PART Y UNSER
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P.b.b., Verlagspostamt 1070, Vetragsnummer 09Z038106 M<br />
www.dasbiber.at<br />
Magazin für neue Österreicher<br />
mit scharf<br />
WINTER<br />
2013<br />
2014<br />
kost soviel<br />
du willst<br />
<strong>PART</strong> Y<br />
<strong>UNSER</strong><br />
HEILIGER STYLE<br />
+ HÄUPL IN ZAHLEN<br />
+ STADT LAND MIGRANT<br />
+ UNIFORM UND HIGH-HEELS
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3‘<br />
3min mit<br />
JENNIFER<br />
GROUT<br />
Ausgerechnet eine Amerikanerin erobert<br />
die Arabische Pop-Welt. Das Besondere:<br />
Jennifer Grout singt auf Arabisch,<br />
obwohl sie die Sprache überhaupt nicht<br />
beherrscht. Die Zuschauer der Castingshow<br />
„Arabs‘ got Talent“ dankten es ihr<br />
mit dem zweiten Platz.<br />
Von Sarah Al Hashimi<br />
biber: Wie kam es dazu, dass du auf Arabisch<br />
singst und bei „Arabs‘ Got Talent“ teilnimmst?<br />
JENNIFER GROUT: Vor drei Jahren las ich einen<br />
Artikel über die libanesische Sängerin Fairuz und<br />
hörte mir ein Lied von ihr an. Ich war so fasziniert,<br />
dass ich nur noch arabische Musik hörte und meine<br />
Eltern bat, mir eine Oud (orientalisches Gitarreninstrument,<br />
Anm.) zu kaufen. Ich fing an zu spielen<br />
und auf Arabisch zu singen.<br />
Du hast die Jury und das arabische Publikum überzeugt<br />
– und das als Amerikanerin.<br />
Die Leute lieben mich, weil ich aus eigener Überzeugung<br />
zur arabischen Musik gekommen bin. Und<br />
das ist so unerwartet, dass davon sogar die amerikanischen<br />
Medien, wie die NY Times oder ABC News,<br />
berichten.<br />
Im Internet kursiert das Gerücht, du wärst, aufgrund<br />
deines Akzents, keine echte Amerikanerin.<br />
Was ist da dran?<br />
Ich bin wirklich, ehrlich und zu 100% Amerikanerin,<br />
geboren und aufgewachsen in Boston. Ich hatte<br />
immer eine eigenartige Stimme und passte ständig<br />
meinen Akzent meiner Umwelt an. So hört man<br />
manchmal etwas Kanadisches oder Arabisches heraus.<br />
Ich mag es, wenn die Leute nicht festmachen<br />
können, woher ich komme – ich bin gerne anders.<br />
Andere wiederum kritisieren, dass „Arabs‘ Got<br />
Talent“ eine arabische Show sei und Amerikaner<br />
da keinen Platz hätten.<br />
Wenn ich auf Facebook oder YouTube lese: „This<br />
is ,Arabs Got Talent’, not ,America´s Got Talent’“,<br />
oder: „Go back to America“, kann ich nur lachen.<br />
Diese Leute tun so, als hätte ich eine Invasion gestartet.<br />
Dabei tue ich nur das, was ich liebe – für ein<br />
Publikum, das mich wertschätzt.<br />
Wer ist sie:<br />
Name: Jennifer Grout<br />
Herkunft: Boston, MA<br />
Alter: 23<br />
Besonderes: lebt derzeit<br />
in Marokko
4<br />
STADT. LAND. MIGRANT!<br />
Der Kampf der Migranten: Was haben ein Jodel-Jugo aus der<br />
24Provinz und ein Stadt-Türke gemeinsam? Richtig, gar nichts!<br />
10 Gastarbeiter<br />
SCHLAF, KINDLEIN<br />
Jedes zweite Kind in den Tiroler Säuglingsheimen war ein<br />
„Ausländer-Baby“. Österreich hat es nicht gern gesehen, wenn<br />
hier Kinder bekamen.<br />
30<br />
in<br />
ZART IN CAMOUFLAGE<br />
Fotostrecke über Frauen beim ukrainischen Heer. Einmal streng<br />
Uniform, einmal elegant in der Abendrobe.<br />
36 Fernbeziehung.<br />
FERN-WÄRME<br />
Während ihnen alle ein schnelles Beziehungsende prophezeit<br />
haben, sind diese Paare noch immer glücklich – trotz
INHALT<br />
5<br />
„ZA DOM SPREMNI“<br />
Ist der Fußballer Josip Šimunić ein Faschist oder stolzer<br />
Patriot? Der Historiker Alojz Ivanišević gibt dem Kicker<br />
15gratis Geschichtestunden.<br />
70 mehr<br />
SCHALOM FLIRT<br />
Tel Aviv stinkt, ist laut und sprüht vor Kitsch:<br />
Trotzdem wollte unsere Redakteurin Delna gar nicht<br />
zurückkehren.<br />
10 Ivanas Welt: Weihnachtsgeschenke – du mir, ich dir!<br />
POLITIKA<br />
15 Gratis-Geschichte-Unterricht für Josip Simunic:<br />
Warum „Za dom - spremni“ kein patriotische, sondern<br />
eine faschistische Parole ist.<br />
16 Interview in Zahlen: Wiens Bürgermeister Häupl<br />
hat 380€ bei sich und zählt nur fünf Journalisten zu<br />
seinen Freunden.<br />
20 Wir machen Meinung: über Turbofolk-Ikone Ceca,<br />
das deutsche Zwei-Pass-System und ein Aufruf, für<br />
Concordia zu spenden. Dafür gibts Todors Buch<br />
RAMBAZAMBA<br />
30 Töchter der USSR: ukrainische Soldatinnen im<br />
schmalen Spagat zwischen Springerstiefeln und<br />
Stilettos.<br />
36 Daisy liebt Artur. Artur liebt Daisy – Fernbeziehungen<br />
funktionieren ja doch!<br />
SPECIALS<br />
KARRIERE<br />
43 Dresscode im Büro<br />
Moonboots bitte lieber im Ski-Urlaub verwenden.<br />
TECHNIK<br />
49 Adam testet für euch das Google Nexus 7, die<br />
Galaxy Gear Smartwatch und das Nokia Lumia 1020<br />
mit einer 41-MP-Kameraa<br />
GELD & SICHERHEIT<br />
52 Bruder, vergiss Kredite. Hör auf unsere Geld-Beraterin<br />
Amra und die Pension ist gesichert.<br />
LIFESTYLE<br />
58 Modestrecke: Holy shit! In diesem heiligen Look<br />
kommt ihr überall hin, nur nicht in die Kirche.<br />
REISEN<br />
69 Ein Trip nach Lesotho, eine Postkarte aus Abidjan<br />
oder doch ein Flug nach San Francisco?<br />
75 Fejkbook mit dem Weihnachtsmann<br />
KOLUMNE<br />
78 Die Leiden des jungen Todor: Todor kann kochen!<br />
Marko Mestrović, die 78er, Alexey Furman, Delna Antia, JOSE<br />
COELHO / EPA / picturedesk.com, Ella Uzam<br />
Cover: Christopher Klettermayer
6 EDITORIAL<br />
And the winner is….!<br />
Das Cover-Voting 2013 auf<br />
unserer Homepage verlief spannender<br />
als jedes Hunderennen in<br />
Las Vegas. Den längsten Atem bewies<br />
das kontroverse und medial<br />
heiß diskutierte Mischlings-Cover<br />
von März 2013. Danke an die<br />
kritische Online-Jury, rund 500<br />
Stimmen san ka Lercherlschas.<br />
Wir hätten ja gerne gewusst, an<br />
welcher Stelle das aktuelle Cover<br />
gelandet wäre. Immerhin birgt es<br />
unverschämt feine Geschichten<br />
über ukrainische Heerestöchter,<br />
in Stich gelassene Gastarbeiterbabys,<br />
rotzfreche Landeier und in Zahlen-antwortende<br />
Bürgermeister. Aja, wir sind auch der Frage nachgegangen,<br />
ob kroatische Fußballfans potenzielle<br />
Faschisten sind und ob Tel Aviv die fluffigsten Falafel<br />
hat.<br />
Viel Glück, Gesundheit und Schönheit fürs neue<br />
Jahr!<br />
Sretan Božić, Yeni yılınız kutlu olsun, Весела<br />
Коледа, Kellemes karácsonyi ünnepeket kivánunk<br />
und Craciun fericit!<br />
Eure Redaktion<br />
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Magazin für neue Österreicher<br />
mit scharf<br />
APRIL<br />
2013<br />
kost noch<br />
immer nix<br />
MISCHLINGE<br />
ERKENNST DU DEN MIX?<br />
DER<br />
ÖSTERREICHISCHE<br />
JOURNALIST<br />
GRATISMAGAZIN DES JAHRES2012<br />
1<br />
IMPRESSUM<br />
MEDIENINHABER:<br />
Biber Verlagsgesellschaft mbH, Quartier 21,<br />
Museumsplatz 1, E-1.4, 1070 Wien<br />
HERAUSGEBER & CHEFREDAKTEUR:<br />
Simon Kravagna<br />
STV. CHEFREDAKTEUR:<br />
Amar Rajković<br />
ONLINE:<br />
Teoman Tiftik<br />
CHEFICA VOM DIENST:<br />
Delna Antia<br />
REPORTERIN:<br />
Marina Delcheva<br />
AKADEMIELEITUNG:<br />
Marina Delcheva<br />
KOLUMNIST/INNEN:<br />
Ivana Martinović, Todor Ovtcharov<br />
FOTOCHEF:<br />
Marko Mestrović<br />
MARKETING & ÖFFENTLICHKEITSARBEIT:<br />
Irina Obushtarova<br />
REDAKTION & FOTOGRAFIE:<br />
Sarah Al-Hashimi, Melisa Aljović, Kardelen Ari, Stephanie de la<br />
Barra, Lucia Bartl, Muhamed Beganović, Adam Bezeczky, Milena<br />
Borovska, Ayper Cetin, Amélie Chapalain, Maida Dedagić,<br />
Amra Ducić, Ali Cem Deniz, Nana Egger, Susanne Einzenberger,<br />
Armand Feka, Thomas Frank, Matthias Fuchs, Menerva<br />
Hammad, Tina Herzl, Markus Hollo, Mahir Jamal, Anna Koisser,<br />
Fabian Kretschmer, Reinhard Lang, Lyudmila Gyurova, Sophie<br />
Kirchner, Andreas Marinović, Maria Matthies, Marko Mestrović,<br />
Ivana Martinović, Jeta Muarami, Momčilo Nikolić, Marie-Noel<br />
Ntwa, Elsa Okazaki, Aurora Orso, Anastasia Osipova, Todor<br />
Ovtcharov, Jelena Pantic, Michele Pauty, Senad Pintol, Magdalena<br />
Possert, Marian Smetana, Vanessa Spanbauer, Daniel Spreitzer,<br />
Alexandra Stanić, Julia Svinka, Reka Tercza, Teoman Tiftik, Bahar<br />
Tugrul, Aleksandra Tulej, Filiz Türkmen, Magdalena Vachova,<br />
René Wallentin, Artur Zolkiewicz<br />
ART DIRECTOR: Dieter Auracher<br />
LAYOUT: Dieter Auracher, Viktoria Platzer<br />
LEKTORAT: Eldina Slipac<br />
ANZEIGEN: Irina Obushtarova, Teoman Tiftik, Adam Bezeczky<br />
BUSINESS DEVELOPMENT: Andreas Wiesmüller<br />
GESCHÄFTSFÜHRUNG:<br />
Wilfried Wiesinger, Simon Kravagna<br />
KONTAKT: biber Verlagsgesellschaft mbH<br />
Quartier 21, Museumsplatz 1, E-1.4, 1070 Wien<br />
Tel: +43/1/ 9577528<br />
redaktion@dasbiber.at<br />
marketing@dasbiber.at<br />
abo@dasbiber.at<br />
INTERNET: www.dasbiber.at<br />
Kostenloses Packservice<br />
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MIT SCHARF<br />
7<br />
DER SKIWELTCUP<br />
IM ORF<br />
Alle Rennen live,<br />
umfangreiche Berichterstattung im Fernsehen,<br />
in den Radios, online und mit der Weltcup App
8 MIT SCHARF<br />
Foto: Igor Minić<br />
WEIHNACHTEN<br />
FÜR EINEN<br />
GRINCH<br />
Stille Nacht, heilige Nacht, die Leute freuen sich auf<br />
Weihnachten. Auf den Straßen, in den Geschäften und<br />
Wohnungen glänzt die Weihnachtsbeleuchtung um die<br />
Wette und ich bin traurig und genervt zugleich. Ok, ich<br />
stehe auch auf blinkende Weihnachtsdeko, deren optischer<br />
Schönheit ich mich erfreue. Des woar’s aber auch. Allein<br />
das Weihnachtsfest an sich lässt in mir eine Traurigkeit<br />
hochkommen, dass ich nicht anders kann, als mich mit der<br />
Romanfigur „Grinch“ von Theodor Seuss zu identifizieren.<br />
Der blöde Grinch meidet Weihnachten, feiernde Menschen,<br />
das Fest der Liebe und Besinnlichkeit und stiehlt zur<br />
Strafe auch noch ihre Geschenke. „Bleib doch in deiner<br />
verdammten Höhle, scheiß auf die Heuchler unten im Dorf.<br />
Ohne sie bist du besser dran. Aber die Geschenke kannst du<br />
ihnen ruhig klauen, sollen sie das Fest der Liebe ohne die<br />
Schenkerei feiern.“ Tja, dann bin ich wohl auch ein Grinch,<br />
nur ohne Geschenke zu fladern. Warum?<br />
Weil mir Weihnachten wie die Zeit netter Gesten und Nächstenliebe<br />
mit Ablaufdatum vorkommt. Weil ich die Euphorie<br />
um die Weihnachtsgeschenke schon Monate vorher in den<br />
Shops bemerke, die versuchen, Kunden im Namen der<br />
Nächstenliebe anzulocken. Weil ich vor langer Zeit Armut<br />
erlebte, zu Weihnachten froh war, etwas auf dem Tisch zu<br />
haben. Geschenke waren nebensächlich und wenn, dann<br />
wirklich Dinge, die wir brauchen konnten. Diese Zeit hat<br />
mich geprägt und in mir die Einstellung verankert, dass<br />
Weihnachten heute nur mehr ein Konsumwahn ist, ohne<br />
Dinge im Leben zu schätzen, die wirklich wichtig sind.<br />
Etwas zu Essen, ein Dach über dem Kopf, Gesundheit und<br />
Familienzusammenhalt in schwierigen Zeiten – nicht nur zu<br />
Weihnachten. Selbstlos ist hier doch gar nichts mehr beim<br />
Fest der Liebe, sondern eher wie ein Kredit – ich schenke,<br />
du schenkst zurück, gell? Großzügiger sind dann die meisten<br />
zu Weihnachten auch noch. Ist ja Weihnachten! Leute<br />
spenden, die Tränendrüse bei Schicksalsgeschichten ist<br />
dann auch mehr strapaziert, weil es doch eine besinnliche<br />
Zeit ist. Und diese Gefühle sind nicht einmal geheuchelt.<br />
Die Leute glauben auch noch an ihre Güte, bis die Impulse,<br />
ausgelöst durch reizüberflutete, öffentliche Weihnachtsstimmung<br />
vorbei sind. In manchen Kriegsgebieten sind sogar<br />
die Gegner netter zueinander. Meistens gibt es zu Weihnachten<br />
einen Waffenstillstand. Geballert wird dann am<br />
nächsten Tag. Tja, frohe Weihnachten!<br />
martinovic@dasbiber.at<br />
IVANAS<br />
WELT<br />
In Ivanas WELT<br />
berichtet biber-<br />
Redakteurin<br />
Ivana Martinović<br />
über ihr daily life.<br />
ALEKS LÄSST<br />
DAMPF AB<br />
WARUM MIR<br />
WIENER HIPSTER-CLUBS<br />
AM ARSCH GEHEN<br />
Mit monotonem<br />
Gesichtsausdruck, zum<br />
Takt der Musik nickend,<br />
stehen sie im Club.<br />
Vorsichtig nippen sie an<br />
ihrem überteuerten Getränk.<br />
Jutebeutel auf der Schulter,<br />
Jeansjacke, Röhrenjeans,<br />
Beanie, egal wie heiß es<br />
drinnen ist. Auf den Fotos<br />
bloß nicht lächeln! Man will<br />
ja gelassen und cool, ja fast<br />
gelangweilt rüberkommen.<br />
ZU COOL FÜR SPASS<br />
Zu finden sind sie in der Pratersauna,<br />
Forelle, sogar im guten,<br />
alten Flex. Es gibt mittlerweile<br />
schon so viele Subgruppen und<br />
Bezeichnungen von Hipstern.<br />
Diese Leute, die beim Fortgehen<br />
keinen Spaß zu haben scheinen.<br />
Für mich bedeutet Feiern Freude,<br />
lachen, tanzen, Fratzen schneiden<br />
auf Fotos und zur Musik abgehen.<br />
Das wird schwierig bei der Zunehmend unbeliebt: die Hipster<br />
monotonen Minimal-Musik, die<br />
oft in dem natürlichen Habitat der Hipster gespielt wird und der Zombie-Meute<br />
rundherum.<br />
ALTERNATIV SEIN IST TEUER<br />
Hipster sind pathetisch. Genau wie ihre ,,abgefuckte“, alternative Kleidung,<br />
die in Wirklichkeit ein halbes Vermögen kostet und aus Papas Tasche bezahlt<br />
wird. Aber Hauptsache, sich über die Regierung und die Reichen aufregen,<br />
„Fuck the System“ und so. Diese Attitüde spiegelt sich stark in den Preisen der<br />
Clubs, in denen sie abhängen, wieder. Ihr könnt mir ja nicht wirklich erzählen,<br />
dass jemand, der lautstark unsere Konsumgesellschaft verschmäht, bereit ist,<br />
mal locker 15€ Eintritt und dann noch an die 10€ für jedes weitere Getränk<br />
auszugeben?<br />
BALKAN ODER BOBO?<br />
Vielleicht sollte ich einfach meinen Fortgeh-Horizont erweitern. Ich hoffe, ich<br />
werde wegen dieses Geständnisses nicht von der Redaktion verstoßen, aber ich<br />
war noch nie auf der Balkanmeile, von der die meisten biber-Kollegen kollektiv<br />
schwärmen. Trotz allem wette ich, dass ich spätestens in einem Monat wieder<br />
in einem dieser Hipster infizierten Clubs lande und mich am nächsten Morgen<br />
darüber ärgern und aufregen werde. Ich glaube, ich bin ein ganz schlimmer,<br />
hochnäsiger Hipster.<br />
tulej@dasbiber.at<br />
Lorena Cupcake
9<br />
Foto von Christoph Schlessmann<br />
SCHNELL, BEVOR SIE ES WEGNEHMEN!<br />
POLITIKA
10 POLITIKA<br />
GEGEN ENDE DER 70ER WAR JEDES<br />
ZWEITE KIND IN TIROLER SÄUG-<br />
LINGSHEIMEN EIN GASTARBEITER-<br />
KIND. DIE ELTERN MUSSTEN ES<br />
„FREIWILLIG“ ODER UNTER ZWANG<br />
IN STAATLICHE OBHUT GEBEN.<br />
ÖSTERREICH HAT ES NICHT GERN<br />
GESEHEN, WENN GASTARBEITER<br />
HIER KINDER BEKAMEN.<br />
Von Marina Delcheva und „Die 78er“ (Fotos)<br />
SCHLAF,<br />
KINDLEIN
POLITIKA<br />
11<br />
ZORAN, NENNEN WIR IHN in dieser Geschichte<br />
so, kommt vor über drei Jahrzehnten körperlich<br />
und geistig schwer behindert in Tirol auf die Welt.<br />
Seine Eltern, zwei Gastarbeiter aus dem ehemaligen<br />
Jugoslawien, müssen arbeiten, Tag und Nacht.<br />
Die Familie hat weder Zeit noch Geld, sich um ein<br />
schwerbehindertes Kind zu kümmern. Deshalb<br />
kommt Zoran in ein Säuglingsheim in Tirol. Seine<br />
Eltern besuchen ihn anfangs, dann immer seltener.<br />
Er hat nur eine Heimpflegerin, deren Herz er irgendwie<br />
erobert und die ihn später adoptieren wird.<br />
Deutsch wird seine neue Muttersprache, die alte<br />
lernt er nie. Wahrscheinlich fährt er auch nicht die<br />
Verwandten „unten“ besuchen. Er könnte genauso<br />
gut Thomas oder Andreas heißen.<br />
ZAHLEN IM SYSTEM<br />
Er ist eines von hunderten Gastarbeiterbabys, die<br />
in den 1970ern und Anfang der 80er-Jahre in staatliche<br />
Obhut kommen. Allein im Säuglingsheim<br />
Axams in Tirol waren 228 der 484 aufgenommenen<br />
Säuglinge in den Jahren 1970 bis 1988 „Ausländerkinder“.<br />
Ihre Eltern stammen fast ausschließlich aus<br />
Ex-Jugoslawien, manchmal aus der Türkei. „1975<br />
hatten sogar 44 Prozent der Kinder ausländische<br />
Eltern“, erzählt Dietmar Mutschlechner, Leiter des<br />
Kinderheimes in Axams. Ähnlich ist auch die Situation<br />
im damaligen Tiroler Säuglingsheim in Arzl.<br />
In Salzburg sollen Gastarbeiterkinder in den 80ern<br />
zumindest tagsüber in Krippen von Kinderheimen<br />
untergebracht worden sein, so eine ältere Heim-<br />
Mitarbeiterin.<br />
Die Fotos zu dieser Geschichte wurden von der Fotografengruppe<br />
„Die 78er“ gemacht. Sie fotografieren verlassene Häuser, Fabriken<br />
und, wie hier, ehemalige Wohngebäude der Wiener Kinderheime.<br />
ZU RABENELTERN GEMACHT<br />
Wie viele Gastarbeiterkinder damals insgesamt ins<br />
Heim gekommen sind, ist unbekannt. Es gibt keine<br />
Studien dazu, oft auch keine Zahlen mehr. Das Thema<br />
wurde erstmals im Buch „Verwaltete Kindheit.<br />
Der österreichische Heimskandal“ von Georg Hönigsberger<br />
und Irmtraut Karlsson gestreift. Das Werk<br />
erzählt von Gewalt, Missständen und Missbrauch in<br />
österreichischen Kinderheimen.<br />
Entgegen bisher veröffentlichter Berichte wurden<br />
die Säuglinge in der Regel nicht ihren ausländischen<br />
Eltern weggenommen. Das geht auch aus<br />
den Akten im Heim in Axams hervor. Die Eltern<br />
haben ihre Kinder oft selbst dem Staat überlassen<br />
und den Heimaufenthalt monatlich bezahlt – 2.000<br />
Schilling bei einem Einkommen von 5.200, beispielsweise.<br />
Von Freiwilligkeit kann aber keine Rede<br />
sein. Die Psychologin Edith Kaslatter beschreibt<br />
1980 in ihrer Dissertation am Rande die Situation<br />
von Gastarbeitereltern und die Umstände, unter<br />
welchen ihre Säuglinge in die Heime in Axams und<br />
Arzl kommen.<br />
Bei der Einlieferung ist die Geschichte immer<br />
die gleiche: Aktennummer K4 – jugoslawisches<br />
Gastarbeiterehepaar; gesundes Neugeborenes; ein<br />
Monat alt bei Aufnahme im Heim; Eltern bezahlen<br />
den Heimaufenthalt und wollen das Kind später zu<br />
sich nehmen. E8 – türkisches Gastarbeiterehepaar;<br />
gesundes Neugeborenes; fünf Tage alt bei Heimeinlieferung;<br />
solange Eltern in Österreich arbeiten, bleibt
12 POLITIKA<br />
Besonders am Land war es für Gastarbeiter schwer, eine Kinderbetreuung zu finden. Deshalb haben sie vorübergehend ihre Kleinkinder ins Heim gegeben.<br />
„AM ANFANG HABE<br />
ICH ZWEI-DREI<br />
MONATE OHNE<br />
EINEN FREIEN<br />
TAG GEARBEITET.<br />
WIE SOLL MAN<br />
DA EIN KIND<br />
GROSSZIEHEN?“<br />
DRAGA S.<br />
das Kind im Heim; sie bezahlen den Heimaufenthalt.<br />
Oder: E4 – jugoslawisches Gastarbeiterehepaar; gesundes<br />
Neugeborenes; sechs Tage alt bei der Einlieferung<br />
ins Heim; Eltern bezahlen den Aufenthalt und<br />
werden das Kind später zu sich nehmen. In fast jeder<br />
