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Untitled - Aufgehorcht

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AufgeHorcht<br />

sogenannten Prepegs, pressfertige mit Polyester durchsetzte<br />

Glasfasermatten. Die Kosten überstiegen aber die vergleichbarer<br />

Blechteile. Von Interesse waren auch glasschuppengefüllte<br />

Polyurethane, die sich bei relativ geringen Drücken verarbeiten<br />

ließen. Die Füllung erhöhte den Elastizitätsmodul.<br />

Glasfaserverstärkung brachte dagegen Probleme infolge der<br />

Richtungsorientierung beim Ausgießen des Werkzeugs. In der<br />

Folge ergaben sich bei großen Teilen Verzugserscheinungen<br />

durch unterschiedliche Schwindung. Für einen Jeep in kleinerer<br />

Stückzahl kam auch der thermoplastische Kunststoff ABS<br />

zur serienmäßigen Anwendung; infolge des geringen E-Moduls<br />

konnte das Material jedoch nicht tragend im Karosserieverbund<br />

wirken. Grundsätzlich brauchen alle in größerer Serie hergestellten<br />

Karosserien ein tragendes Metallgerippe, das in der<br />

Regel ohne die Verkleidungsteile keine ausreichende Steifigkeit<br />

gegen Verwindung hat. Gefordert waren daher Kunststoffe mit<br />

hoher Festigkeit bei gleichzeitig hohem E-Modul.<br />

20<br />

Herangehensweisen im DDR-Fahrzeugbau<br />

Die chemische Industrie der DDR lehnte die vorgezeichnete<br />

Kunststoffentwicklung mangels Aussicht auf Erfolg ab. Der Fahrzeugbau<br />

versuchte daraufhin, die Aufgabe mit eigenen Kräften<br />

zu lösen und etablierte innerhalb des damaligen FEW Forschungs-<br />

und Entwicklungswerkes Chemnitz eine eigene Entwicklungsstelle.<br />

Die Ausgangsbasis hinsichtlich der verwendbaren Materialien<br />

und Maschinen war aufgrund von Demontagen nach dem Krieg<br />

äußerst schmal. Erste Versuche wurden mit Thermoplastfolien<br />

auf PVC-Basis durchgeführt. Gewebeartige Versteifungseinlagen<br />

verbesserten die Wärmeformbeständigkeit, Biege- und Schlagbiegefestigkeit.<br />

Ebenfalls ließ sich hierbei der E-Modul erhöhen.<br />

Das geschichtete Material wurde bei Einwirkung von Wärme<br />

zu Formteilen gepresst. Die erste hiermit verkleidete Karosserie<br />

war die eines F8 mit Trägergerippe aus Holz. Auch Motorhaube,<br />

Kotflügel und Kühlerrahmen waren aus diesem Material<br />

hergestellt. Das 1951 gefertigte Fahrzeug bewährte sich<br />

zwar im Betrieb, die Technologie war aber recht aufwändig.<br />

Es wurden neue Wege beschritten und in einem Verfahren<br />

gefunden, bei dem man Polyvinylchlorid in Dispersionsform<br />

sowie eine besondere Sorte Holzschliff der Stoffklasse 10 und<br />

Baumwollfasern als Verstärkungsmaterial verwendete. Die<br />

Aufbereitung erfolgte nass in einem sogenannten Holländer<br />

(Anmerkung: eine Einrichtung, die in der Papierindustrie eingesetzt<br />

wird). Zur Pressstofffertigung war die Bildung und<br />

Trocknung eines geformten Körpers aus dem gebildeten Faserbrei<br />

mittels eines Absaugwerkzeugs notwendig. Die Restfeuchtigkeit<br />

des geformten Körpers betrug ca. 50 Prozent. Vor der<br />

Verpressung zu einem Fertigteil musste er getrocknet werden.<br />

Der Bindemittelanteil lag bei 50 Prozent. 1952 erfolgte mit diesem<br />

Werkstoff u. a. die Verkleidung einer F9-Karosserie. Das<br />

Verfahren wurde zunächst serienmäßig für F9-Motorhauben<br />

und Lkw-Kabinenrückwände sowie Türverkleidungen eingesetzt.<br />

Es war jedoch recht aufwändig und schied für eine größere<br />

Serienfertigung aus. Die primitiven Anfänge hingen mit den<br />

wenigen verfügbaren Materialien in der DDR zusammen.<br />

Der Wunsch nach einem gegen Wärme- und Kälteeinwirkung<br />

weitgehend unempfindlichen Material mit höheren mechanischen<br />

Eigenschaften und zur Vereinfachung des Verfahrensablaufs<br />

führte schließlich über weitere Umwege zu einem härtbaren<br />

