Evaluation und Evaluationsforschung - Universität Bremen
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Ursula Carle / Heinz Metzen<br />
<strong>Evaluation</strong>sforschung: Entwicklungsservice statt Werkzeugkiste<br />
Danach besteht <strong>Evaluation</strong> in einem kontinuierlichen Wissensverarbeitungsprozess, der Fragen<br />
<strong>und</strong> Probleme aufgreift, dazu Zahlen, Daten <strong>und</strong> Fakten erhebt <strong>und</strong> diese dann zu entscheidungsrelevanten<br />
Informationen für die ProjektgestalterInnen weiter verarbeitet (siehe<br />
Isaac / Michael 1997, 12 ff).<br />
Da das CIPP-Prozessmodell der <strong>Evaluation</strong> auch den "Standards" des Joint Committee<br />
zugr<strong>und</strong>e liegt, soll dessen kurze Darstellung hier genügen. Weitere <strong>Evaluation</strong>stheorien oder<br />
-modelle finden sich bei Isaac / Michael 1997, bei Lee <strong>und</strong> Caracelli im Stockmann-Band von<br />
2000. Caracelli's <strong>Evaluation</strong>smodell des "USA General Accounting Office (GAO)" weist einen<br />
etwas höheren Komplexitätsgrad als das CIPP-Modell auf (GAO… 1991; weitere GAO-<br />
Publikationen zum <strong>Evaluation</strong>sdesign siehe GAO… 2002). Für die Veranschaulichung der<br />
allgemeinen inhaltsbezogenen Programmlogik von <strong>Evaluation</strong> mag das CIPP-Modell genügen,<br />
zumal im weiteren Verlauf ein weiter führendes <strong>Evaluation</strong>smodell entwickelt wird.<br />
Im Unterschied zum Prozessmodell der Evaluierung versuchen summative <strong>Evaluation</strong>en<br />
typischerweise, etwa die Wirkung eines mehrjährigen Schulversuches durch groß angelegte<br />
Vorher-Nachher-Massentests bei Schülern <strong>und</strong>/oder Befragungen bei Lehrern bzw. Eltern in<br />
einer großen Erhebung zu erfassen. Im Prinzip haben die PISA-Tests etwas von diesem Prinzip,<br />
wenn man (nicht ganz unberechtigt) unterstellt, dass sie die Ergebnisse der seit den frühen<br />
achtziger Jahren in vielen OECD-Ländern durchgeführten gr<strong>und</strong>legenden Schulreformen<br />
nun abschließend "auf die Waage" stellen (vergleiche dazu das Coverfoto auf Wottawa / Thierau<br />
1998).<br />
Der Nachteil eines solchen Vorgehens liegt auf der Hand: Man erfährt nur das DASS <strong>und</strong><br />
nie das WIE, was also bei welchem Land warum zu diesen abschließenden Ergebnissen geführt<br />
hat (dazu Carle 2000, 67 ff). Diesem Nachteil versucht das Konzept der formativen <strong>Evaluation</strong><br />
gerecht zu werden, indem sie programmbegleitende Zwischenuntersuchungen durchführt,<br />
quasi portionierte phasen-summative <strong>Evaluation</strong>en. Das ergibt prozessnähere Zwischenbef<strong>und</strong>e<br />
<strong>und</strong> erlaubt so rechtzeitiges Nachsteuern <strong>und</strong> Korrigieren. Wie aber wird dann<br />
die Wirkung der Korrekturen im Verhältnis zu den ursprünglichen Zielen erhoben? Manche<br />
Autoren versuchen darauf eine planerische Antwort: Modellierung <strong>und</strong> Planung des Entwicklungsvorhabens<br />
müssen verbessert werden (so etwa bei Wottawa / Thierau 1998, 83 ff), <strong>Evaluation</strong><br />
<strong>und</strong> Erhebung müssen projektspezifischer arbeiten.<br />
3.2 Enwicklungsorientierte <strong>Evaluation</strong><br />
Das Lernenwollen aus dem realen Projektverlauf wird dadurch zwar erheblich verbessert,<br />
aber auch erheblich verteuert: "Qualität hat eben ihren Preis!" Entwicklungen in der industriellen<br />
Projektgestaltung, Qualitätsverbesserung <strong>und</strong> Entwicklungsbeschleunigung (etwa Bösenberg<br />
/ Metzen 1994) erbrachten zusammen gesehen einen völlig neuen Ansatz "systemischer<br />
Schulbegleitforschung". Dieser kombiniert eine angepasstere Erhebungsstrategie mit einer<br />
höheren Methodenflexibilität zu einem völlig neuen oder zu Ende gedachten <strong>Evaluation</strong>skonzept:<br />
Nicht mehr das Überprüfen der geplanten Zukunftsentwicklung steht im Vordergr<strong>und</strong>,<br />
sondern das Versorgen des Entwicklungssystems mit den notwendigen Bedingungs<strong>und</strong><br />
Wirkungsinformationen. Diese Informationen über entwicklungsrelevante Bedingungs<strong>und</strong><br />
Wirkungsmomente finden sich auf mindestens fünf verschränkten Gestaltungsebenen:<br />
Soziale Strukturebenen: individuell, kollektiv, organisatorisch, institutionell, regional,<br />
global<br />
Zeitliche Entwicklungsphasen (chronosystemische Ebenen): langfristig, mittelfristig,<br />
kurzfristig, situativ<br />
Regulative Handlungsebenen: kulturell-normativ, strukturell, operativ<br />
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