26.10.2012 Aufrufe

Untitled - Aufgehorcht

Untitled - Aufgehorcht

Untitled - Aufgehorcht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

AufgeHorcht<br />

nichts als Menschen, nervöse, aufgeregte Menschen in Erwartung<br />

der kommenden Sekunden vor dem Start.<br />

32<br />

Wüste Szenen unter den Zuschauern<br />

Zwei bis drei Minuten vor dem Start warfen wir deutschen<br />

Mechaniker die Motoren unserer Rennwagen an. Alles am Rennwagen<br />

musste in Ordnung sein. Der Motor musste sofort sauber<br />

laufen, denn eine Minute vor dem Startzeichen hatten alle<br />

Mechaniker den Startplatz zu verlassen. Auf meiner Stoppuhr<br />

fehlten noch zehn Sekunden, da fingen Rosemeyer und<br />

Carraciola schon an zu schieben. Das war das Signal für die Zuschauer.<br />

Mit wilden Rufen erhoben sie sich von den Plätzen,<br />

schlugen sich die Hüte von den Köpfen und trommelten sich gegenseitig<br />

auf die Schultern. Stuck und Nuvolari in der zweiten<br />

Reihe rollten auch schon über den Strich. In dieser Sekunde verließ<br />

die Zuschauer die Vernunft, und rücksichtslos wurden alle<br />

Vordermänner niedergestaucht, um am Start ja alles genau zu<br />

sehen. Da krachte es am Zielturm. Wie Bestien sprangen die wildgewordenen<br />

fast 10.000 PS davon. Beim Wegspringen der Rennwagen<br />

– wegfahren konnte man das nicht nennen – hatte man<br />

das Gefühl, als würde 300 Meter weiter nur ein Trümmerhaufen<br />

mit Toten liegen bleiben. Aber schön hinter- und nebeneinander<br />

lagen die Rennwagen, unter der Fahrkunst kampfgestählter<br />

Männer am Steuer, im Rundbogen der Südkehre und donnerten<br />

an der Gegengeraden mit wenig Meter Abstand voneinander<br />

an unseren Boxen vorbei.<br />

Ehrenrunde nach Rosemeyers Sieg beim<br />

Großen Preis von Deutschland 1936.<br />

02/2008<br />

Zehn Minuten hatten nun die Zuschauer Zeit, bei derben Auseinandersetzungen<br />

ihre Kopfbedeckungen auszutauschen. Für<br />

uns Mechaniker waren die wüsten Szenen unter den Zuschauern<br />

am Start oft das Schönste vom ganzen Rennen.<br />

Wer kommt als erster an den Boxen vorbei? Doch kaum war die<br />

Luft am Startplatz rein, da zeigte der Voranzeiger auch schon<br />

Nummer 1. Rosemeyer jagte mit 500 Meter Abstand vor<br />

Carraciola auf Mercedes-Benz und Nuvolari auf Alfa-Romeo an<br />

uns vorüber, im weiteren Abstand dahinter folgten die anderen.<br />

Das Sauerwerden begann. Ein Maserati war schon ausgefallen.<br />

In der zweiten Runde fehlte ein Bugatti (Wimille). In der dritten<br />

Runde fehlte Seamem auf Maserati. Wir kannten die Tücken<br />

bei 36 Grad Hitze und wussten, dass noch einige liegen bleiben<br />

würden. Wer würde es sein?<br />

Strecke wurde zum Rennwagen-Friedhof<br />

Die Motoren rasten weiter. Wie kochendes Blut wurde das<br />

heiße Öl durch die Kanäle gepumpt. Wehe, wenn ein Pleueloder<br />

Hauptlager trockenlief. Millionen Funken sprühten die<br />

Kerzen in die Brennräume. Mit Tonnendruck wurden die Kolben<br />

2000 Mal in der Minute zurückgeschlagen. Ungeheure<br />

Kräfte tobten sich in den schwachen, erleichterten Teilen des<br />

Rennwagens aus und versuchten, das Material zu zerreißen.<br />

Das war ein Schieben, Drücken, Reißen und Zerren an den<br />

Getriebewellen und -rädern, beim Abbremsen und Beschleunigen<br />

in den Kurven. Und nur ein einziger verfehlter Fußdruck

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!