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Berufsmobilität und Lebensform. Sind berufliche ... - ifb

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Berufsmobilität <strong>und</strong> <strong>Lebensform</strong> 35<br />

auf die psychische <strong>und</strong>/oder physische Befindlichkeit auswirken, eine Annahme, die mittlerweile<br />

vielfach belegt ist (Faltermeier 1994; Diener 1984). Ein belastender Lebensstil steht in<br />

Zusammenhang mit verschiedenen Erkrankungen wie z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

(Matthews 1982) oder Störungen des Immunsystems (z.B. O’Leary 1990). Studien belegen<br />

zudem, dass sich Belastungen negativ auf die Partnerschaftszufriedenheit auswirken <strong>und</strong> das<br />

Risiko einer Trennung erhöhen (u.a. Bodenmann 1995).<br />

Stress oder Belastung - beide Begriffe werden im Folgenden synonym verwendet - gehören<br />

zu den populärsten wissenschaftlichen Konzepten: Sie sind in verschiedenen Disziplinen, insbesondere<br />

Psychologie, Soziologie <strong>und</strong> Medizin beheimatet <strong>und</strong> entsprechend vielfältig sind<br />

die vorliegenden Begriffsdefinitionen (zusammenfassend siehe Laux 1983). In der psychologischen<br />

sowie der familiensoziologischen Stressforschung lassen sich im wesentlichen drei<br />

gr<strong>und</strong>legende Stresskonzepte voneinander unterscheiden (vgl. Laux 1983). Es handelt sich<br />

dabei um: (a) reizzentrierte Stressmodelle, in denen Stress über situative Bedingungen operationalisiert<br />

wird, (b) reaktionszentrierte Stressmodelle <strong>und</strong> (b) interaktionistische <strong>und</strong> transaktionale<br />

Konzepte, in denen Stress als eine bestimmte Person-Umwelt Beziehung konzipiert<br />

wird. Im Weiteren soll nun ein kurzer Überblick über einige ausgewählte Stresskonzepte erfolgen.<br />

Dabei wird zunächst auf Theorien eingegangen, die Stress auf der Ebene des Individuums<br />

konzipieren. In einem zweiten Schritt werden Theorien vorgestellt, die sich mit der<br />

Entstehung von Belastungen auf der Ebene von Partnerschaft bzw. Familie befassen. Abschließend<br />

wird die Bedeutung der Konzeptionen für die vorliegende Studie kurz resümiert.<br />

2.3.1 Individuumsbezogene Theorien<br />

Einen wichtigen Ausgangspunkt der Stressforschung markieren die Arbeiten von Selye, der<br />

unter Rückgriff auf die Arbeiten von Cannon (1914; 1935), entscheidend zur Popularisierung<br />

des Stressbegriffs beitrug (Selye 1974 1976a/b). Selyes Stresskonzept ist den reaktionsbezogenen<br />

Theorien zuzuordnen. Er konzipiert Stress als ein spezifisches physiologisches Syndrom,<br />

das er als „Generelles Adaptationssyndrom“ bezeichnet. Jede Veränderung, die durch<br />

psychische oder physiologische Reize hervorgerufen wird, löst diese messbare Konfiguration<br />

verschiedener körperlicher Reaktionen aus. Selye unterscheidet zwischen positivem Stress<br />

(Eustress) <strong>und</strong> schädlichem Stress (Distress). Langfristiger <strong>und</strong> permanenter Stress, so Selye,<br />

ist ges<strong>und</strong>heitsschädigend. Eine Hauptkritik an Selyes Modell richtet sich darauf, dass es sich<br />

um ein reines Reiz-Reaktionsschema handelt, das Eigenschaften der Person oder intrapsychischen<br />

Prozessen keine Bedeutung bei der Entstehung von Stress beimisst. Seine Konzeption<br />

wird von anderen Modellen abgelöst. Dabei können zwei Richtungen unterschieden werden:<br />

Zum einen begründete sich mit den Arbeiten von Holmes <strong>und</strong> Rahe die life-event Forschung,<br />

die den reizzentrierten Stressmodellen zuzuordnen ist. Zum anderen interaktionistische <strong>und</strong><br />

transaktionale Stressmodelle, die kognitiven Bewertungsprozessen eine entscheidende Bedeutung<br />

beimessen.<br />

Ausgangspunkt der Theorie von Holmes <strong>und</strong> Rahe (1967) ist, dass einschneidende Lebensereignisse<br />

eine Neuanpassung der Person an veränderte Lebensumstände erfordern <strong>und</strong> dadurch<br />

Stress induzieren. Dabei spielt es keine Rolle, inwieweit das Ereignis als positiv oder negativ<br />

bewertet wird – ein als erfreulich erlebtes Ereignis, wie z.B. Heirat, fordert ebenso Anpas-

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