Berufsmobilität und Lebensform. Sind berufliche ... - ifb
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32 ifb - Materialien 8-2001 partnern gefällt. Dies gilt auch für Kinder. In den Partnerschaften bestehen selten so eindeutige Machtbalancen, dass die Entscheidung von vornherein bei einer Person liegen würde, sondern der Partner muss überzeugt werden. Mehrgenerationenzusammenhang: Eltern haben keinen Einfluss auf die Mobilitätsentscheidung, aber erfüllen eine Beraterfunktion. Der Weg- /Auszug der erwachsenen Kinder wird von den Eltern als tiefer Einschnitt erlebt. Kinder: Die Intention eines Umzugs ist immer auch zum Wohl des Kindes. Kleine Kinder werden nicht in die Entscheidung miteinbezogen, aber ab dem Kindergartenalter auf den Umzug vorbereitet (Besuche der Region etc.). Je älter die Kinder sind, desto mehr Vorbereitung und Einbezug in den Umzug findet statt, wobei sie aber letztlich nur insofern Entscheidungsmacht haben, als die Eltern in ihrer Verantwortung für die Kindern eine optimale und langfristige Lösung suchen. Pendeln als Vorstufe oder zur Vermeidung eines Umzugs: Pendeln, vor allem Wochenendpendeln, führt zu einer hohen Belastung innerhalb der Familien und zu einer Umverteilung der häuslichen Aufgaben auf den nicht pendelnden Partner. Pendeln beide Partner, werden Aufgaben vermehrt extern delegiert. Partner: Frauen organisieren meist die praktische Umsetzung des Umzugs und über die Fortführung der Alltagsaufgaben hinaus auch die Integration in das neue soziale Umfeld. Frauen werden hier als „Mobilitätspuffer“ bezeichnet. Ein jüngst veröffentliche Studie zum Thema „Berufspendeln – ein Jobkiller?“, bei der 1041 Berufstätige zwischen 18 und 50 Jahren in Deutschland im Auftrag des Online Stellenmarkts Jobware befragt wurden (vgl. www.jobware.de), bestätigt in verschiedener Hinsicht die Zusammenhänge zwischen soziodemographischen Merkmalen (z.B. Alter, Geschlecht, Bildung) und Mobilitätsbereitschaft und sie zeigt, dass die Mobilitätsbereitschaft im Lebensverlauf abnimmt, wobei reine Alterseffekte mit weiteren Merkmale der familialen und der beruflichen Situation interagieren. An der Umzugsbereitschaft und der Bereitschaft zum Fernpendeln wird dies besonders deutlich: • Die Bereitschaft zum Fernpendeln sinkt mit zunehmendem Alter: 42% der unter 30- Jährigen und 26% der über 30-Jährigen bekunden eine entsprechende Bereitschaft. Die Umzugsbereitschaft sinkt zudem mit der Dauer der Betriebszugehörigkeit: 42% der Beschäftigten mit bis zu zehnjährigeren und nur 28% mit mehr als zehnjähriger Betriebszugehörigkeit zeigten sich umzugsbereit. • Je kleiner der Haushalt, desto größer die Mobilitätsbereitschaft: 50% der Erwerbstätigen in Ein-Personen-Haushalten sind prinzipiell umzugsbereit, aber nur 29% in Vier- Personen-Haushalten. Die Bereitschaft zum Fernpendeln ist durch die Größe des Haushalts ebenfalls, aber weniger stark beeinflusst: 37% der in Ein- und 30% der in Vier- Personen-Haushalten lebenden Befragten halten tägliche Anfahrtswege von über 50 km für akzeptabel. Dieser Effekt ist natürlich nicht allein auf die Haushaltsgröße zurückzuführen, sondern wird durch mit dem Alter kovariierende Faktoren wie Lebensalter, Familienstand und Kinderzahl mit hervorgerufen. 2.2.5 Fazit Eine Untersuchung, die sich mit beruflichen Mobilitätserfordernissen und dem individuellen Umgang damit beschäftigt, muss auf der Makro- und auf der Mikroebene ansetzen. Auf der
