17.12.2013 Aufrufe

Evaluation und Evaluationsforschung - Universität Bremen

Evaluation und Evaluationsforschung - Universität Bremen

Evaluation und Evaluationsforschung - Universität Bremen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Ursula Carle / Heinz Metzen<br />

<strong>Evaluation</strong>sforschung: Entwicklungsservice statt Werkzeugkiste<br />

Zusammenfassend ergibt sich für gute <strong>Evaluation</strong> keine andere Durchsetzungschance als<br />

erst einmal die Ausbildung von Professionellen mit der hier angedeuteten vielfältigen Methodenkompetenz,<br />

bereichsspezifischer Feldkenntnis <strong>und</strong> ausreichender Anwendungserfahrung.<br />

Die neue <strong>Evaluation</strong>skompetenz verspricht dabei zwar reichhaltiges Lernen in Entwicklungsprojekten,<br />

ja sogar deren ökonomische Optimierung, sie erfordert aber auch eine Kooperationsqualität<br />

zwischen Entwicklungs- <strong>und</strong> <strong>Evaluation</strong>ssystem für die es in Deutschland erst<br />

noch Beispiele zu konstituieren gilt. Zurzeit prägen drei sehr unterschiedliche Bewegungen<br />

das bunte Bild der methodischen <strong>und</strong> praktischen <strong>Evaluation</strong>sdiskurse in Deutschland:<br />

die hektische Aufholbewegung der von den Möglichkeiten <strong>und</strong> Mitteln betroffenen<br />

Professionen in Praxis <strong>und</strong> Wissenschaft in Deutschland, die r<strong>und</strong> zwanzig Jahre<br />

Kompetenzvorsprung der internationalen, insbesondere der US-amerikanischen nach<br />

zu holen versuchen<br />

die im Vergleich dazu hoch professionelle, auf höchste qualitative Standardisierung<br />

<strong>und</strong> methodische Raffinesse zielende Vollendungsbewegung, die von einer umfassenden<br />

Implementierung von <strong>Evaluation</strong>smaßnahmen in nahezu alle staatlichen <strong>und</strong> privatwirtschaftlichen<br />

Großprojekte begleitet wird – in vielen OECD-Ländern, insbesondere<br />

in den USA<br />

die weltweite Transzendierungsbewegung einer Minderheit professioneller EvaluatorInnen<br />

<strong>und</strong> <strong>Evaluation</strong>sforscherInnen, die, auf der Vollendungsbewegung aufbauend,<br />

eine zukunftsweisende, "systemisch-evolutionäre" methodische wie theoretische Neuorientierung<br />

der <strong>Evaluation</strong>spraxis konzipiert <strong>und</strong> ausprobiert<br />

Insgesamt verfolgen nahezu alle <strong>Evaluation</strong>sansätze den Sinn, Gestaltungsakteuren bei ihren<br />

Planungen, Reformprozessen <strong>und</strong> Erfolgskontrollen so zu assistieren, dass ihre Bedürfnisse<br />

bzw. Ziele besser erreicht <strong>und</strong> ihre Arbeitsergebnisse optimiert werden. Diese handlungsunterstützende<br />

<strong>und</strong> handlungsorientierende Funktion der <strong>Evaluation</strong> in komplexen – auf welcher<br />

Strukturebene auch immer - Entwicklungsprojekten geht weit über Ziele <strong>und</strong> Methodik des<br />

Controllings (zielt auf Kontrolle der Leistungserreichung), oder des Qualitätsmanagements<br />

(zielt auf Verbesserung bestehender Leistungsprozesse) aber auch über die Verfahren <strong>und</strong><br />

Techniken der unter "Projektmanagement" subsummierten Vorgehensweisen der Programmplanung<br />

hinaus. Dies wird hier betont, da häufig aus Controlling, Qualitätsmanagement oder<br />

Projektmanagement stammende Verfahren das aktuell zierende Apercu "<strong>Evaluation</strong>" erhalten.<br />

Die <strong>Evaluation</strong>sforschung ist darüber hinaus dabei, ein neues Tätigkeitsniveau der Steuerung<br />

<strong>und</strong> Gestaltung großer sozialer Entwicklungsprojekte zu entwickeln. Dieses ist zwar<br />

auch durch strategische Kompetenzen ("Programm Standards") <strong>und</strong> methodische Kompetenzen<br />

(Prozessunterstützung, Erhebungsmethodik, Entscheidungsunterstützung, Programmplanung)<br />

vor allem aber durch die Qualität der Kooperation zwischen Entwicklungsvorhaben <strong>und</strong><br />

<strong>Evaluation</strong>ssystem geprägt (kulturell-normative Kompetenz). So ist <strong>Evaluation</strong>sforschung vor<br />

allem geeignet, den schulischen Reformeinzelfall in den Blick zu nehmen. Dieser Einzelfall<br />

kann eine Schülerin, eine Klasse, eine Schule, gar ein nationales Bildungssystem sein.<br />

Gute <strong>Evaluation</strong> bietet umfangreichen Reform- <strong>und</strong> Entwicklungsvorhaben ein sozialwissenschaftlich<br />

f<strong>und</strong>iertes System zur zielbezogenen projektunterstützenden Informationsversorgung.<br />

Was diese Art <strong>Evaluation</strong> auszeichnet, ist ihre strukturelle Eignung zur systemischen<br />

Koppelung mit dem zu begleitenden Veränderungs- <strong>und</strong> Gestaltungsfall. Erfolgreich ist gute<br />

<strong>Evaluation</strong> aber nur dann, wenn auch das zu evaluierende System über die Strukturen verfügt,<br />

die die Integration von <strong>Evaluation</strong>sforschung ermöglicht. Das <strong>Evaluation</strong> nutzende System<br />

muss also evaluationsfähig, das <strong>Evaluation</strong> bietende System förderungsfähig sein.<br />

Eines aber geht allen <strong>Evaluation</strong>sdetails voraus: Die erfolgversprechende Gestaltung<br />

schulischer Reformprojekte. Diese knüpft zuerst an den realen Bedürfnissen der Beteiligten<br />

camz2003evaluation_service.docx Seite 27 von 38

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!