Untitled - Aufgehorcht
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16<br />
AufgeHorcht<br />
Kampf auf juristischer<br />
Ebene noch Jahre weiter.<br />
An einer angemessenen<br />
Rehabilitierung von Rasmussen<br />
war letztendlich<br />
selbst Hitler gelegen, der<br />
seinen persönlichen Adjutanten<br />
zur Herbeiführung<br />
einer endgültigen Klärung<br />
beauftragte. Das<br />
bisherige Parteigerichtsverfahren<br />
wurde 1936 in<br />
ein Zivilrechtsverfahren<br />
überführt, wobei das zu<br />
erwartende Ergebnis<br />
durch Hitler bereits vorgegeben<br />
war. Alle Ansprüche<br />
Rasmussens kamen<br />
zur Verhandlung. So war z. B. einer der Punkte die Klärung<br />
der Entschädigungszahlungen für Lizenz- und Patentrechte,<br />
die ihm nach Gründung der Auto Union noch gehörten. Aber<br />
es ging nicht mehr nur um Ansprüche und Vorteile der einen<br />
oder anderen Seite. Es handelte sich auch um den zermürbenden,<br />
persönlichen „Stellungskrieg“ zwischen Dr. Bruhn und Rasmussen,<br />
in dem beide nicht sehen wollten, dass das Ergebnis<br />
des Verfahrens, „von höchster Stelle“ gewollt, bereits fest stand.<br />
Ende einer 30-jährigen Schaffensperiode<br />
Am 31. Januar 1938 wurde ein Schiedsgerichtsvertrag von beiden<br />
Seiten unterschrieben.<br />
Rasmussen wurde eine Entschädigungssumme von 1,3 Millionen<br />
Reichsmark zugestanden. Außerdem konnte er seine bei<br />
der Gründung der Auto Union AG ausgegliederten Betriebe<br />
Erla GmbH, Framo-Werke GmbH, Metallwerke Zöblitz<br />
GmbH und seine Beteiligung an den Prometheus-Werken<br />
Berlin behalten. Hitler verfügte außerdem, dass Rasmussen<br />
die Ehrendoktorwürde durch die Technische Universität<br />
Dresden zu verleihen ist. Trotz versuchter Intervention gegen<br />
diese Ehrung, insbesondere durch Dr. Bruhn, musste die Universität<br />
am 20. Juli 1938 den Akt vollziehen.<br />
Rasmussen schloss 1938 mit seiner 30-jährigen Schaffensperiode<br />
in Zschopau ab. Zu seinem 60. Geburtstag nahm er dort<br />
noch viele öffentliche Ehrungen entgegen.<br />
Der Versuch, einen zusammen mit seinen<br />
Söhnen in den Framo-Werken entworfenen<br />
Kleinwagen, auch als ein „Volkswagen“<br />
gedacht, an höchster Stelle in Berlin präsentieren,<br />
scheitert bei der Vorstellung des Prototypen<br />
vor der Reichskanzlei, indem das<br />
Fahrzeug bewusst der Lächerlichkeit preisgegeben<br />
wurde. Woher der Volkswagen<br />
kommen sollte, war vom „Führer“ bereits<br />
entschieden.<br />
oben: Rasmussen Anfang der 1930er Jahre, bereits gezeichnet<br />
von der kritischen Situation im Auto Union-Vorstand.<br />
unten: Nach seinem Rückzug nach Sacrow bei Potsdam<br />
widmete sich Rasmussen wieder Fahrzeugkonstruktionen.<br />
1941 entwarf er ein Leichtmotorrad mit Vollverkleidung.<br />
Fotos: ArTeG<br />
02/2008<br />
1939 zogen die Rasmussens nach Sacrow bei Potsdam. Die<br />
Familie bewohnte eine erworbene Villa an der Havel mit Wassergrundstück<br />
und eigener Yacht. Die Entscheidung, nahe<br />
Berlin leben zu wollen, dürfte mit dem Wohnsitz Berlin seiner<br />
verheirateten Tochter Ilse zusammengehangen haben, die aber<br />
leider noch im gleichen Jahr verstarb.<br />
Eine hohe Ehrung wurde Rasmussen 1939 durch den dänischen<br />
König zuteil. Er erhielt den Ritterschlag auf Lebenszeit durch<br />
Verleihung des Dannebrogsordens.<br />
In Sacrow begann Rasmussen wieder mit Fahrzeugkonstruktionen.<br />
1941 entwarf er ein Leichtmotorrad mit Vollverkleidung,<br />
von dem einige Muster gebaut wurden. Für die Ausführung<br />
der Verkleidung und die Kühlung des Motors beantragte er<br />
Gebrauchsmusterschutz.<br />
Beschauliches Leben nur kurz vergönnt<br />
Ein beschauliches Leben war dem sonst eher umtriebigen Rasmussen<br />
in der idyllischen Umgebung seines Wohnsitzes dennoch<br />
nur kurz vergönnt. Das nahende Ende des Zweiten<br />
Weltkrieges zwang ihn, alles aufzugeben und mit seiner Frau<br />
1945 nach Flensburg in Schleswig-Holstein zu flüchten. Seine<br />
Söhne verharrten noch in den Familienunternehmen im<br />
sowjetisch besetzten Teil Deutschlands in Zöblitz und Frankenberg.<br />
Sein Sohn Hans, der die Geschäfte von Framo leitete,<br />
bezahlt es mit dem Leben. Er starb in einem sowjetischen<br />
Internierungslager. Die Flüchtlinge Rasmussen büßten nahezu<br />
alle Vermögenswerte ein. Eine Einreise nach Dänemark verhinderten<br />
die dänischen Behörden – vielleicht eine Reaktion<br />
auf seine seinerzeit öffentlich gemachten Beifallsbekundungen<br />
für Hitlers Politik.<br />
Noch drei Jahre lebte Rasmussen mit seiner Frau in Flensburg<br />
unter bescheidenen Verhältnissen. Mit dem geringen Verfügbaren<br />
wurden die in der sowjetischen Besatzungszone zurückgebliebenen<br />
Kinder und Enkel unterstützt.<br />
Ende 1947 erhielt Rasmussen die Urkunde für seine dänische<br />
Staatsbürgerschaft und 1948 konnte das Ehepaar endlich<br />
übersiedeln. Es ließ sich nahe Kopenhagen in einem Gartenhaus<br />
nieder.<br />
Auf Vermittlung und mit der Hilfe seines Sohnes, Dr. Ove Rasmussen,<br />
versuchte er im Fahrzeugbau noch einmal Fuß zu fassen.<br />
Die vor dem Kriege im Familienbesitz gewesenen Betriebe<br />
lagen in der sowjetisch besetzten Zone, waren demontiert