Philipp Zulehner im SN-Interview
Michael Unverdorben und Alexander Bischof im Gespräch mit dem Führenden der Bundesliga-Torschützenliste, Philipp Zulechner vom SV Scholz Grödig.
Michael Unverdorben und Alexander Bischof im Gespräch mit dem Führenden der Bundesliga-Torschützenliste, Philipp Zulechner vom SV Scholz Grödig.
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„So schnell bringt mich<br />
nichts aus der Ruhe“<br />
MICHAEL UNVERDORBEN<br />
ALEXANDER BISCHOF<br />
<strong>Philipp</strong> Zulechner ist das<br />
wohl beste Beispiel, wie<br />
schnell es <strong>im</strong> Fußballgeschäft<br />
gehen kann. Vor Kurzem<br />
hätte der Stürmer des<br />
SV Scholz Grödig seine Karriere<br />
beinahe beendet, jetzt<br />
steht er mit 15 Saisontoren<br />
an der Spitze der Bundesliga-Schützenliste.<br />
Der 23-<br />
Jährige durchlebt derzeit einen<br />
Höhenflug. Zulechner<br />
bleibt jedoch mit beiden Beinen<br />
auf dem Boden.<br />
<strong>SN</strong>: Helge Payer hat Sie in<br />
seiner Funktion als ORF-<br />
Fußballexperte vor Kurzem<br />
mit Robin van Persie verglichen.<br />
Was halten Sie davon?<br />
Zulechner: Das ehrt mich,<br />
wobei da schon noch sehr,<br />
sehr viele Klassen dazwischenliegen.<br />
Van Persie ist<br />
einer der weltbesten Spieler,<br />
mit ihm überhaupt Ähnlichkeiten<br />
zu haben, freut mich<br />
natürlich.<br />
<strong>SN</strong>: Mit 15 Toren führen Sie<br />
die Schützenliste in der Bundesliga<br />
an – noch vor den<br />
Red-Bull-Topstars Soriano<br />
und Alan. Wie ist so etwas<br />
überhaupt möglich?<br />
Zulechner: Das ist schon<br />
überraschend, auch für mich.<br />
Aber momentan läuft es einfach.<br />
Und das ist ja nicht allein<br />
mein Verdienst. Ich bekomme<br />
die richtigen Vorlagen,<br />
die gesamte Mannschaft<br />
hilft mir be<strong>im</strong> Toreschießen.<br />
<strong>Philipp</strong> Zulechner ist der Saisonaufsteiger in<br />
der Fußball-Bundesliga. Der Grödig-Stürmer<br />
schoss sich bis in die Nationalmannschaft.<br />
Was meine Person betrifft,<br />
wächst natürlich mit jedem<br />
Treffer das Selbstvertrauen.<br />
Ich schieße jetzt oft auch aus<br />
Lagen, wo ich früher vielleicht<br />
zurückgezogen hätte.<br />
<strong>SN</strong>: Mit dem SV Grödig leben<br />
Sie momentan einen<br />
Traum. Müssen Sie sich<br />
manchmal zwicken, um das<br />
alles zu glauben?<br />
Zulechner: Nein, ehrlich gesagt<br />
nicht. Denn diese Erfolge<br />
kommen ja nicht von ungefähr.<br />
Wir haben gewusst,<br />
dass wir mit der Art, wie wir<br />
Fußball spielen, erfolgreich<br />
sein werden. Die Qualität <strong>im</strong><br />
Team ist hoch, dazu gibt es<br />
<strong>Philipp</strong> Zulechner überzeugte mit seinem Torinstinkt. Bilder: <strong>SN</strong>/GEPA, RIEBLER<br />
einen super Zusammenhalt.<br />
Dass wir in der Tabelle so<br />
weit oben stehen, daran hätte<br />
allerdings niemand gedacht.<br />
Das Ziel bleibt dennoch<br />
dasselbe: den Klassenerhalt<br />
zu schaffen.<br />
<strong>SN</strong>: Das heißt, Sie fürchten<br />
nicht, dass Grödig einbrechen<br />
könnte?<br />
Zulechner: Nein, die Mannschaft<br />
ist gefestigt und das<br />
Trainerteam weiß sehr genau,<br />
was es tut.<br />
<strong>SN</strong>: Mit Ihren Toren sind Sie<br />
auch für andere Clubs interessant<br />
geworden. Wie lang<br />
werden Sie noch für Grödig<br />
