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Evaluation und Evaluationsforschung - Universität Bremen

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Ursula Carle / Heinz Metzen<br />

<strong>Evaluation</strong>sforschung: Entwicklungsservice statt Werkzeugkiste<br />

reichenden Informations- <strong>und</strong> Entscheidungsgr<strong>und</strong>lagen. Die phasenbezogenen (Kurz-) <strong>Evaluation</strong>en<br />

unterliegen durch ihren Bezug auf das übergeordnete Entwicklungsvorhaben unter<br />

dieser Beschränkung nicht.<br />

Entwicklungen leben ja vom Unerwarteten. Dieses äußert sich in der Regel nicht in großartigen<br />

Glücksgriffen oder schwerwiegenden Entwicklungshemmnissen, sondern tauchen zumeist<br />

– wie die Spitze eines Eisberges – in winzigen Abweichungen oder Problemen bei der<br />

alltäglichen Entwicklungsarbeit auf. Was aber unterscheidet ein unbekanntes aber relevantes<br />

Entwicklungsmoment aber von einer zufälligen Abweichung? Erst die längerfristige Weiterentwicklung!<br />

Auf die kann aber nicht gewartet werden, da sonst eine Vielzahl von zusätzlichen<br />

Varianten mit entwickelt <strong>und</strong> beobachtet werden müssten. Hier hilft nur die situative<br />

Minievaluation, eine erste Schnellerhebung, die ihre methodische Rechtfertigung nur aus dem<br />

Bezug zur Phasenzielstellung <strong>und</strong> dem korrespondierenden Nutzenmessungs- <strong>und</strong> Entscheidungsmodell<br />

erhält. Eine Minievaluation kann auch plötzlich auftauchende Handlungs- <strong>und</strong><br />

Entscheidungsschwierigkeiten der Entwicklungsarbeiter lösen helfen.<br />

Dieses quasi spontane Eingehen auf alltägliche Entwicklungsprobleme ist allerdings nur<br />

dann sinnvoll, wenn das Entwicklungsvorhaben auch der gr<strong>und</strong>sätzlichen Strategie der "Kontinuierlichen<br />

Verbesserung" folgt (siehe Bösenberg / Metzen 1994, 108 ff), wenn also jede<br />

Möglichkeit des Lernens in einer Optimierung der Arbeitsbedingungen <strong>und</strong> einer Verbreiterung<br />

der Wissensbasis aller Beteiligten im Entwicklungsprojekt mündet.<br />

Soweit zur neuen zeitlichen Prozesslogik des Entwickelns <strong>und</strong> Evaluierens, die ein sehr<br />

viel ökonomischeres <strong>und</strong> flexibleres methodisches Vorgehen ermöglicht <strong>und</strong> damit erst eine<br />

erfolgsförderliche Unterstützung des Entwicklungsvorhabens durch das <strong>Evaluation</strong>ssystem erlaubt.<br />

<strong>Evaluation</strong> folgt damit einer professionellen Entwicklung wie sie sich im industriellen<br />

Qualitätsmanagement vollzog: Weg von der aufwendigen <strong>und</strong> teuren Prüfung am Ende der<br />

Leistungskette ("Qualitätssicherung") <strong>und</strong> hin zur produktiven <strong>und</strong> kreativen Integration der<br />

ständigen Qualitätsverbesserung in den Leistungsprozess ("Total Quality Management") –<br />

siehe Bösenberg / Metzen 1995, 153 ff.<br />

Die Energie zum Wandel weht aus Richtung der vitalen Eigeninteressen. Es ist also<br />

falsch, diese Egoismen hinter der Mauer eines vordergründigen Gemeininteresses zu sperren.<br />

Energetisch sinnvoller ist es, die in einem großen Entwicklungsvorhaben divergierenden Akteursinteressen<br />

zu konzertieren. Institutionelle Reformen unterscheiden zwischen vertikalen<br />

Strukturebenen <strong>und</strong> horizontale verteilten Subsystemen auf einer Strukturebene. Ein Beispiel<br />

für die Spezifität der vertikalen Ebeneninteressen sind etwa die Einrichtungsinteressen im<br />

Verhältnis zu den Trägerinteressen oder die Trägerinteressen in Bezug auf die Politikinteressen.<br />

Zielführungs- <strong>und</strong> Unterstützungssysteme einschließlich der <strong>Evaluation</strong> können diese Interessendifferenzen<br />

intelligent nutzen. Dafür steht unsere Formel von der Integration von interner<br />

<strong>und</strong> externer <strong>Evaluation</strong>. Diese Integration von interner <strong>und</strong> externer <strong>Evaluation</strong> auf den<br />

wichtigsten Strukturebenen von Sozialprojekten lässt sich anhand eines kybernetischen<br />

Mehrebenenmodells theoretisch <strong>und</strong> praktisch erläutern. Dieses Mehrebenenmodell geht davon<br />

aus, dass sich jede Entwicklung in einer mitgestaltenden Umgebung ("Ökosystem") vollzieht<br />

<strong>und</strong> umgekehrt bezieht sich jede selbstgesteuerte Entwicklung auf diese mitwirkenden<br />

Umfelder.<br />

3.2.2 Methodische Konsequenzen<br />

Die Energie zum Wandel weht aus Richtung der vitalen Eigeninteressen. Es ist also falsch,<br />

diese Egoismen hinter der Mauer eines vordergründigen Gemeininteresses zu sperren. Energetisch<br />

sinnvoller ist es, die in einem gro0en Entwicklungsvorhaben divergierenden Akteursinteressen<br />

zu konzertieren. Institutionelle Reformen unterscheiden zwischen vertikalen Strukturebenen<br />

<strong>und</strong> horizontale verteilten Subsystemen auf einer Strukturebene. Ein Beispiel für<br />

die Spezifität der vertikalen Ebeneninteressen sind etwa die Einrichtungsinteressen im Ver-<br />

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