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Untitled - Aufgehorcht

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Editorial<br />

Kein Ende bei den Jubiläen<br />

AufgeHorcht<br />

„Auch wenn es gelingt, die ‚Energiedecke zu strecken‘, steht für den Motorenbauer<br />

die Aufgabe, den spezifischen Kraftstoffverbrauch zu senken, an erster Stelle. Gleich<br />

danach rangiert die Aufgabe der Emissionsminderung von Schadstoffen; doch darf<br />

diese nicht auf Kosten der Kraftstoffökonomie gelöst werden. Viel eher könnte man<br />

einer Erhöhung des regenerierbaren Materialeinsatzes zustimmen.“ Dies schrieb<br />

und lehrte Prof. Dr. techn. h.c. Alfred Jante, von 1948 bis 1973 Direktor bzw.<br />

Bereichsleiter des Institutes für Verbrennungsmotoren und Kraftfahrwesen der<br />

TH/TU Dresden im Jahre 1973. Seine Erkenntnisse in der Kraftfahrtforschung<br />

haben bis heute Bestand. Prof. A. Jante wäre am 3. Juni dieses Jahres 100 Jahre alt<br />

geworden. Wir erinnern in dieser Ausgabe an diesen exzellenten Ingenieur und<br />

Wissenschaftler.<br />

Mit einer Festveranstaltung beging das August Horch Museum am 12. Juli den 20. Jahrestag seines<br />

Bestehens. Die wechselvolle Geschichte von den Ideen der Gründung der Ausstellung im<br />

VEB Sachsenring über die „Hürden der Wendezeit“ bis hin zur Gegenwart schilderte Dipl.-Ing.<br />

Roland Schulze in seinem die Zuhörer fesselnden Vortrag. Auszüge aus seiner Rede wollen wir<br />

den Lesern von „AufgeHorcht“ nicht vorenthalten. Die Leitung des August Horch Museums entschloss<br />

sich kurzfristig, in Verbindung mit diesem Jubiläum, zum Wechsel der Exponate der<br />

Sonderausstellung. So wurde die Gelegenheit wahrgenommen, die Ausstellung zum 50-jährigen<br />

Trabant-Jubiläum, die ursprünglich bis Oktober 2008 vorgesehen war, durch die Schau außergewöhnlicher<br />

„Staatskarossen“ unter dem Thema „Macht und Pracht“ zu ersetzen.<br />

Als nachfolgende Sonderausstellung wird eine Reminiszenz zum Automobilrennsport in der DDR<br />

vorbereitet – voraussichtlich zu sehen ab Oktober 2008.<br />

Jörgen Skafte Rasmussen, vor 130 Jahren in Dänemark geboren, gilt wie August Horch als sächsischer<br />

Automobilpionier. Er, der Gründer von DKW, der das Unternehmen und seine Produkte<br />

zu Weltruhm führte, übernahm 1928 die AUDI-Werke in Zwickau und legte damit den<br />

Grundstein für die 1932 mit der AUTO UNION entstehenden vier Ringe. Wir erinnern anlässlich<br />

seines 130. Geburtstages an sein Lebenswerk.<br />

Apropos – vier Ringe: Auch diese kommen aus den Feierlichkeiten nicht heraus. Im Jahr 2007,<br />

noch nicht vergessen, das Jubiläum zu 75 Jahre AUTO UNION. Aber da war doch noch etwas<br />

am 16. Juli 1909 ? Richtig – an diesem Tag gründete August Horch ein neues Unternehmen in<br />

Zwickau, das am 25. April 1910 unter dem Firmennamen AUDI-Automobilwerke GmbH in das<br />

Handelsregister eingetragen wurde.<br />

Somit - am 16. Juli 2009 begehen wir 100 Jahre AUDI. Wir freuen uns darauf.<br />

Dr. Rainer Albrecht<br />

Präsident des Gemeinnützigen Fördervereins Automobilmuseum August Horch Zwickau e. V.<br />

02/2008 3


AufgeHorcht<br />

Aus dem Inhalt<br />

300.000. Gast im Horch Museum begrüßt 6<br />

Besucherstrom hält weiter an<br />

Ein Stück mobiler Weltgeschichte<br />

Sonderausstellung „Macht und Pracht“<br />

im Horch Museum zeigt Autos von Prominenten<br />

Der letzte Horch von 1953 ist zurückgekehrt 7<br />

Verschollenes Bruhn-Fahrzeug von Texas nach Deutschland geholt<br />

Das harte Ringen um eine würdige Automobilausstellung 8–10<br />

Das heutige August Horch Museum Zwickau<br />

wurde vor 20 Jahren gegründet<br />

Nachbau des Auto Union Rennwagens Typ C 11<br />

für das Horch Museum Zwickau<br />

Aktueller Arbeitsstand und Ziele<br />

Der DKW-Vater 12–17<br />

Der Weg des Jørgen Skafte Rasmussen<br />

vom Kleinunternehmer zum Industriemagnaten<br />

Aus der Not eine Tugend gemacht 18–22<br />

Kunststoffentwicklung für Karosserieverkleidungen<br />

Das Sammlerstück Wanderer W52 Kabriolett<br />

4<br />

02/2008


AufgeHorcht<br />

Das hat der ‚Alte‘ doch schon vor 50 Jahren abgehandelt! 27–29<br />

Prof. Dr. Alfred Jante – Ingenieur und Wissenschaftler<br />

mit enormen Weitblick – 3. Autoforum Sachsen des VDI Dresden<br />

würdigte Leben und Werk anlässlich seines 100. Geburtstages<br />

am 3. Juni 2008<br />

Hart am Tod vorbei 30–33<br />

Aus dem Tagebuch eines Rennmechanikers der Auto Union – Teil 6<br />

Eine Tochter hat die Mutterrolle übernommen 34–35<br />

Westfalia Presstechnik Crimmitschau heute Hauptsitz<br />

der Westfalia Seat Parts Group – Automobilzulieferer<br />

mit Metallkompetenz für Sitz, Body und Chassis<br />

Sonderteil zur 2. Chemnitzer Oldtimermesse 36–40<br />

Mehr als 100 Autos und Motorräder werden präsentiert 36–37<br />

Mekka für Old- und Youngtimerfans auf der Messe Chemnitz<br />

Vielfalt auf zwei, drei und vier Rädern 38–39<br />

Fahrzeugmuseen bringen Kleinode mit<br />

zur 2. Chemnitzer Oldtimermesse<br />

Messe auf einen Blick – Gutschein 40<br />

Tanken an der Steckdose 42–43<br />

Elektroautos fahren aus der Nische heraus<br />

Veranstaltungskalender 44–45<br />

Aus der Leserpost – In eigener Sache<br />

02/2008 5


6<br />

AufgeHorcht<br />

300.000.<br />

Gast im Horch<br />

Museum begrüßt<br />

Besucherstrom hält weiter an<br />

45 Monate nach der Neueröffnung des<br />

August Horch Museums Zwickaus konnte<br />

Geschäftsführer Rudolf Vollnhals Anfang<br />

Juni bereits den 300.000 Besucher<br />

begrüßen. Es war für Helmut Brückner<br />

eine gelungene Überraschung, dass er<br />

mit einem Blumenstrauß und einem<br />

Ausstellungskatalog empfangen wurde.<br />

Helmut Brückner reiste mit seinen Eltern<br />

extra aus dem für einen großen Schokoladenproduzenten<br />

bekannten Stadtallendorf<br />

im Landkreis Marburg an der Lahn<br />

an, um den lebhaften Geschichten im<br />

Hause Brückner nachzugehen, die sein<br />

Großvater oft über seine Zeit bei Horch<br />

und der Auto Union in den 1930er und<br />

1940er Jahren erzählt hat. Vater Brückner<br />

stammt ursprünglich aus dem westsächsischen<br />

Langenhessen und schwärmte<br />

oft von dieser Zeit. Die Familie hat es<br />

sichtlich genossen, bei einer Privatführung<br />

im Museum dieses Jahres nochmals zu<br />

begegnen.<br />

Der Besucherstrom im Horch Museum<br />

hält unvermindert an. Erfreulich ist, das<br />

ein Großteil der Gäste wiederholt in<br />

diese Stätte automobiler Geschichte<br />

kommt.<br />

Direktor Rudolf Vollnhals (r.) begrüßte Anfang<br />

Juni Helmut Brückner aus Stadtallendorf als<br />

300.000. Gast im Horch Museum.<br />

Foto: Horch Museum<br />

02/2008<br />

Ein Stück mobiler Weltgeschichte<br />

Sonderausstellung „Macht und Pracht“<br />

im Horch Museum zeigt Autos von Prominenten<br />

Blick in die Sonderausstellung mit dem Seat-Papamobil auf dem<br />

Podest, dem Austro Daimler darunter, dem ZIL links daneben<br />

und dem Rolls Royce.<br />

Ein Austro Daimler 9/20 PS von 1910,<br />

ein Benz 28/80 PS Phaeton von 1918,<br />

ein ZIL 111 G aus den 1950er Jahren, ein<br />

Rolls Royce Phantom VI und die Sonderausführung<br />

eines Seat Panda, beide Anfang<br />

der 1980er Jahre gebaut, sind die<br />

Prunkstücke der neuen Sonderausstellung<br />

im August Horch<br />

Museum Zwickau. Das<br />

verbindende Element dieser<br />

unterschiedlichen Fahrzeuge:<br />

In ihnen wurden<br />

Prominente verschiedenster<br />

Couleur chauffiert.<br />

Diese Wagen versinnbildlichen<br />

ein Stück mobiler<br />

Weltgeschichte. „Macht<br />

und Pracht“ lautet deshalb<br />

der treffende Titel der Exposition.<br />

Der Austro Daimler war<br />

ein Geschenk des Österreichischen<br />

Automobilclubs<br />

an Kaiser Franz Josef I. zu<br />

dessen 80. Geburtstag. Er<br />

hielt eigentlich, wie sein<br />

deutscher Kollege, nicht<br />

viel von der neuartigen Fortbewegung<br />

und lehnte es ab, beim Einsteigen den<br />

Kopf zu beugen. Um ihn von den Vorteilen<br />

der Kraftfahrtechnik zu überzeugen,<br />

schuf Ferdinand Porsche einen „Kaiserwagen“<br />

mit extra hoher Karosserie,<br />

damit der Herrscher inklusive Krone erhobenen<br />

Hauptes einsteigen konnte.<br />

Den Benz, ein Sechszylinder-Sondermodell,<br />

bevorzugte der Generalfeld-<br />

marschall und Reichspräsident,<br />

Paul von Hindenburg,<br />

zu Repräsentationszwecken.<br />

In dem massiv<br />

gepanzerten ZIL wurde<br />

der ehemalige sowjetische<br />

Partei- und Staatschef,<br />

Nikita Chruschtschow,<br />

chauffiert. Der Rolls Royce<br />

diente der englischen<br />

Queen Elisabeth II. als<br />

präsentables Fortbewegungsmittel<br />

bei offiziellen<br />

Anlässen. Der neben den<br />

großen Luxuskarossen<br />

etwas unspektakuläre Seat<br />

Panda war 1982 als „Papamobil“<br />

im Einsatz. Er fuhr<br />

den damaligen Papst Johannes Paul II an<br />

den Gläubigen einer Messe im Stadion<br />

des FC Barcelona vorbei.<br />

Vor Zwickau hatte die Ausstellung bereits<br />

im Ingolstädter Audi museum mobile<br />

für Furore gesorgt. Dort waren u. a. auch<br />

Fahrzeuge mit den Vier Ringen zu sehen<br />

Der „Hindenburg-Benz“. Fotos: Ina Reichel<br />

wie ein Horch 830 BL, in dem de Gaulle<br />

gefahren ist. „Wir haben aber in diesem<br />

Zusammenhang bewusst auf die eigene<br />

Markengeschichte verzichtet“, erklärt<br />

Museumsdirektor Rudolf Vollnhals.<br />

Die Ausstellung ist noch bis Mitte<br />

Oktober im Horch Museum Zwickau zu<br />

sehen. IR<br />

www.horch-museum.de


Der letzte Horch<br />

von 1953 ist zurückgekehrt<br />

Verschollenes Bruhn-Fahrzeug von Texas nach Deutschland geholt<br />

Der letzte, jemals gebaute Horch in unrestauriertem Zustand. So war er im Juli und August im<br />

Audi museum mobile zu sehen. Foto: Audi<br />

Die großen Plüschsitze sind weit aufgerissen,<br />

der Dachhimmel ist zerfetzt, die<br />

Türverkleidungen sehen mitgenommen<br />

aus, der Innenraum riecht nach staubigen<br />

Polstern und altem Holz. Dennoch<br />

vermittelt das Fahrzeug eine gewisse<br />

Erhabenheit. Das rostschorfige Blech<br />

hat kaum an Substanz verloren. Der einzige,<br />

in Ingolstadt entstandene Horch<br />

sollte dem damaligen Chef der Auto<br />

Union GmbH, Dr. Richard Bruhn, treue<br />

Dienste leisten.<br />

Die Geschichte des letzten Horchs, der<br />

je gebaut wurde, begann 1953, als der<br />

Auto Union Geschäftsführer ein repräsentatives<br />

Fahrzeug brauchte. So entwickelte<br />

die DKW Versuchsabteilung<br />

auf Basis eines Horch 830 BL von 1938<br />

die Chauffeurslimousine. Im Juni wurde<br />

das Fahrzeug Dr. Bruhn überreicht.<br />

Später kaufte ein in Deutschland stationierter<br />

US-Soldat das Unikat und nahm es<br />

mit in seine Heimat. Irgendwann streikte<br />

das Getriebe und er gab den Wagen auf.<br />

Al Wilson, ein Autoliebhaber aus San<br />

Angelo, Texas, rettete den Horch schließlich<br />

vor der Schrottpresse. Er wusste mit<br />

der Marke Horch zwar nichts anzufangen,<br />

spürte aber, dass es sich um ein besonderes<br />

Fahrzeug handelte. So zahlte der<br />

frühere Leiter einer Schuhfabrik 500<br />

Dollar, um den Wagen mitzunehmen.<br />

Nun begann die Recherchearbeit. Er<br />

wandte sich nach Ingolstadt, an das<br />

Deutsche Museum in München und an<br />

den Experten Dr. Kirchberg in Dresden<br />

– aber niemand kannte das Auto. Dennoch<br />

behielt Al Wilson den Wagen und<br />

ließ ihn 40 Jahre auf seinem Anwesen in<br />

Texas stehen, wo er auch andere Fundstücke<br />

sammelt. Die Söhne des Texaners<br />

nahmen die Recherchearbeit wieder auf<br />

und schließlich erkannte Ralf Hornung,<br />

der bei Audi Tradition für den Ankauf und<br />

die Restaurierung von Fahrzeugen zuständig<br />

ist, das Auto: „Die Fotos zeigten<br />

eindeutig den Bruhn-Wagen, der Jahrzehnte<br />

verschollen war.“ Hornung flog<br />

unverzüglich nach Texas. Dort war Al<br />

Wilson zum Verkauf bereit: „Der Horch<br />

gehört nach Hause.“ PM<br />

Der Horch von 1953 im Neuzustand. Er wurde<br />

Richard Bruhn an dessen 67. Geburtstag übergeben.<br />

Foto: Audi<br />

AufgeHorcht<br />

02/2008 7


AufgeHorcht<br />

Das harte Ringen um eine<br />

würdige Automobilausstellung<br />

Das heutige August Horch Museum Zwickau wurde vor 20 Jahren gegründet<br />

Am Abend des 12. Juli 2008 kamen zahlreiche Gäste zu einem ganz besonderen Anlass ins August Horch<br />

Museum nach Zwickau. Mitarbeiter und Freunde des Hauses feierten das 20-jährige Bestehen dieses musealen<br />

Meisterstücks, dessen Gründung auf das Engagement früherer Sachsenring-Werker zurückgeht. Roland Schulze,<br />

zum Gründungszeitpunkt verantwortlich für Investitionen beim Trabantbauer und heute aktives Mitglied im Präsidium<br />

des Museumsfördervereins, blickte in seinem Festvortrag auf das Geschehen in den beiden Jahrzehnten zurück.<br />

