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Berufsmobilität und Lebensform. Sind berufliche ... - ifb

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<strong>ifb</strong> - Materialien 8-2001<br />

hen keine andere Wahl als mobil zu werden, um überhaupt berufstätig bleiben oder werden zu<br />

können. Mobilität wird als unerwünschte Begleiterscheinung zwangsläufig in Kauf genommen.<br />

Knapp ein Fünftel der mobilen <strong>Lebensform</strong>en entstehen in einer ambivalenten Mixtur<br />

aus Motiven <strong>und</strong> Präferenzen. Freiwilligkeit <strong>und</strong> Zwang spielen in unterschiedlichem Ausmaß<br />

im Rahmen des Entscheidungsprozesses zusammen <strong>und</strong> die Betroffenen betonen, dass im Zuge<br />

ihrer Entscheidung persönliche Wunschvorstellungen <strong>und</strong> äußere Zwänge eine Rolle gespielt<br />

haben. Diese Konstellationen variieren stark in Abhängigkeit von der Mobilitätsform.<br />

Besonders häufig berichten Shuttles (50%) <strong>und</strong> LATs (40%) von einer zwangsläufigen Entscheidung,<br />

in der persönliche Präferenzen kaum zum Tragen kamen. Varimobile betonen dagegen<br />

die Freiwilligkeit ihrer Berufswahl, die Mobilität mit einschließt (75%), gefolgt von<br />

den Umzugsmobilen, die mehrheitlich ebenfalls davon berichten, ihre Mobilitätsentscheidung<br />

sei weitgehend ohne strukturelle Zwänge erfolgt (57%). Fernpendler <strong>und</strong> auch LATs berichten<br />

besonders häufig von ambivalenten Entscheidungssituationen, in denen persönliche Präferenzen,<br />

im Fall der Fernpendler Ortsverb<strong>und</strong>enheit, ebenso bedeutsam waren wie äußere<br />

Zwänge, etwa, dass in der Heimatregion kein geeigneter Arbeitsplatz zu erhalten war. Im<br />

Vergleich mit nicht mobilen <strong>Lebensform</strong>en, wo praktisch nie von strukturellen Zwängen berichtet<br />

wird, erscheinen mobile <strong>Lebensform</strong>en damit zweideutig. Ein Teil davon ist als moderne<br />

Antworten auf die Frage der Vereinbarkeit von Beruf <strong>und</strong> Familie zu interpretieren, ein<br />

anderer, etwas kleinerer Teil erscheint als Reflex auf gestiegene Strukturzwänge.<br />

Fünf Entscheidungskriterien dominieren in den meisten Fällen die Mobilitätsentscheidungen.<br />

Insgesamt am bedeutsamsten ist die Aufrechterhaltung der Berufstätigkeit des Partners, gefolgt<br />

von den Idealvorstellungen über Partnerschaft bzw. Familie hinsichtlich Nähe, Distanz,<br />

Zusammengehörigkeit <strong>und</strong> persönlicher Freiheit. Erst danach rangieren <strong>berufliche</strong> Gründe<br />

(Karrierechancen <strong>und</strong> Verdienstmöglichkeiten) vor Ortsverb<strong>und</strong>enheit <strong>und</strong> der Lust <strong>und</strong> Neugier<br />

auf etwas Neues. Nach den Mobilitätsformen kristallisieren sich typische Entscheidungskonstellationen<br />

heraus. Zum Fernpendeln entscheiden sich Menschen mit hoher Ortsverb<strong>und</strong>enheit,<br />

einem auf Nähe ausgerichteten Familienideal <strong>und</strong> einem berufstätigen Partner; Shuttles<br />

sind mit Fernpendlern in vieler Hinsicht vergleichbar, jedoch besteht ein bedeutsamer<br />

Unterschied beim Partnerschaftsideal, das nicht in diesem Maße auf Nähe ausgerichtet ist.<br />

Ganz anders ist die Entscheidungskonstellation bei Umzugsmobilen <strong>und</strong> Varimobilen. Für<br />

beide gilt, dass vor allem <strong>berufliche</strong> Gründe dominieren <strong>und</strong> im Vergleich zu anderen Gruppen<br />

eine hohe Offenheit bezüglich Veränderung besteht. Die Lust auf etwas Neues wird hier<br />

oftmals explizit betont, während Wandel <strong>und</strong> Veränderung bei den anderen beiden Gruppen<br />

eher etwas Bedrohliches darstellen. Der Hauptunterschied zwischen beiden Gruppen liegt<br />

wiederum beim Partnerschaftsideal. Umzugsmobile betonen Nähe als Ideal, Varimobile eher<br />

Unabhängigkeit. LATs schließlich entscheiden sich vornehmlich wegen der hohen Berufsorientierung<br />

beider Partner für ihre <strong>Lebensform</strong>, wenn das Partnerschaftsideal auf ein erhöhtes<br />

Maß persönlicher Unabhängigkeit ausgerichtet ist. Zum Vergleich zeigt sich bei Rejectors, also<br />

jenen, die ein konkretes Mobilitätserfordernis zurückgewiesen haben, eine besonders hohe<br />

Familienorientierung, vor allem auch beim Partner. Kinder scheinen bei Mobilitätsentscheidungen<br />

dagegen nur eine untergeordnete Bedeutung zu haben. Zwar werden kindbezogene<br />

Aspekte durchaus einbezogen, aber sie sind nicht so relevant wie die anderen genannten Kri-

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