Stadtmagazin Neue Szene Augsburg 2012-02

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28.11.2013 Aufrufe

50 Gerilltes LUISE POP TIME IS A HABIT (Siluh Records/Al!ve) Lassen Sie uns mit den schlechten Nachrichten beginnen: Der Bandname ist ganz schön bescheuert. Und: Ein Albuminfo von Jens Friebe muss nicht per se brillant sein. Jetzt die guten News: Der multinationale Vierer aus Wien tritt höchst legitim in die Fußstapfen bekannter Indie- Frauenbands, am schwächsten sind meiner Meinung nach die Drums, gespielt vom einzigen Herrn der Schöpfung. Kann keiner was dafür, dass besagte Schöpfung auch schon ein paar Jährchen auf dem Buckel hat und Luise Pop dem ewigen Liederbuch kein wirklich herausragendes Kapitel hinzufügen können, doch es reicht für die ein oder andere charmante Anekdote. (flo) JOHN K. SAMSON PROVINCIAL (Grand Hotel van Cleef/Indigo) Der Weakerthans-Sänger legt sein Solodebüt vor und die Fangemeinde bekommt selbst nach all den Jahren seit 1997 den Mund vor Freudentränen nicht zu. Johns poetische Qualitäten erreichen einen neuen Höhepunkt, seine Reisen durch die kanadische Provinz offenbaren Kurzgeschichten, Gedichte und Schicksale, die voller Herz erzählt werden und ganz im Vorbeigehen auch noch verdammte Ohrwürmer sind. Kein Mensch schafft es, so ergreifend über sein GPS-Gerät oder eine Online-Petition für einen vergessenen Hockeyspieler zu singen und dabei musikalisch ebenso locker wie stimmungsvoll zu bleiben. Ein wundervolles Album. (flo) MANUAL KANT APPLAUS (Richard Mohlmann Records/Universal) Die Jungs aus Niederbayern haben ihre Vorgänger von Extrabreit über Blumfeld und Tocos sauber studiert, aber eben auch Jon Spencer oder die einschlägigen Disco-Indies. Und sie schlagen dem Eklektizismusfass noch ne echt geile Krone ins Gesicht, indem sie auch textlich keine Gefangenen nehmen. Haben wir die Hitqualitäten von Songs wie ”Sextags” oder ”Mal ein Herz auf die Bombe” schon erwähnt? In diesem Sinne: Es wird alles gut, Mutter, die Zukunft des deutschen Indierocks ist in besten Händen! Am 08.03. gastieren Manual Kant im Schwarzen Schaf und mit ein bisschen Glück gibt’s hier den sympathischsten Schlag des Lebens auf die Fresse. (flo) KETTCAR ZWISCHEN DEN RUNDEN (Grand Hotel Van Cleef/Indigo) In unserer schnelllebigen Zeit gelten Kettcar mittlerweile schon fast als alte Säcke. Ich finde aber, das steht ihnen gut, da das neue Album, das ganze vier Jahre auf sich warten ließ, ziemlich erwachsen und abgeklärt rüberkommt. Man hat das Gefühl, die Jungs aus Hamburg haben es nicht mehr nötig, sich und anderen etwas zu beweisen. „Zwischen den Runden“ ist ein eher ruhiges Album geworden, weniger krachige Gitarren, sondern mehr akustische Pianound Streichersounds bestimmen die Songs. Und zum ersten Mal geht mir die Stimme von Marcus Wiebusch nicht mehr auf den Keks. Ich finde sie sogar stimmig zum Ganzen. Wirklich schönes Album! (cs) ALBUM DES MONATS ie Jungs aus Hamburg haben es echt drauf. Sie scheren sich einen D Dreck um gar nichts und tun und lassen, was sie wollen. HipHop geht ihnen schon lange am Arsch vorbei. Sie machen heute Disco-Electro, sind mittlerweile im Pop angekommen und füllen mit ihren durchgeknallten Shows die Hallen. Trotzdem klingen Deichkind immer noch authentisch und auch ihr fünftes Album geht weiter in diese Richtung. Wirklich geile Songs mit ironischen und sarkastischen Texten lassen überhaupt keine Langeweile aufkommen, auch wenn sie bei sich selber klauen. Deichkind dürfen das. Anarchie und Alltag, keine Macht für niemand. Ist das jetzt wirklich echte Konsumkritik in unserer Ellenbogengesellschaft oder nur eine große Verarsche? Ganz sicher kann man sich da nie sein. Die Jungs sind sich jedenfalls für nichts zu schade. Eigentlich müsste man den Burschen den Orden „Wider den tierischen Ernst“ verleihen. Die Zeit ist längst reif dafür, Aachener! (cs) LIEBLINGS-CDS TIPP DER REDAKTION DEICHKIND BEFEHL VON GANZ UNTEN (Universal) DEICHKIND - Befehl von ganz unten (cs) DIE AERONAUTEN – Too Big To Fail (flo) MARK LANEGAN – Blues Funeral (ws)

