Selbst wursten
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<strong>Selbst</strong> <strong>wursten</strong><br />
Es geht um<br />
die Wurst<br />
„<strong>Selbst</strong> <strong>wursten</strong> macht übrigens<br />
noch mehr Spaß, wenn man es<br />
zu mehreren macht. Dann kann<br />
man verschiedene Sorten<br />
Würste gleichzeitig herstellen<br />
und das Füllen der Därme geht<br />
auch leichter von der Hand.“<br />
Markus Mizgalski,<br />
Stellvertretender Chefredakteur<br />
Die Wurst ist immer noch das, was die Deutschen am liebsten auf den<br />
Grill legen. Dabei ist gerade jenes längliche Ding das wohl meist<br />
diskutierte Grillgut, denn jede Region hat ihre Spezialität – immer im<br />
Glauben, es sei die beste. Man kann sich da gut raushalten (Markus Mizgalski)<br />
Mit der Wurst ist es ungefähr so<br />
wie mit dem Bier. Gefühlt genießt<br />
sie kulturell annähernd den gleichen<br />
Stellenwert; es gibt ein paar Sorten,<br />
die bundesweit verkauft werden<br />
und dabei geschmacklich den Mainstream<br />
treffen. Und dann gibt es ganz<br />
viele Spezialitäten, die teilweise gleich<br />
noch ein Stück lokaler oder regionaler<br />
Identität ausmachen – man denke nur<br />
an Berlin oder das Ruhrgebiet mit seiner<br />
Currywurst. Und so verschieden<br />
wie beim Bier sind auch die Wurstsorten:<br />
fein, grob, roh, gebrüht, Schweinefleisch,<br />
Lamm, Rind oder Geflügel.<br />
Erschwerend kommt dann noch hinzu<br />
– auch das deckt sich mit dem Gerstensaft<br />
–, dass die gleiche Wurst in verschiedenen<br />
Landstrichen unterschiedliche<br />
Namen hat. So bezeichnen die<br />
Schwaben etwa die Wiener (zugegebenermaßen<br />
keine Grillwurst) als Saitenwurst;<br />
in Wien selbst heißt sie aber<br />
Frankfurter und ist<br />
nicht mit dem<br />
Frankfurter Würstchen<br />
zu verwechseln,<br />
das tatsächlich<br />
vor allem in<br />
Frankfurt/Main<br />
beheimatet ist. Bei<br />
der Bratwurst sieht<br />
es aber kaum besser<br />
aus, zumal es hierbei<br />
schon von den<br />
traditionellen Wurst-<br />
sorten eine ganze Reihe Unterarten<br />
gibt, sodass man alleine in Deutschland<br />
wahrscheinlich an die 20 Grundarten<br />
von Bratwurst hat.<br />
Für ein neues Geschmackserlebnis in Sachen<br />
Wurst muss man nicht unbedingt selbst<br />
<strong>wursten</strong>. Chorizo vom Grill sorgt für eine<br />
würzige Abwechslung ...<br />
20 GRILL Magazin 2/2013
<strong>Selbst</strong> <strong>wursten</strong><br />
Neue Erfahrungen<br />
Bratwürste mit Zitronengras, Chili oder<br />
Käse: Bereits ein gut sortiertes Supermarktregal<br />
bietet inzwischen zusätzlich<br />
zum Standardsortiment einige mehr<br />
oder weniger ausgefallene Brat- bzw.<br />
Grillwurstkreationen an. In den letzten<br />
Jahren ist offenbar der Wunsch nach<br />
Abwechslung so groß geworden, dass<br />
es sich selbst für die großen Hersteller<br />
lohnt, Experimente zu wagen. Noch<br />
kreativer sind allerdings manche selbst<br />
<strong>wursten</strong>den Metzger, weil sie in kleinen<br />
Mengen sehr ausgefallene Ideen umsetzen<br />
können; hier sei beispielsweise so<br />