Akte steht: „Die Eltern besuchen das Kind regelmäßig.“<br />
Harte Arbeit, miserable Wohnverhältnisse, soziale<br />
Ausgrenzung, geringer Lohn und null Hilfe vom<br />
Staat – so kann man in etwa die Situation von jungen<br />
Gastarbeiterfamilien in den 70ern zusammenfassen.<br />
(Siehe Sub-Geschichte auf Seite XY) „Am<br />
Anfang habe ich zwei-drei Monate ohne einen freien<br />
Tag gearbeitet. Wie soll man da ein Kind großziehen?<br />
Als ich Jahre später meine damalige Chefin<br />
gefragt habe, warum sie mir das angetan hat, hat sie<br />
nur gesagt: ‚Geh, Puppal, sei ned nachtragend. Das<br />
ist doch lang her.‘“, erzählt Draga S. aus Salzburg.<br />
WEINEN BEIM ABSCHIED<br />
Im Gegensatz zu österreichischen Heimkindern,<br />
war ein Großteil der Gastarbeiterkinder nur kurz in<br />
staatlicher Obhut. „In der Regel waren sie sechs Monate<br />
bis eineinhalb Jahre bei uns“, sagt Mutschlechner.<br />
Das sei deutlich weniger als bei österreichischen<br />
Kindern. Die Eltern haben eine neue Wohnung gesucht,<br />
manchmal eine neue Arbeit und haben ihre<br />
Kinder, sobald es ging, wieder zu sich geholt. „Wir<br />
haben die Gastarbeitereltern damals lieber gehabt,<br />
weil sie sich um ihre Kinder gekümmert haben“,<br />
sagt eine pensionierte Pflegerin aus dem Säuglingsheim<br />
in Axams. Sie haben ihre Kinder regelmäßig<br />
besucht, sie haben ihnen Kleidung und Spielzeug<br />
mitgebracht, den Heimaufenthalt bezahlt und beim<br />
Abschied immer geweint. Manche Kinder sind aber<br />
jahrelang im Heim geblieben. Andere wurden von<br />
österreichischen Familien adoptiert.<br />
Heim oder Verwandte in der Heimat – das war<br />
meist die einzige Option, die Gastarbeitereltern<br />
hatten, vor allem am Land. In den großen Städten<br />
gab es große Gastarbeitercommunitys. Es hat sich<br />
immer eine Nachbarin oder eine Schwester gefunden,<br />
die auf das Kind schaute. Außerdem gab es in<br />
der Stadt zumindest ein paar Krippen- und Kindergartenplätze.<br />
Am konservativen und katholisch<br />
geprägten Land waren die Familien damals aber oft<br />
die einzigen Gastarbeiter im Ort. Sie haben meist<br />
beim Arbeitgeber gewohnt. Es gab keine Kinderkrippe,<br />
kaum Kindergartenplätze. Das erklärt auch<br />
die hohe Anzahl von Säuglingen von Gastarbeitern<br />
in Tiroler Kinderheimen. In Wien soll es kaum Kinder<br />
von Gastarbeitern in staatlicher Obhut gegeben<br />
haben, meint eine Sprecherin des Amtes für Jugend<br />
und Familie. In den 70ern ist die österreichische
POLITIKA<br />
13<br />
Frau zu Hause geblieben, bei den Kindern. Nicht<br />
aber jene, die aus dem Ausland zum Arbeiten gekommen<br />
ist.<br />
KEIN RECHT AUF KINDER<br />
Draga S. (Anm.: Name von der Redaktion geändert)<br />
kam in den frühen 80ern als Gastarbeiterin mit ihrem<br />
Mann nach Österreich. Sie hat in einem Gasthof<br />
in den Salzburger Alpen geputzt und Teller gewaschen.<br />
Irgendwann wurde sie schwanger. Sie hat<br />
bis kurz vor der Geburt gearbeitet. Als der Mutterschutz<br />
zu Ende war und ihr Arbeitgeber ungeduldig<br />
wurde, hat sie ihr wenige Wochen altes Kind nach<br />
Serbien zu Verwandten gebracht, damit es nicht ins<br />
Heim kommt. „Ich habe jeden Tag und jede Nacht<br />
geweint. Ich habe vor Kummer acht Kilogramm<br />
abgenommen“, erzählt sie. Nach ein paar Monaten<br />
hat sie ihr Kind wieder zurückgeholt und mit ihrem<br />
Mann in unterschiedlichen Schichten gearbeitet. So<br />
war immer jemand zu Hause, bis ihre Tochter einen<br />
Kindergartenplatz bekommen hat.<br />
Das Bleiberecht war an das Arbeitsverhältnis<br />
gebunden – kein Job, kein Visum. Frauen waren<br />
doppelt benachteiligt. Wenn sie damals nicht mindestens<br />
52 Wochen durchgehend in Österreich beschäftigt<br />
waren, hatten sie keinen Anspruch auf Karenz.<br />
Wenn sie schwanger wurden und kündigten,<br />
haben sie ihr Bleiberecht in Österreich verloren.<br />
Und wenn sie nach der Geburt doch einen Karenzanspruch<br />
hatten, haben ihn viele nicht genutzt –<br />
aus Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren. Deshalb<br />
haben manche Eltern ihre Kinder mit Ende des<br />
gesetzlichen Mutterschutzes ins Heim gebracht.<br />
Anderen wurden sie von der Jugendfürsorge weggenommen,<br />
weil die Wohnung zu klein war, das<br />
Badezimmer am Gang oder ein kleiner Gasherd<br />
die Küche ersetzt hat. Die Begründung: Das ist kein<br />
Umfeld, in dem man ein Kind großziehen kann.<br />
Für jene Kinder, die sich noch an die Zeit im<br />
Heim erinnern können und länger dort waren,<br />
konnte die Trennung von den Eltern sehr traumatisierend<br />
sein. Sie haben manchmal wochenlang ihre<br />
Mutter nicht gesehen, eine einzige Pflegerin kümmerte<br />
sich um ein Dutzend Kinder. Laut Kaslatter<br />
waren die Säuglingsheime damals oft unterbesetzt.<br />
Die Kleinkinder und Babys wurden seltener in den<br />
Arm genommen und früh abgestillt. Wenn das<br />
Heim voll war, haben manche mit ihren Kinderbettchen<br />
am Gang geschlafen. Und ihr erstes Wort<br />
sprachen sie nicht in ihrer Muttersprache, sondern<br />
auf Deutsch.<br />
HEIM STATT HEIMAT<br />
Manche wurden nach einem längeren Heimaufenthalt<br />
doch zu den Großeltern in die Heimat geschickt,<br />
wie ein damals fünfjähriger, türkischer<br />
Bub, erzählt die Psychologin Edith Kaslatter. „Das<br />
ist alles sehr traumatisierend für Kinder und nicht<br />
„WIR HABEN DIE<br />
GASTARBEITEREL-<br />
TERN DAMALS LIE-<br />
BER GEHABT, WEIL<br />
SIE SICH UM IHRE<br />
KINDER GEKÜM-<br />
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Wienerbergstraße 15–19 oder per Mail an office.pe@wgkk.at
14 POLITIKA<br />
„MEINE MUTTER HAT<br />
MICH MIT 20 TAGEN ZU<br />
MEINER TANTE NACH<br />
SERBIEN GESCHICKT.<br />
DAS KANN ICH IHR<br />
BIS HEUTE NICHT<br />
VERZEIHEN“,<br />
SANDRA P.<br />
immer die beste Lösung. Sie sprechen die Sprache<br />
nicht richtig, weil sie ja vorher im Heim waren“,<br />
erklärt sie. „Meine Mutter hat mich mit 20 Tagen<br />
zu meiner Tante nach Serbien geschickt“, erzählt<br />
Sandra P., „das kann ich ihr bis heute nicht verzeihen.<br />
Für mich ist meine Tante meine Mutter.“<br />
Sandra kam erst im Volksschulalter nach Österreich<br />
zurück. Dass ihre Eltern keine Wahl hatten,<br />
versteht sie, verzeihen kann sie aber nicht.<br />
Heute wissen einige Erwachsene, deren Eltern<br />
als Gastarbeiter nach Österreich gekommen sind,<br />
nicht, dass sie einmal Heimkinder waren. Und<br />
wenn doch, wollen sie nicht öffentlich darüber<br />
sprechen. Ihre Eltern schämen sich bis heute,<br />
dass sie damals ihr Kind dem Staat übergeben<br />
haben. Das macht man am Balkan nicht. Andere,<br />
die im Heim geblieben sind und von österreichischen<br />
Familien adoptiert wurden, wissen nicht,<br />
dass sie einmal Ahmet oder Jelena geheißen<br />
haben. Dass ihre leiblichen Eltern ihnen früher<br />
„Taši, taši, tanana“, ein jugoslawisches Kinderlied,<br />
vorgesungen haben.<br />
Die Kinder ins Heim oder zu den Verwandten in die Heimat schicken, oft die einzige Option, die<br />
Gastarbeiter in Österreich hatten.<br />
SYSTEMFEHLER<br />
„Es war vorgesehen, dass Arbeitskräfte kommen, keine Familien.<br />
Aus der Perspektive der österreichischen Regierung<br />
gab es keine Rahmenbedingungen für Gastarbeiterfamilien.<br />
Es war nicht vorgesehen, dass Gastarbeiter Kinder kriegen“,<br />
sagt Christoph Reinprecht, Professor für Soziologie an der<br />
Uni Wien. Er hat zahlreiche Studien zum Thema Gastarbeiter<br />
und ihrer Lebenssituation in Österreich veröffentlicht. Sie<br />
kamen, um zu arbeiten – am Bau, in der Gastronomie, in<br />
Industriebetrieben. Und wenn sie mit dem Arbeiten fertig<br />
waren, sollten sie gleich wieder in die Türkei oder nach Ex-<br />
Jugoslawien zurückkehren.<br />
Im Durchschnitt haben Gastarbeiter 10,25 Stunden täglich<br />
gearbeitet, sechs Tage die Woche, so Kaslatter. Und da viele<br />
Arbeitgeber das Arbeitsrecht damals zu ihren Gunsten angewandt<br />
haben, kam es schon mal vor, dass die Menschen ein<br />
oder zwei Monate ohne einen freien Tag durcharbeiten mussten.<br />
Familienplanung war aus österreichischer Sicht nicht<br />
vorgesehen. Zudem hatten Frauen frühestens nach einem<br />
Jahr in Österreich ein Recht auf Karenz, aber nur, wenn sie<br />
durchgehend gearbeitet haben.<br />
ALLES EXKLUSIVE<br />
Auch die Wohnverhältnisse waren aus heutiger Sicht unzumutbar.<br />
Bis Ende der 1970er waren die Arbeitgeber für die<br />
Unterkunft der Gastarbeiter verantwortlich, erklärt Reinprecht.<br />
Die meisten waren in Arbeiterquartieren mit großen<br />
Schlafsälen untergebracht. Wenn ein Ehepaar doch ein eigenes<br />
Zimmer bekam, beispielsweise im Hotel, für welches es<br />
arbeitete, war es winzig, mit Bad am Gang und ohne Küche.<br />
Die miserablen Wohnverhältnisse wurden vom Jugendamt oft<br />
als Begründung für die Kindsabnahme genannt.<br />
Manche Gastarbeiterkinder sind im Kinderheim geblieben.<br />
BUCHTIPP:<br />
Verwaltete Kindheit . Der Österreichische Heimskandal.<br />
Von Georg Hönigshofer und Irmtraut Karlsson. Karl Verlag.<br />
26,90 Euro.
POLITIKA<br />
15<br />
„ZA DOM SPREMNI!“<br />
Ist der kroatische Fußballer Josip Šimunić ein Faschist oder stolzer Patriot?<br />
Der Historiker Alojz Ivanišević gibt dem Kicker gratis Geschichtestunden.<br />
Von Amar Rajković<br />
KLEINE GESTE, GROSSE WIRKUNG – Als Josip<br />
Šimunić im Anschluss an das gewonnene WM-<br />
Quali-Spiel gegen Island das Megafon packte und<br />
die umstrittene Parole „Za Dom“hinein schrie,<br />
kam ein „Spremni“ von den Zuschauerrängen<br />
zurück. Šimunić wurde mittlerweile vom kroatischen<br />
Verband bestraft, FIFA hat ein Verfahren<br />
aufgrund der Aufhetzung zum rassistischen Hass<br />
eingeleitet. Der Fußballer zeigt keine Reue: „Lernt<br />
doch mal Geschichte“, legte er seinen Kritikern<br />
nahe. Und er ist mit dieser Meinung nicht alleine.<br />
Nachdem unsere Redakteurin Jelena einen kritischen<br />
Kommentar zu Simunic schrieb, antworteten<br />
viele Biber-User verärgert und verwandelten<br />
die Facebook-Seite binnen weniger Stunden in ein<br />
virtuelles Schlachtfeld. Die Verbindung zur Ustascha-Herrschaft<br />
sei an den Haaren herbeigezogen,<br />
so der Grundtenor der Simunic-Anhänger.<br />
Hat sich Šimunić des faschistischen Vokabulars<br />
bedient oder war das eine harmlose Geste, um seine<br />
Heimatliebe zu zeigen? Der kroatische Historiker<br />
Alojz Ivanišević hat die Antwort.<br />
Ist das ein patriotischer<br />
oder<br />
faschistischer Blick?<br />
Dinamo-Kicker<br />
Josip Simunic.<br />
JOSE COELHO / EPA / picturedesk.com, Florian Raidt<br />
biber: Woher stammt der Spruch „Za dom<br />
– spremni!“?<br />
ALOJZ IVANIŠEVIĆ: Diese Parole ist<br />
ganz eindeutig aus der Ustaša-Zeit, da gibt<br />
es keine Zweifel. „Za Dom, Za Dom“allein<br />
(dt: „Für die Heimat, für die Heimat“) hingegen<br />
ist älter und stammt aus der Oper<br />
„Nikola Šubic Zrinski“ von Ivan Zajc aus<br />
dem Jahr 1876. Diese Oper hat die osmanische<br />
Belagerung des ungarischen Szigetvár<br />
im Jahr 1566 und deren Abwehr unter dem<br />
kroatischen Banus Nikola Šubic Zrinski<br />
zum Inhalt. Nun entpuppen sich auf einmal<br />
kroatische Fußballfans als große Opernfanliebhaber.<br />
Das ist doch lächerlich.<br />
Sind die mitsingenden Fans im Stadion<br />
Faschisten?<br />
Das kann man natürlich nicht so pauschal<br />
sagen. Bekennende Faschisten oder Ustaša-<br />
Anhänger gibt es wenige, in der kroatischen<br />
Diaspora mehr als in Kroatien. Das weitaus<br />
größere Problem ist die mangelnde Bildung<br />
der Bevölkerung, vor allem der Jugend in<br />
Sachen Geschichte und Politik bzw., der weit<br />
verbreitete politische Analphabetismus unter<br />
denselben, der die Gefährlichkeit einer<br />
nationalistischen und faschistischen Ideologie<br />
nicht erkennt.<br />
Was hat das Ustascha-Regime im 2. Weltkrieg<br />
angerichtet?<br />
Ustaše waren eine extrem nationalistische,<br />
militante Bewegung, die im ersten Jugoslawien<br />
aus einer rechten Splitterpartei hervorgegangen<br />
ist. Nach der Einführung der<br />
Königsdiktatur 1929 flüchteten die Ustaše<br />
nach Italien, Ungarn und auch Österreich.<br />
Die Bewegung vertrat die klassische Blutund<br />
Bodenideologie, stark beeinflusst vom<br />
italienischen Faschismus. Im „Unabhängigen<br />
Staat Kroatien“, einem Satellitenstaat des<br />
Dritten Reiches, verübte das Ustaša –Regimes<br />
bekanntlich Massenmord an der serbischen,<br />
jüdischen und Roma – Bevölkerung.<br />
Wo lebt der Ustascha-Geist heute weiter?<br />
Eine deklarierte Ustaša-Partei gibt es in<br />
Kroatien heute nicht, einige kleinere rechte<br />
Parteien bekennen sich jedoch mehr oder<br />
weniger klar zu dieser Ideologie. Das Hauptproblem<br />
besteht aber darin, dass es auch in<br />
der national-konservativen HDZ („Hrvatska<br />
Demokratna Zajednica - dt.: Kroatisch-<br />
Demokratische Gemeinschaft“) und in einigen<br />
anderen Oppositionsparteien ähnlicher<br />
ideologischer Ausrichtung Kräfte gibt, die<br />
sich vom Ustaša-Gedankengut nicht klar<br />
distanzieren und vor allem in den letzten<br />
zwei Jahren eine aggressive Serben – und<br />
allgemein Minderheiten feindliche und nationalistisch-<br />
klerikale Politik betreiben. Sie<br />
berufen sich dabei zunehmend auf den umstrittenen<br />
HDZ-Gründer und ersten kroatischen<br />
Präsidenten Franjo Tuđman, der sich<br />
einst unter dem Einfluß der Ustaša freundlichen<br />
kroatischen Exilpolitiker von einem<br />
linken zu einem rechten Nationalisten gewandelt<br />
hat.<br />
Alojz Ivanišević lehrt am Institut für Osteuropäische<br />
Geschichte in Wien. Die Spezialgebiete<br />
des studierten Historikers, Ethnologen und Theologen<br />
sind u.a. Sport, Politik und Nationalismus.
16 POLITIKA<br />
HERR HÄUPL,<br />
WIE VIELE<br />
EURO HABEN<br />
SIE GERADE<br />
EINGESTECKT?<br />
Wie viele Interviews<br />
hätten Sie<br />
im Nachhinein<br />
lieber nie gegeben?<br />
Wie viele politische<br />
Entscheidungen<br />
haben<br />
Sie in Ihrem<br />
Leben bereut?<br />
Mit wie vielen<br />
Journalisten<br />
sind Sie befreundet?<br />
INTERVIEW IN ZAHLEN:<br />
IN DER POLITIK WIRD SCHON<br />
GENUG GEREDET. BIBER FRAGT IN<br />
WORTEN, WIENS BÜRGERMEISTER<br />
MICHAEL HÄUPL (SPÖ)<br />
ANTWORTET MIT EINER ZAHL.<br />
Simon Kravagna und Marko Mestrović (Fotos)<br />
2<br />
5<br />
5<br />
Drei mal in der Woche telefoniert Michael Häupl mit<br />
Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne).<br />
Die Couch im Arbeitszimmer des Bürgermeisters ist fünfzehn Jahre alt.<br />
Wie oft in der<br />
Woche telefonieren<br />
Sie mit<br />
Vizebürgermeisterin<br />
Maria<br />
Vassilakou?<br />
Wie oft im Jahr<br />
fahren Sie mit<br />
dem Rad?<br />
Wie oft im Monat<br />
fahren Sie<br />
mit den Öffis?<br />
Wie viele Stunden<br />
pro Tag<br />
sollte ein 2-Jähriger<br />
maximal in<br />
der Krippe sein?<br />
Wie viele Euro<br />
haben Sie gerade<br />
eingesteckt?<br />
3<br />
50<br />
5<br />
8<br />
380
POLITIKA<br />
17<br />
Wie viele Journalisten<br />
sollten<br />
lieber einen<br />
anderen Beruf<br />
ausüben?<br />
Wie viele Meter<br />
links von der<br />
Mitte stehen Sie<br />
politisch?<br />
Mit wie vielen<br />
Euro brutto<br />
sollte ein 40<br />
Stunden Job zumindest<br />
entlohnt<br />
werden?<br />
Wie viele Euro<br />
sollte die Mindestpension<br />
in<br />
Österreich betragen?<br />
Wie oft haben<br />
Sie sich über Ihren<br />
grünen Regierungspartner<br />
bereits geärgert?<br />
25<br />
50<br />
1500<br />
1200<br />
0<br />
So viel? Nein viel mehr! Häupl steht fünfzig Meter links von der Mitte.<br />
Null mal betet der Wiener SPÖ-Chef pro Woche.<br />
Wie oft in der<br />
Woche beten<br />
Sie?<br />
Wie viele Jahre<br />
ist diese Couch<br />
alt, auf der wir<br />
hier sitzen?<br />
Wie viele Zeitungen<br />
lesen Sie<br />
täglich?<br />
Wie viele Parteien<br />
haben Sie<br />
in Ihrem Leben<br />
bereits gewählt?<br />
Wie viele Jahre<br />
wird Wien noch<br />
von der SPÖ<br />
regiert?<br />
0<br />
15<br />
15<br />
1<br />
25
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Das wunderweihnachtliche<br />
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( Mit Lieferservice an den Beschenkten )
20 MIT SCHARF<br />
MEINUNGSMACHE<br />
DELNA<br />
PASST SCHO’<br />
DEUTSCHLAND<br />
Die deutsche Passverteilung wird gerechter: Keine<br />
Unterscheidung mehr zwischen französischen und<br />
türkischen Babys – also zwischen Sprösslingen aus<br />
EU- und Nicht-EU-Ländern. Alle „Ausländer-Babys“<br />
erhalten bald das Recht auf die doppelte Staatsbürgerschaft.<br />
Die türkische Community sollte sich<br />
darüber freuen, würde man meinen. Keine Pass-<br />
Qual-der-Wahl mehr für ihre Kinder.<br />
Doch viele meckern. Das Ergebnis des Koalitionsvertrags<br />
zwischen der SPD und CDU sei nur die<br />
halbe Miete. Darin ist zu lesen:„Für in Deutschland<br />
geborene und aufgewachsene Kinder ausländischer<br />
Eltern entfällt in Zukunft der Optionszwang und die<br />
Mehrstaatigkeit wird akzeptiert.“<br />
TRÄUME DER AUSLÄNDER-BABYS<br />
Was gibt es daran auszusetzen? Immerhin hat die<br />
konservative CDU dem zugestimmt. Von so einem<br />
Zugeständnis der ÖVP können türkische Babys hierzulande<br />
nur träumen. Ach, nicht nur türkische – alle<br />
Ausländer-Babys. In Österreich ist der doppelte Pass<br />
ein politisches No-Go. Hier gilt das „Blutprinzip“:<br />
Nicht wo du als Ausländer-Baby geboren wurdest<br />
zählt, sondern von wem. Auf die österreichischen<br />
Eltern kommt es an.<br />
Wurscht ist, ob du vielleicht in Linz zur Welt kamst<br />
und besser Oberösterreichisch als Türkisch sprichst.<br />
Erst wenn du zu einem Ausländer heranwächst,<br />
der es verdient hat, darfst du dich um den österreichischen<br />
Pass bewerben. Musst aber den anderen<br />
abgeben. Man kann in diesem Land nicht beides<br />
sein, Österreicherin und Türkin etwa. Leider.<br />
NED MECKERN, TÜRKEN-PIEFKES<br />
Was es demnach an dem Beschluss in Deutschland<br />
zu meckern gibt? Dass er nur die Kinder betrifft, kritisieren<br />
viele Türken. Ausgeschlossen sei damit die<br />
erste Generation. Die, die schon 20 Jahre da sind,<br />
die ihr ganzes Leben in Deutschland gearbeitet, ihre<br />
Kinder großgezogen und in der Kneipe die Bundesliga<br />
verfolgt haben. Sie haben kein Recht auf eine<br />
„doppelte“. Sie müssten sich entscheiden.<br />
Trotzdem, von Österreich aus gesehen, ist die<br />
deutsche Regelung eine saftige Leistung. Daher ned<br />
meckern ihr türkischen Piefkes, freut’s euch für eure<br />
Kinder!<br />
Delna Antia ist Chefica vom Dienst und besitzt den<br />
