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NWENDUNGSRICHTLINIEN<br />

N W E N D U N G S R I C H T L I N I E N<br />

Ü B E R S P A N N U N G S S C H U T Z<br />

Bemessung,<br />

Prüfung und Einsatz<br />

von Metalloxid-Ableitern<br />

in Mittelspannungsnetzen


Vorwort<br />

Die positive Aufnahme der Richtlinien zur Bemessung,<br />

Prüfung und Einsatz von Metalloxid-Ableitern in<br />

Mittelspannungsnetzen, in erster Auflage 1994<br />

erschienen, hat uns sehr gefreut und bestätigt, dass<br />

kompetente Beratung zum Einsatz unserer Produkte<br />

genauso wichtig ist, wie die Qualität der Produkte<br />

selbst.<br />

Der technologische Fortschritt machte es nunmehr nötig die vorliegende Broschüre für die 3. Auflage neu zu<br />

bearbeiten.<br />

Die Dimensionierung und die theoretischen Ableitungen zum optimalen Einsatz der Ableiter wurden<br />

unverändert übernommen. Herrn René Rudolph, seinerzeit zuständig für Anwendungsberatung im<br />

Teilbereich Überspannungsableiter, sei an dieser Stelle gedankt für die Überarbeitung der Tabellen, nötig<br />

geworden durch die verbesserten technischen Daten der Ableiter und der Erweiterung des<br />

Produkteprogrammes.<br />

Herr Bernhard Richter, nunmehr im Teilbereich Überspannungsableiter zuständig für Engineering und<br />

Anwendung von Überspannungsschutzgeräten, hat die Gesamtüberarbeitung gerne übernommen. Herr<br />

Richter ist Mitglied in verschiedenen Arbeitsgruppen von IEC SC 37 A und IEC TC 81, und beschäftigt sich<br />

neben der Entwicklung und Prüfung hauptsächlich mit der Anwendung von Ableitern.<br />

Die bei ABB in der Mittelspannung verwendete Silikontechnologie und die Weiterentwicklung des<br />

MO-Materials eröffnen neue Anwendungsgebiete. Dem wird in der vorliegenden Auflage Rechnung<br />

getragen.<br />

Wir hoffen, dass Sie als Leser auch aus der vorliegenden Neuauflage im neuen Erscheinungsbild viel Nutzen<br />

ziehen können. Für Ergänzungen oder Anregungen sind wir darüberhinaus sehr dankbar, um möglichst alle<br />