Erste Gedanken, die Geschichte des<br />

sächsischen Pkw-Baus zu würdigen und<br />

museal darzustellen, gab es schon zur<br />

Jahreswende 1985/86. Zu diesem Zeitpunkt<br />

hatte sich das Geschichtsverständnis<br />

der DDR etwas geöffnet. Es<br />

wurde in Zwickau viel nach dem Wie,<br />

Wo und Wovon gesucht. Schloss Osterstein<br />

stand zur Diskussion, ebenso die<br />

Überlegung, ein Museum an einem Standort<br />

zu schaffen, welcher der Bedeutung<br />

der beiden Zwickauer Automobilwerke<br />

Horch und Audi gerecht wird.<br />

Ein nicht mehr genutzter Speisesaal im<br />

Keller, in dem früher Audi-Fahrzeuge<br />

montiert wurden, bot sich schließlich als<br />

Keimzelle der Automobilausstellung an.<br />

Für einige Fachleute war es undenkbar,<br />

in einem Keller ein Museum zu organisieren.<br />

Sie lehnten eine Mitarbeit schlichtweg<br />

ab. Dennoch begannen die Planungen.<br />

Eingeengt vom ständigen Mangel an<br />

materiellen Möglichkeiten kam nur ein<br />

stufenweiser Aufbau unter Verwendung<br />

der vorhandenen Strukturen in Frage.<br />

Die erste konstituierende Sitzung der<br />

Arbeitsgruppe „Automobilmuseum“ fand<br />

am 30. Januar 1986 statt. Es begann eine<br />

Zeit endloser Querelen um Exponate,<br />

Kosten, Raumaufteilung, Beschilderung<br />

und die Darstellung der politischen Vergangenheit.<br />

Zur zehnten Beratung wurden<br />

dann die Weichen für die Realisierung<br />

gestellt. Der Bau begann. Am 14. Juli 1988<br />

konnte der erste Bauabschnitt als betriebliche<br />

Automobilausstellung eröffnet<br />

werden. Neun Autos, fünf Motoren sowie<br />

Vitrinen mit Einzelteilen waren zu<br />

sehen. Drei weitere Horch und Audi<br />

befanden sich in der Vorbereitung. Schon<br />

damals hatte der Automobilhistoriker<br />

Prof. Peter Kirchberg (Anm. d. Red. –<br />

heute Mitglied im Museumsbeirat) in<br />

fachlich kompetenter Weise maßgeblichen<br />

Einfluss genommen.<br />

8<br />

02/2008<br />

Blick in die ehemalige Ausstellung vor dem Museumsneubau.<br />

Trotz politischer Turbulenzen wurde<br />

weiter gebaut. Am 15. Mai 1990 folgte<br />

die Übergabe des zweiten Bauabschnitts.<br />

Die Öffentlichkeit bekam<br />

Zugang zur Ausstellung. Mittlerweile<br />

waren zwölf Autos, sechs Motoren, viele<br />

Einzelstücke in Vitrinen sowie Leihgaben<br />

zu sehen. Es kamen Besucher, es wurde<br />

Eintritt erhoben, es begann ein bescheidener<br />

Museumsbetrieb.<br />

Dann setzten die Wirkungen der Wende<br />

ein. Das Sachsenring-Werk in Liquidation<br />

war Rechtsträger. Die Suche nach einem<br />

beständigen, zukunftssicheren Partner<br />

begann. Sachsenring hat von Anfang an<br />

den Standpunkt vertreten, dass das Mu-<br />

seum als Kulturstätte der Stadt Zwickau<br />

erhalten werden müsse. Dieser Tenor<br />

wurde so stark, dass er allen anderen<br />

und vor allem sinnwidrigen Ideen widerstehen<br />

konnte.<br />

Am 30. April 1991 lief der letzte Trabant<br />

vom Fließband. Die Rechtsträgervariante<br />

„Sachsenring“ wurde immer riskanter.<br />

Es gab jedoch auch Akteure, die immer<br />

so gehandelt haben, als hätten sie gewusst,<br />

dass dieses Museum trotz „Schräglage“<br />

wie Phönix aus der Asche neu<br />

erstehen wird. Männern wie Jürgen<br />

Pönisch, Dietmar Singer, Dr. Werner<br />

Lang, Dr. Werner Reichelt, Dr. Winfried<br />

Sonntag und Prof. Franz Meißner gebührt


Dank und Anerkennung. Eine solche<br />

Gruppe von Pionieren, darunter auch<br />

der frühere Generaldirektor der VVB<br />

Auto, Kurt Lang, kam auf die Idee, einen<br />

Förderverein zu bilden, da ein Verein<br />

doch einen gewissen Schutz genießt. Am<br />

27. Januar 1992 erfolgte die Gründung.<br />

Erster Präsident war Prof. Meißner.<br />

Die Zeit bis 1996 war bestimmt vom<br />

Kampf um Fördergelder, Bemühungen<br />

um eine sichere Trägerschaft, Klärung<br />

von Raum- und Personalfragen und<br />

neben der Sicherung des täglichen Museumsbetriebes<br />

vor allem von der Sorge<br />

um die Zukunft. Von 1991 bis 1993<br />

wurde das Museum von der SAQ verwaltet<br />

(Anm. d. Red. – einer Auffanggesellschaft,<br />

die im Zuge der Sachsenring-<br />

Liquidation entstand), 1993 bis 1994<br />

durch den Förderverein, 1995 bis 2000<br />

wieder durch die in Liquidation befindlichen<br />

Sachsenring-Werke.<br />

In all den Jahren waren jedoch die<br />

Mitglieder des Fördervereins die eigentlichen<br />

Museumsbetreiber. In all den Jahren<br />

stand die Museumsarbeit unter den<br />

von Anfang an geprägten gemeinnützigen<br />

Leitlinien, eine Ganzheit der Entwicklung<br />

von 1904 an durch alle Etappen<br />

hindurch zu zeigen, die Geschichte des<br />

Sehr viele Freunde des Museums waren zur<br />

Feier anlässlich des 20. Gründungsjahrestages<br />

gekommen.<br />

Museumsdirektor Rudolf Vollnhals (l.) mit den<br />

beiden langjährigsten Museumsmitarbeitern<br />

Andrea Heinemann und Jürgen Pönisch.<br />

AufgeHorcht<br />

Kulturgutes verständlich und umfassend<br />

ohne Gewinnstreben zu dokumentieren<br />

und zugänglich zu machen sowie die<br />

hohe Qualifikation der Mitarbeiter und<br />

ihre Motivation für die Entwicklung der<br />

Ausstellung zu nutzen.<br />

Von vielen Sorgen und Spannungen<br />

spürten die Besucher nichts. 1994 waren<br />

es nach jährlichem Anstieg von 15 bis 20<br />

Prozent insgesamt schon 21.600 Gäste.<br />

1995 stand es, trotz jahrelanger Mühen,<br />

schlecht um die Sache. Die Fahrzeuge<br />

sollten an das Land Sachsen gegeben,<br />

ein anderer Verein Betreiber werden.<br />

Damals hatte das Haus schon etwa 25<br />

Fahrzeuge, 1800 Fotos, Poster, Berichte,<br />

Dias, Bücher, Zeichnungen und andere<br />

Dokumente, weiterhin 2000 Ersatzteile,<br />

Einzelstücke vom Bremszylinder bis zur<br />

Zündkerze. Und es wurden Bücher geschrieben,<br />

die hinausgingen und auch den<br />

Namen Horch in einprägsamer Weise<br />

wiederbelebt haben. Im Ergebnis setzten<br />

sich jene Kräfte durch, die allein der<br />

gemeinnützigen Tradition folgend das<br />

Museum weiterbetrieben haben, ohne<br />

persönliche Nutzen zu ziehen.<br />

Elf Jahre nach Eröffnung des ersten Bauabschnitts<br />

waren dann 1999 die größten<br />

Hindernisse überwunden. Audi und die<br />

02/2008 9


AufgeHorcht<br />

Festredner Roland Schulze in der heutigen Ausstellung.<br />

Stadt Zwickau haben damals wesentliche<br />

Prämissen für den Museumsfortbestand<br />

festgeschrieben. Dazu gehörte die<br />

klare Aussage, dass die Stadt das Museum<br />

braucht, und der Förderverein die fachlichen<br />

Voraussetzungen hat, das Museum<br />

zu führen. Audi bekannte weiter, das<br />

Museum nicht betreiben zu wollen, aber<br />

Voraussetzungen für Restaurierung und<br />

Fortbestand zu schaffen, sobald die Besitzverhältnisse<br />

geklärt seien. Diese vernunftgetragene<br />

Haltung von Audi und<br />

der Stadt ist bis heute erhalten, und alle<br />

sind stolz auf die hervorragende Zusammenarbeit.<br />

Im Jahr 2000 passierten die entscheidenden<br />

Schritte. Grundstücks- und Eigentumsfrage<br />

wurden geklärt. Am 12. Dezember<br />

erfolgte die Gründung der<br />

August Horch Museum Zwickau gGmbH,<br />

an der zu je 50 Prozent Audi sowie die<br />

Stadt Zwickau Anteile halten. Ein Beirat<br />

wurde gebildet. Geschäftsführer Rudolf<br />

Vollnhals begann sofort, die Aktivitäten<br />

für den umfangreichen Umbau voranzutreiben.<br />

An einem internationalen<br />

Architektenwettbewerb nahmen 800<br />

Planer teil. Möglich wurden die umfassende<br />

Sanierung und Neugestaltung<br />

10<br />

02/2008<br />

durch eine Spende der Audi AG in Höhe<br />

von 6,6 Millionen Euro, die durch Fördermittel<br />

von Bund und Land auf 8,4<br />

Millionen Euro aufgestockt wurde.<br />

Am 27. September 2002 war Spatenstich.<br />

Am 10. September 2004 konnte das<br />

Museum im neuen Glanz am alten<br />

Standort der Audi-Produktionsstätte eröffnet<br />

werden. Die Innenräume hat die<br />

Agentur Ö-Konzept in kaum zu überbietender<br />

Anschaulichkeit unter Mithilfe<br />

von erfahrenen Fachleuten gestaltet. Ein<br />

Jahr später schon kam ein ergänzender<br />

Abschnitt mit der Darstellung von automobilen<br />

Technologiethemen jener Zeit,<br />

Rundkino und der Horch-Villa dazu. Die<br />

Ausstellungsfläche wurde auf jetzt 3000<br />

Quadratmeter erweitert. Bereits ein<br />

Jahr nach der Eröffnung, am 25. September<br />

2005, wurde der 100.000. Gast<br />

begrüßt. Ab sofort finden die Besucher<br />

auch noch einen neuen Parkplatz vor.<br />

Trotz Flächenzuwachs konnten nicht alle<br />

Wünsche der Experten vollständig<br />

berücksichtigt werden. So hätte der<br />

Förderverein ganz gern noch die für die<br />

Zwickauer so wichtige Duroplasttechnologie<br />

im Original untergebracht. Das<br />

ging aber nicht. Entscheidend dabei aber<br />

ist etwas ganz anderes: In diesen Fällen<br />

nämlich wurden immer Lösungen gefunden,<br />

die einerseits der Bedeutung des<br />

Details und andererseits auch der Verhältnismäßigkeit<br />

der Gesamtdarstellung<br />

gerecht wurden.<br />

Heute zeigt sich folgendes Bild: Geklärte<br />

Rechtsträgerschaft, koordinierte Interessenlage,<br />

weitsichtige Führungsarbeit,<br />

engagierte Mitarbeiter, gute Freunde<br />

und Partner sowie ein reger Förderverein<br />

erzeugen die feste Gewissheit für anhaltende<br />

Erfolge und höchste Besucherzahlen.<br />

Sonderschauen, Vorträge, Firmentreffen,<br />

Sonderführungen, Kulturveranstaltungen<br />

und andere Höhepunkte<br />

hier im Haus ergänzen die Quelle automobilen<br />

Wissens in hervorragender Art<br />

und Weise. Zuverlässigkeit ist eine der<br />

edlen Eigenschaften des Museums. In all<br />

den Jahren der Not, des Umbaus und<br />

der Neustrukturierung war das Haus<br />

außer an den planmäßigen Schließtagen<br />

immer geöffnet. Besucher achten und<br />

die hohen Anforderungen erfüllen, so<br />

heißt heute das Erfolgsrezept.<br />

Diesen hohen Status danken wir auch<br />

den vielen genannten und ungenannten<br />

Männern und Frauen der vergangenen<br />

Arbeitsjahre. Heute kann das Museum<br />

70 Autos zeigen, und es können zu gleicher<br />

Zeit zwei oder drei Veranstaltungen<br />

mit Leihgaben bedient werden. Der Anspruch<br />

und die Güte einer musealen Einrichtung,<br />

die durch Sammeln, Bewahren<br />

und Erhalten von Zeugnissen einer gelebten<br />

Vergangenheit die Funktion eines<br />

kollektiven Gedächtnisses wahrnehmen<br />

soll, wird dann in hohem Maße erfüllt,<br />

wenn auch der Betrachter aus der<br />

Gegenwart diesen Wert erkennen kann.<br />

Ein Blick in das Gästebuch bestätigt nicht<br />

nur das Gesagte, nein, es zeigt auch den<br />

Grad der Bekanntheit des Hauses, den<br />

es sich in wenigen Jahren erworben hat.<br />

Besucher aus den USA, Brasilien, Argentinien,<br />

Kolumbien, Chile, Russland, Weißrussland,<br />

der Ukraine, Usbekistan, Japan,<br />

China, Australien, Sri Lanka oder Malaysia<br />

haben neben vielen Eintragungen aus<br />

dem Inland ihre Zustimmung bekundet.<br />

2006 wurde das Museum im Wettbewerb<br />

„Land der Ideen“ mit dem Ehrentitel<br />

„Ort der Ideen“ ausgezeichnet.<br />

Ebenso ist es einer der 50 Deutschen<br />

Ankerpunkte in der „Route der industriellen<br />

Kultur Europas“.<br />

Aus dem Festvortrag von Roland Schulze<br />

zum 20-jährigen Gründungsjubiläum<br />

des August Horch Museums Zwickau<br />

Fotos: Horch-Museum


Nachbau des Auto Union<br />

Rennwagens Typ C für<br />

das Horch Museum Zwickau<br />

Aktueller Arbeitsstand und Ziele bis 2009<br />

Vorbereitung des Rennwagens für die im Vorjahr<br />

erfolgte Ausstellung im Horch Museum.<br />

Bis auf die in der dritten Etappe des Nachbaus<br />

erforderliche Triebwerkkonstruktion<br />

einschließlich Zündelektrik wurden alle<br />

weiteren Komponenten des Typ C aufwändig<br />

nachkonstruiert. Die Daten stehen<br />

als 3D + 2D Zeichnungen in CATIA<br />

V5 mit den entsprechenden Stücklisten<br />

zur Verfügung.<br />

In der Fertigung haben wir in der ersten<br />

Baustufe Karosserie, Chassisrahmen,<br />

Cockpit (Sitz, Instrumententafel mit Instrumenten,<br />

Lenksäule und das Pedalwerk)<br />

sowie Wasser- und Ölkühlerblock realisiert<br />

und nach Lackierung und Montage<br />

am 29. Mai 2007 im Horch Museum zur<br />

Ausstellung gebracht. Dieser Stand konnte<br />

nur mit kostenlosen Leistungen von Sponsorfirmen,<br />

umfangreicher ehrenamtlicher<br />

Arbeit von Fördervereinsmitgliedern und<br />

durch Spenden geschaffen werden.<br />

Wir arbeiten daran, die zweite Baustufe<br />

im zweiten Halbjahr 2009 abzuschließen.<br />

Sie umfasst Bau und Nachrüstung des<br />

Fahrwerks mit Vorder- und Hinterachse,<br />

Lenk- und Bremssystem sowie äußerer<br />

Getriebeschaltung, Wasser- und Ölkühlsystem.<br />

Aufgrund der nur aus Spenden<br />

verfügbaren finanziellen Mittel kann auch<br />

der weitere Fortgang der Arbeiten zur<br />

Realisierung der 2.Baustufe nur mit wei-<br />

Der Rennwagen nach Realisierung der ersten Baustufe<br />

im Horch Museum. Fotos: FES<br />

teren kostenlosen Leistungen von Sponsorfirmen,<br />

Spenden von Firmen, Institutionen<br />

und Personen sowie umfangreicher<br />

ehrenamtlicher Arbeit von Mitgliedern des<br />

Fördervereins oder anderer Freunde dieses<br />

Projekts erreicht werden.<br />

Folgende Leistungen müssen erbracht<br />

bzw. aus Spenden finanziert werden:<br />

– Herstellung von Stahl- und Al-Gießmodellen<br />

– Gießen der Stahl- und Al-Gussteile<br />

– Mechanische Fertigung (Drehen, Fräsen,<br />

Bohren, Schleifen u. a.) insbesondere<br />

der Fahrwerkteile<br />

– Oberflächengalvanik<br />

– Bau/Beschaffung Wasser- und Ölkühler<br />

– Bau/Beschaffung/Montage von Lenksystem,<br />

Bremssystem, Wasser- und Ölkühlsystem.<br />

– Bau/Beschaffung Haupt- und Radbremszylinder<br />

– Herstellung/Beschaffung Felgen/Reifen/<br />

Räder<br />

– Montagearbeiten<br />

Ein wesentlicher Teil der genannten Arbeiten<br />

ist bereits realisiert, dennoch freuen<br />

wir uns über weitere materielle und finanzielle<br />

Unterstützungen.<br />

Rainer Mosig<br />

Projektleiter<br />

AufgeHorcht<br />

Erneut großzügige<br />

Spende für Rennwagen<br />

Die Sparkasse Zwickau hat<br />

dem Förderverein des<br />

Horch Museums erneut eine<br />

großzügige Spende überreicht.<br />

Der Scheck in Höhe<br />

von 1000 Euro ist als weitere<br />

Unterstützung für den<br />

Nachbau des Rennwagens<br />

Typ C der Auto Union gedacht.<br />

Der Förderverein<br />

dankt herzlich für die kontinuierliche<br />

Hilfe des Geldinstituts<br />

bei der Realisierung<br />

des anspruchsvollen Projekts.<br />

Weitere Unterstützung für<br />

das Projekt Nachbau<br />

Rennwagen Typ C nimmt<br />

der Förderverein gern<br />

entgegen:<br />

Gemeinnütziger<br />

Förderverein<br />

Automobilmuseum<br />

August Horch Zwickau e.V.<br />

Audistraße 7<br />

08058 Zwickau<br />

Tel. 0375-2706587<br />

(dienstags und donnerstags<br />

jeweils 9.00 bis 11.00 Uhr)<br />

Fax 0375-2706587<br />

E-Mail:<br />

foerderverein<br />

@horch-museum.de<br />

Internet:<br />

http://foerderverein.<br />

horch-museum.de<br />

Spendenkonto:<br />

Sparkasse Zwickau<br />

BLZ 870 550 00<br />

Konto-Nr. 22 12 00 03 51<br />

Kennwort: RWC<br />

02/2008 11


12<br />

AufgeHorcht<br />

Im September 1898 kam der 22-jährige, elternlose Däne Jørgen<br />

Skafte Rasmussen zum Maschinenbaustudium an das Technikum<br />

Mittweida, das zu dieser Zeit bereits einen internationalen<br />

Ruf besaß. Zunächst von wenig Ehrgeiz besessen, erfüllte<br />

er die an ihn gestellten Erwartungen nicht und musste im<br />

Oktober 1900 das Studium liquidieren. Der „Rausschmiss“<br />

schien Wirkung zu zeigen. Er ging ins nahe Zwickau an die<br />

dortige Ingenieurschule, setzte das Studium fort und schloss<br />

im März 1902 als Maschinenbauingenieur ab.<br />

Bereits im Dezember desselben Jahres gründete er mit dem<br />

Kaufmann Ernst als Teilhaber die Firma Rasmussen & Ernst<br />

OHG in Chemnitz. Die Firma handelte zunächst mit Fremdprodukten,<br />

ab 1903 aber bereits mit Eigenentwicklungen für<br />

Zubehör und Baugruppen von Dampfkesseln. 1904 schied<br />

Teilhaber Ernst aus der Firma wieder aus. Rasmussen heiratete<br />

die Zwickauerin Theresie Liebe. Das Ehepaar bewohnte u. a.<br />

in Chemnitz das Gebäude der früheren „Alten Kunsthütte“,<br />

Annaberger Str. 25. Im Keller befand sich die Werkstatt, im<br />

Parterre das Büro, im Obergeschoss die Wohnung. Das Unternehmen<br />

entwickelte sich, Rasmussen unternahm Geschäftsreisen<br />

bis nach Russland.<br />

Die Produktionsfläche wurde zu klein. Rasmussen suchte ein<br />

geeignetes Fabrikgebäude und fand 1906 im strukturschwachen<br />

Erzgebirge nahe Zschopau die ehemalige, stillgelegte Tuchfabrik<br />

Barth. Dank seines Verhandlungsgeschickes kaufte er Fabrik<br />

und zusätzlich 25 Hektar Land für Erweiterungen mit einem<br />

Eigenkapital von nur 1000 Mark. Die Verwaltung des Unternehmens<br />

geschah noch von Chemnitz aus. 1910 ließ er seine<br />

zweite Firma als „Zschopauer Maschinenfabrik Jørgen Skafte<br />

Rasmussen, Zschopau“ im Handelsregister eintragen.<br />

1914 hatte sich Rasmussen als erfolgreicher Unternehmer im<br />

Apparate- und Maschinenbau etabliert. Er beschäftigte bereits<br />

150 Mitarbeiter. Grundlage seines Erfolges waren u. a. seine<br />

zahlreichen Erfindungen, die er sich als Gebrauchsmuster bzw.<br />

02/2008<br />

oben: Jørgen Skafte Rasmussen (1878–1964). Foto: Audi Tradition<br />

unten: Rasmussen als Student 1899 in Mittweida. Foto: ArTeG<br />

Der DKW-Vater<br />

Der Weg des Jørgen Skafte Rasmussen<br />

vom Kleinunternehmer zum Industriemagnaten<br />

Am 30. Juli 2008 jährte sich zum 130. Male der Geburtstag des DKW-<br />

Gründers Jørgen Skafte Rasmussen. Der gebürtige Däne schaffte innerhalb<br />

von nur zehn Jahren den Aufstieg zu einem der Großindustriellen in<br />

Deutschland, nicht zuletzt weil er es verstand, zum richtigen Zeitpunkt die<br />

richtigen Mitarbeiter für zu lösende Aufgaben zu finden. Mit seinen zahlreichen<br />

Betriebsgründungen trug Rasmussen zur Reduzierung der hohen<br />

Arbeitslosigkeit im Erzgebirge bei. Er war eine der großen Unternehmerund<br />

Konstrukteurpersönlichkeiten der Automobilindustrie in Deutschland.<br />

Patente schützen ließ. Er bewies ein ausgesprochenes Gespür<br />

für Innovationen. Selbst mitbeteiligt an verschiedenen Firmen<br />

gab es zur Kraftfahrzeugbranche einen ersten Kontakt durch<br />

seine Beteiligung an der Elite-Motorenwerk AG in Brand-<br />

Erbisdorf, zusammen mit dem Besitzer der Chemnitzer Presto-<br />

Werke, Georg Günther. Elite produzierte neben Fahrrädern<br />

und Stationärmotoren auch Automobile.<br />

Im ersten Weltkrieg expandierte die Fabrik. Rasmussen hatte<br />

sich 1917 nahe seiner Fabrik eine repräsentative Villa errichten<br />

lassen. Er lebte solide, gediegen mit Familie, nicht pompös,<br />

mied Organisationen und Verbände. In seinem Unternehmen<br />

pflegte er einen patriarchalischen Führungsstil, sorgte sich um<br />

und für seine Beschäftigten, wie der spätere Bau der DKW-<br />

Werkssiedlung belegte, zahlte übertariflich, erwartete aber<br />

unbedingten Einsatz für das Unternehmen.


Vom Spielzeugmotor zum DKW<br />

AufgeHorcht<br />

Die Treibstoffknappheit im Ersten Weltkrieg bewog Rasmussen,<br />

sich mit der Entwicklung von Dampfkraftwagen zu beschäftigen.<br />

Er stellte den darin erfahrenen dänischen Ingenieur Mathiesen<br />

ein, es entstehen einige Prototypen. Diese Fahrzeuge sind jedoch<br />

eine Episode – was bleibt, ist der Markenname DKW,<br />

Abkürzung für Dampf Kraft Wagen.<br />

1918 traf Rasmussen auf den Ingenieur Hugo Ruppe, der einen<br />

als Spielzeugmotor gedachten kleinen Zweitaktmotor (18 cm³;<br />

0,25 PS) mit Schwungrad-Magnetzünder entwickelt hatte. Als<br />

Antrieb für Spielzeug war das knatternde und Abgase produzierende<br />

Maschinchen im Kinderzimmer sicher ungeeignet.<br />

Dennoch erkannte Rasmussen das Potenzial, das in dem Motor<br />

steckte. Er stellte Ruppe in seinem Unternehmen ein, und dieser<br />

konstruierte einen Zweitaktmotor, der sowohl als Stationärmotor<br />

in Handwerksbetrieben als auch als Fahrradhilfsmotor,<br />

auf dem Gepäckträger montiert, einsetzbar war – im Volksmund<br />

als „Arschwärmer“ bezeichnet. DKW wird jetzt als Das Kleine<br />

Wunder interpretiert. Das verdeutlicht auch der Werbespruch:<br />

„DKW – das kleine Wunder, läuft bergauf wie andre runter“.<br />

Rasmussen erkannte, dass sich Motorisierung in Deutschland<br />

nach dem Krieg nur „von unten“ entwickeln konnte. Motorräder,<br />

gar Autos, waren für breite Bevölkerungsschichten unerschwinglich.<br />

Mit dem Fahrrad, dem motorisierten Fahrrad,<br />

konnte diese aber Erfolg versprechend beginnen.<br />

1921 unternahm Rasmussen seine erste Amerikareise. Er griff<br />

Henry Fords Idee der Fließbandfertigung auf. In diesem Jahr<br />

stellte er ebenfalls den 26-jährigen Ingenieur Hermann Weber<br />

ein. Er avancierte zum Leiter der Konstruktionsabteilung. Zahlreiche<br />

Innovationen bei DKW sind auf ihn zurück zu führen.<br />

Ebenfalls 1921 begann Dr. Carl Hahn als kaufmännischer Leiter<br />

im Unternehmen. Dieser brachte mit gezielter Werbung,<br />

Kundendienstschulung und Einführung der Ratenzahlung den<br />

Vertrieb maßgeblich in Schwung.<br />

Oben : Porträt aus dem Jahr 1913.<br />

Mitte: Rasmussen mit seinen Kindern Arne, Ove, Hans und Ilse (v. l.) an der Ostsee.<br />

