarfe wahrgenommen<br />

(vgl. II Kap. 3.4) <strong>und</strong> z. T. eigenständige Angebote aufgebaut. Eine wachsende Bedeutung<br />

gewinnen <strong>Beratung</strong>skonzepte, die ergänzend zur Opferberatung auch explizit Unterstützungsangebote<br />

für minderjährige Kinder, die bei den betroffenen Klient(inn)en leben, bereit<br />

halten. 31<br />

4.2 Zugang zur <strong>Beratung</strong><br />

Basierend auf dem Freiwilligkeitsgr<strong>und</strong>satz arbeitet <strong>Beratung</strong> traditionell zumeist mit Personen,<br />

die sich aus eigener Initiative an die <strong>Beratung</strong> wenden (Selbstmelderinnen/Selbstmelder).<br />

32 Auch in der Fachberatung <strong>von</strong> Gewaltbetroffenen ist dies ein verbreiteter Ansatz,<br />

doch gewinnen daneben auch pro-aktive <strong>Beratung</strong>skonzepte an Bedeutung. Ein pro-aktives<br />

Vorgehen sieht vor, dass die <strong>Beratung</strong>seinrichtung <strong>von</strong> sich aus tätig wird <strong>und</strong> Opfer <strong>von</strong><br />

31 Über besonders umfangreiche Erfahrungen verfügt das Mannhe<strong>im</strong>er Frauenhaus e. V. (2002), das ein Gruppenangebot für gewaltbetroffene Mütter <strong>und</strong><br />

Kinder entwickelt <strong>und</strong> evaluiert hat. Hier finden sich konkrete Hinweise zur Konzeption <strong>und</strong> inhaltlichen Gestaltung der Arbeit mit Müttern <strong>und</strong> ihren<br />

Kindern.<br />

32 <strong>Beratung</strong>spflicht besteht z. B. bei der Schwangerschaftskonfliktberatung oder <strong>im</strong> weiteren Sinne <strong>im</strong> <strong>Kontext</strong> justizieller Auflagen.<br />

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