Kundenbedürfnisse erfassen zu können.<br />

Erste Auflage: November 1994<br />

2. überarbeitete Auflage September 1995<br />

3. überarbeitete Auflage Mai 1999<br />

Alle Rechte vorbehalten. Weder das Buch noch<br />

Teile davon dürfen ohne vorherige Genehmigung der ABB<br />

Hochspannungstechnik kopiert, reproduziert oder in andere<br />

Formen übertragen werden, noch in andere Sprachen übersetzt<br />

werden.<br />

ABB Hochspannungstechnik AG<br />

Wettingen, im Mai 1999<br />

© ABB Hochspannungstechnik AG<br />

Bereich Überspannungsableiter, Wettingen / Schweiz<br />

1


Inhaltsverzeichnis<br />

1<br />

Einleitung<br />

8.3<br />

Netze mit niederohmiger Sternpunkterdung (Ce<<br />

1,4)<br />

2<br />

2.1<br />

3<br />

4<br />

4.1<br />

4.2<br />

4.3<br />

4.4<br />

Ableitertechnik<br />

MO-Ableiter und Ableiter mit Funkenstrecken<br />

Metalloxid-Widerstände als Ableiterelemente<br />

Mittelspannungsableiter der ABB<br />

Ableiteraufbau<br />

Isolation aus Silikonkautschuk<br />

Energieaufnahmevermögen und Abkühlzeit<br />

Nennableitstrom und Energieaufnahmevermögen<br />

8.4<br />

8.5<br />

8.6<br />

8.7<br />

9<br />

9.1<br />

9.2<br />

Netze mit niederohmig geerdeten Sternpunkten,<br />

aber nicht überall Ce<<br />

1,4<br />

Netze mit niederohmiger Sternpunkterdung und Ce > 1,4<br />

Ableiter zwischen den Phasen (Neptunschaltung)<br />

Betriebsspannung mit Oberschwingungen<br />

Die Schutzdistanz von Ableitern<br />

Theoretischer Ansatz für die Schutzdistanz L<br />

Zu erwartende Steilheit S von Blitzüberspannungen in<br />

MS-Schaltanlagen<br />

5<br />

5.1<br />

5.2<br />

Besondere Betriebsbedingungen<br />

Kurzschlussleistung des Netzes<br />

Erhöhte Umgebungstemperatur<br />

9.3<br />

9.4<br />

Beeinflussung der Schutzdistanz durch die Betriebsmittel,<br />

den Ableitertyp und die Anordnung der Ableiter<br />

Ausfallrisiko des Betriebsmittels und seine Entfernung<br />

vom Ableiter<br />

5.3<br />

Mechanische Festigkeit<br />

10<br />

Einige Sonderfälle<br />

5.4<br />

Luftverschmutzung<br />

10.1<br />

Überspannungsschutz bei Kabelstrecken<br />

5.5<br />

Höhenanpassung der Ableitergehäuse<br />

10.2<br />

Kabelmantelschutz<br />

6<br />

Schutzcharakteristik der Ableiter, Stabilität<br />

10.3<br />

Transformator am Ende eines Kabels<br />

6.1<br />

6.2<br />

6.3<br />

7<br />

Schutzniveau der Ableiter<br />

Stabilitätsfragen bei MO-Ableitern<br />

Temporäre, zeitweilige Überspannungen<br />

Prüfungen<br />

10.4<br />

10.5<br />

10.6<br />

Transformator nur einseitig mit einer<br />

blitzgefährdeten Leitung verbunden<br />

Ableiter in gekapselten MS-Schaltanlagen<br />

Generator, verbunden mit einer<br />

blitzgefährdeten MS-Leitung<br />

7.1<br />

Typprüfungen<br />

10.7<br />

Ableiterschutz bei Motoren<br />

7.2<br />

Stückprüfungen<br />

10.8<br />

Überspannungsschutz auf Lokomotiven<br />

7.3<br />

Abnahmeprüfungen<br />

10.9<br />

Ableiter parallel zu einer Kondensator-Batterie<br />

7.4<br />

Sonderprüfungen<br />

10.10<br />

Hochfrequenzsperren (Parallelschutz)<br />

8<br />

Auswahl der Ableiter und Bestimmung von U c<br />

11<br />

Ableiter für Gleichspannung<br />

8.1<br />

8.2<br />

Netze mit Erdschlusskompensation oder mit<br />

hochohmig isoliertem Sternpunkt<br />

Netze mit hochohmig isoliertem Sternpunkt<br />

und Erdschluss-Abschaltung<br />

12<br />

13<br />

Consulting bei Ableiterfragen<br />

Schlussbemerkungen<br />

Verzeichnis der verwendeten Symbole<br />

Literaturverzeichnis<br />

2


1 Einleitung<br />

Überspannungen in elektrischen Versorgungsnetzen entstehen<br />

durch Blitzeinwirkungen und Schalthandlungen und sind nicht zu<br />

vermeiden. Sie gefährden die Betriebsmittel, weil deren<br />

Spannungsfestigkeit aus wirtschaftlichen Gründen nicht beliebig<br />

hoch ausgelegt werden kann. Ein wirtschaftlicher und<br />

zuverlässiger Netzbetrieb erfordert also einen ausreichenden<br />

Schutz der Betriebsmittel vor unzulässiger Überspannungsbeanspruchung.<br />

Dies gilt sowohl für Hochspannungs- als auch für<br />

Mittel- und Niederspannungsnetze.<br />

Der Überspannungsschutz kann grundsätzlich auf zwei Arten<br />

erfolgen:<br />

• Vermeiden der Blitzüberspannungen am Entstehungsort, z.B.<br />

mittels Erdseilen vor einer Schaltanlage, welche Blitze<br />

abfangen.<br />

• Begrenzung der Überspannung beim Betriebsmittel, z.B. mittels<br />

Ableitern in der Nähe der Betriebsmittel.<br />

In Hochspannungsnetzen sind beide Schutzarten üblich. In<br />

Mittelspannungsnetzen ist der Erdseilschutz im allgemeinen nicht<br />

sehr wirkungsvoll. Infolge der geringen Abstände zwischen dem<br />

Erdseil und den Leiterseilen wird der direkte Blitzschlag meistens<br />

auch die Leiterseile treffen. Dazu kommt, dass das Erdseil<br />

induzierte Überspannungen (indirekte Blitzeinwirkung) in den<br />

Leiterseilen nicht verhindern kann.<br />

Der wirkungsvollste Überspannungsschutz im Mittelspannungsnetz<br />

ist demnach der Einsatz von Überspannungsableitern<br />

in der Nähe der Betriebsmittel.<br />

Die Höhe der Überspannungen wird meistens in der Einheit p.u.<br />

(per unit) angegeben. Sie ist definiert als<br />

1 p.u. = √2 * U / √3,<br />

m<br />

wobei unter Um<br />

die maximale Spannung als Effektivwert zwischen<br />

den Phasen beim ungestörten Netzbetrieb verstanden wird [1].<br />

Im wesentlichen unterscheidet man drei Arten von Überspannungen<br />

[2] :<br />

• Zeitweilige (temporäre) Überspannungen treten z.B. bei<br />

Lastabwurf oder bei Fehlern mit Erdberührung auf. Die Dauer<br />

dieser betriebsfrequenten Überspannungen liegt zwischen<br />

0,1 Sekunden und einigen Stunden. Sie liegen im allgemeinen<br />

nicht wesentlich oberhalb √3 p.u. und sind für den Netzbetrieb<br />

meist ungefährlich, für die Dimensionierung der Ableiter jedoch<br />

massgebend.<br />

• Schaltüberspannungen entstehen bei Schalthandlungen und<br />

bestehen meist aus stark gedämpften Schwingungen mit<br />

Frequenzen bis zu einigen kHz und einer Höhe bis zu 3 p.u.<br />

Ein Spezialfall sind Schaltungen in induktiven Stromkreisen. Hier<br />

kann die Anstiegszeit der Überspannung im Bereich von 0,1 bis 10<br />

µs liegen und der Scheitelwert kann 4 p.u. erreichen. Steile<br />

Überspannungen sind auch beim Einschalten von Leitungen oder<br />

Kabeln möglich. Der Scheitelwert liegt aber unterhalb 2,2 p.u. und<br />

ist daher für den Netzbetrieb ungefährlich.<br />

• Blitzüberspannungen haben ihre Ursache in atmosphärischen<br />

Entladungen. Sie erreichen ihren Scheitelwert nach wenigen µs<br />

und klingen anschliessend schnell wieder ab. Die Höhe dieser<br />

unipolaren Überspannungen kann im Mittelspannungsnetz weit<br />

über 10 p.u. erreichen.<br />

Blitzüberspannungen stellen also die extremste Bedrohung im<br />

Mittelspannungsnetz dar. Der Überspannungsschutz muss darauf<br />

ausgerichtet sein diese Überspannungen auf einen ungefährlichen<br />

Wert zu begrenzen.<br />

2 Ableitertechnik<br />

Bis Mitte der 80iger Jahre wurden im Mittelspannungsnetz fast<br />

ausschliesslich sogenannte "konventionelle" Ableiter eingesetzt.<br />

Sie bestanden aus einer Serieschaltung von SiC Widerständen und<br />

Plattenfunkenstrecken. Während des Ansteigens der<br />

Überspannung erfolgt beim Ansprechen der Funkenstrecken ein<br />

Erdschluss . Der in Serie geschaltete SiC Widerstand begrenzt den<br />

von der Netzspannung getriebenen Folgestrom und ermöglicht so<br />

das Löschen des Lichtbogens durch die Funkenstrecken beim<br />

nächsten Nulldurchgang des Stromes.<br />

In den letzten Jahren gab es zwei wesentliche Verbesserungen bei<br />

Ableitern für den Einsatz im Mittelspannungsnetz. Zum einen<br />

wurde die Serieschaltung von Funkenstrecken und SiC<br />

Widerständen abgelöst durch Metalloxid-Widerstände (MO-<br />

Widerstände) ohne Funkenstrecken in Serie, zum anderen wurden<br />

die bis dahin verwendeten Ableitergehäuse aus Porzellan abgelöst<br />

durch Ableitergehäuse aus Polymermaterial (Kunststoff).<br />

2.1 MO-Ableiter und Ableiter mit Funkenstrecken<br />

Ableiter schützen ein Betriebsmittel unabhängig von dem<br />

Vorhandensein anderer Ableiter. Deshalb können in der selben<br />

Anlage sowohl konventionelle Funkenstreckenableiter als auch<br />

moderne MO-Ableiter nebeneinander arbeiten. Es ist nicht einmal<br />

erforderlich, dass ein Betriebsmittel in allen drei Phasen vom<br />

gleichen Ableitertyp geschützt wird. Der Netzbetreiber kann also,<br />

sobald ein Funkenstreckenableiter ausfällt, diesen durch einen<br />

MO-Ableiter ersetzen. Das gibt ihm die Möglichkeit, mit der Zeit<br />

die grössere Betriebssicherheit der MO-Ableiter kostensparend<br />

einzuführen.<br />

Ein wesentlicher Vorteil der MO-Ableiter besteht darin, dass sie<br />

aufgrund der extrem nichtlinearen Kennlinie der MO-Widerstände<br />

keine Funkenstrecken benötigen. Der Strom durch die Ableiter<br />

beginnt deshalb bereits zu fliessen, bevor die Überspannung den<br />

Wert Up<br />

erreicht hat. Sie reduzieren also die Überspannung früher<br />

als die Funkenstreckenableiter. Diese werden erst leitend,<br />

nachdem die Überspannung auf Up<br />

angestiegen ist. Ihre<br />

Schutzdistanz ist daher in vielen Fällen kleiner (siehe Kapitel 9).<br />

Dies ist gleichbedeutend mit einer höheren Überspannung am<br />

Betriebsmittel, wenn es bei gleicher Entfernung vom Ableiter mit<br />

einem Funkenstreckenableiter an Stelle eines MO-Ableiters<br />

geschützt ist.<br />

Bei Frontzeiten unterhalb 1 µs nimmt die Ansprechspannung der<br />

Funkenstrecken bei abnehmender Frontzeit stark zu. Dies bewirkt<br />

eine Verschlechterung des Schutzverhaltens von Funkenstreckenableitern<br />

bei Überspannungswellen mit steiler Front.<br />

Ist die äussere Isolation der Ableiter stark verschmutzt, dann ist die<br />

Spannungsverteilung entlang der feuchten Aussenoberfläche sehr<br />

ungleichmässig. Es können zwischen den Schirmen Teillichtbögen<br />

auftreten, welche im Aktivteil Überspannungen induzieren. Diese<br />

sind bei Funkenstreckenableitern besonders kritisch, denn sie<br />

können ihn periodisch zum Ansprechen bringen, wodurch er<br />

zerstört wird. Dies ist der Grund, weshalb MO-Ableiter ohne<br />

Funkenstrecken prinzipiell eine wesentlich höhere Verschmutzungsfestigkeit<br />

besitzen.<br />

3


Sind mehrere Funkenstreckenableiter parallel geschaltet, so<br />

zündet in der Regel im Verlauf einer Überspannung nur einer der<br />

Ableiter. Dieser begrenzt dann die Überspannung auf einen Wert,<br />

der unterhalb der Zündspannungen der restlichen parallelen<br />

Ableiter liegt. Es ist deshalb nicht möglich, die Energie der<br />

Überspannung auf mehrere parallele Funkenstreckenableiter zu<br />

verteilen. Ist die Energie zu gross, dann wird der Ableiter, der<br />

gezündet hat, überlastet. Dies gilt insbesondere für<br />

Funkenstreckenableiter, die parallel zu Kondensator-Batterien<br />

grosser Blindleistung geschaltet sind.<br />

Bei MO-Ableitern ohne Funkenstrecken führen alle parallelen MO-<br />

Säulen gleichzeitig Strom. Die Energie der Überspannung wird<br />

daher auf alle parallelen Ableiter verteilt, so dass das<br />

Energieaufnahmevermögen als begrenzende Grösse wegfällt.<br />

Weil MO-Ableiter keinen Folgestrom führen, sind sie sowohl bei 50<br />

Hz als auch bei 16 2/3 Hz einsetzbar. Bei Funkenstreckenableitern<br />

hingegen fliesst der Folgestrom bei 16 2/3 Hz dreimal so lange wie<br />

bei 50 Hz. Dadurch würden die Funkenstrecken und SiC<br />

Widerstände mit einer entsprechend höheren Energie belastet. Um<br />

das zu verhindern muss der Scheitelwert des Folgestromes<br />

verkleinert werden. Dies erfordert Funkenstreckenableiter mit<br />

vergrösserter Nennspannung, was jedoch eine beträchtliche<br />

Erhöhung des Schutzniveaus zur Folge hat. Zur Erhellung dieser<br />

Sachverhalte sei noch erwähnt, dass MO-Ableiter auch bei<br />

Gleichspannung einsetzbar sind, dass hingegen Ableiter mit<br />

Plattenfunkenstrecken dieser Form der Belastung nicht<br />

gewachsen sind.<br />

3 Metalloxid-Widerstände<br />

als Ableiterelemente<br />

Metalloxid-Widerstände besitzen eine extrem nichtlineare Strom-<br />

Spannungs-Charakteristik. In Bild 1 ist die Kennlinie eines solchen<br />

Widerstandes dargestellt. In<br />

ist der Nennableitstrom (in Bild 1 z.B.<br />

I n=10 kA). Upist das Schutzniveau. Es ist definiert als die maximale<br />

Spannung über dem Widerstand beim Fliessen von I n. Die maximal<br />

zulässige netzfrequente Dauerbetriebsspannung des Widerstandes<br />

wird mit Uc<br />

bezeichnet und als Effektivwert angegeben; im<br />

englischen Sprachgebiet auch MCOV (Maximum Continuous<br />

Operating Voltage) genannt.<br />

20<br />

[kV]<br />

13<br />

10<br />

5.66<br />

0<br />

Figur 1<br />

MO<br />

SiC<br />

10 -4 10 -2 1 10 2 10 4 [A]<br />

200A<br />

Gleichspannungsmessung Stromwelle 8 / 20 s<br />

I = 10 kA n<br />

U = 4 p.u p<br />

√2 xU c<br />

Vergleichsweise ist im Diagramm auch die Kennlinie eines SiC-<br />

Widerstandes eingezeichnet, für den ebenfalls U p=13 kV gelte. Da<br />

SiC eine wesentlich kleinere Nichtlinearität aufweist, würde der<br />

Dauerstrom eines funkenstreckenlosen SiC-Ableiters bei<br />

Nennbelastung rund 200 A betragen. Ein solcher Ableiter wäre<br />

natürlich aus thermischen Gründen nicht machbar. Ausserdem<br />

würde er das elektrische Netz stark belasten. Die konventionellen<br />

Ableiter benötigen deshalb Seriefunkenstrecken, an denen bei<br />

Dauerbetrieb die Spannung anliegt.<br />

Die MO-Widerstände bilden das Aktivteil der MO-Ableiter. MO-<br />

Widerstände werden aus verschiedenen pulverförmigen<br />

Metalloxiden zu runden Blöcken gepresst und gesintert. Die<br />

Durchmesser der MO-Widerstände der ABB Hochspannungstechnik<br />

AG, hergestellt für Mittelspannungsanwendung, liegen<br />

zwischen 38 mm und 75 mm. Die Höhe der Blöcke liegt typisch<br />

zwischen 23 mm und 46 mm. Die Durchmesser der MO-<br />

Widerstände bestimmen die Stromtragfähigkeit, die Höhe der MO-<br />

Widerstände (oder Widerstandsstapel) die Dauerbetriebsspannung<br />

und das Volumen die Energieaufnahmefähigkeit. Die<br />

Durchmesser der MO-Widerstände korrelieren mit den<br />

Leitungsentladungsklassen entsprechend IEC 60099-4, wie in<br />

Tabelle 1 gezeigt .<br />

Leitungsentladungsklasse<br />

entsprechend IEC 60099-4<br />

Durchmesser des Widerstandes in mm<br />

Rechteckwelle, 2000 µ s in A<br />

Energieaufnahmefähigkeit in (kJ / kV )<br />

Uc<br />

Tabelle 1<br />

Zuordnung typischer MO -Widerstände zu den Leitungsentladungsklassen<br />

nach IEC. Leitungsentladungsklasse 5, hier<br />

nicht aufgeführt, hat nur in Hochspannungsgrenzen oberhalb<br />

420 kV Bedeutung.<br />

Die Stirnseiten der MO-Widerstände sind mit Weichaluminium bis<br />

zum Rand des Blockes metallisiert, die Mantelfläche ist mit Glas<br />

passiviert. Somit ist bei den MO-Widerständen der ABB<br />

Hochspannungstechnik AG das MO-Material vollständig bedeckt.<br />

Bild 2 zeigt eine Auswahl von MO-Widerständen .<br />

Die Energieaufnahmefähigkeit der MO-Widerstände hängt neben<br />

dem Volumen auch von der Konstruktion der Ableiter<br />

(Wärmeabfuhr) ab. Darauf wird in Kapitel 4 eingegangen.<br />

1<br />

38<br />

250<br />

3.6<br />

2<br />

47<br />

550<br />

5.5<br />

3<br />

62<br />

1000<br />

9.0<br />

4<br />

75<br />

1350<br />

13.3<br />

Bild 1<br />

Einfach logarithmische Darstellung der Strom-Spannungs-Charakteristik<br />

von Wiederständenaus MO- und SiC-Material für U c =4kV<br />

Die Kennlinie in Bild 1 entspricht einem Widerstand mit U c=4 kV.<br />

Bei Gleichspannungsbelastung mit √2 x U c=5,66 kV fliesst ein<br />

Gleichstrom in der Grössenordnung von 0,1 mA. Die kapazitive<br />

Komponente bei 50 Hz und Uc<br />

liegt bei 0,5 mA für den<br />

dargestellten Widerstandstyp. Das Schutzniveau Up<br />

bei I n=10 kA<br />

beträgt 13 kV.<br />

Bild 2<br />

MO-Widerstände (Auswahl) hergestellt bei ABB<br />

4


4 Mittelspannungsableiter der ABB<br />

Der Wunsch, die Zuverlässigkeit und Sicherheit der Ableiter und<br />

damit der Energieversorgung, zu erhöhen führte Mitte der 80iger<br />

Jahre zur Entwicklung von MO-Ableitern mit Silikongehäuse.<br />

Silikon ist seit ca. 30 Jahren als hervorragendes Isoliermaterial in<br />

der Hochspannungstechnik, zum Beispiel bei Langstabisolatoren<br />

und Durchführungen, bekannt und erprobt. Die ersten MO-Ableiter<br />

mit Silikongehäuse in der typischen ABB Ausführung<br />

(Direktverguss) kamen 1986 ins Netz. Heute, 1999, sind weltweit<br />

mehr als 600 000 Ableiter unter verschiedensten Umweltbedingungen<br />

im Netz.<br />

Ableitertyp<br />

POLIM-DN<br />

POLIM-D<br />

POLIM-DA<br />

MWK / MWD<br />

POLIM-I<br />

POLIM-S<br />

I<br />

kA n U p / Uc<br />

Hochstrom E/U<br />

kJ/kV c Rechteckwelle<br />

kA<br />

Uc I mA t ms<br />

5<br />

10<br />

10<br />

10<br />

10<br />

10<br />

3.33<br />

3.5<br />

3.33<br />

3.07<br />

3.07<br />

3.00<br />

65<br />

100<br />

100<br />

100<br />

100<br />

100<br />

3.6<br />

5.5<br />

5.5<br />

5.5<br />

9.0<br />

250<br />

350<br />

550<br />

550<br />

1000<br />

2000<br />

2000<br />

2000<br />

2000<br />

2000<br />

2000<br />

4.1 Ableiteraufbau<br />

Im Prinzip bestehen Ableiter aus zwei Teilen: Dem Aktivteil,<br />

bestehend aus einem oder mehreren übereinander gestapelten<br />

MO-Widerständen, und einem isolierenden Gehäuse, das neben<br />

der Isolation auch die mechanische Festigkeit gewährleistet.<br />

Die MO-Widerstände wurden im vorigen Kapitel kurz beschrieben.<br />

Es gibt im wesentlichen drei unterschiedliche Konstruktionsmöglichkeiten:<br />

• Ein glasfaserverstärktes Kunststoffrohr wird mit Isoliermaterial<br />

beschirmt. Diese sog. hohlen Verbundisolatoren haben die selben<br />

Probleme wie Porzellanisolatoren, sie brauchen ein Dichtungsund<br />

Druckentlastungssystem, und es können innere Teilentladungen<br />

auftreten.<br />

• Das Aktivteil wird mit Glasfasermatten umwickelt und mit<br />

Epoxydharz getränkt, was einen harten Körper ergibt. Über diesen<br />

wird dann das isolierende Kunststoffgehäuse geschoben oder<br />

aufgeschrumpft. Diese Konstruktion hat den Nachteil, dass bei<br />

Überlastung der Giessharzblock gewaltsam auseinanderbricht.<br />

Weiterhin sind auf Grund der verschiedenen Isolierstoffe und<br />

damit mehreren Grenzschichten besondere Massnahmen zur<br />

Dichtung nötig.<br />

• Das Aktivteil wird mit glasfaserverstärkten Schlaufen oder<br />

Bändern mechanisch zusammengehalten. Das Silikon wird direkt<br />

auf die MO-Widerstände aufgebracht. Dieser Direktverguss hat<br />

den Vorteil, dass kein Gasvolumen im Ableiter verbleibt.<br />

Dichtigkeitsprobleme und innere Teilentladungen sind damit<br />

ausgeschlossen. Es gibt keine Schnittstellen zwischen mehreren<br />

Kunststoffen in die Feuchtigkeit eindringen kann. Weiterhin ist eine<br />

Explosion oder ein Zerfallen des Gehäuses nicht möglich.<br />

POLIM-H<br />

20<br />

3.19<br />

100<br />

13.3<br />

1350<br />

Tabelle 2<br />

Elektrische Hauptdaten der wichtigsten MS-Ableiter von ABB<br />

2000<br />

Die Freiluftableiter besitzen beschirmte Gehäuse aus Silikon. Der<br />

Typ MWD für Innenraumanwendung ist mit glattem Silikongehäuse<br />

ausgeführt. (siehe dazu Bild 3 und Bild 3a)<br />

Bild 3<br />

MO-Ableiter mit Silikongehäuse (POLIM-Familie)<br />

Alle Mittelspannungsableiter der ABB sind entsprechend dem<br />

drittgenannten Prinzip (Direktverguss) aufgebaut.<br />

Die Anforderungen an die Ableiter sind abhängig von den<br />

Betriebsbedingungen und von der Art des zu schützenden<br />

Betriebsmittels. Deshalb bietet ABB für das Mittelspannungsnetz<br />

und für spezielle Anwendungen eine ganze Reihe von<br />

unterschiedlichen Ableitertypen zur Auswahl an. Der konstruktive<br />

Aufbau, die Funktionsweise und die Eigenschaften der Ableiter<br />

sind zum Beispiel in [5] beschrieben. In Tabelle 2 sind die<br />

elektrischen Hauptdaten der Mittelspannungsableiter zusammengestellt.<br />

Bild 3a<br />

MO-Ableiter mit Silikongehäuse<br />

Links: MWK für Freiluftanwendung<br />

Rechts: MWD für Innenraumanwendung<br />

5


Der Durchmesser der MO-Widerstände richtet sich nach dem<br />

Energieaufnahmevermögen E und nach dem Nennableitstrom I n.<br />

Die Spezialableiter der Reihen POLIM-S und POLIM-H besitzen<br />

Widerstände, wie sie in Hochspannungsableitern Verwendung<br />

finden. Diese Ableitertypen setzen im Mittelspannungsnetz neue<br />

Massstäbe, indem sie den schwersten Beanspruchungen<br />

standhalten und gleichzeitig ein tiefes Schutzniveau garantieren.<br />

Die Dauerbetriebsspannungen Uc<br />

der MS-Ableiter (siehe<br />

Tabelle 2) reichen von 4 kV bis 36 kV.<br />

Nebst den bisher genannten Typen fertigt ABB noch den<br />

Spezialableiter POLIM-C. Auch dieser Ableiter ist nach dem oben<br />

genannten Prinzip des Direktvergusses aufgebaut und mit Silikon<br />

vergossen. Der Nennableitstrom beträgt I n =10 kA und die<br />

Dauerbetriebsspannung Uc<br />

reicht von 1 kV bis 7,2 kV. Im<br />

Mittelspannungsnetz wird dieser Typ u.a. zum Schutz eines nicht<br />

geerdeten Kabelmantels eingesetzt.<br />

Die Funktionsweise eines Ableiters, der nur aus der Serieschaltung<br />

von MO-Widerständen (ohne Funkenstrecken) besteht, ist extrem<br />

einfach. Bei einer Überspannung an den Ableiterklemmen steigt<br />

der Strom durch den Ableiter entsprechend der dargestellten<br />

Kennlinie, Bild 3b, kontinuierlich und verzögerungsfrei an, d.h. es<br />

findet kein eigentliches Ansprechen statt, sondern der Ableiter<br />

geht kontinuierlich in den leitenden Zustand über. Nach dem<br />

Abklingen der Überspannung wird der Strom entsprechend der<br />

Kennlinie wieder kleiner. Im Gegensatz zu den Funkenstreckenableitern<br />

fliesst also kein Folgestrom.<br />

U<br />

[p.u.]<br />

1.0<br />

4/10s<br />

1/5s<br />

8/20s<br />

30/60s<br />

2000s<br />

Dank des einfachen, funkenstreckenlosen, und damit mechanisch<br />

sehr stabilen Aufbaus des Aktivteiles und der gesamten<br />

Konstruktion können solche Ableiter auch Stützerfunktion<br />

übernehmen und bergen zudem bei einer Überlastung keine<br />

Explosionsgefahr. Silikon ist das beste Isoliermaterial bei<br />

Verschmutzung, weshalb mit Silikon isolierte Ableiter sich bei<br />

starker Verschmutzung besonders günstig verhalten.<br />

4.2 Isolation aus Silikonkautschuk<br />

Silikonkautschuk, auch Silikongummi, Silikonelast oder kurz<br />

Silikon genannt, ist ein hervorragendes Isoliermaterial für<br />

Hochspannungsisolationen. Vergleiche mit traditionellen<br />

Isolatoren, wie Porzellan, Glas und anderen Kunststoffen wie<br />

EPDM ( Ethylen-Propylen-Dien-Monomer), verdeutlichen die<br />

Überlegenheit des Silikons. Wie bereits erwähnt, wird bei der<br />

Herstellung der Überspannungsableiter die Isolationshülle aus<br />

Silikon durch Vergiessen oder Druckinjektion in Formen bei hoher<br />

Temperatur haftend aufvulkanisiert. Durch verschiedene Formen<br />

kann der Isolator der Struktur des Apparates optimal angepasst<br />

werden. Der entstehende luftspaltfreie Isolator der Ableiter hat<br />

folgende vorteilhaften Eigenschaften:<br />

• kein Kohlenwasserstoff in der chemischen Hauptbindung,<br />