Fotos: ArTeG<br />

links unten: Werbung für das Fahrrad mit Hilfsmotor.<br />

rechts unten: Dr. Carl Hahn kam 1921 als kaufmännischer Leiter zu DKW.<br />

Foto: Audi Tradition<br />

02/2008 13


14<br />

AufgeHorcht<br />

1922 konstruierte Weber ein Leichtmotorrad (148 cm³; 2,5 PS)<br />

das bei Rennen, z. B. der ADAC-Reichsfahrt, sehr erfolgreich<br />

ist – DKW nannte es „Reichsfahrtmodell“. Im Juni wurde der<br />

20.000. DKW-Motor ausgeliefert.<br />

Expansionen zwischen Erzgebirge und Berlin<br />

1923 erfolgte die Umwandlung des Unternehmens in eine Aktiengesellschaft,<br />

die „Zschopauer Motorenwerke J. S. Rasmussen<br />

AG“. Das Aktienkapital befand sich nahezu vollständig im Besitz<br />

von Rasmussen. Das Unternehmen expandierte rasant. Der<br />

damals 1906 preiswert erworbene Immobilienbesitz war nunmehr,<br />

nach Einführung der Rentenmark, ein Vielfaches wert.<br />

Bei den Banken war Rasmussen außerordentlich kreditwürdig,<br />

und er nutzte die sich bietenden Offerten. Damit geriet er<br />

aber auch schleichend in Abhängigkeit, vornehmlich bei der<br />

Sächsischen Staatsbank. Er ging daran, sein Unternehmen zu<br />

einem Großunternehmen auszubauen. Sein Ziel war ein sich<br />

selbst tragender Konzern. In rascher Folge kaufte bzw. gründete<br />

er von 1922 bis 1930 zwölf Unternehmen. Dazu gehörten<br />

die Metallwerke Zöblitz mit Zweigbetrieben und die Sattelfabrik<br />

Frankenberg (Fahrrad- u. Motorradsättel) aus der die<br />

Framo-Werke GmbH entstand. 1924 übernahm Rasmussen die<br />

Slaby-Beringer Automobil GmbH Berlin, an der er sich schon<br />

seit 1919 beteiligte, da er die kleinen, leichten Elektrofahrzeuge<br />

Dr. Slabys äußerst innovativ fand. Das Werk wurde unter Rasmussen<br />

zum Karosseriehersteller für die DKW-Produktion im<br />

Zwickauer Audi-Werk und in Berlin sowie zum Produzenten<br />

der „großen“ Pkw. 1925 folgte die Gründung der Elcamo-<br />

Motor-Aggregatebau GmbH in Erfenschlag für die Herstellung<br />

von Stationär- und Bootsmotoren, 1926 die Beteiligung an der<br />

Prometheus Maschinenfabrik GmbH Berlin, einem der größten<br />

deutschen Getriebehersteller, weiterhin die Übernahme der<br />

ehemaligen Moll-Werke Scharfenstein. Die im DKW-Werk<br />

Scharfenstein eingerichtete Herstellung von 6- und 8-Zylinder-<br />

Einbaumotoren mittels aus Insolvenzmasse erworbener amerikanischer<br />

Technologie wurde kein Geschäftserfolg. Dafür<br />

lohnte sich die Produktion von DKW-Kühlschränken für Haushalt<br />

und Gewerbe beträchtlich (DKW = Das Kühl Wunder).<br />

Rasmussen gründete außerdem die Eisengießerei Annaberg und<br />

übernahm das Eisenwerk von Nestler & Breitfeld. Das Zweig-<br />

links: Das DKW Werk in Zschopau.<br />

rechts oben: Werbung für den DKW-Kühlschrank. Foto: Archiv Erdmann/Audi Tradition<br />

rechts unten: Das Flugzeug DKW Erla Me 5a. Foto: ArTeG<br />

02/2008<br />

werk Erla wurde ab 1933 als Eisen- und Flugzeugwerke Erla<br />

KG bezeichnet. Dort erfolgte u. a. der Bau eines Einsitzer Flugzeuges<br />

Typ Erla Me5a.<br />

Nicht alle Firmenzukäufe waren erfolgreich, z. B. der Kauf der<br />

Schüttoff-Werke Chemnitz und der schon seit 1927 vom Konkurs<br />

bedrohten Audi-Werke in Zwickau, die Rasmussen mit<br />

Krediten der Sächsischen Staatsbank 1929 voll übernahm –<br />

für DKW eine große finanzielle Belastung. Weiterhin folgte die<br />

Gründung der Luma-Werke Stuttgart zur Produktion von<br />

DynaStart-Anlagen (Starter-Generator als Kompaktbaueinheit<br />

– heute in der Hybridantriebstechnik wieder interessant).<br />

Auf dem Gipfel ohne sicheren Boden<br />

Nach nunmehr ca. zehn Jahren stand Rasmussen auf dem Gipfel<br />

seiner Unternehmerkarriere aber betriebswirtschaftlich nicht<br />

mehr auf sicherem Boden. Er hatte ca. 15.000 Mitarbeiter. Das<br />

Rückgrat von DKW war der Bau von Motorrädern in Zschopau.<br />

1928 wurden 60.000 Stück hergestellt – DKW war damit zeitweilig<br />

der größte Motorradproduzent der Welt. Im DKW-<br />

Werk Berlin-Spandau kam der erste DKW-Pkw, der P15, heraus<br />

(600 cm³-Zweitaktmotor; 15 PS; Heckantrieb).<br />

Am 24. Oktober 1929 gab es an der New Yorker Börse einen<br />

kapitalen Crash, der eine Weltwirtschaftskrise auslöste und<br />

auch an DKW nicht spurlos vorbei ging: 1928 beliefen sich die<br />

Schulden des Rasmussen-Konzerns bereits auf 18 Millionen<br />

Reichsmark. Die Sächsische Staatsbank versuchte Schritt für<br />

Schritt, die Fäden des Unternehmens in die Hand zu nehmen,<br />

um ihre ausgereichten Kredite zu retten. Im November 1929<br />

saß ein Staatsbankdirektor als Vorsitzender im Aufsichtsrat der


Zschopauer Motorenwerke<br />

AG. 1930/31 kam es zu<br />

drastischen Umsatzeinbrüchen.<br />

Die Mitarbeiterzahl<br />

betrug Ende Juni 1930 nur<br />

noch 4737 Beschäftigte,<br />

Ende September 1930 gar<br />

nur 2397.<br />

Die Sächsische Staatsbank<br />

entsandte im November<br />

1930 einen erprobten Sanierer<br />

in den Aufsichtsrat,<br />

Dr. Richard Bruhn. Er hatte<br />

sich bereits in den Junkers-<br />

Werken bewährt. Von nun<br />

an griff Dr. Bruhn bei DKW<br />

in Entscheidungen ein und<br />

entwickelte selbst persönliche Machtansprüche. Rasmussen<br />

war nicht mehr Herr im Hause, er konnte diese für ihn neue<br />

Situation nicht mehr kontrollieren, wusste nicht, auf wen er<br />

sich noch verlassen konnte. Er überwarf sich auch noch völlig<br />

überflüssig mit einem seiner erfahrensten, immer loyal ihm und<br />

der Firma verbundenen Mitarbeiter, Dr. Carl Hahn.<br />

In der Krise gelang mit F1 großer Wurf<br />

In dieser schwierigen Lage gelang Rasmussen trotzdem<br />

1930/31 ein „großer Wurf“. Nach Vorarbeiten bei DKW in<br />

Zschopau konstruierten Ende 1930 die Audi-Ingenieure Arlt<br />

und Haustein in Zwickau den DKW-Front. Prototypen des<br />

zweisitzigen Roadsters standen innerhalb von sechs<br />

Wochen(!) bereit und bewährten sich auf Anhieb. Später F1<br />

genannt, war dieser Pkw der erste der legendären Front-Reihe<br />

(F1 bis F9), die DKW vor dem zweiten Weltkrieg entwickelte.<br />

Rasmussen beschloss die umgehende Serienproduktion, die<br />

im April 1931 anlief. Mit seinem 600 cm³-Zweizylinder-Zweitaktmotor,<br />

leichter Sperrholzkarosserie und ausgereiftem Frontantrieb<br />

zu einem Preis von nur 1685 Mark war der kleine Pkw<br />

der „Renner“. Dank des F1 rückte DKW bereits im Juni 1931<br />

in den Zulassungszahlen für Pkw nach Opel auf den zweiten<br />

Platz im Deutschen Reich vor.<br />

AufgeHorcht<br />

Um einem wirtschaftlichen Kollaps der sächsischen Automobilbranche<br />

zuvor zu kommen, drängten die Kreditgeber, allen<br />

voran die Sächsische Staatsbank, die inzwischen zum Konkurs<br />

reifen Horchwerke in Zwickau, die unprofitable Automobilsparte<br />

von Wanderer in Chemnitz, Rasmussens „angeschlagene“<br />

Werke wie Audi in Zwickau und die Zschopauer Motorenwerke<br />

AG in einem konzentriert gemanagten Konzern zusammenzufassen.<br />

Rasmussen war gezwungen, der Fusion wohl<br />

oder übel zuzustimmen, selbst hoffend, bei Besserung der gesamtwirtschaftlichen<br />

Lage eine Reprivatisierung seines DKW-<br />

Imperiums zu erreichen.<br />

Machtkampf im Auto Union-Vorstand<br />

Am 29. Juni 1932 (rückwirkend zum 1. November 1931) wurde<br />

der neue sächsische Automobilblock, die Auto Union AG,<br />

gegründet. Vorstandsvorsitzender war nun Dr. Richard Bruhn.<br />

Rasmussen gehörte dem Vorstand an, zuständig für den Bereich<br />

Technik. Dem bisher allein autoritär „herrschenden“ Unternehmer<br />

fiel es äußerst schwer, sich in die neue Auto Union AG<br />

einzugliedern. Schwerwiegende Zerwürfnisse zwischen ihm<br />

und den anderen Vorstandsmitgliedern, insbesondere Dr.<br />

Bruhn, waren vorprogrammiert. Es kam zum offenen Machtkampf<br />

im Vorstand, der damit in seinen eigentlichen Aufgaben<br />

gelähmt wurde. Rasmussen reagierte durch bewusstes Fernbleiben<br />

von seinem Vorstandsposten, litt gesundheitlich, ließ<br />

sich in Sanatorien pflegen und schließlich verlor er.<br />

Mit einer Reise in die USA versuchte er 1933 durch Verkauf<br />

von Lizenzen noch den Rückkauf von DKW aus der Auto Union<br />

zu finanzieren – ein vergebliches Bemühen, das ihm zusätzlich<br />

schadete. Seit 1933 herrschten in Deutschland durch die Machtergreifung<br />

der Nationalsozialisten neue politische Prioritäten.<br />

An einer Reprivatisierung des Staatskonzerns Auto Union AG<br />

bestand im Hinblick auf die künftige Rüstungspolitik kein<br />

Interesse.<br />

Die Situation im Vorstand eskalierte 1934 derartig, dass beide<br />

Seiten diese vor die Reichsleitung der NSDAP, Abteilung<br />

„Wahrung der Berufsmoral“, brachten. Rasmussen selbst war<br />

kein NSDAP-Mitglied. Er beeilte sich aber in einem Interview<br />

mit der dänischen Zeitung „Berlingske Tidente“ seiner Begeisterung<br />

für damalige nationalsozialistische Ideen Ausdruck zu<br />

verleihen. Begreiflich, dass er sich für<br />

die von Hitler 1934 ausgerufene „Volksmotorisierung“<br />

begeistern konnte, er<br />

profitierte schließlich davon. Mit dieser<br />

ausgedrückten „Bewunderung“ für<br />

die in Deutschland verkündete Politik<br />

hoffte er, seine bedrängte Situation<br />

verbessern zu können. Es nützte ihm<br />

nichts. Die Vorstandsmitglieder der<br />

Auto Union AG lehnten jede weitere<br />

Zusammenarbeit mit ihm ab. Im Dezember<br />

1934 kam es zu seiner fristlosen<br />

Kündigung. Dennoch ging der<br />

oben: Dr. Richard Bruhn. Foto: ArTeG<br />

unten: Der DKW F1, der erste in Großserie gebaute<br />

Frontantrieb. Foto: Erdmann/Audi Tradition<br />

02/2008 15


16<br />

AufgeHorcht<br />

Kampf auf juristischer<br />

Ebene noch Jahre weiter.<br />

An einer angemessenen<br />

Rehabilitierung von Rasmussen<br />

war letztendlich<br />

selbst Hitler gelegen, der<br />

seinen persönlichen Adjutanten<br />

zur Herbeiführung<br />

einer endgültigen Klärung<br />

beauftragte. Das<br />

bisherige Parteigerichtsverfahren<br />

wurde 1936 in<br />

ein Zivilrechtsverfahren<br />

überführt, wobei das zu<br />

erwartende Ergebnis<br />

durch Hitler bereits vorgegeben<br />

war. Alle Ansprüche<br />

Rasmussens kamen<br />

zur Verhandlung. So war z. B. einer der Punkte die Klärung<br />

der Entschädigungszahlungen für Lizenz- und Patentrechte,<br />

die ihm nach Gründung der Auto Union noch gehörten. Aber<br />

es ging nicht mehr nur um Ansprüche und Vorteile der einen<br />

oder anderen Seite. Es handelte sich auch um den zermürbenden,<br />

persönlichen „Stellungskrieg“ zwischen Dr. Bruhn und Rasmussen,<br />

in dem beide nicht sehen wollten, dass das Ergebnis<br />

des Verfahrens, „von höchster Stelle“ gewollt, bereits fest stand.<br />

Ende einer 30-jährigen Schaffensperiode<br />

Am 31. Januar 1938 wurde ein Schiedsgerichtsvertrag von beiden<br />

Seiten unterschrieben.<br />

Rasmussen wurde eine Entschädigungssumme von 1,3 Millionen<br />

Reichsmark zugestanden. Außerdem konnte er seine bei<br />

der Gründung der Auto Union AG ausgegliederten Betriebe<br />

Erla GmbH, Framo-Werke GmbH, Metallwerke Zöblitz<br />

GmbH und seine Beteiligung an den Prometheus-Werken<br />

Berlin behalten. Hitler verfügte außerdem, dass Rasmussen<br />

die Ehrendoktorwürde durch die Technische Universität<br />

Dresden zu verleihen ist. Trotz versuchter Intervention gegen<br />

diese Ehrung, insbesondere durch Dr. Bruhn, musste die Universität<br />

am 20. Juli 1938 den Akt vollziehen.<br />

Rasmussen schloss 1938 mit seiner 30-jährigen Schaffensperiode<br />

in Zschopau ab. Zu seinem 60. Geburtstag nahm er dort<br />

noch viele öffentliche Ehrungen entgegen.<br />

Der Versuch, einen zusammen mit seinen<br />

Söhnen in den Framo-Werken entworfenen<br />

Kleinwagen, auch als ein „Volkswagen“<br />

gedacht, an höchster Stelle in Berlin präsentieren,<br />

scheitert bei der Vorstellung des Prototypen<br />

vor der Reichskanzlei, indem das<br />

Fahrzeug bewusst der Lächerlichkeit preisgegeben<br />

wurde. Woher der Volkswagen<br />

kommen sollte, war vom „Führer“ bereits<br />

entschieden.<br />

oben: Rasmussen Anfang der 1930er Jahre, bereits gezeichnet<br />

von der kritischen Situation im Auto Union-Vorstand.<br />

unten: Nach seinem Rückzug nach Sacrow bei Potsdam<br />

widmete sich Rasmussen wieder Fahrzeugkonstruktionen.<br />

1941 entwarf er ein Leichtmotorrad mit Vollverkleidung.<br />

Fotos: ArTeG<br />

02/2008<br />

1939 zogen die Rasmussens nach Sacrow bei Potsdam. Die<br />

Familie bewohnte eine erworbene Villa an der Havel mit Wassergrundstück<br />

und eigener Yacht. Die Entscheidung, nahe<br />

Berlin leben zu wollen, dürfte mit dem Wohnsitz Berlin seiner<br />

verheirateten Tochter Ilse zusammengehangen haben, die aber<br />

leider noch im gleichen Jahr verstarb.<br />

Eine hohe Ehrung wurde Rasmussen 1939 durch den dänischen<br />

König zuteil. Er erhielt den Ritterschlag auf Lebenszeit durch<br />

Verleihung des Dannebrogsordens.<br />

In Sacrow begann Rasmussen wieder mit Fahrzeugkonstruktionen.<br />

1941 entwarf er ein Leichtmotorrad mit Vollverkleidung,<br />

von dem einige Muster gebaut wurden. Für die Ausführung<br />

der Verkleidung und die Kühlung des Motors beantragte er<br />

Gebrauchsmusterschutz.<br />

Beschauliches Leben nur kurz vergönnt<br />

Ein beschauliches Leben war dem sonst eher umtriebigen Rasmussen<br />

in der idyllischen Umgebung seines Wohnsitzes dennoch<br />

nur kurz vergönnt. Das nahende Ende des Zweiten<br />

Weltkrieges zwang ihn, alles aufzugeben und mit seiner Frau<br />

1945 nach Flensburg in Schleswig-Holstein zu flüchten. Seine<br />

Söhne verharrten noch in den Familienunternehmen im<br />

sowjetisch besetzten Teil Deutschlands in Zöblitz und Frankenberg.<br />

Sein Sohn Hans, der die Geschäfte von Framo leitete,<br />

bezahlt es mit dem Leben. Er starb in einem sowjetischen<br />

Internierungslager. Die Flüchtlinge Rasmussen büßten nahezu<br />

alle Vermögenswerte ein. Eine Einreise nach Dänemark verhinderten<br />

die dänischen Behörden – vielleicht eine Reaktion<br />

auf seine seinerzeit öffentlich gemachten Beifallsbekundungen<br />

für Hitlers Politik.<br />

Noch drei Jahre lebte Rasmussen mit seiner Frau in Flensburg<br />

unter bescheidenen Verhältnissen. Mit dem geringen Verfügbaren<br />

wurden die in der sowjetischen Besatzungszone zurückgebliebenen<br />

Kinder und Enkel unterstützt.<br />

Ende 1947 erhielt Rasmussen die Urkunde für seine dänische<br />

Staatsbürgerschaft und 1948 konnte das Ehepaar endlich<br />

übersiedeln. Es ließ sich nahe Kopenhagen in einem Gartenhaus<br />

nieder.<br />

Auf Vermittlung und mit der Hilfe seines Sohnes, Dr. Ove Rasmussen,<br />

versuchte er im Fahrzeugbau noch einmal Fuß zu fassen.<br />

Die vor dem Kriege im Familienbesitz gewesenen Betriebe<br />

lagen in der sowjetisch besetzten Zone, waren demontiert


und enteignet worden. Wie in vielen deutschen Unternehmen,<br />

die vor dem gleichen Schicksal standen, war es gelungen,<br />

wichtige Konstruktionsunterlagen zu retten. Den Deutschen<br />

Werken in Kiel wurden mehrere Projekte für eine Zusammenarbeit<br />

angeboten: ein ¾-Tonnen-Kleinlastwagen, ein Leichtmotorrad<br />

mit 125 cm³ Zweitaktmotor, ein Zweitakt-Gegenkolbenmotor.<br />

Für den Kleinlastwagen kam es 1951 zum Vertrag<br />

über Konstruktion und Prototypenbau. Doch das Projekt verzögerte<br />

sich und es trat inzwischen auch Konkurrenz auf. 1953<br />

lief das Projekt aus.<br />

Ein Motorrad-Projekt war etwas erfolgreicher: Rasmussen<br />

hatte bereits 1948 Kontakt mit der dänischen Waffenfabrik<br />

DISA aufgenommen, die nach dem Krieg Produkte des zivilen<br />

Sektors suchte. Zu dem von DISA organisierten Projektteam<br />

gehörten sowohl Rasmussen selbst als Konstrukteur als auch<br />

sein jüngster Sohn Arne Skafte, zuständig für den Musterbau.<br />

Leider wurde auch hier aus einer Serienproduktion nichts, da<br />

man die Waffenproduktion wegen des Korea-Krieges wieder<br />

hochfuhr. Lediglich eine Kleinserie mit einem zugekauften 98<br />

cm³-Motor kam 1951 zum Einsatz.<br />

Schlusspunkt unter Streitigkeiten<br />

Anlässlich seines 75. Geburtstages im Jahre 1953 wurden Rasmussen<br />

zahlreiche Ehrungen zuteil, u. a. die Ehrenmitgliedschaften<br />

im Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA)<br />

und im Automobilclub von Deutschland (AvD). Mit Genugtuung<br />

konnte er feststellen, dass die wieder neu gegründete<br />

Auto Union GmbH (Bruhn und Hahn waren die Protagonisten)<br />

einen Schlusspunkt unter die früheren Streitigkeiten zog,<br />

ja, ihm einen DKW 3=6 Sonderklasse schenkte und einen<br />

Ehrensold von 1000 DM monatlich bis zur Volljährigkeit des<br />

jüngsten Kindes seines 1945 zu Tode gekommenen Sohnes<br />

Hans zusagte.<br />

Jørgen Skafte Rasmussen starb, 86-jährig, am 12. August 1964<br />

in Kopenhagen.<br />

Eberhard Kreßner<br />

Förderverein<br />

Industriemuseum Chemnitz e. V.<br />

Leiter Arbeitsgruppe Kraftfahrzeugtechnik<br />

Die Ausführungen von Eberhard<br />

Kreßner entstanden mithilfe des<br />

Buches von Immo Sievers „Jørgen<br />

Skafte Rasmussen – Leben und Werk<br />

des DKW-Gründers“, erschienen im<br />

Delius Klasing Verlag. Das Werk gilt<br />

als die erste vollständige Lebensbeschreibung<br />

des DKW-Vaters. Es<br />

wurde mit dem MPC-Autobuch-Preis 2007 in der Kategorie<br />

„Bestes Autobuch Historie“ ausgezeichnet. Der Autor trug<br />

zahlreiche Details zusammen, die es ermöglichen, den<br />

Beitrag Rasmussens zur Geschichte der Motorisierung zu<br />

dokumentieren. Ebenso enthält es größtenteils erstmals<br />

veröffentlichte Fotos.<br />

Dr. phil. Immo Sievers, geboren 1958 in Berlin, studierte<br />

Geschichte und Rechtswissenschaften in Oxford und Berlin.<br />

1993 promovierte er über die Entwicklung der englischen<br />

Rasmussen an<br />

seinem 80. Geburtstag.<br />

Foto: Audi Tradition<br />

Bestes Autobuch Historie<br />

Termin<br />

AufgeHorcht<br />

Am 31. Oktober, 15.00 Uhr lädt das Industriemuseum<br />

Chemnitz zum Vortrag über Jørgen Skafte Rasmussen ein.<br />

Der Historiker Dr. Immo Sievers referiert über Leben und<br />

Werk des DKW-Gründers.<br />

und deutschen Automobilindustrie vor dem Ersten<br />

Weltkrieg. Seit 1991 erfüllt er Lehraufträge an der<br />

Humboldt Universität zu Berlin und seit 1997 bis heute an<br />

der Technischen Universität Berlin. Dort leitet er Seminare<br />

und Kurse zur Automobilgeschichte. Damit ist die TU Berlin<br />

die einzige deutschsprachige Universität, an der Automobilgeschichte<br />

als prüfungsrelevantes Fach jedes Semester<br />

angeboten wird.<br />

Viele Jahre war Dr. Sievers Vorsitzender der Automobilhistorischen<br />

Gesellschaft in Deutschland. 1999 gründete er<br />

den ArTeG-Verlag, seitdem lebt und arbeitet er in Berlin und<br />

Mecklenburg. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.<br />

Immo Sievers: Jørgen Skafte Rasmussen – Leben und Werk<br />

des DKW-Gründers,<br />

223 Seiten, ca. 250 Abbildungen, Format 21 x 24 cm,<br />

gebunden mit Schutzumschlag<br />

ISBN: 978-3-7688-1828-5, EUR: 24.90<br />

02/2008 17


AufgeHorcht<br />

Aus der Not eine Tugend gemacht<br />

Kunststoffentwicklung für Karosserieverkleidungen Teil 1<br />

Erste Versuche zur Kunststoffverkleidung<br />

von Karosserien in Zwickau<br />

wurden mit Thermoplastfolien auf<br />

PVC-Basis durchgeführt. Ein Beispiel<br />

war dieser F8 von 1951.<br />

Kunststoff gewinnt ob seiner Gewichtsvorteile gegenüber Stahl wieder an Bedeutung für den Karosseriebau. In<br />

