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PART Y UNSER

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8 MIT SCHARF<br />

Foto: Igor Minić<br />

WEIHNACHTEN<br />

FÜR EINEN<br />

GRINCH<br />

Stille Nacht, heilige Nacht, die Leute freuen sich auf<br />

Weihnachten. Auf den Straßen, in den Geschäften und<br />

Wohnungen glänzt die Weihnachtsbeleuchtung um die<br />

Wette und ich bin traurig und genervt zugleich. Ok, ich<br />

stehe auch auf blinkende Weihnachtsdeko, deren optischer<br />

Schönheit ich mich erfreue. Des woar’s aber auch. Allein<br />

das Weihnachtsfest an sich lässt in mir eine Traurigkeit<br />

hochkommen, dass ich nicht anders kann, als mich mit der<br />

Romanfigur „Grinch“ von Theodor Seuss zu identifizieren.<br />

Der blöde Grinch meidet Weihnachten, feiernde Menschen,<br />

das Fest der Liebe und Besinnlichkeit und stiehlt zur<br />

Strafe auch noch ihre Geschenke. „Bleib doch in deiner<br />

verdammten Höhle, scheiß auf die Heuchler unten im Dorf.<br />

Ohne sie bist du besser dran. Aber die Geschenke kannst du<br />

ihnen ruhig klauen, sollen sie das Fest der Liebe ohne die<br />

Schenkerei feiern.“ Tja, dann bin ich wohl auch ein Grinch,<br />

nur ohne Geschenke zu fladern. Warum?<br />

Weil mir Weihnachten wie die Zeit netter Gesten und Nächstenliebe<br />

mit Ablaufdatum vorkommt. Weil ich die Euphorie<br />

um die Weihnachtsgeschenke schon Monate vorher in den<br />

Shops bemerke, die versuchen, Kunden im Namen der<br />

Nächstenliebe anzulocken. Weil ich vor langer Zeit Armut<br />

erlebte, zu Weihnachten froh war, etwas auf dem Tisch zu<br />

haben. Geschenke waren nebensächlich und wenn, dann<br />

wirklich Dinge, die wir brauchen konnten. Diese Zeit hat<br />

mich geprägt und in mir die Einstellung verankert, dass<br />

Weihnachten heute nur mehr ein Konsumwahn ist, ohne<br />

Dinge im Leben zu schätzen, die wirklich wichtig sind.<br />

Etwas zu Essen, ein Dach über dem Kopf, Gesundheit und<br />

Familienzusammenhalt in schwierigen Zeiten – nicht nur zu<br />

Weihnachten. Selbstlos ist hier doch gar nichts mehr beim<br />

Fest der Liebe, sondern eher wie ein Kredit – ich schenke,<br />

du schenkst zurück, gell? Großzügiger sind dann die meisten<br />

zu Weihnachten auch noch. Ist ja Weihnachten! Leute<br />

spenden, die Tränendrüse bei Schicksalsgeschichten ist<br />

dann auch mehr strapaziert, weil es doch eine besinnliche<br />

Zeit ist. Und diese Gefühle sind nicht einmal geheuchelt.<br />

Die Leute glauben auch noch an ihre Güte, bis die Impulse,<br />

ausgelöst durch reizüberflutete, öffentliche Weihnachtsstimmung<br />

vorbei sind. In manchen Kriegsgebieten sind sogar<br />

die Gegner netter zueinander. Meistens gibt es zu Weihnachten<br />

einen Waffenstillstand. Geballert wird dann am<br />

nächsten Tag. Tja, frohe Weihnachten!<br />

martinovic@dasbiber.at<br />

IVANAS<br />

WELT<br />

In Ivanas WELT<br />

berichtet biber-<br />

Redakteurin<br />

Ivana Martinović<br />

über ihr daily life.<br />

ALEKS LÄSST<br />

DAMPF AB<br />

WARUM MIR<br />

WIENER HIPSTER-CLUBS<br />

AM ARSCH GEHEN<br />

Mit monotonem<br />

Gesichtsausdruck, zum<br />

Takt der Musik nickend,<br />

stehen sie im Club.<br />

Vorsichtig nippen sie an<br />

ihrem überteuerten Getränk.<br />

Jutebeutel auf der Schulter,<br />

Jeansjacke, Röhrenjeans,<br />

Beanie, egal wie heiß es<br />

drinnen ist. Auf den Fotos<br />

bloß nicht lächeln! Man will<br />

ja gelassen und cool, ja fast<br />

gelangweilt rüberkommen.<br />

ZU COOL FÜR SPASS<br />

Zu finden sind sie in der Pratersauna,<br />

Forelle, sogar im guten,<br />

alten Flex. Es gibt mittlerweile<br />

schon so viele Subgruppen und<br />

Bezeichnungen von Hipstern.<br />

Diese Leute, die beim Fortgehen<br />

keinen Spaß zu haben scheinen.<br />

Für mich bedeutet Feiern Freude,<br />

lachen, tanzen, Fratzen schneiden<br />

auf Fotos und zur Musik abgehen.<br />

Das wird schwierig bei der Zunehmend unbeliebt: die Hipster<br />

monotonen Minimal-Musik, die<br />

oft in dem natürlichen Habitat der Hipster gespielt wird und der Zombie-Meute<br />

rundherum.<br />

ALTERNATIV SEIN IST TEUER<br />

Hipster sind pathetisch. Genau wie ihre ,,abgefuckte“, alternative Kleidung,<br />

die in Wirklichkeit ein halbes Vermögen kostet und aus Papas Tasche bezahlt<br />

wird. Aber Hauptsache, sich über die Regierung und die Reichen aufregen,<br />

„Fuck the System“ und so. Diese Attitüde spiegelt sich stark in den Preisen der<br />

Clubs, in denen sie abhängen, wieder. Ihr könnt mir ja nicht wirklich erzählen,<br />

dass jemand, der lautstark unsere Konsumgesellschaft verschmäht, bereit ist,<br />

mal locker 15€ Eintritt und dann noch an die 10€ für jedes weitere Getränk<br />

auszugeben?<br />

BALKAN ODER BOBO?<br />

Vielleicht sollte ich einfach meinen Fortgeh-Horizont erweitern. Ich hoffe, ich<br />

werde wegen dieses Geständnisses nicht von der Redaktion verstoßen, aber ich<br />

war noch nie auf der Balkanmeile, von der die meisten biber-Kollegen kollektiv<br />

schwärmen. Trotz allem wette ich, dass ich spätestens in einem Monat wieder<br />

in einem dieser Hipster infizierten Clubs lande und mich am nächsten Morgen<br />

darüber ärgern und aufregen werde. Ich glaube, ich bin ein ganz schlimmer,<br />

hochnäsiger Hipster.<br />

tulej@dasbiber.at<br />

Lorena Cupcake

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