spielen?<br />
Zulechner: Ich habe einen<br />
Vertrag bis Sommer 2014,<br />
dazu hat der Verein die Möglichkeit,<br />
eine Option für ein<br />
weiteres Jahr zu ziehen – wobei<br />
ich sehr hoffe, dass das<br />
passieren wird. Mit anderen<br />
Vereinen befasse ich mich<br />
derzeit nicht. Ich habe meinem<br />
Berater (Thomas Böhm,<br />
Anm.) auch gesagt, dass ich<br />
es gar nicht wissen möchte,<br />
sofern nichts Konkretes vorliegt.<br />
Und bis jetzt gibt es<br />
auch nichts Konkretes.<br />
<strong>SN</strong>: Es heißt, Austria Wien<br />
hätte reges Interesse an Ihnen.<br />
Eine reizvolle Adresse?<br />
Zulechner: Natürlich. Ich<br />
habe bei Austria Wien <strong>im</strong><br />
Nachwuchs gespielt und<br />
kenne den Verein gut. Aber<br />
wie gesagt: Ich will mich damit<br />
gar nicht auseinander- t<br />
6<br />
1 6 . D E Z E M B E R 2 0 1 3
„Ich bin Taboga<br />
nicht böse. Er<br />
tut mir eher<br />
leid, obwohl er<br />
an dem Ganzen<br />
natürlich selbst<br />
schuld ist.“<br />
<strong>Philipp</strong> Zulechner über<br />
seinen Ex-Teamkollegen<br />
Dominique Taboga, der in<br />
einen Wettbetrugs- und<br />
Manipulationsskandal<br />
verwickelt ist und<br />
derzeit in U-Haft sitzt.<br />
Zur Person<br />
In Grödig klappte es<br />
erst be<strong>im</strong> 2. Versuch<br />
<strong>Philipp</strong> Zulechner, geboren am<br />
12. April 1990 in Wien, steht seit<br />
Sommer 2013 be<strong>im</strong> SV Scholz<br />
Grödig unter Vertrag und hat für<br />
den Bundesliga-Aufsteiger in 20<br />
Meisterschaftsrunden 15 Treffer<br />
erzielt. Zuvor war er be<strong>im</strong> SV<br />
Horn (30 Tore in 73 Spielen) und<br />
schon einmal in Grödig (2010<br />
absolvierte er elf Spiele in der<br />
Ersten Liga) engagiert.<br />
Gelernt hat Zulechner das Toreschießen<br />
be<strong>im</strong> FAC, später sieben<br />
Jahre lang in der Austria-<br />
Wien-Jugend, danach in der<br />
Akademie von Admira Wacker<br />
und letztlich bei Red Bull. Scout<br />
Heiko Laessig hatte den heute<br />
23-Jährigen damals von der Admira<br />
nach Salzburg gelotst.<br />
setzen und fühle mich in<br />
Grödig momentan sehr wohl.<br />
<strong>SN</strong>: Wo würden Sie gern<br />
einmal spielen? Von welcher<br />
Liga träumen Sie?<br />
Zulechner: Die Premier<br />
League in England fasziniert<br />
mich, wobei ich mich derzeit<br />
nicht einmal ansatzweise dafür<br />
in der Lage sehen würde.<br />
Aber der Fußball, der auf<br />
der Insel gespielt wird, hat<br />
mir <strong>im</strong>mer schon sehr gefallen.<br />
<strong>SN</strong>: Sie wollten Ihre Karriere<br />
bereits beenden. Was hat Sie<br />
zum Weitermachen an<strong>im</strong>iert?<br />
Zulechner: Das st<strong>im</strong>mt. Ich<br />
wollte in meinem Leben einfach<br />
Sicherheit haben und in<br />
einem Beruf Fuß fassen, anstatt<br />
irgendwo in der zweiten<br />
Liga zu spielen und nach<br />
dem Karriereende mit 30<br />
dann vor dem Nichts zu stehen.<br />
Aber Michael Streiter<br />
hat mich damals als Trainer<br />
des SV Horn zum Weitermachen<br />
überredet. Er hatte es<br />
auch nicht sehr schwer: Er<br />
hat mich mit seiner Begeisterung<br />
für den Fußball angesteckt<br />
und mich mit seinen<br />
Ideen überzeugt.<br />
<strong>SN</strong>: Welchen Beruf hätten<br />
Sie ergriffen, wenn Sie damals<br />