Sachsen stand dieses Thema bereits seit den 1930er Jahren auf der Agenda der Automobilbauer. Aus der Not<br />

eine Tugend machen mussten beispielsweise ab den 1950er Jahren die Trabantbauer in Zwickau. Über die damaligen<br />

Hintergründe und Vorgehensweisen bei der Entwicklung eines geeigneten Kunststoffes für Karosserieteile<br />

informieren die Autoren des nachfolgenden Beitrages, der u. a. Beachtung auf dem Internationalen Symposium<br />

für nachwachsende Rohstoffe 2002 in Kassel fand. Dr. Winfried Sonntag hat u. a. als Technischer Direktor<br />

des VEB Sachsenring Automobilbau Zwickau sowie als Direktor des Wissenschaftlich-Technischen Zentrums<br />

Automobilbau die Geschicke des DDR-Fahrzeugbaus mit gelenkt. Wolfgang Barthel war federführend bei der<br />

Entwicklung des Kunststoffs für die Trabant-Karosserie.<br />

In Deutschland bemühte sich die Auto Union ab 1935 um die<br />

Entwicklung eines geeigneten Kunststoffmaterials. Ziel war<br />

neben der Ablösung der mit Kunstleder verkleideten Holzkarosserien<br />

die Reduzierung des Stahlbedarfs zu Gunsten kriegswichtiger<br />

Zwecke. In das Vorhaben eingebunden waren damals<br />

die Römmler AG in Spremberg und die Dynamit AG in<br />

Troisdorf. Als Bindemittel verwendete man vorwiegend Phenolharze<br />

und probierte mit verschiedenen Verstärkungsstoffen<br />

wie Papier, Holzspänen, Holzmehl und unterschiedlichen Fasern.<br />

Nach ersten Ergebnissen wurden 1936 gepresste Türen<br />

für DKW-Karosserien zur Erprobung in den Karosserie-Herstellerbetrieb<br />

nach Spremberg geschickt. Die Festigkeiten befriedigten<br />

noch nicht. Von großem Nachteil war der erhebliche<br />

Druckaufwand bei der Teileherstellung, der die für die späteren<br />

Trabantteile erforderlichen Drücke etwa um das Zehnfache<br />

überstieg und damit enorm schwere und entsprechend teure<br />

Pressen erforderte. Die Dynamit AG verwendete in späteren<br />

18<br />

02/2008<br />

Versuchen leichter verformbares Krepppapier, das aber zu geringeren<br />

Festigkeiten führte als das Römmler-Material. Eine<br />

Weiterentwicklung gelang Dynamit nach einem Patent von<br />

Wolf und Habelschwerdt. Das Material erhielt den Namen<br />

„Pete“. In Chemnitz nannte man es dagegen „Auto-Union-<br />

Pressstoff“. Patentstreitigkeiten füllten ganze Aktenordner.<br />

Ersatz für Tiefziehblech gefragt<br />

Auch die DDR war schnell gezwungen, sich der Entwicklung<br />

von Kunststoff-Karosserieverkleidungen zu widmen. Im Rahmen<br />

des Kalten Krieges sperrten die westlichen Länder die Lieferung<br />

von Tiefziehblech. Im damaligen VEB Audi-Werke Zwickau<br />

wurden Anfang der 1950er Jahre Pkw F8 und gemeinsam mit<br />

den benachbarten Horch-Werken F9 gebaut, die man in der<br />

BRD unter der Bezeichnung 3=6 auch herstellte.


Der F8 hatte zwar eine kunstlederbezogene Holzkarosserie,<br />

jedoch wurden für die Kotflügel und Motorhauben Karosseriebleche<br />

gebraucht, so dass erhebliche Störungen entstanden und<br />

oft unfertige Fahrzeuge das Werksgelände füllten. Von dem im<br />

Krieg stark gebeutelten Osten konnte nur geringe Hilfe erwartet<br />

werden. Die Leitung des Fahrzeugbaus hatte daher die Vorstellung,<br />

nicht nur für die oft zu komplettierenden Teile, sondern<br />

auch für einen neu zu entwickelnden Pkw eine Möglichkeit zum<br />

Austausch des Karosserieblechs zu schaffen. Ein geeignetes Material<br />

war für diese Zwecke zu finden. Das in erster Linie in Betracht<br />

kommende Polyesterharz und alkaliarme Glasfaser als Verstärkungsmittel<br />

standen nicht zur Verfügung. Eigene Entwicklungen<br />

wurden notwendig. Daran waren viele Bedingungen geknüpft.<br />

1. Die erforderlichen Rohstoffe mussten im eigenen Land<br />

vorhanden oder preisgünstig beschaffbar sein.<br />

2. Die für die Herstellung notwendigen Maschinen und Vorrichtungen<br />

mussten in der DDR mit eigenen Kräften möglich<br />

oder im Produktionssortiment des Landes vorhanden sein.<br />

3. Die Verpressung der Teile sollte mit Rücksicht auf die<br />

Pressenkosten bei wesentlich geringeren Drücken möglich<br />

werden als sie bei Pressmassen üblich waren.<br />

4. Die herzustellenden Teile mussten sich nach noch zu entwickelnden<br />

Verfahren mit dem Karosseriegerippe verbinden<br />

lassen.<br />

5. Das Verfahren musste die Produktion höherer Serienstückzahlen<br />

ermöglichen und sollte daher weitgehend mechanisierbar<br />

sein.<br />

6. Die Witterungsbeständigkeit von Stahlblech war zu übertreffen.<br />

7. Es sollte eine Massesenkung gegenüber Blech erzielt werden.<br />

8. Das Material musste lackierbar sein.<br />

9. Die Kosten vergleichbarer Stahlblechformteile sollten nicht<br />

überschritten werden.<br />

Arbeitsergebnisse vor und nach 1945<br />

Die den Vorkriegsstand repräsentierenden typisierten Phenolharz-Pressmassen<br />

mit unterschiedlicher Faserverstärkung<br />

AufgeHorcht<br />

schieden aus, da die notwendigen Eigenschaften damit nicht<br />

erzielbar waren. Außerdem hätte man die enormen Verarbeitungsdrücke<br />

für die Großteile nicht realisieren können. Für<br />

eine Tür war damals eine Presse mit einer Druckkraft von<br />

5000 Tonnen notwendig. Für die Kunststoff-Türen des Trabant<br />

reichte infolge einer anderen Verfahrensart eine 440-Tonnen-<br />

Presse aus.<br />

Bei einem weiteren Verfahren<br />

waren Polyvinylchlorid in Dispersionsform<br />

sowie eine besondere<br />

Sorte Holzschliff und Baumwollfasern<br />

als Verstärkungsmaterial<br />

die Hauptstoffe für Pressteile, die<br />

u. a. an dieser F9-Karosserie von<br />

1952 eingesetzt wurden.<br />

Obwohl die Auto Union nie selbst Pressstoffteile hergestellt<br />

hat, nahm sie für sich die meisten Schutzrechte in Anspruch.<br />

Bis 15. März 1944 handelte es sich um 67 deutsche und 241<br />

ausländische Patentanmeldungen in Verbindung mit der Kunststoffkarosserie.<br />

Neben den üblichen Festigkeitsprüfungen führte<br />

man bei der Auto Union auch Versuche an fertigen Karosserien<br />

durch – ähnlich den späteren Crashtests – und stellte Vergleiche<br />

an mit Sperrholz sowie blechverkleideten Karosserien.<br />

Die Blechausführungen waren für den Export bestimmt. Später<br />

bezog man auch den Opel Kadett mit seiner Blechkarosserie<br />

in die Vergleiche ein und führte in der Zentralen Versuchsanstalt<br />

der Auto Union in Chemnitz letzte Crashversuche<br />

bei 50 km/h Aufprallgeschwindigkeit durch. Dabei zeigten sich<br />

die kunststoffverkleideten Karosserien überlegen. Der Zweite<br />

Weltkrieg beschränkte die Entwicklungen auf diesem Gebiet.<br />

Die Auto Union aber machte weiter und bezog den F9 mit<br />

ein, der aber eine Blechkarosserie hatte. Dächer und Kofferklappen<br />

sollten aus anderen Materialien hergestellt werden.<br />

In den 1950er Jahren gab es in mehreren Ländern Bemühungen,<br />

Kunststoffe für Karosserieteile zu verwenden, da die rostgefährdeten<br />

Bleche das Leben der Fahrzeuge begrenzten. Bei<br />

handwerklicher Fertigung blieben die Stückzahlen gering und<br />

uninteressant. Dagegen wurden und werden für verschiedene<br />

Fahrzeuge inzwischen Einzelteile aus Kunststoff eingesetzt,<br />

vorwiegend sogenannte Polyesterprepegs zur Verarbeitung<br />

im Pressverfahren.<br />

Ein Spritzgussverfahren für die serienmäßige Herstellung von<br />

Heckklappen für den Citroen 2X 19 konnte in Frankreich besichtigt<br />

werden. Die Festigkeiten lagen infolge von Faserentmischung<br />

und Faserausrichtung weit unter denjenigen des<br />

Trabant-Pressstoffs. Gute Ergebnisse erzielte man dagegen mit<br />

02/2008 19


AufgeHorcht<br />

sogenannten Prepegs, pressfertige mit Polyester durchsetzte<br />

Glasfasermatten. Die Kosten überstiegen aber die vergleichbarer<br />

Blechteile. Von Interesse waren auch glasschuppengefüllte<br />

Polyurethane, die sich bei relativ geringen Drücken verarbeiten<br />

ließen. Die Füllung erhöhte den Elastizitätsmodul.<br />

Glasfaserverstärkung brachte dagegen Probleme infolge der<br />

Richtungsorientierung beim Ausgießen des Werkzeugs. In der<br />

Folge ergaben sich bei großen Teilen Verzugserscheinungen<br />

durch unterschiedliche Schwindung. Für einen Jeep in kleinerer<br />

Stückzahl kam auch der thermoplastische Kunststoff ABS<br />

zur serienmäßigen Anwendung; infolge des geringen E-Moduls<br />

konnte das Material jedoch nicht tragend im Karosserieverbund<br />

wirken. Grundsätzlich brauchen alle in größerer Serie hergestellten<br />

Karosserien ein tragendes Metallgerippe, das in der<br />

Regel ohne die Verkleidungsteile keine ausreichende Steifigkeit<br />

gegen Verwindung hat. Gefordert waren daher Kunststoffe mit<br />

hoher Festigkeit bei gleichzeitig hohem E-Modul.<br />

20<br />

Herangehensweisen im DDR-Fahrzeugbau<br />

Die chemische Industrie der DDR lehnte die vorgezeichnete<br />

Kunststoffentwicklung mangels Aussicht auf Erfolg ab. Der Fahrzeugbau<br />

versuchte daraufhin, die Aufgabe mit eigenen Kräften<br />

zu lösen und etablierte innerhalb des damaligen FEW Forschungs-<br />

und Entwicklungswerkes Chemnitz eine eigene Entwicklungsstelle.<br />

Die Ausgangsbasis hinsichtlich der verwendbaren Materialien<br />

und Maschinen war aufgrund von Demontagen nach dem Krieg<br />

äußerst schmal. Erste Versuche wurden mit Thermoplastfolien<br />

auf PVC-Basis durchgeführt. Gewebeartige Versteifungseinlagen<br />

verbesserten die Wärmeformbeständigkeit, Biege- und Schlagbiegefestigkeit.<br />

Ebenfalls ließ sich hierbei der E-Modul erhöhen.<br />

Das geschichtete Material wurde bei Einwirkung von Wärme<br />

zu Formteilen gepresst. Die erste hiermit verkleidete Karosserie<br />

war die eines F8 mit Trägergerippe aus Holz. Auch Motorhaube,<br />

Kotflügel und Kühlerrahmen waren aus diesem Material<br />

hergestellt. Das 1951 gefertigte Fahrzeug bewährte sich<br />

zwar im Betrieb, die Technologie war aber recht aufwändig.<br />

Es wurden neue Wege beschritten und in einem Verfahren<br />

gefunden, bei dem man Polyvinylchlorid in Dispersionsform<br />

sowie eine besondere Sorte Holzschliff der Stoffklasse 10 und<br />

Baumwollfasern als Verstärkungsmaterial verwendete. Die<br />

Aufbereitung erfolgte nass in einem sogenannten Holländer<br />

(Anmerkung: eine Einrichtung, die in der Papierindustrie eingesetzt<br />

wird). Zur Pressstofffertigung war die Bildung und<br />

Trocknung eines geformten Körpers aus dem gebildeten Faserbrei<br />

mittels eines Absaugwerkzeugs notwendig. Die Restfeuchtigkeit<br />

des geformten Körpers betrug ca. 50 Prozent. Vor der<br />

Verpressung zu einem Fertigteil musste er getrocknet werden.<br />

Der Bindemittelanteil lag bei 50 Prozent. 1952 erfolgte mit diesem<br />

Werkstoff u. a. die Verkleidung einer F9-Karosserie. Das<br />

Verfahren wurde zunächst serienmäßig für F9-Motorhauben<br />

und Lkw-Kabinenrückwände sowie Türverkleidungen eingesetzt.<br />

Es war jedoch recht aufwändig und schied für eine größere<br />

Serienfertigung aus. Die primitiven Anfänge hingen mit den<br />

wenigen verfügbaren Materialien in der DDR zusammen.<br />

Der Wunsch nach einem gegen Wärme- und Kälteeinwirkung<br />

weitgehend unempfindlichen Material mit höheren mechanischen<br />

Eigenschaften und zur Vereinfachung des Verfahrensablaufs<br />

führte schließlich über weitere Umwege zu einem härtbaren<br />

(duroplastischen) Werkstoff, dessen Qualität im Laufe<br />

02/2008<br />

der Jahre verbessert werden konnte bei Vervollkommnung des<br />

Herstellungsverfahrens. Mitte der 1950er Jahre wurden in Versuchen<br />

zunächst Baumwollfasern auf einer Krempelmaschine<br />

zu einem Flor gebildet und einer sogenannten Pelztrommel<br />

aufgewickelt. Darüber war eine Kunstharzstreu- und -dosiereinrichtung<br />

angeordnet, die eine bestimmte Menge Kunstharzpulver<br />

zwischen die sich aufwickelnden Florlagen rieselte,<br />

so dass der Harzanteil bei 52 Prozent lag. Nach dem Erreichen<br />

der gewünschten Dicke wurde der harzdurchsetzte Pelz abgenommen,<br />

durch Kalanderwalzen zur besseren Handlichkeit<br />

verdichtet, mit zwei weiteren Pelzen anderer Zusammensetzung<br />

verstärkt und zu Formteilen verpresst. Diese Zusammensetzung<br />

aus drei Schichten hing mit dem Erreichen einer<br />

besonders witterungsbeständigen Oberfläche, hoher Festigkeit<br />

und Vermeidung von Verzug zusammen, der anderenfalls<br />

infolge der Nachwindung der Pressteile eingetreten wäre. Das<br />

watteförmige und nun mit Bindemittel durchsetzte Vormaterial<br />

ließ sich nach dem Zuschneiden zu gewünschten Formaten<br />

gut in die beheizten Pressformen einlegen und zu stabilen<br />

Formteilen verdichten. Anfangs gab es noch Probleme, weil<br />

Kunstharze auf Novolakbasis verwendet wurden, dem<br />

zwecks Aushärtung Hexamethylentetramin zugesetzt war.<br />

Von Nachteil war bei diesem puderförmigen Harz, das auch<br />

als Schleifscheibenbindemittel Verwendung fand, die starke<br />

Staubentwicklung bei der Verarbeitung. Es verursachte Hautausschläge<br />

bei hell- und rothaarigen Arbeitskräften.<br />

Verfahren für die Serie<br />

Für die Serienfertigung wurde nun ein Verfahren entwickelt,<br />

bei dem der Vorgang zur Bildung unterschiedlicher Schichten<br />

mit verschiedenen Faserarten, Harzarten und Harzgehalten<br />

mechanisch ablief einschließlich der Materialzuführung zu den<br />

einzelnen Maschinen: Fünf Wattekrempelmaschinen arbeiteten<br />

auf ein Transportband zu. Sie hatten die Aufgabe, die losen<br />

Faserflocken zu einem zusammenhängenden Flor umzuwandeln.<br />

Vor dem Ablegen der sich kontinuierlich bildenden Faserflore<br />

wurden sie mit speziell aufbereitetem Kunstharz berieselt<br />

und über ein Legerknie auf einem sich ständig fortbewegenden<br />

Sammeltransportband abgelegt. Da jede Maschine<br />

diesem Band ein etwas anders zusammengesetztes Material<br />

hinsichtlich Art und Menge zuführte, ergab sich die gewünschte<br />

Schichtung im Vormaterialpelz. Er wurde am Ende dieser<br />

Strecke noch durch ein Walzenpaar kontinuierlich auf handliche<br />

Dicke verdichtet. Das pressfertige, watteartige, mit Kunstharz<br />

durchsetzte Material hatte folgenden Aufbau: Die Oberund<br />

Unterschicht enthielt kein Kunstharz, damit keine Harzkörnchen<br />

ausfallen konnten. Die der Witterung ausgesetzte<br />

Deckschicht enthielt chemisch behandelte, von quellfähigen<br />

Bestandteilen völlig freie Baumwollfasern. Sie hatte gegenüber<br />

den unteren Schichten einen etwas höheren Harzanteil. In<br />

den Mittelschichten wurden die zurückgewonnenen Füllstoffe<br />

und Harze aus den Zuschnitten wieder mit eingesetzt. Die<br />

Fasern unter der Deckschicht waren nicht chemisch behandelt,<br />

sondern wurden nur mechanisch gereinigt, und die untere<br />

Schicht hatte die Aufgabe, den Stoff „auszubalancieren“ bzw.<br />

Verzugserscheinungen infolge der bei 0,15 Prozent liegenden<br />

Schwindung zu verhindern. Wichtig war die durch die Herstellungstechnik<br />

erreichte annähernd kreuzweise Lage der ausgerichteten<br />

Fasern, da sich anderenfalls in Längs- und Querrichtung<br />

zur Faserlage unterschiedliche Eigenschaften hin-


sichtlich Festigkeit und Schwindung ergeben hätten. Quer zur<br />

Faserrichtung ist die Schwindung höher und die erreichbare<br />

Festigkeit geringer. Eine ausgerichtete Faser trägt übrigens erheblich<br />

zur Festigkeitserhöhung bei; mit regellos zusammengekrümmten<br />

Fasern hätte man nur etwa die Eigenschaften<br />

von typisierten Pressmassen erreichen können.<br />

Der Zuschnitt zu rechteckigen Formaten erfolgte durch Einrichtungen<br />

am Ende der sogenannten Vliesstraße, wobei Zuschnittlänge<br />

und Breite nach Wunsch einstellbar waren. Ebenfalls<br />

ließ sich durch eine weitere Entwicklung die Vormaterialbreite<br />

nach Bedarf während des laufenden Vliesbildungsprozesses<br />

verstellen. Das erforderliche Flächengewicht wurde<br />

kontinuierlich durch eine mit Radioisotopen arbeitende Einrichtung<br />

kontrolliert. Kurvenschnitte, wie sie für die Herstellung<br />

der Kotflügel notwendig waren, wurden bei der gefertigten<br />

Stückzahl mit handgeführten elektrischen Rundmessern<br />

ausgeführt. Bei einer weiteren Stückzahlerhöhung hätte sich<br />

auch dieser Vorgang mechanisieren lassen. Vergleiche für die<br />

Aufwendungen hierzu zeigten aber, dass bei den zu zahlenden<br />

Löhnen diese Zuschnittart bis zu einer Produktion von etwa<br />

200.000 Fahrzeugen jährlich preisgünstiger war.<br />

Die Zuschnittabfälle wurden pneumatisch einem sogenannten<br />

Klopfwolf zugeführt, der Verstärkungsfaser und Kunstharz<br />

trennte. Die Baumwolle wurden bei der automatischen Vormaterialbildung<br />

den Mittelschichten wieder zugesetzt, ebenfalls<br />

das ausgetrennte Kunstharz, das man durch einen Siebvorgang<br />

kontinuierlich vor dem Wiedereinsatz reinigte. Die<br />

Rückführung dieser Materialien zu den Verarbeitungsstellen<br />

erfolgte pneumatisch über Rohrsysteme.<br />

Harz-Schwierigkeiten<br />

Schwierigkeiten brachte der Transport des bei höheren Temperaturen<br />

zum Sintern neigenden Kunstharzes. Es kam in Säcken<br />

vom Plastawerk Erkner mit der Eisenbahn nach Zwickau. Im<br />

Sommer traten in den Waggons Temperaturen bis zu etwa 50<br />

Grad Celsius auf, so dass die Entleerung der Säcke durch das<br />

zusammengesinterte Material große körperliche Anstrengungen<br />

verlangte. Die Bereitstellung von Kühlwaggons war nicht<br />

AufgeHorcht<br />

Die Vliesstraße zur Herstellung von Pressteilen auf Phenolharzbasis,<br />

der Technologie, die schließlich viele Jahre für die Trabant-Karosserie<br />

angewendet wurde.<br />

Kurvenschnitte mit Rundmesser.<br />

Die Beschneidung des Materials in<br />

Längs- und Querrichtung erfolgte<br />

mechanisch zu den gewünschten<br />

Formaten.<br />

02/2008 21


AufgeHorcht<br />

Das Harz war beim Transport zu einem Block gesintert. Serienmäßige Transportpalette mit gesintertem Harz.<br />

Ausschälen eines Harzblocks mit einer selbst entwickelten Vorrichtung<br />

zur Palettenentleerung.<br />

Entleerung eines<br />

Transportbehälters<br />

in einer hierfür entwickeltenWendeeinrichtung<br />

zur weiterenZerkleinerung.<br />

22<br />

02/2008<br />

möglich. Für den Transport wurden daher spezielle Paletten<br />

mit Aushebeschrägen entwickelt, die etwa 200 Kilogramm Fassungsvermögen<br />

hatten. Sie genügten allein noch nicht: An heißen<br />

Tagen wäre das geschmolzene Material an den Palettenwänden<br />

angeklebt. Eine Lösung brachten Einhänge aus PVC-beschichtetem<br />

Gewebe, so dass sich das Harz beim Wenden der<br />

Paletten mit einer hierfür gebauten Einrichtung entleeren ließ.<br />

Für den ersten Zerkleinerungsvorgang existierten keine Maschinen<br />

im eigenen Land und keine hiesige Firma war bereit,<br />

eine geeignete Einrichtung zu entwickeln. So musste die Harzbrech-<br />

und auch eine Entleervorrichtung aus eigener Kraft<br />

serientauglich entworfen und hergestellt werden. Die<br />

Weiterverarbeitung der faustgroßen Harzbrocken zu sandartiger<br />

Struktur erfolgte auf Schlagkreuzmühlen. Zudosiert wurden<br />

Talkum, um das Zusammensintern der Harzkörnchen zu<br />

verhindern, sowie Rübölfettsäure, um den Staub bei der Verarbeitung<br />

zu binden.<br />

Dr. Winfried Sonntag/Wolfgang Barthel<br />

Fotos: Archiv der Autoren<br />

Fortsetzung folgt<br />

Brecheinrichtung zur Zerkleinerung gesinterter Harzblöcke.