etwas wie Trüffel- oder Wildbratwurst<br />
genannt. Allerdings muss Neues für<br />
den Grill gar nicht immer so exklusiv<br />
sein, weil schon ein Blick über die Landesgrenzen<br />
zusätzliche Vielfalt erschließt.<br />
So lohnt es sich in jedem Fall,<br />
mal eine Chorizo oder Merguez<br />
auf den Rost zu legen; die beiden<br />
Würste verlieren über<br />
der Glut eine Menge ihres Fetts und<br />
werden dadurch noch würziger. Eine<br />
andere Wurst aus Frankreich, die Entenbratwurst,<br />
ist manchem Hobbykoch<br />
bereits ein Begriff, seit Tim Mälzer sie<br />
vor einigen Jahren in einer TV-Sendung<br />
selbst machte.<br />
<strong>Selbst</strong> ist der Griller<br />
Damit wird aber auch eines deutlich:<br />
Wurst machen ist kein Hexenwerk. Natürlich<br />
ist ein feines Brät, wie es zum<br />
Beispiel in die rheinische Bratwurst<br />
kommt, ohne entsprechendes Gerät<br />
kaum herzustellen; ein richtiger<br />
Kutter sollte schon vorhanden<br />
sein. Darf es etwas gröber werden<br />
und will man keine<br />
riesigen Mengen herstellen, dann<br />
kann man auch eine vernünftige Küchenmaschine<br />
„missbrauchen“. Wichtig<br />
ist dabei, dass man das gewolfte Fleisch<br />
sorgfältig kühlt; man lässt es etwas anfrieren<br />
und arbeitet gegebenenfalls<br />
noch zusätzlich mit Crushed Ice. Die<br />
Küchenmaschine sollte also in der Lage<br />
sein, so eine Füllung zu verarbeiten.<br />
Voraussetzung ist aber in jedem Fall ein<br />
Fleischwolf – ohne den geht es nicht.<br />
Bei gröberen Würsten kann man ihn<br />
gleichzeitig noch zum Füllen der Därme<br />
... ist aber auf dem Grill eine<br />
Herausforderung, weil dabei<br />
viel Fett in die Flammen<br />
tropft und für ein kleines<br />
Feuerwerk sorgt<br />
Die richtige „Pelle“<br />
Will man selbst <strong>wursten</strong>, benötigt man<br />
Wurstdarm. In der Regel wird man hier zu<br />
Naturdärmen greifen, denn bis auf Collagendärme<br />
gibt es keine Kunstdärme, die sich für<br />
Bratwürste eignen. Gemeinhin nutzt man<br />
daher den Dünndarm von Schweinen oder<br />
Schafen, den man in diversen Onlineshops<br />
ohne Probleme bestellen kann. Genauer gesagt,<br />
handelt es sich eigentlich nur um die<br />
mittlere (Muskel-)Schicht des Darmes; die<br />
Schleimhaut und auch die äußere Schicht<br />
werden entfernt. Beim Kauf von Därmen<br />
muss man auf das sogenannte Kaliber achten,<br />
was nichts anderes als der Durchmesser<br />
des Darms in Zentimetern ist. Er sollte etwa<br />
dem Durchmesser der Tülle des Wurstfüllers<br />
entsprechen, darf aber auf keinen Fall straff<br />
sitzen, sondern muss groß genug sein, um<br />
locker von der Tülle zu gleiten. Gelagert wird<br />
der Darm entweder eingesalzen und vakuumiert,<br />
in Salzlake oder aber gesalzen und<br />
tiefgefroren. In jedem Fall muss man ihn<br />
aber durch mindestens einstündiges Wässern<br />
vor dem Verarbeiten entsalzen und idealerweise<br />
auch noch in lauwarmem Wasser etwas<br />
vorwärmen. Das macht ihn geschmeidig<br />
und erleichtert das Füllen.<br />
GRILL Magazin 2/2013<br />
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