Berufsmobilität und Lebensform. Sind berufliche ... - ifb

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21.12.2013 Aufrufe

98 ifb - Materialien 8-2001 Familie Nachdem in den Einzeldarstellungen bereits der Verheirateten- und der Elternanteil in den jeweiligen Gruppen benannt wurde, soll nun die familiale Situation anhand von Familienformen verglichen werden, die aus diesen beiden Merkmalen gebildet wurden. 31 Im Anschluss werden die subjektiven Folgen für die Partnerschaft untersucht. Nicht verheiratete Paare ohne Kinder, also gering institutionalisierte Lebensformen, sind vor allem Fernbeziehungen, von denen über 80% in dieser Gruppe sind. Bei der Lebensform LAT kommt hinzu, dass es sich hier vorwiegend um eine voreheliche Lebensform handelt, wenn man das Alter der Befragten und die Tatsache, dass sich viele noch in Ausbildung befinden, mit berücksichtigt. Auch unter den Shuttles gibt es einen hohen Anteil nicht verheirateter kinderloser Paare. Shuttles sind zwar häufiger verheiratet als Fernbeziehungen, haben aber auch in diesem Fall seltener Kinder als andere Lebensformen. In hoch institutionalisierten Lebensformen, d.h. als verheiratetes Paar mit Kindern, leben besonders häufig Rejectors. Die Gründe für die Ablehnung der Mobilität sind bei Rejectors meist partnerschaftlicher oder familialer Natur. Am vorliegenden Ergebnis zeigt sich nun, dass Rejectors auch überdurchschnittlich häufig in solchen familialen Konstellationen leben, in denen Partner und Kinder bei der Entscheidung berücksichtigt werden müssen. Bei Ortsfesten, Varimobilen und Fernpendlern lebt ebenfalls jeweils mehr als die Hälfte der Gruppe mit Ehepartner und Kindern zusammen. Die Auswirkungen der Lebensform auf die Partnerschaft werden von den nicht mobilen Gruppen auf einer fünfstufigen Likertskala 32 meist positiv bewertet. Dagegen beurteilen vor allem Fernpendler, Shuttles und Varimobile die Folgen als eher negativ. Dies bestätigt sich bei einem Mittelwertvergleich, 33 der signifikante Unterschiede zwischen zwei Gruppen zum Ergebnis hat: 34 1. Gruppen mit eher negativen Folgen für die Partnerschaft: Varimobile, Fernbeziehungen, Shuttles und Fernpendler 2. Gruppen mit eher positiven Auswirkungen auf die Partnerschaft: Rejectors, Ortsfeste, Umzugsmobile Die erste Gruppe setzt sich aus allen Lebensformen zusammen, die aktuell mobil sind. Allen Befragten dieser ersten Gruppe ist gemeinsam, dass ihre Mobilität zu Zeitknappheit im privaten Bereich führt. Obwohl auch von allen diesen Gruppen, außer Fernpendlern, betont wird, man würde die verfügbare Zeit mit dem Partner intensiver nutzen, scheinen sich die Folgen der Mobilität aus Sicht der Betroffenen dann doch eher negativ auf die Partnerschaft auszuwirken. Nichtmobilität oder nur punktuelle Mobilität, wie bei Umzugsmobilen, deren Lebensform ansonsten der von Nichtmobilen sehr ähnelt, wirken sich dagegen positiv auf die Partnerschaft aus. 31 „mit Kindern“ bedeutet hierbei „mit Kindern im Haushalt“ 32 1=sehr positiv bis 5=sehr negativ 33 Berechnet mit einer Zufallsauswahl mit gleichen Gruppengrößen; mit den Originalgruppen überprüft, gleiche signifikante Ergebnisse, mit leicht veränderten Mittelwerten 34 Signifikanzniveau .05

Berufsmobilität und Lebensform 99 Tabelle 5.21: Familiale und berufliche Situation mobiler und nicht mobiler Lebensformen Fernpendler N=65 Shuttles N=106 Varimobile N=57 Fernbeziehungen N=162 Umzugsmobile N=67 Rejectors N=35 Ortsfeste N=54 Familienformen Nicht verheiratet – ohne % 9 31 23 83 15 12 9 Kind Nicht verheiratet – mit % 2 2 2 5 1 3 8 Kind Verheiratet – ohne Kind % 38 37 24 12 27 15 24 Verheiratet mit Kind % 51 30 51 0 57 70 59 Positive Auswirkungen auf die Partnerschaft a % 17 26 28 32 70 82 76 Positive Auswirkungen auf den Beruf a % 67 72 86 69 82 41 56 a Antwort: (sehr) positiv Quelle: Standardisierte Befragung Ökonomische Situation Die ökonomische Situation in den verschiedenen Gruppen soll anhand einer Gegenüberstellung von Einkommen und Gesamtkosten der Lebensform dargestellt werden. Im Anschluss folgt die subjektive Bewertung der Auswirkungen der Lebensformen auf den finanziellen Bereich. Um Verzerrungen aufgrund der unterschiedlichen Anteile von Voll- und Teilzeiterwerbstätigen zu vermeiden, 35 wird der Einkommensvergleich nur für vollerwerbstätige Personen durchgeführt. Das monatliche persönliche Nettoeinkommen wird durch den Vergleich des Anteils derjenigen Personen, die weniger als 2.500 DM und derjenigen, die mehr als 5.000 DM verdienen, dargestellt. Bei einem Nettoeinkommen von unter 2.500 DM liegt der Anteil der Varimobilen und der Shuttles unter 10%, derjenige der Ortsfesten, der Rejectors und der LATs dagegen bei 15% oder mehr. Ähnlich verteilt sich auch der Anteil derjenigen mit einem Einkommen über 5.000 DM: Bei Vari- und Umzugsmobilen liegen jeweils mehr als 45% in dieser Verdienstklasse und bei Shuttles und Rejectors nur um die 35%. Am schwächsten ist diese Einkommensklasse bei den LATs vertreten. Deren Einkommen scheint vergleichsweise niedrig zu sein. Dies kann unter anderem dadurch mit bedingt sein, dass diese Lebensform im Lebenslauf häufig zu Beginn einer Berufskarriere und vor einer Familien- 35 Zu den jeweiligen Anteilen, vgl. die „soziodemographische Situation“ der entsprechenden Lebensformen.

