Berufsmobilität und Lebensform. Sind berufliche ... - ifb

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21.12.2013 Aufrufe

56 ifb - Materialien 8-2001 4 Zur Verbreitung mobiler Lebensformen in Deutschland – Ergebnisse von Analysen des Mikrozensus und anderer repräsentativer Daten Mit speziellen Auswertungen von repräsentativen Daten wurden erste Informationen über die in der vorliegenden Studie betrachteten mobilen Lebensformen zusammengestellt. Sowohl im Allbus als auch im Wohlfahrtssurvey, zwei bedeutenden sozialwissenschaftlichen Bevölkerungsumfragen, fanden sich keine geeigneten Variablen, um berufsmobile Gruppen im Sinne der Studie zu identifizieren. Weder wird die Dauer des Arbeitswegs erhoben noch ob es überhaupt einen festen Arbeitsort gibt. Gleiches gilt für Zweitwohnungen. Wenn doch danach gefragt wird, dann fast immer mit der impliziten Unterstellung, dass der Ort des gemeinsamen Hauptwohnsitzes letztlich auch der Ort ist, von dem aus man zur Arbeit fährt. Ähnliches gilt für die Lebensverlaufsstudie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in Berlin. Dort wird zwar eine umfangreiche Umzugsbiographie abgefragt, aber weder zu den Umzugsgründen noch über das Vorhandensein von Nebenwohnungen liegen Informationen vor. Dagegen enthält das Sozioökonomische Panel (kurz SOEP) relativ differenzierte Daten zu der hier interessierenden Fragestellung. Außerdem konnte der Datensatz „Migrationspotentiale“ des Mannheimer Zentrums für Europäische Sozialforschung (MZES) zur Untersuchung der Umzugsmobilen und der Partnerschaften mit zwei Haushalten verwendet werden 2 . Auf eine Auswertung des DJI-Familiensurveys, der Partnerschaften in getrennten Haushalten explizit erfasst, wurde verzichtet, da das SOEP diesbezüglich die aktuelleren Informationen bietet und entsprechende Auswertungen in anderem Zusammenhang schon vorgenommen wurden (vgl. Schneider 1996). Schließlich findet man in der amtlichen Statistik, d.h. im Mikrozensus, Daten über Fernpendler und Shuttles, die ebenfalls ausgewertet wurden. 4.1 Kurzbeschreibung der analysierten Datensätze Das SOEP ist eine repräsentative Längsschnittstudie privater Haushalte in der Bundesrepublik Deutschland, die seit 1984 in jährlichen Wellen wiederholt wird 3 . Die folgenden Auswertungen basieren zum größten Teil auf Welle 14 aus dem Jahr 1997, die neben ihrer Aktualität den Vorteil bot, dass sehr viele relevante Informationen abgefragt wurden, die zur Bildung der berufsmobilen Gruppen nötig waren. So konnte ca. die Hälfte aller Befragten einer der, im Sinne der Studie, berufsmobilen Gruppen zugeordnet werden. Allerdings fehlten auch bestimmte Daten, weshalb Informationen über Fernpendler mit der Erhebung 1995 und über Shuttles mit der Erhebung 1993 ausgewertet werden mussten. Der zweite Datensatz, der zu Vorstudien für das Projekt „Berufsmobilität und Lebensform“ genutzt werden konnte, war die Studie „Migrationspotentiale“, die im Rahmen des gleichnamigen Projekts am MZES durchgeführt wurde (vgl. Kalter 1997). Das Ziel der Studie war eine Modellierung des Wanderungsentscheidungsprozesses. Hier können Aussagen zu umzugsmobilen Paaren und zu Fernbezie- 2 3 An dieser Stelle sei Frank Kalter für die schnelle und unkomplizierte Bereitstellung des Datensatzes nochmals gedankt. vgl. z.B. http://www.diw-berlin.de/soep/