mit dem Fußball aufgehört<br />
hätten?<br />
Zulechner: Mein Vater arbeitet<br />
bei einer deutschen<br />
Firma in der Textilbranche.<br />
Da hätte ich versucht, hineinzukommen.<br />
Das hat mich<br />
<strong>im</strong>mer schon interessiert.<br />
Dazu hatte ich mir vorgenommen,<br />
die Matura nachzuholen.<br />
<strong>SN</strong>: Im Fußball gibt es meistens<br />
eine klare Hierarchie,<br />
manchmal geht auch etwas<br />
rau zu. Ist das für Sie ein<br />
Problem?<br />
Zulechner: Früher habe ich<br />
es mir viel zu sehr zu Herzen<br />
genommen, wenn ein älterer<br />
Spieler etwas zu mir oder<br />
über mich gesagt hat. Diese<br />
Kritik konnte ich oft nicht<br />
vertragen. Ich habe aber gelernt,<br />
damit umzugehen.<br />
<strong>SN</strong>: Wie ist Ihr Verhältnis zu<br />
Grödig-Trainer Adi Hütter?<br />
Zulechner: Sehr gut. Ich<br />
denke, wir schätzen uns gegenseitig<br />
sehr. Herr Hütter<br />
ist ein autoritärer Trainer,<br />
der ganz genau weiß, was er<br />
will und was er von seinen<br />
Spielern erwarten kann.<br />
15 Saisontore machen <strong>Philipp</strong> Zulechner<br />
auch für ausländische Clubs<br />
interessant. Bilder: <strong>SN</strong>/GEPA, RIEBLER<br />
<strong>SN</strong>: Adi Hütter beschreibt<br />
Sie als zielstrebigen, aber<br />
auch als introvertierten<br />
Menschen. St<strong>im</strong>mt das?<br />
Zulechner: Ja, das trifft beides<br />
auf mich zu. Ich freue<br />
mich eben mehr nach innen<br />
hinein. So schnell bringt<br />
mich normalerweise nichts<br />
aus der Ruhe. Es gibt nur<br />
wenige Dinge, die mich<br />
wirklich ausbrechen lassen.<br />
Zum Beispiel, wenn mir <strong>im</strong><br />
Training gewisse Dinge<br />
nicht gelingen. Aber das passiert<br />
vielleicht ein, zwei Mal<br />
<strong>im</strong> Jahr. Grundsätzlich liegt<br />
meine Hemmschwelle aber<br />
etwas höher als bei anderen.<br />
<strong>SN</strong>: Einer der vielen Höhepunkte<br />
in der Herbstsaison<br />
war Ihre Einberufung ins Nationalteam.<br />
Be<strong>im</strong> 1:0 gegen<br />
die USA haben Sie fünf Minuten<br />
lang Teamluft geschnuppert.<br />
Wie war’s?<br />
Zulechner: Es war eine tolle<br />
Erfahrung. Ich bin von den<br />
Teamkollegen auch gut aufgenommen<br />
worden.<br />
<strong>SN</strong>: Auch von David Alaba?<br />
Zulechner: Ja, klar. Wir kennen<br />
uns noch von früher, als<br />
wir <strong>im</strong> Nachwuchs von Austria<br />
Wien gespielt haben.<br />
Und er hat sich seitdem auch<br />
nicht verändert. David ist<br />
auch als Champions-League-<br />
Sieger ein freundlicher, netter<br />
Kerl, der auf dem Weg<br />
von Wien nach München hin<br />
und wieder bei mir in Salzburg<br />
stehen bleibt und hier<br />
auch übernachtet.<br />
<strong>SN</strong>: 2014 beginnt das Länderspieljahr<br />
mit einem Testmatch<br />
gegen Uruguay – mit<br />
<strong>Philipp</strong> Zulechner?<br />
Zulechner: Ich hoffe schon,<br />
kann das aber be<strong>im</strong> besten<br />
Willen nicht beantworten.<br />
Der Teamchef (Marcel Koller,<br />
Anm.) hat nach dem Sieg<br />
gegen die USA weder in die<br />
eine noch in die andere Richtung<br />
Andeutungen gemacht.<br />
<strong>SN</strong>: Was tun Sie abseits des<br />
Fußballs? Gibt es einen Ausgleichssport<br />
oder gar ausgefallene<br />
Hobbys?<br />
Zulechner: Ich versuche<br />
ganz bewusst, Abstand vom<br />
