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28 RAMBAZAMBA<br />
Wenn Stadt- und Land-Migranten aufeinander treffen, herrscht nicht immer Einigkeit, auch wenn die Eltern aus dem selben Land kommen.<br />
tag oder ähnliche Festln“, wie Jelena meint. Okay,<br />
vielleicht nicht nur Kirtag oder Wiesn, aber auch<br />
Ivana kann bestätigen: „Ich war noch nie auf der<br />
Ottakringer Straße unterwegs und diese Jugobitches<br />
mit ihren 15-Zentimeter-Hacken und Gürtelröcken<br />
sind nur in Wien so oft zu sehen.“<br />
„Das mag schon stimmen“, meint Soziologe<br />
Kenan Güngör, „nur hat das weniger mit dem<br />
Faktor Ausländer zu tun, als mit dem übereinstimmenden<br />
Milieu“. So sammeln sich Menschen<br />
aus gleichen Arbeits-, Bildungs- und Wertekreisen<br />
und bilden eigene Subkulturen. Natürlich kann da<br />
auch das Herkunftsland eine Rolle spielen. In Wien<br />
sammeln sich die verschiedenen Gruppen in eigene<br />
Stadtteile, zu denen oft auch Migranten gehören,<br />
und bleiben unter sich. Was in den 60ern mit den<br />
ersten Gastarbeiterschüben begann, ist oft bis heute<br />
so geblieben.<br />
ÖSTERREICHFEINDLICH<br />
Melisa A., aus Purkersdorf, findet, dass man den<br />
Wiener Migrantenkindern noch heute eine gewisse<br />
Österreichfeindlichkeit ansehen kann, obwohl die<br />
meisten hier geboren und aufgewachsen sind. „Viele<br />
sind patriotisch, fast nationalistisch ihrer alten Heimat<br />
gegenüber. Ich habe weit weniger Vorurteile<br />
Österreichern gegenüber und traditionellere Wertvorstellungen.<br />
Migranten aus der Stadt leben eher<br />
planlos, haben weniger Respekt – YOLO.* „Ich bin<br />
Ausländer. Ich darf das“, soll es nur in Wien zu hören<br />
geben.<br />
Urteile wie diese führen noch zu etwas anderem:<br />
Migranten vom Land, die nach Wien gezogen sind,<br />
vermischen sich selten mit ihren Stadtgenossen.<br />
Ivana erzählt: „Auch nachdem ich nach Wien gezogen<br />
bin, habe ich keine Jugo-Freunde gefunden.<br />
Man muss eben voll in den Kreisen drin sein, um<br />
diesen ,Jugostil‘ zu bekommen.“ Gleichzeitig antworteten<br />
viele Befragte aus der Stadt: „Ich kenne<br />
keine Menschen mit Migrationshintergrund, die<br />
am Land aufgewachsen sind.“<br />
Eines aber möchte Kenan Güngör noch betonen:<br />
„Es gibt nicht nur entweder oder.“ Ja, wissen wir eh.<br />
Lustig ist es trotzdem.<br />
*(Anm.: YOLO bedeutet: You only live once)<br />
MIGRANTEN VOM<br />
LAND, DIE NACH<br />
WIEN GEZOGEN<br />
SIND, VERMISCHEN<br />
SICH SELTEN MIT<br />
IHREN STADT-<br />
GENOSSEN.