deutschen und den englischen Pass.<br />
antia@dasbiber.at<br />
Ihr Konzert war DAS Event des Jahres in<br />
der Ex-Yu-Community. Die serbische Turbofolk-Ikone<br />
Ceca verwandelte die Eventpyramide<br />
Vösendorf in ein Tollhaus. Das vorwiegend<br />
weibliche Publikum war gekommen,<br />
um eine gute Zeit zu haben. Etwas trinken,<br />
den Ex mithilfe Cecas Schnulzenliedern<br />
zum Teufel schicken und vor allem dem<br />
Rest der Welt zeigen: Wir unterstützen hier<br />
keine Kriegsverbrecher, sondern lieben<br />
Cecas Musik und die Liebe, die sie mit<br />
ihren Liedern verbreitet. „Moment mal, was<br />
hat der Krieg mit einem Konzert zu tun?“,<br />
werden sich die Nicht-Jugos unter euch<br />
fragen. Willkommen am Balkan!<br />
„I AM FROM AUSTRIA“ AUF SERBISCH<br />
Ceca fasst sich ans Herz und hält mit der<br />
anderen Hand das Mikrofon in die Menge.<br />
Das Publikum trällert jeden einzelnen Vers<br />
ihres großen Hits „Beograd“ mit. Das Lied<br />
beschreibt ihre Liebe zur Stadt Belgrad.<br />
Ein „I am from Austria“ auf Serbisch,<br />
keine Spur von chauvinistischem Müll oder<br />
gar Kriegsverherrlichung. Im Publikum<br />
lassen sich auch kaum nationalistische<br />
Symbole finden, ganz anders als beim kroatischen<br />
Fascho-Sänger MP Thompson. Und<br />
trotzdem ist sie für ihre Gegner, zu denen<br />
ich mich auch zähle, ein rotes Tuch.<br />
AMAR<br />
WARUM CECA NICHT<br />
„NUR“ EINE SÄNGERIN IST<br />
„SEXSYMBOL, DAS ICH HEUTE BIN.“<br />
Das mag daran liegen, dass Ceca schon<br />
2003 wegen illegalen Waffenbesitzes<br />
festgenommen wurde. Was aber den<br />
meisten Kritikern schwer im Magen liegt<br />
– die immer noch heldenhafte, ja gar<br />
göttliche Darstellung ihres verstorbenen<br />
Mannes Arkan. Sie würde nie wieder mit<br />
jemandem schlafen, er habe sie zu ihren<br />
Lebzeiten zu dem Sexsymbol gemacht, das<br />
sie jetzt ist. Mag schon sein, aber mir fällt<br />
es schwer, diese Worte hinzunehmen. Mir<br />
fällt es schwer, Sympathie für jemanden zu<br />
entwickeln, deren Mann im Jugoslawien-<br />
Krieg hunderte unschuldige Menschen<br />
bestialisch ermorden ließ. Und mir fällt es<br />
schwer, unkritisch einer Person gegenüber<br />
zu sein, die von einem serbischen Blogger<br />
und Journalisten als Synonym für „falschen<br />
Patriotismus, Kriminalität, zertretene moralische,<br />
familiäre und christliche Werte“<br />
steht. Tut mir leid Ceca-Fans, ich weiß, die<br />
meisten von euch sind keine Faschisten,<br />
Rassisten oder Hohlköpfe. Aber diesen<br />
Vorwurf werdet ihr euch weiterhin gefallen<br />
lassen müssen. Zumindest solange ihr die<br />
Frau mit eurem Geld bereichert. Und nein,<br />
das Sie-ist-eine-Sängerin-Argument möchte<br />
ich jetzt nicht hören.<br />
Amar Rajković ist stv. Chefredakteur und schwört, auf keine Ceca-Konzerte zu gehen.<br />
rajkovic@dasbiber.at<br />
Achtung, hier geht es um Ihr Geld. Auf der<br />
Rückseite dieser Ausgabe finden Sie einen<br />
Spendenaufruf, für CONCORDIA Sozialprojekte.<br />
Oder präziser gesagt: Für jene Kinder<br />
in Rumänien, Bulgarien und der Republik<br />
Moldau, die zwar in Europa leben, aber<br />
nichts davon mitbekommen. Einige hundert<br />
Kilometer östlich von Wien sieht die Welt<br />
oft hoffnungslos aus. CONCORDIA gibt<br />
nicht nur Essen, Kleidung und Wärme, sondern<br />
auch Hilfe für einen selbstbestimmten<br />
Weg aus der Armut.<br />
SIMON<br />
DIESES ANGEBOT WERDEN<br />
SIE NICHT ABLEHNEN<br />
Frei nach Don Corleone („Der Pate“)<br />
mache ich Ihnen ein Angebot, das Sie<br />
nicht ablehnen können: Spenden Sie für<br />
die Straßenkinder und biber schenkt den<br />
ersten 100 Spendern das geniale Buch<br />
unseres Low-Life-Experten Todor Ovtcharov<br />
„Die Leiden des jungen Todor. 90 Kolumnen<br />
auf dem Weg zum Erwachsenwerden“.<br />
Preis 16,90 Euro. Können Sie da „Nein“<br />
sagen?<br />
Überweisungsbestätigung bitte an<br />
kravagna@dasbiber.at.<br />
Simon Kravagna ist ist biber-Herausgeber.<br />
Marko Mestrovic, Philipp Tomsich
LESERBRIEFE<br />
mit scharf<br />
NOVEMBER<br />
2013<br />
kost soviel<br />
du willst<br />
Deine Meinung ist wichtiger als unsere!<br />
Schreib uns eine E-Mail an: redaktion@dasbiber.at<br />
MIT SCHARF<br />
21<br />
P.b.b., Verlagspostamt 1070, Vetragsnummer 09Z038106 M<br />
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Magazin für neue Österreicher<br />
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Kassiert fett Kindergeld<br />
HAST AUCH DU EIN<br />
PROBLEM MIT DIESER FRAU?<br />
Liebes Biber!<br />
Mit dem Artikel über junge Mütter habt<br />
ihr mir aus der Seele gesprochen - als ich<br />
mit 23 Jahren schwanger wurde und zuerst<br />
meinen dicken Bauch und danach meinen<br />
Sohn auf die Uni mitnehmen musste,<br />
konnte nicht mal ein obdachloser Punk<br />
mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die<br />
mitleidigen Blicke meiner Mitstudierenden<br />
kränkten mich - in anderen Kulturen<br />
wird Mutterschaft und ein neues Leben als<br />
großes Glück empfunden, während bei uns<br />
hier in Wien alle so tun als hätte man eine<br />
Plage am Hals und sein Leben sei vorbei.<br />
Auch die gut gemeinten Ratschläge kenne<br />
ich – als ich zum x-ten Mal gefragt wurde,<br />
ob mein Baby, das im Tragetuch schlief,<br />
eh Luft bekommt – wurde es mir zu bunt,<br />
aber meine freche Antwort traf natürlich<br />
die Falsche, nämlich eine alte Omi, die sich<br />
da wohl wirklich nicht auskannte.<br />
Bitte zuerst überlegen bevor man<br />
Mütter, die durch nächtelanges Wachsein<br />
über schwache Nerven verfügen, solchen<br />
Unsinn frägt. Natürlich wird mein Leben<br />
nie mehr wie es war bevor ich meinen<br />
Sohn bekam, aber der wird auch größer<br />
und verständiger und damit kommen<br />
viele Freiheiten; man hat doch, neben all<br />
den schönen Momenten mit seinem Kind,<br />
auch viel von seinem „Alten-ich“ wieder.<br />
So gesehen, ist das doch das normalste auf<br />
der Welt: junge Frauen bekommen Kinder.<br />
Stefanie Pegritz<br />
Liebes Biberteam!<br />
Danke für den Artikel „Muttersorgen“. Ich war selbst vor 14 Jahren eine junge Studentin-<br />
Mutter von zwei Töchtern und vor 4 Jahren ältere Mutter eines Sohnes - und was für ein<br />
Unterschied! Jeder Satz in eurem Artikel stimmt haargenau.<br />
Im Rückblick kann ich nur sagen: Setzt euch durch ihr jungen Mütter! Eure Kinder<br />
werden euch euren Widerstand, eure Stärke, jedes klitzekleine „NEIN“ das ihr für sie sagt,<br />
ein Leben lang danken!<br />
Liebe Grüße, Mag. Pejic<br />
Liebe Fedora Chudoba,<br />
ich bin mit fast 26 Jahren 1991 Mutter geworden,<br />
war verheiratet und hatte 4 Tage<br />
vor der Geburt mein Magisterium-Studium<br />
beendet. Das Doktorat absolvierte ich<br />
im ersten Lebensjahr meines Kindes. Ich<br />
wurde genauso schief angesehen wie Sie.<br />
Bis heute herrscht in Österreich die Tendenz<br />
vor, dass Frauen immer kritisiert<br />
werden. Da ist es völlig unerheblich ob Sie<br />
jung oder alt, hübsch oder hässlich, Akademikerin<br />
oder Arbeiterin, Mutter oder<br />
kinderlos, Migrantin oder „Einheimische“<br />
sind – es gibt immer etwas auszusetzen.<br />
Dieses ständig der Kritik ausgesetzt<br />
sein, ist einer der Gründe warum Personalisten<br />
dann sehen, dass Frauen in den Gehaltsverhandlungen<br />
nicht so selbstbewusst<br />
und nicht so sicher hinsichtlich der Durchsetzung<br />
ihrer Karrierewünsche etc. sind.<br />
Die Österreichische Gesellschaft hat da<br />
noch einen langen Weg vor sich. Bis dahin:<br />
Nehmen Sie es nicht persönlich, denn das<br />
respektlose Müttern und Frauen gegenüber<br />
hat hier eine lange, lange Tradition.<br />
Beste Grüße, Sabine M. Fischer<br />
www.esl-sprachreisen.at<br />
Die Welt gehört Ihnen!<br />
Mehr als 20 Sprachen<br />
auf 5 Kontinenten<br />
Junge Mütter<br />
Also, wenn ich solche Frauen wie auf dem<br />
Cover vom November 2013 sehe, werde<br />
ich eigentlich nur neidisch. Ich bin 21,<br />
Studentin, und hätte selbst gerne ein Kind.<br />
Ein Problem habe ich eher mit solchen<br />
Frauen wo man sich fragt, ist sie die Mutter,<br />
ist sie die Großmutter, ist sie die Mutter<br />
der Großmutter? Wieso müssen Frauen<br />
immer ZUERST Karriere machen und<br />
dann mit Mitte 30 noch schnell ein Kind<br />
bekommen, damit sie ja nichts im Leben<br />
verpassen?<br />
Und außerdem, denken die auch nicht<br />
an die Zukunft, denn wenn das Kind in die<br />
Pubertät kommt, ist die Mutter mindestens<br />
50 und da hat man a) einen schlechteren<br />
Bezug zu Jugendlichen und b) hat<br />
man dann auch nicht mehr wirklich die<br />
Kraft mit Pubertierenden fertig zu werden.<br />
Ich habe also ein Problem mit alten Müttern,<br />
das ist unnatürlich. Wieso nicht früh<br />
ein Kind bekommen? Danach kann man<br />
sich immer noch auf die Karriere konzentrieren.<br />
MfG, Sophie Daniel<br />
ESL – Wien<br />
t 01 522 7000<br />
f 01 522 t 017000 522 7000
22 POLITIKA<br />
Fotos: interface<br />
In einer neuen Heimat von vorne<br />
beginnen. Das musste auch der<br />
19-jähr ige Ahmet, als er vor einem<br />
halben Jahr nach Wien gekommen<br />
ist. Doch „StartWien“ hat ihm geholfen.<br />
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Deutsch, BKS, Türkisch, Polnisch, Kurdisch)<br />
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24 RAMBAZAMBA<br />
:<br />
STADT<br />
o<br />
LAND<br />
MIGRANT<br />
<br />
MIGRANTEN AM LAND SIND ÜBERINTEGRIERTE MÖCHTEGERN-ÖSIS. MIGRANTEN IN<br />
WIEN PASSEN SICH NICHT GERNE AN UND HABEN KEINE ÖSTERREICHISCHEN FREUNDE.<br />
BÖSE VORURTEILE ODER WAHRE WORTE? BIBER MACHT DEN STADT-LAND-CHECK.<br />
Von Fedora Chudoba, Nour Khelifi, Anna Pranić und Marko Mestrović (Fotos)
RAMBAZAMBA<br />
25<br />
ES GIBT EINEN UNTERSCHIED ZWISCHEN<br />
LEUTEN MIT MIGRATIONSHINTERGRUND,<br />
DIE SICH AM LAND ANGESIEDELT HABEN<br />
UND JENEN, DIE NACH WIEN GEZOGEN SIND.
26 RAMBAZAMBA<br />
Herkunft der Eltern hin oder her - das Landleben prägt.<br />
Wer in der Stadt aufwächst, hat oft mehr Kontakt zur eigenen Community.<br />
DIE EINEN HABEN EINE LEDERHOSE im<br />
Schrank hängen, die anderen laden sich Rapper<br />
Edo Maajka aufs Handy. Während die einen mit<br />
„Servas!“ grüßen, brüllen die anderen schon auf 20<br />
Metern: „Abi, was läuft?“. Türke ist nicht gleich Türke<br />
und die Herkunft der Eltern weckt nicht immer<br />
Solidarität innerhalb der Community. Eine biber-<br />
Recherche unter neuen Österreichern, die in Wien<br />
bzw. am Land aufgewachsen sind, zeigt: Nicht nur<br />
die Muttersprache und der soziale Status prägen.<br />
Migranten, die am Land aufwachsen, ticken oft anders<br />
als ihre Mit-Migranten in der Großstadt.<br />
„Ich nehme mal an, dass die Jugos in Wien eher<br />
in die Hauptschule gehen und dann hackeln, so<br />
wie die reden“, meint Ivana P. aus Oberösterreich.<br />
„Jeder zweite meiner Kunden in der Post im 20.<br />
Bezirk ist Ausländer und spricht kein Deutsch. Ich<br />
glaube, die wollen sich nicht wirklich integrieren,<br />
da kann ich den Frust der Österreicher schon verstehen.“<br />
Harte Worte für jemanden, dessen Eltern<br />
selbst Kroaten sind. Dagegen feuert Manuel I., ein<br />
„stolzer“ Serbe aus dem 21. Bezirk: „Ich denke, dass<br />
Leute, die auf dem Land aufgewachsen sind, strenger<br />
sind und mehr Wert auf österreichische Bräuche<br />
und Traditionen legen. Das trifft auch auf die ,Ausländer‘<br />
dort zu.“<br />
Fassen wir also zusammen: Die Wiener Migranten<br />
sprechen kaum Deutsch und bleiben gern<br />
in ihren Communitys. Sie meiden die Österreicher,<br />
wollen sich nicht integrieren und ihr Nachwuchs<br />
„ICH DENKE, DASS<br />
DIE LEUTE, DIE AUF<br />
DEM LAND AUFGE-<br />
WACHSEN SIND,<br />
STRENGER SIND<br />
UND MEHR WERT<br />
AUF ÖSTERREI-<br />
CHISCHE BRÄUCHE<br />
UND TRADITIONEN<br />
LEGEN. DAS TRIFFT<br />
AUCH AUF DIE AUS-<br />
LÄNDER DORT ZU.“<br />
stylt sich, als ob er direkt aus einem Gangster-Rap-<br />
Video kommt. Dagegen merkt man den Land-Migranten<br />
ihre Herkunft kaum an. Dialekt prägt ihre<br />
Sprache. Österreichische Werte sind tief verankert<br />
und die alte Heimat ist nur noch ein Urlaubsort.<br />
Alles blöde Vorurteile kann man jetzt sagen,<br />
aber erfunden sind diese Merkmale nicht. Denn<br />
Tatsache ist: Es gibt einen Unterschied zwischen<br />
Familien mit Migrationshintergrund, die sich am<br />
Land angesiedelt haben und jenen, die nach Wien<br />
gezogen sind.<br />
Wien ist die ausländerreichste Stadt Österreichs.<br />
40 Prozent aller Migranten in Österreich leben<br />
hier. Jeder dritte Wiener hat nicht-österreichische<br />
Wurzeln. Die nächstgrößeren Städte Graz und Linz<br />
hinken beim Migrationsanteil weit hinterher: Graz<br />
mit 24 Prozent und Linz mit 26. Das macht es in<br />
Wien leichter „unter sich“ zu bleiben und wirkt sich<br />
auch auf die Sprache aus. Denn wenn Goran bei<br />
Božidar arbeitet, können sie in ihrer Muttersprache<br />
miteinander reden. Das geht schneller und ist<br />
vermutlich für beide einfacher. Unter Jugendlichen,<br />
die in Wien aufwachsen, entsteht ein eigener Slang.<br />
„In der Stadt vermischt man gerne Ausdrücke aus<br />
anderen Sprachen mit deutschen und verwendet<br />
so ein Mischmasch aus Wiener Dialekt, Wannabe-<br />
Ghetto-Slang und Fremdwörtern, von denen man<br />
nicht immer die Bedeutung kennt“, sagt Anisa B.,<br />
eine 18-jährige Bosnierin, die in Wien aufgewachsen<br />
ist. Am Land geht das nicht so einfach. Oft ist
RAMBAZAMBA<br />
27<br />
man die einzige ausländische Familie im Ort und<br />
ohne Sprachanpassung steht man ohne Chancen<br />
auf Job oder Anschluss an die Gemeinschaft da.<br />
KINDER ALS INTEGRATIONSMOTOREN<br />
Kenan Güngör, Soziologe, erklärt das genauer: „Im<br />
Dorf oder in einer Kleinstadt ist die lokale Verwurzelung<br />
der Einheimischen viel stärker. Jeder kennt<br />
jeden, ein von außen Kommender bleibt länger<br />
fremd. Das macht Integration zuerst schwierig,<br />
aber wer sich anpasst, wird in die Gemeinschaft<br />
aufgenommen und ist es dann weit stärker als in<br />
der Stadt.“ So lasse sich auch erklären, warum die<br />
aufs Land gezogenen Migranten ihre neue Heimat<br />
eher annehmen. Es gibt dort nur ganz wenige, die<br />
ihre alten Werte, Symbole und Gewohnheiten teilen.<br />
Also nehmen sie die neuen an. Wenn zum Beispiel<br />
Galatasaray gegen Dinamo Kiew spielt, kann<br />
man in Wien ins türkische Lokal gehen und sich<br />
das Spiel mit vielen anderen Türken gemeinsam<br />
auf einem türkischen Sender anschauen. Am Land<br />
kann man das entweder alleine zu Hause tun, oder<br />
mit den Nachbarn zum SV-Grödig-Spiel gehen.<br />
„Zwangsintegriert“ nennen das einige Befragte aus<br />
Wien. Jelena P., aus dem 10. Bezirk, kann es auch<br />
IVANA HAT-<br />
TE NUR EINE<br />
AUSLÄNDISCHE<br />
FREUNDIN IN DER<br />
VOLKSSCHULE UND<br />
WAR DIE EINZIGE<br />
MIGRANTIN IM<br />
GYMNASIUM.<br />
verstehen: „Sie haben noch mehr mit Rassismus zu<br />
kämpfen als wir in Wien, aufgrund der sehr konservativen<br />
und auch ausländerfeindlichen Mentalität<br />
am Land.“<br />
Den größten Unterschied machen allerdings die<br />
Schulen. „Kinder sind die Integrationsmotoren“,<br />
ist Kenan Güngör überzeugt. „Kindergarten und<br />
Schule fordern von Anfang an eine Sozialisierung.<br />
Im Gegensatz zur Stadt, wo der Schüler sich eine<br />
Sprachgruppe aussucht und meist in dieser bleibt,<br />
muss er sich am Land der Mehrheitssprache anpassen.“<br />
So war es auch bei Ivana. Sie ging in einen<br />
österreichischen Kindergarten, hatte nur eine ausländische<br />
Freundin in der Volksschule und war die<br />
einzige Migrantin im Gymnasium. Fragt man hingegen<br />
Wiener Jugendliche, ob sie Freunde mit Migrationshintergrund<br />
haben, kommt fast immer: „Ja,<br />
klar! Fast ausschließlich.“<br />
JUGOBITCHES AUF DER OTTAKRINGER STRASSE<br />
Während manche Wiener Jugos durchgestylt zum<br />
Ceca-Konzert gehen, die Ottakringer Straße unsicher<br />
machen und schon von weitem durch Zurufe<br />
wie „Jebo te, wie geht’s dir?“ zu hören sind, machen<br />
die vom Land öfter „österreichische Dinge, wie Kir-<br />
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28 RAMBAZAMBA<br />
Wenn Stadt- und Land-Migranten aufeinander treffen, herrscht nicht immer Einigkeit, auch wenn die Eltern aus dem selben Land kommen.<br />
tag oder ähnliche Festln“, wie Jelena meint. Okay,<br />
vielleicht nicht nur Kirtag oder Wiesn, aber auch<br />
Ivana kann bestätigen: „Ich war noch nie auf der<br />
Ottakringer Straße unterwegs und diese Jugobitches<br />
mit ihren 15-Zentimeter-Hacken und Gürtelröcken<br />
sind nur in Wien so oft zu sehen.“<br />
„Das mag schon stimmen“, meint Soziologe<br />
Kenan Güngör, „nur hat das weniger mit dem<br />
Faktor Ausländer zu tun, als mit dem übereinstimmenden<br />
Milieu“. So sammeln sich Menschen<br />
aus gleichen Arbeits-, Bildungs- und Wertekreisen<br />
und bilden eigene Subkulturen. Natürlich kann da<br />
auch das Herkunftsland eine Rolle spielen. In Wien<br />
sammeln sich die verschiedenen Gruppen in eigene<br />
Stadtteile, zu denen oft auch Migranten gehören,<br />
und bleiben unter sich. Was in den 60ern mit den<br />
ersten Gastarbeiterschüben begann, ist oft bis heute<br />
so geblieben.<br />
ÖSTERREICHFEINDLICH<br />
Melisa A., aus Purkersdorf, findet, dass man den<br />
Wiener Migrantenkindern noch heute eine gewisse<br />
Österreichfeindlichkeit ansehen kann, obwohl die<br />
meisten hier geboren und aufgewachsen sind. „Viele<br />
sind patriotisch, fast nationalistisch ihrer alten Heimat<br />
gegenüber. Ich habe weit weniger Vorurteile<br />
Österreichern gegenüber und traditionellere Wertvorstellungen.<br />
Migranten aus der Stadt leben eher<br />
planlos, haben weniger Respekt – YOLO.* „Ich bin<br />
Ausländer. Ich darf das“, soll es nur in Wien zu hören<br />
geben.<br />
Urteile wie diese führen noch zu etwas anderem:<br />
Migranten vom Land, die nach Wien gezogen sind,<br />
vermischen sich selten mit ihren Stadtgenossen.<br />
Ivana erzählt: „Auch nachdem ich nach Wien gezogen<br />
bin, habe ich keine Jugo-Freunde gefunden.<br />
Man muss eben voll in den Kreisen drin sein, um<br />
diesen ,Jugostil‘ zu bekommen.“ Gleichzeitig antworteten<br />
viele Befragte aus der Stadt: „Ich kenne<br />
keine Menschen mit Migrationshintergrund, die<br />
am Land aufgewachsen sind.“<br />
Eines aber möchte Kenan Güngör noch betonen:<br />
„Es gibt nicht nur entweder oder.“ Ja, wissen wir eh.<br />
Lustig ist es trotzdem.<br />
*(Anm.: YOLO bedeutet: You only live once)<br />
MIGRANTEN VOM<br />
LAND, DIE NACH<br />
WIEN GEZOGEN<br />
SIND, VERMISCHEN<br />
SICH SELTEN MIT<br />
IHREN STADT-<br />
GENOSSEN.
