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Evaluation und Evaluationsforschung - Universität Bremen

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Ursula Carle / Heinz Metzen<br />

<strong>Evaluation</strong>sforschung: Entwicklungsservice statt Werkzeugkiste<br />

Die Verbreitung der erarbeiteten Produkte wirft viele Fragen auf: Wie müssen hilfreiche<br />

Produkte aus den Schulversuchen gestaltet sein? Ist ein Tutorsystem erforderlich, um den<br />

Einsatz in nichtbeteiligten Schulen zu stützen? Was kann getan werden, damit andere Schulen<br />

das entwickelte Produkt annehmen ohne es unreflektiert rezepthaft zu übernehmen?<br />

Wird die wissenschaftliche Begleitung folglich als formative <strong>Evaluation</strong> des gesamten<br />

Entwicklungsprojektes in Verbindung mit einer simultanen Prozessgestaltung durchgeführt,<br />

so hat das Auswirkungen auf die Erhebungsmethoden. Neben den üblichen qualitativen <strong>und</strong><br />

quantitativen Forschungsmethoden sind dafür vor allem neue komplexe Prozessgestaltungs<strong>und</strong><br />

-erhebungsmethoden erforderlich (vgl. Carle 2000, Kap. 10). Die Schulen sind bereits<br />

ohne Begleitung mit der zusätzlichen Entwicklungsarbeit stark ausgelastet. Alle Methoden<br />

müssen an den konkreten Fall angepasst werden, d.h. an die Ebene, auf der erhoben wird <strong>und</strong><br />

die aktuell drängende Entwicklungsaufgaben zu lösen sind – z.B. Intensität von Lernprozessen<br />

der Kinder, Binnendifferenzierung im Unterricht, Kooperation im LehrerInnenteam, Zielplanung<br />

im Kollegium, Kommunikation der Entwicklungen nach außen <strong>und</strong> innen etc. Aus<br />

Modellversuchen in Schulen ist vor allem eines zu lernen, dass Reformen sehr viel bessere<br />

Unterstützungssysteme benötigen, ehe an den Aufbau aufwändiger <strong>Evaluation</strong>ssysteme zu<br />

denken ist. Andererseits bleibt das Wissen von schulischen Entwicklungsprojekten ohne <strong>Evaluation</strong><br />

verborgen.<br />

3 Die methodische Struktur <strong>und</strong> Strategie der <strong>Evaluation</strong><br />

<strong>und</strong> der <strong>Evaluation</strong>sforschung<br />

Wie schon gesagt, verfügen die <strong>Evaluation</strong>sprofession <strong>und</strong> die <strong>Evaluation</strong>sforschung über<br />

keine eigenen Methoden <strong>und</strong> Erhebungsinstrumente. Was das Evaluieren auszeichnet, ist ihr –<br />

historisch gesehen (zur historischen Entwicklung siehe Stockmann 2000; Mertens 2000; Leeuw<br />

2000) neuartiger Gegenstand, die handlungs- <strong>und</strong> entscheidungsunterstützende Informationsbeschaffung<br />

in umfangreichen <strong>und</strong> deshalb ebenso komplexen (kontingenten) wie unübersichtlichen<br />

Entwicklungsprojekten. Sinn des Evaluierens ist die Schaffung einer Informationsgr<strong>und</strong>lage<br />

für expedetionale Projekte auf allen Ebenen der institutionellen Strukturleiter.<br />

Die Strategie des Evaluierens folgt dieser Sinnstellung <strong>und</strong> geht ihrer Methodik voraus.<br />

Es gibt inzwischen übergeordnete Handlungsprinzipien, der die Strategie eines konkreten<br />

<strong>Evaluation</strong>ssystems folgen kann, so die Programm-<strong>Evaluation</strong>s-Standards des "Joint Committee<br />

on Standards for Educational <strong>Evaluation</strong>" für <strong>Evaluation</strong>svorhaben im Bildungsbereich,<br />

wie sie von der Deutschen Gesellschaft für <strong>Evaluation</strong> (DeGEval) übersetzt <strong>und</strong> veröffentlicht<br />

wurden (Joint Committee on Standards for Educational <strong>Evaluation</strong> / Sanders 1999). Danach<br />

sollen <strong>Evaluation</strong>en vier gr<strong>und</strong>legende Eigenschaften aufweisen: Nützlichkeit - Durchführbarkeit<br />

- Fairness 10 - Genauigkeit:<br />

Nützlichkeits- (Utility) Standards: Die Nützlichkeitsstandards sollen sicherstellen,<br />

dass die <strong>Evaluation</strong> sich an den geklärten <strong>Evaluation</strong>szwecken sowie am Informationsbedarf<br />

der vorgesehenen Nutzer <strong>und</strong> Nutzerinnen ausrichtet.<br />

Durchführbarkeits- (Feasibility) Standards: Die Durchführbarkeitsstandards sollen<br />

sicherstellen, dass eine <strong>Evaluation</strong> realistisch, gut durchdacht, diplomatisch <strong>und</strong> kostenbewusst<br />

geplant <strong>und</strong> ausgeführt wird.<br />

10 Im englischen Original "Propriety" (Schicklichkeit, Anstand, Benehmen), im Handbuch der <strong>Evaluation</strong>sstandards<br />

noch unkorrekt mit "Korrektheit" (Joint Committee… 1999, 7, in neueren Veröffentlichungen (siehe<br />

DeGEval-URL: ) besser mit dem neudeutschen "Fairness"<br />

übersetzt.<br />

camz2003evaluation_service.docx Seite 18 von 38

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