DIE AERONAUTEN TOO BIG TO FAIL (Rookie Records/Cargo) 20 Jahre nach ihrer ersten Kassette erscheint das neue Doppelalbum der Schweizer und ein dermaßen gewitztes, schlaues und hitgespicktes Werk findet man wirklich nur alle Jubeljahre. Hier treffen kongeniale Bläsersätze, die einer Kozmic Blues Band würdig wären, auf profane und lyrische, aber nie langweilige Texte und grandiose Melodien (schon mal versucht, aus Wörtern wie ”Messerwerferin” oder ”Zementgarten” einen Refrain zu machen?). Die Ballade mit der halben Hamburger Schule als Backgroundchor wird auf Nummer 4 abgefrühstückt und sogar der obligatorische Song auf Schwyzerdütsch knallt. Als Zugabe gibt’s ne komplette CD mit Instrumentalstücken, auf der die Jungs schon mal den Soundtrack zum nächsten Jarmusch-Film abliefern. Am 11.02. im Zoom in Schrobenhausen. (flo) KAIZERS ORCHESTRA VIOLETA VIOLETA VOL II (Petroleum Records/RTD) Das vorliegende Album ist bereits das zweite der neuen Trilogie der Norweger. Irgendwie habe ich die Jungs wilder, verrückter und kratziger in Erinnerung, dennoch ist das aktuelle Werk kein schlechtes, sondern einfach etwas kontrollierter in seiner Art. Die Jungs wechseln mit fast jedem Song das Genre und liefern ein äußerst abwechslungsreiches und kurzweiliges Teil ab. Punk, Rock, Gypsy, Spaß-Humpa und jede Menge Geklapper und Gerumpel à la Tom Waits. Kaizers Orchestra machen nach wie vor ihr ganz eigenes und unverwechselbares Ding. (cs) VARIOUS ARTISTS CHIMES OF FREEDOM (Universal) Amnesty International feiert sein 50. Jubiläum und bringt aus diesem Anlass ein Album mit vier CDs mit 75 Songs von Bob Dylan heraus. Eingespielt haben die Songs über 80 Künstler. Mit dabei sind u.a. Patti Smith, The Gaslight Anthem, Mark Knopfler, Lenny Kravitz, Billy Bragg, Joan Baez, Adele, Joe Perry, Kronos Quartet, Maroon 5, Kris Kristofferson, Bad Religion... Manche der Versionen sind langweilig, viele aber sind wirklich nicht von schlechten Eltern und durchaus hörenswert und gelungen. Für Dylan-Fans ist das Teil ein Muss und schließlich dient es auch einem guten Zweck. (cs) MARK LANEGAN BLUES FUNERAL (Beggars Banquet) Wo fängt man bei diesem Mann an? Mark Lanegan gehörte zu den Mitbegründern der Grunge- Bewegung und ist eine Ikone. Er war das Mastermind der Seattle- Band Screaming Trees, die ich 1989 noch im Augsburger Bootleg-Club live erleben durfte, und später landete er bei den Stoner-Königen Queens of the Stone Age. 2004 begann Lanegan, Solo-Alben aufzunehmen, darunter die legendäre Scheibe ”Bubblegum”. Mit ”Blues Funeral” macht er das, was er am besten kann, nämlich Songs mit Charakter zu schreiben. Vielleicht ist er der rockigste der Singer/ Songwriter-Gilde, seine Songs platzen vor Energie förmlich aus jeder Pore und trotzdem haucht er ihnen unheimlich viel Soul ein. Da drüber schwebt seine whiskeygetränkte Reibestimme. Das ist Oldschool, und verdammt guter! (ws) PODCAST DES MONATS VON STEFAN SIEBER KOMMER STRAKKS PODDO 2011 2012 www.soundcloud.com/robag_fm Podcasts sind die Mix-Tapes des neuen Jahrtausends. Ja, Kinder, kennt ihr noch Mix-Tapes? Diese Kassetten mit dem Magnetband drinne? Früher saß man vor dem Radio und versuchte mühsam, den neuen heißen Scheiß von der Hitparade mitzuschneiden und eben auf Tape zu bannen. Heute haben wir das Internet und es gibt Musik an allen Ecken und Enden im Netz. Und wie das so ist, wenn es viel gibt, ist auch meistens viel Mist dabei, aber ab und an gibt es auch richtige Perlen! Und das sogar gratis. So eine Perle unter den Millionen Podcasts ist der von Robag Wruhme. Eigentlich ist er bekannt als House- und Techno-DJ und man sollte ein einstündiges Bumm-Bumm-Bumm von ihm erwarten. Falsch gedacht! Robag ist ein musikalischer Tausendsassa und beschränkt sich schon lange nicht mehr nur auf die gerade Bassdrum. Das will doch zu Hause auch keiner hören. Der Podcast ist Balsam fürs Ohr und eignet sich unglaublich gut für alltägliche Dinge, wie z.B. die Wohnung aufräumen, Kochen oder auch den Spaziergang durch den 7-Table-Forest. Hier trifft HipHop auf Electronica, Funk auf Singer-Songwriter und Louis de Funés auf die Hamburger Jaques Palminger und Mense Reents. Es gibt kein Genre, in das man diesen Podcast stecken könnte, aber das braucht es auch gar nicht. Es sind kreative und humorvolle 50 Minuten mit einer unglaublich guten Musikauswahl, die einem den Tag versüßt und ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Danke dafür, Gabor!!!