RAMBAZAMBA<br />
29<br />
YOLO TRIFFT SERVAS<br />
Die eine ist in Wiens härtestem Bezirk aufgewachsen, die anderen in einem<br />
4000-Seelen-Kaff in Oberösterreich. Die Biber-Redakteurinnen im Stadt-Land-Fight.<br />
Nour Khelifi<br />
MULTIKULTI-FETZEREI<br />
Egal ob Ivana, Mehmet, Mary-Jean oder<br />
Johannes – du findest sie alle in meinem<br />
Freundeskreis. Angefangen haben meine<br />
Beobachtungen im Kindesalter auf dem<br />
Spielplatz. Fast alle Nationalitäten haben sich<br />
da zusammengefunden und miteinander gespielt.<br />
Und sich danach gefetzt. Es gab zwar nicht<br />
viele Tunesier wie mich, aber dafür reichlich<br />
Türken und Jugos. Die ganze Zeit nur Deutsch<br />
zu reden, war uncool, ich musste mir also etwas<br />
einfallen lassen. Mit der Zeit habe ich so einige<br />
Brocken Türkisch und B/K/S gelernt, um endlich<br />
mitmischen zu können. Auch österreichische<br />
Kinder haben eingesehen, dass in mehreren<br />
Sprachen reden –und schimpfen – viiieeel<br />
lässiger rüberkommt, als nur das klassische<br />
„Blöde Kuh“, oder „Ich sag dich meiner Mama!“.<br />
Ich bin in nahezu jeder Community integriert.<br />
Und dann kommen Leute wie Land-Anna daher<br />
und werfen mein Weltbild um. Keine Ahnung von<br />
Community, „Jebo te“, oder Multikulti. Anna,<br />
diese Stadt ist zu hart für dich.<br />
Anna Pranić<br />
„BIST DU SCHWABO?“<br />
Gruber, Schuster, Berger, Wittmann, Pranić...<br />
Moment mal, Pranić? Richtig, ein „IĆ“<br />
hat sich immer konsequent durch das<br />
Klassenbuch gezogen. Ein kleines „IĆ“,<br />
das am Lande aufgewachsen ist und mehr<br />
Österreicher als Jugo ist. An gscheid’n Dialekt<br />
haben, am Sonntag lieber Schnitzel als Sarma<br />
essen und auf jeden Fall Halligalli am Kirtag<br />
statt Turbo-Folk auf der Ottakringer Straße –<br />
ja, so ist das, wenn die kroatischen Eltern in<br />
ein 4000-Seelen-Kaff nach Oberösterreich<br />
ziehen. Ob ich Schwabo bin, werde ich<br />
in Wien gefragt, sobald ich meinen Mund<br />
aufmache. Ok, ich mag für euch wie ein<br />
Landei klingen, aber der Wortschatz in der<br />
Großstadt scheint mir ebenso eng begrenzt<br />
zu sein. Egal wohin ich gehe, er schwört, sie<br />
schwört, Nour schwört! Ganz ehrlich: Könnt<br />
ihr euren Wortschatz nicht etwas erweitern?<br />
Die deutsche Sprache hat mehr zu bieten als<br />
„ICH SCHWÖRRRE, Oida!“.<br />
ES<br />
GIBT<br />
EINEN<br />
AUSWEG.<br />
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG<br />
Die fem:HELP-App. Hilfe für Frauen, die von Gewalt betroffen sind.<br />
Viel zu viele Frauen erfahren Gewalt. Mit dieser neuen Handy-App wollen<br />
wir eine Hilfestellung geben. Sie bietet Notruffunktionen, Informationen zu<br />
Hilfseinrichtungen und die Möglichkeit, Gewalterfahrungen rasch und<br />
unkompliziert zu dokumentieren. frauen.bka.gv.at
30 RAMBAZAMBA<br />
In der Ukraine müssen Frauen<br />
nicht zum Wehrdienst. Viele<br />
melden sich jedoch freiwillig<br />
dazu. Der ukrainische Fotograf<br />
Alexey Furman aus Kiew hat<br />
einige junge Frauen getroffen<br />
und mit ihnen ein außergewöhnliches<br />
Fotoprojekt umgesetzt.<br />
Er nennt es<br />
DIE<br />
TÖCHTER<br />
DER<br />
USSR<br />
Redaktion: Marko Mestrović, Fotos und Text: Alexey Furman<br />
„ICH HATTE DIE IDEE für dieses Projekt schon seit Längerem im Kopf. Eines Tages<br />
saß ich im Bus in Kiew und blickte raus auf ein hübsches Mädchen in Uniform und<br />
High Heels. Ich war so beeindruckt von ihrer Zartheit und der Eigenartigkeit der Situation.<br />
Nach einiger Recherche habe ich herausgefunden, dass der Großteil der ukrainischen<br />
Mädchen im Militär, Töchter von hochrangigen Soldaten der damaligen USSR<br />
(Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik, 1919-1991) sind. Daher auch der Name<br />
„Die Töchter der USSR“, den ich dieser Porträtserie gegeben habe. Die jungen Frauen<br />
haben sehr verschiedene Ansichten zu dem, was sie machen. Diese Gegensätze wollte<br />
ich bildlich darstellen, indem ich sie in ihrer Uniform und in Abendrobe fotografiere.“<br />
– Alexey Furman
RAMBAZAMBA<br />
31<br />
INNA TUROVICH<br />
20, geboren in Novograd-Volynskiy, Ukraine<br />
„Mein Vater hat mich wie einen Soldaten behandelt,<br />
weshalb ich mich selbst auch nicht als irgendetwas<br />
Anderes sehen könnte. Meine Eltern waren<br />
beide im Militär. Sie wollten eigentlich einen<br />
Jungen. Eine Frau kann aber genauso eine Waffe<br />
halten, wenn sie mit Hacke und Spaten umgehen<br />
kann. Ich bin mir auch sicher, dass ich jemanden<br />
damit töten könnte, wenn ich müsste.“
32 RAMBAZAMBA<br />
ANASTASIA KISIL<br />
20, geboren in Odessa, Ukraine<br />
„Ich bin in einer Militärbasis aufgewachsen und<br />
habe mein ganzes Leben in den Baracken verbracht.<br />
Ich habe mir vorgenommen, Oberst zu<br />
werden, um meinen Vater stolz zu machen. Jetzt<br />
habe ich es geschafft und diene an der militärischen<br />
Anstalt der Shevchenko-Universität. Diese<br />
schönen Baretts und Uniformen, davon habe<br />
ich mehr als ein halbes Jahr geträumt.<br />
Ich bin sehr wohl fähig, jemanden zu schlagen.<br />
Erst gestern hatte ich eine Prügelei mit einem<br />
Mädchen. Warum? Sie hat Schmutz gemacht,<br />
nachdem gerade sauber gemacht wurde. Und diese<br />
Respektlosigkeit musste bestraft werden. Aber<br />
sonst geht es hier sehr friedlich ab.“
RAMBAZAMBA<br />
33<br />
VIKTORIA TIURINA<br />
22 Jahre, geboren in Kiew, Ukraine.<br />
Militärdienst der Luftwaffe, arbeitet als<br />
Psychologin im Verteidigungsministerium<br />
„Ich habe meinen Eltern erst gesagt, dass ich im<br />
Militär eingeschrieben bin, als ich meine Schulterstücke<br />
erhalten habe. Sie waren sehr lange<br />
besorgt, weil sie wussten, dass ich vom Militär<br />
begeistert war. Mein Großvater war im Militär<br />
und hat sein Leben im Kampf verloren, als ich<br />
drei Jahre alt war. Schon in meiner Kindheit war<br />
für mich klar, dass ich meinen ersten Stern (die<br />
Sterne an den Schulterteilen symbolisieren den<br />
militärischen Grad) ihm widmen würde.<br />
Die Situation im Militär wird fortlaufend schlechter.<br />
Man wird sehr schlecht behandelt, je länger<br />
man im Dienst steht. Meinen Kindern werde ich<br />
garantiert nicht raten, ins Militär zu gehen.“
34 RAMBAZAMBA<br />
MARIA MOROZ<br />
20, geboren in Vladivostok, Russia<br />
„Um ehrlich zu sein, wollte ich nicht ins Militär.<br />
Mein Vater war Soldat und riet mir dazu. Er hat<br />
es mir praktisch aufgezwungen. Ich wollte eigentlich<br />
im Bankwesen arbeiten.<br />
So schlecht ist es in der Militärakademie aber<br />
auch nicht. Garantierte Arbeit nach der Ausbildung,<br />
kostenlose Unterkunft, Versorgung in der<br />
Akademie und Uniformen. Außerdem meinte<br />
mein Vater, dass es nicht so hart sei und ich kaum<br />
meine Uniform tragen müsste.<br />
Leider habe ich ihm geglaubt und mich eingeschrieben.<br />
Frauen in Uniform werden in der Ukraine<br />
schlecht behandelt. Auf der Straße rufen uns<br />
Jungs oft respektlose Dinge zu. Sie denken das<br />
Falsche von uns.“
RAMBAZAMBA<br />
35<br />
SO RICHTIG DEUTSCH FÜHLT MAN SICH<br />
ALS DEUTSCHER ERST IN ÖSTERREICH,<br />
ERZÄHLT NICOLAUS SCHAFHAUSEN.<br />
DER DIREKTOR DER KUNSTHALLE WIEN<br />
ÜBER SEIN LEBEN ALS „PRIVILEGIER-<br />
TER ARBEITSMIGRANT“ UND SEINE<br />
AUSSTELLUNG „SALON DER ANGST“.<br />
Von Andreas Wiesmüller und Steffen Jagenburg (Foto)<br />
„ABSEITS<br />
VOM REST<br />
DER WELT“<br />
biber: Herr Schafhausen, wie fühlt man sich als Migrant in Österreich?<br />
Schafhausen: Als Direktor der Kunsthalle Wien bin ich ein sehr<br />
privilegierter Arbeitsmigrant und freue mich über meine Aufgabe.<br />
Obwohl ich Wien zum Leben sehr angenehm finde, fühle ich<br />
mich doch manchmal abseits vom Rest der Welt. Man lebt hier<br />
in einer sehr beschützten Mikrowelt.<br />
Gibt es eine spezifische österreichische Fremdenangst gegenüber<br />
Deutschen?<br />
Eine Angst gegenüber Menschen aus Deutschland kann ich<br />
nicht feststellen. Was ich aber sehr wohl merke ist, dass die<br />
Grenze zwischen Österreichern und Deutschen immer wieder<br />
bestätigt und neu aufgemacht wird. Das soll jetzt nicht abgehoben<br />
klingen, aber immer wenn ich interviewt werde, stellt man<br />
mich als „Deutschen“ vor. Das ist eine absurde Fremdzuschreibung,<br />
mit der ich mich nur schwer identifizieren kann, weil sie<br />
Attribute vorwegnimmt, die ich für mich gar nicht passend finde.<br />
In den Niederlanden, wo ich lange gearbeitet habe, ist mir<br />
das jedenfalls nicht passiert.<br />
Wie viele Menschen mit migrantischem Hintergrund arbeiten<br />
in der Kunsthalle Wien? Bitte ziehen Sie etwaiges Aufsichtspersonal<br />
ab.<br />
Ich sehe das Team der Kunsthalle Wien als gesamtes, denn alle<br />
gemeinsam arbeiten wir an einer Neupositionierung des Hauses<br />
in der Stadt. Ich möchte daher ganz bewusst nicht einzelne<br />
Gruppen abziehen. Zur Mitarbeiterstruktur: In der Kunsthalle<br />
Wien arbeiten – und darauf bin ich sehr stolz – sehr engagierte<br />
Menschen, aus Österreich, Deutschland, Kroatien,<br />
Italien, Niger, UK, US-Amerika, Kanada, der Türkei und den<br />
Niederlanden. Gerade besetzen wir zwei Kurator/innen Positionen<br />
neu. Wir hatten mehr als 150 internationale Bewerbungen,<br />
außerhalb des deutschen Sprachkontextes – dieser<br />
Umstand hat mich schon sehr gefreut.<br />
Sie thematisieren in Ihrer aktuellen Ausstellung „Salon der<br />
Angst“ Angst in ihren unterschiedlichen Aspekten. Was zeichnet<br />
Fremdenangst besonders aus?<br />
Die Angst vor dem Anderen oder Unbekannten beruht meist<br />
auf medial vermittelten Vorstellungen über jemanden, den<br />
ich noch nicht kenne. Gemeinsame Erfahrungen können dabei<br />
helfen, Vorannahmen zu überwinden. Kollektive Angst<br />
wird durch politische Rhetorik immer dann erzeugt, wenn<br />
es um die Bedrohung von Freiheit und um unsere Sicherheit<br />
geht. Mit Kunstproduktion hat diese medial verstärkte Angst<br />
unmittelbar zunächst zwar nichts zu tun, denn Künstler argumentieren<br />
aus ihren eigenen Erfahrungswelten. Ihre Arbeiten<br />
reagieren aber auf kollektive Ängste, gehen auf Details ein,<br />
um diese subtil zu hinterfragen.<br />
Name: Nicolaus Schafhausen<br />
Alter: 48<br />
Funktion: Direktor der Kunsthalle Wien<br />
Lebte lange in: Brüssel, Frankfurt, Toronto, Berlin
! ,<br />
? .<br />
36 RAMBAZAMBA<br />
Daisy, 27, aus England und<br />
Artur, 28 aus Polen. Seit<br />
einem Jahr zusammen.<br />
Q W E R T Y U I O P<br />
123 123 123 123<br />
A S D F G H J K L Search<br />
Z X C V B N M<br />
Search<br />
Das sagt Daisy: „Die guten Seiten<br />
einer Fernbeziehung? Ich muss<br />
meine Beine nicht jeden Tag rasieren<br />
und ich habe das ganze Bett<br />
nur für mich! Wenn Artur da ist,<br />
verbringen wir jede Sekunde zusammen,<br />
diese Zeit gehört dann<br />
FERN<br />
ARTUR LIEBT SEINE DAISY<br />
UND DAS, OBWOHL DAISY<br />
IN LONDON LEBT UND<br />
ARTUR SEINE ZELTE IN<br />
WIEN AUFGESCHLAGEN<br />
HAT. DIE BEIDEN SEHEN IN<br />
DER DISTANZ DAS REZEPT<br />
FÜR IHR LIEBESGLÜCK. WIE<br />
KOMMEN ANDERE PÄRCHEN<br />
DAMIT KLAR, DASS IHR<br />
SEELENVERWANDTER IN EINER<br />
ANDEREN STADT ODER GAR<br />
ZEITZONE LEBT?<br />
Von Artur Zolkiewicz<br />
nur uns. Es ist immer aufregend,<br />
wenn wir uns wiedersehen. Das<br />
Kribbeln im Bauch, die prickelnde<br />
Gewissheit, bald in seinen Armen<br />
zu liegen – man weiß es besser zu<br />
schätzen, wenn man zusammen<br />
ist. Eine Fernbeziehung birgt natürlich<br />
viele kleine Tücken und<br />
Hindernisse, aber deswegen ist<br />
sie so speziell. Die Abwesenheit<br />
Arturs hilft mir zu realisieren, wie<br />
besonders er eigentlich ist. Unsere<br />
Beziehung gibt mir das Gefühl<br />
der Selbstständigkeit, zugleich<br />
aber auch das Gefühl, jemanden<br />
zu haben, auf den ich mich immer<br />
verlassen kann. Großer Vorteil einer<br />
Fernbeziehung: Ich habe sehr<br />
viel Zeit, meine Freundschaften<br />
zu pflegen. Und ganz ehrlich, so<br />
kann ich auch meine Lieblingsserien<br />
gucken und bekomme täglich<br />
süße Nachrichten aus der Ferne.“<br />
Ella Uzam
! ,<br />
? .<br />
RAMBAZAMBA<br />
37<br />
Q W E R T Y U I O P<br />
A S D F G H J K L Search<br />
Z X C V B N M<br />
123 123<br />
Search<br />
Das sagt Artur: „Als ich Daisy<br />
kennenlernte, riet mir jeder davon<br />
ab, mich in sie zu verlieben.<br />
Sie lebt ja in London, ich in Wien.<br />
Und eine Fernbeziehung klappe<br />
auf Dauer sowieso nicht, so<br />
zumindest der Grundtenor von<br />
erprobten Liebespezialisten auf<br />
Distanz. Unzählige „Whatsapp“-<br />
Gespräche, Abschiedsszenen und<br />
Zukunftspläne später, bin ich<br />
glücklicher als je zuvor. Ich hatte<br />
es schon versucht – Brasilien, die<br />
USA, Russland und sogar Neuseeland<br />
stehen in meinem Liebesatlas<br />
– geklappt hat es nie, bis ich<br />
Daisy kennenlernte. Die Distanz<br />
hat uns geholfen, uns besser kennenzulernen.<br />
Ich frage sie jeden<br />
Abend, wie ihr Tag verlaufen ist<br />
und erzähle ihr, was sich bei mir<br />
tut. Wir sehen uns mittlerweile<br />
alle zwei, drei Wochen. Daisy kann<br />
schon ein paar Worte auf Polnisch<br />
und Deutsch sagen, so werden wir<br />
unsere Video-Chats in Zukunft<br />
dreisprachig führen können. Und<br />
ich kann meine Freiheit genießen,<br />
Freunde nach Hause einladen und<br />
meiner Leidenschaft, dem Sport,<br />
nachgehen. Das einzige, das unter<br />
unserer Fernbeziehng leidet, ist<br />
mein Handy-Akku, er muss ein<br />
paar Mal täglich aufgeladen werden.“<br />
BEZIEHUNG!<br />
„Die Entfernung ist für die Liebe wie der<br />
Wind für das Feuer. Das starke facht er<br />
an, das schwache bläst er aus.“<br />
(Lao Tse, chinesischer Philosoph, 6.<br />
Jahrhundert)
38 RAMBAZAMBA<br />
Das sagt Gina: „Im Alltag ist es ganz<br />
normal, den Partner um sich zu haben.<br />
Wenn du ihm aber nach langer<br />
Zeit am Bahnhof oder Flughafen in<br />
die Arme läufst, fühlt es sich ganz<br />
speziell an. Es ist ein wunderbares<br />
Gefühl, die stetig aufkeimende Sehnsucht<br />
endlich befriedigen zu können.<br />
Abgesehen von diesen besonderen<br />
Glücksmomenten hat eine Liebe auf<br />
Distanz weitere Vorteile: Wenn wir<br />
uns am Telefon oder per Skype streiten,<br />
können wir getrennt voneinander<br />
abkühlen und dadurch auch schnell das<br />
Drama vergessen. Dann ruft derjenige mit dem<br />
schlechten Gewissen an und einem heißen Versöhnungstelefonat<br />
steht nichts mehr im Wege.<br />
Meine Besuchszeiten bei Patrick wurden immer<br />
länger und so konnten wir schon früh sehen, ob<br />
wir auch im Haushalt gut harmonieren. Und siehe<br />
da, jetzt wohne ich seit fast einem Jahr in Wien<br />
bei Patrick.<br />
AT&T<br />
Gina, 21, aus Deutschland und Patrick, 24,<br />
aus Österreich. Seit zwei Jahren zusammen.<br />
AT&T<br />
Das sagt Patrick: „Wenn dein Partner<br />
nicht in der nächsten Stadt wohnt, sondern<br />
du das Flugzeug besteigen musst,<br />
um ihn zu treffen, lernst du mit Geld umzugehen.<br />
Zu den weiteren Vorteilen einer<br />
Fernbeziehung zählt die besondere Zeit,<br />
die man miteinander verbringt und nicht<br />
so schnell in den Alltagstrott verfällt. Da<br />
man die Freundin in tausend Kilometer<br />
Entfernung schlecht kontrollieren kann,<br />
hat sich während unserer Fernbeziehung<br />
ein besonderes Vertrauensverhältnis gebildet,<br />
das ich von einer gewöhnlichen Partnerschaft<br />
nicht kannte. Jedes Wiedersehen<br />
war ein kurzer Trip nach Friedrichshafen<br />
oder Hamburg, da Gina dort gelebt hatte.<br />
Die Distanz ermöglichte uns, über unsere<br />
gemeinsame Zeit nachzudenken. Ich erkannte<br />
schnell, dass ich mit Gina eine Zukunft habe. Das<br />
kommende Semester muss sie noch einmal nach<br />
Deutschland, um dort fertig zu studieren. Es dauert<br />
noch ganze sechs Monate bis sie ihre Bachelorarbeit<br />
abgegeben hat und wir die Herausforderung Fernbeziehung<br />
ganz hinter uns gebracht haben!<br />
Shawna, 26, aus Kanada und Marek, 28, aus<br />
der Slowakei. Seit sechs Jahren zusammen.<br />
Das sagt Shawna: „Die Paare, die<br />
viel Zeit getrennt verbringen, bekommen<br />
die Chance, sich richtig zu<br />
vermissen und gleichzeitig zu sehen,<br />
wie das Leben ohne den Partner aussieht.<br />
Glücklicherweise verfügt unsere<br />
Generation über Skype, Whatsapp<br />
und andere technische Möglichkeiten.<br />
Wobei auch die modernste Kommunikationstechnologie<br />
den Zeitunterschied<br />
nicht wett macht. Jede Sekunde<br />
mit deinem Partner zu verbringen,<br />
kann nicht gesund sein. Ich bin der<br />
Meinung, dass es in jeder Beziehung<br />
eine Phase geben muss, in der man sich<br />
vermisst. Ich werde nie die Zeit vergessen,<br />
als Marek und ich drei Monate getrennt<br />
sein mussten – es kam uns wie eine Ewigkeit vor<br />
und zeigte damit unsere Hingabe füreinander.<br />
Man beginnt zu verstehen, dass jede kleine Geste<br />
zählt und lernt sie zu schätzen. Außerdem ist es<br />
toll mit jemandem vom anderen Ende der Welt<br />
zusammen zu sein. Man reist, um sich zu treffen,<br />
trifft Familie und Freunde des Anderen. Es ist,<br />
als wäre ich ein Teil eines anderen Landes! Viele<br />
Menschen haben Angst, es zu versuchen.“<br />
AT&T<br />
AT&T<br />
Das sagt Marek: „Durch meine Beziehung<br />
mit Shawna habe ich einen neuen<br />
Ort gewonnen, den ich mein Zuhause<br />
nennen darf. Ich fühle mich in Kanada<br />
genauso wohl wie in der Slowakei. Das<br />
Reisen hat etwas Neues und Interessantes<br />
in mein Leben gebracht – es gibt<br />
immer etwas, worauf man sich freut. Jedes<br />
Mal, nachdem ich ein paar Monate<br />
in Kanada verbracht habe, beginne ich<br />
die Freunde, das Essen und die Orte in<br />
der Slowakei zu vermissen. Aus diesem<br />
Grund streite ich nicht mehr mit ihnen,<br />
wenn ich sie sehe. Die Zeit, die wir zusammen<br />
verbringen ist sehr wertvoll. Einerseits<br />
hasse ich es, meine Freundin zu<br />
vermissen, andererseits bin ich mir sicher,<br />
dass dies unsere Liebe stärkt. Es gibt nur eines, das<br />
ich allen Fernbeziehungs-Skeptikern mit auf den<br />
Weg geben möchte: Liebe kennt keine Grenzen!“
MIT SCHARF<br />
39<br />
Der neue OPEL ADAM<br />
Otto, sei kein<br />
Normalverbraucher!<br />
Das individuellste Auto aller Zeiten ist da – und wie: mit der riesigen Auswahl an frei kombinierbaren<br />
Dekoren, Farben, Designelementen und Ausstattungsvarianten konfigurierst du ganz einfach einen<br />
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SERVICE RUND UMS<br />
WOHNEN<br />
Wohnung gefällig? Ob neu errichtet,<br />
gefördert saniert oder wiedervermietet<br />
– Wohnservice Wien bietet<br />
allen Wienerinnen und Wienern nicht<br />
nur eine erste Anlaufstelle, sondern auch<br />
alle Infos rund ums Wohnen in Wien.<br />
Auf der Suche nach dem eigenen Wohntraum<br />
sind im Vorfeld nicht nur einige<br />
Fragen zu klären, sondern auch viele<br />
Entscheidungen zu treffen. Aus den unterschiedlichsten<br />
Varianten der Finanzierungs-<br />
und Fördermöglichkeiten kann mit<br />
einem kompetenten Partner wie Wohnservice<br />
Wien, für jeden die richtige Lösung<br />
gefunden werden.<br />
KLICK ZUR NEUEN WOHNUNG<br />
Die Homepage von Wohnservice Wien<br />
bietet einen ersten Überblick über das<br />
gesamte Angebot an geförderten Wohnprojekten.<br />
Um das Service-Angebot auf<br />
www.wohnservice-wien.at in vollem Umfang<br />
nutzen zu können, müssen sich Wohnungssuchende<br />
als Benutzer registrieren.<br />
Hier kann dann gezielt nach Wohnungsgröße,<br />
Kostenbegrenzungen, Bezirken und<br />
Miet- oder Eigentumswohnungen gesucht<br />
werden. Unterschieden wird hierbei zwischen<br />
Planungsprojekten (Projekte in der<br />
Planungsphase) und Vergabeprojekten.<br />
Pro Wohnung werden maximal zehn Anmeldungen<br />
(siehe Tabelle rechts) für die<br />
Warteliste angenommen, ist man nicht auf<br />
Platz 1 der Warteliste, sollte man die Hoffnung<br />
trotzdem nicht aufgeben. Sofern die<br />
Wohnung den Vorgereihten nicht gefällt,<br />
rückt man automatisch nach. Entscheidet<br />
man sich schließlich für eine Wohnung,<br />
gibt es verschiedene Finanzierungs- und<br />
Zahlungsmodalitäten zum Auswählen, da<br />
bei Neubauprojekten ein Eigenmittelanteil<br />
zu entrichten ist. Handelt es sich um keinen<br />
Neubau, sondern eine gefördert sanierte<br />
Wohnung oder Wiedervermietung, muss<br />
oftmals nur mehr eine Kaution bezahlt<br />
werden. Für alle geförderten Wohnungen<br />
gelten bestimmte Einkommensgrenzen.<br />
Zu berücksichtigen ist auch die Anzahl der<br />
mitziehenden Personen, sodass zum Beispiel<br />
Vier-Zimmer-Wohnungen nicht von<br />
Einzelpersonen bezogen werden können,<br />
sondern Familien zur Verfügung stehen.<br />
MIETERHILFE – KOSTENFREI,<br />
KOMPETENT, KONSEQUENT<br />
Soforthilfe bei Wohnproblemen jeglicher<br />
Art bietet die Mieterhilfe von Wohnservice<br />
Wien. Bewohner von geförderten<br />
Wohnungen, aber auch MieterInnen von<br />
Gemeindebau- und Privatwohnungen<br />
finden hier rasche und unkomplizierte<br />
Unterstützung. Die Themenpalette reicht
41<br />
vom Wohn- und Mietrecht über das Wohnungsgemeinnützigkeitsrecht<br />
(geförderte<br />
Wohnungen) bis zum Wohnungseigentumsrecht.<br />
Wer also Fragen zur Betriebskostenabrechnung<br />
oder zu Mietverträgen<br />
hat, die letzte Mietzinserhöhung nicht<br />
nachvollziehen kann, oder sich über Wohnungsweitergaben<br />
informieren möchte,<br />
ist bei den ExpertInnen der Mieterhilfe gut<br />
aufgehoben. Neben dieser hohen Serviceorientierung<br />
und Kundenfreundlichkeit,<br />
zählen auch die Möglichkeiten der mehrsprachigen<br />
Beratung zu den Stärken des<br />
Teams.<br />
MIETENRECHNER<br />
Im Gegensatz zu geförderten Wohnungen<br />
ist besonders bei privaten Mietverträgen,<br />
die innerhalb der letzten drei Jahre abgeschlossen<br />
wurden, ein beträchtlicher<br />
Mietanstieg zu beobachten. Nicht immer<br />
lassen sich diese Mietpreise durch berechtigte<br />
Zuschläge auf einer gesetzlichen Basis<br />
erklären. Überprüfen Sie mit wenigen<br />
Mausklicks, ob Ihre Miete angemessen oder<br />
zu hoch ist. www.mietenrechner.wien.at<br />
SCHIMMEL-RISIKO<br />
Besonders in der kalten Jahreszeit kann<br />
es zu Schimmelbildung in Wohnräumen<br />
kommen. Ein kostenloser Online-<br />
Fragebogen, der von der Stadt Wien auf<br />
www.gesundwohnen-wien.at eingerichtet<br />
wurde, ermöglicht ein Abtesten des<br />
Schimmelrisikos in den eigenen vier Wänden.<br />
Darüber hinaus gibt es im InfoCenter<br />
Tipps zur Vermeidung vom Schimmel und<br />
Erste Hilfe im Kampf gegen den unliebsamen<br />
Wandbewohner.<br />
Alle Informationen zum<br />
geförderten Wohnbau, gibt<br />
es entweder telefonisch,<br />
online oder mittels<br />
persönlichem Gespräch.<br />
Die Experten der Mieterhilfe<br />
helfen gerne bei<br />
rechtlichen Fragen rund<br />
ums Wohnen.<br />
Das Infocenter steht<br />
für allgemeine Fragen<br />
und Informationen<br />
zur Verfügung.<br />
Fotos: Wohnservice Wien/L. Schedl<br />
Wohnservice Wien Wohnberatung<br />
Tel. 01/24 503-25800<br />
E-Mail: wohnberatung@wohnservice-wien.at<br />
Taborstraβe 1-3, 1020 Wien<br />
Telefonische Beratung: Montag bis Freitag von<br />
8 bis 19 Uhr<br />
Persönliche Beratung: Montag, Dienstag,<br />
Donnerstag, Freitag von 8-19 Uhr und<br />
Mittwoch 8-12 Uhr<br />
www.wohnservice-wien.at<br />
Tel. 01/4000-25900<br />
E-Mail: mieterhilfe@wohnservice-wien.at<br />
Rathausstraβe 2, 1010 Wien<br />
Von Montag bis Freitag von 8 bis 17 Uhr<br />
Für eine neue Berechnung der Betriebskosten<br />
und Miethöhe klickt man am besten auf:<br />
www.betriebskostenrechner.wien.at und<br />
www.mietenrechner.wien.at.<br />
Tel. 01/4000 8000<br />
E-Mail: infocenter@wohnservice-wien.at<br />
Bartensteingasse 9, 1010 Wien<br />
Telefonische Auskünfte: Montag bis<br />
Freitag von 8 bis 20 Uhr<br />
Persönliche Informationen: Montag bis<br />
Freitag von 8 bis 17 Uhr
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Ein eigenes Gehalt und dann noch<br />
mit Prämien was dazu verdienen?<br />
Hallo Moped!<br />
Darf’s ein bisschen mehr sein?<br />
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KARRIERE<br />
43<br />
Karriere in Istanbul<br />
In Wien auf die Welt kommen,<br />
in Barcelona studieren<br />
und in Istanbul Karriere<br />
machen: Die gebürtige Wienerin<br />
Seda Topalgökceli arbeitet<br />
seit Anfang des Jahres<br />
bei der Tourismus-Firma<br />
„VIP Tourism“ in Istanbul.<br />
Sie organisiert Meetings, Galas und<br />
Firmenaktivitäten für internationale<br />
Unternehmen in der Türkei und<br />
kommuniziert regelmäßig in fünf<br />
Sprachen. Die junge Frau hat beschlossen,<br />
in der Heimat ihres Vaters<br />
Karriere zu machen.<br />
Karriere<br />
Ab und zu einfach<br />
& Kohle<br />
klingeln lassen. Von<br />
Marina Delcheva<br />
Tipps vom<br />
Coach<br />
Fotos: Philipp Forstner, Oliver Capuder, Seda Topalgökcel, C. Aumyr<br />
Meinung:<br />
Die Arbeitsplatz-Wegnehmer<br />
Sie lauern schon, all die Bulgaren und Rumänen. Sie sitzen<br />
auf ihren gepackten Koffern und warten ungeduldig darauf,<br />
am 1. Jänner, um 00.01 Uhr, in den Flieger zu steigen und<br />
zu Hundertausenden nach Österreich zu strömen. Ab dann<br />
dürfen nämlich bulgarische und rumänische Staatsbürger<br />
ohne extra Arbeitserlaubnis in Österreich arbeiten. Bewaffnet<br />
mit Laptoptaschen, Werkzeugkoffern und Arztkitteln<br />
wollen sie jedem Österreicher den Arbeitsplatz streitig machen<br />
und den Mindestlohn dumpen. Ja, genau so wird sich<br />
das abspielen, wenn man den blauen „Prognosen“ glaubt.<br />
Wahrscheinlicher ist allerdings, dass nichts passiert, also<br />
nicht mehr als jetzt. Die beiden Staaten sind seit 2007 in<br />
der EU und wer kommen wollte, ist schon längst da, oder<br />
noch zu jung zum Auswandern. Dank des Mangels an qualifizierten<br />
Arbeitskräften haben viele schon vorher eine Arbeitserlaubnis<br />
und einen Job in Österreich bekommen. Und<br />
den Unqualifizierten hilft auch keine Arbeitsmarktöffnung.<br />
Wenn aber doch mehr Bulgaren und Rumänen in der Arbeitsmarktstatistik<br />
auftauchen, waren sie vermutlich schon<br />
länger hier und haben schwarz gearbeitet. Dank der Öffnung<br />
dürfen sie jetzt plötzlich ganz legal und versichert alten<br />
Menschen die Windeln wechseln, Häuser bauen, oder<br />
Webseiten programmieren. Für den Staat fällt so auch der<br />
eine oder andere Euro an Steuergeld ab. Also keine Panik,<br />
wer einen Arbeitsplatz klauen wollte, hat ihn sich vermutlich<br />
schon längst gekrallt.<br />
Damit kann man Geld verdienen?<br />
Im Wiener Pop-Up-Kaffeehaus „Vollpension“<br />
treffen sich die coolsten Omas und<br />
Opas und backen, was das Zeug hält –<br />
Weihnachtskekse, Strudel, Sachertorten.<br />
Der Andrang ist groß und während man<br />
die Köstlichkeiten genießt, bekommt<br />
man vielleicht die eine oder andere<br />
Urzeit-Geschichte zu hören.<br />
ZAHL DES MONATS<br />
17,5<br />
Bewerbungen muss ein Jungakademiker<br />
ausländischer<br />
Herkunft im Schnitt verschicken,<br />
um zu einem Vorstellungsgespräch<br />
eingeladen zu werden.<br />
Bei einem Inländer reichen<br />
9,5 Bewerbungen.<br />
3 Fragen an Christina<br />
Aumayr, Job-Coach<br />
Wieso arbeiten manche sehr<br />
hart, ohne Erfolg zu ernten,<br />
während andere mit wenig<br />
Mühe positiv auffallen?<br />
Es gibt Menschen, die haben<br />
ein natürliches Talent<br />
zur Selbstdarstellung und<br />
andere eben nicht. Langfristig<br />
erfolgreich ist aber<br />
nur, wer neben der Aura<br />
auch Kompetenz und<br />
Authentizität besitzt.<br />
Wie mache ich beim Bewerbungsgespräch<br />
Eindruck?<br />
Sobald man adrett und gut<br />
frisiert beim Bewerbungsgespräch<br />
sitzt, sind vor allem<br />
zwei Dinge wichtig: Gut<br />
informiert sein und locker<br />
bleiben.<br />
Dein persönlicher Karriere-<br />
Erfolgstipp?<br />
Ein Beruf soll sich mit den<br />
eigenen Interessen und<br />
Fähigkeiten decken. Grundsätzlich<br />
rechtfertigt für mich<br />
persönlich keine Karriere<br />
der Welt, seine Kinder<br />
oder den Liebespartner zu<br />
verpassen.
