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Berufsmobilität und Lebensform. Sind berufliche ... - ifb

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<strong>ifb</strong> - Materialien 8-2001<br />

resse am Gegenüber durch Nicken oder hochgezogene Augenbrauen zum Ausdruck bringt,<br />

muss lernen, dies verbal oder paraverbal zu tun. Dazu sind nicht zwingend Sätze erforderlich,<br />

es genügt auch ein „hm“ oder es wird über die Art der Nachfrage für den Befragten erkennbar.<br />

„Gut fand ich, wie die Interviewerin mir immer Rückmeldung gegeben hat, durch „ah<br />

ja“ <strong>und</strong> „mmmh“. Dadurch war es gar nicht so wichtig, dass so nonverbale <strong>und</strong> mimische<br />

Signale gefehlt haben.“ (LAT)<br />

„Ich glaub, ich hab wichtige Sachen eher noch mal wiederholt, um sicher zu sein, dass<br />

die auch angekommen sind. Da fehlt es halt zu sehen, ob die [Interviewerin, Anm. H.M.]<br />

nickt <strong>und</strong> das auch verstanden hat. Da fand ich ganz gut, dass die immer wieder so kurze<br />

Zusammenfassungen gemacht hat <strong>und</strong> das auch wiederholt hat, was man gesagt hat.“<br />

(Shuttle)<br />

Abgesehen davon, dass die Interviewerin ihr eigenes mimisches <strong>und</strong> gestisches Kommunikationsverhalten<br />

verbalisieren muss, muss sie in der Lage sein, auf visuelle Anhaltspunkte bei<br />

ihrem Gesprächspartner verzichten zu können. Bei qualitativen Interviews ist der adäquate<br />

Umgang mit paraverbaler Kommunikation <strong>und</strong> Gesprächspausen entscheidend dafür, dass<br />

sehr persönliche Informationen über das eigene Erleben berichtet werden. Nach Einschätzung<br />

der Interviewerinnen fordert das leitfadengeführte Telefoninterview ein deutlich höheres Maß<br />

an Konzentration.<br />

„Im Vergleich zum qualitativen face-to-face Interview erfordert das qualitative Telefoninterview<br />

ein erheblich höheres Maß an Konzentration von mir. Das eindeutige Setting<br />

des face-to-face Interviews mit dem material greif- <strong>und</strong> sichtbaren Gegenüber bündelt<br />

die Aufmerksamkeit der Interviewerin quasi selbstläufig. Gestik <strong>und</strong> Mimik des Gegenübers<br />

unterstützen <strong>und</strong> konturieren die Kommunikation. Im telefonischen Kontakt fällt<br />

diese „automatische“ Unterstützung der Konzentrationsfähigkeit weg. Alle Aufmerksamkeit<br />

muss dem Gesprochenen zuteil werden. Diese so minimierte Ablenkung fördert aber<br />

andererseits eine stringentere Interviewführung, indem ein prägnanteres Erfassen des<br />

Gesagten ermöglicht wird.“ (Erfahrungsbericht einer Interviewerin)<br />

Das Wegfallen nonverbaler Kommunikation als wichtiger Stellgröße der Gesprächsführung<br />

erfordert in höherem Maß als beim face-to-face Interview, dass sich die Interviewerin sprachlich<br />

auf das Gegenüber bezieht: Reformulierungen <strong>und</strong> Interpretationsangebote durch die Interviewerin<br />

leisten einen entscheidenden Beitrag zur Etablierung eines stabilen Gesprächskontakts.<br />

Zudem wird es möglich, Missverständnissen <strong>und</strong> kommunikative „Schräglagen“ zu<br />

erkennen. In diesem Zusammenhang erweist es sich als besonders wichtig, die InterviewpartnerInnen<br />

dazu einzuladen, ihre Unsicherheit darüber, ob sie die Fragen richtig verstanden haben<br />

<strong>und</strong> „richtig“ beantworten, zu artikulieren. Hier können Bestätigungen oder Korrektur<br />

durch die Interviewerin ansetzen <strong>und</strong> somit wiederum den Austausch verdichten <strong>und</strong> intensivieren.<br />

3.4.3 Fazit<br />

Die Erfahrungen mit dem Telefoninterview als Methode der vollstandardisierten als auch der<br />

halbstandardisierten Befragung im Rahmen der vorliegenden Studie sind durchweg positiv.<br />

Im Zusammenhang mit dem vollstandardisierten Telefoninterview bestätigt sich auch in der

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