NEU - USKA
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Geschichte<br />
Vor fünfzig Jahren: Die erste digitale Amateurverbindung in der Schweiz<br />
RTTY-Betrieb war nur mit Spezialprüfung erlaubt<br />
Erst fünfzig Jahre sind vergangen<br />
seit der ersten digitalen Amateur-<br />
Funkverbindung in der Schweiz.<br />
Sie war 1960 nur dank einer Ausnahmebewilligung<br />
der Generaldirektion<br />
PTT möglich<br />
In diesem Jahr jährt sich die Gründung<br />
der «Abendschule für Funker»<br />
in Bern zum fünfzigsten Mal. Noch<br />
heute ist die damalige Funkerschule,<br />
gegründet von Viktor Colombo, HB9MF<br />
mit Unterstützung von Heinz Oswald,<br />
HB9ZO, als «Colombo-Universität»<br />
bekannt.<br />
Zum Kursbeginn musste die Infrastruktur<br />
für die Lehrtätigkeit bereitgestellt<br />
werden. Den angehenden Schiffsfunkern<br />
und Sendeamateuren sollten<br />
die damals wichtigsten Übermittlungsarten<br />
auf Kurzwelle und UKW demonstriert<br />
werden können. Dazu gehörte<br />
auch neu die RTTY-Übermittlung. Mit<br />
einem Telex-Apparat (Fabrikat Siemens)<br />
und selbstgebauten Tongeneratoren<br />
und Filtern für Zeichen- und Trennsignal<br />
wurde Ende 1960 eine Testverbindung<br />
über kurze Distanz innerhalb von Bern<br />
zwischen HB9MF und der Clubstation<br />
des «Amateur Communications<br />
Club HB9Q» aufgebaut, was von der<br />
Generaldirektion PTT als Ausnahme<br />
zugestanden wurde. Es handelte sich<br />
somit um die erste bewilligte Amateur-<br />
RTTY-Verbindung in der Schweiz.<br />
VW-Bus als<br />
Schulungsraum<br />
Da keine entsprechenden Schulungsräume<br />
zur Verfügung standen, wurde<br />
für das Praktikum «Funkverkehr und<br />
Technik» der Abendschule ein alter<br />
VW-Bus revidiert. Zusätzlich zur UKW-<br />
Anlage wurde der Bus mit einem Telex-<br />
Apparat, einem Kurzwellensender und<br />
einem Hammarlund-Empfänger ausgerüstet.<br />
Damit konnte mit dem eingebauten<br />
Surplus-Jacobson-Generator der<br />
US-Army eine mobile RTTY-Funkstation<br />
betriebsbereit gemacht werden.<br />
Die allgemeine Bewilligung für den<br />
Amateur-Fernschreibverkehr und die<br />
entsprechenden Vorschriften liessen<br />
dann aber auf sich warten. Für die Generaldirektion<br />
PTT stellte sich damals<br />
das Problem, dass man den digitalen<br />
Funk-Verkehr nicht überwachen konnte.<br />
Endlich, am 20. Oktober 1961, also<br />
fast ein Jahr nach der ersten Verbindung,<br />
wurde auf ein erneutes schriftliches<br />
Gesuch vom 9. Oktober hin die<br />
offizielle und allgemeine Bewilligung<br />
für Amateur-Fernschreibverbindungen<br />
mündlich erteilt.<br />
«The quick brown fox …»<br />
Franz Tanner, der erste an der Abendschule<br />
ausgebildete Schiffsfunker, bediente<br />
anderntags am Samstag, den<br />
21. Oktober 1961 mit dem Einverständnis<br />
der Konzessionsbehörde die von<br />
HB9MF bereitgestellte Mobilstation<br />
im VW-Bus. Der ausgetauschte international<br />
bekannte Testsatz «The quick<br />
brown fox jumps over the lazy dog»,<br />
der alle Buchstaben enthält, wurde<br />
auf dem Klebstreifen der Fernschreiber<br />
empfangen.<br />
Die schriftlichen Bewilligungen, eine<br />
für HB9MF und eine für die Klubstation<br />
HB9Q, folgten am 30. Dezember 1961.<br />
Für heutige Funkamateure kaum mehr<br />
nachvollziehbar waren die damaligen<br />
Vorschriften für RTTY-Stationen:<br />
Der Beleg für die zweite RTTY-Verbindung in der Schweiz am 21. Oktober 1961.<br />
• Für die Bedienung des Fernschreibers<br />
musste eine Prüfung abgelegt<br />
werden: «Durchgabe eines gemischten<br />
Textes von 600 Zeichen<br />
in höchstens 5 Minuten mit nicht<br />
mehr als 2 Fehlern und 5 Irrungen.»<br />
• «Am Anfang und am Schluss jeder<br />
Übermittlung sowie in Abständen<br />
von höchstens 10 Minuten» musste<br />
das Rufzeichen in CW oder in<br />
Phone durchgegeben werden.<br />
• Eine Station durfte erst nach Kontrolle<br />
durch die Radio- und Fernsehabteilung<br />
der Generaldirektion PTT<br />
in Betrieb genommen werden.<br />
Und schliesslich wurde die RTTY-Bewilligung<br />
nur für ein Jahr erteilt; für die<br />
Verlängerung wurden jedes Jahr zehn<br />
Franken fällig. HB9MF/HB9MQM<br />
Ehemaligen-Treffen<br />
der «Colombo-Uni»?<br />
An der<br />
« C o l o m -<br />
bo-Universität»<br />
wurden<br />
in den<br />
25 Jahren<br />
bis zur<br />
Ablösung<br />
des Funkerberufes<br />
auf See<br />
durch das<br />
Viktor Colombo, HB9MF<br />
automatische<br />
Global Maritime Distress and<br />
Savety System GMDSS rund 120<br />
Schiffsfunker und -funkerinnen ausgebildet.<br />
Von rund 80 Absolventen<br />
der zweijährigen Berufsausbildung<br />
konnten die Adressen wieder gefunden<br />
werden. Bereits im Herbst<br />
2009 fand ein Ehemaligen-Treffen<br />
auf einem Thunersee-Schiff statt. Einige<br />
Amateurfunker haben kürzlich<br />
angeregt, dass auch ein Jubiläumstreffen<br />
für die über 1000 Sendeamateur-Absolventen<br />
der Abendschule<br />
stattfinden sollte. Natürlich<br />
wäre dies eine grosse Freude für<br />
uns alle, doch leider fehlen heute<br />
zu viele Adressen und ein derart<br />
grosses Treffen ist ohne besondere<br />
Hilfe nicht mehr machbar. Aber wer<br />
weiss ? Viktor Colombo, HB9MF<br />
16 HB Radio 3 - 2010