Evaluation und Evaluationsforschung - Universität Bremen
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Ursula Carle / Heinz Metzen<br />
<strong>Evaluation</strong>sforschung: Entwicklungsservice statt Werkzeugkiste<br />
Forschungs- <strong>und</strong> Lehrinstitute, die sich auf die Förderung der sozialwissenschaftliche<br />
Methodenkompetenz für <strong>Evaluation</strong>sprozesse konzentrieren (etwa das "Centrum für<br />
<strong>Evaluation</strong> (Ceval)", z.B. Stockmann, <strong>Universität</strong> des Saarlandes)<br />
Inhaltlich spezialisierte Forschungsinstitute bzw. Abteilungen sozialwissenschaftlicher<br />
Forschungseinrichtungen, die <strong>Evaluation</strong>sstudien durchführen (beispielsweise die<br />
"Konzeptstelle <strong>Evaluation</strong>sforschung" des Deutschen Jugendinstituts in München oder<br />
EvaNet der deutschen Hochschulrektorenkonferenz)<br />
Sozialwissenschaftliche Studien zur informativen Gr<strong>und</strong>legung von <strong>Evaluation</strong>en (z.B. zu<br />
Schulentwicklungsprogrammen – Orth 2002, Carle 2002)<br />
Die Verwendung der Begriffe <strong>Evaluation</strong> <strong>und</strong> <strong>Evaluation</strong>sforschung ist äußerst vielfältig<br />
<strong>und</strong> reicht vom Fachgutachten eines Professors (Aufenanger 1998) über die langjährige<br />
Schulbegleitforschung eines wissenschaftlichen Teams (Carle 2002; McEwan 1995) bis hin<br />
zu landesweiten Schulprogramm-<strong>Evaluation</strong>en (Ministerium für Schule, Wissenschaft <strong>und</strong><br />
Forschung NRW 2002). Gut an dieser Beliebigkeit <strong>und</strong> der unscharfen Ausdrucksweise ist im<br />
memetischen Sinne die Offenheit <strong>und</strong> Anschlussfähigkeit für Neues. Die Beliebigkeit <strong>und</strong> begriffliche<br />
Unschärfe zeugt jedoch zugleich von einem geringen Professionalisierungsgrad.<br />
Dafür spricht auch, dass sich die Methodik der <strong>Evaluation</strong>sforschung in nichts von der Methodik<br />
der übrigen Sozialwissenschaften unterscheidet. Zudem handelt es sich bei <strong>Evaluation</strong>sforschung<br />
zumeist nur um den sozialwissenschaftlichen Teil des (informatorischen) <strong>Evaluation</strong>ssystems.<br />
Die Kopplung zwischen Projekt- <strong>und</strong> <strong>Evaluation</strong>skonzept wird in der Regel<br />
noch nicht systematisch betrieben.<br />
Die gängigen <strong>Evaluation</strong>sdefinitionen helfen da auch nicht weiter, da sie sich allesamt auf den<br />
Autoren jeweils nahe liegende Teilaspekte eines umfassenderen, systemischen <strong>Evaluation</strong>sverständnisses<br />
beschränken – hier einige Kostproben mit aufsteigendem Komplexitätsniveau:<br />
<strong>Evaluation</strong> ist jegliche Art der Festsetzung des Wertes einer Sache (Scriven 1980 –<br />
Konzentration auf Effektbestimmung [Merit, Worth, Significance])<br />
<strong>Evaluation</strong>sforschung ist die explizite Verwendung wissenschaftlicher Forschungsmethoden<br />
<strong>und</strong> Forschungstechniken für den Zweck der Durchführung einer Bewertung<br />
(Suchman 1968 – Wertbestimmung plus Sozialforschung)<br />
<strong>Evaluation</strong> ist eine begriffliche (bis hin zur mathematischen) Modellierung in einem<br />
Anwendungsfeld <strong>und</strong> dient dem Vergleich von angestrebter zu prognostizierter Veränderung<br />
(Henninger 2000 – Ergebnisbewertung als Soll-Ist-Vergleich im Sinne der<br />
Kybernetik 1. Ordnung)<br />
<strong>Evaluation</strong> ist die systematische Anwendung sozialwissenschaftlicher Methoden zur<br />
Bewertung der Konzeption, des Designs, der Implementation <strong>und</strong> des Nutzens einer<br />
sozialwissenschaftlichen Interventionsmaßnahme (Rossi / Freeman / Lipsey 1985 –<br />
prozessbegleitende Ergebnisbewertung plus Sozialforschung)<br />
Unterscheidung von "Formativer <strong>Evaluation</strong>", der Bereitstellung von Informationen<br />
<strong>und</strong> Bewertungen vor <strong>und</strong> während der Durchführung der <strong>Evaluation</strong>, um Probleme zu<br />
klären <strong>und</strong> die Gestaltung der Intervention (die evaluiert wird) zu konzipieren, zu<br />
steuern <strong>und</strong> zu optimieren) <strong>und</strong> "Summativer <strong>Evaluation</strong>", der Bewertung der Ausprägung<br />
der intendierten Effekte <strong>und</strong> der Nebenwirkungen einer bereits durchgeführten<br />
Intervention) (Bloom / Hastings / Madaus 1971 – Kennzeichnung der paradigmatischen<br />
Differenz zwischen Ergebnisbewertung <strong>und</strong> Gestaltungsprozessverbesserung)<br />
<strong>Evaluation</strong> ist Planungs- <strong>und</strong> Entscheidungshilfe <strong>und</strong> hat daher etwas mit Bewertung<br />
von Handlungsalternativen zu tun. Sie dient dazu praktische Maßnahmen zu überprüfen,<br />
zu verbessern oder über sie zu entscheiden. Die Vorgehensweise sollten dem ak-<br />
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