Berufsmobilität und Lebensform 33 Makroebene sind besonders die strukturellen Zwänge, die durch die wirtschaftliche Situation ausgelöst werden und die sich mehr oder weniger direkt auf den Arbeitsmarkt übertragen, von besonderer Bedeutung. Hinzu kommen Merkmale von Herkunfts- und potentiellen Zielregionen und soziale Aufstiegschancen und Abstiegsrisiken. Auf der Mikroebene sind die Erwartungshaltungen, die Individuen zu den verschiedenen Strategien im Umgang mit Mobilität veranlassen, auf ihre Ursachen und Entstehungszusammenhänge hin zu analysieren. Dazu sind v.a. individuelle Erfahrungen mit Mobilität, soziodemographische Merkmale von Individuen und die familiale Situation einzubeziehen. Besonderes Augenmerk ist bei der Analyse von Entscheidungsprozessen auf die Paar- bzw. Familienebene zu legen. Zusammengefasst: Mobilitätsentscheidungen werden durch Merkmale der Herkunfts- und der (möglichen) Zielregion beeinflusst. Generell bedeuten alle Nachteile der Herkunftsregion, z.B. geringer Freizeitwert, eine allgemein schlechte Arbeitsmarktlage oder wenig Infrastruktur, Vorteile der Zielregion - sofern diese Merkmale dort günstiger sind - wirken sich deshalb positiv auf eine Mobilitätsentscheidung aus. Dagegen können sich andere Merkmale der Herkunftsregion, z.B. die Einbindung in soziale Netze, niedrige Grundstückspreise oder Wohneigentum mobilitätshemmend auswirken. Die Bewertung der möglichen Zielregionen hängt stets auch von den Merkmalen der Herkunftsregion ab, wobei die Zielregion in vielen oder in besonders wichtigen Bereichen mehr als die Herkunftsregion bieten muss. Die Merkmale der Herkunftsregion dienen als Vergleichsbasis für die Entscheidung, ob Mobilität zu einer Verbesserung in subjektiv wichtigen Bereichen und damit auch zu sozialem Aufstieg führt. Hinzu kommen individuelle Faktoren, die zum Teil in direkter Korrespondenz mit individuellen Mobilitätserfahrungen stehen. Diese Erfahrungen wirken sich direkt auf die Mobilitätsentscheidung aus. Zudem sind Geschlecht, Alter und Bildung bekannte Einflussfaktoren regionaler Mobilität. Neben diesen direkten Einflüssen sind noch weitere Auswirkungen der individuellen Faktoren und Dispositionen in zwei Richtungen erkennbar: Einmal in Richtung sozialer Aufstiegsmöglichkeiten, die u.a. auch von Bildung und Alter abhängen. Dann in Richtung Familiensituation. Die Familiensituation stellt eine Komponente dar, die, wie auch die sozialen Aufstiegsmöglichkeiten, zwischen Mikro- und Makroebene angesiedelt werden muss, da individuelle Entscheidungen und bestimmte Strukturmerkmale die Entscheidungssituation beeinflussen. Familiale Bindungen wirken sich meist eher hemmend auf Mobilität aus. Eine Partnerschaft führt dazu, dass eventuell zwei Berufskarrieren und zwei Meinungen zum Thema Mobilität vereinbart werden müssen. Leben Kinder im Haushalt, müssen auch diese bzw. deren Bedürfnisse im Entscheidungsprozess mit berücksichtigt werden. Je nach Alter der Kinder muss eventuell auch deren Meinung explizit mit einbezogen werden. Wie bereits erwähnt, bestehen zwischen der Familiensituation und den individuellen Faktoren Wechselbeziehungen, so ist z.B. die Familiensituation durch individuelle Faktoren wie Alter beeinflusst. Modellhaft lässt sich die Mobilitätsentscheidung wie folgt darstellen (vgl. Grafik 1):
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partnern gefällt. Dies gilt auch für Kinder. In den Partnerschaften bestehen selten so eindeutige<br />
Machtbalancen, dass die Entscheidung von vornherein bei einer Person liegen würde, sondern<br />
der Partner muss überzeugt werden. Mehrgenerationenzusammenhang: Eltern haben<br />
