Berufsmobilität und Lebensform. Sind berufliche ... - ifb

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21.12.2013 Aufrufe

48 ifb - Materialien 8-2001 Im Rahmen der vorliegenden Studie wurde ein neuer Weg eingeschlagen: Es wurde nicht nur bei der quantitativen, sondern auch bei der qualitativen Erhebung das Telefoninterview als Befragungsmethode gewählt (Hinweise zu den eingesetzten Telefoninterviews siehe Tab. 3.3). Die Entwicklung dieses Vorgehens wurde durch die spezifischen Charakteristika der vorliegenden Untersuchungsgruppe angestoßen: Die Zielpersonen sind durchgängig berufstätig und bei den mobilen Befragten ist von einer erheblichen Zeitknappheit auszugehen. Zudem war es im Zuge der Stichprobenrekrutierung nicht möglich, sich auf ausgewählte regionale Zentren zu beschränken. Bei dieser Befragtengruppe werden die oben skizzierten Vorteile des Telefoninterviews besonders attraktiv. Maßgeblich dafür, dass wir auch bei der qualitativen Erhebung das Telefoninterview als methodischen Zugang wählten, waren die positiven Erfahrungen einer intensiven Erprobungsphase. Tabelle 3.3: Das Setting der Telefoninterviews in den verschiedenen Erhebungsphasen Telefonische Kontaktaufnahme und Vorbefragung (Gruppenzuordnung, Terminvereinbarung) Erster Untersuchungstermin (Standardisierte Befragung von 786 UntersuchungsteilnehmerInnen) Zweiter Untersuchungstermin (Qualitative Befragung von 309 Personen, die bereits am ersten Untersuchungstermin teilgenommen hatten) Vollstandardisierter Fragebogen Vollstandardisierter Fragebogen Leitfadengeführtes Interview (mit Einwilligung der Befragten Aufzeichnung des Interviews auf Band) Erhebung Befragungsform Durchschnittliche Befragungsdauer 10 Minuten 30 Minuten; 20 Minuten bei Partnerinterviews 70 Minuten Da das vollstandardisierte Telefoninterview noch immer eine vergleichsweise selten gewählte Befragungsform ist und das leitfadengeführte Telefoninterview bislang als Befragungsform noch weitgehend unbekannt ist, sollen im Folgenden einige Erfahrungen mit dieser Befragungsmethode berichtet werden. Damit wollen wir zu einer Diskussion und einer weiteren methodischen Überprüfung des Telefoninterviews als Befragungsmethode in der sozialwissenschaftlichen Forschung beitragen. Im Folgenden wird zunächst kurz auf das vollstandardisierte Telefoninterview eingegangen. Im Anschluss daran wird etwas ausführlicher der Einsatz des leitfadengeführten, halbstandardisierten Telefoninterviews reflektiert. Den berichteten Erfahrungen liegen drei Quellen zugrunde: • Rückmeldungen von UntersuchungsteilnehmerInnen: Einige zufällig ausgewählte UntersuchungsteilnehmerInnen (N=6), die an der quantitativen als auch der qualitativen Befragungen teilgenommen hatten, wurden im Anschluss an die Befragung um ihre Bewertung der Methode gebeten. • Erfahrungen der Interviewerinnen: Die Interviewerinnen wurden zu ihren Erfahrungen mit der Methode befragt.

Berufsmobilität und Lebensform 49 • Erfahrungen im Auswertungsprozess: Die Arbeit mit den qualitativen und quantitativen Daten im Zuge des Auswertungsprozesses erlaubt Rückschlüsse auf Vorzüge und Probleme der Methode sowie auf die Qualität der erhobenen Informationen. 3.4.1 Das vollstandardisierte Telefoninterview Seit Ende der 1970er Jahre wird im deutschsprachigen Raum das vollstandardisierte Telefoninterview zunehmend als Befragungsmethode eingesetzt. Insbesondere außeruniversitäre und kommerzielle Markt- und Meinungsforschungsinstitute setzen diese Methode ein. Dass sich das Telefoninterview im universitären Bereich bisher noch nicht durchgesetzt hat, dürfte darauf zurückzuführen sein, dass es noch immer im Ruf steht, eine schnelle, billige, jedoch qualitativ minderwertige Form der Datenerhebung zu sein (vgl. Diekmann 1995, 429). Die Mängel, die dem vollstandardisierten Telefoninterview in der Anfangsphase anhafteten, sind mittlerweile weitgehend ausgeräumt. Ein gravierendes Problem stellte die Dichte der Telefonanschlüsse in der Bevölkerung dar. Seit Mitte der 1980er Jahre kann innerhalb der alten Bundesländer von einer Vollversorgung der privaten Haushalte mit Telefonanschlüssen ausgegangen werden. Dies gilt seit etwa 1998 in gleicher Weise für die neuen Bundesländer (Reuband 2000). Damit entfallen die früher beobachteten schicht- und einkommensabhängigen Verzerrungen von telefonischen Befragungen. Allerdings zeichnet sich, zumindest für repräsentativ angelegte Befragungen, ein neues Problem ab: Durch die Aufhebung der Eintragungspflicht in das öffentliche Telefonbuch ist seit Anfang der 1990er Jahre ein steigender Anteil von privaten Telefonanschlüssen nicht mehr frei zugänglich. Ein Problem, das jedoch bei der explorativen Fragestellung der vorliegenden Studie vernachlässigt werden kann. Die Wahl des vollstandardisierten Telefoninterviews als Form der quantitativen Datenerhebung stand von vornherein fest, da wir bereits über positive Erfahrungen mit der Methode verfügten (Schneider, Krüger, Lasch, Limmer und Matthias-Bleck 2001). Durch den Einsatz der Telefoninterviews im Rahmen der quantitativen Befragung konnte von folgenden Vorteilen profitiert werden: Im Vergleich zu postalisch zugestellten vollstandardisierten Fragebogen erhöht der persönliche telefonische Kontakt die Bereitschaft zur Teilnahme. Der direkte Kontakt ermöglicht es, Missverständnisse auszuräumen, über Ziele der Studie zu informieren und dadurch die Befragten zur Teilnahme zu motivieren. Die Ausschöpfungsquote liegt nach unseren Erfahrungen ungleich höher als bei postalischen Befragungen. Da alle Interviewfragen vorgegeben waren und Unklarheiten sofort geklärt werden können, ist davon auszugehen, dass Vollständigkeit, Reliabilität und Validität vergleichbar mit dem face-to-face Interview und deutlich höher als beim postalisch zugestellten Fragebogen sind. Auch bei den Befragten selbst stieß die Methode auf eine hohe Akzeptanz: „... also so im Vergleich zu einem nur zugeschickten Interview ist das am Telefon auf jeden Fall vorzuziehen. Da ist mehr persönliches Interesse spürbar. Dadurch dass sich jemand eine halbe Stunde Zeit nimmt und sich die Mühe macht, die Fragen persönlich zu stellen. Und wichtig finde ich auch die Möglichkeit, nachfragen zu können, wenn ich eine Frage nicht verstanden habe.“ (Shuttle)

