Berufsmobilität und Lebensform. Sind berufliche ... - ifb
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<strong>ifb</strong> - Materialien 8-2001<br />
um „Hochkostensituationen“ handelt, d.h. für den Akteur viel auf dem Spiel steht. Für den<br />
Akteur heißt das, dass er sich in einer von drei möglichen Handlungssituationen befindet (vgl.<br />
Schimank 2000, 159): Es kann ein „sachlicher Problemdruck“ vorliegen, z.B. wenn jemand<br />
arbeitslos ist oder Arbeitslosigkeit abzuwenden ist. In diesem Fall ist der Zwang, beruflich<br />
mobil zu sein, unabhängig von der privaten <strong>Lebensform</strong>, hoch. Der Akteur kann auch einem<br />
„sozialen Interdependenzdruck“ ausgesetzt sein, d.h. Macht-, Leistungs- oder Konkurrenzbeziehungen<br />
bestimmen die Entscheidungssituation. Vor allem in diesem Fall wird sich der Akteur<br />
zweckrational <strong>und</strong> nutzenorientiert verhalten <strong>und</strong> das Für <strong>und</strong> Wider der wahrgenommenen<br />
Handlungsalternativen genau abwägen. Wenn z.B. die Entscheidung mobil zu sein,<br />
besonderen Status- oder Einkommensgewinn verheißt, wird er sich wahrscheinlich dafür entscheiden<br />
<strong>und</strong> Probleme in seinem Privatleben eher hinnehmen <strong>und</strong> umgekehrt. Im dritten Fall<br />
schließlich, dem „sozialen Konformitätsdruck“, wird sich der Akteur normkonform verhalten,<br />
z.B. wenn der Ehepartner auf der Aufrechterhaltung der gegebenen „ehelichen Normalsituation“<br />
besteht <strong>und</strong> Mobilität ablehnt.<br />
Gesellschaftstheoretisch sind die jüngeren Entwicklungen nun dahingehend zu interpretieren,<br />
dass sich Handlungssituationen, die durch einen sachlichen Problemdruck <strong>und</strong> mehr noch solche,<br />
die sich durch einen sozialen Interdependenzdruck auszeichnen, vermehrt haben, während<br />
gleichzeitig die Häufigkeit von Situationen mit sozialem Konformitätsdruck zurückgegangen<br />
ist. Konkret bedeutet dies, dass Handlungssituationen häufiger geworden sind, die zu<br />
einem rationalen, nutzenorientierten Handeln animieren, während normorientierte Entscheidungen<br />
abnehmen.<br />
Betrachtet man die empirisch ausgerichteten Sozialwissenschaften wird, wie schon angedeutet,<br />
rasch erkennbar, dass sich auch hier verschiedene methodologische Paradigmen relativ<br />
unvermittelt gegenüber stehen. Integrationsbemühungen sind auch an dieser Stelle eher selten.<br />
Da hier keine breitere Diskussion eröffnet werden kann, soll nur grob zwischen quantitativen<br />
<strong>und</strong> qualitativen Verfahren unterschieden werden, was einer verbreiteten Unterteilung<br />
folgt. Quantitative Verfahren haben zumeist zwei Zielsetzungen: (a) Beschreibung der realen<br />
Verhältnisse mit dem Ziel verallgemeinerbarer Aussagen <strong>und</strong> (b) Analyse der Beziehungen<br />
zwischen Variablen, mit dem Ziel, Zusammenhänge <strong>und</strong> Regelmäßigkeiten zu erkennen <strong>und</strong><br />
Hypothesen zu testen. Qualitative Designs werden u.a. verwendet, um detaillierte Einblicke in<br />
die soziale Alltagswirklichkeit von Akteuren zu erhalten, sie werden zur Typenbildung herangezogen<br />
<strong>und</strong> erlauben es, retrospektiv Einblicke in Prozessabläufe zu gewinnen. Qualitative<br />
Methoden werden dabei häufig zur Hypothesengenerierung eingesetzt.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der eingangs dargestellten Forschungsfragen dieses Projekts <strong>und</strong> der Tatsache, dass<br />
über den Forschungsgegenstand, mobile <strong>Lebensform</strong>en, bislang wenige Erkenntnisse vorliegen,<br />
erschien es naheliegend <strong>und</strong> folgerichtig, quantitative <strong>und</strong> qualitative Designs zu kombinieren.<br />
Versuche zur Methodenintegration wurden bereits verschiedentlich vorgenommen,<br />
wobei diese entweder einem Phasenmodell folgten, wo es zunächst mit qualitativen Verfahren<br />
um die Generierung von Hypothesen geht, die anschließend über quantitative Methoden getestet<br />
werden oder im Sinne einer Triangulation angewendet wurden. Bei der Triangulation<br />
wird ein Phänomen aus unterschiedlichen Perspektiven erfasst, um dadurch Breite <strong>und</strong> Tiefe<br />
der Ergebnisse zu erhöhen. Die Notwendigkeit zur Anwendung beider Verfahren ist vor allem