Um Himmels Willen (Leseprobe)
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BRUNO ZIMMERLI<br />
UM HIMMELS<br />
WILLEN ...<br />
Die Gemeinde Jesu in der „Endzeit“<br />
– siegreich oder auf der Flucht?<br />
ID-DE-SIGN - Medien
© 2009 by Bruno Zimmerli<br />
Erschienen bei<br />
ID-DE-SIGN - Medien und mehr ...<br />
Fichtelgebirgsstr. 49, D-63454 Hanau<br />
Die Bibelstellen sind, falls nicht anders gekennzeichnet, der unrevidierten<br />
Elberfelder Übersetzung (1905) entnommen.<br />
Andere verwendete Bibelübersetzungen:<br />
ELB = Revidierte Elberfelder Übersetzung (1985)<br />
LUT = Luther Übersetzung (1912)<br />
SLT = Schlachter Bibel (1951)<br />
KJV = ins Deutsche übersetzt aus der King James Bibel (1850)<br />
Herstellung und Druck: ww.lulu.com<br />
ISBN 978-3-941596-01-6<br />
Für kostenlose Informationen über weitere Bücher und Artikel<br />
unseres Verlages, wenden Sie sich bitte an:<br />
ID-DE-SIGN – Medien und mehr ...<br />
Fichtelgebirgsstr. 49<br />
63454 Hanau<br />
Email: office@id-de-sign.de<br />
Internet: shop.id-de-sign.de<br />
2
Danke<br />
Meiner Frau Claudia für ihre Unterstützung in diesem<br />
Projekt und für die zahllosen Zeiten des Austausches, in<br />
denen mich ihre prophetische Offenbarung und ihr Herz<br />
für Gott zu vielen Gedanken inspiriert haben, die ich in<br />
diesem Buch niedergeschrieben habe. Du bist das größte<br />
Geschenk Gottes in meinem Leben!<br />
Auch an meine Kinder Dominic und Joana, die so oft auf<br />
ihren Papa verzichten müssen. Ihr seid die besten Kinder,<br />
die es gibt!<br />
An Mauro und Susanna, in deren Haus im wunderschönen<br />
Piemont ich die nötige Ruhe und Atmosphäre gefunden<br />
habe, dieses Buch zu vollenden.<br />
An die beste Gemeinde der Welt. Danke für all die Ermutigung,<br />
die ich von euch zu diesem Projekt erhalten<br />
habe. Ihr seid wirklich Gottes Familie und es ist mir ein<br />
großes Vorrecht, euer Pastor zu sein.<br />
All denen, die mir geholfen haben, den Traum dieses Buches<br />
zu verwirklichen, durch praktische Hilfe, Ermutigung<br />
oder finanzielle Unterstützung. Ihr seid die herrliche<br />
und siegreiche Gemeinde, von der Gott geträumt<br />
hat!<br />
Und nicht zuletzt meinem Herrn und Erlöser Jesus Christus,<br />
durch dessen Evangelium ich eine neue Schöpfung<br />
bin, und dem ich von ganzem Herzen diene!<br />
3
VORWORT<br />
Dieses Buch soll nicht in erster Linie ein theologisches Werk zum<br />
Thema Endzeit sein! Ich erachte mich selbst auch nicht als Experte<br />
zum Thema Eschatologie, obwohl ich mich in den letzten Jahren eingehend<br />
mit der Thematik befasst habe. Meine Absicht ist es auch<br />
nicht, Christen zu noch mehr Diskussionen über Lehrfragen anzuregen.<br />
Der Grund, warum ich dieses Buch schreibe, ist ein leidenschaftlicher<br />
Ruf an die Gemeinde Jesus unserer Tage, ihren Platz in<br />
der Welt und in der Gesellschaft wieder einzunehmen.<br />
Immer wieder beobachte ich mit einem unguten Empfinden, wie<br />
Prediger und Leiter in der Gemeinde unermüdlich die Wiederkunft<br />
Jesus propagieren, während die Voraussetzungen dafür bei weitem<br />
nicht erfüllt sind. Unzählige Bücherregale und Zeitschriftenmappen<br />
sind gefüllt worden mit prophetischen Auslegungen, Spekulationen<br />
und Weckrufen, dass das Ende gekommen sei. Prophetische Ankündigungen<br />
aus dem Alten und Neuen Testament werden mit Hilfe der<br />
Tageszeitung und den Abendnachrichten ausgelegt. Viele dieser<br />
Werke sind inzwischen überholt und leider der Lächerlichkeit preisgegeben.<br />
Wen wollen wir damit eigentlich beeindrucken? Denken<br />
wir wirklich, dass die Gemeinde dadurch motiviert wird, dass man<br />
ihr immer wieder klar macht, dass es schon fast zu spät ist? Ändert<br />
es den Zustand der Gemeinde? Ändert es die Tatsache, dass die<br />
meisten „überzeugten“ Christen kaum Einfluss auf diese Gesellschaft<br />
nehmen? Ändert es den Zustand, dass der große Teil der Gotteskinder<br />
ganz passiv auf eine Entrückung wartet, die sie aus diesem mühevollen<br />
Erdendasein befreien wird? Ich bin überzeugt, dass, wenn<br />
wir unsere Sicht der Zukunft - unserer Zukunft! - nicht ganz neu<br />
vom Wort Gottes prägen lassen, unsere Botschaft in dieser Zeit ungehört<br />
verklingen wird, weil wir immer noch - bewusst oder unbewusst<br />
- in die angstmachende Drohbotschaft der mittelalterlichen<br />
Kirche einstimmen, die über Jahrhunderte die Menschheit mit<br />
Schuldkomplexen und Angst vor dem Jenseits manipuliert hat.<br />
Lasst uns doch lieber die frohe Botschaft verkündigen. Sie lautet<br />
ganz einfach immer noch: Ändert euer Denken, denn das Reich<br />
Gottes ist nahe herbei gekommen!<br />
Hanau, im Dezember 2008<br />
5
INHALT<br />
Vorwort......................................................................................................................................5<br />
Inhalt...........................................................................................................................................7<br />
