Untitled - Aufgehorcht

und enteignet worden. Wie in vielen deutschen Unternehmen,
die vor dem gleichen Schicksal standen, war es gelungen,
wichtige Konstruktionsunterlagen zu retten. Den Deutschen
Werken in Kiel wurden mehrere Projekte für eine Zusammenarbeit
angeboten: ein ¾-Tonnen-Kleinlastwagen, ein Leichtmotorrad
mit 125 cm³ Zweitaktmotor, ein Zweitakt-Gegenkolbenmotor.
Für den Kleinlastwagen kam es 1951 zum Vertrag
über Konstruktion und Prototypenbau. Doch das Projekt verzögerte
sich und es trat inzwischen auch Konkurrenz auf. 1953
lief das Projekt aus.
Ein Motorrad-Projekt war etwas erfolgreicher: Rasmussen
hatte bereits 1948 Kontakt mit der dänischen Waffenfabrik
DISA aufgenommen, die nach dem Krieg Produkte des zivilen
Sektors suchte. Zu dem von DISA organisierten Projektteam
gehörten sowohl Rasmussen selbst als Konstrukteur als auch
sein jüngster Sohn Arne Skafte, zuständig für den Musterbau.
Leider wurde auch hier aus einer Serienproduktion nichts, da
man die Waffenproduktion wegen des Korea-Krieges wieder
hochfuhr. Lediglich eine Kleinserie mit einem zugekauften 98
cm³-Motor kam 1951 zum Einsatz.
Schlusspunkt unter Streitigkeiten
Anlässlich seines 75. Geburtstages im Jahre 1953 wurden Rasmussen
zahlreiche Ehrungen zuteil, u. a. die Ehrenmitgliedschaften
im Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA)
und im Automobilclub von Deutschland (AvD). Mit Genugtuung
konnte er feststellen, dass die wieder neu gegründete
Auto Union GmbH (Bruhn und Hahn waren die Protagonisten)
einen Schlusspunkt unter die früheren Streitigkeiten zog,
ja, ihm einen DKW 3=6 Sonderklasse schenkte und einen
Ehrensold von 1000 DM monatlich bis zur Volljährigkeit des
jüngsten Kindes seines 1945 zu Tode gekommenen Sohnes
Hans zusagte.
Jørgen Skafte Rasmussen starb, 86-jährig, am 12. August 1964
in Kopenhagen.
Eberhard Kreßner
Förderverein
Industriemuseum Chemnitz e. V.
Leiter Arbeitsgruppe Kraftfahrzeugtechnik
Die Ausführungen von Eberhard
Kreßner entstanden mithilfe des
Buches von Immo Sievers „Jørgen
Skafte Rasmussen – Leben und Werk
des DKW-Gründers“, erschienen im
Delius Klasing Verlag. Das Werk gilt
als die erste vollständige Lebensbeschreibung
des DKW-Vaters. Es
wurde mit dem MPC-Autobuch-Preis 2007 in der Kategorie
„Bestes Autobuch Historie“ ausgezeichnet. Der Autor trug
zahlreiche Details zusammen, die es ermöglichen, den
Beitrag Rasmussens zur Geschichte der Motorisierung zu
dokumentieren. Ebenso enthält es größtenteils erstmals
veröffentlichte Fotos.
Dr. phil. Immo Sievers, geboren 1958 in Berlin, studierte
Geschichte und Rechtswissenschaften in Oxford und Berlin.
1993 promovierte er über die Entwicklung der englischen
Rasmussen an
seinem 80. Geburtstag.
Foto: Audi Tradition
Bestes Autobuch Historie
Termin
AufgeHorcht
Am 31. Oktober, 15.00 Uhr lädt das Industriemuseum
Chemnitz zum Vortrag über Jørgen Skafte Rasmussen ein.
Der Historiker Dr. Immo Sievers referiert über Leben und
Werk des DKW-Gründers.
und deutschen Automobilindustrie vor dem Ersten
Weltkrieg. Seit 1991 erfüllt er Lehraufträge an der
Humboldt Universität zu Berlin und seit 1997 bis heute an
der Technischen Universität Berlin. Dort leitet er Seminare
und Kurse zur Automobilgeschichte. Damit ist die TU Berlin
die einzige deutschsprachige Universität, an der Automobilgeschichte
als prüfungsrelevantes Fach jedes Semester
angeboten wird.
Viele Jahre war Dr. Sievers Vorsitzender der Automobilhistorischen
Gesellschaft in Deutschland. 1999 gründete er
den ArTeG-Verlag, seitdem lebt und arbeitet er in Berlin und
Mecklenburg. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Immo Sievers: Jørgen Skafte Rasmussen – Leben und Werk
des DKW-Gründers,
223 Seiten, ca. 250 Abbildungen, Format 21 x 24 cm,
gebunden mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-7688-1828-5, EUR: 24.90
02/2008 17