Berufsmobilität und Lebensform. Sind berufliche ... - ifb
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Berufsmobilität <strong>und</strong> <strong>Lebensform</strong> 31<br />
bedingte. Sie sinkt dann langsam ab <strong>und</strong> findet nach dem 30. Lebensjahr nur noch auf einem<br />
relativ niedrigen Niveau statt. Zunehmendes Alter stellt danach ein wachsendes Hemmnis für<br />
Mobilität dar, ebenso wie Wohneigentum, dessen Wahrscheinlichkeit mit zunehmendem Alter<br />
wächst. Als weitere Migrationshemmnisse benennt Wagner außerdem die Familiengründung,<br />
die Erwerbstätigkeit von Ehepartnern <strong>und</strong> hohe Wohnstandards. Als migrationsfördernd<br />
ist dagegen das Bildungsniveau zu bewerten, d.h. Personen mit höherer Bildung wandern<br />
häufiger <strong>und</strong> wechseln dabei eher zwischen ländlichen <strong>und</strong> städtischen Gebieten als Personen<br />
mit niedrigerer Bildung. Das Bildungsniveau ist aber wiederum eine Folge der regionalen<br />
Herkunft <strong>und</strong> somit der sozialstrukturellen Opportunitätsstrukturen. Schließlich hängt<br />
Mobilität auch von der individuellen Wohnbiographie ab. Wer in seiner Kindheit bereits öfter<br />
umgezogen ist, tut dies mit einer größeren Wahrscheinlichkeit auch später wieder (Wagner<br />
1989; Hackl 1992). Dieser Bef<strong>und</strong> wird auch in einer aktuellen Studie aus den USA bestätigt<br />
(Myers 1999).<br />
Mobilität von Familien<br />
1996 wurde eine Studie im Auftrag des B<strong>und</strong>esministeriums für Familie <strong>und</strong> Senioren fertiggestellt<br />
(vgl. Hagemann-White et al. 1996), die von allen vorgestellten Arbeiten vom Ansatz<br />
her die größte Ähnlichkeit mit der vorliegenden Studie aufweist. Die Ausgangsfragen lauteten:<br />
Wie stark sind Familien von Mobilität betroffen? Wie sieht die Entscheidungssituation in<br />
der Familie aus? Wie wirkt sich Mobilität auf den Zusammenhalt der Generationen aus? Basis<br />
dieser rein deskriptiven Studie sind eine größere standardisierte <strong>und</strong> eine kleine qualitative<br />
Befragung, wobei die Vergleichsdimension alte – neue B<strong>und</strong>esländer besonders berücksichtigt<br />
worden ist. Mit „Migration“ werden in der Studie Nah- <strong>und</strong> Fernumzüge bezeichnet. Theoretisch<br />
wird mit dieser Studie kein neuer Ansatz angestrebt, aus diesem Gr<strong>und</strong>e werden nur<br />
einige der in der Studie aufgeworfenen Fragen <strong>und</strong> die entsprechenden empirischen Ergebnisse,<br />
die auch für die vorliegende Arbeit von Interesse sind, deskriptiv dargestellt.<br />
Altersselektivität: Migration ist altersselektiv <strong>und</strong> findet hauptsächlich in sehr jungen Jahren<br />
statt. Familienumzüge werden am häufigsten zwischen 25 <strong>und</strong> 34 Jahren durchgeführt. In dieser<br />
mobilen Phase laufen bei Familien <strong>berufliche</strong> Etablierungsprozesse <strong>und</strong> familiale Entscheidungen<br />
für Kinder weitgehend parallel bzw. müssen aufeinander abgestimmt werden.<br />
Soziale Selektivität: Ein wesentlicher Teil der Familienumzüge ist durch den Beruf (des Mannes)<br />
motiviert <strong>und</strong> betrifft in hohem Maße den Dienstleistungssektor mit mehrstufiger Ausbildung,<br />
in Westdeutschland vor allem (leitende) Angestellte <strong>und</strong> (höhere) Beamte <strong>und</strong> in<br />
Ostdeutschland vermehrt Facharbeiter <strong>und</strong> Arbeiter. Berufliche Umzüge von Westdeutschen<br />
sind meistens innerhalb einer gesicherten <strong>berufliche</strong>n Laufbahn <strong>und</strong> mit Aufstieg verb<strong>und</strong>en,<br />
während Umzüge von Ostdeutschen häufiger in ungesicherten Arbeitsverhältnissen stattfinden.<br />
Geschlecht: Es gibt zahlenmäßig keine signifikanten Unterschiede zu den Migranten, a-<br />
ber im Hinblick auf die Umzugsgründe kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass die Umzüge<br />
von Frauen häufiger privat motiviert sind. Unterschiede zwischen Kinderlosen <strong>und</strong> Familien<br />
mit Kindern: <strong>Lebensform</strong>en mit Kindern sind weniger mobil als solche ohne Kinder. Dennoch<br />
sind Familien nicht als immobil zu bezeichnen (S. 61), allerdings ziehen Familien häufiger im<br />
Nahbereich unter 50 km um. Entscheidungsträger: Der Umzug wird zwar auch mit Fre<strong>und</strong>en<br />
<strong>und</strong> Verwandten besprochen, die Entscheidung selbst wird aber ausschließlich von den Ehe-