11.12.2013 Aufrufe

PART Y UNSER

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

26 RAMBAZAMBA<br />

Herkunft der Eltern hin oder her - das Landleben prägt.<br />

Wer in der Stadt aufwächst, hat oft mehr Kontakt zur eigenen Community.<br />

DIE EINEN HABEN EINE LEDERHOSE im<br />

Schrank hängen, die anderen laden sich Rapper<br />

Edo Maajka aufs Handy. Während die einen mit<br />

„Servas!“ grüßen, brüllen die anderen schon auf 20<br />

Metern: „Abi, was läuft?“. Türke ist nicht gleich Türke<br />

und die Herkunft der Eltern weckt nicht immer<br />

Solidarität innerhalb der Community. Eine biber-<br />

Recherche unter neuen Österreichern, die in Wien<br />

bzw. am Land aufgewachsen sind, zeigt: Nicht nur<br />

die Muttersprache und der soziale Status prägen.<br />

Migranten, die am Land aufwachsen, ticken oft anders<br />

als ihre Mit-Migranten in der Großstadt.<br />

„Ich nehme mal an, dass die Jugos in Wien eher<br />

in die Hauptschule gehen und dann hackeln, so<br />

wie die reden“, meint Ivana P. aus Oberösterreich.<br />

„Jeder zweite meiner Kunden in der Post im 20.<br />

Bezirk ist Ausländer und spricht kein Deutsch. Ich<br />

glaube, die wollen sich nicht wirklich integrieren,<br />

da kann ich den Frust der Österreicher schon verstehen.“<br />

Harte Worte für jemanden, dessen Eltern<br />

selbst Kroaten sind. Dagegen feuert Manuel I., ein<br />

„stolzer“ Serbe aus dem 21. Bezirk: „Ich denke, dass<br />

Leute, die auf dem Land aufgewachsen sind, strenger<br />

sind und mehr Wert auf österreichische Bräuche<br />

und Traditionen legen. Das trifft auch auf die ,Ausländer‘<br />

dort zu.“<br />

Fassen wir also zusammen: Die Wiener Migranten<br />

sprechen kaum Deutsch und bleiben gern<br />

in ihren Communitys. Sie meiden die Österreicher,<br />

wollen sich nicht integrieren und ihr Nachwuchs<br />

„ICH DENKE, DASS<br />

DIE LEUTE, DIE AUF<br />

DEM LAND AUFGE-<br />

WACHSEN SIND,<br />

STRENGER SIND<br />

UND MEHR WERT<br />

AUF ÖSTERREI-<br />

CHISCHE BRÄUCHE<br />

UND TRADITIONEN<br />

LEGEN. DAS TRIFFT<br />

AUCH AUF DIE AUS-<br />

LÄNDER DORT ZU.“<br />

stylt sich, als ob er direkt aus einem Gangster-Rap-<br />

Video kommt. Dagegen merkt man den Land-Migranten<br />

ihre Herkunft kaum an. Dialekt prägt ihre<br />

Sprache. Österreichische Werte sind tief verankert<br />

und die alte Heimat ist nur noch ein Urlaubsort.<br />

Alles blöde Vorurteile kann man jetzt sagen,<br />

aber erfunden sind diese Merkmale nicht. Denn<br />

Tatsache ist: Es gibt einen Unterschied zwischen<br />

Familien mit Migrationshintergrund, die sich am<br />

Land angesiedelt haben und jenen, die nach Wien<br />

gezogen sind.<br />

Wien ist die ausländerreichste Stadt Österreichs.<br />

40 Prozent aller Migranten in Österreich leben<br />

hier. Jeder dritte Wiener hat nicht-österreichische<br />

Wurzeln. Die nächstgrößeren Städte Graz und Linz<br />

hinken beim Migrationsanteil weit hinterher: Graz<br />

mit 24 Prozent und Linz mit 26. Das macht es in<br />

Wien leichter „unter sich“ zu bleiben und wirkt sich<br />

auch auf die Sprache aus. Denn wenn Goran bei<br />

Božidar arbeitet, können sie in ihrer Muttersprache<br />

miteinander reden. Das geht schneller und ist<br />

vermutlich für beide einfacher. Unter Jugendlichen,<br />

die in Wien aufwachsen, entsteht ein eigener Slang.<br />

„In der Stadt vermischt man gerne Ausdrücke aus<br />

anderen Sprachen mit deutschen und verwendet<br />

so ein Mischmasch aus Wiener Dialekt, Wannabe-<br />

Ghetto-Slang und Fremdwörtern, von denen man<br />

nicht immer die Bedeutung kennt“, sagt Anisa B.,<br />

eine 18-jährige Bosnierin, die in Wien aufgewachsen<br />

ist. Am Land geht das nicht so einfach. Oft ist

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!