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Fortbildung<br />

von zehn Fällen besteht ein ringförmiges<br />

Kontrastmittel-Enhancement um die<br />

Herde, oft auch ein begleitendes Ödem.<br />

Gelegentlich kann es zu Einblutungen<br />

kommen.<br />

Bei allen radiologischen Herdbefunden gilt<br />

die Regel, dass die wahrscheinlichste Diagnose<br />

eine zerebrale Toxoplasmose ist. Je<br />

mehr Herde darstellbar, desto wahrscheinlicher<br />

wird die Diagnose. Die radiologische<br />

Abgrenzung vor allem von einem bakteriellen<br />

Abszess oder einem zerebralen Lymphom<br />

ist jedoch nicht immer einfach. Andere<br />

opportunistische Infektionen (CMV,<br />

PML, Kryptokokken, Tuberkulose), aber<br />

auch „<strong>HIV</strong>-unabhängige“ Erkrankungen<br />

wie Hirn-Tumore oder Gefäßerkrankungen<br />

kommen ebenfalls in Frage.<br />

Eine Hirnbiopsie ist nicht obligat. Vorher<br />

ist bei begründetem Verdacht auf Toxoplasmose<br />

(mehrere Herde mit Kontrastmittel-Enhancement)<br />

ein probatorischer<br />

Therapieversuch gerechtfertigt. Ein Ansprechen<br />

sichert dann die Diagnose. Wenn<br />

sich die Patienten klinisch nicht innerhalb<br />

von einer Woche bessern oder sich sogar<br />

verschlechtern, ist die stereotaktische<br />

Hirnbiopsie allerdings nicht zu vermeiden.<br />

Im Liquor findet sich meist eine mäßige<br />

Pleozytose und ein leicht erhöhtes Gesamt-Eiweiß.<br />

Die Toxoplasma-PCR aus<br />

dem Liquor ist oft nicht aussagekräftig –<br />

ein negativer Befund (häufig!) schließt die<br />

Toxoplasmose keinesfalls aus. Der Liquor<br />

sollte immer auch auf andere Infektionen,<br />

vor allem EBV (Lymphom?), CMV, JCV,<br />

Kryptokokken und Tuberkulose, untersucht<br />

werden.<br />

Von jedem Patienten sollte neben einer<br />

Funduskopie (okuläre Beteiligung?) eine<br />

aktuelle Toxoplasmose-Serologie vorliegen.<br />

Da bis zu 97% der Patienten mit zerebraler<br />

Toxoplasmose IgG-Antikörper<br />

haben, macht ein negativer Befund, der<br />

bei Zweifeln in einem anderen Labor wiederholt<br />

werden sollte, die Diagnose unwahrscheinlich.<br />

Ob die IgG-Titerhöhe eine<br />

diagnostische Hilfe ist, ist nicht validiert.<br />

Das IgM ist selten positiv, hilft also meist<br />

auch nicht weiter, ebenso wenig wie die<br />

PCR im Blut.<br />

Therapie<br />

Die antiparasitäre Therapie ist nicht einfach.<br />

Die gängigen Kombinationen wirken<br />

in der Regel zwar gut, müssen jedoch in<br />

etwa der Hälfte der Fälle wegen Nebenwirkungen<br />

– vor allem Allergien – umgestellt<br />

werden. Sulfadiazin und Clindamycin,<br />

jeweils kombiniert mit Pyrimethamin,<br />

sind wohl gleichwertig, obgleich eine<br />

große europäische Studie einen nicht-signifikanten<br />

Trend zugunsten von Sulfadiazin<br />

ergab. Argumente für Clindamycin<br />

(statt Sulfadiazin) sind vor allem Sulfonamidallergie<br />

und schwerkranke Patienten,<br />

bei denen die Pilleneinnahme unsicher ist.<br />

Auch hochdosiertes Cotrimoxazol kommt<br />

in Frage, das in zwei randomisierten Studien<br />

(ohne Pyrimethamin) genauso wirksam<br />

wie Sulfadiazin/Pyrimethamin war.<br />

Insgesamt liefert die derzeitige Datenlage<br />

jedoch keine Evidenz für die Überlegenheit<br />

eines bestimmten Regimes.<br />

Für Pyrimethamin wird seit einer Studie<br />

Ende der 80er Jahre während der ersten<br />

Tage meist eine erhöhte „loading dose“<br />

gegeben. Ob sie notwendig ist, ist nicht<br />

bewiesen. Zu beachten ist, dass Pyrimethamin<br />

im Gegensatz zu Clindamycin auch bei<br />

intakter Bluthirnschranke wirkt, also unter<br />

Umständen die einzige wirksame Substanz<br />

ist. Wegen der Myelotoxizität von Pyrimethamin,<br />

das die Umwandlung von Folsäure<br />

zu Folinsäure hemmt, sollte von Anfang an<br />

mit Folinsäure (teuer) substituiert werden.<br />

Folsäure (billig) selbst bringt nichts, da es<br />

in Gegenwart von Pyrimethamin nicht<br />

umgewandelt werden kann.<br />

Bestehen Allergien oder Unverträglichkeiten<br />

sowohl gegen Sulfonamide als auch<br />

gegen Clindamycin, ist die Kombination<br />

aus Atovaquon plus Pyrimethamin eine<br />

Alternative. Dies gilt auch für Azithromycin<br />

plus Pyrimethamin, allerdings ist die<br />

Datenlage dazu vage.<br />

Die Akuttherapie dauert vier bis (besser)<br />

Abb. 2: MRT Kopf: Multiple Toxoplasmose-<br />

Läsionen mit Kontrastmittelenhancement<br />

(Fallbeispiel)<br />

sechs Wochen, bei den Alternativ-Therapien<br />

eventuell noch länger. Der Erfolg<br />

kann in den ersten 14 Tagen klinisch beurteilt<br />

werden. Oft ist innerhalb weniger<br />

Tage eine Besserung zu beobachten. Ein<br />

Patient, der sich klinisch nach zwei Wochen<br />

adäquater Therapie nicht wenigstens<br />

ein wenig verbessert oder sogar verschlechtert<br />

hat, hat wahrscheinlich keine<br />

Toxoplasmose. Hier muss die Diagnostik<br />

reevaluiert und rasch eine Hirnbiopsie organisiert<br />

werden. Eine Umstellung der Toxoplasmose-Therapie<br />

macht in diesen Fällen<br />

wenig Sinn und kostet nur wertvolle<br />

Zeit.<br />

Ein Kontroll-MRT ist bei stabilen Patienten<br />

frühestens nach zwei Wochen sinnvoll.<br />

Deutliche Rückbildungen sind oft erst ><br />

<strong>HIV</strong>&more 1/2008 37

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