Einleitung...................................................................................................................................9<br />
Kapitel 1 – Mein REICH kommt!........................................................................................18<br />
Himmelreich oder Reich Gottes?.....................................................................................................18<br />
Gottes Herrschaftsbereich..................................................................................................................19<br />
Ist die Gemeinde und das Reich Gottes dasselbe?...................................................................19<br />
Dein Reich komme!.................................................................................................................................21<br />
Schöpfung, Fall, Erlösung, Wiederherstellung..........................................................................25<br />
Kapitel 2 – Die Wiederherstellung des Herrschaftsauftrages.................................30<br />
Ein neuer Anfang.....................................................................................................................................30<br />
Jesus, der Erbe der Nationen dieser Welt....................................................................................31<br />
Kapitel 3 – Das Evangelium des Reiches Gottes...........................................................33<br />
Hat Jesus eine Versager-Braut?........................................................................................................35<br />
„Ich komme wieder!“.............................................................................................................................36<br />
Kapitel 4 – Entrückungswahn!..........................................................................................39<br />
Der Ursprung.............................................................................................................................................44<br />
Du sollst nichts hinzufügen.................................................................................................................48<br />
Kapitel 5 – Hoffnungslos Dispensationalistisch...........................................................50<br />
Das Reich Gottes kommt später.......................................................................................................53<br />
Keine Hoffnung für diese Zeit?..........................................................................................................54<br />
Kapitel 6 – Das griechische Vermächtnis (Verhängnis)............................................56<br />
Dualismus - Plato oder die Bibel?....................................................................................................57<br />
Ist Gott Grieche oder Hebräer?.........................................................................................................59<br />
Kapitel 7 – Das Wesen des Reiches Gottes.....................................................................61<br />
Sichtbar oder „inwendig von euch“?..............................................................................................61<br />
Ist Gott ein Diktator?..............................................................................................................................63<br />
Die ganze Schöpfung wartet ..............................................................................................................65<br />
Manifestationen des Heils...................................................................................................................67<br />
Ein wachsender Einfluss .....................................................................................................................69<br />
Kapitel 8 – Entrückung oder Verwandlung?.................................................................74<br />
Wie in den Tagen Noahs.......................................................................................................................79<br />
Kapitel 9 – Die Eschatologie der Hoffnung....................................................................85<br />
Kapitel 10 – Zeit und Zeiten...............................................................................................89<br />
Die Bibel – das Buch, das vom Himmel fiel?...............................................................................89<br />
Schau´ mal zurück!..................................................................................................................................91<br />
Kapitel 11 – Daniel und das Königreich Gottes............................................................97<br />
Kapitel 12 – Daniels 70 Wochen.....................................................................................107<br />
DAS KÖNIGREICH: JETZT!................................................................................................................118<br />