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<strong>ifb</strong> - Materialien 8-2001<br />

Im Rahmen der vorliegenden Studie wurde ein neuer Weg eingeschlagen: Es wurde nicht nur<br />

bei der quantitativen, sondern auch bei der qualitativen Erhebung das Telefoninterview als<br />

Befragungsmethode gewählt (Hinweise zu den eingesetzten Telefoninterviews siehe Tab.<br />

3.3). Die Entwicklung dieses Vorgehens wurde durch die spezifischen Charakteristika der<br />

vorliegenden Untersuchungsgruppe angestoßen: Die Zielpersonen sind durchgängig berufstätig<br />

<strong>und</strong> bei den mobilen Befragten ist von einer erheblichen Zeitknappheit auszugehen. Zudem<br />

war es im Zuge der Stichprobenrekrutierung nicht möglich, sich auf ausgewählte regionale<br />

Zentren zu beschränken. Bei dieser Befragtengruppe werden die oben skizzierten Vorteile<br />

des Telefoninterviews besonders attraktiv. Maßgeblich dafür, dass wir auch bei der qualitativen<br />

Erhebung das Telefoninterview als methodischen Zugang wählten, waren die positiven<br />

Erfahrungen einer intensiven Erprobungsphase.<br />

Tabelle 3.3: Das Setting der Telefoninterviews in den verschiedenen Erhebungsphasen<br />

Telefonische Kontaktaufnahme <strong>und</strong> Vorbefragung<br />

(Gruppenzuordnung, Terminvereinbarung)<br />

Erster Untersuchungstermin (Standardisierte Befragung<br />

von 786 UntersuchungsteilnehmerInnen)<br />

Zweiter Untersuchungstermin (Qualitative Befragung<br />

von 309 Personen, die bereits am ersten Untersuchungstermin<br />

teilgenommen hatten)<br />

Vollstandardisierter Fragebogen<br />

Vollstandardisierter Fragebogen<br />

Leitfadengeführtes Interview (mit<br />

Einwilligung der Befragten Aufzeichnung<br />

des Interviews auf<br />

Band)<br />

Erhebung Befragungsform Durchschnittliche Befragungsdauer<br />

10 Minuten<br />

30 Minuten;<br />

20 Minuten bei Partnerinterviews<br />

70 Minuten<br />

Da das vollstandardisierte Telefoninterview noch immer eine vergleichsweise selten gewählte<br />

Befragungsform ist <strong>und</strong> das leitfadengeführte Telefoninterview bislang als Befragungsform<br />

noch weitgehend unbekannt ist, sollen im Folgenden einige Erfahrungen mit dieser Befragungsmethode<br />

berichtet werden. Damit wollen wir zu einer Diskussion <strong>und</strong> einer weiteren<br />

methodischen Überprüfung des Telefoninterviews als Befragungsmethode in der sozialwissenschaftlichen<br />

Forschung beitragen.<br />

Im Folgenden wird zunächst kurz auf das vollstandardisierte Telefoninterview eingegangen.<br />

Im Anschluss daran wird etwas ausführlicher der Einsatz des leitfadengeführten, halbstandardisierten<br />

Telefoninterviews reflektiert. Den berichteten Erfahrungen liegen drei Quellen<br />

zugr<strong>und</strong>e:<br />

• Rückmeldungen von UntersuchungsteilnehmerInnen: Einige zufällig ausgewählte UntersuchungsteilnehmerInnen<br />

(N=6), die an der quantitativen als auch der qualitativen Befragungen<br />

teilgenommen hatten, wurden im Anschluss an die Befragung um ihre Bewertung<br />

der Methode gebeten.<br />

• Erfahrungen der Interviewerinnen: Die Interviewerinnen wurden zu ihren Erfahrungen<br />

mit der Methode befragt.

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