DIE AERONAUTEN<br />

TOO BIG TO FAIL<br />

(Rookie Records/Cargo)<br />

20 Jahre nach ihrer<br />

ersten Kassette<br />

erscheint das<br />

neue Doppelalbum<br />

der Schweizer<br />

und ein dermaßen<br />

gewitztes, schlaues und<br />

hitgespicktes Werk findet man wirklich<br />

nur alle Jubeljahre. Hier treffen<br />

kongeniale Bläsersätze, die einer<br />

Kozmic Blues Band würdig wären,<br />

auf profane und lyrische, aber nie<br />

langweilige Texte und grandiose Melodien<br />

(schon mal versucht, aus<br />

Wörtern wie ”Messerwerferin” oder<br />

”Zementgarten” einen Refrain zu<br />

machen?). Die Ballade mit der halben<br />

Hamburger Schule als Backgroundchor<br />

wird auf Nummer 4 abgefrühstückt<br />

und sogar der obligatorische<br />

Song auf Schwyzerdütsch knallt. Als<br />

Zugabe gibt’s ne komplette CD mit<br />

Instrumentalstücken, auf der die<br />

Jungs schon mal den Soundtrack zum<br />

nächsten Jarmusch-Film abliefern.<br />

Am 11.<strong>02</strong>. im Zoom in Schrobenhausen.<br />

(flo)<br />

<br />

KAIZERS ORCHESTRA<br />

VIOLETA VIOLETA VOL II<br />

(Petroleum Records/RTD)<br />

Das vorliegende<br />

Album ist bereits<br />

das zweite der<br />

neuen Trilogie der<br />

Norweger. Irgendwie<br />

habe ich die<br />

Jungs wilder, verrückter und kratziger<br />

in Erinnerung, dennoch ist das<br />

aktuelle Werk kein schlechtes, sondern<br />

einfach etwas kontrollierter in<br />

seiner Art. Die Jungs wechseln mit<br />

fast jedem Song das Genre und liefern<br />

ein äußerst abwechslungsreiches<br />

und kurzweiliges Teil ab. Punk,<br />

Rock, Gypsy, Spaß-Humpa und jede<br />

Menge Geklapper und Gerumpel à la<br />

Tom Waits. Kaizers Orchestra machen<br />

nach wie vor ihr ganz eigenes<br />

und unverwechselbares Ding. (cs)<br />

<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

CHIMES OF FREEDOM<br />

(Universal)<br />

Amnesty International<br />

feiert sein<br />

50. Jubiläum und<br />

bringt aus diesem<br />

Anlass ein Album<br />

mit vier CDs mit<br />

75 Songs von Bob Dylan heraus. Eingespielt<br />

haben die Songs über 80<br />

Künstler. Mit dabei sind u.a. Patti<br />

Smith, The Gaslight Anthem, Mark<br />

Knopfler, Lenny Kravitz, Billy Bragg,<br />

Joan Baez, Adele, Joe Perry, Kronos<br />

Quartet, Maroon 5, Kris Kristofferson,<br />

Bad Religion... Manche der Versionen<br />

sind langweilig, viele aber<br />

sind wirklich nicht von schlechten<br />

Eltern und durchaus hörenswert und<br />

gelungen. Für Dylan-Fans ist das Teil<br />

ein Muss und schließlich dient es<br />

auch einem guten Zweck. (cs)<br />

<br />

MARK LANEGAN<br />

BLUES FUNERAL (Beggars Banquet)<br />