Fußball zu bekommen. Ich<br />
schaue mir nur wenige Spiele<br />
<strong>im</strong> Fernsehen an und gehe<br />
auch selten ins Stadion. Am<br />
liebsten spiele ich Tennis<br />
und auf meiner PlayStation.<br />
Den Rest meiner Freizeit<br />
verbringe ich mit meiner<br />
Freundin Heidi. Sie lebt<br />
noch in Wien und absolviert<br />
dort die Pädak. Wir sehen<br />
uns also nur unregelmäßig.<br />
Deshalb bedeutet uns die gemeinsame<br />
Zeit besonders<br />
viel.<br />
<strong>SN</strong>: Jetzt steht Weihnachten<br />
vor der Tür – für Sie ein<br />
wichtiges Fest?<br />
Zulechner: Ja, ich freue<br />
mich auf die Zeit mit der Familie<br />
und mit der Freundin.<br />
Wir feiern auch ganz klassisch<br />
mit einem schönen<br />
Baum, nur gesungen wird<br />
bei uns nicht, das ist definitiv<br />
nicht meine Stärke<br />
(lacht).<br />
<strong>SN</strong>: Was wünschen Sie sich<br />
zu Weihnachten?<br />
Zulechner: Gesundheit.<br />
Und noch viele weitere Tore<br />
(lacht).<br />
<strong>SN</strong>: Themenwechsel: Die<br />
Affäre um Dominique Taboga<br />
hat den SV Grödig ziemlich<br />
durchgeschüttelt. Wie<br />
kann man als Spieler so<br />
etwas verkraften?<br />
Zulechner: Ich glaube, für<br />
alle in Grödig war das eine<br />
Lebenserfahrung. Wir sind<br />
als Mannschaft noch näher<br />
zusammengerückt, und innerhalb<br />
des Teams gibt es so<br />
eine Art Jetzt-erst-recht-<br />
Mentalität.<br />
<strong>SN</strong>: Sind Sie Taboga böse?<br />
Immerhin hat er auch die<br />
Mannschaft betrogen.<br />
Zulechner: Ich habe eigentlich<br />
abgeschlossen mit diesem<br />
Thema, weil ich generell<br />
ein Typ bin, der lieber nach<br />
vorn schaut. Böse bin ich<br />
ihm aber nicht, er tut mir<br />
eher leid, obwohl er an dem<br />
Ganzen natürlich selbst<br />
schuld ist.<br />
Bild: <strong>SN</strong>/ARCHIV<br />
Bild: <strong>SN</strong>/KRUG<br />
Erfolg für Severin Kiefer<br />
TRIENT (<strong>SN</strong>). Das Eiskunstlauf-Paar<br />
Miriam Ziegler<br />
und Severin Kiefer erzielten<br />
bei der 26. Winteruniversiade<br />
in Trentino mit<br />
126,56 Punkten den 5.<br />
Platz. Als Sieger ging die<br />
russische Paarung Stolbova/Kl<strong>im</strong>ov<br />
mit 198,87<br />
Punkten vom Eis. Komplettiert<br />
wurde das Podest<br />
SAALFELDEN (<strong>SN</strong>). Die 2.<br />
Tischtennis-Bundesliga<br />
war am Wochenende gespickt<br />
mit Salzburger<br />
Teams. Einen Sieg, aber<br />
auch eine Niederlage gab<br />
es für die Saalfeldener. Am<br />
Samstag war gegen die Leobener<br />
nichts zu holen.<br />
Saalfelden unterlag klar<br />
mit 3:6. Die Revanche gab<br />
von den Russen Evgenia<br />
Tarasova/Vlad<strong>im</strong>ir Morozov,<br />
sowie der italienischen<br />
Paarung Nicole della<br />
Monica/Matteo Guarise.<br />
Ziegler und Kiefer werden<br />
diese Woche bei den<br />
Österr. Staatsmeisterschaften<br />
in Salzburg um ihren<br />
ersten gemeinsamen<br />
Meistertitel laufen.<br />
TT: Siege und Niederlagen<br />
es am Sonntag, mit dem<br />
6:4-Sieg der Pinzgauer gegen<br />
Neusiedl am See.<br />
In der 2. Bundesliga B<br />
feierte Kuchl einen 6:4-<br />
Sieg gegen Mariahilf/Langenzersdorf.<br />
Top-Punktejäger<br />
der Kuchler war<br />
Attila Halmai (Bild). Der<br />
UTTC Salzburg ging gegen<br />
Kennelbach mit 3:6 unter.<br />
8<br />
1 6 . D E Z E M B E R 2 0 1 3