Untitled - Aufgehorcht
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Zschopauer Motorenwerke<br />
AG. 1930/31 kam es zu<br />
drastischen Umsatzeinbrüchen.<br />
Die Mitarbeiterzahl<br />
betrug Ende Juni 1930 nur<br />
noch 4737 Beschäftigte,<br />
Ende September 1930 gar<br />
nur 2397.<br />
Die Sächsische Staatsbank<br />
entsandte im November<br />
1930 einen erprobten Sanierer<br />
in den Aufsichtsrat,<br />
Dr. Richard Bruhn. Er hatte<br />
sich bereits in den Junkers-<br />
Werken bewährt. Von nun<br />
an griff Dr. Bruhn bei DKW<br />
in Entscheidungen ein und<br />
entwickelte selbst persönliche Machtansprüche. Rasmussen<br />
war nicht mehr Herr im Hause, er konnte diese für ihn neue<br />
Situation nicht mehr kontrollieren, wusste nicht, auf wen er<br />
sich noch verlassen konnte. Er überwarf sich auch noch völlig<br />
überflüssig mit einem seiner erfahrensten, immer loyal ihm und<br />
der Firma verbundenen Mitarbeiter, Dr. Carl Hahn.<br />
In der Krise gelang mit F1 großer Wurf<br />
In dieser schwierigen Lage gelang Rasmussen trotzdem<br />
1930/31 ein „großer Wurf“. Nach Vorarbeiten bei DKW in<br />
Zschopau konstruierten Ende 1930 die Audi-Ingenieure Arlt<br />
und Haustein in Zwickau den DKW-Front. Prototypen des<br />
zweisitzigen Roadsters standen innerhalb von sechs<br />
Wochen(!) bereit und bewährten sich auf Anhieb. Später F1<br />
genannt, war dieser Pkw der erste der legendären Front-Reihe<br />
(F1 bis F9), die DKW vor dem zweiten Weltkrieg entwickelte.<br />
Rasmussen beschloss die umgehende Serienproduktion, die<br />
im April 1931 anlief. Mit seinem 600 cm³-Zweizylinder-Zweitaktmotor,<br />
leichter Sperrholzkarosserie und ausgereiftem Frontantrieb<br />
zu einem Preis von nur 1685 Mark war der kleine Pkw<br />
der „Renner“. Dank des F1 rückte DKW bereits im Juni 1931<br />
in den Zulassungszahlen für Pkw nach Opel auf den zweiten<br />
Platz im Deutschen Reich vor.<br />
AufgeHorcht<br />
Um einem wirtschaftlichen Kollaps der sächsischen Automobilbranche<br />
zuvor zu kommen, drängten die Kreditgeber, allen<br />
voran die Sächsische Staatsbank, die inzwischen zum Konkurs<br />
reifen Horchwerke in Zwickau, die unprofitable Automobilsparte<br />
von Wanderer in Chemnitz, Rasmussens „angeschlagene“<br />
Werke wie Audi in Zwickau und die Zschopauer Motorenwerke<br />
AG in einem konzentriert gemanagten Konzern zusammenzufassen.<br />
Rasmussen war gezwungen, der Fusion wohl<br />
oder übel zuzustimmen, selbst hoffend, bei Besserung der gesamtwirtschaftlichen<br />
Lage eine Reprivatisierung seines DKW-<br />
Imperiums zu erreichen.<br />
Machtkampf im Auto Union-Vorstand<br />
Am 29. Juni 1932 (rückwirkend zum 1. November 1931) wurde<br />
der neue sächsische Automobilblock, die Auto Union AG,<br />
gegründet. Vorstandsvorsitzender war nun Dr. Richard Bruhn.<br />
Rasmussen gehörte dem Vorstand an, zuständig für den Bereich<br />
Technik. Dem bisher allein autoritär „herrschenden“ Unternehmer<br />
fiel es äußerst schwer, sich in die neue Auto Union AG<br />
einzugliedern. Schwerwiegende Zerwürfnisse zwischen ihm<br />
und den anderen Vorstandsmitgliedern, insbesondere Dr.<br />
Bruhn, waren vorprogrammiert. Es kam zum offenen Machtkampf<br />
im Vorstand, der damit in seinen eigentlichen Aufgaben<br />
gelähmt wurde. Rasmussen reagierte durch bewusstes Fernbleiben<br />
von seinem Vorstandsposten, litt gesundheitlich, ließ<br />
sich in Sanatorien pflegen und schließlich verlor er.<br />
Mit einer Reise in die USA versuchte er 1933 durch Verkauf<br />
von Lizenzen noch den Rückkauf von DKW aus der Auto Union<br />
zu finanzieren – ein vergebliches Bemühen, das ihm zusätzlich<br />
schadete. Seit 1933 herrschten in Deutschland durch die Machtergreifung<br />
der Nationalsozialisten neue politische Prioritäten.<br />
An einer Reprivatisierung des Staatskonzerns Auto Union AG<br />
bestand im Hinblick auf die künftige Rüstungspolitik kein<br />
Interesse.<br />
Die Situation im Vorstand eskalierte 1934 derartig, dass beide<br />
Seiten diese vor die Reichsleitung der NSDAP, Abteilung<br />
„Wahrung der Berufsmoral“, brachten. Rasmussen selbst war<br />
kein NSDAP-Mitglied. Er beeilte sich aber in einem Interview<br />
mit der dänischen Zeitung „Berlingske Tidente“ seiner Begeisterung<br />
für damalige nationalsozialistische Ideen Ausdruck zu<br />
verleihen. Begreiflich, dass er sich für<br />
die von Hitler 1934 ausgerufene „Volksmotorisierung“<br />
begeistern konnte, er<br />
profitierte schließlich davon. Mit dieser<br />
ausgedrückten „Bewunderung“ für<br />
die in Deutschland verkündete Politik<br />
hoffte er, seine bedrängte Situation<br />
verbessern zu können. Es nützte ihm<br />
nichts. Die Vorstandsmitglieder der<br />
Auto Union AG lehnten jede weitere<br />
Zusammenarbeit mit ihm ab. Im Dezember<br />
1934 kam es zu seiner fristlosen<br />
Kündigung. Dennoch ging der<br />
oben: Dr. Richard Bruhn. Foto: ArTeG<br />
unten: Der DKW F1, der erste in Großserie gebaute<br />
Frontantrieb. Foto: Erdmann/Audi Tradition<br />
02/2008 15