Berufsmobilität und Lebensform. Sind berufliche ... - ifb
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<strong>ifb</strong> - Materialien 8-2001<br />
<strong>Lebensform</strong>en. Ein guter Indikator für das Ausmaß der Nicht-Beachtung mobiler <strong>Lebensform</strong>en<br />
ist, dass für viele in der deutschen Sprache keine Begriffe existieren.<br />
Dennoch gibt es einige sozialwissenschaftliche Hinweise zur Mobilität <strong>und</strong> zu mobilen <strong>Lebensform</strong>en,<br />
die vornehmlich auf zwei Sachverhalte aufmerksam machen: Darauf, dass <strong>berufliche</strong><br />
Mobilität zugenommen hat <strong>und</strong> darauf, dass Berufsmobilität in Deutschland, im Vergleich<br />
zu anderen Industrieländern, vom Umfang her keine so überragende Rolle zu spielen<br />
scheint. Einige kleine Beispiele dafür sollen zitiert werden:<br />
Bei einem Vergleich der Mobilitätsquoten von 1980 bis 1995 gelangt das Institut für Arbeitsmarkt-<br />
<strong>und</strong> Berufsforschung (IAB) zu dem Ergebnis, dass die „regionale Mobilität gestiegen“<br />
ist (Haas 2000). Etwa 30% aller Betriebswechsel sind demnach mit regionaler Mobilität verb<strong>und</strong>en,<br />
wobei jüngere Altersgruppen <strong>und</strong> Personen mit Hochschulabschluss besonders hohe<br />
Mobilitätsquoten aufweisen. Im Jahr 1995, so ein Ergebnis der Studie, nahmen knapp 5% aller<br />
sozialversicherungspflichtig Beschäftigten einen Betriebswechsel vor, der mit einem<br />
Wechsel der Arbeitsmarktregion verb<strong>und</strong>en war.<br />
Allmendinger <strong>und</strong> Hinz (1997) haben für Deutschland am Beispiel der Geburtskohorte der um<br />
1950 Geborenen festgestellt, dass diese Menschen im Laufe ihres Berufslebens im Durchschnitt<br />
4,6 Jobs hatten (S. 271) <strong>und</strong> damit im Vergleich zu Berufstätigen in Großbritannien<br />
<strong>und</strong> Schweden eine geringere Job- <strong>und</strong> Klassenmobilität aufweisen. Obwohl die Berufsmobilität<br />
bei jüngeren Geburtskohorten zugenommen hat (vgl. S. 275), gelangen die Autoren zu<br />
dem Urteil, dass im Vergleich zu Großbritannien <strong>und</strong> zu den USA Arbeitsverhältnisse in<br />
Deutschland stärker auf externen, im Ausbildungssystem erworbenen Qualifikationen <strong>und</strong><br />
stärker auf Langfristigkeit <strong>und</strong> Vertrauen basieren.<br />
Ein drittes Beispiel entstammt dem deutschen Alters-Survey. Fast die Hälfte (48%) der 40-<br />
bis 54-Jährigen leben im gleichen Ort wie ihre Eltern <strong>und</strong> nur 17% wohnen weiter als zwei<br />
St<strong>und</strong>en entfernt (Kohli et al. 2000, 186). Diese Ergebnisse sind als sehr zuverlässig anzusehen,<br />
da sie auch im SOEP nahezu identisch sind. Sie verweisen auf ein erstaunliches Maß an<br />
Sesshaftigkeit. Am Beispiel der Umzugsmobilität im intergenerationalen Zusammenhang<br />
wird deutlich, dass nur etwa jeder sechste B<strong>und</strong>esbürger jener Generation mindestens einen<br />
Fernumzug hinter sich hat.<br />
Auch die in empirischen Studien gemessenen Einstellungen spiegeln eine insgesamt eher geringe<br />
Mobilitätsbereitschaft wider. So stimmten in einer 1995 durchgeführten Umfrage des<br />
Instituts für Demoskopie Allensbach nur 31% der Befragten folgendem Statement zu: „Welche<br />
Veränderungen sind Arbeitslosen zuzumuten, um einen Arbeitsplatz zu bekommen? Zumutbare<br />
Veränderung sind, ... dass er seinen Wohnort wechselt“ (Meier 1998, 21). Ähnlich<br />
(35%) ist der Anteil der Beschäftigten, die 1998 in einer IW Umfrage ihre Bereitschaft bek<strong>und</strong>eten,<br />
befristet im Ausland tätig zu sein (a.a.O., 48). Diese wenigen Zahlenbeispiele verweisen<br />
auf den Umstand, dass in Deutschland eine erhöhte Mobilitätsbereitschaft nur bei einer<br />
Minderheit besteht <strong>und</strong> die Mehrheit der berufstätigen Bevölkerung (noch) keine eigenen<br />
Erfahrungen mit beruflich bedingter räumlicher Mobilität hat.<br />
Während die Zunahme <strong>berufliche</strong>r Mobilitätserfordernisse in erster Linie gesellschaftstheoretisch<br />
erklärt werden kann, ist die Individualentscheidung pro oder kontra Mobilität bzw. die