AufgeHorcht<br />

02/2008


AufgeHorcht<br />

02/2008


Technische Beschreibung<br />

Personenwagen Wanderer W52 Kabriolett<br />

Hersteller Wanderer Werke AG Siegmar-Schönau<br />

Produktion 1937 1341 Stück<br />

1938 52 Stück<br />

Gesamt 1393 Limousinen und Kabrioletts<br />

Gesamtfahrzeug<br />

Bauart: 2-türiges, 4-türiges Kabriolett in Rahmenbauweise<br />

mit Horch-Karosserie<br />

Antrieb:<br />

Hauptabmessungen:<br />

Hinterradantrieb durch 6-Zylinder-4-Takt-Reihenmotor<br />

längs im Fahrzeugbug angeordnet mit dahinter liegendem<br />

4-Gang-Schaltgetriebe<br />

Radstand: 3000 mm<br />

Spurweite vorn: 1350 mm<br />

Spurweite hinten: 1350 mm<br />

Gesamtlänge: 4620 mm<br />

Gesamtbreite: 1690 mm<br />

Gesamthöhe: 1660 mm<br />

Bodenfreiheit:<br />

Gewichte:<br />

205 mm<br />

Eigengewicht: 1495 kg<br />

Nutzlast: 400 kg<br />

Höchstgeschwindigkeit: 115 km/h<br />

Kraftstoffnormverbrauch: 14–16 l/100 km<br />

Preis: 6500 Reichsmark<br />

Triebwerk<br />

Motor:<br />

Bauart: 6-Zylinder-4-Takt-Reihenmotor<br />

Arbeitsverfahren: 4-Takt-Ottomotor<br />

Bohrung/Hub: 75 mm/100 mm<br />

Hubraum: 2651 cm3 Verdichtungsverhältnis: 6,4:1<br />

Höchstleistung:<br />

Werkstoff von Kurbelgehäuse<br />

62 PS bei 3500 U/min.<br />

und Zylinderkopf: Grauguss<br />

Anzahl der Kurbelwellenlager: 4<br />

Anordnung der Nockenwelle: seitlich im Motorgehäuse<br />

Antrieb der Nockenwelle: durch Doppelrollenkette<br />

Anordnung der Ventile: stehend<br />

Schmiersystem: Druckumlaufschmierung mit Ölfilter im Nebenstrom<br />

Motorölmenge: 7 l<br />

Vergaser: Horizontal-Flachstromvergaser<br />

Kühlung:<br />

Art und Füllmenge: Wasserkühlung durch Lamellenkühler, 10 l Inhalt<br />

Antrieb von Wasserpumpe und Lüfter: durch Keilriemen<br />

Temperaturreglung: durch Thermostat<br />

AufgeHorcht<br />

02/2008


AufgeHorcht<br />

02/2008<br />

Kraftstoffanlage:<br />

Anordnung des Kraftstoffbehälters: zwischen den Rahmenlängsträgern im Heck<br />

Inhalt: 53 l<br />

Kraftstoffförderung: von der Nockenwelle angetriebene mechanische Benzinpumpe<br />

Kupplung:<br />

Getriebe:<br />

Einscheibentrockenkupplung<br />

Bauart: 4-Gang-Schaltgetriebe mit Synchronisierung<br />

im 3., 4. Gang und Rückwärtsgang<br />

Übersetzungen: 1. Gang: 4,1:1<br />

2. Gang: 2,4:1<br />

3. Gang: 1,49:1<br />

4. Gang: 1,0:1<br />

Getriebeölfüllmenge:<br />

Rückwärtsgang: 4,84:1<br />

1,0 l<br />

Kraftübertragung zur Hinterachse: durch Rollwelle mit Hardy-Gelenkscheiben<br />

Achsgetriebe: in Gummilagern mit Rahmenquerträger verschraubt<br />

Übersetzung: 4,1:1<br />

Ölfüllmenge: 1,75 l<br />

Elektrische Anlage<br />

Bordspannung: 6 Volt<br />

Zündung: Batteriezündung mit automatischer Zündzeitpunktverstellung<br />

Zündfolge: 1 – 5 – 3 – 6 – 2 – 4<br />

Fahrwerk<br />

Vorderachse:<br />

Bauart: Einzelradaufhängung<br />

Federung: durch unten querliegende Halbelliptik-Blattfeder<br />

und zwei einfach wirkende hydraulische Hebelstoßdämpfer<br />

Hinterachse:<br />

Bauart: Einzelradaufhängung durch Pendelachse<br />

mit an Längslenkern geführten Hinterrädern<br />

Federung: durch hoch liegende, quer angeordnete Halbelliptik-Blattfeder<br />

und zwei einfach doppelt wirkende hydraulische Hebelstoßdämpfer<br />

Bremsen:<br />

Fußbremse: hydraulisch auf vier Rädern wirkende Trommelbremse<br />

Handbremse: mechanisch durch Seilzug betätigt auf die Hinterräder wirkend<br />

Temperaturreglung: durch Thermostat<br />

Lenkung:<br />

Bauart: Schneckenlenkgetriebe, nachstellbar und starre Lenksäule<br />

Räder/Reifen:<br />

Felgenart und -größe: Tiefbettfelgen 3,25 x 17<br />

Reifengröße: 5,25 x 17<br />

Fahrgestellschmiersystem: Zentralschmierung<br />

Quellen: Technische Daten und Beschreibungen aus Unterlagen des Automobilmuseums A. Horch e. V. Zwickau<br />

Fotos: FES GmbH vom Ausstellungsfahrzeug des Automobilmuseums A. Horch Zwickau<br />

Zusammenstellung: Dipl. Ing. K.-H. Brückner, Förderverein Automobilmuseum A. Horch e. V. Zwickau


Prof. Dr. Alfred Jante.<br />

AufgeHorcht<br />

Wenn der Name Jante fällt, dann wissen Fachleute des Fahrzeugbaus: Es geht um den Entwickler des Normal-<br />

Fahrzustands-Diagramms (NFD). Doch darin erschöpft sich noch lange nicht die Leistung, die Prof. Dr. techn.<br />

h.c. Alfred Jante für das Kraftfahrwesen erbrachte. Der Arbeitskreis Fahrzeug- und Verkehrstechnik im Dresdner<br />

Bezirksverein des VDI würdigte das Leben und Wirken dieses herausragenden Ingenieurs und Wissenschaftlers<br />

auf dem „3. Autoforum Sachsen – Sachsen wieder Autoland“ am 3. Juni 2008 anlässlich des 100. Geburtstages<br />

von Prof. Jante. Organisiert wurde es von Dr.-Ing. Manfred Bergmann, einem Schüler und Mitarbeiter Jantes, der<br />

in einem ganz persönlich geprägten Vortrag seines ehemaligen Chefs gedachte. „AufgeHorcht“ veröffentlicht<br />

nachfolgend Auszüge daraus.<br />

Es gibt kaum ein Gebiet des Fahrzeugs, des Motors und der<br />

Verkehrssicherheit, zu dem Prof. Jante sich nicht geäußert hat.<br />

Er zählte noch zu den Wenigen, die die Probleme des Fahrzeuges<br />

wie des Motors gleich gut überblickten und beherrschten. Damals,<br />

als junger Mensch, habe ich dies bei weitem nicht voll<br />

umfänglich erkannt. Doch die rasante Entwicklung der letzten<br />

20 Jahre, gerade beim Automobil, führte oft zu der Erkenntnis:<br />

Das hat der „Alte“ doch schon vor 50 Jahren abgehandelt! Aufgrund<br />

seiner systematischen, umfassenden, stets einen Schritt<br />

voraus in die Zukunft andeutenden Arbeitsweise zählt für mich Prof.<br />

Jante zu jenen wenigen Wissenschaftlern, die das taten, was der<br />

Begriff Wissenschaftler eigentlich beinhaltet: Sie „schaffen Wissen“.<br />

Alfred Jante wurde am 3. Juni 1908 in Schönlanke (heute Polen)<br />

geboren. Nach einer Lehre als Kfz-Schlosser (wo er z. B. das in<br />

Kisten gelieferte Ford-T-Modell mit zu montieren hatte), studierte<br />

er erfolgreich in Aachen und war bis 1933 Assistent am<br />

Maschinenlabor und Labor für Kraftfahrwesen der TH Aachen<br />

bei Prof. Langer. Da es in der Wirtschaftskrise schwierig war,<br />

Arbeit zu finden, gehörte er auf Empfehlung von Prof. Langer<br />

zum Auswertestab der Standard-30-Tagefahrt auf dem Nürburgring,<br />

die Mitte Oktober bis Mitte November 1931 stattfand.<br />

1933 ging er mit Referenzen zu KHD (Klöckner-Humboldt-<br />

Deutz) nach Köln, zunächst als Versuchsingenieur, später dann<br />

als Oberingenieur und Leiter der Dieselmotorenentwicklung.<br />

Nach Kriegsende kehrte er nach Sachsen zurück, wo seine Familie<br />

lebte, und war u. a. als Dozent an der Ingenieurschule<br />

Leipzig und als Leiter der Verkehrsabteilung der Sächsischen<br />

Landesregierung in Dresden tätig.<br />

Am 1. Januar 1948 wurde er u. a. aufgrund seiner zahlreichen<br />

wissenschaftlichen Veröffentlichungen, die er während seiner<br />

Industrietätigkeit erarbeitet hatte, als Ordinarius für<br />

Verbrennungsmotoren und Kraftfahrwesen an die TH<br />

Dresden berufen. Er war damit auch Direktor des Institutes für<br />

Kraftfahrwesen (IfK), das er 1954 mit der vollständigen Über-<br />

„Das hat der ‚Alte‘<br />

doch schon vor 50<br />

Jahren abgehandelt!“<br />

Prof. Dr. Alfred Jante – Ingenieur und Wissenschaftler mit<br />

enormem Weitblick – 3. Autoforum Sachsen des VDI<br />

Dresden würdigte Leben und Werk anlässlich seines 100.<br />

Geburtstages am 3. Juni 2008<br />

nahme der Verbrennungsmotorenforschung (wegen Kriegsschäden<br />

fiel die Motorenforschung im benachbarten Maschinenlabor<br />

aus) in Institut für Verbrennungsmotoren und Kraftfahrwesen<br />

(IVK) umbenannte. Von 1949 bis 1951 leitete Prof.<br />

Jante zugleich als Dekan die Fakultät für Maschinenwesen. Zu<br />

Prof. Dr. Ernst Fiala (l.) und Dr. Manfred Bergmann würdigten zum 3.<br />

Autoforum Sachsen des VDI Dresden Leben und Werk von Prof. Jante<br />

anlässlich seines 100. Geburtstages. Foto: VDI Dresden<br />

Rund 170 Teilnehmer, deutlich mehr als erwartet, kamen zum 3. Autoforum<br />

Sachsen. Foto: VDI Dresden<br />

02/2008 27


AufgeHorcht<br />

diesem Zeitpunkt war er Mitglied der SED. Bei einer generellen<br />

Überprüfung aller Parteimitglieder Anfang der 1950er<br />

Jahre wurde er ausgeschlossen. Zu spät erkannte die Parteileitung<br />

der TH Dresden, dass damit der direkte Parteieinfluss<br />

auf die Fakultät nicht mehr gegeben war. Mit allen erdenklichen<br />

Mitteln versuchte man, die Entscheidung rückgängig zu<br />

machen und Jante wieder zum Eintritt in die SED zu bewegen.<br />

Doch er lehnte jedes Gespräch dazu ab. Dieses Verhalten trug<br />

sicher zur Meinung bei, dass er ein sturer Kopf sei.<br />

Ehrung und Herausforderung zugleich war für ihn die Wahl<br />

zum ordentlichen Mitglied der Deutschen Akademie der<br />

Wissenschaften zu Berlin 1954 . Besonders erfreute ihn 1965<br />

die Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die Fakultät<br />

Verkehrswissenschaften der TU Budapest.<br />

Ein sicher schwer zu verkraftender Schlag traf Prof. Jante mit<br />

der 3. Hochschulreform der DDR. Deren Hauptziel war es,<br />

die Macht der alten Ordinarien zu brechen. Mit Mühe konnte<br />

er erreichen, dass Motor und Fahrzeug als Lehr- und Forschungseinheit<br />

fortbestanden. Ab 1968 war er dann nicht mehr Direktor<br />

seines Instituts, sondern unterstand als Bereichsleiter<br />

einer parteidominierten Sektionsleitung. 1973 wurde Prof.<br />

Jante emeritiert. Auch danach kam er noch stundenweise ins<br />

IVK und war jederzeit für Fragen und Konsultationen offen,<br />

was von uns alten Kollegen gern genutzt wurde.<br />

Betrachtet man das wissenschaftliche Werk von Prof. Jante im<br />

Überblick, kann man dem nur höchste Bewunderung zollen,<br />

und man steht bei der Hervorhebung von etwas Besonderem<br />

ob der Vielzahl der Einzelthemen und Problemkreise vor einer<br />

schier unlösbaren Aufgabe. Diese Schwierigkeit hat er offenbar<br />

auch selbst erkannt, denn in seiner fachlichen Rückschau aus<br />

dem Jahre 1982 schreibt er selbst: „Als ich nach Jahrzehnten<br />

einen alten Studienfreund – einer anderen Fachrichtung – traf<br />

und wir uns unterhielten, meinte er: ‚Na ja, Du hast 25 Jahre an<br />

der TU gewirkt und was ist dabei heraus gekommen?‘ Diese<br />

Frage gab mir zu denken, den wer sollte sie beantworten, wenn<br />

nicht ich selbst?“<br />

Mit Verweis auf die zugehörigen Literaturstellen führte er<br />

dann eine Reihe von Themen an, die er als besonders wichtig<br />

und prägend angesehen hat. Im Einzelnen sind dies: Kreisprozess-Charakteristiken,<br />

rationelle Teillastverfahren, thermische<br />

Aufladung, Bezugs-Kreisprozesse, Motoren-Kennfelder, Normal-<br />

Fahrzustands-Diagramm, grafische Verfahren zur Fahrplanung,<br />

Getriebeauslegung, Fahrleistung, Fahrgeschwindigkeit und<br />

Fahrzeugabstand, Luftwiderstand, Gemischbildung und -verteilung<br />

am Ottomotor, Spülbilder, Auspuff-Druckwellen, Simpelmotor,<br />

Traktoren, Mechanik des Ausgleichsgetriebes, Lenkgetriebe,<br />

Anfahrvorgang und Brennverlauf nach WIEBE. Vieles<br />

aber fehlt in der Aufzählung wie die theoretischen und praktischen<br />

Untersuchungen für Diesel-Einspritzung. Die angeführte<br />

umfangreiche Literaturzusammenstellung gibt jedoch Auskunft<br />

über viele andere Themenkreise, die von ihm initiiert im IVK<br />

bearbeitet wurden.<br />

Besonders hervorheben möchte ich seine Arbeiten zu Motoren-Kennfeldern.<br />

Bereits 1930 hatte er das klassische Kennfeld<br />

entwickelt, in das zusätzlich Leistungshyperbeln und verschiedene<br />

Iso-Linien eingetragen werden können. Darauf griff<br />

er bei der Entwicklung des Normal-Fahrzustands-Diagramms<br />

zurück, das ebenfalls einen wesentlichen Baustein seines<br />

Lebenswerkes bildet. Sehr am Herzen lag ihm bei den<br />

Verbrennungsmotoren die Verbesserung des thermischen<br />

Wirkungsgrades, d. h. in der Praxis die Senkung des spezifischen<br />

Kraftstoffverbrauchs. Mit seinen Kreisprozess-Charak-<br />

28<br />

02/2008<br />

teristiken schuf er die Grundlagen für die genaue Beurteilung<br />

und den exakten Vergleich von einzelnen, unterschiedlichen<br />

Kreisprozessen und wollte objektiv aufzeigen, wo Verbesserungspotenziale<br />

liegen. Das ist insbesondere für Teillastzustände,<br />

die im Wesentlichen in der Praxis vorliegen, von größter<br />

Bedeutung. Prof. Jante zeigte damit Wege zu rationellen<br />

Teillastverfahren auf. Die von ihm u. a. genannten Möglichkeiten<br />

wie variable Ventilsteuerzeiten, Zylinderabschaltung und<br />

Verdichtungsregelung sind heute Realität – damals waren sie<br />

Visionen.<br />

Entwickler des Normal-Fahrzustands-Diagramms<br />

Nachhaltig beeinflusst hat sein späteres Tun die Aufgabe zur<br />

Auswertung der Standard-30-Tagefahrt auf dem Nürburgring.<br />

20 verschiedene Serienfahrzeuge unterschiedlicher Fabrikate<br />

fuhren 30 Tage lang auf dem Ring und mussten objektiv bewertet<br />

sowie übersichtlich verglichen werden. Um dies zu ermöglichen,<br />

entwickelte Alfred Jante bereits 1931 das – man kann<br />

schon sagen – geniale Normal-Fahrzustands-Diagramm (NFD).<br />

In diesem Diagramm wird für ein konkretes Fahrzeug unter<br />

Berücksichtigung aller Fahrwiderstände die verfügbare Zugkraft,<br />

durch Bezug auf das Fahrzeuggewicht, dimensionslos als<br />

relativ freie Zugkraft über der Fahrgeschwindigkeit für jeden<br />

Gang einschließlich der Kraftstoffverbrauchslinien dargestellt.<br />

Damit ist es möglich, den direkten Vergleich z. B. eines 44-<br />

Tonnen-Lastzugs mit einem Moped vorzunehmen. Anlässlich<br />

des 75. Geburtstages von Jante 1983 haben wir ihm zu Ehren<br />

für das NFD die Bezeichnung Jante-NFD eingeführt. Diese<br />

frühen grundlegenden Arbeiten und nachfolgend weitere prin-<br />

Das Normal-Fahrzustands-Diagramm von Jante, einer der Meilensteine in<br />

seinem Schaffen.