Bild 3c; dies verhilft der Isolation zu der ausgezeichneten<br />

Beständigkeit bei starker Oberflächenverschmutzung und<br />

verhindert weitgehend die Bildung karbonisierter Kriechspuren;<br />

• Hydrophobie; das Material ist wasserabweisend. Auch bei<br />

starkem Kontakt mit Wasser bleiben lediglich einzelne Tropfen<br />

ohne durchgehende Benetzung auf der Oberfläche. Schwerkraft<br />

oder Wind können zudem die Wassertropfen leicht von der<br />

Oberfläche entfernen.<br />

0.5<br />

0<br />

10 -4 10 -3 10 -2 10 -1 10 0 10 1 10 2 10 3 10 4<br />

I [A]<br />

Bild 3b<br />

Normierte Strom-Spannungskennlinie eines MO-Ableiters mit<br />

I n = 10 kA<br />

Der Aktivteil der MO-Ableiter besteht aus einer Säule von<br />

übereinandergestapelten zylindrischen Widerständen. Die Anzahl<br />

der Widerstände im Stapel ist abhängig vom Uc<br />

des Ableiters. Die<br />

Säule wird wie beschrieben in Kunststoff vergossen.<br />

Die Widerstandssäule verhält sich bei Uc<br />

kapazitiv. Die<br />

Streukapazitäten der einzelnen Widerstände gegen Erde bewirken<br />

daher, dass die Spannungsverteilung längs der Ableiterachse bei<br />

Uc<br />

nicht linear ist. Diese Nichtlinearität nimmt mit der Länge der<br />

Widerstandssäule zu [3]. Deshalb benötigen Hochspannungsableiter<br />

Steuerringe, welche den ungünstigen Einfluss der<br />

Streukapazitäten weitgehend kompensieren. Die Säule bei MS-<br />

Ableitern ist hingegen so kurz, dass hier die Versteuerung der<br />

Spannung zu vernachlässigen ist. Diese Ableiter benötigen daher<br />

keine Steuerringe.<br />

Seit rund 15 Jahren werden in Hochspannungsnetzen bei<br />

Neuinstallationen fast ausschliesslich moderne MO-Ableiter<br />

eingesetzt [4]. Bis vor wenigen Jahren wurden dagegen im MS-<br />

Netz auch noch die konventionellen Ableiter, bestehend aus SiC-<br />

Widerständen und Serie-Funkenstrecken verwendet. Mittlerweile<br />

werden auch hier Metalloxid-Ableiter ohne Funkenstrecken,<br />

bevorzugt mit Polymergehäuse, eingesetzt. Die Gründe für diesen<br />

Technologiewandel sind auch hier erhöhte Betriebstüchtigkeit,<br />

tieferes Schutzniveau bei sehr steilen Überspannungen und hohe<br />

Verschmutzungsfestigkeit [5].<br />

6<br />

Si<br />

O<br />

O<br />

Si<br />

O<br />

Si<br />

O<br />

Si<br />

O<br />

Si<br />

O<br />

O<br />

Si<br />

O<br />

Si<br />

Schmutzablagerungen an der Oberfläche wird der Effekt der<br />

Hydrophobie teilweise mitgeteilt, so dass die Oberfläche nicht so<br />

schnell wie bei anderen Isoliermaterialien mit halbleitenden<br />

Fremdschichten bedeckt wird. Silikonisolation hat deshalb extrem<br />

kleine Oberflächen-Leckströme. Der Transfer der Hydrophobie<br />

von Silikon zu Schmutz-Fremdschichten wird in der Literatur mit<br />

dem Ausdampfen von niedermolekularem Silikon erklärt.<br />

In einem geringeren Ausmass als bei anderen Stoffen wird die<br />

Hydrophobie bei Silikon temporär durch starke elektrische<br />

Teilentladungen oder extreme Wassereinwirkung reduziert. Dies<br />

verdeutlicht der künstliche Alterungstest von EPDM und Silikon<br />

nach IEC 1109, Bild 3d. Während nach 5000 Stunden zyklischer<br />

Alterung mit Regen, Salzwasser-Sprühnebel und UV-Bestrahlung<br />

das Silikon noch zu 50% hydrophob war, hatte EPDM diese<br />

Eigenschaft verloren. Es wurde ausserdem bei Versuchen<br />

beobachtet, dass sich Silikon nach einigen Stunden Trockenheit<br />

bis zur ursprünglichen Hydrophobie regenerieren kann.<br />

O<br />

Si<br />

Si<br />

O<br />

O<br />

Si<br />

O<br />

Si<br />

CH 3<br />

CH 3<br />

CH 3<br />

CH 3<br />

Bild 3c<br />

Silikonmolekül - die Hauptbindung ist kohlenwasserstofffrei


0%= ^ 7<br />

HC Hydrophobie<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

100%= ^ 1<br />

0<br />

0<br />

1000 2000 3000 4000 h 5000<br />

Versuchsdauer<br />

t v<br />

Bild 3d<br />

Veränderung der Hydrophobie von EPDM (schwarz) und Silikon<br />

(weiss) bei künstlicher Alterung nach IEC 1109<br />

Der Versuch mit Salzwassernebel nach IEC 507 zeigte zudem, dass<br />

die Silikonisolation im Vergleich zu Porzellanisolatoren bei<br />

gleichem Salzgehalt im Mittel 30% kürzere Kriechwege erfordert,<br />

Bild 3e. Der Kriechweg von Silikonisolatoren könnte demnach um<br />

diesen Betrag verringert werden.<br />

Solche Kurzzeitprüfungen nach IEC 507 bilden die Basis der<br />

Dimensionierung. Das Verhalten der Isolatoren kann unter realen<br />

Bedingungen im Betrieb durch andere Parameter, z.B. bedingt<br />

durch die Schirmformen, in bestimmten Fällen abweichen.<br />

Allgemein gilt jedoch für Silikon wie für Porzellanisolatoren, dass<br />

bei stärkerer Verschmutzung ein verlängerter Kriechweg<br />

erforderlich ist.<br />

Die erwähnte zeitlich begrenzte Abnahme der Hydrophobie wurde<br />

bei den POLIM-Ableitern berücksichtigt und der spezifische<br />

Kriechweg nicht verringert. Alle vorgestellten Überspannungsableiter<br />

mit Silikonisolation hat man deshalb mit einem<br />

spezifischen Kriechweg von wenigstens 25 mm pro kV<br />

Dauerbetriebsspannung ausgeführt, so dass die Sicherheitsmargen<br />

mehr als ausreichend sind. So weit wie möglich wurden<br />

alle Verschmutzungs- und Lebensdauerversuche an kompletten<br />

MO-Ableitern durchgeführt. Die Versuche unter Berücksichtigung<br />

der verschiedenen Standards, z.B. der 1000-h-Feuchtraumtest<br />

nach IEC 1109, der 5000-h-Langzeit-Zyklus-Alterungstest oder<br />

der Salzwasser-Nebeltest nach IEC 507, ergaben, dass sich die<br />

Silikonisolation auch nach zehn Betriebsjahren günstiger als<br />

andere Isolationen verhält.<br />

8<br />

5<br />

4<br />

3<br />

Typenprüfung und Betriebserfahrungen<br />

Die Typenprüfungen der vorgestellten Ableiter erfolgten, wie<br />

bereits erwähnt, generell in Überstimmung mit IEC 99-4 (1991)<br />

und nach ANSI C 62.<br />

Diese derzeit gültigen Vorschriften gelten jedoch im wesentlichen<br />

für Ableiter mit Porzellanisolatoren. Für Überspannungsableiter<br />

mit Kunststoffisolatoren werden z.Zt. noch Standards erarbeitet.<br />

Prüfungen an solchen Ableitern wurden aber bereits weitgehend<br />

unter Berücksichtigung dieser Normenentwürfe (z.B. für<br />

Polymerableiter nach IEC TC 37 WG 04) durchgeführt.<br />

Ausser den bereits erwähnten Untersuchungen zum Alterungsund<br />

Verschmutzungsverhalten hat man das Überlastverhalten<br />

ausführlich getestet. Dabei wurden sowohl Überlastungsversuche<br />

mit konstanter Spannung und mit konstantem Strom als auch<br />

Versuche mit elektrisch vorgeschädigtem Aktivteil durchgeführt.<br />

Diese Prüfverfahren haben einen direkten Praxisbezug und sind in<br />

den meisten Prüflabors durchführbar.<br />

Die Überlastung mit konstanter Spannung bildet z.B. den Fall eines<br />

Spannungsübertritts von einem Netz höherer Spannung auf ein<br />

Netz mit niedrigerer Spannung nach. Die plötzlich aufgeschaltete<br />

Spannung vom 1,5- bis zum 2fachen der Ableiter-Dauerspannung<br />

Uc<br />

bewirkt, dass der MO-Aktivteil in einem Zeitraum, der bis zu<br />

einigen zehn Sekunden dauern kann, versagt.<br />

Die Überlastung mit konstantem Strom gemäss Kennlinie im<br />

Bereich bis zu einigen 100 mA bewirkt ein langsames Aufheizen<br />

des Ableiters bis zur thermischen Instabilität. Der gesamte<br />

Versuch dauert je nach eingestelltem Strom von einigen Minuten<br />

bis gegen eine Stunde. Die gewollte Druckentlastung kann mit<br />

einer zweiten Hochleistungs-Spannungsquelle am Ende des<br />

Versuchs erfolgen.<br />

Der Einbau vorgeschädigter Aktivteile mit niederohmigem<br />

Kurzschluss bildet den Fall des Einschaltens auf einen bereits<br />

durch Überlastung defekten Ableiter nach.<br />

Überlast- bzw. Druckentlastungsprüfungen an Ableitern mit<br />

durchbohrten MO-Scheiben und/oder künstlich kurzgeschlossenem<br />

Aktivteil sollen dagegen einen theoretisch denkbaren<br />

schlimmsten Fall nachbilden. In diesem Fall müssen die Ableiter<br />

vor den Versuchen durch manuelle Eingriffe speziell für die<br />

Fehlersimulation präpariert werden. Die Ergebnisse der Versuche<br />

sind deshalb weniger realistisch als bei natürlicher Überlastung<br />

bzw. Druckentlastung eines vorher einwandfreien Ableiters.<br />

Das Ergebnis eines wirklichkeitsnahen Versuchs mit konstanter<br />

Spannung bei einem Strom von 25 kA rms, 0,2 s zeigt Bild 4-das<br />

explosionsfreie Versagen des Ableiter ist gut zu erkennen. Bei<br />

vielen anderen Versuchen mit Strömen von 5 A bis 63 kArms<br />

wurde<br />

bewiesen, dass die Ableiter bei der Druckentlastungsprüfung<br />

mechanisch intakt bleiben und keine die Umgebung gefährdenden<br />

Teile weggeschleudert werden. Für diese Prüfungen liegen<br />

ebenfalls, wie für alle Prüfungen, Protokolle vor. Die<br />

Typenprüfungen wurden grösstenteils in neutralen Prüfinstituten<br />

verifiziert, und die Protokolle stehen den Kunden zur Verfügung.<br />

cm/kV rms<br />

kg/m 3<br />

Kriechweg<br />

2<br />

1<br />

0<br />

0<br />

2.5<br />

3 4 5 7 10 15 20 30 40 80<br />

Salzgehalt des Wassers<br />

Bild 3e<br />

Vergleich der spezifischen Kriechwege von Porzellan- (schwarz)<br />

und Silikonisolatoren (weiss) in Abhängigkeit vom Salzgehalt<br />

beim Sprühnebel-Versuch nach IEC 507<br />

Bild 4<br />

POLIM-H-Ableiter für 24 kV Ableiter-Dauerspannung U<br />

einem Überlastversuch mit 25 kA , 0,2 s<br />

rms<br />

c<br />

nach<br />

7


4.3 Energieaufnahmevermögen und Abkühlzeit<br />

Damit die Ableiter im Netz zuverlässig arbeiten können, muss ihr<br />

Energieaufnahmevermögen grösser sein als die zu erwartende<br />

Energiebelastung beim Ansprechen. Einige Beispiele für die<br />

Ableiterbelastung im Netz sind in Tabelle 3 zusammengestellt. Bei<br />

Ableitern der Leitungsentladungsklasse 1 ist die auftretende<br />

Energiebelastung am höchsten beim Hochstrom (65 kA bzw. 100<br />

kA). Die Beherrschung dieser Belastung ist deshalb an Hand einer<br />

speziellen Typprüfung nachzuweisen.<br />

Arrestertyp<br />

POLIM-DN<br />

POLIM-D<br />

POLIM-DA<br />

MWK, MWD<br />

POLIM-I<br />

POLIM-S<br />

POLIM-H<br />

3.5 p.u. Ladespannung Wellenform des Stromes<br />

200 km Leitung 10 km Kabel In Hochstrom<br />

8/20 s 4/10 s<br />

kJ/kV U c kJ/kV U c kA kJ/kV U c kA kJ/kV U c<br />

0.4<br />

0.4<br />

0.4<br />

0.4<br />

0.4<br />

0.4<br />

0.33<br />

0.33<br />

0.33<br />

0.33<br />

0.33<br />

0.33<br />

Tabelle 3<br />

Energiebelastung von Ableitern in MS-Netzen<br />

Bei den Typen mit Leitungsentladungsklasse 2 und höher erfolgt<br />

der Nachweis des garantierten Energieaufnahmevermögens<br />

mittels rechteckförmiger Strombelastung, analog der Prüfung bei<br />

Hochspannungsableitern.<br />

Die Garantiedaten enthalten eine gewisse Energiereserve und<br />

bedeuten demnach keineswegs die Grenze für die thermische<br />

Stabilität der Ableiter (siehe Kapitel 6).<br />

Auf jeden Fall werden die Ableiter beim Ableiten von sehr hohen<br />

Blitzströmen kräftig aufgeheizt. Sie benötigen deshalb zwischen<br />

zwei solchen Belastungen eine angemessene Abkühlzeit. Diese<br />

Einschränkung ist jedoch nicht von Bedeutung, weil es höchst<br />

unwahrscheinlich ist, dass der gleiche Ableiter innerhalb seiner<br />

Kühlperiode ein zweites Mal einen sehr hohen Blitzstrom ableiten<br />

muss. Dies ist auch der Grund, weshalb der Prüfling bei der<br />

Typprüfung mit Hochstrom [6] zwischen den beiden<br />

Stromstössen auf 60 ° C abgekühlt werden darf .<br />

Die benötigte Abkühlzeit der Ableiter ist u.a. abhängig von der<br />

Umgebungstemperatur und von der Höhe der Betriebsspannung.<br />

Sie nimmt mit der Umgebungstemperatur und der Betriebsspannung<br />

zu. Im ungünstigsten Fall, bei 45 ° C Lufttemperatur und<br />

Uc<br />

gelten folgende Werte:<br />

Abkühlzeit zwischen zwei hohen Blitzstrombelastungen<br />

(65 kA bzw. 100 kA):<br />

Typ POLIM-S und POLIM-H<br />

Restliche Ableitertypen<br />

Abkühlzeit zwischen zwei Energiebelastungen nach Tabelle 2:<br />

Typ POLIM-S und POLIM-H<br />

60 Minuten<br />

Restliche Ableiter<br />

60 Minuten<br />

4.4 Nennableitstrom und Energieaufnahmevermögen<br />

Im MS-Netz haben sich Ableiter mit einem Nennableitstrom von<br />

5 kA als hinreichend zuverlässig erwiesen. Im allgemeinen wird<br />

daher der Typ POLIM-D bzw. der Typ POLIM-DN eingesetzt. Wie<br />

aus den Tabellen 2 und 3 zu entnehmen ist, liegt das<br />

Energieaufnahmevermögen dieser Typen weit oberhalb der zu<br />

erwartenden Belastungen im Netz, wenn von sehr hohen<br />

Blitzströmen abgesehen wird. Diese werden von den Ableitern<br />

auch beherrscht, sind jedoch äusserst unwahrscheinlich, da sie<br />

praktisch nur bei einem direkten Blitzeinschlag in den Ableiter<br />

auftreten können.<br />

5<br />

10<br />

10<br />

10<br />

10<br />

20<br />

0.48<br />

0.47<br />

1.0<br />

65<br />

0.55 100 3.6<br />

100<br />

100<br />

100<br />

100<br />

5.0<br />

3.4<br />

3.6<br />

3.5<br />

keine Pause notwendig<br />

75 Minuten<br />

8<br />

Bei Freileitungen mit Holzmasten können aber auch weit entfernte<br />

Blitzeinschläge relativ hohe Ströme durch die Ableiter<br />

verursachen. Ist U = 3000 kV die Überschlagsspannung der<br />

Leitung gegen Erde und Z = 450 Ω der Wellenwiderstand der<br />

Leitung, so folgt aus Gleichung (3), Seite 16, dass Blitzströme bis<br />

zu 13 kA durch die Ableiter zu erwarten sind. Dieser Strom erzeugt<br />

bei Ableitern mit I n= 5 kA eine Restspannung, welche 15%<br />

oberhalb UP<br />

liegt. Damit wird deren Schutzwirkung auf das<br />

Betriebsmittel verschlechtert. Befindet es sich beispielsweise am<br />

Ende einer 10 km langen Freileitung, so wird es dieser erhöhten<br />

Spannungs-beanspruchung alle 3 Jahre einmal ausgesetzt sein.<br />

Deshalb führt ABB im Sortiment der MS-Ableiter auch die Typen<br />

MWK, MWD, POLIM-I, POLIM-S und POLIM-H. Sie besitzen<br />

Nennableitströme von 10 kA bzw. 20 kA. Ihr Einsatz wird dort<br />

empfohlen, wo bezüglich der Belastung, der Betriebssicherheit<br />

und des Schutzniveaus höhere und höchste Anforderungen<br />

gestellt werden.<br />

Dies ist der Fall<br />

• in Regionen mit hoher Blitztätigkeit<br />

• bei Freileitungen mit Beton- oder Holzmasten und nicht geerdeten<br />

Traversen<br />

• bei Ableitern an Standorten, in deren Nähe sich oft Personen<br />

aufhalten<br />

• Im Zuge von Leitungen, welche hinsichtlich der Betriebssicherheit<br />

aussergewöhnlich hohe Anforderungen stellen<br />

• zum Schutz von Motoren, Generatoren und Kabeln<br />

• in Gegenden mit hoher Industrieverschmutzung, oder wenn die<br />

Ableiter nicht weiter als 1000 m vom Meer entfernt sind<br />

In Fällen, wo 10 kA-Ableiter ratsam sind, ist auch ein höheres<br />

Energieaufnahmevermögen von Vorteil und es sollte ein<br />

Ableitertyp mit Leitungsentladungsklasse 2 oder höher gewählt<br />

werden. Deshalb haben diese Ableiter eine Belastungsfähigkeit<br />

von mindestens 5,5 kJ/kV Uc (MWK, POLIM-I) bzw. 9,0 kJ/kVUc<br />

(POLIM-S).<br />

Die Besonderheit mancher Betriebsmittel, wie etwa bei<br />

• Lichtbogenöfen<br />

• grossen Kondensatorbatterien<br />

• sehr langen Kabelstrecken<br />

• teuren rotierenden Maschinen<br />

Kann ein noch grösseres Energieaufnahmevermögen erforderlich<br />

machen. In solchen Fällen ist der Spezialtyp POLIM-H mit I n = 20<br />

kA und mit 13,3 kJ / kV vorzuziehen.<br />

Uc<br />

5 Besondere Betriebsbedingungen<br />

5.1 Kurzschlussleistung des Netzes<br />

Jeder Ableiter kann überlastet werden. Die Ursache dafür sind<br />

extrem hohe Blitzströme, eine grosse Anzahl von Folgeblitzen [16,<br />

17] oder der sogenannte Spannungsübertritt. Darunter versteht<br />

man einen Kurzschluss zwischen zwei verschieden hohen<br />

Spannungsebenen. Die Spannung an den Ableitern der unteren<br />

Spannungsebene übersteigt dabei den zulässigen Grenzwert. Bei<br />

einer Überlastung der einen oder anderen Art schlagen die<br />

Widerstände durch oder über. Im Ableiter entsteht ein Lichtbogen,<br />

dessen Strom durch die Kurzschlussleistung des Netzes gegeben<br />

ist. Bei Ableitern mit einem Porzellangehäuse lässt der Lichtbogen<br />

den Gasdruck im Gehäuse rasch ansteigen. Ist der Kurzschluss-<br />

Strom des Netzes nicht zu hoch, dann öffnen die<br />

Druckentlastungsventile der Ableiter bevor der Berstdruck des<br />

Gehäuses erreicht ist. Bei sehr grossen Strömen hingegen ist ein<br />

Bersten des Gehäuses nicht auszuschliessen. Bei Silikonableitern<br />

von ABB besteht bei Überlastung keine Berstgefahr. Zwischen dem<br />

Aktivteil und der Silikonisolation befindet sich kein Luftraum, in<br />

welchem sich ein Überdruck aufbauen könnte. Es entstehen bei<br />

einem solchen Vorgang vielmehr Löcher in der Hülle, durch die<br />

dann sofort die Zündung des Aussenüberschlages erfolgt.


Die MS-Ableiter der Typen POLIM-D, MWK und MWD sind mit<br />

Kurzschluss-Strömen bis 20 kA geprüft. Die Typen POLIM-I,<br />

POLIM-S und POLIM-H sind mit Kurzschluss-Strömen bis 65 kA<br />

geprüft. Aufgrund der speziellen Konstruktion sind die Ableiter<br />

auch bis zu den höchsten Kurzschluss-Strömen explosions- und<br />

zerfallsicher.<br />

5.2 Erhöhte Umgebungstemperatur<br />

Die garantierten Werte für U c gelten für Umgebungstemperaturen<br />

bis 45 °C. Bei den Freiluftableitern ist zusätzlich noch die extremste<br />

2<br />

Sonnenbestrahlung ( 1,1 kW/m ) berücksichtigt. Befinden sich in<br />

der Nähe der Ableiter andere Wärmequellen, so muss<br />

gegebenenfalls der grösseren Erwärmung mit Erhöhung von U c<br />

Rechnung getragen werden. Bei Umgebungstemperaturen<br />

oberhalb 45 °C muss pro 5 °C Temperaturerhöhung U um 2% c<br />

vergrössert werden.<br />

5.3 Mechanische Festigkeit<br />

Die MS-Ableiter von ABB sind auch in Gegenden mit starker<br />

Erdbebentätigkeit betriebssicher. Die Silikonableiter von ABB<br />

können auch Stützerfunktion übernehmen. Dabei ist nach DIN<br />

48113 bei der Kopfzugbelastung zu unterscheiden zwischen<br />

Kurzzeit- und Betriebslast. Die zulässigen Belastungen ergeben<br />

sich aus den jeweiligen Produkten von Ableiterhöhe und den<br />

maximal zulässigen Biegemoment-Belastungen. In Tabelle 4 sind<br />

die mechanischen Daten der verschiedenen Ableitertypen<br />

angegeben.<br />

Ableitertyp<br />

POLIM-DN<br />

POLIM-D<br />

POLIM-DA<br />

MWK, MWD<br />

POLIM-I<br />

POLIM-S<br />

POLIM-H<br />

Umbruchmoment<br />

Nm<br />

250<br />

250<br />

350<br />

350<br />

2500<br />

4000<br />

6000<br />

Tabelle 4<br />

Mechanische Daten der MS-Ableiter der ABB<br />

Torsion<br />

Nm<br />

5.4 Verschmutzung<br />

Silikon ist das beste Isoliermaterial bei Verschmutzung. Dies<br />

insbesondere deshalb, weil das Material wasserabweisend ist. Der<br />

Silikonableiter verhält sich deshalb bei starker Luftverschmutzung<br />

günstiger als Ableiter mit Porzellan oder anderen polymeren<br />

Isolierstoffen. Zusätzlich sind die materialbedingten Selbstreinigungseigenschaften<br />

beim Silikonableiter hervorragend, da<br />

der Schmutz an den flexiblen Schirmen kaum haftet und durch das<br />

Regenwasser abgewaschen wird. Beim Einsatz in Regionen mit<br />

extrem starker Luftverschmutzung ist es ratsam, generell<br />

Ableitergehäuse mit verlängertem Kriechweg zu verwenden.<br />

Bild 5<br />

Abperlendes Wasser auf Silikonoberfläche (Hydrophobie-Effekt)<br />

50<br />

50<br />

50<br />

68<br />

100<br />

100<br />

100<br />

Zug<br />

Vertikal<br />

N<br />

625<br />

625<br />

1000<br />

1200<br />

2000<br />

3000<br />

4000<br />

9<br />

5.5 Höhenanpassung der Ableitergehäuse<br />

Bis zur Einsatzhöhe von 1800 m über Meer können normale MS-<br />

Ableiter von ABB verwendet werden. In höheren Lagen ist die<br />

Dichte der Luft so stark abgesunken, dass die Haltespannung der<br />

Ableitergehäuse gegen äusseren Überschlag nicht mehr<br />

ausreichend sein könnte. Für diesen Fall muss das unveränderte<br />

Aktivteil der Ableiter (gleiches Schutzniveau) in einem<br />

verlängerten Gehäuse mit grösserer Fadenlänge bzw. Schlagweite<br />

untergebracht werden.<br />

Als Richtwert kann man annehmen, dass bei einer Einsatzhöhe des<br />

Ableiters von je 1000 m oberhalb 1800 m über Meer die<br />

Fadenlänge des Gehäuses um je 12% vergrössert werden muss.<br />

Auf einer Höhe von beispielsweise 3300 m über Meer muss die<br />

Fadenlänge der Gehäuse 18% grösser sein als beim normalen<br />

Ableiter.<br />

6 Schutzcharakteristik<br />

und Stabilitätsfragen bei MO-Ableitern<br />

6.1 Schutzniveau der Ableiter<br />

Das Schutzniveau U ist die maximale Spannung an den Klemmen<br />

p<br />

des Ableiters beim Fliessen des Nennableitstromes, der<br />

definitionsgemäss eine Stromform von 8/20 ms aufweist. Der<br />

Scheitelwert des Stromes wird also nach ca. 8 ms erreicht und<br />

nach ca. 20 ms ist er auf 50% des Scheitelwertes abgeklungen. Bei<br />

Funkenstreckenableitern ist U noch zusätzlich durch die<br />

p<br />

Ansprechspannung bei Blitzstoss gegeben. Dies ist der<br />

Scheitelwert der kleinsten Stossspannung mit der Impulsform<br />

1,2/50 ms welche jedesmal zum Ansprechen des Ableiters führt.<br />

Bei gleicher Dauerbetriebsspannung U c ermöglichen heute MOund<br />

Funkenstreckenableiter praktisch das gleiche Schutzniveau.<br />

Es liegt bei etwa U p= 3,33 U cund darunter. Genaue Werte sind den<br />

entsprechenden Prospekten zu entnehmen.<br />

Die Schutzcharakteristik eines Ableiters besteht aber nicht nur aus<br />

dem Wert U p sondern aus zwei weiteren Merkmalen. Da ist auf der<br />

einen Seite das bei MS besonders wichtige Verhalten der Ableiter<br />

bei steiler Wellenfront. Die Prüfung bei MO-Ableitern erfolgt beim<br />

Nennableitstrom, dessen Anstiegszeit jedoch von 8ms auf 1ms<br />

verkleinert wird. Bei dieser steilen Stromwelle erreicht die<br />

Restspannung über dem Ableiter maximal 1,13 U p. Bedingt durch<br />

die extrem grosse Nichtlinearität der Strom-Spannungs-<br />

Charakteristik der MO-Ableiter liegt die Anstiegszeit der<br />

Restspannung in der Grössenordnung von 50 ns.<br />

Zum Vergleich wird bei den Funkenstreckenableitern oft die<br />

Ansprechspannung bei Steilstoss herangezogen. Sie liegt etwa bei<br />

1,15 U . Bei dieser Prüfung wird die Frontzeit auf rund 400 ns<br />

p<br />

eingestellt. Ein echter Vergleich mit den MO-Ableitern erfordert<br />

jedoch eine Frontzeit welche ebenfalls in der Grössenordnung von<br />

50 ns liegt. Bei so steiler Front erreicht die Frontansprechspannung<br />

mindestens einen Wert von 1,4 U . Daraus folgt,<br />

p<br />

dass bei steiler Front die Begrenzungsspannung der<br />

Funkenstreckenableiter mindestens 24% höher liegt als bei MO-<br />

Ableitern.<br />

Das Verhalten der Ableiter bei Schaltüberspannungen ist ein<br />

weiteres Merkmal der Schutzcharakteristik. Bei den Funkenstreckenableitern<br />

erreicht die Zündspannung bei diesen relativ<br />

langsam ansteigenden Überspannungen etwa den Wert U . MOp<br />

Ableiter haben keine Zündspannung. Bei MS-Ableitern ist hier das<br />

Schaltschutzniveau durch die Restspannung bei 500 A der<br />

Stromwelle 30/60 ms gegeben. Die Restspannung erreicht je nach<br />

Ableitertyp den Betrag 0,77....0,83 U . Die Begrenzungsspannung<br />

p<br />

bei Schaltüberspannungen ist also bei Funkenstreckenableitern<br />

um mindestens 20% höher als bei MO-Ableitern.


