Berufsmobilität und Lebensform. Sind berufliche ... - ifb
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54 ifb - Materialien 8-2001 resse am Gegenüber durch Nicken oder hochgezogene Augenbrauen zum Ausdruck bringt, muss lernen, dies verbal oder paraverbal zu tun. Dazu sind nicht zwingend Sätze erforderlich, es genügt auch ein „hm“ oder es wird über die Art der Nachfrage für den Befragten erkennbar. „Gut fand ich, wie die Interviewerin mir immer Rückmeldung gegeben hat, durch „ah ja“ und „mmmh“. Dadurch war es gar nicht so wichtig, dass so nonverbale und mimische Signale gefehlt haben.“ (LAT) „Ich glaub, ich hab wichtige Sachen eher noch mal wiederholt, um sicher zu sein, dass die auch angekommen sind. Da fehlt es halt zu sehen, ob die [Interviewerin, Anm. H.M.] nickt und das auch verstanden hat. Da fand ich ganz gut, dass die immer wieder so kurze Zusammenfassungen gemacht hat und das auch wiederholt hat, was man gesagt hat.“ (Shuttle) Abgesehen davon, dass die Interviewerin ihr eigenes mimisches und gestisches Kommunikationsverhalten verbalisieren muss, muss sie in der Lage sein, auf visuelle Anhaltspunkte bei ihrem Gesprächspartner verzichten zu können. Bei qualitativen Interviews ist der adäquate Umgang mit paraverbaler Kommunikation und Gesprächspausen entscheidend dafür, dass sehr persönliche Informationen über das eigene Erleben berichtet werden. Nach Einschätzung der Interviewerinnen fordert das leitfadengeführte Telefoninterview ein deutlich höheres Maß an Konzentration. „Im Vergleich zum qualitativen face-to-face Interview erfordert das qualitative Telefoninterview ein erheblich höheres Maß an Konzentration von mir. Das eindeutige Setting des face-to-face Interviews mit dem material greif- und sichtbaren Gegenüber bündelt die Aufmerksamkeit der Interviewerin quasi selbstläufig. Gestik und Mimik des Gegenübers unterstützen und konturieren die Kommunikation. Im telefonischen Kontakt fällt diese „automatische“ Unterstützung der Konzentrationsfähigkeit weg. Alle Aufmerksamkeit muss dem Gesprochenen zuteil werden. Diese so minimierte Ablenkung fördert aber andererseits eine stringentere Interviewführung, indem ein prägnanteres Erfassen des Gesagten ermöglicht wird.“ (Erfahrungsbericht einer Interviewerin) Das Wegfallen nonverbaler Kommunikation als wichtiger Stellgröße der Gesprächsführung erfordert in höherem Maß als beim face-to-face Interview, dass sich die Interviewerin sprachlich auf das Gegenüber bezieht: Reformulierungen und Interpretationsangebote durch die Interviewerin leisten einen entscheidenden Beitrag zur Etablierung eines stabilen Gesprächskontakts. Zudem wird es möglich, Missverständnissen und kommunikative „Schräglagen“ zu erkennen. In diesem Zusammenhang erweist es sich als besonders wichtig, die InterviewpartnerInnen dazu einzuladen, ihre Unsicherheit darüber, ob sie die Fragen richtig verstanden haben und „richtig“ beantworten, zu artikulieren. Hier können Bestätigungen oder Korrektur durch die Interviewerin ansetzen und somit wiederum den Austausch verdichten und intensivieren. 3.4.3 Fazit Die Erfahrungen mit dem Telefoninterview als Methode der vollstandardisierten als auch der halbstandardisierten Befragung im Rahmen der vorliegenden Studie sind durchweg positiv. Im Zusammenhang mit dem vollstandardisierten Telefoninterview bestätigt sich auch in der