Berufsmobilität und Lebensform 57 hungen gemacht werden. Die Ergebnisse sind nicht repräsentativ, sondern beziehen sich nur auf die Stichprobengesamtheit, da mit ungewichteten Werten gerechnet wurde. Die dritte Datenquelle, der Mikrozensus, stammt aus der amtlichen Statistik und ist eine repräsentative Ein-Prozent-Haushaltsstichprobe der Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland, die seit 1957 jährlich durchgeführt wird. Im Hinblick auf unser Projekt enthält der Mikrozensus Informationen zu zwei relevanten Gruppen: Zu Fernpendlern und zu Shuttles. Die Auswertungen zu diesen beiden Gruppen wurden mit der 70%-Stichprobe des Mikrozensus 1996 durchgeführt. Grundgesamtheit ist die Bevölkerung in Privathaushalten. Um die Vergleichbarkeit der Gruppen untereinander sowie mit der vorliegenden Studie zu gewährleisten, wurde die Grundgesamtheit auf erwerbstätige Personen im Alter zwischen 20 und 59 Jahren eingeschränkt. Die Beschreibung der ausgewählten soziodemographischen Merkmale bezieht sich auf Personen mit Partner in der entsprechenden Mobilitätsform. 4.2 Ergebnisse Umzugsmobile Paare Als umzugsmobil werden in der vorliegenden Studie solche Paare definiert, die angesichts der Mobilitätsanforderung eines Partners gemeinsam umziehen, wobei eine Mindestentfernung von 50 km zurückgelegt worden sein muss 4 . Weder im SOEP noch im Datensatz des MZES waren alle Bedingungen für eine eindeutige Definition erfüllt, vor allem wurde die Umzugsdistanz in keinem Fall erfragt. So bezeichnet umzugsmobil im SOEP nach der hier vorgenommenen Auswahl Personen, die innerhalb der letzten 5 Jahre aus beruflichen Gründen umgezogen sind 5 und in dieser Zeit schon mit ihrem aktuellen Partner zusammen waren. Da keine Entfernungsangaben vorhanden sind, muss unter Umzug alles, vom Wohnungswechsel im gleichen Haus bis zum Fernumzug, verstanden werden. Anders im Datensatz des MZES, wo Umzug tatsächlich Ortswechsel bedeutet. In diesem Datensatz sind Personen identifizierbar, die bei der ersten Befragung angegeben hatten, sie hätten vor, aus beruflichen Gründen umzuziehen und die dies nach einem Jahr auch getan hatten. Diese Personen lebten zum ersten Befragungszeitpunkt in einer Partnerschaft. Es konnte nicht überprüft werden, ob die Partnerschaft auch noch nach dem Umzug bestand. In beiden Datensätzen ist der Anteil der Personen, die in einer bestehenden Partnerschaft aus beruflichen Gründen umziehen, sehr gering: Im SOEP waren dies in einem 5-Jahresintervall nur 52 Personen (ca. 1%), im Datensatz des MZES beträgt der Anteil ebenfalls ca. 1% (N=19). 6 Aufgrund der geringen Fallzahlen und der teilweise ungenügenden Umsetzungsmöglichkeiten der Definition soll hier auf die Darstellung der weiteren Auswertungen nach soziodemographischen Merkmalen verzichtet werden. Für einen groben Überblick sind die Ergebnisse jedoch in Tabelle 4.1 dargestellt. Angaben über Umzüge im Mikrozensus beinhal- 4 Für eine vollständige Definition der Gruppen und eine genauere Erklärung , siehe Kapitel 1.2 5 6 Umzug meint hier Haushaltswechsel. Aufgrund der geringen Fallzahl wird auf eine Differenzierung in Ost- und Westdeutschland verzichtet.