Bei gleicher Dauerbetriebsspannung haben also die MO-Ableiter<br />

gegenüber den Funkenstreckenableitern eine günstigere<br />

Schutzcharakteristik. Die oben genannten Zahlen gelten für den<br />

Ableitereinsatz in Netzen mit hochohmig isoliertem Sternpunkt.<br />

Hier besitzen die MO-Ableiter bezüglich der Betriebssicherheit<br />

noch den Vorteil, dass sie auch temporären Überspannungen nach<br />

Bild 7 standhalten können.<br />

MO- und Funkenstreckenableiter müssen in Netzen mit<br />

niederohmiger Sternpunkterdung unterschiedlich dimensioniert<br />

werden [8]. Die Folge ist, dass Uc<br />

um 28% tiefer gewählt werden<br />

kann als die Dauerbetriebsspannung der Funkenstreckenableiter.<br />

Daraus resultiert für die MO-Technik eine Schutzcharakteristik,<br />

welche je nach Wellenform 28% bis 42% tiefer liegt.<br />

6.2 Stabilitätsfragen bei MO-Ableitern<br />

In Bild 6 ist P die Verlustleistung der MO-Widerstände eines<br />

Ableiters bei U c. Es ist ersichtlich, wie P mit der MO-Temperatur T<br />

exponentiell ansteigt, was eine immer stärkere Erwärmung des<br />

Aktivteiles zur Folge hat. Die Kühlung der Widerstände erfolgt<br />

durch den Wärmefluss Q vom Aktivteil des Ableiters an die äussere<br />

Umgebung. Im Temperaturbereich oberhalb des kritischen<br />

Punktes ist P>Q. Hier reicht also die Kühlung nicht aus, um die<br />

erzeugte Verlustleistung nach aussen abzuführen. Die<br />

Widerstände würden immer heisser und der Ableiter würde<br />

thermisch zerstört. Durch geeignete Dimensionierung der<br />

Widerstände und konstruktive Massnahmen zur Kühlung der<br />

Blöcke ist es möglich, den kritischen Punkt so hoch zu legen, dass<br />

er auch bei schwersten im Betrieb zu erwartenden Belastungen mit<br />

Sicherheit nicht erreicht wird.<br />

Der beschriebene Mechanismus zeigt jedoch die Grenzen des<br />

Energieaufnahmevermögens der MO-Ableiter. Die zugeführte<br />

Energie darf nur so gross sein, dass der kritische Punkt nie erreicht<br />

wird. Dann ist P


7 Prüfungen<br />

Die Prüfung der ABB-Ableiter erfolgt nach den international<br />

vereinbarten Prüfvorschriften. Für MO-Ableiter ist seit August<br />

1998 die IEC 60099-4 gültig [6]. In den USA ist die Norm ANSI<br />

C62.11-1993 massgebend [7], welche weitgehend mit IEC<br />

übereinstimmt. Die MS-Ableiter von ABB erfüllen beide Normen.<br />

Die Prüfungen werden unterteilt in Typprüfungen, Stückprüfungen<br />

und Abnahmeprüfungen.<br />

Weiterhin werden an den Ableitern Sonderprüfungen<br />

durchgeführt, die nicht in den internationalen Vorschriften<br />

festgehalten sind.<br />

7.1 Typprüfungen<br />

Nach Abschluss der Entwicklung einer Ableiterkonstruktion<br />

werden Typprüfungen durchgeführt. Sie dienen dem Nachweis der<br />

Einhaltung der entsprechenden Norm. Bei MS-Ableitern sind<br />

folgende Prüfungen vorgesehen:<br />

Spannungsprüfung der Ableitergehäuse: bei dieser Prüfung wird<br />

nachgewiesen, dass die äussere Isolation der Gehäuse den zu<br />

erwartenden Spannungsbeanspruchungen gewachsen ist.<br />

Restspannungsprüfung: der Zweck dieser Prüfung ist die<br />

Bestätigung, dass das Schutzniveau der Ableiter die garantierten<br />

Daten nicht übersteigt.<br />

Prüfung mit Rechteckwellenstrom: mit dieser Prüfung wird<br />

belegt, dass die MO-Widerstände ohne Durch- bzw. Überschlag<br />

den möglichen dielektrischen und energetischen Beanspruchungen<br />

standhalten.<br />

Zeitraffende Alterungsprüfung: bei dieser Prüfung werden<br />

Widerstände bei 115 ° C während 1000 Stunden mit einer<br />

Spannung oberhalb Uc<br />

belastet. Dabei wird beobachtet, ob und wie<br />

stark die Verlustleistung der Widerstände im Laufe ihrer<br />

Lebensdauer zunimmt. Unter Lebensdauer wird nach [7] eine<br />

Zeitspanne von 110 Jahren verstanden. In dieser Zeit zeigen ABB-<br />

Widerstände keine Zunahme der Verlustleistung: sie unterliegen<br />

somit keinem Alterungsprozess.<br />

Arbeitsprüfung: Folgende Grössen sind bei dieser Prüfung von<br />

Bedeutung:<br />

• Referenzstrom Iref<br />

Er ist der Scheitelwert der ohmschen Stromkomponente bei dem<br />

die Referenzspannung gemessen wird. Iref<br />

soll gross genug sein,<br />

damit diese Messung nicht durch die Streukapazitäten der<br />

Ableiterbauglieder beeinflusst wird. Er muss vom Hersteller<br />

angegeben werden. Für die ABB-MS-Ableiter gelten folgende<br />

Werte für I :<br />

ref<br />

Die Arbeitsprüfung dient dem Nachweis der thermischen Stabilität<br />

der Ableiter. Sie erfolgt in zwei Schritten. Zuerst ist die<br />

Konditionierung der Widerstände durchzuführen. Dazu werden die<br />

Widerstände an die Spannung 1,2 * Uc<br />

gelegt und dieser<br />

Spannung überlagert 20 mal mit dem Nennableitstrom belastet.<br />

Die Konditionierung kann auch am kompletten Ableiter<br />

durchgeführt werden.<br />

Anschliessend werden die Widerstände in das Ableitergehäuse<br />

eingebaut und bei Raumtemperatur mit einem Hochstromstoss<br />

belastet. Nach dem Abkühlen des Prüflings wird er auf 60 ° C<br />

aufgeheizt und anschliessend erneut mit einem Hochstromstoss<br />

belastet. Spätestens 100 ms nach dem zweiten Hochstromstoss<br />

wird dem Prüfling für 10 s die netzfrequente Spannung Ur<br />

und<br />

dann 30 min lang Uc<br />

angelegt. In der letzten Phase der Prüfung<br />

muss sich zeigen, ob der Prüfling thermisch stabil bleibt oder aber<br />

instabil wird.<br />

Der hier beschriebene Prüfungsablauf gilt für MS-Ableiter mit<br />

Nennableitstrom 5 kA und 10 kA der Leitungsentladungsklasse 1.<br />

Der Ableiter hat die Prüfung bestanden, wenn<br />

• thermische Stabilität erreicht wurde<br />

• die Änderung der Restspannung, vor und nach der Prüfung<br />

gemessen, nicht grösser als5%ist<br />

• die Sichtkontrolle des Prüflings nach der Prüfung keinen<br />

Durchschlag, Überschlag oder mechanische Beschädigung der<br />

Widerstände ergibt.<br />

Wechselspannungs-Zeit-Kennlinie: bei dieser Prüfung geht es<br />

darum, die Kurven in Bild 7, welche im allgemeinen auf<br />

rechnerischem Wege ermittelt werden, experimentell zu<br />

bestätigen. Sie dient also dem Nachweis der ausreichenden<br />

Festigkeit der Ableiter gegenüber temporären Überspannungen.<br />

Druckentlastungsprüfung: bei Ableitern mit Druckentlastungsvorrichtungen<br />

weisen diese Prüfungen nach, dass das Ableiter-<br />

Gehäuse Kurzschluss-Strömen unter festgelegten Prüfbedingungen<br />

standhält ohne zu bersten. Bei Ableitern mit<br />

Kunststoffgehäuse ohne Druckentlastungsvorrichtung wird die<br />

Überprüfung des Verhaltens im Überlastungsfall durchgeführt<br />

indem der Ableiter gezielt elektrisch überlastet wird. An allen ABB-<br />

Ableitern mit Silikongehäuse wurden diese Prüfungen<br />

durchgeführt.<br />

1,4mA für POLIM-DN<br />

1,4 mA für POLIM-D<br />

1,6 mA für POLIM-DA<br />

2,2 mA für MWK, MWD, POLIM-I, POLIM-C<br />

3,6 mA für POLIM-S<br />

5 mA für POLIM-H<br />

• Referenzspannung Uref<br />

Sie ist definiert als die betriebsfrequente Spannung am Ableiter,<br />

bei der Iref<br />

fliesst. Uref<br />

wird ermittelt aus dem Scheitelwert der<br />

Spannung geteilt durch √ 2.<br />

• Bemessungsspannung (Rated Voltage) Ur<br />

Sie ist der höchste zulässige Effektivwert der Wechselspannung,<br />

für die der Ableiter bemessen ist, um unter der Bedingung der<br />

zeitweiligen Spannungserhöhung, wie sie in der Arbeitsprüfung<br />

festgelegt ist, bestimmungsgemäss zu arbeiten. Ur<br />

ist vom<br />

Ableiterlieferanten anzugeben und liegt bei ABB-Ableitern bei<br />

1,25 * U c. Die während der Prüfung angelegten Spannungen Ur<br />

und Uc<br />

sind entsprechend zu erhöhen, wenn<br />

- die Widerstände bei der zeitraffenden Alterungsprüfung eine<br />

Zunahme der Verlustleistung zeigen.<br />

- die Referenzspannung des Prüflings grösser ist als der vom<br />

Lieferanten garantierte Minimalwert für die Ableiter.<br />

Bild 8<br />

MO-Überspannungsableiter Typ MWK nach Überlastversuch mit<br />

20 kA (0,2 s) Kurzschlussstrom<br />

Prüfung bei künstlicher Verschmutzung: diese Prüfung soll<br />

zeigen, dass durch äussere Fremdschichtbedingungen die<br />

Ableiterinnenteile keine Beschädigung erleiden. Dabei ist<br />

besonders die erhöhte Temperaturbeanspruchung des Aktivteiles<br />

zu beachten, hervorgerufen durch die ungleichmässige<br />

Spannungsverteilung entlang der verschmutzten äusseren<br />

Isolation. Bei nichtkeramischen Isolationen wie Silikon sind<br />

Kurzzeitversuche wenig aussagekräftig. Hier werden Langzeitversuche<br />

durchgeführt zur Überprüfung der Alterungsbeständigkeit<br />

des Isoliermaterials und der Dichtigkeit der<br />

Konstruktion. Alle ABB-Ableiter wurden erfolgreich mit zyklischen<br />

Langzeitversuchen geprüft.<br />

11


7.2 Stückprüfungen<br />

Stückprüfungen werden an jedem Ableiter oder an Teilen von ihm<br />

(z.B. an Widerständen) durchgeführt, um sicherzustellen, dass<br />

das Produkt der Auslegung genügt.<br />

Messung der Referenzspannung: die gemessenen Werte der<br />

Referenzspannung Uref<br />

müssen innerhalb des vom Hersteller<br />

vorgegebenen Toleranzbereiches liegen. Die unterste Grenze von<br />

Uref<br />

garantiert die thermische Stabilität des Ableiters. Je höher der<br />

gemessene Wert von Uref<br />

bei der Endprüfung eines bestimmten<br />

Ableiter-Typs ist, desto kleiner ist die Verlustleistung bei Uc<br />

und<br />

desto besser ist seine Stabilität im Netzbetrieb.<br />

Prüfung der Restspannung: sie dient dem Nachweis, dass das<br />

garantierte Schutzniveau des Ableiters eingehalten wird. Die<br />

Restspannung kann an den einzelnen Widerständen beim<br />

Nennableitstrom gemessen werden.<br />

Teilentladungsprüfung: sie dient dem Nachweis der<br />

Teilentladungsfreiheit der Ableiter. Die Messung erfolgt bei der<br />

Spannung 1,05 Uc<br />

am gesamten Ableiter. Nach IEC ist ein<br />

Teilentladungspegel < 50 pC noch zulässig. ABB-Ableiter werden<br />

jedoch schärfer geprüft, indem die Grenze 5 pC eingehalten<br />

werden muss.<br />

Dichtigkeitsprüfung: mit dieser Prüfung wird nachgewiesen, dass<br />

das Porzellangehäuse die Ableiterinnenteile luftdicht abschliesst.<br />

Bei Kunststoffableitern entfällt diese Prüfung, da der Aktivteil<br />

direkt in Kunststoff vergossen ist.<br />

Zusätzlich zu den von IEC empfohlenen Stückprüfungen werden<br />

bei ABB-MS-Ableitern noch folgende zwei Prüfungen<br />

durchgeführt:<br />

• Messung des totalen Betriebsstromes bei Uc<br />

an jedem Ableiter<br />

• zeitraffende Alterungsprüfung über 300 Stunden an mindestens<br />

2 Widerständen jedes Fertigungsloses. Diese Prüfung stellt sicher,<br />

dass im Montageprozess nur Widerstände Verwendung finden,<br />

welche keinem Alterungsprozess unterliegen.<br />

7.3 Abnahmeprüfungen<br />

Werden bei Bestellung Abnahmeprüfungen vereinbart, so sind<br />

folgende Prüfungen an einer Anzahl der zu liefernden Ableiter<br />

durchzuführen, die sich aus der auf eine ganze Zahl nach unten<br />

abgerundeten dritten Wurzel der Liefermenge ergibt:<br />

•<br />

•<br />

Messung der Referenzspannung<br />

Messung der Restspannung am Ableiter bei Nennableitstrom<br />

• Messung des Teilentladungspegels bei 1,05 * Uc<br />

mit der<br />

gegenüber IEC verschärften Prüfbedingung < 5 pC.<br />

7.4 Sonderprüfungen<br />

Die in der neuesten Ausgabe der relevanten IEC-Vorschrift [6]<br />

aufgeführten Prüfungen beziehen sich auf Ableiter mit<br />

Porzellanisolatoren. In dem IEC-Arbeitspapier für MO-Ableiter mit<br />

Polymergehäuse [22] werden Prüfungen speziell für Ableiter mit<br />

Kunststoffgehäuse diskutiert. In Anlehnung an dieses<br />

Arbeitspapier, und darüber hinausgehend, wurden an ABB-MS-<br />

Ableitern mit Silikonisolation unter anderem die folgenden<br />

Prüfungen durchgeführt:<br />

Überlastungsprüfung: diese Prüfung zeigt das Verhalten des<br />

Ableiters bei Überlastung. In der Prüfung wird der Ableiter durch<br />

anlegen erhöhter Spannung gezielt überlastet bis zur Zerstörung<br />

und Auftreten des Netz-Kurzschlussstromes. Aufgrund der<br />

besonderen Konstruktion (Direktverguss) und des gewählten<br />

Isolationsmaterials (Silikon) sind die ABB-MS-Ableiter<br />

explosions- und zerfallsicher bis zu höchsten Prüfströmen. Da<br />

Silikon selbstlöschend ist, besteht keine Gefahr, dass durch<br />

herabfallende brennende Isolationsteile Brände ausgelöst werden<br />

können.<br />

Wetter-Alterungsprüfung: die Prüfung zeigt das Langzeitverhalten<br />

des Isoliermaterials und der Konstruktion gegenüber zyklischer<br />

Umweltbelastung wie Wärme, Feuchtigkeit, Regen, Salznebel und<br />

UV-Strahlung bei dauernd anliegender Spannung. Die gesamte<br />

Prüfdauer beträgt 5000 Stunden.<br />

UV-Strahlung: das Isoliermaterial wird einer 1000 Stunden<br />

dauernden UV-Strahlung mit zusätzlicher Befeuchtung ausgesetzt.<br />

Die Isoliereigenschaften von Silikon werden davon nicht negativ<br />

beeinflusst. Im Gegenteil, die UV-Strahlung fördert den Prozess<br />

der sich ständig erneuernde Hydrophobie der Silikonoberfläche.<br />

Tieftemperatur: die Konstruktion wie auch die verwendeten<br />

Materialien der ABB-MS-Ableiter mit Silikongehäuse vertragen<br />

o<br />

Temperaturen bis zu minus 60 C ohne Veränderung der<br />

elektrischen und mechanischen Eigenschaften. Weiterhin haben<br />

o<br />

zyklische Vereisungen bis zu minus 40 C in Wasser gezeigt, dass<br />

die Konstruktion und insbesondere die Oberfläche des Silikons<br />

nicht durch die Eisbildung beeinträchtigt wird.<br />

Feuchtigkeit: Langzeitversuche mit Prüfdauern von bis zu über 2<br />

Jahren, in denen die Ableiter rel. Luftfeuchte von über 90%<br />

ausgesetzt waren, zeigen, dass das elektrische Verhalten der<br />

Ableiter nicht durch eindringende Feuchtigkeit beeinflusst wird,<br />

oder die Ableiter defekt werden.<br />

8 Auswahl der Ableiter und Bestimmung von U c<br />

c<br />

Damit der Ableiter den Anforderungen des Netzbetriebes genügt,<br />

sind bei der Wahl seiner maximalen Dauerbetriebsspannung U<br />

zwei Bedingungen einzuhalten:<br />

• Uc<br />

muss grösser sein als die dauernd an den Klemmen des<br />

Ableiters anliegende netzfrequente Spannung.<br />

• T*Uc<br />

muss grösser sein als die zu erwartende temporäre Überspannung<br />

an den Ableiterklemmen. Nach Bild 7 ist T abhängig von<br />

der Zeitdauer t der temporären Überspannung. Bei der<br />

Bestimmung von T ist also auch t zu berücksichtigen. Aus<br />

Sicherheitsgründen wird man dazu im allgemeinen die untere<br />

Kurve von Bild 7 verwenden.<br />

Für die Wahl von Uc<br />

des Ableiters im Drehstromnetz ist in erster<br />

Linie sein Einsatzort massgebend: zwischen Phase und Erde,<br />

zwischen Sternpunkt und Erde oder zwischen den Phasen. Die<br />

maximale stationäre Spannung an den Anschlussklemmen des<br />

Ableiters lässt sich mit Hilfe der maximalen Spannung Um<br />

zwischen den Phasen berechnen. Ist diese nicht genau bekannt,<br />

dann sollte Um<br />

durch die höchste Spannung des Netzes oder durch<br />

die höchste Spannung für Betriebsmittel ersetzt werden.<br />

In Drehstromnetzen sind vor allem die temporären Überspannungen<br />

UTOV<br />

zu beachten. Sie treten meistens bei<br />

Erdschlüssen auf. Ihre Höhe ist durch die Sternpunktbehandlung<br />

des Netzes gegeben. Ferner ist die Betriebsführung des Netzes von<br />

Bedeutung, da sie die Dauer t dieser temporären Überspannungen<br />

festlegt, und damit die Grösse T(t) für Uc<br />

mitbestimmend ist:<br />

UTOV<br />

Uc<br />

> -------------<br />

T(t)<br />

8.1 Netze mit Erdschlusskompensation oder mit<br />

hochohmig isoliertem Sternpunkt<br />

Unter Erdschlussbedingungen steigt die Spannung an den<br />

"gesunden" Phasen höchstens auf U m:<br />

U > U für Ableiter zwischen Phase und Erde.<br />

c<br />

m<br />

Die Spannung am Sternpunkt des Transformators kann höchstens<br />

U / 3 erreichen:<br />

m √<br />

Um<br />

Uc<br />

> ------- für Ableiter zwischen dem Transformator-<br />

√3 Sternpunkt und Erde.<br />

In jedem Netz sind Induktivitäten und Kapazitäten vorhanden,<br />

welche zusammen Schwingkreise bilden. Liegt deren Frequenz in<br />

der Nähe der Betriebsfrequenz, so könnte beim einpoligen<br />

Erdschluss die Spannung zwischen Phase und Erde grundsätzlich<br />

höher als Um<br />

werden. Der Netzbetreiber ist aber bemüht, solche<br />

Resonanzerscheinungen zu vermeiden. Gelingt dies nicht, so ist<br />

U entsprechend höher zu wählen.<br />

c<br />

12


8.2 Netze mit hochohmig isoliertem Sternpunkt und<br />

Erdschluss-Abschaltung<br />

Die temporären Überspannungen sind gleich hoch wie die im<br />

Abschnitt 8.1. Die frühzeitige Abschaltung des Erdschlusses<br />

ermöglicht jedoch eine Verkleinerung von Uc<br />

um den Faktor T.<br />

Erfolgt beispielsweise die Erdschlussabschaltung nach höchstens<br />

t = 10 s, dann ergibt sich mit Hilfe von Bild 7 die Reduktion T = 1,26.<br />

Uc<br />

><br />

Um<br />

-----<br />

T<br />

für Ableiter zwischen Phase und Erde.<br />

Um<br />

Uc<br />

> ----------- für Ableiter zwischen dem<br />

T * √3<br />

Transformator-Sternpunkt und Erde.<br />

8.3 Netze mit niederohmiger Sternpunkterdung (C e < 1,4)<br />

In solchen Netzen sind mindestens so viele Transformatoren im<br />

Sternpunkt niederohmig geerdet, dass bei Erdschlüssen die<br />

Phasenspannung im ganzen Netz nie über 1,4 p.u. ansteigt<br />

(Erdfehlerfaktor Ce < 1,4). Daher ist UTOV < 1,4 * U m / √3. Es darf<br />

angenommen werden, dass die Abschaltzeit des Erdschlusses<br />

höchstens t=3sbeträgt. Daraus folgt (zum Beispiel für den<br />

