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Evaluation und Evaluationsforschung - Universität Bremen

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Ursula Carle / Heinz Metzen<br />

<strong>Evaluation</strong>sforschung: Entwicklungsservice statt Werkzeugkiste<br />

tuellen wissenschaftlichen Stand angepasst sein (Wottawa / Thierau 1986 – prozessbegleitende<br />

<strong>und</strong> prozessverbessernde Ergebnis- <strong>und</strong> Handlungsbewertung plus Sozialforschung)<br />

Was für die Vielfalt der Definitionen <strong>und</strong> Verwendungskontexte galt, gilt auch für die professionell<br />

klingenden Adjektive zur <strong>Evaluation</strong>sforschung, wie "Partizipative <strong>Evaluation</strong>" (Henninger)<br />

oder "Experimentierende <strong>Evaluation</strong>" (Heiner, Scherrer) oder andere. Sie spiegeln nur<br />

Aspekte (Ebenen, Methoden, Verwendungskontexte…) des bis hier ausformulierten, umfassenden<br />

<strong>Evaluation</strong>ssystem-Begriffs. In einem Umfeld, wie dem deutschen, in dem sich <strong>Evaluation</strong><br />

als Profession <strong>und</strong> Systemgestaltungsmedium erst zu etablieren beginnt, tragen solcher<br />

Art "Spezifikationen" zwar auch zur weiteren Verwirrung über Sinn, Zweck <strong>und</strong> Vorgehen<br />

guter <strong>Evaluation</strong> bei. Andererseits helfen sie Brücken bauen zwischen ehemaligen <strong>Evaluation</strong>sopfern<br />

<strong>und</strong> angehenden <strong>Evaluation</strong>snutzern bzw. zwischen vormaligen Gutachtern <strong>und</strong><br />

zukünftigen <strong>Evaluation</strong>sdienstleistern.<br />

Doch nicht genug der Vieldeutigkeit von <strong>Evaluation</strong> <strong>und</strong> <strong>Evaluation</strong>sforschung. Mindestens<br />

fünfzig Prozent der Wortverwendungen verweisen auf begriffliche Verwandtschaften<br />

mit: Leistungsbewertung, Erfolgskontrolle, Effizienzforschung, Begleit- oder Bewertungsforschung,<br />

Wirkungskontrolle, Qualitätskontrolle oder Controlling. Wer die technische Präzision<br />

liebt, wird sich grausen, wer mehr der sozialen Quirligkeit zugetan ist, wird sich über das verbale<br />

Interesse am zukunftsweisenden Praxisfeld freuen. Wer kompetente <strong>Evaluation</strong>spartner<br />

sucht, kann an der (mangelnden) Begriffsklarheit den Professionalisierungsgrad ablesen. Allen<br />

zum Trost: Das Professionsfeld <strong>Evaluation</strong> ist in Deutschland <strong>und</strong> in der Welt in einer<br />

stürmischen Entwicklung begriffen <strong>und</strong> wird sich in den nächsten zehn Jahren noch einmal<br />

sprunghaft verändern.<br />

Zum Schluss der allgemeinen Entwicklungsdarstellung sollen weitere Entwicklungen der<br />

<strong>Evaluation</strong>sforschung an einem der amerikanischen <strong>Evaluation</strong>sväter, prominenten Bildungsevaluatoren,<br />

weltweit tätigen Gutachter <strong>und</strong> zugleich zutiefst unkonventionellen <strong>Evaluation</strong>s-<br />

"Philosphen" fest gemacht werden, an Prof. Ernest R. House von der School of Education an<br />

der University of Colorado in Boulder. Unter allen <strong>Evaluation</strong>sforscherInnen hat sich vor allem<br />

Ernest R. House mit der Frage der "kulturellen Koppelung" zwischen Gestaltungs- <strong>und</strong><br />

<strong>Evaluation</strong>ssystem befasst.<br />

So machten er <strong>und</strong> sein Kollege Prof. McQuillan in den meisten schulbezogenen Reformstudien<br />

der vergangenen Dekaden drei erkenntnisleitende Perspektiven aus: Eine technischorganisatorische,<br />

eine politisch-wirtschaftliche <strong>und</strong> eine sozial-kulturelle – aber nie alle drei<br />

zusammen. Jede dieser Sichtweisen konzentriert sich dabei auf relevante Faktoren schulischen<br />

Wandels <strong>und</strong> vernachlässigt die anderen. House' <strong>und</strong> McQuillan's Schlussfolgerung: "Schulreformen<br />

scheitern z.T. deshalb, weil sie wichtige Faktoren übersehen oder ihnen zu wenig Beachtung<br />

schenken" (House / McQuillan 1998, 199; Übers. Durch d.V.). Aus den drei Perspektiven<br />

auf schulischen Wandel lassen sich drei Leitfragen ableiten:<br />

Die technisch-organisatorische Leitfrage:<br />

Worin besteht die Aufgabe <strong>und</strong> wie wird sie erfüllt?<br />

Die wirtschaftlich-politische Leitfrage:<br />

Welche Fraktionen unterstützen diese Aufgabe <strong>und</strong> welche sind dagegen?<br />

Die human-kulturelle Leitfrage:<br />

Vereinigt die Aufgabe die Menschen zu gemeinsamen, kooperativen<br />

Anstrengungen?<br />

Die drei reformrelevanten Handlungsperspektiven von House / McQuillan entsprechen weitgehend<br />

den Luhmannschen Einflussfaktoren auf Organisationsverhalten (siehe Carle 2000,<br />

camz2003evaluation_service.docx Seite 11 von 38

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