Berufsmobilität und Lebensform 55 vorliegenden Studie, dass diese Form der Befragung dem postalisch zugestellten Fragebogen ebenso wie dem face-to-face Interview überlegen ist. Der Einsatz des leitfadengeführten Telefoninterviews belegt, dass diese Form der Befragung eine gute Alternative zum face-to-face Interview darstellt. Wir führen diese positiven Erfahrungen maßgeblich darauf zurück, dass das Telefongespräch in der heutigen Alltagskommunikation weitgehend die gleichen Funktionen übernimmt wie der direkte Gesprächskontakt: Das Telefon dient nicht mehr nur, wie bei der Einführung des Mediums, in erster Linie zur Übermittlung von Sachinformationen, sondern wird ebenso wie das persönliche Gespräch zum persönlichen Austausch genutzt. Hinzu kommt, dass es vielen Menschen unangenehm ist, wenn die Interviewerin in die Wohnung kommt und dadurch in die Privatsphäre eindringt. Eine Verletzung der Privatsphäre wird mit einem Telefoninterview in der Regel nicht verbunden. Sollten diese Erfahrungen und Bewertungen zutreffend sein, ist das Telefoninterview dem face-to-face Interview nicht nur vor dem Hintergrund der hohen Zeit- und Kostenersparnis überlegen. Nicht übersehen werden darf, dass der Anwendungsbereich bestimmten Einschränkungen unterliegt. Das leitfadengeführte Telefoninterview kann bei bestimmten Bevölkerungsgruppen (z.B. Kinder, ältere Menschen) und bestimmten Fragestellungen nicht mit dem face-to-face Interview konkurrieren. Im Rahmen der Methodenforschung sollten Vorzüge und mögliche Beschränkungen des qualitativen Telefoninterviews intensiv ausgelotet und geprüft werden.
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Berufsmobilität <strong>und</strong> <strong>Lebensform</strong> 55<br />
vorliegenden Studie, dass diese Form der Befragung dem postalisch zugestellten Fragebogen<br />
ebenso wie dem face-to-face Interview überlegen ist.<br />
Der Einsatz des leitfadengeführten Telefoninterviews belegt, dass diese Form der Befragung<br />
eine gute Alternative zum face-to-face Interview darstellt. Wir führen diese positiven Erfahrungen<br />
maßgeblich darauf zurück, dass das Telefongespräch in der heutigen Alltagskommunikation<br />
weitgehend die gleichen Funktionen übernimmt wie der direkte Gesprächskontakt:<br />
Das Telefon dient nicht mehr nur, wie bei der Einführung des Mediums, in erster Linie zur<br />
Übermittlung von Sachinformationen, sondern wird ebenso wie das persönliche Gespräch<br />
zum persönlichen Austausch genutzt. Hinzu kommt, dass es vielen Menschen unangenehm<br />
ist, wenn die Interviewerin in die Wohnung kommt <strong>und</strong> dadurch in die Privatsphäre eindringt.<br />
Eine Verletzung der Privatsphäre wird mit einem Telefoninterview in der Regel nicht verb<strong>und</strong>en.<br />
Sollten diese Erfahrungen <strong>und</strong> Bewertungen zutreffend sein, ist das Telefoninterview<br />
dem face-to-face Interview nicht nur vor dem Hintergr<strong>und</strong> der hohen Zeit- <strong>und</strong> Kostenersparnis<br />
überlegen.<br />
Nicht übersehen werden darf, dass der Anwendungsbereich bestimmten Einschränkungen unterliegt.<br />
Das leitfadengeführte Telefoninterview kann bei bestimmten Bevölkerungsgruppen<br />
(z.B. Kinder, ältere Menschen) <strong>und</strong> bestimmten Fragestellungen nicht mit dem face-to-face<br />
Interview konkurrieren. Im Rahmen der Methodenforschung sollten Vorzüge <strong>und</strong> mögliche<br />
Beschränkungen des qualitativen Telefoninterviews intensiv ausgelotet <strong>und</strong> geprüft werden.