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Aus der Dorfgeschichte von Ballenhausen und Bodenhausen

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Die letzte öffentliche Hinrichtung auf dem Bönnekenhusener<br />

Dreisch am 1. September 1843<br />

(<strong>Aus</strong>zug aus einem Bericht <strong>von</strong> Herrn Lehrer Lüdecke, Groß-Schneen)<br />

Der auf dem Klostergut Reinshof beschäftigte Gärtner Friedrich Bollensen aus<br />

Rosdorf hatte am 02.01.1842 seine schwangere Braut, die Witwe Hanna Bindseil geb.<br />

Schmidt, aus Nie<strong>der</strong>njesa auf dem Wege <strong>von</strong> Reinshof nach Nie<strong>der</strong>njesa erschlagen<br />

<strong>und</strong> diese Tat nach anfänglichem Leugnen auch vor <strong>der</strong> königlichen Justiz-Kanzlei in<br />

Göttingen eingestanden, die ihn darauf hin zum Tode verurteilte. We<strong>der</strong> das<br />

Oberappelationsgericht in Celle noch das Gnadengesuch des Königs mil<strong>der</strong>ten das<br />

Urteil, <strong>und</strong> so mußte, da Reinshof damals zum Amte Friedland gehörte, die<br />

Vollstreckung des Urteils innerhalb des Amtsbezirks Friedland stattfinden.<br />

Früher, <strong>und</strong> zuletzt 1742 hatte man das „hochnotpeinliche Halsgericht“ unterhalb<br />

des alten Schlosses Friedland abgehalten <strong>und</strong> die Execution auf dem Sülzeberge (auf<br />

alten Karten als „Galgenberg“ verzeichnet) zwischen Groß-Schneen <strong>und</strong> Stockhausen<br />

abgehalten. Da aber eine große Zuschauermenge zu erwarten war, <strong>und</strong> die<br />

Feldfrüchte daselbst in großem Umfange vernichtet zu werden drohten, bot die<br />

Gemeinde Groß-Schneen den Bönnekenhusener Dreisch an, <strong>der</strong> nur als Schafhute<br />

<strong>und</strong> im Sommer auch als Exerzierplatz diente, für die aus <strong>der</strong> hannoverschen<br />

Kavallerie mit eigenen Pferden zur Erntehilfe <strong>der</strong> Bauern beurlaubten <strong>und</strong> in<br />

Bürgerquartieren <strong>der</strong> umliegenden Dörfer untergebrachten Reiter. (Die Bezeichnung<br />

Reitbahn in Stockhausen o<strong>der</strong> Husarenstall in an<strong>der</strong>en Gemeinden erinnern ebenfalls<br />

daran). Dieser Platz wurde nach Besichtigung durch den Oberamtmann Cordemann<br />

<strong>und</strong> die Amtsassessoren <strong>von</strong> Mensching <strong>und</strong> <strong>von</strong> Gadenstedt als geeignet angesehen<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Tischlermeister Grewe, Groß-Schneen (Großvater des Gastwirts Feldmann),<br />

mit <strong>der</strong> Herrichtung des Platzes beauftragt.<br />

Der Halsgerichtsplatz hielt 20 Fuß im Quadrat <strong>und</strong> mußte erhöht werden. 100<br />

Fuß da<strong>von</strong> entfernt wurde das Schafott errichtet <strong>und</strong> beides in einem Kreis <strong>von</strong> 35<br />

Fuß Durchmesser bis zu 4 Fuß mit Erde erhöht <strong>und</strong> <strong>von</strong> einer 3½ Fuß hohen Barriere<br />

umgeben. Um das Schafott wurde ein Graben gezogen <strong>und</strong> zwischen Gerichtsplatz<br />

<strong>und</strong> Schafott ein Zugangsweg eingeebnet. Nach Groß-Schneen zu wurde ein schmaler<br />

Zugang zur Gerichtsstätte in <strong>der</strong> Umzäunung offengelassen <strong>und</strong> <strong>der</strong> holprige Feldweg<br />

<strong>von</strong> Groß-Schneen dorthin fahrbar gemacht. Auf dem Schafott wurde in <strong>der</strong> Mitte auf<br />

den roten Sand ein Viereck <strong>von</strong> weißem Sand gestreut, auf das <strong>der</strong> in Göttingen<br />

angefertigte Richtstuhl gestellt wurde. Daneben stand <strong>der</strong> <strong>von</strong> Meister Grewe<br />

angefertigte schlechte Sarg, <strong>der</strong> sogleich nach <strong>der</strong> Hinrichtung den Leichnam<br />

aufzunehmen hatte. Die Bauermeister <strong>der</strong> umliegenden Gemeinden führten für die<br />

Absperrung ihre Mannschaften <strong>der</strong> „Landfolgen“ geschlossen zum Richtplatz, in den<br />

Dörfern selbst wurden die zurückgebliebenen Männer zu Wachen <strong>und</strong> zur Bedienung<br />

<strong>der</strong> Feuerspritzen eingeteilt.<br />

Die Landfolge - 580 Mann mit Stöcken o<strong>der</strong> Hellebarden bewaffnet - schloß in<br />

drei Glie<strong>der</strong>n den äußeren Ring ab <strong>und</strong> überließ den Platz davor <strong>der</strong> Jugend <strong>der</strong><br />

betreffenden Gemeinden, <strong>der</strong> das abschreckende Schauspiel nicht entgehen sollte.<br />

Den inneren Ring schlossen 200 Jäger aus Göttingen unter Hauptmann Baring.

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