44 KARRIERE<br />
JUNGUNTERNEHMER<br />
DIE<br />
CHEFS<br />
VOM<br />
CHARLY<br />
Von links: Wael (der „Napoleon“), Christian (der Psychologe), Tamer (der Kreative), Remah (der Risikofreudige)<br />
und Tarik (der Ruhige).<br />
Früher waren die fünf Jungs alle<br />
Chauffeure. Dann machten sie<br />
ihren eigenen Limousinenservice<br />
am Karlsplatz auf. Weil es<br />
dort nichts Gescheites zu essen<br />
gab, eröffneten sie Anfang 2013<br />
„Charlyfresh“. Jetzt dreht sich ihr<br />
Leben um Limos und Wraps.<br />
Von Delna Antia und Philipp Tomsich (Foto)<br />
Wo gibt es charlyfresh?<br />
Karlsplatz 3 / 1010 Wien<br />
Josefstädterstr. 89 / 1080 Wien<br />
Holmes Place/ Hütteldorfer Straße 130a /<br />
1140 Wien<br />
Mariahilfer Straße 103 / 1060 Wien<br />
www.charlyfresh.at<br />
DIE FÜNF, das sind Wael, Tarik, Christian<br />
und die Brüder Tamer und Remah. Irgendwie<br />
kannten sie sich schon immer. Erst arbeiteten<br />
die Fünf zusammen bei einer Limousinen-Firma<br />
als Chauffeure, dann entschlossen sie sich<br />
2010, selbst Chef zu werden und „Limowien“<br />
aufzumachen. Zu ihren Kunden gehören vor<br />
allem Botschaften. Sie chauffierten bereits den<br />
kuwaitischen Prinzen und die thailändische<br />
Königsfamilie, aber auch Justin Bieber, Mr.<br />
Gabbana und Seal saßen schon auf ihren Sitzen.<br />
Das Geschäft lief gut, das einzige Problem<br />
war nur, dass es weit und breit von ihrem Büro<br />
am Karlsplatz nichts Gutes zu essen gab.<br />
Selbst sind die Männer und machten am<br />
Karlsplatz Anfang 2013 „Charlyfresh“ auf. Daher<br />
der Name. Kurze Zeit später expandierten<br />
sie und ihre Risikofreude wurde belohnt. Charlyfresh<br />
auf der Josefstädterstraße im 8.Bezirk<br />
boomt. Auch die Filiale im Holmes Place in<br />
Penzing und ihr Pop-up-Store auf der Mariahilferstraße<br />
kommen gut an. Roland Düringer<br />
speiste schon bei ihnen, Christiane Hörbiger<br />
und, wie ihnen zugeflüstert wurde, der CEO<br />
von Ikea. Als besonders kinderfreundlicher<br />
Betrieb wurden sie bereits nominiert. Starke<br />
Leistung, immerhin existiert Charlyfresh nicht<br />
einmal 12 Monate.<br />
Auf ihrer Speisekarte stehen Wraps, Suppen<br />
und Hummus, zu trinken kriegt man Limonaden<br />
aus aller Welt, ausgefallene Shakes und<br />
tollen Kaffee mit Bohnen aus einer venezianischen<br />
Rösterei. International soll alles sein<br />
und vor allem frisch. Es gibt etwa einen Falafel-Wrap,<br />
einen mexikanischen Chicken- und<br />
einen arabischen Kofta-Wrap. Die Tagessuppen<br />
variieren, mal Kokos-Karfiol-, mal Linsensuppe,<br />
mal Minestrone.<br />
Streiten würden sie sich eigentlich nicht,<br />
dafür sind die Rollen der fünf Chefs zu klar<br />
verteilt: Christian, der studierte Psychologe,<br />
hat die Speisekarte kreiert und sorgt für Stabilität,<br />
Wael gilt als „Napoleon“ und wandelnde<br />
Excel-Tabelle, Tamer ist als Architekt natürlich<br />
der Kreative und hat das Logo von Charlyfresh<br />
entwickelt. Tarik redet nicht viel und sorgt damit<br />
für Ruhe und Remah mag das Risiko und<br />
spornt zum Expandieren an. Wer sich um die<br />
Limos kümmert und wer um die Wraps, teilen<br />
sie sich auf. Natürlich haben sie Mitarbeiter<br />
und Angestellte. Immerhin müssen pro Tag<br />
rund 40-50 Fahrten und 200-300 Wraps organisiert<br />
werden.<br />
Während wir reden, brennt der amerikanische<br />
Steak-&-Cheese-Wrap für Philipp, den<br />
Fotografen, an. Also nochmal neu. „Das passiert<br />
täglich“, grinsen sie. Es ist lustig bei ihnen.<br />
Und lecker!
Bezahlte Anzeige<br />
45<br />
I LOVE BROT<br />
„Unser täglich Brot“ hat nicht nur einen symbolischen Wert, für Kathrina Dankl wurde<br />
es zum Geschäftsmodell. Mit der Unterstützung von departure versuchen sie und ihr<br />
Team die Abfallwirtschaft auszubremsen.<br />
Liveverkostung und Bewertung der<br />
kreierten Brotchips auf einer Ausstellung.<br />
Fotos: Lukas Schaller<br />
WIEN WIRFT TÄGLICH so viel Brot in die<br />
Tonne, dass damit locker Graz versorgt<br />
werden könnte. Ein Umstand, der nicht<br />
nur ethisch und wirtschaftlich bedenklich<br />
ist – neben Wohnen und Mobilität zählt<br />
die Nahrungsmittelproduktion zu den<br />
größten Verursachern von Umweltverschmutzung.<br />
Produktdesignerin Kathrina<br />
Dankl hat ein Faible für das Designthema<br />
„Essen“. So hatte sie die zündende Idee, ein<br />
Projekt zu konzipieren, das nicht nur den<br />
Backwarenabfall reduziert, sondern auch<br />
etwas im Bewusstsein der Konsumenten<br />
verändert. Mit Unterstützung von departure<br />
konnte sie schließlich ein Team aus<br />
fünf Köpfen der Kreativbranche und der<br />
klassischen Wirtschaft vereinen und in Kooperation<br />
mit der Bäckerei Felzl ein Experiment<br />
wagen, welches im Frühjahr 2013<br />
startete. „Bei ,I love Brot‘ arbeiten sehr<br />
unterschiedliche Disziplinen zusammen<br />
und bringen Wissen ein. Das ist zukunftsfähiges<br />
Design. Dass dieses unterstützt<br />
wird, ist fantastisch“, sagt Kathrina Dankl.<br />
Nachdem jeder aus dem Team die Bäckerei<br />
Felzl mit seinen Methoden untersucht hatte<br />
und anhand des Kunden-Brottagebuchs<br />
genügend Wissen gesammelt wurde, generierte<br />
das Team Ideen in den Sparten<br />
sozial, kommerziell, wirtschaftlich und<br />
Kommunikation. Konzepte, die sich mit<br />
der Vermeidung von Backwarenabfall als<br />
Kreatives Brainstormen hilft dem Team beim<br />
Ideen sammeln und ausarbeiten.<br />
auch mit Upcycling beschäftigen, werden<br />
nun in der zweiten Hälfte des eineinhalbjährigen<br />
Prozesses umgesetzt und auf<br />
Herz und Nieren getestet.<br />
TEST BESTANDEN<br />
Ob es um die Verwandlung von Retourwaren<br />
zu Brotchips geht, oder aber auch den<br />
Brotautomaten, der nach 18.00 Uhr verbilligte<br />
Waren an den Late-Night-Kunden<br />
ausgibt: Die innovativen Ideen sind nützlich<br />
und bringen nicht nur dem Bäcker, sondern<br />
auch dem Kunden Vorteile, die gesamtunternehmerisch<br />
vieles erleichtern in einer<br />
Branche, in der es sich schwierig gestaltet,<br />
punktgenau zu produzieren. departure als<br />
erfolgreiches Modell der Kreativ und Innovationsförderung<br />
hat auch beim Projekt<br />
„I love Brot“ das Potential erkannt und mit<br />
der richtigen Förderung eine Idee zur Realität<br />
heranreifen lassen.<br />
Den richtigen Riecher für Projekte aus den<br />
Bereichen Design und Mode, Audiovision<br />
und Multimedia, Musik und Verlagswesen,<br />
Kunstmarkt und Architektur zeigt departure<br />
dabei schon seit fast 10 Jahren. Sie<br />
fungieren als Hotspot für Wissenstransfer,<br />
Vernetzung, Professionalisierung zwischen<br />
Kreativwirtschaft und Wirtschaft wie auch<br />
im Falle des Projekts „I love Brot“ und als<br />
kompetente Beratungs- und Servicestelle.<br />
Kathrina Dankl und ihr Team planen dieses<br />
Geschäftsmodell in Zukunft bei anderen<br />
Unternehmen umzusetzen. Also nicht nur<br />
ein Projekt mit Zukunft, sondern auch ein<br />
Team mit Potential. www.departure.at<br />
INFO<br />
Mehr Infos zu Kathrina<br />
Dankl, ihrem Team und<br />
ihrem Service, finden Sie<br />
hier: www.studiodankl.com<br />
Die 3 innovativen Filialen<br />
der Bäckerei Felzl befinden<br />
sich in 1070 Wien, mehr Infos<br />
unter: www.felzl.at
46 KARRIERE<br />
KARRIERE NEWS<br />
Start-up des Monat<br />
Starthilfe für<br />
Fachkräfte<br />
Das neu gegründete Unternehmen<br />
„PRESUP“ unterstützt Expats beim<br />
Umzug, der Wohnungssuche und bei<br />
der Erledigung von Behördenwegen.<br />
Expats sind ausländische Fachkräfte,<br />
die vorübergehend in Österreich leben<br />
und arbeiten. Ein besonderes Augenmerk<br />
legen die Gründerinnen Julia<br />
Mende und Jelena Milenović auf die<br />
nachhaltige Eingliederung in das soziale<br />
Umfeld. Wie viel genau die Dienste<br />
kosten, hänge vom Einzelfall ab. Mehr<br />
unter www.presup.at.<br />
TIPPS<br />
Förderung<br />
Lal S., Zeitungszusteller in Wien:<br />
Diesen Job<br />
kann ich<br />
empfehlen.<br />
ZeitungszustellerIn<br />
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www.redmail.at<br />
HOL DIR EINEN<br />
INVESTOR FÜRS STUDIUM<br />
Der gemeinnützige Verein „Studienaktie“ fördert<br />
dich und deinen Ausbildungsweg. Du möchtest<br />
unbedingt studieren, dich weiterbilden, oder deinen<br />
Traumberuf endlich ergreifen, aber es fehlt dir<br />
an finanziellen Mitteln? „Studienaktie“ vergibt<br />
Darlehn, welche du erst zurückzahlen musst, wenn<br />
du berufstätig bist. Je nach Einkommen zahlst du<br />
dann auch unterschiedlich hohe Zinsen, die meist<br />
drei Prozent nicht übersteigen. Das Modell wurde<br />
ursprünglich in der Schweiz entwickelt. Das Geld<br />
kommt von Investoren, die ihr Geld lieber lernwilligen,<br />
jungen Menschen leihen. Jetzt kannst du dich<br />
auch in Österreich als Bildungsaspirant bewerben,<br />
eine kostenlose Förderungsberatung bekommen,<br />
oder gleich um ein günstiges Darlehn ansuchen.<br />
Infos unter www.studienaktie.org.<br />
DER MEISTERMACHER<br />
Fuat Sezgin von Citroën Wien wurde zum Lehrlingsausbilder<br />
des Jahres in der Sparte Gewerbe<br />
und Handwerk. Er bildet Lehrlinge für den Beruf<br />
des Kraftfahrzeug- und Personalfahrzeugtechnikers<br />
aus. Im Rahmen der Initiative „Ausbilder des Jahres<br />
2013“ der Wirtschaftskammer Wien hatten ihn seine<br />
Schützlinge Lukas Danecek und Dominik Balog<br />
für den Preis nominiert. 500 Lehrlinge aus ganz<br />
Wien haben bei der Initiative, die auch über biber<br />
promotet wurde, mitgemacht. Sezgin konnte sowohl<br />
seine Lehrlinge, als auch eine mehrköpfige Jury von<br />
sich überzeugen.
KARRIERE<br />
47<br />
WINTER-NOS UND GOS<br />
WENN MAN DAS GLÜCK ODER DAS PECH HAT, EINEN<br />
SERIÖSEN JOB MIT STRIKTEM DRESSCODE ZU HABEN,<br />
KANN MAN AUCH BEI MINUSGRADEN SO EINIGES BEI<br />
SEINER KLEIDUNG FALSCH MACHEN. WIR HABEN FÜR<br />
EUCH DIE NOS UND GOS DES WINTER-DRESSCODES.<br />
NO<br />
Egal wie kalt es draußen ist, ein dicker<br />
Wollpulli unter dem Sakko geht gar nicht.<br />
• Frauen in grobmaschigen Kuschelpullis<br />
wirken unseriös.<br />
• Bunte Zipfelmützen und knallige Fäustlinge<br />
lieber nur am Wochenende tragen.<br />
• Moonboots, Uggs, Bergschuhe … Das<br />
alles hat im Büro nichts verloren.<br />
• So warm der Parka mit Pelzrand auf<br />
der Kapuze auch sein mag, damit lieber<br />
nicht zum Business-Essen gehen.<br />
GO<br />
• Einzige Ausnahmen der Pulli-unter-Sakko-Regel sind dezente<br />
Rollkragenpullis aus feinem Strick oder Sleeveless aus<br />
Strick mit Hemd.<br />
• Ein Kostüm aus Schurwolle in schwarz oder grau wirkt hingegen<br />
selbstsicher.<br />
• Fürs Büro Mütze, Schal und Handschuhe farblich aufeinander<br />
abstimmen. Lederhandschuhe gehen immer.<br />
• Lederpumps, leichte Lederschuhe oder, wenn es ganz kalt<br />
ist, dezente, dunkle Lederstiefel anziehen.<br />
• Viel eleganter wirken Mäntel aus Schurwolle. Für die Damen<br />
diesen Winter übrigens in XXL und dezenten Mustern.<br />
TIPPS<br />
Weiterbildung<br />
HIER BILDEN<br />
SICH VÖLLIG<br />
nEuE chAncEn<br />
BILDUNG. FREUDE INKLUSIVE.<br />
Fotos: picture-alliance / dieKLEINERT.d, Marko Mestrovic, istockphoto.com<br />
AB INS AUSLAND<br />
Studenten, bevorzugt Jus und Wirtschaft, können<br />
sich noch für einen Volontariats-Restplatz der<br />
Außenwirtschaft Austria der Wirtschaftskammer Österreich<br />
(WKÖ) bewerben. Diese schickt jedes Jahr<br />
400 Studenten für ein bis drei Monate in eines der<br />
70 Außenwirtschaftszentren. Büros gibt es weltweit<br />
auf allen Kontinenten. Infos unter www.wko.at/<br />
aussenwirtschaft/volontaer.<br />
BANKENTRAINING<br />
Wirtschaftsabsolventen können sich im kommenden<br />
Jahr wieder für ein Traineeprogramm bei der „Erste<br />
Group“ bewerben. Die Teilnehmer bekommen so die<br />
Möglichkeit, erste Berufserfahrungen im Bankwesen<br />
zu machen. Das einjährige Programm besteht aus<br />
Kursmodulen am Arbeitsplatz und Fernkursen, aus<br />
Projektarbeit und Trainings. Die Trainees nehmen<br />
auch an internationalen Arbeitseinsätzen mit Mittelund<br />
Osteuropa-Fokus teil. Für die Bewerbung reicht<br />
ein Bachelorabschluss. Die Bezahlung hängt von<br />
der jeweiligen Qualifi kation ab, beginnt jedoch bei<br />
34.000 Euro brutto pro Jahr.<br />
BERUFSREIFEPRÜFUNG<br />
Matura nachholen und Erstsprache perfektionieren!<br />
Neues und kostenloses Zusatzangebot:<br />
• Bosnisch, Kroatisch, Serbisch, Türkisch auf Maturaniveau<br />
• Individuelle Lernbegleitung<br />
• Beratungen jetzt auch auf BKS & Türkisch<br />
Die Berufsreifeprüfung ermöglicht beruflichen Aufstieg und freien<br />
Zugang zum Studium. Das allgemeine Angebot der BRP bleibt<br />
kostenpflichtig. Weitere Fremdsprachen wie z.B. Englisch möglich.<br />
KOSTENLOSE BERATUNG UND INFO<br />
YAVuZ cERI<br />
BFI Wien<br />
Alfred-Dallinger-Platz 1 | A-1034 Wien<br />
T +43 1 81178-10130<br />
y.ceri@bfi-wien.or.at<br />
www.bfi-wien.at<br />
nuRcAn ÖZGEnER<br />
BFI Oberösterreich Region Wels<br />
Lichteneggerstraße 101 | 4600 Wels<br />
T +43 7242 2055-3233<br />
nurcan.oezgener@bfi-ooe.at<br />
www.bfi-ooe.at<br />
Gefördert aus den Mitteln des Europäischen<br />
Sozialfonds und des Bundesministeriums für<br />
Unterricht, Kunst und Kultur.<br />
BARKA EMInI<br />
BFI Wien<br />
Alfred-Dallinger-Platz 1 | A-1034 Wien<br />
T +43 1 81178-10128<br />
b.emini@bfi-wien.or.at<br />
www.bfi-wien.at
48<br />
BIBER MIT GUT<br />
SUPERHILFE<br />
VOM<br />
SUPERSTAR<br />
von Adam Bezeczky und Susanne Einzenberger (Foto)<br />
VALENTINA NAFORNIȚA IST JUNG, BE-<br />
GABT UND BEREITS JETZT EIN OPERN-<br />
STAR. SIE UNTERSTÜTZT DIE ARBEIT<br />
VON „CONCORDIA SOZIALPROJEKTE“<br />
IN DER REPUBLIK MOLDAU, EINEM DER<br />
ÄRMSTEN LÄNDER IN EUROPA. MEHR<br />
ALS 3.000 ALTE, EINSAME MENSCHEN<br />
KÖNNEN MIT IHRER HILFE IN DEN LAN-<br />
GEN, EISKALTEN WINTERMONATEN MIT<br />
WARMEN SPEISEN VERSORGT WERDEN.<br />
biber: Wie oft sind Sie in der Republik Moldau?<br />
VALENTINA NAFORNIȚA: Leider nicht oft, ich bin ständig<br />
unterwegs – für mich ist es mittlerweile ein Privileg, das<br />
Land besuchen zu können. Wenn ich in unserer Ortschaft<br />
bin, kann ich entspannen und zur Ruhe kommen.<br />
Ihre Karriere ist 2011, nach dem Gewinn des „BBC Cardiff<br />
Singer of the World“, so richtig durchgestartet. Wieso haben<br />
Sie sich gerade für Wien entschieden?<br />
Also eigentlich war es umgekehrt: Wien hat sich als erstes für<br />
mich entschieden. Ich habe nämlich schon einen Vertrag mit<br />
der Staatsoper gehabt, bevor ich dort gewonnen habe.<br />
Was würden Sie jungen, begabten Menschen raten, wenn sie<br />
nervös vor einem Auftritt vor Publikum sind?<br />
Viele Talente denken zu viel an die Zukunft, anstatt sich auf<br />
ihren unmittelbar anstehenden Auftritt zu konzentrieren.<br />
Was man verdienen wird, wo man überall auftreten wird –<br />
diese Gedanken lenken nur ab. Um es zu schaffen, muss man<br />
viel, viel, viel am eigenen Gesang arbeiten und gedanklich im<br />
Jetzt bleiben.<br />
Gehen die Menschen in der Republik Moldau viel in die Oper?<br />
Die Lage im Land ist nicht einfach. Die Menschen haben<br />
Alltagssorgen, die Vorstellungen sind nicht ausverkauft. Ich<br />
hoffe, ich kann durch meinen Auftritt in Wien den Menschen<br />
zu Hause ein bisschen Freude bringen.<br />
Gibt es einen Unterschied zwischen dem Publikum in Wien<br />
und in Chișinău, der Hauptstadt der Republik Moldau?<br />
Ich denke, die Besucher der Oper in Wien besitzen ein größeres<br />
musikalisches Fachwissen, die Oper ist hier eine Institution.<br />
Wie war Ihre Reaktion auf die Frage, ob Sie beim Benefizkonzert<br />
von „CONCORDIA Sozialprojekte“ auftreten möchten?<br />
Ich bin mir der schwierigen Situation in meiner Heimat bewusst.<br />
Die Suppenküchen sind richtig und wichtig, deshalb<br />
habe ich mich sehr über die Zusammenarbeit gefreut und sofort<br />
zugesagt.<br />
Unterstützen Sie gemeinsam mit Valentina Nafornița die Arbeit von „CON-<br />
CORDIA Sozialprojekte“! Mit Ihrem Beitrag werden über 50 Suppenküchen<br />
im gesamten Land betrieben. Die Mitarbeiter von CONCORDIA helfen Menschen,<br />
die sonst auf niemanden zählen können, durch den harten Winter.<br />
Nutzen Sie die Spendenkarte auf der Magazin-Rückseite!<br />
Bankverbindung<br />
IBAN: AT66 3200 0000 0703 4499<br />
Swift: RLNWATWW
TECHNIK<br />
49<br />
3 Fragen an Cavita Bolek st Content Managerin<br />
im Portal- und Infotainment-Team bei<br />
Drei. Sie bereitet Nachrichten für die Leser<br />
auf.<br />
Welches Handy verwenden Sie?<br />
Ein iPhone5 – ich schätze die einfache Handhabung<br />
und das schönes Design. Auch die<br />
Qualität der Apps ist hoch, es gibt kaum Bugs<br />
oder Abstürze.<br />
Welche App haben Sie zuletzt auf Ihr Handy<br />
geladen und warum?<br />
„Shpock“ ist ein mobiler Flohmarkt. Man<br />
kann stöbern und<br />
Schnäppchen finden.<br />
Die App hat vor<br />
kurzem sogar einen<br />
Content Award Preis<br />
gewonnen.<br />
Fotos: bereitgestellt von Amazon, Google, Nokia, Samsung, Microsoft, Sony, Konstantin Film<br />
Technik<br />
Alt+F4 und der<br />
& Mobil<br />
Tag gehört dir.<br />
Von Adam Bezeczky<br />
Meinung:<br />
Meistgewünscht<br />
zu Weihnachten<br />
Nach fast sieben Jahren Wartezeit sind also die<br />
neuen Konsolen von Sony und Microsoft da.<br />
Beide Plattformen sind technisch hochgerüstet<br />
und kämpfen um die Vorherrschaft im Wohnzimmer.<br />
Die PlayStation 4 konzentriert sich voll<br />
auf das Gaming-Erlebnis, die Xbox One ist zusätzlich<br />
eine Multimediazentrale. Plattformübergreifende<br />
Spiele gibt’s (vorerst) keine, also sollte<br />
man sich auch im Freundeskreis erkundigen,<br />
wer welche Konsole kauft. Preislich ist zwischen<br />
den Konsolen wenig Unterschied: Die PS4 kostet<br />
399 Euro, für die Xbox One muss man 499 Euro<br />
berappen.<br />
Zahl des Monats<br />
1 Million in<br />
24 Stunden<br />
Microsoft und Sony können sich<br />
freuen. Beide Hersteller konnten<br />
am ersten Verkaufstag mehr als<br />
eine Million Konsolen verkaufen.<br />
Kunden in Österreich schauen<br />
durch die Finger: Die Nachfrage<br />
ist riesig und die Wartelisten sind<br />
lang. Bis Mitte Jänner sollten<br />
die neuen Konsolen ankommen –<br />
blöd nur, dass da die Weihnachtsferien<br />
schon um sind …<br />
Wir verlosen Fifa 14 und Battlefield 4<br />
für beide Konsolen! Eine Mail<br />
reicht zur Teilnahme:<br />
gewinnspiel@dasbiber.at<br />
Welches Gadget haben<br />
Sie gekauft aber<br />
nie verwendet?<br />
Ein Netbook - das<br />
hat aber nicht so<br />
funktioniert wie ich<br />
wollte.<br />
SELBSTHEILENDE<br />
HANDYS<br />
Das Ende der Handyshops?<br />
LG Electronics bringt ein Handy<br />
heraus, das sich von Kratzern<br />
erholt. Das „G Flex“ ist in<br />
den USA bereits erhältlich,<br />
Europastart noch<br />
ungewiss.<br />
Blast from the Past<br />
25.12.1990<br />
Forscher Tim Berners-Lee geht am 25.<br />
Dezember 1990 am Forschungsinstitut CERN<br />
mit dem selbstprogrammierten Prototyp<br />
eines HTML-Browsers online und läutet damit<br />
die Ära des Internetsurfens ein. Das Programm<br />
hat er übrigens auf einer Workstation<br />
von NeXT zusammengestrickt, der damaligen<br />
Firma von Apple-Gründer Steve Jobs.