zipielle wissenschaftliche Arbeiten führten dazu, dass er seit der<br />

14. Auflage des Automobiltechnischen Handbuchs den Abschnitt<br />

„Kraftfahrtmechanik“ eingebracht hat. Man kann also<br />

Jante durchaus als Vater der Kraftfahrtmechanik betrachten.<br />

„Seine Leute“ mit guter Bewährung in der Praxis<br />

Eine wichtige Aufgabe an einer Hochschule ist die Ausbildung<br />

des Ingenieur-Nachwuchses. Bis zu seiner Emeritierung hat<br />

Prof. Jante über 450 Diplom-Ingenieure ausgebildet. Die Zahl<br />

kann nicht größer sein, da in der Fachrichtung Kraftfahrzeugtechnik<br />

jährlich nur 25 Studenten immatrikuliert werden durften.<br />

Ebenso hat er eine große Zahl von Doktoranden betreut<br />

und häufig zur Bearbeitung bestimmter Themen angeregt. Ein<br />

Grundsatz von ihm war: „Jeder muss einmal am Motor gearbeitet<br />

haben“. Die Ausbildung am alten IVK ist offenbar nicht<br />

schlecht gewesen, denn „seine Leute“ haben sich durchweg in<br />

vielen Positionen in Wirtschaft und Wissenschaft bewährt.<br />

Es gibt bei Prof. Jante so viele Dinge, die bei einer Würdigung<br />

genannt werden müssten. Das ist aber einfach unmöglich.<br />

Dennoch möchte ich im Zeitalter um sich greifender Fahrerassistenzsysteme<br />

ein Zitat von ihm anführen, das Zeugnis für<br />

das analytische Herangehen und seinen fordernden Weitblick<br />

ablegt: „Man wird mit wachsendem Verkehr eine für die<br />

Sicherheit so wichtige Aufgabe, die richtige Entfernung zum<br />

vorfahrenden Wagen einzuhalten, nicht mehr der Schätzung<br />

des Fahrers überlassen können, sondern wird ihm zuverlässige<br />

Hilfsmittel dafür zu Verfügung stellen müssen. Das ist eine für<br />

die Verkehrssicherheit ungeheuer wichtige Entwicklungsaufgabe<br />

und es ist zu wünschen, dass sie bald intensiv in Angriff<br />

genommen wird.“ Das Zitat datiert von 1955!<br />

Auf noch etwas möchte ich unter dem Aspekt Weitsicht hinweisen.<br />

1973 erschien in der Fachzeitschrift Kraftfahrzeugtechnik<br />

eine Veröffentlichung von Prof. Jante zum Thema<br />

Energiebilanzen, ein Beitrag, der angesichts der gegenwärtigen<br />

Diskussion über CO 2 und Klima, Ressourcenknappheit,<br />

Biokraftstoffe nach wie vor aktuell ist. Er gipfelt in dem Ausblick:<br />

„Auch wenn es<br />

gelingt, die ‚Energiedecke<br />

zu strecken‘<br />

steht für den Motorenbauer<br />

die Aufgabe,<br />

den spezifischen<br />

Kraftstoffverbrauch<br />

zu senken, an erster<br />

Stelle. Gleich danach<br />

rangiert die<br />

Aufgabe der Emissionsminderung<br />

von<br />

Schadstoffen; doch<br />

darf diese nicht auf<br />

Kosten der Kraftstoffökonomie<br />

gelöst werden. Viel<br />

eher könnte man<br />

einer Erhöhung des<br />

regenerierbaren<br />

Materialeinsatzes<br />

zustimmen.“<br />

Dr.-Ing.<br />

Manfred Bergmann<br />

1993 erhielt das Gebäude der TU Dresden, in<br />

dem Prof. Jante 25 Jahre lang wirkte, ihm zu<br />

Ehren den Namen Jante-Bau.<br />

Foto: TU Dresden<br />

AufgeHorcht<br />

Wissenschaftler, Ingenieur und Humanist<br />

Zu den Weggefährten von Prof. Jante gehörte Prof. Ernst<br />

Fiala. Der gebürtige Wiener war u. a. Versuchsingenieur<br />

bei Daimler Benz, danach ordentlicher Professor an der<br />

TU Berlin und bis 1988 Mitglied des Vorstandes der<br />

Volkswagen AG. Zum 3. Autoforum Sachsen erinnerte er<br />

in einem Festvortrag an Alfred Jante. Hier ein kleiner<br />

Auszug:<br />

Der Name Jante trat das erste Mal in mein Bewusstsein, als<br />

ich Assistent an der TH Wien war und mein verehrter<br />

Chef, Prof. Ludwig Richter, vom damals 45-jährigen Jante<br />

schwärmte: von seinen Impulsen, die er dem Motorenbau<br />

gegeben hat, seiner Gabe sich klar und griffig auszudrücken,<br />

seinem Mut sich einer schwierigen Aufgabe anzunehmen<br />

statt sich den bequemeren Weg zu wählen.<br />

Als ich Professor an der TU Berlin wurde, habe ich alle<br />

Nachbarinstitute für Kraftfahrzeuge angeschrieben und um<br />

einen Termin gebeten, um mich vorzustellen und<br />

Möglichkeiten einer Zusammenarbeit zu sondieren. Über<br />

die Einladung Jantes habe ich mich besonders gefreut. Von<br />

manchem Berliner Kollegen und Beamten wegen eines<br />

Besuchs in der DDR schief angesehen, bin ich nach<br />

Dresden gefahren und wurde von Jante in meinen hochgestellten<br />

Erwartungen weit übertroffen. Arbeit und Einrichtung<br />

seines Instituts haben mir ebenso imponiert wie<br />

die Teilnahme an einem Kolloquium, in der ein Student<br />

seine Diplomarbeit verteidigte. Jante bestand darauf, dass<br />

ich länger als geplant in Dresden blieb, einen Abend mit<br />

seiner Familie in der Pardiesgasse verbringe. Bei einem<br />

abendlichen Spaziergang kamen wir an einer Auslage vorbei,<br />

in der der Slogan „Eigentum macht frei“ drapiert war.<br />

Ich konnte mir eine anzügliche Bemerkung nicht verkneifen,<br />

was zu einer tiefsinnigen Betrachtung über die Bedeutung<br />

der Eigentumsverhältnisse von Produktionsmitteln<br />

führte. In einer Viertelstunde nahm Jante vorweg, was<br />

inzwischen von Englewood Cliffs bis Tobias Tay über die<br />

Steuerung der Kapitalströme gesagt wurde. Diese intimen<br />

Exkurse haben uns immer wieder zusammengeführt, nach<br />

Dresden, Ost-Berlin und Wolfsburg. Einmal sind wir im<br />

Berliner Zoo zwischen den Affenkäfigen hin und her<br />

gewandert, um nicht abgehört zu werden.<br />

Alfred Jante war nicht nur ein scharfsinniger Denker und<br />

Ingenieur, sondern auch ein warmherziger Mensch, der im<br />

schöpferischen Tatendrang zuhören konnte. Was hätte er<br />

in der mit der deutschen Wiedervereinigung einkehrenden<br />

Meinungsfreiheit gesagt?<br />

Alfred Jante war Humanist: Es ging ihm darum, den Menschen<br />

zu Frieden und Wohlstand zu verhelfen. Als<br />

Ingenieur und Wissenschaftler hat er sich in den Fragen<br />

Transport und Verkehr um Optimierung bemüht. Die<br />

Prozesse verstehen, Sicherheit und Effizienz erhöhen,<br />

Kraftstoff sparen – das waren seine Beiträge in einer<br />

Umgebung, die seiner Begabung Grenzen gesetzt hat.<br />

Lassen Sie uns in seinem Geiste weiter schreiten, die<br />

Probleme nicht als Katastrophe, sondern als Anregung verstehen,<br />

ohne Hast eine bessere Zukunft erstreben. (Anm.<br />

d. Red.: Prof. Fiala hat in seinem Vortrag vor allem zu aktuellen<br />

Themen von CO 2, Klima und Energieressourcen<br />

gesprochen.)<br />

02/2008 29


AufgeHorcht<br />

Hart am Tod vorbei<br />

Aus dem Tagebuch eines<br />

Rennmechanikers der Auto Union<br />

Am 28. Juli 1935, 11 Uhr, zum „Großen Preis von Deutschland“,<br />

hätte auch ich durch falschen Ehrgeiz auf dem Nürburgring<br />

bald den Tod gefunden. Die Gehirnerschütterung und der<br />

Schädelbruch, das ich beides damals davon trug, löschten alles<br />

Erleben in den letzten Stunden vor dem Unfall in meinem Gehirn<br />

aus. Ich konnte mich hinterher an nichts mehr erinnern.<br />

Sechs Wochen danach erzählte mir unser Rennleiter, W. Walb,<br />

wie sich alles ereignet hatte.<br />

Wieder standen die Rennwagen in Reih und Glied auf ihren<br />

Startnummern. In der Sonne blitzten die silbernen Leiber der<br />

deutschen Rennwagen zwischen den roten der Italiener. Die<br />

Rennfahrer wechselten mit den Monteuren noch einige Worte.<br />

Während vorn die Spitzenfahrer als letzte ihre Rennwagen<br />

bestiegen, liefen die Motoren der hinten stehenden Wagen<br />

schon auf hohen Drehzahlen. Die Uhr zeigte noch zwei Minuten<br />

bis zum Start. Fritz M. und ich, wir warfen mit einem Ruck<br />

Stucks Motor an. Er kam sofort. Wir überprüften schnell die<br />

Kerzen. Sie waren alle sechzehn sauber. Dann gingen wir zur<br />

Seite. Nun liefen die Motoren. Blaue durchsichtige Rizinuswolken,<br />

mit Äther und Benzol vermischt, schwebten über dem<br />

Startplatz. Schon diese Luft allein vor der aufgeregten Zuschauermenge<br />

der Tribüne ließ das Kommende ahnen.<br />

Die letzten Sekunden näherten sich. Die Rennfahrer schauten<br />

nach vorn und gaben bei eingeschaltetem Gang abwechselnd<br />

Vollgas. Eine Hand am Steuer, die andere an der Handbremse,<br />

einen Fuß auf dem Kupplungspedal, den anderen wippend am<br />

Gaspedal, konzentrierten die Rennfahrer ihre Nerven auf den<br />

Startmoment. Kompressoren heulten auf. Aus weiten Auspuffrohren<br />

donnerten die Abgase fünfhundertpferdiger Motoren.<br />

Am Start hatte Tausende Zuschauer das Nervenfieber gepackt.<br />

Da, was fiel Stuck ein? Er schob die Brille hoch, sah zu<br />

uns Monteuren herüber und hob aufgeregt beide Arme hoch.<br />

Ein Blick zu den Auspuffrohren, und wir wussten Bescheid.<br />

Stucks Motor war im entscheidenden Moment abgestorben.<br />

Was sich nun ereignete, war Sekundensache.<br />

Wir zwei Monteure Stucks wollten hinzuspringen. Fritz wurde<br />

von einem italienischen Rennmechaniker festgehalten. Ich soll<br />

auf meine Stoppuhr gesehen haben und mit der Andrehkurbel<br />

in der Hand in unüberlegter Begeisterung mitten in die noch<br />

30<br />

02/2008<br />

Teil 6<br />

Rudolf Friedrich hat als Rennmechaniker bei der Auto Union die großen Erfolge der Silberpfeile in den 1930er<br />

Jahren miterlebt und genauso die Schattenseiten des Rennsports kennen gelernt. In der Betriebszeitung des<br />

ehemaligen VEB Sachsenring Zwickau berichtete er Ende der 1950er Jahre über seine Zeit an der Seite von<br />

Stuck, Rosemeyer & Co. „AufgeHorcht“ veröffentlicht Auszüge aus diesem hochinteressanten Tatsachenbericht<br />

in der Serie „Aus dem Tagebuch eines Rennmechanikers der Auto Union“. In Teil 6 schildert er, wie er im Juli 1935<br />

beinahe selbst den Tod auf dem Nürburgring gefunden hätte. Ebenso berichtet er über das erfolgreiche<br />

Silberpfeil-Rennen von 1936 auf dieser renommierten Strecke.<br />

Auto Union-Monteure bereiten Hans Stucks Rennwagen für<br />

das Training vor, hinten der Autor dieser Serie Rudolf Friedrich.<br />

stehenden, brüllenden Rennwagen gerannt sein, um Stucks<br />

Motor wieder anzuwerfen. Zwei Schritte bis zum Rennwagen<br />

sollten noch gefehlt haben.<br />

Da leuchtete das grüne Licht auf und der Startschuss krachte.<br />

Von hinten kam der Rennfahrer Varzi auf unseren Rennwagen<br />

mit 80 Sachen herangeschossen, erfasste meinen Körper und<br />

nahm mich auf seinem Rennwagen eine kurze Strecke mit. Dann<br />

wurde ich zu Boden geschleudert und blieb bewusstlos liegen.


Ich wurde auf schnellstem Wege in ein Krankenhaus hinunter<br />

nach Adenau überführt. Zwei Ärzte hatten mich untersucht<br />

und behandelt. Ich hatte ein schwere Gehirnerschütterung<br />

und die hintere Schädelbasis war fünf Zentimeter aufgeplatzt.<br />

Dort lag ich nun vom Sonntag, 11 Uhr, bis Dienstag, 9 Uhr, ohne<br />

Besinnung.<br />

Als ich die Augen wieder öffnete, sah alles um mich trübe und<br />

verschwommen aus. Am Abend tauchte neben meinem Bett<br />

etwas Schwarzes auf und lächelte mich an. Aus saubergelegtem<br />

schwarzen Tuch schaute ein Gesicht heraus, das einzige,<br />

das etwas Menschliches verriet. Am Hals baumelte ein silbernes<br />

Kruzifix. Sah ich richtig? Eine Nonne! Jetzt dämmerte es<br />

bei mir. Ich war im Krankenhaus des St.-Josephs-Klosters untergebracht.<br />

Das konnte ja gut werden!<br />

Am anderen Morgen, als ich mit klarem Kopf erwachte, sah<br />

ich auf dem abseits stehenden Tisch einen Korb mit schönen<br />

Äpfeln und Birnen stehen. Das Dienstmädchen Änne vom Sporthotel<br />

hatte ihn für mich abgegeben. Daneben lag ein Brief. Ich<br />

öffnete ihn und las den Inhalt:<br />

Lieber Rudolf!<br />

Leider konnten wir Dich am Sonntag früh nicht sprechen. Du warst<br />

noch ohne Bewusstsein. Es tut uns sehr leid, dass Dir das Unglück<br />

zugestoßen ist. Mir ging dieser Unfall während des ganzen Rennens<br />

im Kopfe herum. Freue Dich mit mir, ich habe trotzdem den Zweiten<br />

gemacht. Werde bald wieder gesund und tue das nie wieder.<br />

Mit den besten Wünschen für Deine Gesundheit<br />

Deine getreuen Stucks<br />

In dem Brief lagen, noch unerwähnt, zwei Einhundertscheine<br />

von Stuck. Hans Stuck schenkte immer gern, ohne viel Worte<br />

zu machen.<br />

Am vierten Tag spätabends suchte ich das Klosett auf und sah<br />

durch ein kleines Fenster ins Freie. Gegenüber wurde in einer<br />

kleinen Mansardenkammer Licht gemacht. Ein Fenster wurde<br />

geöffnet. Dann erschien eine Nonne im Fensterrahmen. Sie<br />

glaubte sich unbeobachtet und begann sich zu entkleiden. Alles<br />

ist menschlich. Auch wenn sich eine Frau nachts vor dem<br />

Schlafengehen entkleidet. Aber hier hörte die Menschlichkeit<br />

auf. Als sie zum zweiten Mal ohne Kopfbedeckung am Fenster<br />

erschien, wischte ich mir erst die Augen aus. Dort stand eine<br />

etwa 30-jährige Frau in einem groben Nachthemd mit geschorenem<br />

Kopf am Fenster, nahm<br />

ihr Kruzifix vom Hals und begann<br />

zu beten. Doch dieser eine Fall<br />

konnte krankheitsbedingt sein.<br />

Am anderen Abend suchte ich die<br />

anderen Fenster ab und fand bestätigt,<br />

was ich wissen wollte.<br />

Zwei weitere Nonnen hatten<br />

keine Haare auf dem Kopf.<br />

Oh Mensch, Meisterwerk der<br />

Natur! Wo bleibt dein Verstand<br />

des 20. Jahrhunderts? In seliger<br />

Selbstversenkung zu Gott verneinten<br />

die Nonnenschwestern<br />

die Lebensbejahung dieser wirklichen<br />

Welt und suchten im finsteren<br />

Jenseits die Vereinigung mit<br />

ihrem unsichtbaren Gott. In blin-<br />

der Glaubenskraft an die katholische<br />

Kirche schändeten sie ihr<br />

menschliches Antlitz, um Gott zu<br />

gefallen und von ihren eingebil-<br />

Rudolf Hasse beim Boxenstopp<br />

zum Rennen am Nürburgring 1936.<br />

AufgeHorcht<br />

deten Sünden befreit zu werden. Den einzigen Zutritt dieser<br />

Nonnen in das gesellschaftliche Leben des Alltags, das die<br />

strenge Kirchenordnung zuließ, war die Pflege der Kranken.<br />

Ich hatte nun genug von meinem nächtlichen Beobachtungsstand,<br />

ging in mein Zimmer und machte mich über den Krug<br />

Rotwein her, den die Nonnenschwester zwei Mal am Tage für<br />

mich anfüllte.<br />

Vier Wochen sollte ich in diesem Krankenhaus bleiben. Nach<br />

einer Rücksprache mit meinem Arzt, Prof. Dr. Frings, verließ<br />

ich nach zehn Tagen dieses Betkrankenhaus mit seiner mittelalterlichen<br />

Mystik. In Leipzig ließ ich mich von einem Nervenarzt<br />

gründlich untersuchen und nahm meine Arbeit wieder<br />

auf.<br />

Großkampftag auf dem Nürburgring<br />

Der Großkampftag der Rennfahrzeuge 1936 auf dem Nürburgring<br />

war eines der größten Motorsportereignisse Europas. Die<br />

Wald-, Wiesen- und Ackerränder an der 22 Kilometer langen<br />

Rennstrecke waren zusammenhängend mit 320.000 Zuschauern<br />

übersät. Die Zuschauerplätze in Weberseifen, am Karussell und<br />

am Schwalbenschwanz glichen mit ihren vielen Zelten einem<br />

Heerlager. Von 400, 500, ja 600 Kilometer entfernten Orten<br />

kamen die ganz Begeisterten auf staubigen Straßen zum Nürburgring<br />

gefahren, um acht Stunden in brütender Hitze den<br />

Kampf der Motorräder und Rennwagen mitzuerleben.<br />

Zwanzig Rennwagen, die schnellsten der Welt, mit den besten<br />

und härtesten Rennfahrern Europas standen auf dem sonnengeheizten<br />

Asphalt und warteten auf den Sprung zum Sieg. In<br />

Reihen zu je drei und zwei Rennwagen in zehn Meter Abstand<br />

standen die menschlichen Beherrscher von kraftstrotzender<br />

Mechanik, von denen keiner sagen konnte, ob er nach vier Stunden<br />

lebend den Zielstreifen überfährt. Die wenigen Außenseiter<br />

mit den schwächsten Motoren, die nie entscheidend ins Rennen<br />

eingreifen konnten, hatten es immer am eiligsten mit dem Anwerfen<br />

der Motoren. Schon 15 Minuten vor dem Start machten<br />

sie mit ihrem Lärm die Zuschauer verrückt und nervös.<br />

Die Vordersten in den Startreihen waren Rosemeyer,<br />

Carraciola, Stuck, Brauchitsch und Nuvolari. Um sie herum<br />

02/2008 31


AufgeHorcht<br />

nichts als Menschen, nervöse, aufgeregte Menschen in Erwartung<br />

der kommenden Sekunden vor dem Start.<br />

32<br />

Wüste Szenen unter den Zuschauern<br />

Zwei bis drei Minuten vor dem Start warfen wir deutschen<br />

Mechaniker die Motoren unserer Rennwagen an. Alles am Rennwagen<br />

musste in Ordnung sein. Der Motor musste sofort sauber<br />

laufen, denn eine Minute vor dem Startzeichen hatten alle<br />

Mechaniker den Startplatz zu verlassen. Auf meiner Stoppuhr<br />

fehlten noch zehn Sekunden, da fingen Rosemeyer und<br />

Carraciola schon an zu schieben. Das war das Signal für die Zuschauer.<br />

Mit wilden Rufen erhoben sie sich von den Plätzen,<br />

schlugen sich die Hüte von den Köpfen und trommelten sich gegenseitig<br />

auf die Schultern. Stuck und Nuvolari in der zweiten<br />

Reihe rollten auch schon über den Strich. In dieser Sekunde verließ<br />

die Zuschauer die Vernunft, und rücksichtslos wurden alle<br />

Vordermänner niedergestaucht, um am Start ja alles genau zu<br />

sehen. Da krachte es am Zielturm. Wie Bestien sprangen die wildgewordenen<br />

fast 10.000 PS davon. Beim Wegspringen der Rennwagen<br />

– wegfahren konnte man das nicht nennen – hatte man<br />

das Gefühl, als würde 300 Meter weiter nur ein Trümmerhaufen<br />

mit Toten liegen bleiben. Aber schön hinter- und nebeneinander<br />

lagen die Rennwagen, unter der Fahrkunst kampfgestählter<br />

Männer am Steuer, im Rundbogen der Südkehre und donnerten<br />

an der Gegengeraden mit wenig Meter Abstand voneinander<br />

an unseren Boxen vorbei.<br />

Ehrenrunde nach Rosemeyers Sieg beim<br />

Großen Preis von Deutschland 1936.<br />

02/2008<br />

Zehn Minuten hatten nun die Zuschauer Zeit, bei derben Auseinandersetzungen<br />