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<strong>ifb</strong> - Materialien 8-2001<br />

Familie<br />

Nachdem in den Einzeldarstellungen bereits der Verheirateten- <strong>und</strong> der Elternanteil in den<br />

jeweiligen Gruppen benannt wurde, soll nun die familiale Situation anhand von Familienformen<br />

verglichen werden, die aus diesen beiden Merkmalen gebildet wurden. 31 Im Anschluss<br />

werden die subjektiven Folgen für die Partnerschaft untersucht.<br />

Nicht verheiratete Paare ohne Kinder, also gering institutionalisierte <strong>Lebensform</strong>en, sind vor<br />

allem Fernbeziehungen, von denen über 80% in dieser Gruppe sind. Bei der <strong>Lebensform</strong> LAT<br />

kommt hinzu, dass es sich hier vorwiegend um eine voreheliche <strong>Lebensform</strong> handelt, wenn<br />

man das Alter der Befragten <strong>und</strong> die Tatsache, dass sich viele noch in Ausbildung befinden,<br />

mit berücksichtigt. Auch unter den Shuttles gibt es einen hohen Anteil nicht verheirateter kinderloser<br />

Paare. Shuttles sind zwar häufiger verheiratet als Fernbeziehungen, haben aber auch<br />

in diesem Fall seltener Kinder als andere <strong>Lebensform</strong>en.<br />

In hoch institutionalisierten <strong>Lebensform</strong>en, d.h. als verheiratetes Paar mit Kindern, leben besonders<br />

häufig Rejectors. Die Gründe für die Ablehnung der Mobilität sind bei Rejectors<br />

meist partnerschaftlicher oder familialer Natur. Am vorliegenden Ergebnis zeigt sich nun,<br />

dass Rejectors auch überdurchschnittlich häufig in solchen familialen Konstellationen leben,<br />

in denen Partner <strong>und</strong> Kinder bei der Entscheidung berücksichtigt werden müssen. Bei Ortsfesten,<br />

Varimobilen <strong>und</strong> Fernpendlern lebt ebenfalls jeweils mehr als die Hälfte der Gruppe mit<br />

Ehepartner <strong>und</strong> Kindern zusammen.<br />

Die Auswirkungen der <strong>Lebensform</strong> auf die Partnerschaft werden von den nicht mobilen<br />

Gruppen auf einer fünfstufigen Likertskala 32 meist positiv bewertet. Dagegen beurteilen vor<br />

allem Fernpendler, Shuttles <strong>und</strong> Varimobile die Folgen als eher negativ. Dies bestätigt sich<br />

bei einem Mittelwertvergleich, 33 der signifikante Unterschiede zwischen zwei Gruppen zum<br />

Ergebnis hat: 34<br />

1. Gruppen mit eher negativen Folgen für die Partnerschaft:<br />

Varimobile, Fernbeziehungen, Shuttles <strong>und</strong> Fernpendler<br />

2. Gruppen mit eher positiven Auswirkungen auf die Partnerschaft:<br />

Rejectors, Ortsfeste, Umzugsmobile<br />

Die erste Gruppe setzt sich aus allen <strong>Lebensform</strong>en zusammen, die aktuell mobil sind. Allen<br />

Befragten dieser ersten Gruppe ist gemeinsam, dass ihre Mobilität zu Zeitknappheit im privaten<br />

Bereich führt. Obwohl auch von allen diesen Gruppen, außer Fernpendlern, betont wird,<br />

man würde die verfügbare Zeit mit dem Partner intensiver nutzen, scheinen sich die Folgen<br />

der Mobilität aus Sicht der Betroffenen dann doch eher negativ auf die Partnerschaft auszuwirken.<br />

Nichtmobilität oder nur punktuelle Mobilität, wie bei Umzugsmobilen, deren <strong>Lebensform</strong><br />

ansonsten der von Nichtmobilen sehr ähnelt, wirken sich dagegen positiv auf die Partnerschaft<br />

aus.<br />

31 „mit Kindern“ bedeutet hierbei „mit Kindern im Haushalt“<br />

32 1=sehr positiv bis 5=sehr negativ<br />

33 Berechnet mit einer Zufallsauswahl mit gleichen Gruppengrößen; mit den Originalgruppen überprüft, gleiche signifikante<br />

Ergebnisse, mit leicht veränderten Mittelwerten<br />

34 Signifikanzniveau .05

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