Berufsmobilität und Lebensform. Sind berufliche ... - ifb
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<strong>ifb</strong> - Materialien 8-2001<br />
durch zwei Faktoren bestimmt: Das Geschlecht der mobilen Person <strong>und</strong> die Mobilitätsform.<br />
Besonders für Frauen führt <strong>berufliche</strong> Mobilität vielfach fast zwangsläufig zur Kinderlosigkeit.<br />
Bei varimobilen Frauen <strong>und</strong> Wochenendpendlerinnen sind, bei einem Durchschnittsalter<br />
von etwa 36 Jahren, mehr als 75% kinderlos <strong>und</strong> es ist davon auszugehen, dass die große<br />
Mehrzahl dieser Frauen auch keine Kinder bekommen wird. Leben Frauen lange in diesen<br />
Mobilitätsformen wird die Familienentwicklung mit einer gewissen Zwangsläufigkeit zunächst<br />
nachhaltig verzögert <strong>und</strong> schließlich verhindert.<br />
Mobile Männer sind dagegen deutlich seltener kinderlos. Bei Varimobilen, Fern- <strong>und</strong> Wochenendpendlern<br />
ist der Anteil nicht einmal halb so groß wie bei den mobilen Frauen. Zwar<br />
sind mobile Männer häufiger kinderlos als nicht mobile, im Gegensatz zu den Frauen ist dieser<br />
Unterschied aber nur gering ausgeprägt. Viele mobile Männer leben in einer eher traditionell<br />
organisierten Partnerschaft, so dass hier die <strong>berufliche</strong> Mobilität keinen Einfluss auf die<br />
Familienentwicklung hat oder diese zwar verzögert, aber nicht verhindert.<br />
Kinderlosigkeit ist besonders ein Kennzeichen der Fernbeziehungen, wobei hier das etwas geringere<br />
Durchschnittsalter (32 Jahre) vermuten lässt, dass einige noch Kinder bekommen werden.<br />
Verringern familiale Bindungen die Mobilitätsbereitschaft?<br />
Vor allem wenn <strong>berufliche</strong> Mobilitätserfordernisse nach der Familiengründung auftreten, haben<br />
Partnerschaft <strong>und</strong> Familie einen großen Einfluss auf die Mobilitätsentscheidungen. Der<br />
Einfluss von Familie bzw. Partnerschaft erstreckt sich generell auf die Mobilitätsbereitschaft<br />
<strong>und</strong> speziell auf die Wahl der konkreten mobilen <strong>Lebensform</strong>. Mehr als zwei Drittel aller Befragten<br />
haben angegeben, dass Familie <strong>und</strong> Partnerschaft einen bedeutsamen Einfluss auf die<br />
Mobilitätsbereitschaft <strong>und</strong> auf die Mobilitätsform haben. Insbesondere Kinder wirken als<br />
Mobilitätshindernis. Als zentrale Bestimmungsfaktoren für die Wahl der konkreten Mobilitätsform<br />
haben sich, mit Ausnahme der Varimobilen, deren mobile <strong>Lebensform</strong> zumeist durch<br />
die Berufswahl festgelegt ist, das Beziehungskonzept, die Bedeutung der <strong>berufliche</strong>n Perspektive<br />
des Partners <strong>und</strong> – falls Kinder vorhanden sind - die Betreuungssituation des Kindes bzw.<br />
dessen soziale Situation erwiesen.<br />
Mobilitätsformen, die längere Trennungsphasen implizieren (Shuttles <strong>und</strong> Fernbeziehungen),<br />
scheinen eher in jungem Alter <strong>und</strong> bei geringer Familienorientierung üblich zu sein. Steigt die<br />
Familienorientierung, wird meist versucht, mit der Familie an einem Ort zu leben. Familie<br />
fördert also die Mobilitätsformen Umzug <strong>und</strong> Fernpendeln.<br />
Schadet Mobilität dem Familienleben oder organisieren sich Familien nur anders?<br />
Mobilität beeinflusst das psychische <strong>und</strong> physische Wohlbefinden, das Privatleben <strong>und</strong> die<br />
Familienbeziehungen nachhaltig <strong>und</strong> tiefgreifend. Das gilt ganz besonders für alle auf längere<br />
Dauer abgestellten Mobilitätsformen wie Varimobilität, Fern- <strong>und</strong> Wochenendpendeln sowie<br />
Fernbeziehungen. Umzugsmobilität, sofern es sich um einzelne, punktuelle Lebensereignisse<br />
<strong>und</strong> nicht um ganze Umzugskarrieren handelt, hat dagegen einen eher schwachen Einfluss auf<br />
das Familien- <strong>und</strong> Privatleben. Mobilität führt im Berufsleben vielfach zu Vorteilen, denen<br />
teilweise gravierende Nachteile im Privatleben gegenüber stehen. Sofern Berufsmobilität die