(duroplastischen) Werkstoff, dessen Qualität im Laufe<br />

02/2008<br />

der Jahre verbessert werden konnte bei Vervollkommnung des<br />

Herstellungsverfahrens. Mitte der 1950er Jahre wurden in Versuchen<br />

zunächst Baumwollfasern auf einer Krempelmaschine<br />

zu einem Flor gebildet und einer sogenannten Pelztrommel<br />

aufgewickelt. Darüber war eine Kunstharzstreu- und -dosiereinrichtung<br />

angeordnet, die eine bestimmte Menge Kunstharzpulver<br />

zwischen die sich aufwickelnden Florlagen rieselte,<br />

so dass der Harzanteil bei 52 Prozent lag. Nach dem Erreichen<br />

der gewünschten Dicke wurde der harzdurchsetzte Pelz abgenommen,<br />

durch Kalanderwalzen zur besseren Handlichkeit<br />

verdichtet, mit zwei weiteren Pelzen anderer Zusammensetzung<br />

verstärkt und zu Formteilen verpresst. Diese Zusammensetzung<br />

aus drei Schichten hing mit dem Erreichen einer<br />

besonders witterungsbeständigen Oberfläche, hoher Festigkeit<br />

und Vermeidung von Verzug zusammen, der anderenfalls<br />

infolge der Nachwindung der Pressteile eingetreten wäre. Das<br />

watteförmige und nun mit Bindemittel durchsetzte Vormaterial<br />

ließ sich nach dem Zuschneiden zu gewünschten Formaten<br />

gut in die beheizten Pressformen einlegen und zu stabilen<br />

Formteilen verdichten. Anfangs gab es noch Probleme, weil<br />

Kunstharze auf Novolakbasis verwendet wurden, dem<br />

zwecks Aushärtung Hexamethylentetramin zugesetzt war.<br />

Von Nachteil war bei diesem puderförmigen Harz, das auch<br />

als Schleifscheibenbindemittel Verwendung fand, die starke<br />

Staubentwicklung bei der Verarbeitung. Es verursachte Hautausschläge<br />

bei hell- und rothaarigen Arbeitskräften.<br />

Verfahren für die Serie<br />

Für die Serienfertigung wurde nun ein Verfahren entwickelt,<br />

bei dem der Vorgang zur Bildung unterschiedlicher Schichten<br />

mit verschiedenen Faserarten, Harzarten und Harzgehalten<br />

mechanisch ablief einschließlich der Materialzuführung zu den<br />

einzelnen Maschinen: Fünf Wattekrempelmaschinen arbeiteten<br />

auf ein Transportband zu. Sie hatten die Aufgabe, die losen<br />

Faserflocken zu einem zusammenhängenden Flor umzuwandeln.<br />

Vor dem Ablegen der sich kontinuierlich bildenden Faserflore<br />

wurden sie mit speziell aufbereitetem Kunstharz berieselt<br />

und über ein Legerknie auf einem sich ständig fortbewegenden<br />

Sammeltransportband abgelegt. Da jede Maschine<br />

diesem Band ein etwas anders zusammengesetztes Material<br />

hinsichtlich Art und Menge zuführte, ergab sich die gewünschte<br />

Schichtung im Vormaterialpelz. Er wurde am Ende dieser<br />

Strecke noch durch ein Walzenpaar kontinuierlich auf handliche<br />

Dicke verdichtet. Das pressfertige, watteartige, mit Kunstharz<br />

durchsetzte Material hatte folgenden Aufbau: Die Oberund<br />

Unterschicht enthielt kein Kunstharz, damit keine Harzkörnchen<br />

ausfallen konnten. Die der Witterung ausgesetzte<br />

Deckschicht enthielt chemisch behandelte, von quellfähigen<br />

Bestandteilen völlig freie Baumwollfasern. Sie hatte gegenüber<br />

den unteren Schichten einen etwas höheren Harzanteil. In<br />

den Mittelschichten wurden die zurückgewonnenen Füllstoffe<br />

und Harze aus den Zuschnitten wieder mit eingesetzt. Die<br />

Fasern unter der Deckschicht waren nicht chemisch behandelt,<br />

sondern wurden nur mechanisch gereinigt, und die untere<br />

Schicht hatte die Aufgabe, den Stoff „auszubalancieren“ bzw.<br />

Verzugserscheinungen infolge der bei 0,15 Prozent liegenden<br />

Schwindung zu verhindern. Wichtig war die durch die Herstellungstechnik<br />

erreichte annähernd kreuzweise Lage der ausgerichteten<br />

Fasern, da sich anderenfalls in Längs- und Querrichtung<br />

zur Faserlage unterschiedliche Eigenschaften hin-

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