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Berufsmobilität und Lebensform. Sind berufliche ... - ifb

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<strong>ifb</strong> - Materialien 8-2001<br />

Zentral für qualitative Interviews ist, dass auf Seiten des/der Befragten die Bereitschaft<br />

entsteht, über die eigene subjektive Perspektive zu erzählen <strong>und</strong> dabei zum Teil sehr private<br />

Einblicke in das eigene Leben zu gewähren. Entsteht der Prozess der Selbstöffnung<br />

auch dann, wenn auf Mimik <strong>und</strong> Gestik als wichtige Träger nonverbaler Kommunikation<br />

verzichtet wird? Nach unseren Erfahrungen stehen leitfadengeführte Telefoninterviews<br />

nicht hinter face-to-face Interviews zurück. Es ist nicht völlig auszuschließen, dass hierbei<br />

auch ein Stichprobeneffekt zum Tragen kommt: Die mobilen Befragten zählen zu einer<br />

Bevölkerungsgruppe, die in aller Regel geübt darin ist, Alltagskommunikation mit<br />

dem Partner oder den Kindern über Medien wie Telefon oder E-mail zu führen. Die positiven<br />

Erfahrungen auch in der Gruppe der nicht mobilen Untersuchungsteilnehmer lassen<br />

jedoch eher darauf schließen, dass das Telefongespräch den gleichen Stellenwert wie das<br />

persönliche Gespräch hat. Es wird heute nicht mehr nur in erster Linie zur Sachinformation<br />

genutzt, wie es bei der Einführung des Mediums der Fall war. Telefonate werden<br />

heute mit großer Selbstverständlichkeit dazu genutzt, persönliche Informationen auszutauschen,<br />

Beziehungen zu pflegen <strong>und</strong> zu gestalten.<br />

„Also bezüglich Offenheit macht es keinen Unterschied, ob das direkt oder telefonisch<br />

stattfindet. Aber es gibt sicher einen Unterschied dahingehend, wie lange das dauert.<br />

Beim persönlichen, das ist länger, weil meine Antworten ausführlicher sind. Und beim<br />

Telefon, da hab ich eine andere Haltung, das ist sachlicher <strong>und</strong> zielorientierter <strong>und</strong> dadurch<br />

dann auch strikter, prägnanter <strong>und</strong> zügiger. Es ist trotzdem eine gute Gesprächssituation<br />

<strong>und</strong> –atmosphäre. Wobei das nicht heißt, dass es da zu einem inhaltlichen Verlust<br />

kommt oder ich weniger offen bin, es ist eben funktionalisierter.“ (LAT)<br />

Die höhere Anonymität, die das Telefoninterview bietet, fördert sogar die Auskunftsbereitschaft<br />

<strong>und</strong> die Offenheit der Befragten. Darauf lassen die Erfahrungen der Interviewerinnen<br />

als auch die Aussagen der Befragten selbst schließen:<br />

„Für mich war gerade auch diese Anonymität ein Vorteil. Ich konnte dadurch ehrlicher<br />

<strong>und</strong> offener sein, wie wenn mir jemand direkt gegenüber sitzt. Da bin ich eher in Gefahr,<br />

auch mal sozial erwünscht zu antworten.“ (Interviewerin)<br />

Im Rahmen der Methodenforschung ist zu prüfen, inwieweit ein Interviewerinneneffekt bei<br />

Telefoninterviews verringert werden kann.<br />

„Die Wirkung der Interviewerin ist abgeschwächter. Der Einfluss, ob ich die sympathisch<br />

oder unsympathisch finde, ist nicht so gravierend. Ich denke, das macht die Informationen<br />

<strong>und</strong> Ergebnisse auch objektiver.“(Interviewerin)<br />

• Kann ein Telefoninterview von durchschnittlich 70 Minuten Dauer geführt werden?<br />

In der Erprobungsphase stellte sich zunächst die Frage, welche Interviewdauer im Fall<br />

von leitfadengeführten Interviews möglich ist. Die Erfahrungen mit vollstandardisierten<br />

Telefoninterviews zeigen, dass eine Dauer von mehr als 30 Minuten nicht überschritten<br />

werden sollte. Unsere Erfahrungen zeigen, dass bei einem leitfadengestützten Interview<br />

eine Dauer von 70 Minuten in einer Stichprobe von Erwerbstätigen <strong>und</strong> deren Partnern<br />

keine gr<strong>und</strong>sätzlichen Probleme aufwirft. Dies dürfte entscheidend darauf zurückzuführen<br />

sein, dass die Antworten auf die Fragen der Interviewerin frei erfolgen – es gilt also<br />

an kein Antwortformat zu erinnern - <strong>und</strong> das Telefon zum Alltagsmedium der Kommunikation<br />

geworden ist.

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