Untitled - Aufgehorcht
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AufgeHorcht<br />
1922 konstruierte Weber ein Leichtmotorrad (148 cm³; 2,5 PS)<br />
das bei Rennen, z. B. der ADAC-Reichsfahrt, sehr erfolgreich<br />
ist – DKW nannte es „Reichsfahrtmodell“. Im Juni wurde der<br />
20.000. DKW-Motor ausgeliefert.<br />
Expansionen zwischen Erzgebirge und Berlin<br />
1923 erfolgte die Umwandlung des Unternehmens in eine Aktiengesellschaft,<br />
die „Zschopauer Motorenwerke J. S. Rasmussen<br />
AG“. Das Aktienkapital befand sich nahezu vollständig im Besitz<br />
von Rasmussen. Das Unternehmen expandierte rasant. Der<br />
damals 1906 preiswert erworbene Immobilienbesitz war nunmehr,<br />
nach Einführung der Rentenmark, ein Vielfaches wert.<br />
Bei den Banken war Rasmussen außerordentlich kreditwürdig,<br />
und er nutzte die sich bietenden Offerten. Damit geriet er<br />
aber auch schleichend in Abhängigkeit, vornehmlich bei der<br />
Sächsischen Staatsbank. Er ging daran, sein Unternehmen zu<br />
einem Großunternehmen auszubauen. Sein Ziel war ein sich<br />
selbst tragender Konzern. In rascher Folge kaufte bzw. gründete<br />
er von 1922 bis 1930 zwölf Unternehmen. Dazu gehörten<br />
die Metallwerke Zöblitz mit Zweigbetrieben und die Sattelfabrik<br />
Frankenberg (Fahrrad- u. Motorradsättel) aus der die<br />
Framo-Werke GmbH entstand. 1924 übernahm Rasmussen die<br />
Slaby-Beringer Automobil GmbH Berlin, an der er sich schon<br />
seit 1919 beteiligte, da er die kleinen, leichten Elektrofahrzeuge<br />
Dr. Slabys äußerst innovativ fand. Das Werk wurde unter Rasmussen<br />
zum Karosseriehersteller für die DKW-Produktion im<br />
Zwickauer Audi-Werk und in Berlin sowie zum Produzenten<br />
der „großen“ Pkw. 1925 folgte die Gründung der Elcamo-<br />
Motor-Aggregatebau GmbH in Erfenschlag für die Herstellung<br />
von Stationär- und Bootsmotoren, 1926 die Beteiligung an der<br />
Prometheus Maschinenfabrik GmbH Berlin, einem der größten<br />
deutschen Getriebehersteller, weiterhin die Übernahme der<br />
ehemaligen Moll-Werke Scharfenstein. Die im DKW-Werk<br />
Scharfenstein eingerichtete Herstellung von 6- und 8-Zylinder-<br />
Einbaumotoren mittels aus Insolvenzmasse erworbener amerikanischer<br />
Technologie wurde kein Geschäftserfolg. Dafür<br />
lohnte sich die Produktion von DKW-Kühlschränken für Haushalt<br />
und Gewerbe beträchtlich (DKW = Das Kühl Wunder).<br />
Rasmussen gründete außerdem die Eisengießerei Annaberg und<br />
übernahm das Eisenwerk von Nestler & Breitfeld. Das Zweig-<br />
links: Das DKW Werk in Zschopau.<br />
rechts oben: Werbung für den DKW-Kühlschrank. Foto: Archiv Erdmann/Audi Tradition<br />
rechts unten: Das Flugzeug DKW Erla Me 5a. Foto: ArTeG<br />
02/2008<br />
werk Erla wurde ab 1933 als Eisen- und Flugzeugwerke Erla<br />
KG bezeichnet. Dort erfolgte u. a. der Bau eines Einsitzer Flugzeuges<br />
Typ Erla Me5a.<br />
Nicht alle Firmenzukäufe waren erfolgreich, z. B. der Kauf der<br />
Schüttoff-Werke Chemnitz und der schon seit 1927 vom Konkurs<br />
bedrohten Audi-Werke in Zwickau, die Rasmussen mit<br />
Krediten der Sächsischen Staatsbank 1929 voll übernahm –<br />
für DKW eine große finanzielle Belastung. Weiterhin folgte die<br />
Gründung der Luma-Werke Stuttgart zur Produktion von<br />
DynaStart-Anlagen (Starter-Generator als Kompaktbaueinheit<br />
– heute in der Hybridantriebstechnik wieder interessant).<br />
Auf dem Gipfel ohne sicheren Boden<br />
Nach nunmehr ca. zehn Jahren stand Rasmussen auf dem Gipfel<br />
seiner Unternehmerkarriere aber betriebswirtschaftlich nicht<br />
mehr auf sicherem Boden. Er hatte ca. 15.000 Mitarbeiter. Das<br />
Rückgrat von DKW war der Bau von Motorrädern in Zschopau.<br />
1928 wurden 60.000 Stück hergestellt – DKW war damit zeitweilig<br />
der größte Motorradproduzent der Welt. Im DKW-<br />
Werk Berlin-Spandau kam der erste DKW-Pkw, der P15, heraus<br />
(600 cm³-Zweitaktmotor; 15 PS; Heckantrieb).<br />
Am 24. Oktober 1929 gab es an der New Yorker Börse einen<br />
kapitalen Crash, der eine Weltwirtschaftskrise auslöste und<br />
auch an DKW nicht spurlos vorbei ging: 1928 beliefen sich die<br />
Schulden des Rasmussen-Konzerns bereits auf 18 Millionen<br />
Reichsmark. Die Sächsische Staatsbank versuchte Schritt für<br />
Schritt, die Fäden des Unternehmens in die Hand zu nehmen,<br />
um ihre ausgereichten Kredite zu retten. Im November 1929<br />
saß ein Staatsbankdirektor als Vorsitzender im Aufsichtsrat der