Kapitel 13 – Die Endzeitreden Jesu...............................................................................120<br />
7
Die 1. Frage: Wann wird dies sein?..............................................................................................120<br />
Die Antwort Jesus auf die erste Frage der Jünger: Mt 24, 4-22......................................127<br />
Kapitel 14 – Die grosse Trübsal......................................................................................144<br />
Während der Belagerung von Jerusalem ….............................................................................144<br />
Bei der Eroberung Jerusalems …...................................................................................................146<br />
Kapitel 15 – Das Kommen des Menschensohnes.......................................................150<br />
die zweite Frage der Jünger ............................................................................................................152<br />
Kapitel 16 – Der Tag des Herrn......................................................................................163<br />
Die dritte Frage der Jünger..............................................................................................................163<br />
Kapitel 17 – Neuer Himmel, neue Erde!?.....................................................................168<br />
Kapitel 18 – Wo um alles in der Welt ist der Himmel?............................................172<br />
Ein Volk ohne Vision geht zugrunde.............................................................................180<br />
Schlusswort..........................................................................................................................182<br />
Anhang A – Die Offenbarung: Ein Buch mit sieben Siegeln?..................................184<br />
Ein Buch der Ermutigung für die erste Gemeinde................................................................184<br />
Bibeltreu = Wörtlich?..........................................................................................................................184<br />
Ein prophetisch-poetisches Buch.................................................................................................188<br />
Vergangenheit oder Zukunft?.........................................................................................................190<br />
Anhang B – Wann wurde die Offenbarung geschrieben?........................................197<br />
Anhang C – Bibliographie.................................................................................................204<br />
Anhang D – Anmerkungen...............................................................................................205<br />
8
EINLEITUNG<br />
Die Bibel ist ein Buch des Sieges, ein Buch des Glaubens und der<br />
Hoffnung! Sie beschreibt den Sieg des Guten über das Böse, den Sieg<br />
des <strong>Himmels</strong> über die Hölle, den Sieg der Erlösung über die Sünde,<br />
den Sieg der Kinder Gottes über Satan und den Sieg des Evangeliums<br />
in der ganzen Schöpfung. Während die Gemeinde diese Wahrheit<br />
des Sieges im Leben des einzelnen Gläubigen immer mehr zu<br />
verstehen und zu praktizieren beginnt, blieb bisher ein Gebiet davon<br />
meist unberührt: die Eschatologie i .<br />
Ich bin als Sohn eines Predigers – so nannte man die Leiter von Gemeinden<br />
damals - in einer Pfingstgemeinde der 70er und 80er Jahre<br />
des letzten Jahrhunderts aufgewachsen. Dazu muss ich sagen, dass<br />
ich Gott und meinen Eltern für dieses Erbe von ganzem Herzen<br />
dankbar bin. Neben der Lehre über die Geistestaufe und die Geistesgaben<br />
war immer wieder das Thema „Endzeit“ tonangebend. Besonders<br />
bei Evangelisationen wurde die baldige Wiederkunft Jesus<br />
häufig erwähnt. Der Satz „Jesus kommt bald! Bist du bereit?“, war<br />
schon fast zum Schlachtruf geworden. Das Thema „Entrückung“<br />
sorgte in meinem jungen Leben so manches Mal für eine ehrfürchtige<br />
Gänsehaut. Natürlich wollte keiner von uns - ich habe noch vier<br />
weitere Geschwister - zurückbleiben, wenn der Herr kommt. So geschah<br />
es nicht nur einmal, dass wir als Kinder zu Hause ängstlich<br />
auf die verspätete Rückkehr unserer Eltern von der Gebetsstunde<br />
warteten, in der bangen Hoffnung, dass die Entrückung noch nicht<br />
gewesen sei.<br />
Im Lauf meiner christlichen Erfahrung bin ich immer wieder lieben<br />
Mitgläubigen begegnet, die von großer Angst und Sorge geplagt<br />
schienen, wenn es um das Thema Endzeit ging. „Werde ich wohl genug<br />
Kraft haben in der Verfolgung der „großen Trübsal“? Was ist,<br />
wenn ich als Märtyrer sterben muss? Werde ich meinen Glauben widerrufen<br />
oder Jesus treu bleiben? Werde ich wirklich bereit sein,<br />
wenn Jesus kommt?“<br />
Da ich mich bei diesem Thema nie wohlfühlte, trat es in meinem Bewusstsein<br />
allmählich immer mehr in den Hintergrund. Ich beschäftigte<br />
mich mehr mit anderen, viel freudigeren und angenehmeren<br />
Themen des Wortes Gottes. Schließlich rief Gott mich in seinen<br />
