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Berufsmobilität und Lebensform. Sind berufliche ... - ifb

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Berufsmobilität <strong>und</strong> <strong>Lebensform</strong> 7<br />

1 Mobilität <strong>und</strong> Mobilsein in Zeiten von Individualisierung <strong>und</strong><br />

Globalisierung<br />

1.1 Mobilität als Schlüsselbegriff der Moderne<br />

Der Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungs- <strong>und</strong> Informations- hin zur globalisierten<br />

mobilen Gesellschaft ist begleitet vom allmählichen Bedeutungsrückgang des Nationalstaats.<br />

An seine Stelle treten transnationale wirtschaftliche <strong>und</strong> politische Unionen <strong>und</strong> weltumspannende<br />

Netzwerke international tätiger Unternehmen. Klare Grenzen, starre Strukturen <strong>und</strong> regulierte<br />

Prozessabläufe verflüssigen sich <strong>und</strong> werden teilweise ersetzt durch „global flows“,<br />

d.h. durch permanente Bewegungen <strong>und</strong> Ströme von Menschen, Kapital, Gütern <strong>und</strong> Ideen.<br />

Diese Bewegungen haben keinen Ausgangs- <strong>und</strong> keinen Endpunkt. Sie folgen keinen klaren<br />

Regeln, sondern sind an sich rasch wandelnden Bedingungen orientiert <strong>und</strong> damit nur bedingt<br />

steuer- <strong>und</strong> schwer vorhersehbar. Das ist das Szenario des britischen Sozialwissenschaftlers<br />

John Urry, wonach sich die Welt im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert gr<strong>und</strong>legend wandeln wird (Urry 2000).<br />

Institutionelle <strong>und</strong> gesellschaftliche Strukturen haben bereits begonnen sich aufzulösen <strong>und</strong><br />

zu verflüssigen, wobei eine klare Grenzziehung zwischen Innen <strong>und</strong> Außen verschwindet. Es<br />

entstehen fluide Formen von Organisation <strong>und</strong> Integration. In diesem Prozess der Verflüssigung<br />

von Strukturen <strong>und</strong> Zugehörigkeiten durchdringen <strong>und</strong> vermengen sich Imagination <strong>und</strong><br />

Information, Materielles <strong>und</strong> Immaterielles, Soziales <strong>und</strong> Natürliches. Getragen <strong>und</strong> beschleunigt<br />

wird diese Entwicklung von „mobilen Persönlichkeiten“, von global tätigen Menschen,<br />

die überall zu Hause sind – <strong>und</strong> nirgends.<br />

Diese Veränderungen des globalen Systems haben unmittelbare Folgen innerhalb von Gesellschaften,<br />

die sich bis hin zu den einzelnen Individuen auswirken. Eine dieser spürbaren Folgen<br />

ist, dass, besonders im <strong>berufliche</strong>n Bereich, Dauerhaftigkeit <strong>und</strong> Sicherheit zunehmend<br />

abgelöst werden durch eine flexible Dynamik mit allen Risiken <strong>und</strong> Chancen. Im Zuge der<br />

langsamen Auflösung traditioneller gesellschaftlicher Strukturen mit ihren starren Normierungen<br />

der Beschäftigungsverhältnisse lösen sich auch die darauf gründenden<br />

Lebenslaufmuster auf. In diesem Prozess, durch den Strukturwandel der Wirtschaft <strong>und</strong> den<br />

technologischen Fortschritt in Gang gebracht <strong>und</strong> durch die zunehmende Globalisierung<br />

weiter beschleunigt, wird den Menschen ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit <strong>und</strong><br />

Mobilitätsbereitschaft abverlangt. Innehalten bedeutet Rückschritt <strong>und</strong> wer zurückbleibt wird<br />

abgehängt. Gefragt ist das „mobile Subjekt“, der Mensch, der möglichst frei ist von privaten<br />

Bindungen <strong>und</strong> Obligationen <strong>und</strong> bereit, sich offen <strong>und</strong> flexibel auf immer neue<br />

Anforderungen einzustellen.<br />

Der Mobilitätsdruck erhöht sich durch die Umstrukturierung des Arbeitsmarkts <strong>und</strong> zudem<br />

durch die gestiegene Berufsqualifizierung der Frauen. Frauen streben ihre eigene Karriere an,<br />

losgelöst von der ihres Partners. Während der beruflich induzierte Mobilitätsdruck wächst,<br />

schafft der Wandel von Familie <strong>und</strong> privater Lebensführung die Möglichkeiten tatsächlich<br />

mobil zu sein. Individualisierung <strong>und</strong> Pluralisierung der Lebensführung eröffnen Optionen für<br />

die individuelle Ausgestaltung der <strong>Lebensform</strong>. Ohne diese Optionen wäre die Vereinbarkeit<br />

von Beruf <strong>und</strong> Familie noch schwieriger, als sie es ohnehin geworden ist. Dynamische Arbeitsmarkterfordernisse<br />

machen flexible private <strong>Lebensform</strong>en notwendig. Die starren Ehe-

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