Berufsmobilität und Lebensform. Sind berufliche ... - ifb
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<strong>ifb</strong> - Materialien 8-2001<br />
halt variiert. Diese Mobilitätserfordernisse sind häufig ein charakteristisches Merkmal<br />
bestimmter Berufsgruppen (z.B. Flugkapitän, Unternehmensberater, Auslandsmonteur).<br />
Wir sprechen in diesem Zusammenhang auch von „mobilen Berufen“.<br />
• Als Sonderfall sind zudem „multimobile <strong>Lebensform</strong>en“ zu betrachten: Kennzeichnend<br />
ist hier das gleichzeitige Auftreten mehrerer Mobilitätsformen. So können beide Partner<br />
beruflich mobil sein oder/<strong>und</strong> ein Partner praktiziert diachron oder synchron unterschiedliche<br />
Mobilitätsformen, typisch sind hier etwa Umzugsmobile, die auch pendeln.<br />
Die genannten Formen sind Manifestationen unterschiedlicher Muster von Distanzüberbrückung<br />
<strong>und</strong> Vereinbarungsarrangements. Sie repräsentieren typische Figuren mobiler <strong>Lebensform</strong>en,<br />
die als solche im Blickpunkt der Untersuchung stehen.<br />
Als Vergleichsgruppen werden zwei Formen nicht mobiler <strong>Lebensform</strong>en herangezogen:<br />
„Ortsfeste“ sind Personen, die noch in ihrer Geburtsregion leben <strong>und</strong> bislang nicht mit <strong>berufliche</strong>n<br />
Mobilitätserfordernissen konfrontiert wurden.<br />
„Rejectors“ oder „Mobilitätsverweigerer“ sind Personen, die kürzlich ein konkretes <strong>berufliche</strong>s<br />
Mobilitätserfordernis abgelehnt haben.<br />
Die Betrachtung der mobilen <strong>und</strong> nicht mobilen <strong>Lebensform</strong>en ist, der Anlage der Studie entsprechend,<br />
gegenwartsbezogen, d.h. betrachtet wird die aktuelle Gestaltungsform. Nicht selten<br />
sind mobile <strong>Lebensform</strong>en insofern „multimobil“, als in lebenslaufbezogener Perspektive<br />
unterschiedliche Mobilitätsformen nacheinander praktiziert wurden, z.B. mehrere Fernumzüge<br />
<strong>und</strong> jetzt Fernpendler. Auf die Ursachen <strong>und</strong> Folgen dieser Art von Mehrfachmobilität<br />
kann aufgr<strong>und</strong> der Anlage der Studie nicht erschöpfend eingegangen werden, obgleich es sich<br />
um eine besonders interessante <strong>und</strong> für eine kleine, aber wachsende Zahl von Menschen charakteristische<br />
Biographie handelt.<br />
1.3 Berufsmobilität im Lebenslauf<br />
Die Integration <strong>berufliche</strong>r Mobilitätserfordernisse in das Privatleben erfolgt oftmals kurzfristig<br />
<strong>und</strong> situationsabhängig. Vielfach erfolgt sie aber wohl überlegt mit klaren Zielsetzungen<br />
in lebenslaufbezogener Perspektive. Menschen versuchen hier durchaus längerfristig zu planen,<br />
wobei der Lebensverlauf als Konfiguration aufeinander zu beziehender Einzelprozesse,<br />
unter anderem von Bildungsverlauf, Berufsverlauf, Partnerschaftsbiographie <strong>und</strong> Familienentwicklung,<br />
geplant <strong>und</strong> gestaltet wird. Auf die je individuellen Muster der Verknüpfung der<br />
Karrieren in diesen Lebensbereichen fokussiert das Konzept der „privaten Lebensführung“,<br />
wie es hier verwendet wird (vgl. Schneider 1994). Der individuelle Lebenslauf ist ein auf sich<br />
selbst bezogener Prozess, in dem die gestaltungsoffenen Segmente durch die kumulierten<br />
Vorerfahrungen <strong>und</strong> Ressourcen der Individuen selbst beeinflusst sind. Die Gestaltung des<br />
Verlaufs der privaten Lebensführung erfolgt in enger Beziehung zu anderen Menschen <strong>und</strong><br />
im Kontext sozialer Gruppen (Elder <strong>und</strong> O’Rand 1995). Daher ist es angebracht, neben den<br />
individuellen Biographien auch die Paarbiographie <strong>und</strong>, soweit vorhanden, die Eltern-Kind-<br />
Biographie eigens zu berücksichtigen. Dies ist auch deshalb sinnvoll, weil nicht selten Übergänge<br />
in einem biographischen Bereich unmittelbar Übergänge in anderen induzieren.