50 TECHNIK<br />
EIN FEST<br />
FÜR TECHIES<br />
Tablets und Handys sind zu Weihnachten<br />
beliebte Geschenke. biber testet zwei<br />
Geräte mit besonderen Eigenschaften und<br />
probiert auch eine Smartwatch aus. Ist die<br />
Zeit für normale Uhren abgelaufen?<br />
Von Adam Bezeczky<br />
Pfefferroni 5 ist maximal, 2 Bewertungen:<br />
Coolness und Design<br />
Uhr g‘scheit!<br />
Nokia Lumia 1020<br />
FOTOPROFI IN DER<br />
HOSENTASCHE<br />
Was ist gelb und macht tolle Fotos? Nokias Lumia<br />
1020 ist das Smartphone mit der unglaublichen<br />
41-Megapixel-Kamera.<br />
Nokias Lumia 1020 kommt mit einer Kamera daher,<br />
die ihres gleichen sucht. Das Handy hat einen<br />
Sensor mit 41 Millionen Bildpunkten und ist damit<br />
besser ausgestattet als viele Kompaktkameras. Mit<br />
dem Betriebssystem Windows Phone 8 und seiner<br />
bunten Kachel-Optik hebt es sich angenehm von der<br />
Android- und iPhone-Eintönigkeit ab. Manche dieser<br />
„Tiles“ – wie sie im Englischen genannt werden<br />
– haben eine doppelte Funktion: Sie sind einerseits<br />
ein Icon für einen Menüpunkt, verändern aber auch<br />
ihr Aussehen. Zum Beispiel zeigt die Galerie-Kachel<br />
unsere aufgenommenen Bilder abwechselnd in einer<br />
Slideshow an.<br />
Die Bildschirmdiagonale misst 4,5 Zoll (ca. 11,43<br />
cm), das Gehäuse ist aus Polycarbonat und fühlt sich<br />
sehr stabil und griffig an. Das Handy ist mit dem<br />
bunten Äußeren ein Hingucker. Man muss aber kein<br />
Fotoprofi sein, um gute Bilder zu machen. Mit kleinen<br />
Tutorials lernt man Schritt für Schritt, gut zu<br />
knipsen. Los geht’s bei 729 Euro ohne Vertrag.<br />
Coolness:<br />
Design:<br />
Galaxy Gear V 700<br />
WIE TICKT EINE SMARTWATCH?<br />
Die nächste digitale Revolution findet an unserem Körper statt. Alles wird<br />
smart: unsere Uhren, Armbänder und Brillen.<br />
„Wearable Computing“ ist das Stichwort der Gadget-Zukunft. Dabei werden<br />
Rechner so weit verkleinert, dass wir sie ums Handgelenk oder mit unserer<br />
Brille tragen können. Viele Hersteller kämpfen schon jetzt um diesen Markt,<br />
der als besonders gewinnträchtig gilt.<br />
Als Erster der großen Player auf dem Mobilmarkt ist Samsung mit einer<br />
massentauglichen Smartwatch vorgeprescht. Das GALAXY Gear getaufte<br />
Gadget ergänzt das Handy, ersetzt es aber nicht vollständig. Über eine Bluetooth-Verbindung<br />
schickt das Handy Mails, SMS und Facebook-Updates an<br />
das Handgelenk weiter. Fotos machen und die genaue Zeit anzeigen kann das<br />
Teil auch.<br />
Anfangs waren wir skeptisch, aber man gewöhnt sich im Alltag schnell an<br />
die Vorteile der intelligenten Uhr. Ein richtiger Hit wird die Smartwatch allerdings<br />
erst, wenn alle Android-Handys unterstützt werden und nicht nur jene<br />
von Samsung. Das GALAXY Gear ist ab 254 Euro erhältlich.<br />
Coolness:<br />
Design:<br />
Fotos: bereitgestellt von Amazon, Google, Nokia, Samsung, Microsoft, Sony, Konstantin Film
TECHNIK<br />
51<br />
kann<br />
sprechen<br />
Google Nexus 7<br />
SPRACHSACHE<br />
Wir reden mit unseren Smartphones und<br />
Tablets. Ob wir unsere Finger überhaupt<br />
noch brauchen, fragt sich biber-Redakteurin<br />
Lina Berehi. Sie testet die neue Google<br />
Sprachsuche des Nexus 7-Tablets.<br />
Spätestens seit Siri kennt jeder sprachgesteuerte<br />
Softwares. Doch was wirklich damit<br />
gemacht werden kann, ist oft noch unklar.<br />
Die Google Sprachsuch-App ermöglicht<br />
die Kommunikation mit den smarten Geräten.<br />
Ab Version 4.4 „KitKat“ versteht das<br />
Handy auch logische Verknüpfungen bei Fragestellungen.<br />
Ich habe das Nexus 7 beim Museumsbesuch<br />
beispielsweise gefragt: „Wann<br />
ist Oskar Kokoschka geboren?“ Brav kam die<br />
richtige Antwort: „Erster März 1886.“ Daraufhin<br />
fragte ich: „Wann starb er?“ Die Spracherkennungssoftware<br />
erfasste, um wen es<br />
ging, ohne dass der Name nochmals genannt<br />
werden musste und antwortete richtig mit:<br />
„22. Februar 1980.“<br />
E-Mails und SMS auf Sprachbefehl zu<br />
verschicken, ist ebenfalls unkompliziert<br />
möglich. Sogar die Kalorienabfrage von Lebensmitteln,<br />
das Abrufen von Wegbeschreibungen<br />
und Stellen des Weckers funktionieren<br />
aufs Wort. Spätestens hier wird die<br />
Google Sprachsuche zur Sprachsteuerung.<br />
Komplett fingerfrei funktioniert das Ganze<br />
aber noch nicht, in der deutschen Version<br />
ist das anfängliche Tippen auf das Mikrofon-<br />
Symbol unumgänglich. Dennoch, wir sind<br />
von einer vollkommenen sprachgesteuerten<br />
Zukunft nicht weit entfernt. Googles Datenbrille<br />
„Glass“ ermöglicht uns einen Blick in<br />
die Zukunft.<br />
Zu haben ist das Nexus 7 für 249 Euro.<br />
Coolness:<br />
Design:<br />
Neu im Kino<br />
Machete Kills<br />
(ab 19.12)<br />
Weihnachtsfrieden bei Machete (Danny<br />
Trejo)? Fehlanzeige! Der Ex-Agent bekommt<br />
einen gefährlichen Auftrag vom US-Präsidenten<br />
(Charlie Sheen). Er soll den verrückten,<br />
mexikanischen Kartellboss Mendez<br />
(Demiàn Bichir) schnappen. Mendez droht,<br />
mit einer Atomrakete die US-Hauptstadt<br />
Washington in Schutt und Asche zu legen.<br />
Entschärfen kann die Rakete nur Luther Voz<br />
(Mel Gibson), der ein doppeltes Spiel treibt.<br />
Regisseur Robert Rodriguez bringt mit „Machete<br />
Kills“ einen starbesetzten Actionfilm<br />
heraus, der so gar nicht zur besinnlichen<br />
Jahreszeit passt. In weiteren Rollen: Antonio<br />
Banderas und Lady Gaga.<br />
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*Stand November 2013<br />
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News<br />
PAKETDIENST-<br />
DROHNEN<br />
Internethändler Amazon wird<br />
Pakete doch nicht mit Drohnen<br />
ausliefern. Die Ankündigung, ab<br />
2018 Pakete mit „Octocoptern“<br />
zuzustellen, hat bei der Konkurrenz<br />
für Panik gesorgt. Unbegründet,<br />
denn die Ankündigung war<br />
nur ein geschickter PR-Stunt.<br />
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52 GELD<br />
DIE NEUE BÜRGERKARTE<br />
Klicken statt warten<br />
Wer sich in Zukunft lästige Behördengänge sparen<br />
möchte, braucht jetzt eine Bürgerkarte. Diese ist kostenlos<br />
und kann als Chipkarte (eCard, Bankomatkarte,<br />
etc.), oder am Handy aktiviert werden. Damit<br />
kann FinanzOnline, die Versicherungsdatenabfrage,<br />
Beantragung der Pension, des Stipendiums oder<br />
des Kindergeldes, die Strafregisterbescheinigung<br />
und many more von zuhause aus gemacht werden.<br />
Weitere Infos zu den Aktivierungsmöglichkeiten gibt<br />
es unter: www.buergerkarte.at.<br />
Geld &<br />
Meinung:<br />
Schulden machen,<br />
aber für später sparen<br />
Sicherheit<br />
Das Jahr ist bald um und meine Trends<br />
im Finanzsektor für 2014 liegen eindeutig<br />
auf Sparen und Vorsorgen. Der<br />
Kreditleitzins liegt mit 0,75% auf europäischem<br />
Tiefststand und bietet die<br />
Möglichkeit, mit etwas Geschick fürs<br />
Feilschen gute Konditionen für einen<br />
Kredit auszuhandeln. Für mich der<br />
richtige Zeitpunkt, auf dem Immobiliensektor<br />
zuzuschlagen und eine eigene<br />
Wohnung zu kaufen. Diese Investition<br />
ist aber nicht die einzige, die meinen<br />
Blick in Richtung Zukunft richtet. Das<br />
Pensionskonto ist ab Jänner mittels<br />
Bürgerkarte einsehbar. Damit meine<br />
Pensionslücke im Alter nicht allzu<br />
groß wird, muss ich jetzt mit Vorsorge<br />
anfangen. Mein Favorit dabei ist eine<br />
gute Lebensversicherung. Diese Anlagewünsche<br />
führen mich auf direktem<br />
Weg zu einem persönlichen Gespräch<br />
in die Bank, euch hoffentlich auch.<br />
Sicher ist sicher.Von Amra Ducić<br />
Jobtipp<br />
ABSOLUT KRISENSICHER<br />
Die Versicherungsbranche sucht 2000<br />
neue Versicherungsberater. Wer im<br />
Job um- oder aufsteigen möchte, sollte<br />
sich jetzt bewerben. Alles über das<br />
Berufsbild, die Anforderungen<br />
du unter: www.berufmitzukunft.at.<br />
DEADLINE<br />
Die IBAN löst die Kontonummer und<br />
Bankleitzahl ab. Ab 1.Februar 2014<br />
herrscht ein einheitlicher Euro-<br />
Zahlungsverkehr für alle. Damit können<br />
Zahlungsaufträge nur mehr mit der<br />
IBAN beauftragt werden. Diese ist eine<br />
20-stellige Zahl und auf der Bankomatkarte<br />
oder dem Onlinebanking-<br />
Portal abzulesen.<br />
3 FRAGEN AN<br />
Thomas Maurer, Geschäftsführer der Kreditvergleichsplattform<br />
creditnet.at<br />
Der Leitzins ist niedrig wie nie. Ist jetzt der richtige<br />
Zeitpunkt einen Kredit aufzunehmen?<br />
Ausschlaggebend, welchen Zinssatz der Kreditnehmer<br />
bekommt, ist immer die Bonität. Hier<br />
wird geprüft: wie hoch ist mein Nettoeinkommen,<br />
sind bereits Kredite aufgenommen worden<br />
oder wie ist die Zahlungsmoral des Kreditnehmers.<br />
Je besser die Bonitätseinstufung ausfällt<br />
umso geringer ist der nominelle Zinssatz. Anders<br />
verhält es sich bei Immobilienkäufen, da ist<br />
der jetzig niedrige Leitzinssatz ausschlaggebend.<br />
Welche Vorteile bietet der Online-Vergleich über<br />
creditnet.at?<br />
Der Vorteil darin: Zeit, Geld und Nerven<br />
werden geschont. Bei der Umsetzung der<br />
Finanzierung eines Hauses, Kauf einer Eigentumswohnung,<br />
die sehr umfangreich sein kann,<br />
nehmen wir dem Kreditnehmer die Arbeit ab<br />
und suchen für den Kunden das Bestangebot.<br />
Welche Vorgehensweise ist bei der Kreditaufnahme<br />
die richtige, was muss unbedingt beachtet<br />
werden?<br />
Nie leichtsinnig einen Konsumkredit aufnehmen!<br />
Allerdings ist es die bessere Variante,<br />
als das Konto zu überziehen. Bei den Verhandlungen<br />
auf die Zinsen eingehen und bei<br />
Zusatzprodukten, wie eine Er- und Ablebensversicherung,<br />
darauf achten, dass diese nicht zu<br />
teuer sind. Selbstverständlich mehrere Angebote<br />
einholen.<br />
Fotos: Marko Mestrovic, Sara Meister, Maurer
DAS NEUE PENSIONSKONTO<br />
EINFACH – TRANSPARENT – SICHER<br />
Entgeltliche Einschaltung<br />
Eine Information der<br />
Foto: Dieter Steinbach<br />
Mit der Einführung des neuen Pensionskontos ab<br />
1.1.2014 gilt für alle ab 1.1.1955 Geborenen nur noch<br />
ein einziges Pensionskontosystem. Dieses ermöglicht<br />
eine effektive Vorausberechnung der jeweiligen<br />
Pensionshöhe. Die Pension wird für die Versicherten<br />
damit verständlich, transparent und<br />
nachvollziehbar.<br />
Was ist die Kontoerstgutschrift?<br />
Für alle ab dem 1.1.1955 geborenen<br />
Versicherten, die bis zum 31.12.2004<br />
mindestens ein Versicherungsmonat<br />
erworben haben, wird eine Kontogutschrift<br />
aus allen Versicherungsmonaten<br />
bis Ende 2013 gebildet und<br />
ins neue Pensionskonto überführt.<br />
Alle Personen mit Lücken in ihrem<br />
Versicherungsverlauf erhalten ein<br />
Schreiben der Pensionsversicherungsanstalt<br />
mit dem Ersuchen, ihre fehlende<br />
Versicherungsdaten zu ergänzen (= Datenergänzungsverfahren),<br />
denn nur mit einem vollständigen<br />
Versicherungsverlauf kann die Kontoerstgutschrift in<br />
der richtigen Höhe berechnet werden.<br />
SERVICE HOTLINE 05 03 03 / 87000<br />
Was sind Lücken bzw. wie sind diese entstanden?<br />
Grundsätzlich werden fast alle für die Pensionsversicherung<br />
maßgeblichen Zeiten automatisch gemeldet.<br />
Das gilt für Zeiten, in denen man einer Erwerbstätigkeit<br />
im Inland nachgegangen ist. Bestimmte<br />
Kindererziehungs-, Schul-, Studien- und sonstige<br />
Ausbildungszeiten sowie Präsenz- oder<br />
Zivildienst sind unter Umständen nicht erfasst<br />
und müssen nachgetragen werden. Auch eine<br />
Erwerbstätigkeit im Ausland muss bekanntgegeben<br />
werden. Erst dann kann das Pensionskonto<br />
korrekt und vollständig befüllt werden.<br />
Ihre Mithilfe ist notwendig!<br />
Es ist daher sehr wichtig, dieses Formular zurückzusenden,<br />
damit die Kontoerstgutschrift<br />
und in Folge die zukünftige Pension in der<br />
richtigen Höhe berechnet werden kann.<br />
Damit jeder Versicherte die Pensionshöhe erhält, die<br />
ihm zusteht!<br />
Ab Mitte 2014 wird die Höhe der Kontoerstgutschrift an<br />
die Versicherten versandt. Nach Erhalt der Mitteilung<br />
kann mittels Bürgerkarte oder Handysignatur in das<br />
Pensionskonto eingesehen werden.<br />
www.neuespensionskonto.at
54 GELD<br />
seinem Pensionskonto sehen. Beatrix Böhm von<br />
der Pensionsversicherungsanstalt (PVA) dazu:<br />
„Abgesehen von der Transparenz, die das neue<br />
Pensionskonto bietet, ändert sich nichts. Hätte ein<br />
junger Mensch früher seine fiktive Pension ausrechnen<br />
lassen, hätte er auch keinen hohen Betrag<br />
gesehen.“ Der Vorteil ist, dass man Fehler oder<br />
Versicherungslücken leichter schließen kann und<br />
Irrtümer in der Auflistung sofort erkennt.<br />
WIE VIEL<br />
PENSION WIRST<br />
DU BEKOMMEN?<br />
Was ist die Pensionslücke?<br />
Die Pensionslücke ist die Differenz zwischen dem<br />
letzten Gehalt und der ausgewiesenen Pension.<br />
Je mehr man gegen Ende der Karriere verdient<br />
hat, desto größer wird diese, da für die Pension<br />
der Durchschnitt aller Arbeitsjahre herangezogen<br />
wird. Deshalb bietet sich die Möglichkeit,<br />
diese Pensionslücke zu minimieren, oder gar zu<br />
schließen, indem man privat vorsorgt. Carolina<br />
Burger von der UNIQA-Versicherung sagt: „ Je<br />
früher man mit privater Vorsorge anfängt, desto<br />
besser. Denn umso länger die Ansparphase dauert,<br />
umso höher fällt in der Regel auch der Betrag<br />
aus, der dann in der Pension zur Verfügung<br />
steht.“ Die private Pension wird dann zusätzlich<br />
zur staatlichen Pension monatlich bis zum Ableben<br />
ausbezahlt.<br />
Ab 1. Jänner kann jeder<br />
einsehen, wie hoch (oder<br />
niedrig) seine Pension<br />
sein wird. biber beantwortet<br />
die wichtigsten Fragen<br />
zum Pensionskonto.<br />
Was bringt das neue Pensionskonto?<br />
Ab 1. Jänner 2014 können bisher erworbene Pensionszeiten<br />
auf einem eigenen Konto eingesehen<br />
werden. Dadurch wird der Pensionsbetrag, den<br />
man zu diesem Zeitpunkt bekommen würde, für<br />
alle nachvollziehbar.<br />
Wie kann es eingesehen werden?<br />
Zugang zum Pensionskonto bekommt jeder, der<br />
sich eine Bürgerkarte oder Handy-Signatur dafür<br />
checkt. Damit loggt man sich ein und kann nicht<br />
nur die bisherigen eingezahlten Leistungen einsehen,<br />
sondern sich auch seine Pension effektiv<br />
vorausberechnen.<br />
Hat jeder ein Pensionskonto?<br />
Jeder der bis dato gearbeitet hat und Versicherungsbeiträge<br />
eingezahlt hat, wird auf dem Pensionskonto<br />
den aktuellen Pensionsbetrag einsehen<br />
können. Wer also noch nie gearbeitet hat, wie<br />
Studenten, Schüler und andere, wird auch nichts<br />
auf dem Pensionskonto ausgewiesen sehen.<br />
Das neue Pensionskonto, ein Schock für junge Arbeiter<br />
und Angestellte?<br />
Ein junger Mensch mit einer relativ kurzen Erwerbskarriere<br />
wird einen sehr kleinen Betrag auf<br />
Welche Möglichkeiten habe ich, mich privat abzusichern?<br />
Der Klassiker für eine Absicherung im Alter ist<br />
die Lebensversicherung. Die S-Versicherung<br />
bietet ihren Kunden etwa für die private Altersvorsorge<br />
die „s Privat-Pension“, klassisch<br />
fondsgebunden oder staatlich gefördert. „Die<br />
Attraktivität liegt vor allem in den steuerlichen<br />
Vorteilen, der Kapitalgarantie und staatlichen<br />
Förderung“, heißt es bei der S-Versicherung.<br />
Werden Schul- und Studienzeiten für die Pension<br />
angerechnet?<br />
„Schul- und Studienzeiten wirken sich nicht auf<br />
den Anspruch und die Höhe der Pension aus, da<br />
sie effektiv keine Arbeitsjahre sind, sie können<br />
aber nachgekauft werden“, sagt Beatrix Böhm<br />
von der Pensionsversicherungsanstalt. Wer also<br />
nicht noch länger hackeln möchte, der hat die<br />
Möglichkeit, sich seine Schul- und Studienzeit<br />
nachzukaufen. Dafür müssen alle Inskriptionsbestätigungen<br />
lückenlos nachgereicht und ein<br />
Haufen Geld geblecht werden. Obwohl sich der<br />
Kauf der Studienjahre später pensionserhöhend<br />
auswirkt, muss man gut überlegen, ob es nicht<br />
besser ist, fünf oder sechs Jahre mehr zu arbeiten,<br />
anstatt nachzuzahlen.<br />
Fotos: Karl-Josef Hildenbrand / dpa / picturedesk.com
Ich vertraue meinem<br />
Nahversorger.<br />
Gewählt zur vertrauenswürdigsten Versicherung Österreichs.<br />
Unsere KundInnen<br />
schätzen, dass unsere<br />
MitarbeiterInnen<br />
17 Sprachen sprechen.<br />
Mehr auf www.uniqa.at
56<br />
MIT SCHARF<br />
Original Weihnachtspunsch<br />
auch für zu Hause!<br />
Erstmals gibt es an allen Punschständen des Wiener Rathausplatzes<br />
den „Original Weihnachtspunsch vom Christkindlmarkt“. In<br />
einer Blindverkostung von über 20 Punsch-Varianten mit Gastronomen,<br />
Sommeliers und Standbesitzern bekam der Urbanihof<br />
der Familie Paschinger aus Fels am Wagram den Auftrag, diesen<br />
Punsch zuzubereiten. Die Rezeptur bleibt natürlich ein Betriebsgeheimnis,<br />
ist jedoch „klassisch“ gehalten und enthält einen<br />
Hauch Himbeere.<br />
Den Christkindlmarkt-Punsch gibt es auch in der praktischen<br />
0,75 l Flasche für zuhause. Zusätzlich kommt ein Teil des Erlöses<br />
einem karitativen Projekt zugute: Jene Prominente, die Kindern<br />
auf der Himmelbühne Weihnachtsgeschichten vorlesen, berichten<br />
jeweils über ihr jeweiliges Wunschprojekt, das am Ende der<br />
Adventzeit ausgewählt und unterstützt wird.<br />
www.christkindlmarkt.at<br />
Karl-Josef Hildenbrand / dpa / picturedesk.com<br />
Audiolith<br />
Blood Red Shoes<br />
Caged Animals<br />
FM4 Ombudsmann<br />
Fuck Art, Let’s Dance!<br />
Hermes<br />
Ja, Panik<br />
Mr.Dero & Klumzy Tung<br />
Neonschwarz<br />
S O H N<br />
Temples<br />
The Hidden Cameras<br />
The Notwist<br />
und viele DJs<br />
VVK: EUR 26,- (wienXtra Jugendinfo, oeticket.com und saturn) / AK: eur 28,-<br />
fm4.orf.at
LIFESTYLE<br />
57<br />
3 FRAGEN AN<br />
Roberta Manganelli,<br />
Agenturchefin von Stella<br />
Models Wien<br />
Du verkaufst Gesichter und<br />
Körper. Am besten beides<br />
zusammen. Was ist gerade<br />
gefragt?<br />
Klassische Schönheiten mit<br />
besonderen Merkmalen wie Zahnlücke oder Augenbrauen,<br />
keine austauschbaren Püppchen. Das heißt<br />
nicht nur Mini-Nasen und süße Gesichter sondern<br />
schöne Frauen – die aber weiblicher sind als früher.<br />
Und welche Männer sind in?<br />
Bart ist defintiv wieder out, dafür sind feine Züge gefragt.<br />
Auf keinen Fall zu muskulös, nur gut definiert.<br />
Fotos: Marko Mestrovic, Patrick Demarchelier, Delna Antia, Jürgen Hammerschmid<br />
LIFE &<br />
Shoppen senkt den<br />
Blutdruck.<br />
Von Delna Antia<br />
Meinung:<br />
Hast du einen Trend-Arsch?<br />
Kim<br />
Kadashians<br />
Prachtstück<br />
Style<br />
Das neue Jahr steht vor der Tür und alles wird neu. Das<br />
fängt schon beim Unterhosentrend an (ohne „Hanky<br />
Panky“ von Skinny geht unten nichts mehr) und reicht bis<br />
zur Zahnpasta (heißer Tipp meiner Zahnärztin: Oral-B<br />
blend-a-med Tiefenreinigung ist der Zähne-Hit). Nicht<br />
zu vergessen, dass wir Frauen die Haare jetzt kurz tragen.<br />
Höchstens schulterlang, besser noch ein kecker Bob (Zur<br />
Inspiration Pamela Andersons neue Frisur googlen!).<br />
Blöderweise kann man nicht alle Trends anziehen, oder<br />
abschneiden. Manches ist gottgegeben. Meine Lockenmähne<br />
war wohl das letzte Mal in den 90ern („König der<br />
Löwen“) in. Auch mein Gesicht liegt nicht im Trend. Zurzeit<br />
sind Schmollmünder und sexy Babyfaces gefragt wie<br />
nie. Vielen Dank an Angelina Jolie, Rosie Huntington-<br />
Whiteley und Irina Shayk. Noch unmoderner bin ich angesichts<br />
der Kurven-Revolte, angeführt von Göttinnen<br />
wie Scarlett Johansson und<br />
Christina Hendricks. Nur<br />
gut, dass zwischendurch<br />
Mila Kunis auf der Ballettfläche<br />
erschien – als mädchenhafter<br />
Trendausgleich<br />
im gesellschaftlichen Möpse-<br />
und Arsch-Wahn. Ich<br />
beruhige mich, dass selbst<br />
J-Los-Po von Kim Kadashian<br />
ad absurdum geführt wurde.<br />
Ob 2014 endlich kleine<br />
Brüste Trend werden?!<br />
Mode<br />
Primetime im Süden<br />
Ab 11. Dezember gibt es nicht nur<br />
im G3, sondern auch in der Shopping<br />
City Süd einen Primark Store.<br />
Wie entstehen Typ-Trends?<br />
Es gibt zwei Faktoren. Einmal den ganz normalen<br />
Modezyklus, wo ein Trend irgendwann fad wird. Auf<br />
der anderen Seite hängt es von der Wirtschaftslage<br />
ab. Einen „Heroin Chic“ wie in den 90ern kann man<br />
sich nur leisten, wenn es den Firmen gut geht. Jetzt,<br />
in Krisenjahren, wo die Budgets kleiner sind, geht<br />
man auf Nummer sicher. Mit klassisch weiblichen<br />
Schönheiten, die mehr Leute ansprechen. Das ist zwar<br />
vielleicht weniger kreativ, aber sicher.<br />
60ties<br />
Der Wiener Shop-Besitzer<br />
Michael Edinger hat seine<br />
Modekollektion „Schneidermodell“<br />
herausgebracht. Schlicht,<br />
weiblich, exklusiv. Zum dahingleiten<br />
ist die Schluppenbluse<br />
aus schwarzer Seide. (149€ im<br />
Magazin am Getreidemarkt)<br />
Ayurveda:<br />
Kurkuma Superstar<br />
Dass Ayurveda die einzig wahre<br />
Medizin ist, brachte mir Doktor Amir<br />
Bahrinipour bei. Mein neustes Zaubergetränk:<br />
Heißes Wasser mit einer dicken<br />
Messerspitze Kurkumapulver und<br />
einem fetten Löffel Honig verrührt.<br />
Hilft bei Bronchitis, freut Leber und<br />
Galle, gilt als Anti-Krebs-Mittel<br />
und ist DAS Verjüngungswunder.<br />
Männer-Trend<br />
GELB IST DER MANN<br />
Wer ist der hippste Mann der biber-<br />
Redaktion? Richtig, Marko Mestrović,<br />
unser Fotochef. Daher besitzt er auch<br />
eine knatschgelbe Regenjacke (von<br />
Rains um 80,-), mit der wir ihn selbst<br />
bei Outdoorshootings nicht aus dem<br />
Augenwinkel verlieren können.