Wo fängt man<br />

bei diesem Mann<br />

an? Mark Lanegan<br />

gehörte zu<br />

den Mitbegründern<br />

der Grunge-<br />

Bewegung und ist eine Ikone. Er<br />

war das Mastermind der Seattle-<br />

Band Screaming Trees, die ich 1989<br />

noch im <strong>Augsburg</strong>er Bootleg-Club<br />

live erleben durfte, und später landete<br />

er bei den Stoner-Königen<br />

Queens of the Stone Age. 2004 begann<br />

Lanegan, Solo-Alben aufzunehmen,<br />

darunter die legendäre<br />

Scheibe ”Bubblegum”. Mit ”Blues<br />

Funeral” macht er das, was er am<br />

besten kann, nämlich Songs mit<br />

Charakter zu schreiben. Vielleicht<br />

ist er der rockigste der Singer/<br />

Songwriter-Gilde, seine Songs platzen<br />

vor Energie förmlich aus jeder<br />

Pore und trotzdem haucht er ihnen<br />

unheimlich viel Soul ein. Da drüber<br />

schwebt seine whiskeygetränkte<br />

Reibestimme. Das ist Oldschool,<br />

und verdammt guter! (ws)<br />

<br />

PODCAST DES MONATS VON STEFAN SIEBER<br />

KOMMER STRAKKS PODDO 2011 <strong>2012</strong><br />

www.soundcloud.com/robag_fm<br />

Podcasts sind die Mix-Tapes des neuen Jahrtausends. Ja, Kinder, kennt ihr noch Mix-Tapes?<br />

Diese Kassetten mit dem Magnetband drinne? Früher saß man vor dem Radio und versuchte<br />

mühsam, den neuen heißen Scheiß von der Hitparade mitzuschneiden und eben auf Tape zu<br />

bannen. Heute haben wir das Internet und es gibt Musik an allen Ecken und Enden im Netz.<br />

Und wie das so ist, wenn es viel gibt, ist auch meistens viel Mist dabei, aber ab und an gibt<br />

es auch richtige Perlen! Und das sogar gratis.<br />

So eine Perle unter den Millionen Podcasts ist der von Robag Wruhme. Eigentlich ist er<br />

bekannt als House- und Techno-DJ und man sollte ein einstündiges Bumm-Bumm-Bumm von<br />

ihm erwarten. Falsch gedacht! Robag ist ein musikalischer Tausendsassa und beschränkt<br />

sich schon lange nicht mehr nur auf die gerade Bassdrum. Das will doch zu Hause auch<br />

keiner hören. Der Podcast ist Balsam fürs Ohr und eignet sich unglaublich gut für alltägliche<br />

Dinge, wie z.B. die Wohnung aufräumen, Kochen oder auch den Spaziergang durch den<br />

7-Table-Forest. Hier trifft HipHop auf Electronica, Funk auf Singer-Songwriter und Louis de<br />

Funés auf die Hamburger Jaques Palminger und Mense Reents. Es gibt kein Genre, in das<br />

man diesen Podcast stecken könnte, aber das braucht es auch gar nicht. Es sind kreative<br />

und humorvolle 50 Minuten mit einer unglaublich guten Musikauswahl, die einem den Tag<br />

versüßt und ein Lächeln ins Gesicht zaubert.<br />

Danke dafür, Gabor!!!

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