Ableiter MWK) T = 1,28, so dass gilt:<br />

U<br />

c<br />

1,4 * Um<br />

1,1 * Um<br />

> ------------- = ------------- für Ableiter<br />

1,28 * √3 √3 zwischen Phase und Erde.<br />

Die Spannung an den Sternpunkten der nicht geerdeten<br />

Transformatoren erreicht höchstens U = 0,4 * U :<br />

TOV<br />

Uc<br />

><br />

0,4 * Um<br />

---------- = 0,32 * Um<br />

für Ableiter zwischen<br />

1,28 Transformator-Sternpunkt<br />

und Erde.<br />

8.4 Netze mit niederohmig geerdeten Sternpunkten,<br />

aber nicht überall Ce < 1,4<br />

Für Ableiter in der Nähe des im Sternpunkt geerdeten<br />

Transformators kann Uc<br />

entsprechend Abschnitt 8.3 gewählt<br />

werden, da hier Ce<br />

< 1,4 zutrifft.<br />

Sind die Ableiter aber einige km vom Transformator entfernt, z.B.<br />

bei einem entfernten Übergang von einer Freileitung zu einem<br />

Kabel, dann ist Vorsicht geboten. Ist der Boden ausgetrocknet oder<br />

besteht er aus Fels, so ist der Untergrund relativ hochohmig. Dies<br />

kann dazu führen, dass die Phasenspannung am Ort des Ableiters<br />

in die Nähe von Um<br />

kommt, weshalb in diesem Fall zu empfehlen<br />

ist: Um<br />

Uc<br />

> -------- für Ableiter zwischen Phase und Erde<br />

T<br />

Im allgemeinen wird die Erdschlussüberwachung den Erdschluss<br />

rasch abschalten (t < 3 s): also T = 1,28 (für den Ableiter MWK).<br />

Unter extrem schlechten Erdungsbedingungen, wie z.B in<br />

Wüstenregionen, fliesst unter Umständen beim entfernten<br />

Erdschluss nur ein geringer Kurzschlussstrom. Wird dieser durch<br />

die Überwachung nicht erfasst, so unterbleibt die Ausschaltung.<br />

Die Ableiter in der Nähe des Erdschlusses sind für längere Zeit mit<br />

Umbelastet, weshalb hier Uc > Umzu wählen ist.<br />

Zur Erinnerung: befinden sich die Ableiter im eben beschriebenen<br />

Netz beim Transformator mit niederohmig geerdetem Sternpunkt,<br />

so ist Uc<br />

> 1,4 * U m/ 1,28 * √3 zulässig. Es empfiehlt sich, die<br />

Erdanschlüsse der Ableiter mit dem Transformator-Kessel<br />

galvanisch zu verbinden und diese Verbindungen möglichst kurz<br />

zu gestalten.<br />

m<br />

8.5 Netze mit niederohmiger Sternpunkterdung und C e > 1,4<br />

Dies betrifft Netze, welche mit einer Impedanz geerdet sind, damit<br />

der Kurzschlusstrom auf beispielsweise 2 kA begrenzt wird. Im<br />

Erdschlussfall steigt die Spannung in den "gesunden" Phasen auf<br />

U m. Bei ohmscher Sternpunkterdung kann die Spannung auch 5%<br />

höher als Um<br />

sein. Ist die Ausschaltzeit des Erdschlusses<br />

höchstens t = 10 s, dann ergibt sich mit T = 1,26 (für den MWK):<br />

1,05 * Um<br />

Uc<br />

> -------------- = 0,84 U m.<br />

T<br />

8.6 Ableiter zwischen den Phasen (Neptunschaltung)<br />

In speziellen Fällen wie z.B. beim Transformator von<br />

Lichtbogenofenanlagen treten Schaltüberspannungen auf, welche<br />

durch die Ableiter zwischen Phase und Erde nur ungenügend<br />

begrenzt werden. Hier sind Ableiter zwischen den Phasen<br />

einzusetzen:<br />

U > U für Ableiter zwischen den Phasen.<br />

Der Ableiterschutz besteht dann aus 6 Ableitern, 3 zwischen den<br />

Phasen und 3 zwischen Phase und Erde.<br />

Bild 9 zeigt als Abwandlung davon eine Ableiterschaltung, welche<br />

wegen der Anordnung der Ableiter Neptunschaltung genannt wird.<br />

Sie besteht aus 4 gleichen Ableitern. Zwischen Phase und Erde<br />

sowie zwischen den Phasen sind jeweils 2 Ableiter in Serie<br />

geschaltet. Diese Anordnung liefert daher einen Überspannungsschutz<br />

sowohl zwischen Phase und Erde als auch zwischen den<br />

Phasen. Sie hat aber einen wesentlichen Nachteil gegenüber der<br />

oben beschriebenen Anordnung mit 6 Ableitern. Bei einem<br />

Erdschluss z.B. in der Phase des Ableiters A1 sind die Ableiter A1<br />

und A4 parallel geschaltet. Da sich die Ableiter bei<br />

Dauerbetriebsspannung kapazitiv verhalten, bilden alle 4 Ableiter<br />

zusammen ein unsymmetrisches kapazitives System.<br />

Dies hat zur Folge, dass die Spannung an den Ableitern A2 und A3<br />

den Wert 0,667 * U erreicht. Alle 4 Ableiter müssen daher für<br />

U<br />

c<br />

c<br />

m<br />

> 0,667 * U<br />

m<br />

m<br />

ausgelegt werden. Das Schutzniveau dieser Schaltung, bei der<br />

immer zwei Ableiter in Serie liegen, entspricht also dem von<br />

Ableitern mit Uc><br />

1,334 * U m. Bei der Anordnung mit 6 Ableitern<br />

reicht dagegen Uc<br />

> Um<br />

aus. Das Schutzniveau bei der<br />

Neptunschaltung ist also 33 % höher als bei der Anordnung mit 6<br />

Ableitern.<br />

Bild 9<br />

Uc><br />

Um<br />

T<br />

Uc><br />

Um<br />

A1<br />

a) b)<br />

Überspannungsschutz zwischen Phase und Erde<br />

und zwischen den Phasen<br />

T:<br />

a):<br />

b):<br />

A1, A2, A3, A4<br />

A2<br />

A4<br />

A3<br />

Transformator<br />

Ableiterschutz mit 6 Ableitern<br />

Neptunschaltung<br />

vier gleiche Ableiter mit U c> 0.667 x Um<br />

T<br />

Uc><br />

0,667 x Um<br />

13


8.7 Betriebsspannung mit Oberschwingungen<br />

Oberwellenströme erzeugen in der betriebsfrequenten Spannung<br />

Oberschwingungen. Deshalb kann der Scheitelwert der<br />

verketteten Spannung unter Umständen grösser sein als √2 * U m.<br />

Liegt dieser Unterschied unterhalb 5 %, dann ist Uc<br />

entsprechend<br />

zu erhöhen, sofern Uckleiner als 1,05 * U m* √3, bzw. kleiner als<br />

1,05 * Um<br />

ist bei Ableitern zwischen Phase und Erde, bzw. bei<br />

Ableitern zwischen den Phasen.<br />

Ist hingegen die Spannungserhöhung infolge der Oberwellen<br />

grösser als 5 %, so sollte die Wahl von Uc<br />

mit dem<br />

Ableiterlieferanten abgesprochen werden. Dasselbe gilt für<br />

Spannungsformen welche oft in der Nähe von Thyristventilen<br />

beobachtet werden können: Spannungssprünge, Zündspitzen,<br />

Unsymmetrie in den beiden Halbperioden.<br />

9 Die Schutzdistanz von Ableitern<br />

Ein Betriebsmittel ist um so besser gegen Blitzüberspannungen<br />

geschützt, je mehr seine Blitzstoss-Haltespannung (BIL) das<br />

Schutzniveau Updes Ableiters übersteigt. Moderne Ableiter mit Up<br />

= 3,33 * Ucund darunter halten Up<br />

< 4 p.u. ein, selbst wenn der<br />

Sternpunkt des Netzes hochohmig isoliert sein sollte. Für<br />

Betriebsmittel, welche Blitzüberspannungen ausgesetzt sind,<br />

empfiehlt IEC [9] die in Tabelle 5 genannten BIL-Werte. Ferner<br />

empfiehlt IEC [10] für das MS-Netz BIL > 1,4 * U p. Wie aus Tabelle<br />

5 hervorgeht, genügen moderne Ableiter diesen Anforderungen.<br />

U<br />

Überspannung am Leitungsende E<br />

U: einlaufende Überspannungswelle<br />

v: Fortpflanzungsgeschwindigkeit von U<br />

S: Frontsteilheit von U<br />

A: Ableiter<br />

U p: Schutzniveau von A<br />

a, b: Länge der Verbindungsleitungen<br />

E: Ende der Leitung<br />

U E: Überspannung bei E<br />

Bild 10<br />

v<br />

2 * S * (a+b)<br />

U E = U p + ---------------------- v = 300 m/ s<br />

v<br />

S<br />

A<br />

b<br />

U p<br />

a<br />

U E<br />

E<br />

Um<br />

BIL<br />

Up<br />

BIL/U<br />

p<br />

kV 3.6 7.2 12 17.5 24 36<br />

kV 40 60 75 95 125 170<br />

kV 12 24 40 58.3 79.9 119.9<br />

3.33 2.5 1.88 1.63 1.56 1.42<br />

Tabelle 5<br />

Blitzstoss-Haltespannung (BIL) nach IEC [9] und Schutzniveau<br />

von modernen Ableitern mit U = 4 p. u. p<br />

Der Faktor 1,4 ist deshalb so reichlich bemessen, weil es zu<br />

berücksichtigen gilt, dass die Überspannung beim Betriebsmittel<br />

Up<br />

übersteigen kann. Reflexionseffekte bewirken eine Zunahme<br />

der Spannung am Betriebsmittel mit dessen Entfernung vom<br />

Ableiter. Ab einer gewissen Entfernung ist also der Ableiterschutz<br />

ungenügend. Unter der Schutzdistanz L wird der maximale<br />

Abstand zwischen dem Ableiter und dem Betriebsmittel<br />

verstanden, bei welchem dieses noch ausreichend geschützt ist.<br />

Für die Auslegung des Überspannungsschutzes ist es natürlich<br />

wichtig, diese Schutzdistanz zu kennen. Sie wird im Folgenden für<br />

Ableiter in MS-Anlagen abgeschätzt.<br />

9.1 Theoretischer Ansatz für die Schutzdistanz L<br />

Auf der Freileitung in Bild 10 läuft eine Überspannung U als<br />

Wanderwelle mit der Geschwindigkeit v auf das Leitungsende E zu.<br />

An der Stelle E befindet sich das zu schützende Betriebsmittel. Für<br />

die folgende Betrachtung wird angenommen, dass das zu<br />

schützende Betriebsmittel hochohmig ist (Transformator, offener<br />

Schalter). Wenn die Wanderwelle E erreicht, wird sie reflektiert und<br />

die Spannung steigt auf 2 * U an. Es ist die Aufgabe des Ableiters A,<br />

zu verhindern, dass die Spannung am zu schützenden<br />

Betriebsmittel unzulässig hohe Werte erreicht. Unter der<br />

vereinfachenden Annahme, dass die Frontsteilheit S der<br />

einlaufenden Überspannungswelle zeitlich konstant ist, gilt für den<br />

Maximalwert von U folgende Beziehung:<br />

E<br />

Die Erfahrung hat gezeigt, dass zwischen dem BIL des<br />

Betriebsmittels und der Blitzüberspannung UE<br />

am Betriebsmittel<br />

ein Sicherheitsabstand von 1,2 ausreichend ist.<br />

BIL<br />

2 * S * (a+b)<br />

----- > U E = U p+ -------------------<br />

1,2 v<br />

Setzt man als Grenzwert L = a + b, so folgt die gesuchte Gleichung<br />

(1) für<br />

v BIL<br />

L = -------- * [--------- - U p ] (1)<br />

2 * S 1,2<br />

Ist die Summe der Verbindungsleitungen a + b kleiner als die<br />

Schutzdistanz L des Ableiters, dann ist das Betriebsmittel an der<br />

Stelle E ausreichend geschützt. Damit aus Gleichung (1) die<br />

Schutzdistanz L ermittelt werden kann, muss die Steilheit S<br />

bekannt sein. Im folgenden Abschnitt wird der Erwartungswert<br />

von S abgeschätzt.<br />

9.2 Zu erwartende Steilheit S von Blitzüberspannungen in<br />

MS-Schaltanlagen<br />

Bild 11 zeigt einen Blitzeinschlag in ein Leiterseil. Die Zeitfunktion<br />

des Blitzstromes ist mit i(t) bezeichnet. Im Leiterseil fliessen vom<br />

Einschlagort aus nach beiden Seiten die Blitzströme i/2. Ist Z der<br />

Wellenwiderstand des Leiters gegen Erde, so erzeugen diese<br />

Ströme zwischen Leiterseil und Erde die Blitzüberspannung u(t)<br />

mit der Steilheit des Spannungsanstieges S(t). Wie in Bild 11<br />

angedeutet, ist S(t) im allgemeinen zeitlich nicht konstant. Im<br />

Folgenden wird die maximale Steilheit im Anstieg der<br />

Überspannungswelle mit S bezeichnet.<br />

14


Bild 11<br />

i/2<br />

F<br />

i(t)<br />

Blitzüberspannung bei Blitzeinschlag in Freileitung<br />

F:<br />

Z:<br />

t:<br />

i(t):<br />

di / dt:<br />

u(t):<br />

S:<br />

i/2<br />

u(t)<br />

S=<br />

Zxdi/dt<br />

2<br />

u(t) =<br />

Zxi/(t)<br />

2<br />

Freileitung<br />

Wellenwiederstand von F<br />

Zeit<br />

totaler Blitzstrom in Funktion der Zeit<br />

maximale Steilheit von i(t)<br />

Blitzüberspannung in Funktion der Zeit<br />

maximale Steilheit von u(t)<br />

Bei 10% aller Blitze ist die maximale Stromänderung di/dt grösser<br />

als 32 kA/ s. Ist Z = 450 Ω , so wird also jeder zehnte<br />

Blitzeinschlag eine maximale Spannungssteilheit S > 7200 kV/ s<br />

bewirken. Eine solche Steilheit ist in der Schaltanlage nur zu<br />

erwarten, wenn der Blitzeinschlag in der Nähe der Anlage auftritt.<br />

Die Wahrscheinlichkeit für das Eintreffen eines solchen<br />

Ereignisses ist allerdings sehr gering. Innerhalb eines Abstandes<br />

von beispielsweise 25 m vor der Anlage wird durchschnittlich nur<br />

alle 5000 Jahre einmal ein Blitz einschlagen, dessen Stromsteilheit<br />

32 kA/ s übersteigt.<br />

Erfolgt der Blitzeinschlag weit entfernt von der Schaltanlage, so<br />

sind wesentlich kleinere Spannungssteilheiten in der Anlage zu<br />

erwarten. Auf dem Weg vom Einschlagsort bis zur Schaltanlage<br />

erfährt nämlich die Front der Überspannungswelle infolge Korona-<br />

Dämpfung eine Abflachung. Ist So<br />

die Steilheit beim Einschlagsort,<br />

so reduziert sich die Steilheit längs der Leiterstrecke d auf den<br />

Wert 1<br />

S = -----------------<br />

1/S o + K * d<br />

Die Konstante K ist von der Geometrie der Freileitung abhängig.<br />

-6<br />

Für MS-Leitungen wurde sie in [11] zu K=5*10 s/ kVm<br />

abgeschätzt.<br />

Beim Einschlagort, der z.B. d = 135 m von der Anlage entfernt sei,<br />

verursache ein Blitz eine unendlich grosse Spannungssteilheit S o.<br />

Nach obiger Formel wird die Steilheit S in der Schaltanlage dank<br />

der Koronadämpfung kleiner als 1500 kV/ s sein. Daraus folgt,<br />

dass nur Blitze, welche im Streckenabschnitt d = 135 m vor der<br />

Anlage das Leiterseil treffen, in der Anlage S > 1500 kV/ s<br />

bewirken können.<br />

Aus [12] lässt sich ableiten, dass im Mittel pro Jahr 8 Blitze in eine<br />

100 km lange Freileitung einschlagen. Diese Zahl gilt für deutsche<br />

MS-Netze der Spannungsebenen 10, 20 und 30 kV. In Deutschland<br />

beträgt die Einschlagsdichte der Erdblitze im Mittel etwa 3 Blitze<br />

2<br />

pro Jahr und km . Dies ergäbe nach [13] etwa 25 Blitzeinschläge<br />

pro Jahr und 100 km Freileitungslänge. Dieser um den Faktor 3<br />

grössere, auf rechnerischem Wege ermittelte Wert setzt eine MS-<br />

Leitung im ebenen Gelände voraus. Der Unterschied ist also darauf<br />

zurückzuführen, dass MS-Leitungen oft nicht freistehend sind: sie<br />

werden von Nachbarleitungen, Gebäuden und Waldungen gegen<br />

Blitzeinwirkung abgeschirmt. Im Folgenden wird mit dem<br />

Erfahrungswert von 8 Blitzen pro Jahr und 100 km<br />

Freileitungslänge gerechnet. Dabei ist aber im Auge zu behalten,<br />

dass bei topographisch ungünstigen Bedingungen mit mehr<br />

Blitzeinschlägen zu rechnen ist. Insbesondere in Gegenden mit<br />

extrem hoher Blitztätigkeit sind 100 Blitze pro Jahr und 100 km<br />

Freileitungslänge nicht auszuschliessen.<br />

t<br />

Z<br />

Die Wahrscheinlichkeit eines Blitzeinschlages im Streckenabschnitt<br />

d = 135 m beträgt also 0,01 pro Jahr. In eine MS-<br />

Schaltanlage wird demnach höchstens alle 100 Jahre einmal eine<br />

Blitzüberspannung einlaufen, deren Steilheit oberhalb 1500 kV/ s<br />

liegt.<br />

Diese zwei willkürlich ausgewählten Beispiele sollen zeigen, dass<br />

grosse Spannungssteilheiten seltener auftreten als kleine. Der<br />

Erwartungswert einer Steilheit ist daher immer gekoppelt mit der<br />

Wahrscheinlichkeit des Eintreffens. Es ist üblich, an Stelle der<br />

Wahrscheinlichkeit den Zeitintervall ts<br />

anzugeben, welcher im<br />

Durchschnitt zwischen zwei Ereignissen verstreicht. Im obigen<br />

Beispiel werden natürlich nicht alle Blitze, welche das Leiterseil im<br />

Streckenabschnitt d = 135 m treffen, in der Schaltanlage eine<br />

Steilheit grösser 1500 kV/ s bewirken. Bei manchen Blitzen ist die<br />

Steilheit des Stromanstieges dazu zu gering. Viele Blitze treffen<br />

mehr als nur eines der drei Leiterseile, was zur Reduktion der<br />

Stromsteilheit in den einzelnen Leitern führt und damit die<br />

Spannungssteilheit heruntersetzt.<br />

Wesentliche Bedeutung kommt ferner dem Umstand zu, dass der<br />

Anstieg der Blitzströme konkav verläuft [13]. Deshalb tritt die<br />

höchste Steilheit der Überspannung, wie in Bild 11 angedeutet,<br />

erst im Bereich des Spannungsmaximums auf. Bei<br />

Spannungswellen von Blitzen mit hoher Stromamplitude erfolgt<br />

bereits ein Überschlag von Leiter gegen Erde, bevor das Maximum<br />

der Spannung erreicht ist. Dadurch wird der obere Teil der Welle<br />

abgeschnitten, sodass die höchste Spannungssteilheit gar nicht<br />

wirksam wird.<br />

Nur ein Bruchteil der Blitze, welche im Streckenabschnitt d = 135 m<br />

in das Leiterseil einschlagen, erzeugen also in der Schaltanlage S ><br />

1500 kV/ s. Die Wahrscheinlichkeit für S > 1500 kV/ s ist deshalb<br />

bedeutend kleiner als 0,01 pro Jahr. Sie lässt sich mit Hilfe der<br />

Blitzstromstatistik von Berger [14] abschätzen. Unter der<br />

Annahme eines parabelförmigen Verlaufes des Stromanstieges<br />

ergeben sich die in Tabelle 6 genannten Werte für die zu<br />

erwartenden Steilheiten in einer MS-Schaltanlage. Die kleineren<br />

Werte für S bei Leitungen mit geerdeten Traversen sind eine Folge<br />

der kleineren Überschlagsspannungen der Isolatoren gegenüber<br />

der Überschlagsspannung längs der Holzmasten.<br />

Die Werte von ts<br />

in Tabelle 6 wurden unter der Annahme von 8<br />

Blitzeinschlägen pro Jahr und 100 km Freileitungslänge ermittelt.<br />

Für ts<br />

sind nur Blitze von Bedeutung, welche in den ersten 300 m<br />

vor der Schaltanlage die Leitung treffen. Ist dieses Leitungsstück<br />

freistehend, d.h. ist es nicht von Nachbarleitungen, Gebäuden oder<br />

Waldungen gegen Blitzeinwirkung abgeschirmt, dann sind die<br />

Werte von ts<br />

dreimal kleiner. Sie sind sogar 12 mal kleiner, wenn<br />

zusätzlich eine extrem hohe Blitztätigkeit vorherrscht.<br />

Art der<br />

Freileitung<br />

Zeitintervall<br />

t [Jahre] s<br />

600<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

Holzmasten mit 3000 kV<br />

Überschlagsspannung<br />

1<br />

S[kV/ s]<br />

1940<br />

1630<br />

1450<br />

1200<br />

820<br />

2<br />

S[kV/ s]<br />

1850<br />

1530<br />

1350<br />

1100<br />

660<br />

20 kV Netz mit<br />

geerdeten Traversen<br />

1<br />

S[kV/ s]<br />

1060<br />

920<br />

820<br />

700<br />

520<br />

2<br />

S[kV/ s]<br />

820<br />

730<br />

660<br />

580<br />

440<br />

Tabelle 6<br />

Zu erwartede Steilheiten S von Blitzüberspannungen in MS-Schaltanlagen:<br />

Die angegebenen Werte von S werden durchschnittlich einmal im Zeitintervall<br />