58<br />
KABINEN-<br />
<strong>PART</strong>Y<br />
Holy Fashion im heiligen Fahrstuhl. Paternoster heißen die<br />
alten Doppelkabinenaufzüge, die im Kreis rotieren und in<br />
die man flink hinein hüpft, weil sie nicht stehen bleiben. Mit<br />
0,2 Stundenkilometer fährt permanent eine Kabine rauf, eine<br />
runter. Der Paternoster der Industriellen Vereinigung in Wien<br />
ist nicht nur einer der letzten in Österreich, sondern weltweit.<br />
Der Name kommt daher, dass die Priester den Rosenkranz im<br />
Kreis beten. Perfekte heilige Location für Priesteroutfits und<br />
Maria-Magdalena-Looks. Schwarze Roben, prächtiges Gold<br />
und Purpurrot sind die Trends der Saison.<br />
Produktion: Delna Antia / Fotos: Christopher Klettermayer
Aaron<br />
Dreiteiliger Anzug von<br />
Cinqe bei P&C<br />
Hose um 99,95€<br />
Weste um 79,95€<br />
Sakko um 229,95€<br />
Rolli von American<br />
Apparel um 36,-<br />
59
60<br />
oben<br />
Schuhe von Esprit<br />
um 79,99€<br />
Bibi unten<br />
Dunkelblaues Kleid<br />
von COS um 99€<br />
Mantel von Madleine<br />
um 229€
Bluse von M Missoni um 359€<br />
Rock von Madleine um 99,90€<br />
Schuhe von Diesel um 290€<br />
61
62<br />
Kleid von s.Oliver Selection<br />
um 129,99€<br />
Schuhe: Diesel um 310€<br />
Hut: Madleine um 89,90€
63<br />
Bibi<br />
Kleid von COS um 99€<br />
Schuhe von MUSETTE um 129€<br />
Aaron<br />
Sakko um 169,99€ und Hose<br />
um 79,99€ von Esprit<br />
Tshirt von COS um 15€<br />
Schuhe von Converse um<br />
69,99€ via Salamander
64<br />
Mariya-Luiza<br />
Top von Vero Moda um 19,95€<br />
Hose von Vero Moda um 39,95€<br />
Schuhe von Aldo um 79,90€<br />
Brille: Ray Ban um 219€<br />
Bibi<br />
Kleid von Replay um 169€<br />
Schuhe von MUSETTE um 139€<br />
Produktion: Delna Antia<br />
Fotos: Christopher Klettermayer<br />
Styling: Max Märzinger<br />
Make-up & Hair: Ina Ella Maurer<br />
Models: Mariya-Luiza & Aaron<br />
von Stella Models / Bibi von Flair<br />
Vielen Dank an die Industriellen<br />
Vereinigung für die super freundliche<br />
Unterstützung!
66 LIFE<br />
„Sex ist ein Segen Allahs“<br />
DIE DÄNISCHE SEXOLOGIN UND GLÄUBIGE MUSLIMA FATIMA EL HAJJ ERZÄHLT,<br />
WARUM SEXUALITÄT IM ISLAM EINE WESENTLICHE ROLLE SPIELT UND WARUM DER<br />
PROPHET ES NICHT GERNE SIEHT, WENN DER MANN VOR DER FRAU KOMMT.<br />
Von Marina Delcheva<br />
„<br />
AUCH<br />
DIE FRAU<br />
HAT IM ISLAM<br />
SEXUELLE<br />
RECHTE, DIE<br />
DER EHEMANN<br />
ERFÜLLEN<br />
MUSS.<br />
“<br />
Wer ist sie?<br />
Fatima El Hajj, 24<br />
Jahre, Sexologin<br />
und Therapeutin.<br />
Hintergrund: Sie<br />
ist in Dänemark<br />
geboren, hat eine<br />
polnische Mutter<br />
und einen palästinensischen<br />
Vater.<br />
Besonderes: Sie ist<br />
die erste islamische<br />
Sexologin mit<br />
Kopftuch in Dänemark<br />
und betreibt<br />
eine eigene Praxis.<br />
biber: Du bist gläubige Muslima und<br />
trägst ein Kopftuch. Warum bist du<br />
Sexologin geworden?<br />
FATIMA EL HAJJ: In den letzten<br />
Jahren habe ich mich sehr für<br />
Feminismus und Spiritualität interessiert.<br />
Aber da waren viele Dinge,<br />
die meinem muslimischen Glauben<br />
und meinen Werten widersprochen<br />
haben. Da habe ich begonnen, selbst<br />
zum Thema Sexualität und Spiritualität<br />
im Islam zu forschen. Ich war<br />
überrascht, dass es so viel zu diesem<br />
Thema gibt.<br />
Unter Muslimen ist das Thema Sex<br />
oft ein Tabu. Wieso gehen die muslimische<br />
und die westliche Welt so unterschiedlich<br />
damit um?<br />
Ich sehe den westlichen Umgang mit Sex nicht als<br />
ideal. Frauen werden oft sehr primitiv dargestellt<br />
und auf ihre Reize reduziert. Ich sehe Sex als etwas<br />
Wunderbares und einen Segen von Allah. Wir<br />
sind dafür verantwortlich, mit diesem Segen verantwortungsvoll<br />
umzugehen. So wie uns Gott mit<br />
dem Bedürfnis nach Essen und Wasser geschaffen<br />
hat, hat er Sex als natürlichen Bestandteil jedes<br />
Menschen kreiert. Vom ersten Tag unserer Geburt<br />
werden wir überall in verschiedenen Formen mit<br />
Sex konfrontiert.<br />
Haben muslimische Paare eine erfüllende Sexualität?<br />
Oft wachsen Muslime zu Hause ohne Informationen<br />
oder eine Diskussion zum Thema Sex auf.<br />
Dann müssen wir plötzlich heiraten und über<br />
Nacht lernen, uns gehen zu lassen und den Sex mit<br />
unserem Ehemann oder der Ehefrau zu genießen.<br />
Mein Eindruck ist, dass viele muslimische Paare<br />
Probleme haben, die sie leicht lösen könnten,<br />
wenn sie miteinander darüber sprechen würden.<br />
Ein anderes Problem, auf welches ich oft hinweise,<br />
ist, dass viele wissen, dass der Mann gewisse Rechte<br />
hat, wenn es um Sex mit seiner Frau geht. Andererseits<br />
vergessen viele, dass die Frau ebenso sexuelle<br />
Rechte hat, die der Ehemann erfüllen muss.<br />
Welche Grenzen gibt der Islam in puncto Sexualität<br />
vor?<br />
Der Islam respektiert die Sexualität, solange sie<br />
im Rahmen der Ehe passiert. Es gibt viele Hadithe<br />
(Anm.: überlieferte Erzählungen)<br />
des Propheten, die besagen, dass ein<br />
Mann sich auf das Vorspiel konzentrieren<br />
soll und dass er nicht ejakulieren<br />
darf, bevor seine Frau einen<br />
Orgasmus hatte. Es sind nur wenige<br />
Sachen haram, also verboten. Das<br />
wären Analsex, Sex während der Periode<br />
und Sex vor der Ehe. Bei Oralsex<br />
gibt es je nach Schule – Hanafi,<br />
Shafaa, Hanbali oder Maliki – unterschiedliche<br />
Ansichten.<br />
Braucht der Islam eine sexuelle Revolution?<br />
Der Islam hat eine lange Tradition<br />
der Offenheit. Ich möchte an jenen<br />
Punkt zurückkehren, an dem wir frei und offen<br />
über Dinge gesprochen haben, anstatt so zu tun,<br />
als sei alles in Ordnung und wir uns am Ende<br />
scheiden lassen, weil wir nicht vorher Probleme<br />
besprochen haben. Ich weiß nicht, ob wir eine Revolution<br />
brauchen.<br />
Wie sehen deine Klienten aus? Worüber sprechen<br />
sie mit dir?<br />
Zuerst dachte ich, dass 95 Prozent Frauen sein<br />
werden. Aber mittlerweile ist das Verhältnis fast 50<br />
zu 50. Auch Nicht-Muslime kommen zu mir. Normalerweise<br />
denkt man, dass es beim Sexologen<br />
nur um Sex geht. Aber 80 Prozent der Gespräche<br />
drehen sich um das Beziehungsleben an sich. Bei<br />
Themen, die direkt mit Sex zu tun haben, handelt<br />
es sich oft um Impotenz und vorzeitige Ejakulation<br />
bei Männern und um Bauchkrämpfe und fehlendes<br />
Verlangen bei Frauen. Der erste Schritt ist, den<br />
Klienten und seinen Hintergrund kennenzulernen:<br />
Kindheit, Traumata. Dann suchen wir nach<br />
einer Lösung.<br />
Bist du wegen deiner Arbeit bedroht worden?<br />
Ein Großteil der Reaktionen, die ich bekomme,<br />
sind sehr positiv und bestärken mich in dem, was<br />
ich tue. Ich habe auch ein paar Drohungen von radikalen<br />
Muslimen und extremistischen, dänischen<br />
Gruppen bekommen. Aber ich sehe lieber das<br />
positive Feedback.<br />
Bist du selbst verheiratet?<br />
Ich möchte nicht auf diese Frage antworten, weil<br />
sie persönlich ist und nicht direkt mit meiner Arbeit<br />
zu tun hat. Ich bitte um Verständnis.<br />
Foto bereitgestellt
MIT SCHARF<br />
67<br />
fair gehandelt.<br />
nah versorgt.
68<br />
„Aus wieviel Prozent Hühnerfleisch<br />
bestehen die Chicken Nuggets?“<br />
Abgesehen von der<br />
Panade aus genau<br />
100 % Hühnerbrust.<br />
Hühnerbrust<br />
Hühnerbrust<br />
Hühnerbrust<br />
Hühnerbrust<br />
Hühnerbrust<br />
Hühnerbrust<br />
Hühnerbrust<br />
<strong>UNSER</strong> ESSEN.<br />
EURE FRAGEN.<br />
Stell Deine Frage zu unserem Essen und nde<br />
alle Antworten auf frag.mcdonalds.at
REISE<br />
69<br />
3 Fragen an Sandra<br />
Glindemann, Flugbegleiterin.<br />
Ihr Arbeitsplatz<br />
ist der Start<br />
unseres Urlaubs.<br />
Wie oft bist du in der<br />
L u ft ?<br />
Ich habe drei bis vier<br />
Einsätze im Monat. Dabei fliege ich oft zehn<br />
oder mehr Stunden am Stück oder die ganze<br />
Nacht lang. Man muss bedenken, dass wir<br />
zwischen den Flügen eine mehrtägige Pause<br />
machen müssen, um uns von den Reisestrapazen<br />
zu erholen.<br />
AMARES<br />
Ich bin mal weg.<br />
Von Amar Rajković<br />
REISEECKE<br />
Wie viel verdient eine Flugbegleiterin?<br />
Das Anfangsgehalt ist 1.500 – 1.700€ brutto.<br />
Zum Grundgehalt kommen Spesen, Überstunden<br />
und die Bordverkaufsprovision. Im<br />
Sommer fliegen wir öfter, im Winter haben<br />
wir mehr Freizeit.<br />
Welche Stadt ist besonders schwer anzufliegen?<br />
San Francisco, das hat der Unfall der südkoreanischen<br />
„Asiana Airlines“ im Juli gezeigt.<br />
Generell sind Flughäfen, die von Wasser<br />
umgeben sind, schwieriger anzufliegen.<br />
Fotos: Marko Mestrovic, bereitgestellt<br />
Meinung:<br />
Reisen ist mein Audi<br />
Ich reise gern. Und ich reise oft. Immer, wenn sich<br />
die Gelegenheit bietet und solange ich noch Geld<br />
unter der Matratze finde. In der Welt herumkommen<br />
ist mein Lebenselixier. Die Flucht aus dem<br />
vernebelten und grauen Alltag ist das Highlight,<br />
an das ich mich selbst in zehn Jahren erinnere<br />
(und ich bin sehr vergesslich). Die Kehrseite:<br />
Mir bleibt kaum Geld für meinen Alltag. Ich besitze<br />
keine Alufelgen auf meinem Audi. Mist, ich<br />
habe nicht einmal den Führerschein. Die neuesten<br />
Smartphones sind mir genauso fremd wie Bling-<br />
Bling-Armbanduhren, Home-Cinema-Systeme<br />
oder 200-Euro-Timberland-Schuhe. Ich würde<br />
mich als hedonistischen Anti-Materialisten bezeichnen,<br />
meine Umgebung hat oft den Spitznamen<br />
„Vagabund“ für mich parat.<br />
Es muss ein Wink des Schicksals gewesen sein,<br />
als mir meine Kollegin Delna die Betreuung der<br />
biber-Reiseecke anvertraute. „Na klar, mach ma!“,<br />
sagte ich zu, während ich mit Strohhut und Leinenhemd<br />
nach den günstigsten Mexiko-Flügen<br />
im Netz suchte. (Wenn wir schon dabei sind: tips<br />
anyone?) Der Berg kommt also zum Propheten<br />
und ich mache das, was ich am besten kann. Ihr<br />
könnt mir gerne unter rajkovic@dasbiber.at Anregungen<br />
schicken, denn wir „Vagabunden“ halten<br />
zusammen und zeigen es diesen Stubenhockern.<br />
Denn: Reisen ist unser Audi<br />
POSTKARTE AUS<br />
ABIDJAN<br />
AUF NACH MOSTAR!<br />
Was haben Saudi-Arabien, Lesotho und<br />
Bosnien gemeinsam? Diese drei Länder<br />
gehören zu aufstrebenden Tourismus-<br />
Hotspots. So zumindest die Empfehlung<br />
von Trip-Advisor, die Bosnien als<br />
günstige Alternative für Wintersportler<br />
und Lesotho als „Königreich im Himmel“<br />
tituliert.Busse nach Sarajevo gibt es<br />
schon ab 79€ hin-und zurück.<br />
Salut Biber-Redaktion!<br />
hier bin ich nun in der Côte<br />
d’Ivoire und lasse es mir so richtig<br />
gut gehen. Ein Blick auf den<br />
traumhaft weißen Sandstrand, ein<br />
Drogba (1-Liter-Bierglasflasche, benannt<br />
nach dem Fußballer und Nationalidol Didier Drogba) in<br />
der rechten Hand und eine Portion Alloco (gebackene Kochbananen)<br />
in meiner Linken. Wenn ich Glück habe, schwimme ich morgen<br />
mit Delphinen in den Buchten von Monogaga und Grand-Béréby.<br />
In der Hauptstadt Abidjan trifft nach politischen Unruhen vor<br />
und während der letzten Präsidentschaftswahlen 2010 nun wieder<br />
erblühende Wirtschaft auf vielfältige Kultur dieses Vielvölkerstaates,<br />
vor allem die Schnitzkunst der Baoulés ist weltbekannt. Ihr müsst<br />
auch kommen, um die Heimat meines Vaters zu erkunden. Das geht<br />
übrigens am besten mit einem geborgten Moped oder als Passagier<br />
eines Sammeltaxis, in dem ihr unter Umständen auch Hühner oder<br />
Ziegen als Mitreisende antreffen könnt. Ja – als Europäer schüttelt<br />
man da vielleicht den Kopf, aber ich garantiere euch, in einer<br />
Woche fühlt ihr euch alle wie Ivorer!<br />
Euer Koimé-Simon
70 OUT OF AUT<br />
Tel Aviv:<br />
VERRÜCKT, VERLIEBT, VERHEIRATET<br />
WARUM NICHT EIN TRIP NACH TEL AVIV? REDAKTEURIN DELNA ANTIA<br />
FLOG KURZ ENTSCHLOSSEN MIT IHRER FREUNDIN IN DIE <strong>PART</strong>YSTADT<br />
ISRAELS. DORT ERWÄRMTEN NICHT NUR DIE 25 GRAD IM NOVEMBER<br />
UND DER BUTTERWEICHE SANDSTRAND IHR HERZ.<br />
Text und Fotos von Delna Antia
OUT OF AUT<br />
71<br />
DER TAXIFAHRER IST BEGEISTERT. „So zentral!<br />
Und alle Geschäfte direkt vor der Tür!“, schwärmt<br />
er. Iris und ich schauen weniger enthusiastisch aus<br />
dem Fenster. Die Straße unseres Apartments für die<br />
nächsten 5 Tage sieht aus wie die äußere Mariahilferstraße<br />
– nur ramschiger und dreckiger. Nummer<br />
66, unser Haus, ist eindeutig das hässlichste.<br />
Am Eingang empfängt uns der beißende Geruch<br />
von Katzenpisse, der Hausflur ist heruntergekommen,<br />
das Licht funktioniert nicht. Wir werden die<br />
nächsten Tage immer die Luft anhalten, wenn wir<br />
die Stufen zu unserem Apartment hochflitzen – das<br />
richtig schön ist, mit Blick auf Palmen und den Sonnenuntergang.<br />
Schalom Tel Aviv!<br />
TEL AVIV – STADT DER GEGENSÄTZE<br />
Die Häuser wirken abgefuckt. Aber die Mieten<br />
könne sich kaum jemand leisten, erzählt man uns.<br />
Das Essen ist vegetarisch und gesund, stets gibt es<br />
gegrilltes Gemüse, an jeder Straßenecke frisch gepressten<br />
Granatapfelsaft, „Fast Food“ beschränkt<br />
sich auf Falafel-Imbisse. Die Stadt ist lebendig –<br />
aber hip ist keiner. Man sieht weder Bobos noch<br />
Prolos und für Mode scheint sich niemand im Entferntesten<br />
so sehr zu interessieren wie für Glitzer-<br />
Kitsch. Dafür lebt man religiös. Jeden Freitagabend<br />
wird groß mit der Familie gespeist, am Samstag<br />
grüßt man mit „Schalom Sabbat“, dann ist es ruhig<br />
und die Geschäfte haben geschlossen. Was auch mit<br />
der zweiten „Religion“ zu tun hat, dem Glauben ans<br />
allnächtliche Partymachen. Die wichtigste Frage<br />
nach „Wie heißt ihr?“ und „Woher kommt ihr?“ lautet:<br />
„Wo geht ihr am Abend fort?“ Es ist eine junge<br />
Stadt, Durchschnittsalter 34, eine Oase für Surfer,<br />
Musiker und „Flirter“. Tel Aviv boomt.<br />
DER ERSTE ABEND<br />
Iris und ich schlüpfen aus den Sandalen und tauchen<br />
unsere Wiener Winterfüße in den butterweichen<br />
Sand. Der Strand ist herrlich und ellenlang,<br />
eingesäumt von den Wellen des Mittelmeers<br />
und den Hotel-Türmen der Promenade. Es ist 18<br />
Uhr und stockfinster. Die meisten Tel Aviver machen<br />
jetzt Sport. Wir bestellen lieber Abendessen:<br />
gegrillte Süßkartoffeln, Melanzani und Paprika,<br />
danach Zucchini-Käsebällchen mit Tahini und Bulgur.<br />
Im Restaurant spielt Livemusik – welche nichts<br />
Besonderes ist. Wir beobachten unsere Tischnachbarn<br />
und können uns nicht entscheiden: Sind wir<br />
in einem skurrilen Woody-Allen- oder in einem<br />
waschechten Bibel-Film gelandet?!