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<strong>ifb</strong> - Materialien 8-2001<br />

4 Zur Verbreitung mobiler <strong>Lebensform</strong>en in Deutschland –<br />

Ergebnisse von Analysen des Mikrozensus <strong>und</strong> anderer<br />

repräsentativer Daten<br />

Mit speziellen Auswertungen von repräsentativen Daten wurden erste Informationen über die<br />

in der vorliegenden Studie betrachteten mobilen <strong>Lebensform</strong>en zusammengestellt. Sowohl im<br />

Allbus als auch im Wohlfahrtssurvey, zwei bedeutenden sozialwissenschaftlichen Bevölkerungsumfragen,<br />

fanden sich keine geeigneten Variablen, um berufsmobile Gruppen im Sinne<br />

der Studie zu identifizieren. Weder wird die Dauer des Arbeitswegs erhoben noch ob es überhaupt<br />

einen festen Arbeitsort gibt. Gleiches gilt für Zweitwohnungen. Wenn doch danach gefragt<br />

wird, dann fast immer mit der impliziten Unterstellung, dass der Ort des gemeinsamen<br />

Hauptwohnsitzes letztlich auch der Ort ist, von dem aus man zur Arbeit fährt. Ähnliches gilt<br />

für die Lebensverlaufsstudie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in Berlin. Dort<br />

wird zwar eine umfangreiche Umzugsbiographie abgefragt, aber weder zu den Umzugsgründen<br />

noch über das Vorhandensein von Nebenwohnungen liegen Informationen vor.<br />

Dagegen enthält das Sozioökonomische Panel (kurz SOEP) relativ differenzierte Daten zu der<br />

hier interessierenden Fragestellung. Außerdem konnte der Datensatz „Migrationspotentiale“<br />

des Mannheimer Zentrums für Europäische Sozialforschung (MZES) zur Untersuchung der<br />

Umzugsmobilen <strong>und</strong> der Partnerschaften mit zwei Haushalten verwendet werden 2 . Auf eine<br />

Auswertung des DJI-Familiensurveys, der Partnerschaften in getrennten Haushalten explizit<br />

erfasst, wurde verzichtet, da das SOEP diesbezüglich die aktuelleren Informationen bietet <strong>und</strong><br />

entsprechende Auswertungen in anderem Zusammenhang schon vorgenommen wurden (vgl.<br />

Schneider 1996). Schließlich findet man in der amtlichen Statistik, d.h. im Mikrozensus, Daten<br />

über Fernpendler <strong>und</strong> Shuttles, die ebenfalls ausgewertet wurden.<br />

4.1 Kurzbeschreibung der analysierten Datensätze<br />

Das SOEP ist eine repräsentative Längsschnittstudie privater Haushalte in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland, die seit 1984 in jährlichen Wellen wiederholt wird 3 . Die folgenden Auswertungen<br />

basieren zum größten Teil auf Welle 14 aus dem Jahr 1997, die neben ihrer Aktualität den<br />

Vorteil bot, dass sehr viele relevante Informationen abgefragt wurden, die zur Bildung der berufsmobilen<br />

Gruppen nötig waren. So konnte ca. die Hälfte aller Befragten einer der, im Sinne<br />

der Studie, berufsmobilen Gruppen zugeordnet werden. Allerdings fehlten auch bestimmte<br />

Daten, weshalb Informationen über Fernpendler mit der Erhebung 1995 <strong>und</strong> über Shuttles mit<br />

der Erhebung 1993 ausgewertet werden mussten. Der zweite Datensatz, der zu Vorstudien für<br />

das Projekt „Berufsmobilität <strong>und</strong> <strong>Lebensform</strong>“ genutzt werden konnte, war die Studie<br />

„Migrationspotentiale“, die im Rahmen des gleichnamigen Projekts am MZES durchgeführt<br />

wurde (vgl. Kalter 1997). Das Ziel der Studie war eine Modellierung des Wanderungsentscheidungsprozesses.<br />

Hier können Aussagen zu umzugsmobilen Paaren <strong>und</strong> zu Fernbezie-<br />

2<br />

3<br />

An dieser Stelle sei Frank Kalter für die schnelle <strong>und</strong> unkomplizierte Bereitstellung des Datensatzes nochmals<br />

gedankt.<br />

vgl. z.B. http://www.diw-berlin.de/soep/

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