9
Dienst und ich begann mein Studium an einem theologischen Seminar.<br />
Auch in dieser Zeit widmete ich dem Thema Endzeit nicht mehr<br />
Aufmerksamkeit als gerade nötig. So fiel es mir nicht im Traum ein,<br />
Studienkurse wie „Eschatologie“ oder „biblische Prophetie“, die als<br />
Wahlfächer angeboten wurden, zu belegen. Stattdessen bewegten<br />
uns Themen wie „körperliche Heilung“ oder „Befreiung von dämonischen<br />
Bindungen“ und natürlich mussten wir uns mit der damals gerade<br />
in Deutschland aufbrechenden Glaubensbewegung auseinandersetzen.<br />
Eines hat mich schon damals bewegt und wird mich immer<br />
antreiben: Ich möchte genau dort sein, wo der Heilige Geist mit<br />
seinem lebendigen, erfrischenden und erneuernden Wirken im Leib<br />
Jesus an der Arbeit ist.<br />
Schon vor meiner Zeit auf der Bibelschule war landauf und landab in<br />
Predigten, Konferenzen und Seminaren immer mehr zu hören von<br />
der „herrlichen Gemeinde“. Eine regelrechte Lobpreis- und Anbetungs-Welle<br />
schwappte über die charismatisch-pfingstliche Gemeindelandschaft.<br />
Während manche in abschätzigem Ton die verschiedenen<br />
Wellen als geistliche Modetrends kritisieren, glaube ich, dass<br />
diese Wellen gottgegeben und sehr wirksam sind. Die Flut kommt<br />
durch Wellen! Und das erwarten wir: die Herrlichkeit Gottes, die die<br />
Erde bedeckt, wie die Wasser das Meer. Im Zuge der damaligen Lobpreiswelle<br />
hörte ich zum ersten Mal etwas von der Wiederherstellung<br />
der Hütte Davids und davon, dass es Gottes Absicht sei, die ganze<br />
Erde mit seiner Herrlichkeit zu erfüllen. „Der Bräutigam kommt<br />
wieder, für eine herrliche Braut“. Diese Botschaft packte mich und<br />
wurde in mir zu einem tiefen Verlangen: ich möchte dabei helfen,<br />
dass diese Gemeinde herrlich wird. Ich kann mich noch sehr gut an<br />
einen Moment in einem Gottesdienst auf der Bibelschule erinnern,<br />
als wir während einer Anbetungszeit ein Lied sangen, von dem eine<br />
Zeile hieß: „... herrlich schreitet seine Braut einher“. Während ich<br />
diese Worte sang, packte mich der Heilige Geist mit einem starken<br />
Weinen unter einer Fürbittelast, so dass ich in meinem Herzen<br />
schrie: „Aber Herr, deine Braut ist doch alles andere als herrlich!<br />
Lass´ sie herrlich werden!“<br />
Während mein Herz immer mehr für die herrliche und siegreiche<br />
Gemeinde entbrannte, drängte ich unbewusst immer wieder die leisen<br />
Anfragen meiner eschatologischen Prägung zurück. Doch war<br />
ich mir stets der Diskrepanz bewusst, mit der ich mich nicht zu befassen<br />
wagte. Sie lautete ungefähr so:<br />
10
Wenn die Gemeinde herrlich sein wird, warum muss sie<br />
sich dann aus Angst vor dem Zeichen des Tieres im Wald<br />
verstecken?<br />
Wenn die Gemeinde siegreich sein wird, warum muss Gott<br />
sie dann in einer Rettungsaktion „entrücken“, um sie vor<br />
dem totalen Untergang zu bewahren?<br />
Wenn die ganze Erde voll sein wird mit der Herrlichkeit des<br />
Herrn, wo bleiben dann der Antichrist und sein satanisches<br />
Weltreich?<br />
Man könnte noch einige Fragen hinzufügen. Ich denke jedoch, dass<br />
diese genügen, um das Wesen der von mir empfundenen Diskrepanz<br />
aufzuzeigen. Es geschah vor ca. vier Jahren, dass ich sehr deutlich<br />
hörte, wie Gott mich rief: „Studiere mein Wort in Bezug auf die Endzeit!“<br />
Das vorliegende Buch ist das Resultat dieses Studiums. Ich war<br />
überrascht, als ich zu entdecken begann, dass das Thema Endzeit<br />
nicht irgendein unbedeutendes Randthema ist, über das man ruhig<br />
unterschiedlicher Meinung sein kann. Unsere Überzeugungen vom<br />
Ende sind sehr wohl prägend und bestimmend für unser momentanes<br />
Handeln. Vielleicht, lieber Leser, bewegen dich auch ähnliche<br />
Fragen, wie ich sie oben formuliert habe. Eventuell hast auch du die<br />
Schlagzeilen und -worte über die „herrliche Gemeinde“ in manchen<br />
Predigten und Konferenzen gehört, aber nie wirklich tiefere Erklärungen<br />
dazu bekommen. Sollte dies der Fall sein, dann hoffe ich,<br />
dass dieses Buch dir einige Antworten geben wird.<br />
Der Leser wird bald feststellen, dass ich in diesem Buch nicht in erster<br />
Linie versuchen werde, einzelne Aussagen der Endzeitreden<br />
oder biblischer Prophetie zu nehmen, um sie irgendeinem zukünftigen<br />
Ereignis zuzuordnen. Dieses Vorgehen wird leider allzu oft von<br />
Endzeitlehrern angewendet. Dabei entstehen zwar packende und<br />
spannende Romane, mit denen man auch gut Geld verdienen kann.<br />
Doch kein ernsthafter Theologe wird die Bibel mit der Abendzeitung<br />
auslegen. Mein Anliegen ist ein anderes: um den Plan Gottes mit der<br />
Erde zu verstehen, müssen wir sein Wesen, sein Herz und seine Absichten<br />
(er)kennen. Ich versuche, mit diesem Buch zuallererst darüber<br />
Einsicht zu schenken. Nur wenn wir die allgemeinen und<br />
grundsätzlichen Gedanken Gottes verstehen, können wir daraus auf<br />
11
die Bedeutung einzelner Ereignisse schließen und die Aussagen der<br />
