Evaluation und Evaluationsforschung - Universität Bremen
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Ursula Carle / Heinz Metzen<br />
<strong>Evaluation</strong>sforschung: Entwicklungsservice statt Werkzeugkiste<br />
dell folgte. Im neuen <strong>Evaluation</strong>sparadigma erweiterten wir dieses Bewertungsmodell zum<br />
Nutzenbestimmungs- <strong>und</strong> Entscheidungsmodell für die Entwicklungsakteure auf der vereinbarten<br />
Basis von erwarteten bzw. unerwarteten Bef<strong>und</strong>en der <strong>Evaluation</strong>. Was in der Komplexität<br />
des gutachterlichen Sachverstandes noch intuitiv verankert war, bedarf in einem kollektiven<br />
oder gar organisationalen Lernprozess der expliziten Zielfindungs- <strong>und</strong> Entscheidungslogik.<br />
Auch diese Zielfindungs- <strong>und</strong> Entscheidungsfeld ist ein sehr weites. Zum Glück haben<br />
aber Heinrich Wottawa <strong>und</strong> Heike Thierau für psychologische <strong>und</strong> pädagogische AnwenderInnen<br />
eine gut zugängliche Einführung in die Methodik der "Zielexplikation <strong>und</strong> Bewertungskriterien"<br />
geschrieben (dies. 1998, 83 ff). Hier werden uns erste Einblicke in gr<strong>und</strong>legende<br />
Entscheidungstechniken, etwa die Alternativenauswahl, Ideenfindung, Szenarioentwicklung,<br />
Planspieltechnik, Ideenclusterung, Strukturlegetechnik, Zielerreichungsskalierung<br />
<strong>und</strong> vieles mehr. Zur Einschränkung dieser Methoden muss gesagt werden, dass sie erstens<br />
nicht jedem gefallen, also Reaktanzen hervorrufen können <strong>und</strong> dass sie zweitens der Intuition<br />
immer unterlegen sind, andererseits man sich aber über Intuition nicht verständigen kann. Eine<br />
vorsichtige <strong>und</strong> immer auch durch Intuition geprüfte Handhabung solcher Entscheidungs<strong>und</strong><br />
Bewertungstechniken ist also angeraten.<br />
Bei Wottawa <strong>und</strong> Thierau findet sich auch ein Kapitel zur Programmplanung von Entwicklungsprojekten<br />
<strong>und</strong> ihnen dienenden <strong>Evaluation</strong>svorhaben (dies. 1998, 114 ff; eingehender<br />
bei Hobbs 2001). Schon die Überprüfung der bisherigen deutschen <strong>und</strong> internationalen<br />
Schulreformuntersuchungen ergab einen augenfälligen Mangel an konkreter praktischer Planungs-<br />
<strong>und</strong> Gestaltungsmethodik: "So viel scheint sicher, dass erst eine professionelle Reformmethodik<br />
die Zufälligkeit eines beherzten Veränderungsaktivismus in feldexperimentelle<br />
Treffer <strong>und</strong> Irrtümer verwandeln vermag" (Carle 2000, 381 ff).<br />
Daraus ergibt sich zwingend die Notwendigkeit zur Methodeninnovation von schulischen<br />
Entwicklungsprojekten. Unter anderem gehört dazu auch Programmplanungsmethodik, wie<br />
sie unter dem Namen "Projektmanagement" entwickelt wurde. Nach Wottawa / Thierau zählen<br />
dazu die Aufarbeitung von Projektdetails <strong>und</strong> Rahmenbedingungen sowie die Ausarbeitung<br />
eines Arbeits-, Zeit- <strong>und</strong> Ressourcenplans (dies. 1998, 114 ff). Dazu gibt es vielerlei<br />
Techniken (ebd. Und Hobbs 2001) <strong>und</strong> vor allem entwickelte Planungssoftware wie etwa<br />
"MS Project". Umfangreiche Entwicklungs- <strong>und</strong> <strong>Evaluation</strong>svorhaben müssen projektiert<br />
werden, sollen sie nicht – wie die meisten Schulreformprojekte – im singulären Aufleuchten<br />
bedeutsamer neuer Handlungsmöglichkeiten enden.<br />
Auf welchem Wege auch immer, helfen nahezu alle <strong>Evaluation</strong>ssysteme, einem sich<br />
wandelnden Sozialsystem im Veränderungsstrudel die übergeordnete Entwicklungsperspektive<br />
nicht aus den Augen zu verlieren. Dies gelingt, indem man die mittlerweile als Standards<br />
geltenden <strong>Evaluation</strong>sgr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> -methoden beherzigt, vor allem aber die wechselseitigen<br />
Beziehungen zwischen dem Entwicklungssystem <strong>und</strong> dem <strong>Evaluation</strong>ssystem auf eine durch<br />
ausreichende Kenntnis der Besonderheiten des jeweils anderen Systems ausgezeichnete Kooperationsqualität<br />
gründet.<br />
4 Statt einer Bilanz ein Plädoyer:<br />
Vorrang hat die Qualifizierung der EvaluatorInnen<br />
Vor der <strong>Evaluation</strong>sprofession <strong>und</strong> der <strong>Evaluation</strong>sforschung stehen gewaltige Aufgaben. Gilt<br />
es doch um nicht weniger, als den Erfolg der großen schulischen <strong>und</strong> sozialen Probleme sichern<br />
zu helfen, damit es künftigen Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen in jeder Hinsicht gut geht. <strong>Evaluation</strong>sforschung<br />
ist dabei vor allem gefordert, den schulischen Reformeinzelfall in den Blick<br />
zu nehmen <strong>und</strong> informatorisch zu fördern.<br />
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