ihre Kopfbedeckungen auszutauschen. Für<br />

uns Mechaniker waren die wüsten Szenen unter den Zuschauern<br />

am Start oft das Schönste vom ganzen Rennen.<br />

Wer kommt als erster an den Boxen vorbei? Doch kaum war die<br />

Luft am Startplatz rein, da zeigte der Voranzeiger auch schon<br />

Nummer 1. Rosemeyer jagte mit 500 Meter Abstand vor<br />

Carraciola auf Mercedes-Benz und Nuvolari auf Alfa-Romeo an<br />

uns vorüber, im weiteren Abstand dahinter folgten die anderen.<br />

Das Sauerwerden begann. Ein Maserati war schon ausgefallen.<br />

In der zweiten Runde fehlte ein Bugatti (Wimille). In der dritten<br />

Runde fehlte Seamem auf Maserati. Wir kannten die Tücken<br />

bei 36 Grad Hitze und wussten, dass noch einige liegen bleiben<br />

würden. Wer würde es sein?<br />

Strecke wurde zum Rennwagen-Friedhof<br />

Die Motoren rasten weiter. Wie kochendes Blut wurde das<br />

heiße Öl durch die Kanäle gepumpt. Wehe, wenn ein Pleueloder<br />

Hauptlager trockenlief. Millionen Funken sprühten die<br />

Kerzen in die Brennräume. Mit Tonnendruck wurden die Kolben<br />

2000 Mal in der Minute zurückgeschlagen. Ungeheure<br />

Kräfte tobten sich in den schwachen, erleichterten Teilen des<br />

Rennwagens aus und versuchten, das Material zu zerreißen.<br />

Das war ein Schieben, Drücken, Reißen und Zerren an den<br />

Getriebewellen und -rädern, beim Abbremsen und Beschleunigen<br />

in den Kurven. Und nur ein einziger verfehlter Fußdruck


Großer Preis von Deutschland 1936.<br />

Hans Stuck, der spätere Zweite.<br />

des Fahrers hätte genügt, um das bis ins Feinste durchkonstruierte<br />

Menschenwerk zum Trümmerhaufen zu machen.<br />

Da fuhr auch schon ein „Silberner“ an die Boxen vor.<br />

Carraciola auf Mercedes-Benz stieg aus und gab auf. In der<br />

fünften und siebenten Runde fehlten wieder zwei Wagen. Das<br />

Sterben ging weiter. Rosemeyer begann das Feld zu jagen. Fünf<br />

Minuten betrug schon sein Vorsprung. Lächelnd winkte er uns<br />

an den Boxen zu. Da zeigte ihm der Rennleiter an der Rückseite<br />

der Boxe die Fahne zum Reifenwechsel. Auf dem Betonboden<br />

vor der Boxe legten wir nun Reifen und Kupferhämmer bereit.<br />

Achtung, rief der Rennleiter. Rosemeyer tauchte auf und hielt<br />

mit den Hinterrädern genau bei den bereitgelegten Reifen. Mit<br />

kräftigen Schlägen wirbelten zwei Kupferhämmer durch die<br />

Luft. Mit zwei atü Druck rauschten 200 Liter Brennstoff in den<br />

Tank, und während der Schwimmer langsam das Ventil schloss,<br />

wurde auch schon die letzte Radkappe festgeschlagen. Die<br />

Stoppuhr zeigte 42 Sekunden, da raste Rosemeyer auch schon<br />

wieder davon. Langanhaltender Beifall kam von der Tribüne zu<br />

uns herüber.<br />

In der achten Runde hielt unser Ernst Delius mit zerfetzten<br />

Hautblasen an den Händen vor unserer Boxe zum Reifenwechsel.<br />

Das anstrengende Steuern in den Kurven hatte seine empfindlichen<br />

Hände zerschunden. Da hielt an der Mercedes-<br />

Boxe schon wieder ein Rennwagen. Der Fahrer Lang hatte in<br />

der zehnten Runde beim Schalten den Finger gebrochen.<br />

Rennleiter Neubauer nahm ratlos seinen Hut vom Kopf, kraulte<br />

sich hinter den Ohren und blies Luft in seine Backen. Nach<br />

langem, aufgeregten Diskutieren stieg Carraciola in Langs<br />

Wagen und fuhr weiter. Erst in der elften Runde fuhr der reifenschonende<br />

Hans Stuck an unsere Boxen. Wir wechselten<br />

zwei Reifen und tankten in einer Minute. Fritz M. und ich, wir<br />

haben Stuck die Reifen schon in 27 Sekunden gewechselt. Da<br />

kam wieder eine neue Sensationsmeldung. Diesmal von der<br />

„Antoniusbuche“. Chiron auf Mercedes hatte sich beim Überholen<br />

mit 260 km/h überschlagen und landete leicht verletzt<br />

rechts der Bahn im Graben. In derselben Runde fuhr<br />

Carraciola den zweiten Mercedes-Benz sauer und blieb dann<br />

auf der Strecke liegen. Zwei Runden danach gab auch der<br />

stärkste Italiener, Tazio Nuvolari, mit heißgelaufenem Motor<br />

auf.<br />

Das war ein mörderischer Kampf zwischen Menschen und<br />

Motoren bei brütender Hitze. Der Nürburgring wurde in diesen<br />

Stunden langsam ein Rennwagen-Friedhof. Jetzt hielt es<br />

Delius nicht mehr länger aus. Mit schmerzverzerrtem Gesicht<br />

fuhr er an unsere Boxe und ließ sich seine Finger verbinden.<br />

AufgeHorcht<br />

Auch Stuck und Hasse führten im Rennwagen mit der Hitze<br />

einen verbissenen Kampf. Da kam Rosemeyer zum letzten Mal<br />

langsam an unsere Boxe gerollt. Wir wechselten ihm alle vier<br />

Räder und tankten auf. Währenddessen wischte er sich mit<br />

einem nassen Schwamm sein mit Dreck vollgespritztes Gesicht<br />

ab. Während der Wagenheber hochgekippt wurde, machte er<br />

uns Mechanikern eine lange Nase und fuhr nach 1,7 Minuten<br />

lächelnd davon, als wäre nichts gewesen. Über solche Nerven<br />

konnten wir nur den Kopf schütteln. Einen solchen Rennfahrer<br />

gab es nur einmal.<br />

Abtasten von Nerven und Mechanik<br />

Nach drei Stunden, 48 Minuten und 39 Sekunden wurde<br />

Rosemeyer als Sieger dieses schweren Rennens ein großer<br />

grüner Eichenlaubkranz um die Schultern gelegt. Europameister<br />

Hans Stuck wurde Zweiter. Alle anderen Rennfahrer wurden<br />

mehrmals überrundet. Unsere Wagen kamen auf den ersten,<br />

zweiten, fünften und sechsten Platz. Drei Mercedes, drei Alfa<br />

Romeo, drei Maserati und ein Bugatti fielen aus. Rosemeyers<br />

feines Gefühl und Gehör für seinen Motor und seine Zehntel-<br />

Sekunden-Berechnung in den Kurven waren keine wilde Jagd,<br />

sondern ein feines Sich-Einander-Abtasten von Nerven und<br />

Mechanik im Kampf um Sekunden. Und das hatte zum Teil zehn<br />

Rennwagen seiner Kampfgefährten zur Strecke gebracht.<br />

24 Stunden danach tobte sich die Siegespropaganda im Anzeigenteil<br />

deutscher Zeitungen aus. Dort stand groß neben vier<br />

Ringen zu lesen: „Auto-Union siegt…siegt… Der anspruchsvolle<br />

Fahrer kauft noch heute einen der siegreichen Qualitätswagen,<br />

einen Horch 8-Zylinder.“ Was hatte denn nun ein Rennwagen<br />

mit dem Personenwagen ein und derselben Firma gemein?<br />

Nichts! Die auf vollen Touren laufende Kraftfahrzeug-Propaganda<br />

des erfolgreichen Rennjahres 1936 brachte den Aktionären<br />

der Auto Union Millionengewinne ein.<br />

Vier Stunden jagten sich die edlen, überzüchteten Fahrzeuge<br />

über eine vor dem Rennen glattgefegte Bahn. Edelstähle, veredeltes<br />

Dural, Spezialbetriebsstoff, Öl und Gummi dieser Rennwagen<br />

waren viel zu teuer, um sie konstruktiv und fertigungsgemäß<br />

nutzbringend bei der Serienfertigung von Personenwagen<br />

anwenden zu können. Und die angeblich daraus resultierenden<br />

Erfahrungswerte für die Gebrauchsfahrzeuge waren<br />

fast Null und nur Reklame für die Unternehmer.<br />

Fotos: Archiv Jürgen Pönisch<br />

Fortsetzung folgt<br />

Aufstellung der Rennwagen und Monteure am Haupttor<br />

des Werkes Horch am 6. November 1936 zum Empfang<br />

der erfolgreichen Auto Union-Rennmannschaft.<br />

02/2008 33


AufgeHorcht<br />

Februar 1998: Der Gebäudekomplex für die Westfalia Presstechnik in<br />

Crimmitschau nimmt Konturen an.<br />

Wie sich manche Vorzeichen doch wandeln:<br />

Ein Auftrag für die damalige<br />

Westfalia-Muttergesellschaft in Hilchenbach<br />

führte dazu, dass in Crimmitschau<br />

eine Tochterfirma entstand. Mittlerweile<br />

hat sich die Tochter gemausert und die<br />

Mutterrolle übernommen.<br />

Doch der Reihe nach: Das auf Rollformteile<br />

spezialisierte Westfalia-Unternehmen<br />

in Nordrhein-Westfalen konnte nur etwa<br />

die Hälfte des Auftragsumfangs realisieren.<br />

Die andere Hälfte umfasste Stanzteile,<br />

deren Herstellung eine große Presse<br />

erforderte. Deren Aufstellung war jedoch<br />

aufgrund der Gegebenheiten in Hilchen-<br />

34<br />

02/2008<br />

Mathias Schwarzendahl,<br />

seit zehn Jahren<br />

Vorsitzender der<br />

Geschäftsführung bei<br />

Westfalia Presstechnik.<br />

Der Westfalia-Komplex heute.<br />

Eine Tochter hat<br />

die Mutterrolle übernommen<br />

Westfalia Presstechnik Crimmitschau heute Hauptsitz der Westfalia<br />

Seat Parts Group – Automobilzulieferer mit Metallkompetenz für Sitz, Body und Chassis<br />

Der 4. September 2008 ist für die Westfalia Presstechnik GmbH & Co. KG in Crimmitschau ein historischer Tag.<br />

Das Datum steht für das zehnjährige erfolgreiche Agieren an diesem sächsischen Standort. „AufgeHorcht“ blickt<br />

auf wesentliche Etappen im ersten Jahrzehnt des Automobilzulieferers zurück.<br />

bach nicht möglich. Bei der Suche nach<br />

einer Alternative kamen die bereits bestehenden<br />

Kontakte zum Umformtechnischen<br />

Zentrum Zwickau ins Spiel. „Die<br />

Region war von jeher Autogegend. Es gab<br />

Fachkräfte, eine kompetente Hochschullandschaft.<br />

Außerdem konnten vom damaligen<br />

Umformtechnikkombinat Erfurt<br />

sofort fertige Pressen übernommen werden“,<br />

erinnert der Vorsitzende der<br />

Geschäftsführung, Mathias Schwarzendahl,<br />

an die Standortwahl.<br />

Der erfahrene Umformtechniker steuert<br />

seit November 1997 die Geschicke des<br />

Automobilzulieferers. Damals wurde<br />

übergangsweise in Erfurt produziert,<br />

während in Crimmitschau der Aufbau der<br />

Pressen passierte. Im Mai stand die erste<br />

630-Tonnen-Anlage sozusagen open air.<br />

Die Presse war zwar überdacht, aber die<br />

Hallenwände ringsum wurden erst noch<br />

errichtet. Anfang Juli erfolgte der erste<br />

Hub. Die Premierenteile waren Sitzschienen<br />

für Johnson Controls und Keiper.<br />

Jahresende 1998 liefen schon drei 630-<br />

Tonnen-Pressen, die Komponenten für<br />

Automobilsitze fertigten. „In den ersten<br />

Monaten fiel bereits die Entscheidung,<br />

dass sich Crimmitschau auf gestanzte<br />

Metallkomponenten rund um den Sitz<br />

konzentriert. Es ist das erste und einzige<br />

Werk in der Unternehmensgruppe mit<br />

diesem Produktspektrum“, informiert<br />

Mathias Schwarzendahl, der seit 2005<br />

Jens Mogdans als Geschäftsführer für<br />

Vertrieb & Marketing an seiner Seite<br />

hat.<br />

Die Konzentration auf den Sitz bestimmt<br />

auch heute noch das Geschehen<br />

bei Westfalia Presstechnik, doch mittlerweile<br />

in anderen Dimensionen. Während<br />

in den ersten Jahren vorwiegend die Sitzhersteller<br />

bedient wurden, steht das Unternehmen<br />

heute auch direkt mit Automobilproduzenten<br />

wie BMW, Daimler<br />

oder Volkswagen in Geschäftsbeziehungen.<br />

Die Produkte sind anspruchsvoller,<br />

komplexer geworden, das Teilespektrum<br />

umfangreicher. Neben Metallstrukturen<br />

für den Sitz fertigt das Crimmitschauer<br />

Werk zunehmend Komponenten für den<br />

Body- und Chassisbereich. Letztgenanntes<br />

Feld nimmt bereits rund ein<br />

Viertel des Umsatzes ein. „Wir können<br />

mit Fug und Recht sagen, dass Produkte<br />

von uns in allen Automarken der Welt


Mai 1998: Aufbau der ersten Presse.<br />

zu finden sind. Besonderes Know-how<br />

besitzen wir für die Verarbeitung von<br />

hoch- und höchstfesten Stählen. Mittlerweile<br />

weisen etwa 80 Prozent unserer<br />

Produktion diese Materialgüten auf“, sagt<br />

der Geschäftsführer.<br />

Verstärkungsblech für den Body- und Chassisbereich.<br />

Vermessung einer Rückenlehne. 2000 startete die Westfalia<br />

Presstechnik Crimmitschau mit der Herstellung solcher Großpressteile.<br />

Wesentlich für diese Entwicklung war der<br />

Aufbau einer fachlich versierten und motivierten<br />

Belegschaft sowie kontinuierliche<br />

Investitionen. Die Zahl der Mitarbeiter<br />

bei der Westfalia Presstechnik hat<br />

sich von anfangs 20 auf gegenwärtig rund<br />

160 verachtfacht. Nach den Anfangsinvestitionen<br />

1998 folgten 1999 bereits eine<br />

800- und eine 1600-Tonnen-Presse. 2001<br />

wurde eine weitere 1600-Tonnen-Anlage<br />

installiert, 2004 eine 500-Tonnen-Tryout-<br />

Presse und 2006 eine weitere 800-<br />

Tonnen-Presse. Seit 2000 führt das Unternehmen<br />

auch Schweißzusammenbauten<br />

aus und hat sich dafür einen modernen<br />

Roboterpark angeschafft. CNC-Messtechnik<br />

gehört ebenso zur Ausstattung<br />

wie Autoform-CAD-Arbeitsplätze für<br />

Ziehanalysen und -simulationen. „Wir<br />

können uns damit weiter als Entwicklungslieferant<br />

unserer Kunden profilieren.<br />

Technologie- und Produkt-Know-how<br />

auszubauen, ist unser Ziel“, erklärt<br />

Mathias Schwarzendahl.<br />

Synergien dafür ergeben sich aus der Zu-<br />

AufgeHorcht<br />

Heute werden auf sieben Pressen Komponenten für Sitz, Body und<br />

Chassis hergestellt.<br />

sammenarbeit mit der benachbarten H&T<br />

Produktionstechnologie, wie Westfalia ein<br />

Unternehmen unter dem Dach der<br />

Heitkamp & Thumann Gruppe. Die 115<br />

H&T-Mitarbeiter in Crimmitschau sind<br />

auf den Werkzeug-, Prototypen- und<br />

Sondermaschinenbau spezialisiert. Zum<br />

Verbund gehört weiterhin der 30 Beschäftigte<br />

zählende Logistik-Dienstleister<br />

Transconnect.<br />

Die Westfalia Presstechnik fühlt sich damit<br />

laut Mathias Schwarzendahl „gut gerüstet<br />

für viele weitere Jahre“. Mit der<br />

2007 erfolgten Neustrukturierung der<br />

Gruppe und der Verlagerung des Hauptsitzes<br />

für die Westfalia Seat Parts Group<br />

nach Crimmitschau wurde der Aufgabenbereich<br />

nochmals größer. Der sächsische<br />

Standort trägt jetzt Verantwortung für<br />

die Fertigung in Deutschland, das vor<br />

zwei Jahren neu gegründete Presswerk<br />

in Tschechien sowie eine Niederlassung<br />

in Frankreich.<br />

Ina Reichel<br />

Fotos: Westfalia Presstechnik<br />

Feiern mit Kunden,<br />

Mitarbeitern und der Region<br />

Ihr zehnjähriges Bestehen feiert die Westfalia Presstechnik<br />

Crimmitschau vom 4. bis 6. September mit ihren Kunden,<br />

Partnern, Mitarbeitern und der Region.<br />

Am 4. September stehen zum Westfalia Inno DAY Fachvorträge<br />

und Betriebsbesichtigungen für Kunden und weitere<br />

Partner auf dem Programm.<br />

Am 5. September feiert die Belegschaft ihr Jubiläum. Am<br />

6. September lädt die Westfalia Presstechnik gemeinsam<br />

mit ihrem benachbarten Partnerunternehmen H&T<br />

Produktionstechnologie von 13.00 bis 17.00 Uhr alle<br />

Interessenten zum Tag der offenen Tür ein. Von 14 bis 16<br />

Uhr finden Betriebsrundgänge statt.<br />

02/2008 35


36<br />

AufgeHorcht<br />

2. Chemnitzer Oldtimermesse<br />

Links oben: Impression von der 1. Chemnitzer Oldtimermesse im Vorjahr.<br />

Links unten: Eine Schau historischer Opel-Fahrzeuge wird es auch zur 2. Oldtimermesse geben.<br />

Rechts: Ein Framo-Pritschenfahrzeug, ähnlich dem abgebildeten, wird in der Schau „IFA & Co.“<br />

zu sehen sein.<br />

02/2008<br />

Mehr als 100 Autos und<br />

Mekka für Old- und Youngtimerfans<br />

An traditionsreicher Stätte im Wanderer-<br />

Viertel lädt die Chemnitzer Oldtimermesse<br />

am 6. und 7. September zu ihrer<br />

zweiten Auflage ein. Wo einst zwei- und<br />

vierrädrige Kraftfahrzeuge der Marke<br />

Wanderer produziert wurden, befindet<br />

sich heute die Messe Chemnitz und verwandelt<br />

ihr Areal am ersten Septemberwochenende<br />

in ein Mekka für Old- und<br />

Youngtimerfans.<br />

Nach dem Erfolg versprechenden Auftakt<br />

im Vorjahr können Messechef Michael<br />

Kynast und sein Team den Besuchern in<br />

diesem Jahr noch mehr zum Schauen und<br />

Staunen bieten. Rund 11.000 Quadratmeter<br />

sind in beiden Messehallen gebucht.<br />

Die Aussteller, darunter Fahrzeugmuseen,<br />

Oldtimerclubs und Autohändler,<br />

zeigen eine breite Produktpalette an Kraftfahrzeugen<br />

vergangener Zeiten. Ebenso<br />

gehören Ersatzteile, Zubehör, Literatur,<br />

historische Werbung und Modellfahrzeuge<br />

zu den Exponaten.<br />

Allein in Messehalle 1 werden mehr als<br />

100 Autos und Motorräder aus dem vergangenen<br />

Jahrhundert präsentiert. Der<br />

1. Chemnitzer Oldtimerclub stellt unter<br />

dem Motto „IFA & Co.“ Fahrzeuge aus<br />

der DDR-Modellpalette vor. Dazu gehören<br />

ein Wartburg 311 Coupe aus dem<br />

Jahr 1964, eine Wartburg 311 Limousine<br />

und ein Wartburg 313 Sport Roadstar<br />

sowie ein P 70 Coupe aus dem Jahr 1956.<br />

Auch historische Nutzfahrzeuge aus dieser<br />

Zeit werden zu sehen sein, beispielsweise<br />

ein Framo V901 Pritsche von 1959.<br />

Eine Sonderschau widmet sich seltenen


Motorräder werden präsentiert<br />

auf der Messe Chemnitz<br />

AufgeHorcht<br />

am 6. und 7. September 2008<br />

Militärfahrzeugen aus dem vergangenen<br />

Jahrhundert. Gezeigt werden u. a. ein russischer<br />

SiL und ein Panzer T 34, ein Willys-<br />

Jeep der US-Army, Wehrmachts-Motorräder<br />

wie die BMW R12 und die Zündapp<br />

KS 750 sowie das besonders seltene<br />

NSU-Kettenrad von 1942, eine Mischung<br />

aus Kettenfahrzeug und Motorrad. Auch<br />

Fahrzeuge der NVA gehören zur Ausstellung.<br />

Ebenso zeigen Automarken wie Honda,<br />

Skoda oder Opel Old- bzw. Youngtimer<br />

aus ihrer Produktion.<br />

Auf eine besondere Präsentation können<br />

sich Freunde der Automobilrestauration<br />

freuen. Die renommierte Firma Technische<br />

Restaurationen Werner Zinke aus<br />

Zwönitz gibt auf der Oldtimermesse<br />

einen Einblick in ihre Arbeit und stellt<br />

Teile des Restaurationsprozesses von<br />

Oldtimern an Beispielen vor.<br />

Separater Teilemarkt begleitet Messe<br />

Begleitet wird die Messe von einem großen<br />

Teilemarkt in Halle 2, auf dem Sammler<br />

nach gesuchten Originalersatzteilen<br />

oder wertvollem Zubehör stöbern können.<br />

Auch der Übergang von Halle 1 zu<br />

Halle 2 gehört den Anbietern und<br />

Interessenten dieser Objekte.<br />

IR/PM<br />

Fotos: Archiv Reichel<br />

Mehr Informationen unter:<br />

www.oldtimermesse-chemnitz.de<br />

Rechts oben: Militärfahrzeuge, darunter auch aus NVA-Zeiten, bilden eine Sonderschau.<br />

Rechts unten: Ähnlich schmucke historische Fahrzeuge wie zur Chemnitz Classics 2004 können zur<br />

