Berufsmobilität und Lebensform. Sind berufliche ... - ifb
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Berufsmobilität <strong>und</strong> <strong>Lebensform</strong> 15<br />
• Räumliche Mobilität ist nicht gleichzusetzen mit Migration <strong>und</strong> Wohnortwechsel <strong>und</strong> bezieht<br />
sich auch nicht auf das Ausmaß an Verkehrsmobilität. Mobilität, wie sie hier verstanden<br />
wird, führt zur Entstehung „mobiler <strong>Lebensform</strong>en“, <strong>Lebensform</strong>en also, in denen<br />
mindestens ein Partner <strong>berufliche</strong>n Mobilitätserfordernissen nachkommt. Umzug ist<br />
dabei nur eine von mehreren, sehr vielfältigen Mobilitätsformen.<br />
• Die jeweilige Gestaltung mobiler <strong>Lebensform</strong>en ist als Problemlöseversuch zu interpretieren,<br />
<strong>berufliche</strong> Mobilitätserfordernisse <strong>und</strong> familiale Bindungen zu vereinbaren. Vornehmlich<br />
sind fünf Formen mobiler <strong>Lebensform</strong>en zu unterscheiden:<br />
• „Shuttles“ (Wochenendpendler): Angesichts bestehender Mobilitätserfordernisse entscheiden<br />
sich diese Paare dafür, einen Zweithaushalt am Arbeitsort eines Partners zu<br />
gründen, der von diesem arbeitsbezogen genutzt wird. An den Wochenenden teilen die<br />
Partner den gemeinsamen „Haupthaushalt“. Diese Lösung kann vor dem Hintergr<strong>und</strong> einer<br />
ausgeprägten Karriereorientierung beider Partner entstehen. In diesem speziellen Fall<br />
kann die <strong>Lebensform</strong> als „dual-career-couple“ (dcc) bezeichnet werden. Es können aber<br />
auch andere individuelle Motive vorliegen, die an den gemeinsamen Wohnort binden<br />
(z.B. Wohneigentum, soziale Kontakte etc.).<br />
• „Fernbeziehungen“ (Partnerschaften mit zwei getrennten Haushalten): Bei diesen Paaren<br />
verfügt jeder der Partner über einen eigenständigen Haushalt – einen gemeinsamen<br />
„Haupthaushalt“ gibt es nicht. Für diese <strong>Lebensform</strong> können allein <strong>berufliche</strong> Mobilitätserfordernisse<br />
ausschlaggebend sein, etwa dann, wenn beide Partner an weit auseinanderliegenden<br />
Arbeitsorten tätig sind. Nicht selten ist der Verzicht auf einen gemeinsamen<br />
Haushalt aber auch zentraler Bestandteil des Beziehungsideals, wobei auf die Wahrung<br />
eines bestimmten Maßes an Unabhängigkeit trotz bestehender Partnerschaft Wert gelegt<br />
wird. Wenn von Partnern in Fernbeziehungen gesprochen wird, wird im Folgenden auch<br />
das substantivierte Kürzel „LAT“ oder „LATs“ für living apart together verwendet.<br />
• „Fernpendler“ (täglicher einfacher Arbeitsweg mehr als eine St<strong>und</strong>e): Prinzipiell sind<br />
zwei Formen zu unterscheiden: Unter <strong>berufliche</strong>m Mobilitätsdruck werden lange Anfahrtswege<br />
zum Arbeitsplatz in Kauf genommen, um den gemeinsamen Wohnort des<br />
Paares bzw. der Familie zu erhalten. Die andere Form entsteht dadurch, dass unter Beibehaltung<br />
des Arbeitsplatzes der Haushalt aus privaten Gründen verlagert wird, z.B. um<br />
das eigene Haus im Grünen zu beziehen, wodurch die Situation des Fernpendelns entsteht.<br />
• „Umzugsmobile“ (Paare oder Familien mit beruflich bedingtem Fernumzug): Hier handelt<br />
es sich um Paare, die an einem gemeinsamen Haupthaushalt festhalten <strong>und</strong> bei <strong>berufliche</strong>n<br />
Mobilitätserfordernissen mit einer entsprechenden Verlagerung des Haushalts in<br />
eine andere Region reagieren. Dabei ist zu unterscheiden zwischen Familien, die immer<br />
wieder umziehen <strong>und</strong> regelrechte Mobilitätskarrieren entwickeln <strong>und</strong> solchen, die im Sinne<br />
eines einmaligen „life events“ umziehen <strong>und</strong> ansonsten eher immobil sind.<br />
• „Varimobile“ (variierende Mobilitätserfordernisse mit wiederkehrenden längeren Abwesenheiten<br />
vom Wohnort): Die Orte, an denen die Berufstätigkeit ausgeübt wird, wechseln<br />
<strong>und</strong> der zeitliche Umfang der beruflich bedingten Abwesenheit vom gemeinsamen Haus-