Bibel richtig einordnen.<br />
Dieses Prinzip möchte ich am Beispiel des vor einiger Zeit in den Kinos<br />
gezeigten Films „Die Passion Christi“ von Mel Gibson verdeutlichen.<br />
Der Film zeigt auf eindrückliche und realistische Weise die<br />
konkreten Ereignisse um die Kreuzigung und das Leiden Jesus. Leider<br />
konnten viele Kinobesucher diesen Film nicht verstehen, weil<br />
sie nur sahen, WAS geschah, aber nicht verstanden, WARUM es geschah.<br />
Erst im Licht von Gottes Wesen der selbstlosen und bedingungslosen<br />
Liebe einerseits und der absoluten Gerechtigkeit und<br />
Heiligkeit andererseits, kann man die Notwendigkeit eines solch<br />
blutigen Opfers verstehen. So ist es auch mit den Einzelaussagen der<br />
Offenbarung und der Endzeitreden Jesus. Nur durch eine tiefe Erkenntnis<br />
über das Wesen und die Absichten Gottes kann Licht in<br />
diese oft schwer verständlichen Aussagen kommen und wir können<br />
plötzlich Zusammenhänge verstehen, die uns zuvor verschlossen<br />
waren. Deshalb möchte ich zuallererst etwas über den Charakter<br />
und die grundlegenden Absichten und Gedanken Gottes vermitteln.<br />
Erst in zweiter Linie werde ich versuchen, einzelne Aussagen der Bibel<br />
über die Endzeit verständlich zu machen. Dass meine Auslegungen<br />
in vielem von den gängigen evangelikalen und charismatischen<br />
Auslegungen abweichen, möchte ich jetzt schon erwähnen. Wäre<br />
dies nicht der Fall, gäbe es keine Notwendigkeit für dieses Buch.<br />
Zum Schluss dieser Einleitung muss ich unbedingt erwähnen, dass<br />
ich mehr denn je von der herrlichen Gemeinde der Endzeit überzeugt<br />
bin. So wie ein mit uns verbundener Missionar und Apostel<br />
aus Mexiko zu pflegen sagt: „God's planning on winning!“ (Gott hat<br />
vor, zu gewinnen). Bei allem „Gemeindefrust“, der sich mancherorts<br />
in unserer Zeit breit macht, glaube ich zutiefst, dass es am Ende nur<br />
EINE wirklich große Erfolgsstory auf der ganzen Erde geben wird,<br />
nämlich die von Jesus Christus und seiner Gemeinde! Zugegeben, im<br />
Moment sehen wir die herrliche Gemeinde noch nicht in ihrer vollen<br />
Pracht. Doch was hindert uns, gerade deswegen für eine neue Reformation<br />
aufzustehen!<br />
12
TEIL 1:<br />
DAS<br />
REICH<br />
GOTTES<br />
Unser Vater in dem Himmel!<br />
Dein Name werde geheiligt.<br />
Dein Reich komme.<br />
Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel.<br />
Unser täglich Brot gib uns heute.<br />
Und vergib uns unsere Schuld,<br />
wie wir unseren Schuldigern vergeben.<br />
Und führe uns nicht in Versuchung,<br />
sondern erlöse uns von dem Übel.<br />
Denn dein ist das Reich<br />
und die Kraft<br />
und die Herrlichkeit<br />
in Ewigkeit.<br />
Amen!<br />
15
KAPITEL 4 – ENTRÜCKUNGSWAHN!<br />
Es gibt eine Krankheit unter Christen, die in ihren Auswirkungen<br />
noch viel schlimmer ist als AIDS oder die Maul- und Klauenseuche in<br />
der Tierwelt. Viele, besonders evangelikale und pfingstlich-charismatische<br />
Christen, sind ihr erlegen.<br />
Diese Krankheit ist der Grund, dass evangelikale Christen kaum in<br />
die Gestaltung unserer Gesellschaft involviert sind. Sie bauen kaum<br />
Schulen – und wenn, dann nur, um ihre Kinder vor dem bösen Einfluss<br />
an den weltlichen Schulen zu schützen. Der Gedanke, dass es<br />
christliche Schulen geben könnte, an denen bewusst jungen Menschen<br />
biblische Wahrheiten und Werte vermittelt werden, um sie zu<br />
prägen und als wiedergeborene Christen zu integrieren und zu<br />
selbstbewussten und gerechten Führungskräften für alle Bereiche<br />
der Gesellschaft heranzubilden, liegt ihnen völlig fern.<br />
Dies ist auch der Grund, weshalb evangelikale Christen kaum Wert<br />
auf Immobilienbesitz legen (obwohl der Herr sagt, dass die Gerechten<br />
das Land und die Sanftmütigen das Erdreich besitzen werden),<br />
beziehungsweise keine einflussreichen Geschäfte und Firmen aufbauen<br />
und auch nicht bestrebt sind, in Führungs- und Managementpositionen<br />
der Firmen und Konzerne dieser Welt zu kommen, um<br />
dort prägend und gestaltend mitzuwirken.<br />
Eben darum sind auch nur sehr wenige evangelikale Christen in führenden<br />
Positionen in der Politik zu finden, um so den Werdegang<br />
unserer Nationen zu beeinflussen.<br />
Was ist das für eine Krankheit? Ich nenne sie den „Entrückungs-<br />
Wahn“!<br />
Wenn ich mit Sicherheit wüsste, dass ich nur noch eine kurze Zeit zu<br />
leben hätte, - oder noch tragischer: dass nur noch eine kurze Zeit<br />
bleibt, bis die Welt untergeht, würde ich dann noch ein Haus bauen?<br />
Würde ich mich noch um „weltliche“ Dinge, wie meine Karriere oder<br />
Ausbildung, kümmern? Mit Sicherheit nicht! Genau das ist das Fatale<br />
an dieser ganzen Geschichte. Die Gemeinde ist gelähmt und gefesselt<br />
im Entrückungswahn!<br />
38
Als Ende der 60er-Jahre in den USA die Jesus-People Bewegung entstand,<br />
wurden Tausende jugendlicher Hippies mit dem Evangelium<br />
erreicht. Tragischerweise war der in dieser Bewegung weitverbreitete<br />
