Aus der Dorfgeschichte von Ballenhausen und Bodenhausen

Sicherheit boten, andere in dem gewölbten und splittersicheren vom Landwirt Scheidemann
(Nr. 5) in Sicherheit gebracht. Gegen 16 Uhr flaute das Geschützfeuer ab, das, wie man
später feststellte, aus Panzern bei Stockhausen (neben der Gastwirtschaft von Küster)
stammte (10 cm Kaliber), und Gerassel auf der Hauptstraße kündigte das Nahen der Panzer
an, in deren Schutz links und rechts je 10 Amerikaner mit schußbereiten Karabinern den
„Angriff“ wagten. Nirgends erhob sich Widerstand und in wenigen Augenblicken war der
Scheidemann`sche Hof voll von Panzern und motorisierten mit Radioantennen versehenen
Begleitwagen gefüllt. Der Stab quartierte sich daselbst ein, brachte eine eigene
Lichtmaschine mit, da begreiflicherweise nach diesem Beschuß das elektrische Ortsnetz
völlig zerschossen war. Eigene amerikanische Verpflegung wurde ebendort verteilt, wie
auch nachts die Befehle nach geheimen Beratungen der Offiziere an die unterstellten
amerikanischen Formationen weitergeleitet wurden. Von allen wurde die gute und
praktische Ausrüstung sowie die nur in Konserven mitgeführte und vorzüglich schmeckende
Verpflegung bewundert. Währenddessen feuerten in der Nacht 2 Geschütze (eines neben der
neuen Schule ein zweites neben dem letzten Siedlungshause am Bauernwege) die ganze
Nacht auf Reinhausen oder streute den Bodenhäuser Wald mit Granaten ab. Den Soldaten
sah man keine Strapazen an; die hatten ja auch keine gehabt, und der Feldzug unserer
Gegend wurde bei dem Fehlen jeglichen Widerstandes mit Recht als „Manöver mit
einseitigem Scharfschießen“ bezeichnet. Die amerikanischen Soldaten durchstöberten alles,
wozu sie Zugang fanden oder sich verschafften nach Waffen, Ferngläsern, Armband- und
Weckuhren, Eiern, Wein und Schnaps.
Am nächsten Morgen gegen 9 Uhr erst wurde Kaffee ausgegeben und gegen Mittag
zogen die Amerikaner unter Zurücklassung eines kleinen Wachkommandos, das noch 8
Tage im Hause Nr. 11 verblieb, in nordöstlicher Richtung ab, verfolgten und umstellten den
Gegner im Harz und nahmen den Rest der Wehrmacht nach unerheblicher Gegenwehr
gefangen. In den folgenden Tagen rasselten ununterbrochen Panzerkolonnen auf den Straßen
in östlicher Richtung nach Berlin.
Die „Überrollung“ war verhältnismäßig schnell vonstatten gegangen. Nicht so schnell
wickelten sich die darauf folgenden Verwaltungsmaßnahmen ab. Die Amerikaner behielten
das Göttinger Gebiet noch 2 Monate besetzt, dann wurde die Gegend bis an das inzwischen
von den Russen besetzte Eichsfeld englische Besatzungszone. Waffenablieferungen, strenge
Paßkontrollen an allen Wegen und Zugängen zu den Nachbardörfern und zu der Stadt machten
jedem klar, daß wir den Krieg gründlich verloren hatten. Vom 07.06.1945 ab gab es
wieder elektrisches Licht, ab 18.07.1945 die erste Postzustellung.