ts<br />

überschritten.<br />

1 bei einphasigen Blitzeinschlägen / 2 bei dreiphasigen Blitzeinschlägen<br />

15


Für Betriebsmittel in Freiluftschaltanlagen wird in [15] ein<br />

Zeitintervall ts<br />

von 400 Jahren empfohlen. Aus Tabelle 6 ergeben<br />

sich somit folgende Erwartungswerte für die Höhe U und die<br />

Steilheit S der in die Anlage einlaufenden Überspannung:<br />

Freileitung mit Holzmasten geerdeten<br />

Traversen<br />

U [kV] 3000 660<br />

S [kV/ s] 1550 800<br />

Dabei wurden 8 Blitzeinschläge pro Jahr und 100 km<br />

Freileitungslänge angenommen und vorausgesetzt, dass<br />

mehrphasige Blitzeinschläge öfter auftreten als einphasige.<br />

Diese Steilheiten S werden in der Schaltanlage im Mittel alle 400<br />

Jahre einmal überschritten. Der zeitliche Verlauf des Anstieges der<br />

Überspannung ist parabelförmig und hat bei U die Steilheit S:<br />

2 2<br />

t * S<br />

u (t) = ------------- (2)<br />

4*U<br />

Gleichung (2) ist für das Zeitintervall 0 < t < 2 * U/S definiert. Bei<br />

Leitungen mit geerdeten Traversen wird U = 660 kV angenommen.<br />

Dies ist etwa die Überschlagsspannung eines 20 kV-<br />

Freileitungsisolators bei Keilstoss-Spannungen mit 800 kV/ s<br />

Steilheit und negativer Polarität.<br />

Setzt man in Gleichung (2) die Werte U und S ein, dann wird<br />

ersichtlich, dass der zeitliche Anstieg der Blitzüberspannung u(t)<br />

bei beiden Leitungsarten etwa gleich verläuft. Da der Ableiter die<br />

Spannung weit unterhalb U begrenzt, wirkt sich daher der grössere<br />

Wert S bei Holzmastleitungen hinsichtlich der Schutzdistanz des<br />

Ableiters nicht aus. Trotzdem sind die Schutzdistanzen bei den<br />

beiden Leitungsarten verschieden. Der Grund liegt in der<br />

unterschiedlichen Höhe U der einlaufenden Überspannungswelle.<br />

Der Blitzstrom i durch den Ableiter erreicht etwa den Scheitelwert<br />

Im allgemeinen besitzt nämlich das Betriebsmittel, hier ein<br />

Transformator, eine Kapazität C gegen Erde. Diese verursacht in<br />

den Leiterabschnitten a und b eine Spannungsschwingung, mit<br />

der Folge, dass die Spannung UT<br />

mit C zunimmt. Dies führt zu einer<br />

Verkleinerung der Schutzdistanz.<br />

Einen gegenteiliegen Einfluss bewirkt hingegen der<br />

parabelförmige Anstieg der Blitzüberspannung. Der Ableiter<br />

begrenzt die Überspannung weit unterhalb ihres Scheitelwertes.<br />

Die maximale Steilheit, welche erst im Bereich des<br />

Spannungsmaximums auftritt, wirkt sich daher nicht aus.<br />

Bei der Herleitung von L nach Gleichung (1) wurde davon<br />

ausgegangen, dass der Ableiter erst leitend wird, wenn die<br />

Spannung an seinen Klemmen den Wert Up<br />

erreicht hat. Dies ist<br />

bei Funkenstreckenableitern der Fall. MO-Ableiter ohne<br />

Funkenstrecken sind jedoch schon leitend, bevor die<br />

Klemmenspannung Up<br />

erreicht hat. Ihre Schutzwirkung setzt also<br />

früher ein. MO-Ableiter schützen daher unter gewissen<br />

Umständen ein entferntes Betriebsmittel besser oder besitzen,<br />

was gleichbedeutend ist, eine längere Schutzdistanz.<br />

Für die Anordnung nach Bild 12 wurden die Schutzdistanzen der<br />

Ableiter berechnet. Der Anstieg der Überspannungswelle wurde<br />

parabelförmig angenommen und Ableiter mit U p= 4 p.u. bei I n= 5<br />

kA vorausgesetzt. Mit b < 1 m ergab sich für die Netzspannungen<br />

bis 7,2 kV<br />

L = 20 m bei Holzmastleitungen, C = 0<br />

L = 6 m bei Holzmastleitungen, C=2nF<br />

L = 25 m bei Leitungen mit geerdeten Traversen, C = 0<br />

L = 15 m bei Leitungen mit geerdeten Traversen, C=2nF<br />

U<br />

v<br />

S<br />

a<br />

U T<br />

2* U-Up<br />

i = --------------- (3)<br />

Z<br />

A<br />

b<br />

U p<br />

c<br />

T<br />

Mit Z = 450 Ω ist also bei Holzmastleitungen ( U = 3000 kV ) ein<br />

Strom durch den Ableiter von 13 kA zu erwarten. Bei Leitungen mit<br />

geerdeten Traversen ( U = 660 kV ) liegt er jedoch unterhalb 3 kA.<br />

Dieser Unterschied beeinflusst die Begrenzungsspannung der<br />

Ableiter. Diese liegt bei Holzmastleitungen also höher, was bei<br />

dieser Leitungsart zu einer kürzeren Schutzdistanz der Ableiter<br />

führt.<br />

9.3 Beeinflussung der Schutzdistanz durch die<br />

Betriebsmittel, den Ableitertyp und die Anordnung<br />

der Ableiter<br />

Setzt man obige Werte von S in Gleichung (1) ein, so ergeben sich<br />

mit BIL und U aus Tabelle 5 etwa folgende Schutzdistanzen:<br />

p<br />

L = 2,3 m bei Holzmastleitungen<br />

L = 4,5 m bei Leitungen mit geerdeten Traversen<br />

Überspannung beim Transformator<br />

U: einlaufende Überspannungswelle a, b: Länge der Verbindungsleitungen<br />

v: Fortpflantzungsgeschwindigkeit von U<br />

S: maximale Frontsteilheit von U T: Transformator<br />

A: Ableiter<br />

C: Kapazität von T zwischen<br />

U p:<br />

Schutzniveau von A<br />

Phase und Erde<br />

U : Überspannung bei T<br />

Bild 12<br />

Diese Werte gelten sowohl für MO-Ableiter als auch für<br />

Funkenstreckenableiter. Der Einfluss der Kapazität C des<br />

Betriebsmittels auf die Länge von L ist deutlich zu sehen. Die<br />

Schutzdistanzen der Ableiter in den Netzebenen U m = 17,5 kV und<br />

24 kV sind in Bild 13 dargestellt. Auch hier ist ersichtlich, wie L mit<br />

zunehmender Kapazität des Betriebsmittels abnimmt.<br />

T<br />

Diese Werte sind gültig für die vereinfachenden Annahmen nach<br />

Bild 10. Sie bedürfen deshalb einer Korrektur entsprechend<br />

Bild 12.<br />

16


Dies ist besonders beim Ableiterschutz von Transformatoren von<br />

S=1550 kV / s<br />

Bedeutung, da diese eine nicht zu vernachlässigende Kapazität<br />

U=3000 kV<br />

gegen Erde aufweisen. Bemerkenswert ist ferner die markante<br />

U v<br />

a U T<br />

Abnahme von L mit der Leiterlänge b. Die Verbindung von der<br />

blitzgefährdeten Leitung zum Hochspannungsanschluss des<br />

30<br />

T<br />

b<br />

Ableiters ist also möglichst direkt zu führen. In Bild 14 sind drei<br />

20<br />

Anschlussmöglichkeiten schematisch dargestellt und bewertet.<br />

c<br />

C=0<br />

Die grössere Schutzdistanz der Ableiter bei Leitungen mit<br />

10<br />

geerdeten Traversen (Bild 13 b) rührt daher, dass hier die Höhe der<br />

L (m)<br />

in die Schaltanlage einlaufenden Überspannung kleiner ist<br />

b (m)<br />

C=0,5nF<br />

5<br />

(geringere Überschlagsspannung gegen Erde). Daraus resultiert<br />

ein kleinerer Strom durch den Ableiter und eine tiefere<br />

3<br />

Begrenzungsspannung, was grössere Werte für L ermöglicht.<br />

C=2nF<br />

2<br />

In Netzen mit U m = 12 kV sind die Schutzdistanzen der Ableiter<br />

etwa 10 % länger als in Bild 13 dargestellt. Bei U m = 36 kV sind sie<br />

1<br />

hingegen etwa 30 % kürzer. Bei dieser Netzebene ist ferner von<br />

0 0,5 b (m) 1 1,5<br />

Bedeutung, dass für S = 1550 kV/ s (Holzmastleitung) der Wert<br />

von L bereits ab b > 0,6 m sehr stark abnimmt.<br />

S=800 kV / s<br />

U=660 kV<br />

U<br />

F<br />

U v<br />

a U T<br />

b<br />

T<br />

30<br />

c<br />

20 C=0<br />

A T A T A T<br />

C C C<br />

10<br />

C=0,5nF<br />

1 2 3<br />

L(m)<br />

5<br />

Bewertung der Anschlussverbindung Anordnung von Ableiter und Betriebsmittel<br />

1: schlecht<br />

F: blitzgefährdete Leitung<br />

2: gut<br />

U: Blitzüberspannung<br />

3<br />

C=2nF<br />

3: sehr gut<br />

A: Ableiter<br />

2<br />

T: Betriebsmittel (Transformator)<br />

C: Kapazität von T gegen Erde<br />

Bild 13a<br />

Bild 13b<br />

b(m)<br />

Bild 14<br />

Schutzdistanz L der Ableiter in den Netzebenen<br />

Um= 17,5 kV und 24 kV in Abhängikeit der<br />

Leiterlänge b.<br />

Wenn a+b L, dann ist UT<br />

BIL / 1,2<br />

C: Kapazität des Transformators T<br />

zwischen Phase und Erde<br />

MO-Ableiter<br />

Funkenstreckenableiter<br />

U p= 4 p.u. bei I n= 5 kA<br />

13a):<br />

13b):<br />

Leitung mit Holzmasten<br />

Leitung mit geerdeten Traversen<br />

Bild 15<br />

MO-Überspannungsableiter Typ POLIM-D 12 N mit Abtrennvorrichtung<br />

montiert an einem Mittelspannungstransformator<br />

17


Bei unterschiedlicher Polarität von Blitzüberspannung und<br />

Momentanwert der Phasenspannung ist die Schutzwirkung der<br />

Ableiter etwas verkleinert. Dies wurde bei der Berechnung von L<br />

berücksichtigt. Ferner wurde eine sehr kurze galvanische<br />

Verbindung zwischen dem erdseitigen Ableiteranschluss und dem<br />

Transformatoren-Kessel vorausgesetzt. Dies ist beim<br />

Anschliessen der Ableiter zu beachten. Andernfalls hat die<br />

zusätzliche Erdleitung eine Vergrösserung der Leiterlänge b in Bild<br />

13 zur Folge. Verzweigungen zwischen Ableiter und Betriebsmittel<br />

zu anderen Betriebsmitteln erzeugen zusätzliche Spannungsschwingungen,<br />

welche in den meisten Fällen eine Verkleinerung<br />

von L bewirken.<br />

9.4 Ausfallrisiko des Betriebsmittels und seine<br />

Entfernung vom Ableiter<br />

Ein Ableiter in der Entfernung L vom Betriebsmittel begrenzt bei<br />

diesem die Überspannung auf den Wert von BIL/1,2, sofern die<br />

Steilheit S der Überspannungen in der Schaltanlage nicht grösser<br />

ist als<br />

1550 kV/ms bei Holzmastleitungen<br />

800 kV/ms bei Leitungen mit geerdeten Traversen<br />

Diese Steilheiten werden jedoch im Mittel alle 400 Jahre einmal<br />

überschritten. In einem solchen Fall kann die Überspannung am<br />

Betriebsmittel oberhalb dessen BIL liegen und einen bleibenden<br />

Schaden verursachen. Ist die Lebensdauer des Betriebsmittels,<br />

z.B. eines Transformators, etwa 40 Jahre, dann wird im<br />

Zeitintervall t s = 400 Jahre mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 %<br />