Schlachtruf „Jesus kommt bald!“ auch damals kein Segen, sondern<br />
eher das Gegenteil. Viele junge Leute der Jesus-People-Bewegung<br />
wurden gelehrt, dass sie sich nicht mehr um „weltliche“ Dinge,<br />
wie Ausbildung, Heiraten, Kinder und Familie kümmern sollten, da<br />
Jesus sehr bald kommen würde. So wurde diese desillusionierte Generation<br />
Jugendlicher auch noch jeglicher Vision durch ihre neuen<br />
geistlichen Leiter beraubt. Alles, was sie planten, war ein Besuch des<br />
nächsten christlichen Rockkonzerts, zu evangelisieren und Traktate<br />
zu verteilen, um noch einige auf dem Evangeliums-Zug mitzunehmen,<br />
der angeblich schon angerollt war. Manche ihrer Lieder brachten<br />
das zum Ausdruck. Ich kann mich noch sehr gut in meiner frühen<br />
Kindheit an das Lied „Get on board“ erinnern, in dem eingeladen<br />
wurde, auf den „Gospel- Train“ aufzuspringen. Als der Zug jedoch<br />
auch viele Jahre später noch nirgendwo angekommen und Jesus<br />
nicht wiedergekommen war, und die Entrückung nicht stattgefunden<br />
hatte, waren viele der ehemaligen brennenden jungen Christen<br />
enttäuscht und desillusioniert.<br />
Welch seltsame Blüten der Entrückungswahn treibt, ist aus einer<br />
Geschichte zu sehen, die tatsächlich in der Gemeinde passierte, in<br />
der ich zum Glauben an Jesus Christus gefunden hatte. In dieser Gemeinde<br />
gab es einen gottesfürchtigen Diakon, der schon viele Jahre<br />
mit dem Herrn lebte. Zur Zeit meiner Kindheit war er bereits zum<br />
zweiten Mal verheiratet. Während seiner ersten Ehe war die Erwartung<br />
der Entrückung durch Predigten und Bücher in unserer Gemeinde<br />
sehr groß. Es war die Zeit, in der meine Mutter noch eine<br />
unverheiratete und junge Frau war. Dieser besagte Diakon sprach<br />
nun wiederholt die jungen Frauen in unserer Gemeinde an und sagte<br />
ihnen sinngemäß etwa Folgendes: „Ihr braucht euch gar keine Gedanken<br />
mehr ums Heiraten zu machen. Der Herr kommt bald! Anstatt<br />
an so weltliche Dinge wie Heiraten zu denken, sollt ihr euer Leben<br />
lieber ganz dem Herrn weihen und ihm dienen, dass noch viele<br />
errettet werden, bevor er wiederkommt.“ Als dann einige Zeit später<br />
seine Frau starb, war er der erste, der wieder heiratete. War es<br />
ein Wunder, dass die jungen Frauen unserer damaligen Gemeinde,<br />
die ganz verunsichert und beinahe mit schlechtem Gewissen doch<br />
immer wieder daran dachten, einen Mann zu finden und zu heiraten,<br />
39
unseren lieben Diakon nicht mehr all zu ernst nahmen? Es ist ihnen<br />
nicht zu verübeln, dass sie öfter ´mal hinter seinem Rücken mit dem<br />
Finger an die Schläfe zeigten. Gott sei Dank sind sie alle verheiratet,<br />
haben Familien gegründet und Kinder zur Welt gebracht.<br />
Einer der Widersprüche, in die sich die populäre Eschatologie iii tief<br />
verstrickt hat, ist der Brauch, anhand von Zeichen der Zeit die Wiederkunft<br />
Jesus als unmittelbar bevorstehend zu bezeichnen. Nun,<br />
die Bibel ist sehr klar darüber, dass niemand wissen kann, wann die<br />
Wiederkunft Jesus sein wird. Sie kann aber nur überraschend und<br />
unmittelbar sein, wenn es dafür keine Zeichen gibt. So wird einerseits<br />
die Unvorhersehbarkeit seiner Wiederkunft propagiert, und<br />
gleichzeitig über alle möglichen Anzeichen dafür spekuliert.<br />
Die Ursache für diese Unsitte ist in einer falschen Interpretation der<br />
„Endzeitreden“ Jesus zu suchen, in denen Jesus von Zeichen spricht,<br />
die die Jünger deuten sollen. Allerdings handelt es sich dabei nicht<br />
um Zeichen seiner Wiederkunft, sondern um die Zeichen, die ein<br />
ganz bestimmtes Ereignis in der Geschichte einleiten würden: das<br />
Gericht über Israel und die Zerstörung Jerusalems und des Tempels.<br />
Als Jesus im späteren Verlauf von Mt. 24 (ab Vers 35) auf das Ende<br />
der Welt und seine Wiederkunft zu sprechen kommt, sagt er klar<br />
und deutlich, dass es dafür keine Zeichen geben wird.<br />
Dieser ständige Versuch, anhand von Zeichen die Entrückung vorherzusagen,<br />
ist ein Widerspruch in sich selbst und hat im Lauf der<br />
Jahre zu manchen peinlichen Äußerungen und Veröffentlichungen<br />
geführt.<br />
Die beliebteste von ihnen ist die Geschichte mit dem Feigenbaum. In<br />
seinen Endzeitreden spricht Jesus wiederholt davon, dass die damals<br />
lebende Generation all die Ereignisse, von denen er sprach, sehen<br />
und erleben werde. Da die populäre Eschatologie jedoch in diesen<br />
Aussagen die Geschehnisse am Ende der Zeit beschrieben sieht,<br />
ergibt sich daraus ein Problem. Da Jesus direkt vor seiner Äußerung<br />
über die Generation, die nicht vergehen wird, vom Feigenbaum<br />
spricht, werden daraus wilde Spekulationen abgeleitet. Der blühende<br />
Feigenbaum - so die populäre Eschatologie - sei der Staat Israel,<br />
der wieder entsteht. Die Generation, die die Gründung des Staates<br />
Israel erlebt, wäre die Generation, in der Jesus wiederkommt. Eine<br />
Generation dauert nach Übereinstimmung aller Bibelausleger 40,<br />