72 OUT OF AUT<br />
Typisch verliebt, typisch kitschig: Beim Hochzeitsfotoshooting im Alten Hafen von Jaffa.<br />
Frau in Blau: Iris kommt in Tel Aviv gut an.<br />
MIT EINER HÜB-<br />
SCHEN, BLAUÄU-<br />
GIGEN FRAU DURCH<br />
TEL AVIV ZU LAU-<br />
FEN, BRINGT VIELE<br />
VORTEILE. KOSTEN-<br />
LOSE EINTRITTE,<br />
DESSERTS AUFS<br />
HAUS, JEDE MENGE<br />
<strong>PART</strong>YTIPPS.<br />
VERLIEBT UND VERRÜCKT<br />
Iris und ich verlieben uns in die Stadt. Es fällt leicht,<br />
denn alle sind verliebt. Noch nie sahen wir so viele<br />
Händchen haltende Paare durch die Straßen schlendern:<br />
ob steinalt, schräg oder supernormal, ob religiös<br />
oder/und schwul. Überhaupt, in Tel Aviv<br />
sind Homosexuelle sehr willkommen. Das haben<br />
wir schon bei der Wohnungssuche über Airbnb erkannt.<br />
Statt dem Vermerk „kinderfreundlich“ oder<br />
„Haustiere erlaubt“, las man stets „gay friendly“ in<br />
der Apartmentbeschreibung.<br />
Bei so viel Liebe ist es nicht verwunderlich, dass<br />
die Leute gut drauf sind. Wir verwickeln uns andauernd<br />
in lustige Gespräche. Da ist der Fotograf<br />
Dinu, der freitags am Künstlermarkt auf der Nahalat<br />
Binyamin Straße seine Bilder verkauft. Wieso er<br />
mit allen Kunden in deren Landessprache reden<br />
könne, wollen wir wissen. „Ich habe Französisch in<br />
Tel Aviv gelernt und Deutsch in Rumänien.“ Ach<br />
so. Am Abend gehen wir mit der jungen Nofar in<br />
einem Nobelhotel am Strand auf die Toilette. Warum<br />
sie eine Tiger-Plüschmütze trägt, fragen wir.<br />
„Toll, oder?! Ich habe auch noch eine Micky-Maus-<br />
Mütze dabei.“ Sie erklärt uns, wo man beide kaufen<br />
kann und dass sie als Krankenhaus-Clown arbeitet.<br />
Macht Sinn. Auf dem Heimweg sichten wir einen<br />
orthodoxen, jüdischen Mittdreißiger – in voller<br />
Kluft, mit Hut und Löckchen – auf Inlineskates,<br />
danach einen Mittsechziger mit grauem Bart und<br />
weißen Löckchen auf dem Mountainbike. Das ist<br />
wohl Tel Aviv – sportlich, liebenswert und verrückt.<br />
FUNJOB IN DER ARMY<br />
Schon am Flughafen summte ich den Song „In the<br />
army now“. Soldaten gibt es in Israel wie Sand am<br />
Meer – vor allem Soldatinnen. An einem Abend<br />
quatschen wir mit der 23-jährigen Schirin, einer<br />
Boutique-Verkäuferin, über ihren „Funjob“ in der<br />
Armee. Anders als ihre „kriegsaffinen“ Freundinnen<br />
hatte sie sich gesorgt, dass sie ihre 24-monatige<br />
Wehrpflicht in einer „argen“ Abteilung absolvieren<br />
muss. (Männer müssen 36 Monate absolvieren).<br />
Schirin hatte Glück: Ihre Aufgabe wurde es, Trips<br />
für die Offiziere zu organisieren.<br />
Sie erzählt uns auch, wie die Anschläge auf Tel Aviv<br />
Ende 2012 ihre Welt verändert haben. Davor hatte<br />
es jahrelang keine Bomben mehr in der Stadt gegeben.<br />
Das Schlimmste sei das Zerbrechen der Illusion<br />
gewesen. „Wir hätten nie gedacht, dass sie auch<br />
Tel Aviv angreifen. Wir lebten hier immer in einer<br />
Blase. Schließlich sind in Tel Aviv viele Menschen<br />
keine begeisterten Armee-Anhänger.“ Danach hatte<br />
Schirin im Bus Angst und stets pochte ihr die Frage<br />
im Kopf: Sieht er verdächtig aus? Die Ruhe nach<br />
den Raketen war am schwersten auszuhalten. Wie<br />
ist es jetzt, fragen wir. „Die Tel Aviver leben wieder<br />
ihren Traum. Wir sind ,Dreamer‘!“, lacht sie.<br />
AUSGEHEN MIT BLAUEN AUGEN<br />
Es ist Freitag. Die Stadt hat nur eins im Kopf: die<br />
Nacht. Schon in der Früh steckt uns Kobi, der<br />
Bäckergeselle von gegenüber, seine Nummer zu.<br />
Als Antwort auf unsere Frage, wo wir denn Samstagfrüh,<br />
an Sabbat, frühstücken könnten. Auch<br />
der 22-jährige Beachboy bei den Plastikliegen am<br />
Strand ist ganz erpicht darauf, dass wir seinen FB-<br />
Kontakt notieren. Aber vor 23.30 Uhr würde er<br />
nicht auftauchen – „Essen mit der Familie“ vorher.<br />
Logo.<br />
Mit einer hübschen, blauäugigen Frau durch Tel<br />
Aviv zu laufen, bringt viele Vorteile. Kostenlose Eintritte,<br />
Desserts aufs Haus, jede Menge Partytipps.<br />
Und auch wenn Iris 100 Mal aufklärte, dass „Iris<br />
kein jüdischer Name sei, nein, sondern ein griechischer<br />
“, löste ihr Name in Kombination mit der<br />
Augenfarbe immer nur Freudensausrufe aus. Als
OUT OF AUT<br />
73<br />
Mehr Hunde als Kinder in der Stadt, sagt Dogsitter Amnon.<br />
Laut, bunt, lecker - der Carmel-Markt.<br />
Wer hier die Hosen an hat, ist klar.<br />
ob das Männergehirn sofort kombiniert und sich<br />
denkt: „Jackpot, diese blauen Augen kann ich<br />
theoretisch heiraten!“ – Apropos heiraten, zweitwichtigstes<br />
Thema der Stadt. Wer nicht Single ist<br />
und wie wild rumflirtet, will heiraten. Händchenhalten,<br />
Herzluftballons, Satinkleider – die Stadt<br />
ist romantisch. Anders sind die zahllosen Geschäfte<br />
voller kitschigem Glitzer-Ramsch nicht<br />
zu erklären. Die Leute müssen blind vor Liebe<br />
sein.<br />
Die Nacht ist da. Iris und ich steigen in einen<br />
Keller-Club hinab, alles lässig, außer der Gin Tonic<br />
um 10€. Wir werden natürlich angegraben.<br />
Aber respektvoll. Man muss bedenken, dass die<br />
meisten Frauen im Staat Soldatinnen sind und<br />
den Umgang mit Sturmgewehren gelernt haben.<br />
LETZTER TAG<br />
„Warum hat in Tel Aviv jeder einen Hund?“ Ohne<br />
diesen Umstand geklärt zu haben, können wir<br />
nicht abreisen. So viele junge Männer in Hundebegleitung<br />
haben wir noch nie gesehen: Ob<br />
zu zweit auf einem Stein ins Meer schauend,<br />
gemeinsam kuschelnd im Café oder im Gleichschritt<br />
joggend durch die Stadt. Hier ist die Hundeliebe<br />
ausgebrochen. (Und dabei gibt es weniger<br />
Hundekacke als in Wien.) Amnon, der junge<br />
Dogsitter, weiß auch keine Erklärung. Vielleicht<br />
weil so viele Single sind?! „Jedenfalls gibt es mehr<br />
Hunde als Kinder“, lacht er. Wir frühstücken im<br />
„Cafe 12“, am Rothschild Boulevard. Iris muss<br />
wie immer drei Kaffee bestellen. Der israelische<br />
Kaffee ist zwar sehr gut, aber macht nicht wach.<br />
Dann gehen wir ein letztes Mal nach Hause. Der<br />
Geruch von Katzenpisse löst inzwischen ein wohliges<br />
Gefühl aus. Die Stadt mag zwar dreckig sein,<br />
stinkig und irre, aber das Lebensgefühl ist unvergleichlich<br />
leicht. In Israel heißt es deswegen: „In<br />
Jerusalem wird gebetet, in Haifa gearbeitet und in<br />
Tel Aviv gelebt.“<br />
TIPPS:<br />
WOHNEN: Apartment via Airbnb ist<br />
günstiger als ein Hotel (zB. 5 Nächte<br />
470€ inkl. AIrbnb Gebühren für<br />
zentrale 65m 2 Wohnung)<br />
FLUG: Direktflüge Hin&Zurück mit der<br />
AUA um 300€<br />
ESSEN: Gegrillte Süßkartoffeln unbedingt<br />
probieren / Top-Café mit Livemusik:<br />
Cafe 12 am Rothschild Boulevard<br />
SHOPPEN: Auf der Shabazi Street<br />
und der Bochtarov Street gibt es<br />
zahlreiche kleine Boutiquen<br />
TIPP: Das Viertel Neve Tzedek und der<br />
Künstlermarkt am Freitag in der<br />
Nahalat Binjamin<br />
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Pilot Bar<br />
Salzgries 3, 1010 Wien<br />
www.pilotbar.eu<br />
Öffnungszeiten: Mo.- So. 17:00 - 6:00<br />
Party people, are<br />
you ready to take<br />
off? Die Startfreigabe<br />
für die<br />
Partynacht bekommt<br />
ihr in der eleganten Café-Lounge „Pilot<br />
Bar“ am Salzgries im ersten Bezirk. Ali und<br />
seine Crew verwöhnen euch mit köstlichen<br />
Cocktails und kühlen Drinks. Feiern, Freunde<br />
finden und die Partystimmung genießen<br />
könnt ihr bis 6 Uhr in der Früh. Happy-Hour<br />
von Montag bis Samstag zwischen 18 und<br />
21 Uhr, Freitag und Samstag von 20 Uhr bis<br />
Mitternacht! Vorbeischauen lohnt sich!
74 Bezahlte Anzeige<br />
„INTEGRATION BEWEGT“<br />
Zum ersten Mal fand dieses Jahr die Tagung „INTEGRATION BEWEGT“ statt. Ein Tag<br />
ganz im Zeichen des Sports vollgepackt mit spannenden Vorträgen und aktiven<br />
Workshops. Garantiert das Richtige für alle Sportler, Trainer und Sportbegeisterte.<br />
BSO-Präsident Herbert Kocher<br />
(re.) im Gespräch mit Integrationsbotschafter<br />
und Ex-Fußballer<br />
„Ösi Bua“ Cedrick Mugiraneza<br />
und DOSB-Expertin Heike Kübler<br />
Podiumsdiskussion mit den Sportlern Cedrick Mugiraneza („Ösi Bua“), Mirna Jukic, Andreas Onea und<br />
beiden Workshopleiterinnen<br />
SPORT KENNT KEINE RELIGION, Farbe oder<br />
Herkunft, im Sport sind alle gleich. Das Einzige<br />
das zählt ist Engagement und Herzblut<br />
für den Verein, die Sportart, das Team.<br />
Dessen ist sich auch BSO-Geschäftsführerin<br />
Barbara Spindler bewusst: „Sportvereine<br />
bieten perfekte Rahmenbedingungen, um<br />
neue Leute kennenzulernen. Sie sind Orte<br />
der Begegnung: Menschen der Mehrheitsgesellschaft<br />
und Menschen mit Migrationshintergrund<br />
verbringen im Sportverein<br />
miteinander Zeit, streben gemeinsame,<br />
sportliche Ziele an und leisten, etwa als<br />
freiwillig Engagierte wie Trainer, wichtige<br />
Arbeit. Mit der Tagung bieten wir eine<br />
Plattform für den fachlichen Austausch<br />
und die Möglichkeit zum Netzwerken. Es<br />
freut mich, dass so viele Vertreter des organisierten<br />
Sports diese Möglichkeit genützt<br />
haben.“<br />
CHANCEN DURCH VIELFALT<br />
Die Tagung wurde von der Österreichischen<br />
Bundes-Sportorganisation gemeinsam mit<br />
dem Österreichischischem Integrationsfond<br />
veranstaltet und von Sportministerium,<br />
Innenministerium und Staatssekretariat<br />
für Integration unterstützt. In Workshops<br />
und spannenden Vorträgen von Experten<br />
konnten sich aktive Sportler, Trainer und<br />
interessierte Sportbegeisterte neuen Input<br />
holen und sich austauschen. Den würdigen<br />
Abschluss eines Tages ganz im Zei-<br />
chen des Sports bildete die Verleihung des<br />
Integrationspreises Sport 2013, bei dem<br />
Sportprojekte mit integrativem Charakter<br />
ausgezeichnet wurden. Den Wert von<br />
„INTEGRATION BEWEGT“ streicht BSO-Präsident<br />
Herbert Kocher besonders hervor: „<br />
Vielfalt bedeutet Chancen. Als Dach des österreichischen<br />
Sports wissen wir, dass dieser<br />
ein hohes, integratives Potential bietet.<br />
Deshalb nutzen wir unser weitreichendes,<br />
vielschichtiges Netzwerk, um für das Thema<br />
Integration im und durch Sport zu sensibilisieren.<br />
Viele Sportverbände und –vereine<br />
führen bereits erfolgreiche Projekte durch,<br />
die sich diesem wichtigen Thema widmen.<br />
Mit Veranstaltungen wie „INTEGRATION BE-<br />
WEGT“ wollen wir unsere Mitglieder bei ihrer<br />
wertvollen Arbeit unterstützen.“ Seit langem<br />
ist Sport ein wertschöpfender Prozess,<br />
von dem Sportler und Vereine wie Verbände<br />
profitieren. Besonders Migranten haben die<br />
Chance Engagement zu zeigen, neue Leute<br />
kennenzulernen und die Freizeit gesund<br />
und sinnvoll zu gestalten. Für Vereine und<br />
Organisationen hingegen bietet sich die<br />
einzigartige Möglichkeit in neue Kulturen<br />
einzutauchen und die sprachlichen Kompetenzen<br />
der neuen Mitglieder zu nutzen,<br />
für eine Zukunft voller neuer spannender<br />
Erfahrungen, Chancen und Spitzensportler.<br />
Weitere Infos unter<br />
www.bso.or.at/Integration_bewegt<br />
INFO<br />
Die Österreichische Bundes-Sportorganisation<br />
(BSO) ist der Dachorganisation des<br />
österreichischen organisierten Sports.<br />
Die Mitglieder sind:<br />
– Sportdachverbände und Sportfachverbände<br />
– Österreichisches Olympisches Comité und<br />
Österreichisches Paralympisches Committee<br />
– Special Olympics Österreich<br />
– Österreichischer Behindertensportverband<br />
Infos zur BSO unter www.bso.or.at<br />
Foto: bereitgestellt
75<br />
fakebook Suche<br />
Startseite Profil Konto<br />
Santa „Weihnachtsmann“ Claus<br />
Pinnwand<br />
Info Fotos Videos Gefällt mir<br />
Fotos: HERBERT PFARRHOFER / APA / picturedesk.com, Franz Neumayr / picturedesk.com, Camilla Morandi / Rex Features / picturedesk.com, Franz NEUMAYR/ CONTRAST/ picturedesk.com<br />
Informationen<br />
Beruf: Weihnachtsmann<br />
Wohnort: Antalya<br />
In einer Beziehung mit:<br />
Coca Cola<br />
Hobbys: Trucks, Kekse<br />
und Punsch<br />
Freunde<br />
155.000 Alle anzeigen<br />
Die Osterhäsin<br />
Eisbär<br />
Knut<br />
Pumuckl<br />
Krampus<br />
Tim Allen<br />
Fotos<br />
2 von 13 Alben Alle anzeigen<br />
Ich und meine<br />
Rentiere<br />
vor 3 Tagen<br />
aktualisiert<br />
Ich und<br />
mein Truck<br />
vor 14 Tagen<br />
aktualisiert<br />
Santa „Weihnachtsmann“ Claus<br />
Liebe Kinder! Jedes Jahr verlose ich unter all meinen tollen<br />
Geschenken ein SUPERGESCHENK!<br />
Dieses Jahr hat gewonnen: Ernst Strasser ! Ich gratuliere dem<br />
Gewinner zur Urteilsaufhebung!:<br />
Schüssel, Anwalt Kralik, Rolf Rüdiger und 2 anderen gefällt das<br />
Ernst Strasser Jawolllllllllllllll. Danke Weihnachtsmann!<br />
09. Dezember 2013 um 15:20 Uhr<br />
Berlusconi : ( I wü a !<br />
09. Dezember 2013 um 15:22 Uhr<br />
Roland Mc Donald Santa „Weihnachtsmann“ Claus<br />
Kommst du eh auch dieses Jahr wieder bei uns vorbei?<br />
Die Kinder freuen sich immer so!<br />
05. Dezember 2013 um 16:15<br />
Mc Donald’s Kinderhilfe, SOS-Kinderdorf und 12.000 anderen<br />
gefällt das<br />
Santa „Weihnachtsmann“ Claus Fix mit X, Roli. I moch des<br />
scho. Kannst du des gschwind in meinem Kalender eintragen?<br />
Ich bestätige dann.<br />
05. Dezember 2013 um 16:22 Uhr<br />
Christkind Nein! Der Weihnachtsmann hat da nichts verloren!<br />
ICH bin der wahre Grund warum es Weihnachten gibt und<br />
nicht der „Herr Claus“, diese Witzfigur!<br />
05. Dezember 2013 um 16:25 Uhr<br />
8.000.000 Menschen gefällt das<br />
Santa „Weihnachtsmann“ Claus<br />
hat eine neue Spotify – Playlist erstellt<br />
04. Dezember 2013 um 12:25 Uhr<br />
1. Wham! – Last Christmas<br />
2. Kylie Minogue – Let it Snow<br />
3. Justin Bieber – Mistletoe<br />
4. Queen- Thank God It’s Christmas<br />
5. Jose Feliciano – Feliz Navidad<br />
6. Bryan Adams – Christmas Time<br />
The Grinch Also jedes Jahr dasselbe. Ich kann es nicht mehr<br />
hören! Punsch und Geschenke sind ja gut, aber warum diese<br />
Lieder die keiner mehr hören kann? Ich hasse dich und<br />
Weihnachten!<br />
04. Dezember 2013 um 12:27 Uhr<br />
132 Personen gefällt das.<br />
Santa „Weihnachtsmann“ Claus<br />
Viele Fragen mich was ich im Sommer mache.<br />
Hier ein Foto für meine Fans.20. Oktober 2013 01.<br />
01. Dezember 2013 um 18:25<br />
Hugh Hefner, Tina Rauchenwald, Armin Assinger<br />
und 29 anderen gefällt das<br />
Werbeanzeige erstellen<br />
Vergiss Rentiere!<br />
Steig um auf Stiere!<br />
Fressnapf – Futter für<br />
Ihr Rentier<br />
Gillete Fusion<br />
Hier das „Fakebook“-<br />
Profil des Monats – voll<br />
fake versteht sich. Schreibt<br />
Teoman Tiftik, wessen Pinnwand<br />
ihr in der nächsten<br />
Ausgabe lesen wollt:<br />
tiftik@dasbiber.at<br />
Santa „Weihnachtsmann“ Claus<br />
Herr Weihnachtsmann<br />
vergessen sie bitte nicht<br />
nach den Feiertagen sich<br />
wieder ARBEITSLOS zu<br />
melden!<br />
Schneemann<br />
-.-
76 UMFRAGE<br />
TRENDS 2014<br />
MEHR KONSUM, DIE EHE WACKELT<br />
UND BIO-WAHN – EINE UMFRAGE<br />
DES MEINUNGSFORSCHUNGSINSTI-<br />
TUTS ETHNOPINION ZEIGT, WAS DIE<br />
NEUEN UND ALTEN ÖSTERREICHER<br />
VOM KOMMENDEN JAHR ERWAR-<br />
TEN.<br />
Im kommenden Jahr machen sich fast alle Sorgen um<br />
die steigende Arbeitslosigkeit und Unsicherheit am Arbeitsmarkt.<br />
Zwei Drittel der alten und etwa genauso viele<br />
der neuen Österreicher glauben, dass die Anzahl der Arbeitslosen<br />
stark steigen wird. Interessant ist jedoch, dass<br />
die erste Zuwanderergeneration mehr um ihren Job zittert,<br />
als die zweite: Während 80 Prozent der ersten Generation<br />
„voll“ oder „eher“ der Aussage zustimmt, dass die<br />
Arbeitslosenzahl in Österreich zunehmen wird, glauben<br />
das nur 74 Prozent der zweiten Generation.<br />
DIE EHE WACKELT<br />
Auch von der Ewigkeit der<br />
Ehe scheinen immer weniger<br />
Menschen überzeugt zu sein.<br />
62 Prozent aller Befragten<br />
glauben nämlich, dass die Zahl<br />
der Scheidungen zunehmen<br />
wird. Interessant ist aber, dass<br />
Befragte mit türkischen oder<br />
ex-jugoslawischen Wurzeln<br />
weniger an die Ehe glauben, als<br />
ihre österreichischen Mitbürger.<br />
72 Prozent der Türken und<br />
71 Prozent der Ex-Jugoslawen<br />
sind der Meinung, dass die<br />
Scheidungen (eher) steigen<br />
werden, während nur 60<br />
Prozent der Österreicher das<br />
glauben.<br />
72%<br />
DER TÜRKEN<br />
71%<br />
DER EX-JUGOSLAWEN<br />
60%<br />
DER ÖSTERREICHER<br />
GLAUBEN, DASS DIE SCHEI-<br />
DUNGSRATE STEIGEN WIRD.<br />
DiePresse.com/abo
UMFRAGE<br />
77<br />
SHOPPING-WAHN<br />
An die wachsende Bedeutung<br />
von Shopping und<br />
Konsum glauben Befragte<br />
mit türkischen und exjugoslawischen<br />
Wurzeln<br />
stärker als alte Österreicher<br />
und neue EU-Mitglieder. 79<br />
Prozent der türkischstämmigen<br />
Befragten und 72<br />
Prozent der ex-jugoslawischen<br />
stimmen „voll“ oder<br />
„eher“ dieser Aussage zu.<br />
Die Deutschen folgen mit<br />
61 Prozent, Bürger aus den<br />
neuen EU-Ländern, die 2004<br />
und 2007 beigetreten sind,<br />
mit 59 und alte Österreicher<br />
mit nur 53 Prozent.<br />
79%<br />
DER TÜRKEN<br />
72%<br />
DER EX-JUGOSLAWEN<br />
61%<br />
DER DEUTSCHEN<br />
59%<br />
DER NEUEN EU-BÜRGER<br />
53%<br />
DER ÖSTERREICHER<br />
GLAUBEN, AN DIE WACH-<br />
SENDE BEDEUTUNG VON<br />
SHOPPING UND KONSUM.<br />
BIO-LIEBE<br />
Der Bio-Liebe verfallen<br />
nach wie vor eher alte Österreicher<br />
und Deutsche,<br />
aber auch Bürger aus den<br />
neueren EU-Mitgliedern<br />
wie zum Beispiel Bulgarien,<br />
Rumänien, Tschechien<br />
oder Polen. 64 Prozent der<br />
letztgenannten glauben,<br />
dass die Menschen mehr<br />
biologisch produzierte Lebensmittel<br />
kaufen werden.<br />
Weniger optimistisch in<br />
Sachen „Bio“ sind türkischstämmig<br />
Befragte mit<br />
43 Prozent und jene mit<br />
ex-jugoslawischem Background<br />
mit 38 Prozent.<br />
64%<br />
DER NEUEN EU-BÜRGER<br />
43%<br />
DER TÜRKEN<br />
38%<br />
DER EX-JUGOSLAWEN<br />
GLAUBEN, DASS DIE MEN-<br />
SCHEN MEHR BIO-LEBENS-<br />
MITTEL KAUFEN WERDEN.<br />
DER ERSTE MITARBEITER.<br />
WIE FANG ICH‘S AN?<br />
BERATUNG ZU<br />
ARBEITS-UND<br />
SOZIALRECHT<br />
01/514 50-1010<br />
wko.at/wien/arbeitsrecht
78 MIT SCHARF<br />
Von Todor Ovtcharov<br />
Glücksbringer schreibt man auf kleine<br />
Stücke Papier, die man um kleine Kornelkirschenzweige<br />
wickelt (die Kornelkirsche<br />
ist ein Baum, der für Zähe und Durchhaltevermögen<br />
steht). Danach dreht man die<br />
Banitza. Ein Stück davon steht dann vor<br />
jedem. Man isst die Banitza und sucht<br />
nach dem Kornelkirschenzweig und<br />
seinem von dem Schicksal bestimmten<br />
Glück. Ich glaube an diese Glücksbringer.<br />
Dieser Glaube wurde in mir auf folgende<br />
Weise erweckt: Vor Jahren wurde meinem<br />
Bruder die Aufgabe zugeteilt, sich diese<br />
Glücksbringer auszudenken. Ihm fielen<br />
ziemlich zweideutige Sachen ein. Es gab<br />
zum Beispiel einen Glücksbringer: „Leben<br />
im Wald“. Vielleicht meinte er, dass<br />
wir mehr Zeit in der Natur verbringen<br />
sollen? Meine Oma, die mit uns lebt,<br />
nichts lesen. Niemand wusste, wie sein<br />
Glück im nächsten Jahr sein würde. Das<br />
Entziffern der Glücksbringer war schwieriger<br />
als das Entziffern der sumerischen<br />
Schrift. „Da, schau, ein ,L‘ wie ,Liebe‘.“<br />
„Ich glaube, dass ist eher ein ,L‘ wie in<br />
,GeLd‘.“ So konnte sich jeder sein Glück<br />
selber ausdenken, und jeder bekam das,<br />
was er wollte.<br />
Deshalb wartete ich das ganze Jahr, um<br />
zu erfahren, ob ich „Liebe“ oder „Geld“<br />
bekommen habe. Wenn ich mein Bankkonto<br />
betrachte, muss es wohl „Liebe“<br />
gewesen sein. Liebe hatte ich jede Menge.<br />
Das Geld kommt im nächsten Jahr.<br />
Wenn euch der Brauch mit der Glücksbringer-Banitza<br />
gefällt, versucht es selber.<br />
Es ist viel lustiger und leckerer als Bleigießen.<br />
Man bereitet es wie folgt zu:<br />
GLÜCKSBRINGER-<br />
BANITZA<br />
ES IST DEZEMBER. Überall hängt Weihnachtsschmuck.<br />
Die Menschen gehen<br />
langsam durch die Wiener Straßen, eingewickelt<br />
in ihre warmen Wintermäntel.<br />
Außer für die Weihnachtseinkäufe, ist der<br />
Dezember auch die Zeit für die Jahresbilanzen.<br />
Millionen von Menschen meinen,<br />
dass es endlich Zeit ist, „einen Strich zu<br />
ziehen“ und „neu anzufangen“. Sie versprechen<br />
sich, nichts Fettes zu essen,<br />
unter der Woche nicht zu trinken, den<br />
Zigarettenkonsum zu reduzieren... Und<br />
glauben an ihr Glück fürs nächste Jahr.<br />
LEBEN IM WALD<br />
In Bulgarien ist es Tradition, zu Silvester<br />
oder zu Weihnachten eine Glücksbringer-<br />
Banitza zu machen. Die Banitza ist eine<br />
Art bulgarischer Börek mit Käse. Die<br />
bekam den Glücksbringer. Bald danach<br />
kaufte meine Familie ein Haus am Fuße<br />
vom Vitosha-Gebirge und wir zogen dort<br />
hin. Meine Oma verflucht jenen Tag, an<br />
dem sie diesen Zettel bei der Neujahrs-<br />
Banitza bekam. Wie kann man dann nicht<br />
daran glauben?<br />
„L“ WIE „GELD“<br />
Letztes Silvester war ich in Sofia. Mein Vater<br />
und ich liefen ungefähr eine Stunde im<br />
Wald herum, bis wir eine Kornelkirsche<br />
gefunden haben. Wir nahmen einen Ast<br />
mit. Wir überlegten uns lange, was auf<br />
den Glücksbringern stehen soll, damit<br />
niemand benachteiligt wird. Wir schrieben<br />
sie mit einem Filzstift auf. Während<br />
des Backens ist die Schrift verschwommen<br />
und danach konnte man absolut<br />
Zutaten:<br />
1 Packung Blätterteig, 250 ml Joghurt, 250<br />
mg weißer Käse, Butter oder Öl, Backpulver,<br />
2 Suppenlöffel Mehl, 1 Teelöffel Zucker,<br />
4 Eier.<br />
Zubereitung:<br />
• Der Backofen wird auf 180 - 200 Grad<br />
vorgeheizt.<br />
• Die Butter wird geschmolzen.<br />
• Man rührt die Eier.<br />
• Man vermischt den Joghurt mit etwas<br />
Zucker und den Eiern. Zuletzt gibt man<br />
das Backpulver dazu.<br />
• Jedes Teigblatt wird mit der Mischung<br />
bestrichen und mit Käse gefüllt. Danach<br />
rollt man es. So geht es weiter, bis<br />
das Backblech voll ist.<br />
• Man backt es 30 Minuten.<br />
• Wenn es goldbraun ist, zieht man es aus<br />
dem Ofen raus.<br />
Und die Glücksbringer könnt ihr euch<br />
selber ausdenken. Sie gehen meistens in<br />
Erfüllung.
Demner, Merlicek & Bergmann<br />
Mehr doppelentdecken:<br />
Wo nehmen die Kinder nur die Energie her?<br />
Sicher auch von der OMV, die heute schon mit ihren hochqualifizierten<br />
MitarbeiterInnen und modernsten Technologien die Energieversorgung<br />
von morgen sichert. Für Österreich und Europa.<br />
www.omv.com<br />
Mehr bewegen. Mehr Zukunft.