Berufsmobilität und Lebensform. Sind berufliche ... - ifb
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Berufsmobilität <strong>und</strong> <strong>Lebensform</strong> 41<br />
3 Die Konzeption der Studie<br />
3.1 Methodologische Vorbemerkungen<br />
Die Soziologie ist eine multi-paradigmatische <strong>und</strong> eine multi-methodologische Wissenschaft.<br />
Dies wirft zahlreiche Probleme auf <strong>und</strong> schafft Unübersichtlichkeit <strong>und</strong> Zersplitterung. Ein<br />
wesentlicher Gr<strong>und</strong> für diese Zersplitterung liegt darin begründet, dass die Paradigmen zumeist<br />
als sich ausschließende Perspektiven begriffen werden, die unvereinbar nebeneinander<br />
stehen oder gar miteinander konkurrieren. Die hier vorliegende Studie folgt einem, wenn man<br />
so will, integrativen Paradigma, sowohl in theoretischer wie in methodischer Hinsicht.<br />
Bezüglich Theoriebildung <strong>und</strong> Menschenbild lassen sich zwei gr<strong>und</strong>legende Paradigmen, das<br />
kollektivistische <strong>und</strong> das individualistische, unterscheiden (Vanberg 1975). Im ersten Fall<br />
handelt es sich um Perspektiven, die von der Vorstellung geleitet werden, der Mensch sei in<br />
seinem Denken <strong>und</strong> Handeln weitgehend determiniert durch gesellschaftliche Strukturen, die<br />
ihm als unabänderliche Tatsachen entgegentreten. Der Mensch erscheint dadurch als passives<br />
Objekt gesellschaftlicher Verhältnisse. Im zweiten Fall wird hingegen davon ausgegangen,<br />
dass der Mensch ein aktiv gestaltendes Subjekt sei, der die ihn umgebenden Strukturen formt.<br />
Während in der ersten Perspektive menschliches Tun gleichsam zwangsläufig im gesellschaftlichen<br />
Kontext erfolgt, wird menschliches Handeln aus der zweiten Sicht im Sinne einer<br />
bewussten, zielgerichteten Schaffung <strong>und</strong> Beeinflussung der Umwelt aufgefasst, wobei, das<br />
sei hier nur angemerkt, nicht intendierte Handlungsfolgen zu nicht geplanten Strukturen führen<br />
können.<br />
Der hier verfolgte Ansatz basiert auf einer integrativen Perspektive <strong>und</strong> geht davon aus, dass<br />
menschliches Denken <strong>und</strong> Handeln nachhaltig durch gesellschaftliche Strukturen geprägt ist,<br />
die dem Einzelnen nicht selten als unabänderliche Tatsachen begegnen. Dennoch ist der<br />
Mensch ein aktives Wesen, das sich seiner Umwelt anpasst, diese aber auch nach seinen Bedürfnissen<br />
gestaltet. Die Erklärung von menschlichem Handeln muss damit auf der Makroebene<br />
ansetzen, deren Beschaffenheit <strong>und</strong> Wirksamkeit thematisieren <strong>und</strong> sie muss das Individuum<br />
in seiner je spezifischen Lebenssituation betrachten, mit seinen Zielen, Ressourcen<br />
<strong>und</strong> Restriktionen. Dies ist theoretisch zu leisten <strong>und</strong> bei der Wahl der Methode umzusetzen.<br />
Theoretisch ist das Verhältnis von Handeln <strong>und</strong> Struktur am Besten als Wechselverhältnis zu<br />
begreifen, als eine „fortlaufende wechselseitige Konstitution von sozialem Handeln <strong>und</strong> sozialen<br />
Strukturen“ (Schimank 2000, 9). Soziales Handeln bringt Wirkungen hervor, die sich<br />
zu sozialen Strukturen verdichten, die ihrerseits das weitere Handeln beeinflussen usf. Individuen<br />
handeln damit nicht rein selbstbestimmt, sondern im jeweiligen sozialen Kontext <strong>und</strong><br />
durch diesen geprägt.<br />
Auf unser Beispiel, die Vereinbarung <strong>berufliche</strong>r Mobilitätserfordernisse mit der privaten Lebensführung<br />
bezogen, bedeutet dies, dass Mobilitätsentscheidungen konzeptionell als Handlungssituationen<br />
zu behandeln sind, in denen Individuen angesichts gegebener Verhältnisse<br />
die für sie subjektiv günstigste Wahl treffen, wobei Art <strong>und</strong> Anzahl der Optionen nicht frei<br />
bestimmbar sind. Im Sinne Schimanks ist davon auszugehen, dass es sich dabei in der Regel