maximal 50 Jahre. Der Staat Israel wurde im Jahre 1948 gegründet.<br />
40
Spätestens 1998 hätte demnach die Entrückung stattfinden müssen.<br />
Edgar C. Whisenant, ein amerikanischer Prediger und Lehrer,<br />
schrieb dazu ein Buch mit dem Titel „88 Reasons why the rapture<br />
could be in 1988“ (88 Gründe warum die Entrückung 1988 geschehen<br />
könnte). Er legte in einem umfangreichen Werk diese abenteuerliche<br />
Interpretation des Wortes Jesu dar, und sagte mit großer Bestimmtheit<br />
die Entrückung für das Jahr 1988 voraus. Wohlgemerkt,<br />
dies war ein wiedergeborener, evangelikaler Christ, kein Zeuge Jehovas!<br />
Als Jesus 1988 nicht kam, schrieb er einige Passagen in seinem<br />
Buch um und erklärte, dass er sich um ein Jahr geirrt hätte. Er<br />
sagte in seiner Neuauflage nun das Jahr 1989 als Zeitpunkt voraus,<br />
verkaufte wieder Tausende seiner Bücher und täuschte sich wiederum.<br />
Auch Hal Lindsey, ein bekannter Endzeit-Autor, sprang auf diesen<br />
Zug auf und schrieb ein Buch mit dem Titel „1980’s: Countdown<br />
to Armageddon“ (Die 80er Jahre: Der Countdown für Harmagedon).<br />
Viele weitere Artikel, Bücher, Predigten und Zeitschriften verkündigten<br />
diese Lehre vom Feigenbaum und sie alle irrten sich gewaltig.<br />
Sie entsprangen nicht klarer und sauberer biblischer Auslegung,<br />
sondern dem Entrückungswahn. Heute, fast 60 Jahre nach der<br />
Staatsgründung Israels, hat(te) keiner die Aufrichtigkeit und die Zivilcourage,<br />
zu den Fehlprognosen zu stehen und sich bei den vielen<br />
hinter das Licht geführten Christen zu entschuldigen. Stattdessen<br />
wendet man sich neuen Ereignissen der Weltgeschichte und weiteren<br />
abenteuerlichen Bibelauslegungen zu.<br />
Auch manche deutsche Autoren ließen sich von diesen Spekulationen<br />
mitreißen. Klaus Gerth veröffentliche 1982 ein Buch mit dem<br />
Titel: „Der Antichrist kommt. Die 80er Jahre - Galgenfrist der<br />
Menschheit?“. Ohne „haarspalterisch“ sein zu wollen, impliziert<br />
doch der Titel dieses Buches meines Erachtens, dass der Autor den<br />
Auftritt des Antichristen noch in den 80er Jahren erwartet hat. Im<br />
Buch werden zahlreiche politische Entwicklungen vorausgesagt, alle<br />
beseelt von der Vorstellung, dass am Ende der 80er Jahre die Wiederkunft<br />
Jesus sein müsste. So wird beispielsweise der unaufhaltsame<br />
Vormarsch des Kommunismus und der UDSSR vorausgesagt. Die<br />
„Große Trübsal“ stand laut Meinung des Autors unmittelbar bevor.<br />
„Ich bin überzeugt, dass es nur noch wenige Jahre dauert, bis diese<br />
Drangsal unser Leben beeinflussen wird.“ (Gerth, S. 146) Er ist weiterhin<br />
der Meinung, dass in wenigen Jahren die Ölvorräte der Welt<br />
zu Ende sein werden, der Antichrist bereits irgendwo lebt, innerhalb<br />
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von 5 Jahren alle arabischen Staaten eine Atombombe besitzen werden<br />
und die Sowjetunion bald Israel angreifen wird. All diese Voraussagen<br />
haben sich nicht erfüllt. Manchmal ist genau das Gegenteil<br />
davon eingetreten.<br />
Ein weiterer Verkündiger katastrophaler Voraussagen ist David Wilkerson.<br />
Insbesondere sein Buch „Die Vision“ war auch in deutschsprachigen<br />
Gemeinden ein Bestseller. Er selbst schreibt in seinem<br />
Buch, dass er an seinen eigenen Aussagen geprüft werden möchte.<br />
Mit allem Respekt einem gesegneten Mann Gottes gegenüber, möchte<br />
ich seiner Aufforderung hier in den nächsten Zeilen meines Buches<br />
nachkommen. Der Untertitel zur deutschen Ausgabe lautet:<br />
„Eine Prophezeiung über die Endzeit - Dinge, die jetzt geschehen!“.<br />
Jeder Leser dieses Titels muss davon ausgehen, dass der Autor davon<br />
überzeugt ist, dass die in seinem Buch beschriebenen Ereignisse<br />
in der jetzigen Zeit – das Buch erschien 1974 – bereits geschehen.<br />
„Viele Voraussagen dieser Vision haben sich in der Zwischenzeit schon<br />
erfüllt; andere werden in naher Zukunft in Erfüllung gehen; und noch<br />
andere in den Jahren, die vor uns liegen.“ (Wilkerson, S. 5) Es kann<br />
sich laut eigener Aussage des Autors also maximal um Jahre handeln,<br />
bis sich alles, was in diesem Buch steht, erfüllt haben soll.<br />
Als Erstes sagte er einen völligen Zusammenbruch der Weltwirtschaft<br />
voraus. „Eine weltweite wirtschaftliche Verwirrung liegt unmittelbar<br />
vor uns.“ (Wilkerson, S. 19) Weiter sagt Wilkerson: „Ich<br />
glaube, wir werden den Zusammenbruch einiger der größten und bekanntesten<br />
Industriegesellschaften miterleben. Die meisten christlichen<br />
Radio- und Fernsehprogramme wird man einstellen müssen.“<br />
(Wilkerson, S. 22) All dies ist so nicht eingetreten. Im Gegenteil: heute<br />
gibt es mehr christliche Radio- und Fernsehprogramme als je zuvor.<br />
Das Zweite, was Wilkerson voraussagt, sind drastische Wetter- und<br />
<strong>Um</strong>weltkatastrophen. Ein schreckliches Erdbeben, noch größer als<br />
das große Erdbeben in San Francisco, soll die USA erschüttern. Es ist<br />