Oldtimermesse bestaunt werden.<br />

Links: Einblicke in den komplizierten Restaurierungsprozess von Oldtimern werden Werner Zinke<br />

und sein Team geben.<br />

02/2008 37


38<br />

AufgeHorcht<br />

2. Chemnitzer Oldtimermesse<br />

Vielfalt auf zwei, drei und vier Rädern<br />

Fahrzeugmuseen bringen Kleinode mit zur 2. Chemnitzer Oldtimermesse<br />

Einen guten Teil der Ausstellungsfläche in<br />

Halle 1 haben sich Fahrzeugmuseen aus<br />

dem sächsisch-fränkischen Raum reservieren<br />

lassen. Das August Horch Museum<br />

Zwickau kommt mit zwei Kleinoden<br />

nach Chemnitz, einem Horch 951 A von<br />

1940 und einem DKW F5 von 1936. Der<br />

H 951 kam erstmals im November 1936<br />

auf den Markt. Mit einem Radstand von<br />

3,80 Metern, 2,9 Tonnen Gewicht und<br />

einer Gesamtlänge von 5,65 Metern<br />

stellte er alles bisher Dagewesene in den<br />

Schatten. Er wurde zum Flaggschiff des<br />

Unternehmens und verkörperte wie<br />

kein anderes Modell die voluminöse Größe<br />

und majestätische Eleganz der großen<br />

Horch Reisewagen. Das mit einer Karosserie<br />

der renommierten Firma Erdmann<br />

& Rossi in Berlin bestückte Sedan-Kabriolett<br />

ist als eines der letzten Exemplare<br />

vor dem Ende der Fertigung von Zivilfahrzeugen<br />

im Herbst 1940 gebaut worden.<br />

Seine gediegene und luxuriöse Ausstattung<br />

weist neben einem Radio auch<br />

eine Bar und einen Klapptisch auf. Der<br />

damalige Preis betrug 20.500 Reichsmark.<br />

Das Luxus-Cabriolet DKW F5 stellte die<br />

Auto Union 1935 auf der Internationalen<br />

Zwei der Kleinode, die zur Oldtimermesse<br />

zu sehen sind: das DKW F5 Luxus-Cabriolet<br />

(oben) und das Horch 951 A Sedan-Kabriolett<br />

aus dem Horch Museum Zwickau.<br />

Fotos: Horch Museum<br />

02/2008<br />

Automobil- und Motorradausstellung in<br />

Berlin vor. Vom Publikum begeistert aufgenommen<br />

– man sprach vom „kleinen<br />

Horch“ – übertraf der Absatz die Erwartungen<br />

des Unternehmens bei weitem.<br />

Die gezeigte Ausführung kostete damals<br />

3250 Reichsmark.<br />

Das Industriemuseum Chemnitz zeigt<br />

einen Feuerwehr-Barkas und stellt Modellteile<br />

eines Awtowelo-Rennwagens<br />

vor, ein Projekt, das in Zusammenarbeit<br />

mit der Westsächsischen Hochschule<br />

Zwickau durchgeführt wird. Die Geschichte<br />

des Awtowelo geht auf die<br />

sowjetische Besatzungszeit zurück. Damals<br />

wurde in Chemnitz ein Automobiltechnisches<br />

Büro gebildet, in dem vorwiegend<br />

Auto Union-Fachleute ihre<br />

Kenntnisse für die UdSSR verwerten sollten.<br />

Zwischen 1950 und 1952 entstanden<br />

zwei komplette Rennwagen mit der<br />

Typenbezeichnung 650, kurz Awtowelo<br />

650 genannt, und drei zugehörige Motoren.<br />

Die Fahrzeuge wurden, kaum fertiggestellt<br />

und noch weniger fahrerprobt,<br />

auf Betreiben des Stalin-Sohnes Wassilij<br />

in die Sowjetunion verbracht, wo diese<br />

aus Unkenntnis der richtigen Kraftstoff-<br />

zusammensetzung mehr schlecht als recht<br />

zum Laufen kamen. Fragmente des einen<br />

Fahrzeuges befinden sich seit Jahren im<br />

Besitz der Kustodie der TU Dresden und<br />

harren einer Restaurierung. Das zweite<br />

Fahrzeug wird im Rennsportmuseum in<br />

Donington (England) fälschlicherweise<br />

als ein Auto Union Rennwagen gezeigt.<br />

Das Nutzfahrzeugmuseum Hartmannsdorf<br />

bei Chemnitz kommt mit einem Lkw<br />

Granit 27 von 1952 aus dem Phänomen-<br />

Werk Zittau, einem B 1000-3Achser Abschleppwagen<br />

mit Trabi, einem L60 und<br />

einem Opel-Blitz Krankenwagen zur Oldtimermesse.<br />

Das Fahrzeugmuseum Frankenberg<br />

zeigt u. a. ein Framo-Dreirad<br />

LT 300 2b.<br />

Zentrum für mobile Klassik<br />

Aus dem Fränkischen reist ein Team des<br />

OFENWERKS Nürnberg an. Das OFEN-<br />

WERK ist ein „Fachzentrum“ für Liebhaber<br />

klassischer Fahrzeuge. Hier dreht sich<br />

alles um Autos und Motorräder. An diesem<br />

Ort hat sich ein umfassendes Dienstleistungs-<br />

und Produktangebot von pro-


AufgeHorcht<br />

am 6. und 7. September 2008<br />

fessionellen Anbietern und Fachwerkstätten<br />

für Old- und Youngtimer zusammengefunden.<br />

Es beinhaltet An- und Verkauf,<br />

Wartung, Lagerung, Ausstellung, Restaurierung,<br />

Gutachten, Zubehör – alles<br />

was zur mobilen Liebhaberei dazu gehört.<br />

Darüber hinaus ist im OFENWERK ein<br />

lebendiger Treffpunkt zum angeregten Erfahrungsaustausch<br />

für zahlreiche Automobilclubs<br />

entstanden sowie eine optimale<br />

Umgebung für Veranstaltungen in<br />

diesem Bereich.<br />

www.horch-museum.de<br />

www.saechsischesindustriemuseum.de<br />

www.nutzfahrzeugmuseum.de<br />

www.ofenwerk.de<br />

Auf dem Podium der 2. Chemnitzer<br />

Oldtimermesse nehmen am 6. September<br />

ab 16.00 Uhr die Väter des Trabant<br />

Platz. Der ehemalige Generaldirektor<br />

der VVB Automobilbau, Dr.<br />

Winfried Sonntag, der ehemalige Technische<br />

Direktor des VEB Sachsenring<br />

Automobilwerke Zwickau, Dr. Werner<br />

Lang, und der Abteilungsleiter Kunststoffverarbeitung,<br />

Dr. Werner Reichelt,<br />

werden gemeinsam mit Remo Dietrich<br />

und Konrad Naumann vom Verein<br />

Inter Trab e. V. über die Zwickauer<br />

Legende auf vier Rädern diskutieren.<br />

Väter des Trabant zu Gast<br />

Neben dem Rückblick auf die<br />

Geschichte und die Schwierigkei-ten<br />

bei Entwicklung und Bau des<br />

„Volkswagen des Ostens“ sowie den<br />

Rahmenbedingungen der DDR-Fahrzeugindustrie<br />

wird auch die Trabant-<br />

Traditionspflege in den mehr als 230<br />

Vereinen in Deutschland und Europa<br />

ein Thema dieser Runde sein. Zudem<br />

zeigt der Verein Inter Trab historische<br />

und aktuelle Filme über den Trabi. Dr.<br />

Werner Lang wird sein Buch „Wir<br />

Horch-Arbeiter bauen wieder Fahrzeuge“<br />

vorstellen und signieren.<br />

02/2008 39


40<br />

AufgeHorcht<br />

2. Chemnitzer Oldtimermesse<br />

am 6. und 7. September 2008<br />

Messe Chemnitz.<br />

02/2008<br />

Die Messe auf einen Blick<br />

Öffnungszeiten:<br />

Samstag, 6. September 2008 und<br />

Sonntag, 7. September 2008,<br />

jeweils 10.00 bis 18.00 Uhr<br />

Ort:<br />

Messe Chemnitz<br />

Eintrittspreise:<br />

Tageskarte: 6,50 EUR<br />

Tageskarte ermäßigt: 5,00 EUR<br />

(Ermäßigte Eintrittskarten für Schüler<br />

und Studenten gegen Vorlage eines<br />

entsprechenden Ausweises.)<br />

Familienticket: 15,00 EUR<br />

(Eltern + bis zu 2 Kindern)<br />

Die Tageskarten gelten am Entwertungstag<br />

als Fahrausweis auf allen Bus- und Straßenbahnlinien<br />

sowie in den Zügen des Nahverkehrs<br />

im Verbundraum VMS zur einmaligen<br />

Fahrt zur Messe Chemnitz und<br />

zurück. Der Erwerb der Tageskarten ist im<br />

Vorverkauf an entsprechenden Vorverkaufsstellen<br />

und im Internet möglich.<br />

„AufgeHorcht“-Leser können ebenfalls<br />

von den ermäßigten Preisen profitieren.<br />

Mit Vorlage des unten abgebildeten Gutscheins<br />

erhalten sie ebenfalls die Tageskarte<br />

für 5,00 statt für 6,50 Euro.<br />

www.oldtimermesse-chemnitz.de


AufgeHorcht<br />

02/2008 41


AufgeHorcht<br />

Der Golf TwinDrive kombiniert Elektro- und Verbrennungsmotor. Foto: VW<br />

Tanken an der Steckdose<br />

Elektroautos fahren aus der Nische heraus<br />

In automobilen Fachzeitschriften übertrumpfen sich derzeit Experten<br />

mit ihren Vorhersagen zum Siegeszug des Elektroautos.<br />

Der Branchenfachmann Prof. Ferdinand Dudenhöffer von der<br />

Fachhochschule Gelsenkirchen stellt für 2025 eine Welt voller<br />

Stromer in Aussicht. Seine Prognose lautet, dass dann alle neuen<br />

Autos von Elektromotoren angetrieben werden. Eine Studie der<br />

Unternehmensberatung Frost & Sullivan sieht bis zum Jahr 2015<br />

mehr als 250.000 Elektroautos auf Europas Straßen fahren.<br />

Demgegenüber gibt es Stimmen, die dem Verbrennungsmotor<br />

noch ein jahrzehntelanges Leben prophezeien.<br />

Wahrscheinlich haben beide Lager recht. Angesichts explodierender<br />

Kraftstoffpreise sind alternative Antriebe immer mehr<br />

gefragt. Doch die neuen sparsamen und umweltschonenden<br />

Aggregate stecken noch in den Kinderschuhen. Deshalb wer-<br />

42<br />

02/2008<br />

den sich in naher Zukunft wohl hybride Lösungen weiter<br />

durchsetzen. Beim elektrisch angetriebenen Auto bilden<br />

Batterieleistung und die sich daraus ergebende Reichweite des<br />

Fahrzeugs, die meist nur für den Stadtverkehr langt, gegenwärtig<br />

die Achillesferse. Ebenso ist die Akkumulatorentechnik<br />

nicht gerade günstig. Derzeit liegen die Kosten für ein Batteriepack<br />

zwischen 15.000 und 20.000 Euro. Den Durchbruch zur<br />

Produktion leistungsfähiger Lithium-Ionen-Batterien für einen<br />

Preis von etwa 2000 Euro erwarten Branchenkenner nicht vor<br />

2015. Auch infrastrukturell gibt es noch viele Probleme zu<br />

lösen. Das Aufladen einer Batterie braucht im Gegensatz zum<br />

minutenschnellen Tanken von Benzin oder Diesel mehrere<br />

Stunden. Überlegt werden hier Konzepte für den Tausch von<br />

leerem zu vollem Akku an der Tankstelle.


Bis das Elektroauto zum Massenphänomen wird, werden noch<br />

Jahre oder gar Jahrzehnte vergehen. Dennoch arbeiten die<br />

Automobilhersteller zwischen Detroit, Wolfsburg und Tokio<br />

derzeit mit Hochdruck an diesem Thema. Mercedes hat<br />

bereits einen Flottenversuch mit Smart gestartet. BMW kündigte<br />

einen Test mit mehreren hundert Elekto-Minis an.<br />

Renault und Nissan planen Projekte mit Elektroautos in Israel<br />

und Portugal. Mitsubishi, Peugeot und Citroen kooperieren<br />

für ein neues Elektrofahrzeug. General Motors will ab 2010<br />

den Chevrolet Volt serienmäßig auf den US-Markt und zeitnah<br />

auch nach Europa bringen. Volkswagen plant für diesen<br />

Zeitpunkt eine Kleinserie des Golf TwinDrive.<br />

Schaut man genauer hinter die Antriebskonzepte, dann wird<br />

deutlich, dass sich die Hersteller eben aufgrund der schon<br />

skizzierten ungelösten Fragen nicht allein auf den Elektromotor<br />

verlassen. So schafft der Volt nicht mehr als 100 Kilometer<br />

mit Batterie. Deshalb hat er auch einen kleinen Verbrennungsmotor<br />

mit an Bord, der Strom für rund 500 Kilometer<br />

erzeugen kann. Der Golf TwinDrive fährt ähnlich, ca.<br />

50 Kilometer mit Batteriebetrieb, auf Langstrecken sorgt der<br />

Verbrennungsmotor für die nötige Power. „Die Gegenwart des<br />

Automobils ist ohne hocheffiziente Benzin- und Dieselmotoren<br />

nicht denkbar. Die Zukunft aber, das ist sicher, wird den<br />

Elektromotoren gehören – betankt an der Steckdose. Auf dem<br />

Weg in diese Zukunft verschmelzen gerade unsere TDI und<br />

TSI mit Elektromotoren und höchst effizienten Batteriesystemen<br />

zu einem neuen Antriebssystem“, erklärte Prof. Dr. Martin<br />

Winterkorn, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG, bei<br />

der Vorstellung des TwinDrive.<br />

Während viele Hersteller ihre Elektroauto-Ambitionen im Bereich<br />

der Kleinwagen bzw. der unteren Mittelklasse verwirklichen,<br />

kommt aus den USA ab 2009 mit dem Tesla Roadster<br />

ein Elektrosportwagen, dessen Einstiegspreis bei rund 120.000<br />

Euro liegt. Die europäische Version wird von einem Elektromotor<br />

angetrieben, dessen Leistung laut Tesla von 184 kW/<br />

250 PS auf 221 kW/300 PS gesteigert wurde. Damit beschleunigt<br />

der 1,2 Tonnen schwere und 3,95 Meter lange Wagen in<br />

3,9 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und erreicht ein<br />

Höchsttempo von 200 Stundenkilometern. Immerhin soll er 400<br />

Kilometer weit kommen, bis er die nächste Steckdose braucht.<br />

Ina Reichel<br />

Termin<br />

AufgeHorcht<br />

Das Beste von Diesel<br />

und Otto kombiniert<br />

Das Industriemuseum Chemnitz zeigt bis 25. September<br />

in seinem Eingangsbereich einen VW Touran<br />

mit einem brandneuen CCS-Motor. Das Combined<br />

Combustion System (kombiniertes Verbrennungssystem,<br />

Zündung teils mit Kerze, teils mit Selbstentzündung)<br />

vereint die geringen Emissionen eines Benziners<br />

mit dem geringen Kraftstoffverbrauch eines<br />

Dieselmotors. Mit diesem Projekt führt die VW-Forschung<br />

die jeweiligen Vorzüge von Otto und Diesel<br />

zusammen.<br />

Zu einer extrem sauberen Verbrennung und Emissionsminderung<br />

ist ein spezieller synthetischer<br />

Dieseltreibstoff nötig, der auch aus Erdgas (SynFuel)<br />

oder Biogas (SunFuel) erzeugt werden kann. Das<br />

Verfahren zur Herstellung von Sun-Diesel aus Biomasse<br />

wie Holz und Stroh entwickelte das Unternehmen<br />

Choren im sächsischen Freiberg.<br />

www.saechsisches-industriemuseum.de<br />

Kombiniertes Verbrennungssystem von Diesel und Benzin im neuen CCS-<br />

Motor des VW Touran. Foto: VW<br />

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44<br />

AufgeHorcht<br />

02/2008<br />

VERANSTALTUNGEN<br />

Veranstaltungen 2. Halbjahr 2008/1. Halbjahr 2009<br />

Freitag/Sonnabend, 26./27. September 2008<br />

Exkursion in die Lausitz<br />

1. Tag: Besuch des Lausitzrings mit Dekra Test Center<br />

2. Tag: Ausflug in den Spreewald<br />

Kostenbeitrag ca. 40,00 Euro pro Person (Bustransfer, Eintritte etc.)<br />

Hotelkosten ca. 40,00 Euro pro Person (zahlen Teilnehmer selbst vor Ort)<br />

Anmeldungen beim Förderverein zu dessen Geschäftszeiten dienstags und donnerstags, jeweils 9.00 bis 11.00 Uhr, unter<br />

Tel./Fax 0375-2706587<br />

Donnerstag, 2. Oktober 2008, 16.30 Uhr<br />

Vortrag: Die Entwicklung der Fertigungssteuerung im Automobilbau aus der Sicht der Informatik,<br />

dargestellt an Beispielen von Horch, Audi, Sachsenring und VW Sachsen<br />

Vortragender: Dr. Günter Hetmank, Zwickau<br />

Ort: August Horch Museum Zwickau, Vortragssaal<br />

Donnerstag, 6. November 2008, 16.30 Uhr<br />

Vortrag: Die Entwicklung der Benzineinspritzung bei Zwei- und Viertakt-Ottomotoren von Anbeginn bis zum Jahre 1960<br />

Vortragender: Walter Siepmann, Chemnitz<br />

Ort: August Horch Museum Zwickau, Vortragssaal<br />

Donnerstag, 4. Dezember 2008, 16.30 Uhr<br />

Laborbesichtigung in der Westsächsischen Hochschule Zwickau<br />

Überblick zum derzeitigen Anwendungsstand der „Digitalen Fabrik“ in der Automobilindustrie<br />

(ausgewählte Werkzeuge zur Fabrikplanung, Simulationssoftware „Flexim“, 3D-Layoutplanung am visTABLE)<br />

Erläuterungen von Prof. Dr. Andrea Kobylka und Prof. Dr. Thomas Gäse<br />

Ort: Eingang Technikum 1, Rasmussen-Bau, Schneeberger Str. 15, Zwickau<br />

Donnerstag, 5. März 2009, 16.30 Uhr<br />

Vortrag: Automobile der Auto Union - die Stromlinie<br />

Vortragender: Walter Siepmann, Chemnitz<br />

Ort: August Horch Museum Zwickau, Vortragssaal<br />

Sonnabend, 18. April, 10.00 Uhr<br />

Jahreshauptversammlung des Fördervereins Automobilmuseum August Horch Zwickau e. V.<br />

mit Wahl des Präsidiums<br />

Ort: August Horch Museum Zwickau, Vortragssaal<br />

Donnerstag, 7. Mai 2009, 16.30 Uhr<br />

Vortrag: August Horchs letzter Lehrling – persönliche Erinnerungen und Eindrücke an die Begegnung mit August Horch<br />

Vortragender: Edgar Friedrich sen., Hof<br />

ergänzend dazu historische Filmaufnahmen<br />

Ort: August Horch Museum Zwickau, Vortragssaal<br />

Weitere Informationen, Nachfragen, Anmeldungen unter<br />

Telefon: 0375-2706587<br />

(jeweils dienstags und donnerstags von 9.00 bis 11.00 Uhr) bzw. unter<br />

Fax: 0375-2706587 sowie<br />

E-Mail: foerderverein@horch-museum.de<br />

Änderungen vorbehalten!


Aus der Leserpost<br />

Zum Beitrag „Ein Pkw für Ost und West“ in Ausgabe 01/2008 erhielten wir folgende<br />

Leserzuschrift sowie das obenstehende Foto:<br />

Mit Vergnügen habe ich den Artikel über den F9 gelesen. Vermisst habe ich die Erwähnung,<br />

dass das Auto noch lange Jahre in Brasilien produziert wurde und noch heute<br />

zu Rennen in Sao Paulo benutzt wird. Als ich vor ein paar Jahren in Interlagos an einem<br />

Sportwagenrennen teilnahm, habe ich das beiliegende Foto gemacht.<br />

Albert Hiller, per E-Mail<br />

Nach Recherchen von „AufgeHorcht“ hat der brasilianische Kleinserien-Sportwagenhersteller<br />

Puma in den 1960er Jahren Fahrzeuge auf DKW-Basis hergestellt. Der<br />

Rennfahrer Rino Malzoni begann 1964 für den Einsatz auf der Rennstrecke seinen<br />

eigenen Wettbewerbswagen zu bauen. Basis war die Technik des „DKW 3=6“ mit<br />

Zweitaktmotor und dem DKW-typischen Frontantrieb. Diese frühen Fahrzeuge werden<br />

heute „DKW-Malzoni“ genannt, damals hießen sie schlicht „GT Malzoni“, ab 1966<br />

„GT DKW“. Das Fahrzeug bestand aus einem Zentralrohrrahmen und einer Fiberglaskarosserie.<br />

Hinweise auf die Fertigung von DKW F9 haben wir bislang nicht<br />

gefunden. Die Redaktion<br />

AufgeHorcht<br />

In eigener Sache<br />

Veränderungen<br />

bitte mitteilen<br />

Liebe Leserinnen und Leser<br />

von „AufgeHorcht“,<br />

dies ist mittlerweile schon die neunte<br />

Ausgabe des Journals für Autofreunde.<br />

Viele von Ihnen sind treue<br />

Stammleser. Ebenso kommen von<br />

Ausgabe zu Ausgabe neue Interessenten<br />

hinzu, die wir in unsere<br />

Abonnentendatei aufnehmen können.<br />

Dabei bleibt es nicht aus, dass sich<br />

Daten ändern. Man zieht um und<br />

hat eine neue Adresse oder man<br />

wechselt die Bankverbindung. Bitte<br />

denken Sie bei allen Veränderungen<br />

auch daran, den Verlag von<br />

„AufgeHorcht“ zu informieren. Nur<br />

wenn wir Ihre aktuellen Daten<br />

haben, können wir Ihnen die<br />

„AufgeHorcht“ direkt ins Haus zustellen.<br />

Auch die Angabe der richtigen<br />

Kontoverbindung bei denen, die<br />

das Abo abbuchen lassen, hilft, unnötigen<br />

Ärger und bares Geld zu<br />

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Marketingagentur Reichel<br />

Kleinolbersdorfer Str. 6<br />

09127 Chemnitz<br />

Fax: 0371-7743511<br />

E-Mail: mareichel@ma-reichel.de<br />

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AufgeHorcht<br />

02/2008<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

Gemeinnütziger Förderverein<br />

Automobilmuseum<br />

August Horch Zwickau e.V.<br />

Audistraße 7<br />

08058 Zwickau<br />

foerderverein@horch-museum.de<br />

http://foerderverein.horch-museum.de<br />

Redaktion<br />

Ina Reichel, Freie Journalistin,<br />

Chemnitz<br />

Anzeigenakquise, Layout, Satz<br />

Marketingagentur Reichel<br />

Kleinolbersdorfer Str. 6<br />

09127 Chemnitz<br />

Tel. 0371-7743510<br />

Fax 0371-7743511<br />

mareichel@ma-reichel.de<br />

Druck<br />

Druckerei Willy Gröer GmbH & Co.<br />

KG Chemnitz<br />

Redaktionsschluss<br />

dieser Ausgabe: 20. August 2008

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