keinen Einfluss auf die Mobilitätsentscheidung, aber erfüllen eine Beraterfunktion. Der Weg-<br />
/Auszug der erwachsenen Kinder wird von den Eltern als tiefer Einschnitt erlebt. Kinder: Die<br />
Intention eines Umzugs ist immer auch zum Wohl des Kindes. Kleine Kinder werden nicht in<br />
die Entscheidung miteinbezogen, aber ab dem Kindergartenalter auf den Umzug vorbereitet<br />
(Besuche der Region etc.). Je älter die Kinder sind, desto mehr Vorbereitung <strong>und</strong> Einbezug in<br />
den Umzug findet statt, wobei sie aber letztlich nur insofern Entscheidungsmacht haben, als<br />
die Eltern in ihrer Verantwortung für die Kindern eine optimale <strong>und</strong> langfristige Lösung suchen.<br />
Pendeln als Vorstufe oder zur Vermeidung eines Umzugs: Pendeln, vor allem Wochenendpendeln,<br />
führt zu einer hohen Belastung innerhalb der Familien <strong>und</strong> zu einer Umverteilung<br />
der häuslichen Aufgaben auf den nicht pendelnden Partner. Pendeln beide Partner, werden<br />
Aufgaben vermehrt extern delegiert. Partner: Frauen organisieren meist die praktische<br />
Umsetzung des Umzugs <strong>und</strong> über die Fortführung der Alltagsaufgaben hinaus auch die Integration<br />
in das neue soziale Umfeld. Frauen werden hier als „Mobilitätspuffer“ bezeichnet.<br />
Ein jüngst veröffentliche Studie zum Thema „Berufspendeln – ein Jobkiller?“, bei der 1041<br />
Berufstätige zwischen 18 <strong>und</strong> 50 Jahren in Deutschland im Auftrag des Online Stellenmarkts<br />
Jobware befragt wurden (vgl. www.jobware.de), bestätigt in verschiedener Hinsicht die Zusammenhänge<br />
zwischen soziodemographischen Merkmalen (z.B. Alter, Geschlecht, Bildung)<br />
<strong>und</strong> Mobilitätsbereitschaft <strong>und</strong> sie zeigt, dass die Mobilitätsbereitschaft im Lebensverlauf abnimmt,<br />
wobei reine Alterseffekte mit weiteren Merkmale der familialen <strong>und</strong> der <strong>berufliche</strong>n<br />
Situation interagieren. An der Umzugsbereitschaft <strong>und</strong> der Bereitschaft zum Fernpendeln<br />
wird dies besonders deutlich:<br />
• Die Bereitschaft zum Fernpendeln sinkt mit zunehmendem Alter: 42% der unter 30-<br />
Jährigen <strong>und</strong> 26% der über 30-Jährigen bek<strong>und</strong>en eine entsprechende Bereitschaft. Die<br />
Umzugsbereitschaft sinkt zudem mit der Dauer der Betriebszugehörigkeit: 42% der Beschäftigten<br />
mit bis zu zehnjährigeren <strong>und</strong> nur 28% mit mehr als zehnjähriger Betriebszugehörigkeit<br />
zeigten sich umzugsbereit.<br />
• Je kleiner der Haushalt, desto größer die Mobilitätsbereitschaft: 50% der Erwerbstätigen<br />
in Ein-Personen-Haushalten sind prinzipiell umzugsbereit, aber nur 29% in Vier-<br />
Personen-Haushalten. Die Bereitschaft zum Fernpendeln ist durch die Größe des Haushalts<br />
ebenfalls, aber weniger stark beeinflusst: 37% der in Ein- <strong>und</strong> 30% der in Vier-<br />
Personen-Haushalten lebenden Befragten halten tägliche Anfahrtswege von über 50 km<br />
für akzeptabel. Dieser Effekt ist natürlich nicht allein auf die Haushaltsgröße zurückzuführen,<br />
sondern wird durch mit dem Alter kovariierende Faktoren wie Lebensalter, Familienstand<br />
<strong>und</strong> Kinderzahl mit hervorgerufen.<br />
2.2.5 Fazit<br />
Eine Untersuchung, die sich mit <strong>berufliche</strong>n Mobilitätserfordernissen <strong>und</strong> dem individuellen<br />
Umgang damit beschäftigt, muss auf der Makro- <strong>und</strong> auf der Mikroebene ansetzen. Auf der