kein Schaden auftreten. Dies schliesst jedoch mit ein, dass die<br />

durch Überspannungen verursachte Ausfallrate in diesen 40<br />

Jahren etwa 10 % beträgt, obwohl in der Entfernung L vom<br />

Transformator ein Ableiter angebracht ist.<br />

Die Ausfallrate ist um so kleiner, je kürzer die Summe der<br />

Verbindungsleitungen a + b in Bild 13 gegenüber L ist. a + b muss<br />

also möglichst klein und L möglichst gross sein. Letzteres wird<br />

durch die richtige Wahl der Leitungsführung erreicht. Wie aus Bild<br />

14 ersichtlich ist, muss die Freileitung zuerst mit dem Ableiter und<br />

erst anschliessend mit dem Transformator verbunden werden. In<br />

diesem Fall ist b = 0 und L wird maximal. Die Verbindungsleitung a<br />

kann kurz gehalten werden, in dem der Ableiter möglichst nahe<br />

beim Transformator aufgestellt wird. Beide Massnahmen<br />

zusammen ermöglichen im allgemeinen, dass die Bedingung a + b<br />

24 kV<br />

nicht einzuhalten, dann ist es vorteilhaft, die Leitung so<br />

abzuändern, dass sie sich bezüglich der Überspannungen in der<br />

Schaltanlage und der Schutzdistanz ebenso günstig verhält, wie<br />

eine Leitung mit geerdeten Traversen.<br />

Die dazu notwendigen Massnahmen sind relativ einfach: die<br />

Traversen der letzten drei Masten vor der Schaltanlage sind zu<br />

erden. Die Überspannungen, welche von der abgeänderten<br />

Leitung in die Schaltanlage einlaufen, haben jetzt dieselbe Form<br />

wie wenn sie von einer Leitung mit durchgehend geerdeten<br />

Traversen herrühren würden.<br />

Der Nachteil dieser Lösung besteht jedoch darin, dass infolge der<br />

reduzierten Isolation der Leitung mehr Blitzüberspannungen einen<br />

Überschlag nach Erde auslösen. Statt die Traversen zu erden ist es<br />

daher wirkungsvoller, beim letzten Mast vor der Anlage einen<br />

weiteren Ableitersatz anzubringen, der die Amplitude der<br />

einlaufenden Überspannungswelle stark herabsetzt. Die<br />

Schutzwirkung der Ableiter beim Betriebsmittel ist nun günstiger<br />

als im Fall von geerdeten Traversen.<br />

10 Einige Sonderfälle<br />

Auf der einen Seite ist die Schutzdistanz der Ableiter in manchen<br />

Fällen nicht besonders gross. Dies betrifft vor allem<br />

kapazitätsbehaftete Betriebsmittel in Schaltanlagen höherer<br />

Netzspannung, welche mit Holzmastleitungen verbunden sind<br />

(siehe Bild 13). Auf der andern Seite werden die Betriebsmittel in<br />

den Schaltanlagen selten sehr nahe nebeneinander aufgestellt. Sie<br />

sind also zu weit voneinander entfernt, als dass ein Ableiter<br />

mehrere Betriebsmittel gleichzeitig ausreichend schützen könnte.<br />

Jedes Betriebsmittel benötigt unter diesen Umständen einen<br />

gesonderten Ableitersatz (je einen Ableiter pro Phase gegen Erde).<br />

10.1 Überspannungsschutz bei Kabelstrecken<br />

Der wesentlichste Unterschied in den elektrischen Daten von<br />

Freileitung und Kabel ist der Wellenwiderstand der Leiter gegen<br />

Erde. Er liegt bei Freileitungen in Verteilnetzen etwa bei 300 W bis<br />

450 W , und beim Kabel im Bereich von 20 W bis 60 W . Dieser<br />

Unterschied bewirkt vorerst eine starke Verkleinerung der<br />

Blitzüberspannung, sobald die Wanderwelle das Kabel erreicht<br />

hat. Die reduzierte Spannungswelle läuft durch das Kabel und wird<br />

am Ende reflektiert, sodass sich dort die Spannung praktisch<br />

verdoppelt. Anschliessend kehrt die Welle zum Kabelanfang<br />

zurück, wird abermals reflektiert usw.. Auf diese Weise wird im<br />

Kabel stufenweise eine Überspannung aufgebaut. Die Steilheit der<br />

Überspannung im Kabel ist zwar geringer, aber der Maximalwert<br />

liegt in der Nähe der Blitzüberspannung auf der Leitung[18].<br />

Ein Überschlag von einer Sammelschiene oder von einem<br />

Leiterseil gegen Erde verursacht in den meisten Fällen höchstens<br />

eine kurzzeitige Abschaltung des Netzbetriebes. Folgeschäden<br />

sind aber äusserst selten. Ganz anders verhält es sich bei einem<br />

Kabel. Durchschläge in der Kabelisolation führen zu<br />

unangenehmen Störungen und erfordern aufwendige<br />

Reparaturarbeiten. Überschläge längs der Kabelendverschlüsse<br />

können diese beschädigen und damit die gleichen Folgen zeigen<br />

wie ein Isolationsdurchschlag. Kabel sind daher wie<br />

Stationsmaterial zu behandeln und mit Ableitern gegen<br />

Blitzüberspannungen zu schützen.<br />

Die Ableiter sind unmittelbar neben den Kabelendverschlüssen<br />

aufzustellen. Die Anschlussleitungen sollten möglichst kurz sein.<br />

Es ist darauf zu achten, dass der erdseitige Anschluss des<br />

Ableiters mit dem Kabelmantel verbunden ist.<br />

18


8<br />

8<br />

8<br />

8<br />

8<br />

8<br />

8<br />

8<br />

Ableiter mit<br />

U p = 3.8 p.u. für MO<br />

U p = 4 p.u. für SiC<br />

und I n = 10 kA<br />

Art der Freileitung Holzmast geerdete Holzmast<br />

Traversen<br />

Längere Kabel benötigen an beiden Enden einen Ableiterschutz.<br />

Bei kurzen Kabelstrecken ist unter Umständen ein einseitiger<br />

Schutz ausreichend. Dies deshalb, weil der Ableiter auf der einen<br />

Seite das andere Kabelende noch ausreichend gegen<br />

Blitzüberspannungen schützen kann. Ein Kabel, welches die<br />

Freileitung mit der Schaltanlage verbindet, ist oft nur von der<br />

Leitung her blitzgefährdet. Der Ableiter muss daher beim<br />

Übergang von der Leitung zum Kabel angebracht werden. Auf der<br />

anderen Seite des Kabels ist für dessen Schutz kein zweiter<br />

Ableiter erforderlich, sofern die Länge LK<br />

des Kabels die auf der<br />

linken Seite von Tabelle 7 angegebenen Werte nicht übersteigt. Auf<br />

den ersten Blick fällt auf, dass LK<br />

im 3,6 kV-Netz unbegrenzt ist.<br />

Der Grund liegt im relativ hohen BIL von 13,6 p.u. in dieser<br />

Netzebene. Der Ableiter auf der Leitungsseite des Kabels begrenzt<br />

die Überspannung auf etwa 4 p.u.. Infolge von Spannungsreflexionen<br />

im Kabel ist die Überspannung am anderen Kabelende<br />

höher. Sie liegt aber unterhalb 10 p.u. und ist daher für das Kabel<br />

ungefährlich. Dies gilt allerdings nicht für die Betriebsmittel<br />

innerhalb der Schaltanlage. Bei diesen können zusätzliche<br />

Spannungsreflexionen die Überspannung vergrössern, so dass<br />

für ihren Schutz gegebenenfalls Ableiter vorzusehen sind.<br />

Die maximal zulässige Länge von einseitig geschützten<br />

Kabelstrecken ist bei MO-Ableitern grösser als bei solchen mit<br />

Funkenstrecken. Dies beruht auf der günstigeren Schutzwirkung<br />

der MO-Ableiter, welche schon leitend sind, bevor U erreicht wird.<br />

p<br />

geerdete<br />

Traversen<br />

Ableitertyp MO SiC MO SiC MO SiC MO SiC<br />

Um<br />

[kV]<br />

3.6<br />

7.2<br />

12<br />

17.5<br />

24<br />

36<br />

ZK<br />

[ Ω]<br />

30<br />

60<br />

30<br />

60<br />

30<br />

60<br />

30<br />

60<br />

30<br />

60<br />

30<br />

60<br />

U<br />

LK<br />

[m]<br />

64<br />

45<br />

40<br />

30<br />

25<br />

21<br />

28<br />

23<br />

22<br />

20<br />

LK<br />

[m]<br />

30<br />

20<br />

15<br />

11<br />

6<br />

4<br />

6<br />

5<br />

1<br />

1<br />

LK<br />

[m]<br />

64<br />

50<br />

40<br />

32<br />

26<br />

22<br />

28<br />

24<br />

22<br />

20<br />

L K<br />

LK<br />

[m]<br />

28<br />

19<br />

14<br />

10<br />

5<br />

4<br />

5<br />

4<br />

1<br />

1<br />

U<br />

LK<br />

[m]<br />

7<br />

3<br />

9<br />

4<br />

9<br />

4<br />

6<br />

3<br />

10<br />

5<br />

8<br />

4<br />

LK<br />

[m]<br />

6<br />

3<br />

9<br />

4<br />

7<br />

3<br />

4<br />

2<br />

5<br />

3<br />

1<br />

1<br />

L K<br />

LK<br />

[m]<br />

17<br />

10<br />

22<br />

13<br />

19<br />

14<br />

15<br />

13<br />

17<br />

15<br />

15<br />

14<br />

LK<br />

[m]<br />

17<br />

10<br />

14<br />

11<br />

9<br />

7<br />

4<br />

3<br />

4<br />

3<br />

1<br />

1<br />

Tabelle 7<br />

Maximal zulässige Länge LK<br />

einer Kabelstrecke bei nur<br />

einseitigem Ableiterschutz.<br />

Das Kabel ist mit einer blitzgefährdeten Leitung verbunden.<br />

Blitzüberspannung und Momentanwert der Netzspannung haben<br />

unterschiedliche Polarität.<br />

Anschlusslänge Ableiter / Kabel 1m<br />

Z: K Wellenwiderstand des Kabels<br />

MO: MO-Ableiter Typ MWK oder MWD<br />

SiC: Funkenstreckenableiter<br />

Kabel im Zuge einer Freileitung sind naturgemäss von beiden<br />

Seiten her blitzgefährdet. Bei nur einseitig geschützten Kabeln ist<br />

daher zu berücksichtigen, dass die Überspannung auch von der<br />

ungeschützten Seite her einlaufen kann. In diesem Fall wird die<br />

Schutzwirkung des Ableiters auf der anderen Seite stark<br />

herabgesetzt. Die zulässige Länge von Kabeln im Zuge einer<br />

Freileitung, bei denen ein einseitiger Ableiterschutz ausreicht, ist<br />

daher kleiner. Sie ist besonders kurz bei Kabeln im Zuge von<br />

Holzmastleitungen, wie aus Tabelle 7 ersichtlich ist. Die<br />

angegebenen Werte für LKgelten für Ableiter mit I n= 10 kA. Längs<br />

der ganzen Kabelstrecke muss der Wellenwiderstand des Kabels<br />

konstant sein. Andernfalls bewirken Spannungsreflexionen eine<br />

Verkürzung von L K. Dies ist beispielsweise bei Kabelverzweigungen<br />

der Fall oder wenn ein doppelt geführtes Kabel mit<br />

einem einfachen Kabel verbunden ist.<br />

10.2 Kabelmantelschutz<br />

Aus thermischen Gründen ist der Kabelmantel von Einleiterkabeln<br />

meistens nur auf einer Seite geerdet. Unter diesen Umständen<br />

kann der Mantel auf der ungeerdeten Seite bis zu 50 % der<br />

Spannungsamplitude der einlaufenden Überspannung auf dem<br />

Innenleiter annehmen. Die Mantelisolation ist dieser<br />

Überspannungsbeanspruchung nicht gewachsen. Es können<br />

kurzzeitige Überschläge zwischen Mantel und Erde auftreten,<br />

welche die äussere Isolation des Mantels beschädigen.<br />

Es ist daher notwendig, den Kabelmantel auf der ungeerdeten Seite<br />

mit einem Ableiter gegen Blitzüberspannungen im Kabelleiter zu<br />

schützen [2]. Dazu ist der Spezialableiter POLIM-C von ABB<br />

besonders gut geeignet. Für Uc<br />

des Ableiters ist die längs des<br />

Kabelmantels induzierte Spannung im Kurzschlussfall<br />

massgebend. Sie erreicht nach [19] höchstens 0,3 kV pro kA<br />

Kurzschluss-Strom und km Kabellänge. Mit T = 1,28 bei einer<br />

Dauer von t 0,24 * I L in kV<br />

c K K<br />

I : maximaler 50 Hz Kurzschluss-Strom in kA<br />

K<br />

L : Länge der ungeerdeten Kabelstrecke in km<br />

K<br />

U<br />

F<br />

Transformator am Ende eines Kabels<br />

F:<br />

U:<br />

K:<br />

A1, A2:<br />

a, b:<br />

U: K<br />

U: T<br />

MS:<br />

NS:<br />

A1<br />

K<br />

U K U T MS NS<br />

A2<br />

blitzgefährdete Leitung<br />

Blitzspannung<br />

langes Kabel<br />

Ableiter<br />

Länge der Verbindungsleitung<br />

maximale Spannung am Kabelende<br />

maximale Spannung beim Transformator<br />

Mittelspannungsseite<br />

Niederspannungsseite<br />

b<br />

a<br />

Bild 16<br />

19


10.3 Transformator am Ende eines Kabels<br />

In der Anordnung nach Bild 16 ist ein mindestens 100 m langes<br />

Kabel auf der einen Seite an eine blitzgefährdete Leitung<br />

angeschlossen. Auf der anderen Seite verbindet eine<br />

Sammelschiene bestehend aus den Abschnitten a und b das<br />

Kabelende mit dem Transformator. Der Ableiter A1 übernimmt<br />

leitungsseitig den Überspannungsschutz. Sowohl das Kabelende<br />

als auch der Transformator müssen je mit einem weiteren Ableiter<br />

geschützt werden, wenn die Verbindung dazwischen sehr lang ist.<br />

Im Folgenden wird gezeigt, unter welchen Umständen nebst A1<br />

der Ableiter A2 für den Überspannungsschutz ausreichend ist.<br />

Die Reflexion der Überspannung U am Übergang von der Leitung<br />

zum Kabel bewirkt eine starke Abflachung der Spannungssteilheit<br />

im Kabel. Dies hat aber praktisch keinen Einfluss auf die zulässige<br />

Länge der Verbindung b, da mit b die Spannung UK<br />

sehr rasch<br />

zunimmt. Ein guter Überspannungsschutz des Kabels erfordert<br />

also, den Ableiter A2 möglichst nahe am Kabelende anzubringen,<br />

damit die Strecke b kurz wird (siehe Abschnitt 10.1).<br />

MO-Ableiter mit<br />

U p = 3.8 p.u. bei<br />

I n = 10 kA<br />

Tabelle 8<br />

Z K [ Ω]<br />

Holzmasten<br />

U m [kV] a [m] a [m] a [m]<br />

3.6<br />

7.2<br />

12<br />

17.5<br />

24<br />

36<br />

geerdete Traversen<br />

30 60 30 60<br />

300<br />

43<br />

20<br />

17<br />

19<br />

16<br />

a [m]<br />

Maximal zulässiger Abstand a zwischen Kabelende und<br />

Transformator nach Bild 16 mitb=0.DasKabel ist mit einer<br />

blitzgefährdeten Leitung verbunden und ist beidseitig mit<br />

MO-Ableitern (Typ MWK oder MWD mit U c = U m) geschützt.<br />

Der Transformator hat keinen zusätzlichen Ableiterschutz.<br />

Anders verhält es sich beim Leitungsabschnitt a. Hier nimmt UT<br />

mit zunehmender Länge von a langsamer zu. Deshalb ist der<br />

Transformator auch noch bei einer relativ grossen Entfernung a<br />

vom Ableiter noch ausreichend geschützt. Die maximal zulässigen<br />

Werte für a sind in Tabelle 8 angegeben. Die Kapazität des<br />

Transformators wurde zu 2 nF angenommen. Kleinere Kapazitätswerte<br />

ergeben längere Abstände a.<br />

300<br />

37<br />

14<br />

10<br />

12<br />

11<br />

500<br />

53<br />

20<br />

16<br />

19<br />

20<br />

500<br />

53<br />

14<br />

10<br />

12<br />

11<br />

10.4 Transformator nur einseitig mit einer<br />

blitzgefährdeten Leitung verbunden<br />

Grundsätzlich sind alle Transformator-Abgänge, welche direkt mit<br />

blitzgefährdeten Leitungen verbunden sind, mit Ableitern<br />

zwischen Phase und Erde auszurüsten. Verbindet ein<br />

Transformator ein Hochspannungsnetz mit einem MS-Netz und ist<br />

nur die Leitung auf der Oberspannungsseite blitzgefährdet, dann<br />

sind hier also Ableiter erforderlich. Da Überspannungsvorgänge<br />

sehr schnell ablaufen, wird bis zu 40 % der Überspannung auf der<br />

Hochspannungsseite kapazitiv durch den Transformator auf die<br />

MS-Seite übertragen [10]. Deshalb ist es oft notwendig, MS-seitig<br />

einen Überspannungsschutz für den Transformator vorzusehen,<br />

obwohl entsprechend obiger Annahme auf der MS-Seite keine<br />

Blitzüberspannungen auftreten. Dieser Überspannungsschutz<br />

kann nach [9] ein langes Kabel, ein induktionsarmer Kondensator<br />

oder eine Kombination von diesen beiden Elementen sein. Sie<br />

müssen möglichst nahe beim MS-Abgang des Transformators<br />

angeschlossen sein und zusammen pro Phase mindestens eine<br />

Kapazität von 50 nF besitzen.<br />

Der Überspannungsschutz kann aber auch aus einem MS-Ableiter<br />

bestehen. Diese Lösung hat zwei wesentliche Vorteile. Einerseits<br />

ist zu beachten, dass induktiv übertragene Überspannungen durch<br />

die Kondensatoren verstärkt werden können. Sorgfältig<br />

ausgewählte Dämpfungswiderstände in Serie zu den<br />

Kondensatoren ermöglichen zwar zum Teil eine Verminderung<br />

dieser zusätzlichen Spannungsbelastung des Transformators.<br />

Beim Einsatz von funkenstreckenlosen MO-Ableitern tritt diese<br />

Mehrbelastung jedoch garnicht erst auf. Andererseits greift die<br />

Oberspannung bei einem Spannungsdurchschlag im<br />

Transformator auf die MS-Spannung über und kann dort<br />

Folgeschäden verursachen. Beim Schutz mit Ableitern auf der MS-<br />

Seite opfert sich der Ableiter, bewirkt einen Erdschluss und der<br />

Schaden bleibt im wesentlichen auf den Transformator<br />

beschränkt. Besonders augenfällig ist der Vorteil des Ableiters<br />

gegenüber dem Kondensator, wenn der Transformator mit einem<br />

Generator verbunden ist und der Ableiter den Generator vor<br />

Folgeschäden schützt.<br />

Die Verhältnisse sind ähnlich beim Verteiltransformator, der ein<br />

MS-Netz mit einem Niederspannungsnetz verbindet. Auch hier<br />

werden die Blitzüberspannungen vom MS-Netz durch den<br />

Transformator kapazitiv auf die Unterspannungsseite übertragen.<br />

Deshalb sind Ableiter auf der Niederspannungsseite notwendig,<br />

selbst wenn nur die MS-Seite blitzgefährdet ist.<br />

Ist dagegen nur die Niederspannungsseite blitzgefährdet, dann<br />

werden oft keine Ableiter auf der MS-Seite angebracht. Dabei wird<br />

angenommen, dass die Niederspannungsableiter auch die MS-<br />

Seite ausreichend gegen niederspannungsseitige Überspannungen<br />

schützen können. In [20] wird aber über viele<br />

Transformator-Ausfälle berichtet, welche von Blitzüberspannungen<br />

auf der 415 V-Seite verursacht wurden. Die Autoren<br />

sind der Meinung, dass diese Überspannungen, sofern sie nicht<br />

kurzzeitig sind, induktiv mit dem Windungsverhältnis des<br />

Transformators auf die 11 kV-Seite übertragen werden können.<br />

Jedenfalls haben die 415 V-Ableiter Durchschläge in den 11 kV-<br />

Wicklungen nicht verhindern können. In Regionen mit hoher<br />

Blitztätigkeit ist es daher empfehlenswert, auch Ableiter auf der<br />

MS-Seite des Transformators anzubringen.<br />

20


10.5 Ableiter in gekapselten MS-Schaltanlagen<br />

Oft ist es erforderlich, Ableiter in gekapselte MS-Schaltanlagen<br />

einzubauen. Verbindet ein Kabel die Schaltzelle mit einer<br />

blitzgefährdeten Leitung, dann sollte der Nennableitstrom der<br />

Ableiter am Kabelendverschluss in der Zelle 10 kA betragen. Es ist<br />

damit zu rechnen, dass die Spannung am Ableiter Up<br />

erreicht. Um<br />

Überschläge in der Zelle auszuschliessen, sollten die vom<br />

Ableiterlieferanten empfohlenen Mindestabstände zwischen den<br />

Ableitern und zwischen Ableiter und Erde eingehalten werden.<br />

Anders liegen die Verhältnisse, wenn die Ableiter nicht<br />

Blitzüberspannungen sondern Schaltüberspannungen begrenzen<br />

müssen. Letztere könnten entstehen, wenn bei Schalthandlungen<br />

induktive Ströme vor dem Erreichen ihres natürlichen<br />

Nulldurchganges unterbrochen werden. Bei solchen Schaltüberspannungen<br />

ist die Strombelastung der Ableiter sehr gering, so<br />

dass ein Nennableitstrom von 5 kA ausreichend ist. In diesem Fall<br />

liegt die maximale Spannung bei MO-Ableitern weit unterhalb U p.<br />

Daher können die Abstände zwischen den Ableitern und zwischen<br />

Ableiter und Erde kleiner sein, was den Einbau der Ableiter in den<br />

Zellen erleichtert. Die unteren Grenzen für diese Abstände sind<br />

durch die jeweiligen Ländervorschriften gegeben und für MO-<br />

Ableiter ausreichend.<br />

Die maximale Spannung bei Funkenstreckenableitern erreicht<br />

auch bei Schaltüberspannungen den Wert U p. Die Mindestabstände<br />

bei diesen Ableitern müssen daher grösser sein, damit<br />

Überschläge vermieden werden. Dies kann den Einbau der Ableiter<br />

in die Schaltzellen, besonders wenn enge Verhältnisse vorliegen,<br />

beträchtlich erschweren.<br />

10.6 Generator, verbunden mit einer blitzgefährdeten<br />

MS-Leitung<br />

Der Überspannungsschutz erfolgt durch Ableiter zwischen Phase<br />

und Erde. Wird ein belasteter Generator plötzlich vom Netz<br />

getrennt, so steigt seine Klemmenspannung an, bis der<br />

Spannungsregler die Generatorspannung nach einigen Sekunden<br />

zurückgeregelt hat. Das Verhältnis dieser temporären<br />

Überspannung zur normalen Betriebsspannung wird<br />

Lastabwurffaktor L<br />

genannt. Dieser Faktor kann bis zu 1,5<br />

erreichen. Die Ableiter werden also im ungünstigsten Fall mit der<br />

temporären Überspannung U TOV = L * Um<br />

belastet, was bei der<br />

Wahl von U zu berücksichtigen ist.<br />

L* Um<br />

Uc<br />

> ----------------<br />

T<br />

c<br />

Die Zeitdauer t von U<br />

von 3 bis 10 Sekunden.<br />

TOV<br />

ist für T bestimmend. Sie liegt im Bereich<br />

Anhand eines Beispiels wird im Folgenden Uc<br />

des Ableiters der<br />

Typenreihe MWK ermittelt:<br />

U = 14 kV = 1,4<br />

m<br />

L<br />

t = 10 s T = 1,26 (aus Bild 7)<br />

1,4 * 14 kV<br />

Uc<br />

> ------------------ = 15,56 kV<br />

1,26<br />

Der gesuchte Ableiter heisst MWK 16. Sein Uc<br />

beträgt 16 kV und<br />

das Schutzniveau bei I = 10 kA ist 49,1 kV.<br />

n<br />

Wegen der hohen Anforderungen an die Betriebssicherheit von<br />

Generatoren ist es wünschenswert, Ableiter mit einem möglichst<br />

tiefen Schutzniveau einzusetzen. Deshalb wird für den<br />

Generatorschutz der Spezialableiter der Reihe POLIM-H<br />

empfohlen. Er hat nicht nur ein tieferes Schutzniveau; gleichzeitig<br />

ist T grösser.<br />

Für t = 10 s ist T = 1,31 zulässig, so dass sich ergibt<br />

U<br />

c<br />

Der Ableiter POLIM-H 15 ist ausreichend. Sein Schutzniveau bei I =<br />

10 kA beträgt 43,5 kV. Dieser Spezialableiter garantiert also ein um<br />

11 % tieferes Schutzniveau. Dazu kommt, dass dieser Typ dank<br />

seines wesentlich höheren Energieaufnahmevermögens (siehe<br />

Tabelle 2) auch hinsichtlich der Betriebssicherheit Vorteile bringt.<br />

Generatoren besitzen eine grosse Kapazität zwischen Phase und<br />

Erde. Ähnlich wie in Bild 13 ersichtlich, führt diese Kapazität zu<br />

einer beträchtlichen Verkürzung der Ableiterschutzdistanz.<br />

Deshalb ist es bei Generatoren besonders wichtig, die Ableiter in<br />

Generatornähe aufzustellen.<br />

Hochspannungsmotoren können nach Ausschaltungen während<br />

des Anlaufs durch multiple Wiederzündungen überbeansprucht<br />

werden. Dieses trifft dann zu, wenn der Ausschaltstrom geringer<br />

als 600 A ist. Zum Schutz dieser Motoren sind Überspannungsableiter<br />

unmittelbar an den Motorklemmen oder<br />

alternativ am Leistungsschalter zu empfehlen. Die Auslegung von<br />

U erfolgt nach den Empfehlungen in Abschnitt 8.<br />

c<br />

1,4 * 14 kV<br />

> ----------------- = 14,96 kV<br />

1,31<br />

10.7 Ableiterschutz bei Motoren<br />

In besonderen Fällen, z.B. bei gealterter Wicklungsisolation ist es<br />

notwendig, das Schutzniveau des Ableiters noch weiter zu senken.<br />

Eine Möglichkeit besteht darin, Uc<br />

zu verkleinern. Dieses Vorgehen<br />

ist dann vertretbar, wenn die für Uc<br />

massgebenden<br />

Überspannungen nur sehr selten auftreten. Man nimmt dabei<br />

bewusst in Kauf, dass der Ableiter in einem solchen Fall überlastet<br />

werden kann. Die daraus erwachsenden Nachteile,<br />

Betriebsunterbruch und Ersetzen des Ableiters, sind dabei dem<br />

Vorteil eines besseren Überspannungsschutzes gegenüberzustellen.<br />

U darf aber niemals kleiner gewählt werden als U / √ 3.<br />

c<br />

Bei einem Generator ist eine solche Verkleinerung von Uc<br />

nicht zu<br />

empfehlen. Es besteht nämlich die Gefahr, dass dadurch an den<br />

Klemmen des Generators ein Zweiphasenkurzschluss ausgelöst<br />

wird. Der daraus resultierende unsymmetrische Kurzschluss-<br />

Strom in den Wicklungen führt dann zu einer extrem hohen<br />

mechanischen Belastung des Rotors.<br />

10.8 Überspannungsschutz auf Lokomotiven<br />

Hier werden an die Ableiter hinsichtlich Betriebssicherheit höchste<br />

Anforderungen gestellt. Deshalb wird ein Ableiter der Reihe<br />

POLIM-H empfohlen. Der robuste mechanische Aufbau genügt<br />

allen Anforderungen des Bahnbetriebes. Der Direktverguss in<br />

Silikon gewährleistet höchste mechanische Sicherheit auch bei<br />

extremen Stossbelastungen. Beim überlasteten Ableiter<br />

verhindert die spezielle Konstruktion dieses Ableiters ein Bersten<br />

des Gehäuses. Dieser Ableitertyp ist bis zu einem Kurzschluss-<br />

Strom des Netzes von 65 kA geprüft und kann als explosions-und<br />

zerfallsicher eingestuft werden. Ein weiterer Vorteil dieses<br />

Ableitertyps ist das tiefe Schutzniveau und das hohe<br />

Energieaufnahmevermögen.<br />

m<br />

21


10.9 Ableiter parallel zu einer Kondensator-Batterie<br />

Beim Ausschalten einer Kondensator-Batterie treten üblicherweise<br />

keine Überspannungen auf. Der Leistungsschalter unterbricht den<br />

Strom im natürlichen Stromnulldurchgang und die Spannung an<br />

den Kondensatoren gegen Erde erreicht höchstens 1,5 p.u.. Als<br />

Folge der sich mit Betriebsfrequenz ändernden Netzspannung<br />

ergibt sich über der Schaltstrecke des Leistungsschalters eine<br />

Spannung von 2,5 p.u.. Tritt eine Rückzündung der Schaltstrecke<br />

auf, führt das zu einem hochfrequenten Ausgleichsvorgang<br />

zwischen der Kondensatorspannung und der Betriebsspannung.<br />

Im Verlaufe dieses Vorganges wird der Kondensator auf ein<br />

höheres Potential aufgeladen [21]. Diese Überspannung am<br />

Kondensator zwischen Phase und Erde erreicht dabei nach [15]<br />

höchstens 3 p.u..<br />

Sind die Kondensatoren im Stern geschaltet, so werden sie durch<br />

die zur Batterie parallelen Ableiter zwischen Phase und Erde<br />

entladen. Während dieser Entladung bis auf die Spannung √ 2 * Uc<br />

werden die Ableiter energiemässig belastet mit:<br />

SK<br />

E c = --------- * [3-(U c/U m) 2 ]<br />

ω<br />

S<br />

E<br />

K<br />

c<br />

: 3-phasen-Blindleistung der Kondensator-Batterie<br />

: vom Ableiter aufgenommene Entladeenergie<br />

Unter der Annahme, dass der Ableiter diesen Vorgang dreimal<br />

ohne Abkühlpause beherrschen soll, folgt mit U > U<br />

Ec<br />

6 * SK<br />

----- > --------------<br />

U c ω * U m<br />

Das auf Uc<br />

bezogene Energieaufnahmevermögen E des Ableiters<br />

muss also der Blindleistung der Batterie angepasst sein. In Tabelle<br />

9 ist die maximal zulässige Blindleistung der parallelen Batterie für<br />

verschiedene Typen von ABB-MS-Ableitern angegeben.<br />

Ist der Sternpunkt der Kondensator-Batterie isoliert, dann kann der<br />

Ableiter zwischen Phase und Erde den aufgeladenen Kondensator<br />

nicht entladen. Er wird also nicht belastet. Hier gilt es jedoch zu<br />

berücksichtigen, dass nach einer Rückzündung des Leistungsschalters<br />

der Sternpunkt der Batterie auf 2 p.u. ansteigt. Ein<br />

Spannungsüberschlag des Sternpunktes nach Erde hat zur Folge,<br />

dass nun der Ableiter den Kondensator entladen muss. Auch die<br />

Ableiter parallel zu einer Batterie mit isoliertem Sternpunkt<br />

müssen also energiemässig deren Blindleistung angepasst sein.<br />

Bleibt die Batterie nach der Abschaltung vom Netz getrennt, dann<br />

entladen die Ableiter die Spannung nicht nur auf √2 * U c, sondern<br />

bis auf Null. Unterhalb √2 * Uc<br />

ist aber der Entladestrom durch<br />

den Ableiter sehr klein, sodass die restliche Entladung sehr lange<br />

dauert. In dieser Zeit kann sich der Ableiter abkühlen. Er gibt mehr<br />

Wärme ab als ihm durch die restliche Entladung zugeführt wird.<br />

Bei der obigen Berechnung von Ec<br />

war es daher gerechtfertigt, nur<br />

die vom Ableiter aufgenommene Energie bis zur Entladung auf<br />

√2 * U zu berücksichtigen.<br />

c<br />

c<br />

m<br />

Überschreitet für einen bestimmten Ableitertyp die Blindleistung<br />

der parallelen Kondensator-Batterie den in Tabelle 9 angegebenen<br />

Grenzwert, dann muss ein energiemässig stärkerer Typ gewählt<br />

werden. Für Netze, welche nicht mit einer normierten Spannung<br />

betrieben werden, sind für SK<br />

die Grenzwerte in der Spalte mit der<br />

tieferen Normspannung massgebend. Ist die Blindleistung sehr<br />

gross, dann sind parallelgeschaltete Ableiter vorzusehen. In<br />

diesem Fall ist der Ableiterlieferant zu informieren, damit<br />

Massnahmen ergriffen werden, um eine ausreichend gute<br />

Stromaufteilung bei den parallelen Ableitern zu gewährleisten. Der<br />

Lieferant sollte auch dann angefragt werden, wenn Ableiter mit Uc<br />

< U eingesetzt werden.<br />

Hochfrequenzsperren sind Luftdrosseln, welche im Zuge von<br />

Hochspannungsleitungen geschaltet sind. Ihre Induktivität L ist im<br />

Bereich von mH. Wenn keine Massnahmen getroffen werden, dann<br />

müssen die Blitzströme im Leiterseil durch die Sperre fliessen.<br />

Bereits relativ kleine Stromsteilheiten von einigen kA/ s würden<br />

längs der Sperre Überspannungen von mehreren 1000 kV<br />

erzeugen und zu einem Überschlag führen. Um dies zu verhindern,<br />

werden parallel zur Sperre MS-Ableiter geschaltet, welche den<br />

Blitzstrom übernehmen und die Überspannung auf deren<br />

Restspannung begrenzen.<br />

Bei einem Erdschluss im Hochspannungsnetz fliesst der<br />

Kurzschluss-Strom IK<br />

im Leiterseil. Dieser netzfrequente Strom<br />

würde den Ableiter überlasten. Uc<br />

ist daher so zu wählen, dass<br />

dieser Strom durch die Sperre fliesst. Er induziert an der Sperre die<br />

für Uc massgebende temporäre Überspannung U TOV = ω * L *<br />

I K. Für eine Dauer des Kurzschluss-Stromes von t ---------- = ---------------<br />