nicht geschehen. Amerika werde eine Hungerkatastrophe erleiden:<br />
„Die Lebensmittelvorräte der USA werden dahinschwinden, und zwar<br />
hauptsächlich der Dürreperioden und Überschwemmungen wegen,<br />
die dieses Land treffen. Weizen, Reis und Sojabohnenvorräte werden<br />
total aufgebraucht, und die Nachfrage nach Korn, Reis und Weizen<br />
wird nicht mehr befriedigt werden können.“ (Wilkerson, S. 43) Mit<br />
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noch konkreteren Zeitangaben sagt er weiterhin voraus: „Es wird<br />
immer häufiger Überschwemmungen, Hagel, Wirbelstürme und Orkane<br />
geben. Mehr als ein Drittel der USA z.B. wird man in einigen Jahren<br />
zum Katastrophengebiet erklären müssen.“ (Wilkerson, S. 45) Auch<br />
dieses hat sich so nicht ereignet.<br />
Wilkerson beschreibt im weiteren Verlauf des Buches Entwicklungen<br />
der sexuellen Perversion und des Drogenmissbrauchs, die sich<br />
schon zu seiner Zeit abzeichneten und zugegebenermaßen ein Problem<br />
unserer Zeit darstellen.<br />
Dann sagt er eine Christenverfolgung im Westen durch eine Super-<br />
Weltkirche voraus, die öffentliche Verkündigung des Evangeliums<br />
im Fernsehen werde bald verboten sein und durch die enorme Verfolgung<br />
werden sich alle Christen in einer großen Einheitsbewegung<br />
zusammenschließen, ihre Unterschiede vergessen und sich nur noch<br />
auf ein Thema konzentrieren: die Wiederkunft Jesus. Auch das ist so<br />
niemals eingetreten.<br />
Obwohl das Buch millionenfach verkauft wurde, hat es dem Leser<br />
keine wirkliche Hilfe geboten, sondern führte nur zu falschen Erwartungen<br />
und bei manchen zu Angst und Schrecken.<br />
Die Reihe der nicht eingetroffenen Vorhersagen könnte endlos fortgesetzt<br />
werden. Ich verzichte hier darauf. Mit meinen Aussagen<br />
möchte ich mich keineswegs über gesegnete Männer Gottes lustig<br />
machen. Darf man diese schwerwiegenden Irrtümer aber einfach<br />
totschweigen? Genau dies geschieht meines Erachtens in evangelikalen<br />
Kreisen, da es für uns selbst ein äußerst peinliches Thema ist.<br />
Doch hilft uns dies wirklich weiter? Sollten wir nicht aus den Fehlern<br />
lernen?<br />
DER URSPRUNG<br />
Ich möchte hier einige Tatsachen über die Herkunft der zumeist in<br />
evangelikalen Kreisen verbreiteten populären Eschatologie weitergeben.<br />
Zuerst ist festzustellen, dass diese Art der eschatologischen<br />
Auslegung relativ jung ist. Sie verbreitete sich durch das Erscheinen<br />
der Scofield-Bibel, deren Anmerkungen von dieser Sichtweise geprägt<br />
waren, wie ein Lauffeuer in der evangelikalen Welt.<br />
Obwohl der Prämillennialismus durchaus eine in der Kirchengeschichte<br />
verwurzelte Sichtweise war (historischer Prämillennialis-<br />
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mus), so ist doch der „dispensationalistische Prämillennialismus iv “,<br />
wie wir gleich sehen werden, eine relativ junge Lehre. <strong>Um</strong> das zu belegen,<br />
müssen wir ein wenig in die Kirchengeschichte hineinschauen.<br />
LUTHER, ROM UND DIE JESUITEN<br />
Nicht nur die Erkenntnis der „Gerechtigkeit aus Glauben“ war die<br />
treibende Kraft der Reformation unter Martin Luther. Es gab ein<br />
wichtiges, zweites Standbein der Reformation, ohne das Martin Luther<br />
wohl nie gewagt hätte, gegen Rom aufzustehen. Es war die Erkenntnis<br />
darüber, dass Rom „die Hure Babylon“ ist und das Papsttum<br />
„der Antichrist“. Luther schrieb darüber in zahlreichen Schriften,<br />
die bekannteste darunter war wohl „Die Hure Babylon“. Diese<br />
Auslegung der Offenbarung wird heute als „Historizismus v“ bezeichnet.<br />
Die Reformation nahm ihren Lauf und für Rom entstand großer<br />
Schaden. Die bisherige Taktik der Inquisition konnte die römische<br />
Kirche nicht mehr weiter führen, denn Luther hatte sie ja eindeutig<br />
als „trunken von dem Blut der Heiligen und von dem Blute der Zeugen<br />
Jesus“ identifiziert. 1 Rom musste nun eine andere Taktik entwickeln.<br />
Das Konzil zu Trient – in dem über 300 Bannsprüche gegen<br />
die Reformation verfasst wurden – leitete im Jahr 1545 die sogenannte<br />
Gegenreformation ein. Der Jesuitenorden, der einige Jahre<br />
zuvor von Ignatius von Loyola gegründet worden war, wurde kurzerhand<br />
zum Werkzeug der Gegenreformation umfunktioniert.<br />
Nicht mehr blutige Verfolgung mit scharfem Schwert sollte nun die<br />
Taktik gegen die „Ketzer“ sein, sondern durch Predigt und Lehre,<br />
durch Bücher und Schriften sollten die abtrünnigen Gläubigen wieder<br />
in den Schoß der Kirche zurückgebracht und der Protestantismus<br />
zerstört werden. So nahmen (und nehmen noch heute) die Jesuiten<br />
insbesondere an Schulen, Universitäten und anderen öffentlichen<br />
Einrichtungen stark Einfluß. Unter anderem musste ja die historische<br />
Sicht der Offenbarung (in der Rom und der Papst als Antichrist<br />
dargestellt wurden) wieder aus dem Gedächtnis der Leute gelöscht<br />
werden.<br />
1 Off 17,6<br />
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