T 1,28<br />

I<br />

K<br />

Ableitertyp<br />

Uc<br />

> Um<br />

E/U [kJ/kV] c<br />

m<br />

U m [kV]<br />

3.6<br />

7.2<br />

12<br />

17.5<br />

24<br />

36<br />

10.10 Hochfrequenzsperren (Parallelschutz)<br />

: maximaler Kurzschluss-Strom durch die Sperre<br />

L : Induktivität der Sperre<br />

c<br />

3.6 5.5 9.0 13.3<br />

S [MVA] K<br />

0.67<br />

1.35<br />

2.26<br />

3.29<br />

4.52<br />

6.78<br />

S [MVA] K<br />

1.03<br />

2.07<br />

3.45<br />

5.03<br />

6.90<br />

10.36<br />

S [MVA] K<br />

1.69<br />

3.39<br />

5.65<br />

8.24<br />

11.30<br />

16.95<br />

S [MVA] K<br />

2.50<br />

5.01<br />

8.35<br />

12.18<br />

16.70<br />

25.05<br />

Tabelle 9<br />

Ableiter parallel zu Kondensator-Batterie.<br />

Maximal zulässige Blindleistung SK<br />

der Batterie für den<br />

angegebenen Ableitertyp. Es sind drei Entladungen der Batterie<br />

ohne Abkühlpause für den Ableiter zulässig.<br />

E / U : Auf U bezogenes Energieaufnahmevermögen der Ableiter.<br />

c<br />

c<br />

POLIM-D<br />

MWK<br />

MWD<br />

POLIM-I<br />

POLIM-S<br />

POLIM-H<br />

22


11 Ableiter für Gleichspannung<br />

Es gibt zum jetzigen Zeitpunkt keine international gültige Richtlinie<br />

oder Vorschrift für den Ableitereinsatz in Gleichspannungsnetzen.<br />

Prinzipiell treten auch in Gleichspannungsnetzen durch<br />

Blitzeinwirkung oder Schalthandlungen verursachte Überspannungen<br />

auf, die Geräte und Isolationen gefährden können.<br />

Auch in diesem Fall ist ein Ableitereinsatz zum Schutz gegen<br />

Überspannungen nötig. Es eignen sich dazu besonders<br />

funkenstreckenlose MO-Überspannungsableiter, da sie nach der<br />

Überspannungsbegrenzung keinen Folgestrom führen und somit<br />

nicht das Problem besteht einen Gleichstrom-Lichtbogen löschen<br />

zu müssen.<br />

Beim Einsatz von MO-Ableitern in Gleichspannungsnetzen gibt es<br />

zwei wesentliche Punkte zu beachten.<br />

Zum Einen muss sichergestellt sein, dass das MO-Material auch<br />

unter Gleichspannungs-Dauerbelastung langzeitstabil ist. Dies ist<br />

nicht bei allem handelsüblichen MO-Material der Fall.<br />

Zum Anderen sind die meisten Gleichspannungsnetze Bahnnetze.<br />

Werden die Ableiter auf rollendem Material (Triebfahrzeuge)<br />

eingesetzt, ist der Sicherheitsaspekt von besonderer Bedeutung<br />

(Personenschutz).<br />

Die von ABB hergestellten Ableiter sind für den Einsatz in<br />

Gleichspannungsnetzen und insbesondere auch in Bahnnetzen<br />

und auf Lokomotiven und Triebfahrzeugen geeignet.<br />

Es muss in jedem Fall dem Hersteller mitgeteilt werden, wenn der<br />

Ableiter in Gleichspannungsnetzen eingesetzt werden soll. Auch<br />

für die Dimensionierung der Ableiter sollte mit dem Hersteller<br />

Kontakt aufgenommen werden.<br />

12 Consulting beim Einsatz von Ableitern<br />

Es zeigt sich bei vielen Diskussionen mit Anwendern von<br />

Überspannungsableitern, dass eine tiefergehende Beratung beim<br />

Einsatz von Überspannungsableitern begrüsst wird. Dies sowohl<br />

bei Technologiewechseln, z.B. von Funkenstreckenableitern mit<br />

Porzellanisolatoren auf MO-Ableiter mit Silikongehäuse, wie auch<br />

bei der Ableiterauswahl für Nachrüstungen bestehender Anlagen<br />

oder der Planung neuer Anlagen in Mittel- und Niederspannungsnetzen.<br />

Neue Anwendungsgebiete, wie z.B Gleichspannungsnetze,<br />

oder Konzepte zum Schutz gegen Überspannungen<br />

und Blitzgefährdung ganzer Anlagen brauchen<br />

tiefergehende Betrachtung. Aufwertungen bestehender Anlagen<br />

hinsichtlich Leistungsübertragung (höhere Systemspannung)<br />

oder Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit bedingen klare<br />

Schutzkonzepte, unter Berücksichtigung einer ökonomischtechnisch<br />

optimalen Lösung.<br />

Wir offerieren daher gerne Beratungen und Berechnungen zum<br />

Überspannungs- und Blitzschutz, die über die im<br />

Vorangegangenen gegebenen Richtlinien hinausgehen.<br />

13 Schlussbemerkungen<br />

Blitzüberspannungen sind eine Gefahr für die Betriebsmittel im<br />

MS-Netz. Ableiter gewährleisten einen sicheren Schutz vor<br />

unzulässiger Überspannungsbeanspruchung. Ihr Schutz ist umso<br />

besser, je näher die Ableiter beim Betriebsmittel angebracht sind.<br />

Bei der Bestimmung vom Uc<br />

der Ableiter sind zwei sich<br />

widersprechende Anforderungen zu beachten. Einerseits sollte Uc<br />

möglichst klein sein, damit der Ableiter die Überspannung bei<br />

einem möglichst tiefen Wert begrenzt. Andererseits muss U gross<br />

c<br />

genug gewählt werden, damit der Ableiter den Anforderungen des<br />

Netzbetriebes noch genügen kann. Moderne MO-Ableiter ohne<br />

Funkenstrecke erfüllen beide Bedingungen. Sie ermöglichen einen<br />

ausreichenden Schutz vor Überspannungen und gewährleisten<br />

gleichzeitig einen sicheren Netzbetrieb.<br />

Bei abnormalen Betriebsbedingungen, wie sie etwa während eines<br />

Spannungsübertritts zu erwarten sind, werden im Netz alle<br />

parallelen Ableiter etwa gleich stark mit der betriebsfrequenten<br />

Überspannung überlastet. Sind MO-Ableiter eingesetzt, so kann<br />

man erzwingen, dass nicht irgendeiner der angeschlossenen<br />

Ableiter zuerst überlastet wird, sondern ein vorausbestimmter.<br />

Dazu wird z.B. Uc<br />

des Innenraumableiters im Gebäude einer<br />

Schaltstation um etwa 10% höher gewählt als beim<br />

Freiluftableiter vor der Station. Sobald die abnorme<br />

betriebsfrequente Überspannung auftritt, wird der Freiluftableiter<br />

zuerst überlastet sein. Er begrenzt die Überspannung, indem er<br />

einen Aussenüberschlag einleitet, und verhindert so einen<br />

Lichtbogen im Gebäude der Schaltstation.<br />

Eine ähnliche Situation liegt vor wenn in einem MS-Netz sehr hohe<br />

temporäre Überspannungen zu erwarten sind und diese nur<br />

äusserst selten auftreten. Damit die Ableiter auch in diesem<br />

seltenen Fall nicht überlastet werden sei z.B. ein um15% höheres<br />

Uc<br />

erforderlich. Solche Ableiter sind also beim Betriebsmittel<br />

einzusetzen. Damit ist aber der Nachteil verbunden, dass der<br />

Überspannungsschutz um 15% schlechter wird. Mehrere parallele<br />

Ableiter würden das verhindern. Für diese Massnahme ist aber<br />

beim Betriebsmittel oft nicht ausreichend Platz vorhanden.<br />

Zwei Ableitersätze ermöglichen eine annehmbare Lösung des<br />

Problems. Ein Satz mit 15% höherem Uc<br />

ist beim Betriebsmittel<br />

und ein zweiter mit tieferem Uc<br />

ist in einiger Entfernung davon<br />

anzubringen. In jeder Phase sind somit zwei MO-Ableiter parallel<br />

geschaltet. Bei einer Blitzüberspannung werden beide leitend und<br />

ermöglichen zusammen beim Betriebsmittel das gleiche<br />

Schutzniveau wie ein einzelner Ableitersatz mit tiefem U c.<br />

Während der oben erwähnten sehr hohen temporären<br />

Überspannung werden nur die vom Betriebsmittel entfernten<br />

Ableiter überlastet. Der dabei auftretende Lichtbogen kann daher<br />

das Betriebsmittel nicht beschädigen. Und weil endlich die<br />

Überlastung nur äusserst selten auftritt, kann der damit<br />

verbundene Betriebsunterbruch in Kauf genommen werden.<br />

Beim Aufstellen eines Ableiters sind zwei Sachen besonders zu<br />

beachten. Beide sind zum Erzielen des bestmöglichen<br />

Schutzniveaus des Ableiters gleich wichtig. Erstens muss die<br />

blitzgefährdete Leitung zuerst zum Hochspannungsanschluss des<br />

Ableiters und erst anschliessend zum zu schützenden<br />

Betriebsmittel geführt werden. Eine kurze Verbindung zwischen<br />

den Hochspannungsanschlüssen von Ableiter und Betriebsmittel<br />

ist wohl wichtig aber nicht von ausschlaggebender Bedeutung.<br />

Zweitens muss die galvanische Verbindung vom erdseitigen<br />

Abgang des Ableiters bis zur Erdung des Betriebsmittels möglichst<br />

kurz sein. Sie muss bei Leitungen mit geerdeten Traversen<br />

unterhalb 2 m liegen. Bei Holzmastleitungen muss sie kürzer sein<br />

als<br />

1m für Um<br />

< 24kV<br />

0,6 m für U > 24 kV<br />

m<br />

Ist dies nicht möglich, dann sind die Traversen der letzten 3 Masten<br />

vor der Schaltanlage bzw. vor dem Betriebsmittel zu erden oder<br />

beim letzten Mast vor der Anlage ist ein weiterer Ableitersatz<br />

anzubringen. In diesem Fall beträgt die obere Grenze für die<br />

Erdverbindung 2 m. Bei einem Kabel hingegen müssen alle<br />

Anschlussleitungen zum Ableiter möglichst kurz sein.<br />

23


Literaturverzeichnis<br />

[1] IEC Publication 99-5, First edition 1996-02 : Surge arresters Part 5 : Selection and<br />

application recommendations.<br />

[2] R. Rudolph und A. Mayer: Überspannungsschutz von Mittelspannungskabeln. Bull.<br />

SEV/VSE 76 (1985) 4, S. 204-208.<br />

[3] R. Rudolph: Bemessung, Prüfung und Einsatz von Metalloxid-Ableitern. Bull.<br />

SEV/VSE 75 (1984) 23, S. 1407-1412.<br />

[4] A. Mayer und R. Rudolph: Funkenstreckenlose Überspannungsableiter ermöglichen<br />

optimalen Überspannungsschutz. Brown Boveri Technik 72(1985) 12, S. 576-585.<br />

[5] W. Schmidt: Metalloxid ein fast idealer Überspannungsableiter. Bull.<br />

SEV/VSE 7 / 1998, S. 13-20.<br />

[6] IEC Publication 60099-4, Edition 1.1, 1998-08: Surge arresters Part 4: Metal-oxide<br />

surge arresters without gaps for a.c. systems.<br />

[7] ANSI/IEEE Publication C62.11 1993: IEEE Standard for Metal-Oxide Surge Arresters<br />

for Alternating Current Power Circuits.<br />

[8] R. Rudolph: ZnO-Ableiter. Eine Alternative zu konventionellen Ableitern. Elektrotechnik<br />

und Maschinenbau 5 (1983), S. 195-200.<br />

[9] IEC Publication 71-1 (1993-12): Insulation coordination - Part 1: Definitions, principles<br />

and rules.<br />

[10] IEC Publication 71-2 (1996-12): Insulation coordination Part 2: Application guide.<br />

[11] G. Balzer und K.H. Weck: Isolationskoordination von gasisolierten Schaltanlagen.<br />

ETG - Fachbericht 32 (1990), S. 71-89.<br />

[12] VDEW Störungs- und Schadensstatistik 1990. Verlags- und Wirtschaftsgesellschaft<br />

der Elektrizitätswerke m.b.H.<br />

[13] A.J. Eriksson et al.: Guide to procedures for estimating the lightning performance of<br />

transmission lines. Report of WG 01 of CIGRE Study Committee 33, Oct. 1991.<br />

[14] K. Berger: Methoden und Resultate der Blitzforschung auf dem Monte San Salvatore bei<br />

Lugano in den Jahren 1963 bis 1971. Bull. SEV/VSE 63 (1972) 24, S. 1403-1422.<br />

[15] Surge arresters application guide. IEC 37 (Sec) 85, Jan 1992.<br />

[16] R.B. Anderson and A.J. Eriksson: Lightning parameters for engineering application.<br />

Electra, 69 (1980), S. 65-102.<br />

[17] A.J. Eriksson et al.: A study of lightning stresses on metal oxide surge arresters.<br />

Cigre paper 33-08 (1986).<br />

[18] M. Christoffel: Der Einfluss von Kabelstrecken auf die Überspannungsvorgänge in<br />

Übertragungssystemen mittlerer und hoher Spannungen. Brown Boveri Mitt. 51 (1964)<br />

6, S. 369-376.<br />

[19] A. Braun: Schirmspannungen und Schirmverluste bei Mittelspannungs-VPE-Kabeln.<br />

Elektrizitätswirtschaft 88 (1989) 26, S. 1898-1906.<br />

[20] M. Darveniza und D.R. Mercer: Lightning protection of pole mounted transformers.<br />

IEEE Transactions on Power Delivery, Vol. 4, No. 2, April 1989, S. 1087-1093.<br />

[21] G. Balzer: Schaltvorgänge in Mittelspannungsnetzen und deren Berücksichtigung bei<br />

der Planung. Brown Boveri Technik, 73 (1983) 5, S. 270-278.<br />

[22] Non-linear metal-oxide resistor polymeric housed surge arresters without sparkgaps.<br />

IEC 37 / 154 / CD; March 1996<br />

[23] W.Schmidt: Die neuen POLIM -Überspannungsableiter mit Silikonisolation für<br />

Mittelspannungsnetze. ABB Revue 2/96<br />

24


Verzeichnis der verwendeten Symbole<br />

a in m Länge eines Leiters<br />

BIL in kV Blitzstoss-Haltespannung (Scheitelwert)<br />

b in m Länge eines Leiters<br />

C in F Kapazität (meist angegeben in nF ader F)<br />

Ce Erdfehlerfaktor, C e * U m/ √3 ist die maximale Spannung zwischen Phase<br />

und Erde im Erdschlussfall<br />

d in m Länge eines Leitungsabschnittes vor der Schaltanlage<br />

E in J dem Ableiter zugeführte Energie (meist angegeben in kJ oder kJ/kVU c)<br />

E c in J vom Ableiter aufgenommene Entladeenergie (meist angegeben in kJ)<br />

I in A Rechteckwellenstrom<br />

I n in A Nennableitstrom des Ableiters (meist angegeben in kA, Scheitelwert)<br />

I K in A 50 Hz Kurzschlussstrom (meist angegeben in kA, Effektivwert)<br />

I ref in A Referenzstrom eines Ableitertyps (meist angegeben in mA, Scheitelwert)<br />

i in A Scheitelwert des Blitzstromes (meist angegeben in kA, Scheitelwert)<br />

i(t) in A Zeitfunktion des Blitzstromes<br />

K<br />

Konstante der Koronadämpfung<br />

L in H Induktivität einer Hochfrequenzsperre<br />

L in m Schutzdistanz eines Ableiters<br />

L K in m Länge eines Kabels<br />

MCOV in V<br />

Maximum Continuous Operating Voltage = U c (meist angegeben in kV, Effektivwert)<br />

P in W Verlustleistung eines Ableiters bei U c<br />

p.u. per unit, 1 p.u. = √2 * U m / √3<br />

Q in W Wärmefluss vom Aktivteil eines Ableiters zur äusseren Umgebung (Kühlung)<br />

S in V /s maximale Steilheit im Spannungsanstieg (meist angegeben in kV / s)<br />

S(t) inV/s Steilheit des Spannungsanstieges in Funktion der Zeit (meist angegeben in kV / s)<br />

S o inV/s Steilheit der Blitzüberspannung beim Einschlagort (meist angegeben in kV / s)<br />

S K in Var Dreiphasen-Blindleistung einer Kondensatorbatterie<br />

T<br />

Festigkeit des Ableiters gegenüber temporären Überspannungen<br />

U TOV =T * U c<br />

T in ° C Temperatur<br />

t in s Zeit<br />

25


t s<br />

U<br />

U c<br />

U E<br />

U K<br />

U m<br />

U p<br />

U r<br />

U ref<br />

U T<br />

in s<br />

inV<br />

in V<br />

in V<br />

in V<br />

in V<br />

in V<br />

in V<br />

in V<br />

in V<br />

Zeitintervall<br />

Scheitelwert der Überspannung einer Wanderwelle (meist angegeben in kV)<br />

Maximale Dauerbetriebsspannung des Ableiters (meist angegeben in kV, Effektivwert)<br />

Maximale Überspannung am Ende einer offenen Leitung (meist angegeben in kV, Scheitelwert)<br />

Überspannung am Ende des Kabels (meist angegeben in kV, Scheitelwert)<br />

Maximale Spannung zwischen den Phasen (meist angegeben in kV, Effektivwert)<br />

Schutzniveau des Ableiters bei I n (meist angegeben in kV, Scheitelwert)<br />

Bemessungsspannung (Rated Voltage meist angegeben in kV, Effektivwert)<br />

Referenzspannung (meist angegeben in kV, Effektivwert, bzw.Û / √2)<br />

Überspannung beim Transformator (meist angegeben in kV, Scheitelwert)<br />

U TOV in V<br />

Betriebsfrequente Überspannung begrenzter Dauer (meist angegeben in kV, Effektivwert)<br />

u(t)<br />

v<br />

in V<br />

in m/s<br />

Zeitfunktion einer Blitzüberspannung<br />

Geschwindigkeit der Wanderwelle, v = 300 m/ s in Luft<br />

Z<br />

in<br />

Ω<br />

Wellenwiderstand des Leiters einer Leitung, Z = 300...450Ω<br />

Z K<br />

in<br />

Ω<br />

Wellenwiderstand des Leiters eines Kabels, ZK = 20...60Ω<br />

δ L<br />

Lastabwurffaktor bei einem Generator<br />

ω<br />

1/s<br />

Kreisfrequenz der Netzfrequenz, bei 50 Hz ist ω = 314 1/s<br />

26


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