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Stadtmagazin Neue Szene Augsburg 2012-02

Das Stadtmagazin für Augsburg und Umgebung. Aktuelle Info immer auch unter www.neue-szene.de

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33<br />

Wobei das noch ein ebenbürtiges Verwandtschaftsverhältnis<br />

wäre.<br />

Mila: Man könnte auch sagen, es ist ein Verhältnis wie<br />

zwischen enterbtem Stiefkind und reicher Tante.<br />

Und mit welchen Mitteln wollt ihr dieses Verhältnis<br />

ändern?<br />

Mila: Es geht uns jetzt erst mal darum, auf die Dinge,<br />

die im Kapitalismus falsch laufen, aufmerksam zu machen<br />

und Menschen damit zu mobilisieren.<br />

Max: Es ist nicht unsere Aufgabe, das System zu stürzen,<br />

sondern aufzuklären, ihnen klar zu machen, dass<br />

sie die 99 Prozent sind, die von einem mächtigen Prozent<br />

dominiert werden.<br />

Max: Dafür müssen wir die Leute auch gar nicht gleich<br />

auf die Straße kriegen, im Grunde kann jeder bei der<br />

Wahl seine Revolution selbst machen, dafür muss er<br />

aber informiert sein. Ich habe das Prinzip der demokratischen<br />

Wahl für mich noch nicht aufgegeben und<br />

glaube, dass es noch nie so leicht war, das System zu<br />

verändern wie heute.<br />

Da würden euch sicher einige Parteien zustimmen<br />

und sagen, dass sie den Kapitalismus auch zähmen<br />

wollen.<br />

Max: Die Kanzlerin hat das ja auch erkannt, jetzt<br />

kommt wahrscheinlich die Finanztransaktionssteuer,<br />

die früher als utopisch abgetan wurde, für die sich<br />

attac eingesetzt hat. Die Menschen wurden durch die<br />

Märkte entmachtet.<br />

Ihr hofft darauf, dass sich eure Forderungen<br />

zwangsläufig als vernünftigste Lösung durchsetzen.<br />

Mila: Das wäre wunderbar.<br />

Max: Ich glaube, den Kapitalismus zu zähmen, geht<br />

nicht. Ich glaube, man muss sich wirklich überlegen,<br />

ob man das System nicht komplett neu erfinden muss.<br />

Sowohl der Kapitalismus als auch der Sozialismus<br />

haben versagt, beide. Das sage nicht nur ich, der Satz<br />

ist von einem CDU-Politiker.<br />

Aber der Kapitalismus existiert noch.<br />

Max: Die Frage ist, um welchen Preis. Die Umwelt wird<br />

zerstört, die soziale Ungleichheit immer größer. Es<br />

kann nicht sein, dass jemand voll arbeitet und so<br />

wenig verdient, dass er trotzdem zum Arbeitsamt<br />

gehen muss, damit er überhaupt leben kann. Ich<br />

glaube auch nicht, dass es entschuldbar ist, dass zwei<br />

Menschen am Fließband stehen, die gleiche Arbeit<br />

machen und unterschiedlich viel Geld verdienen, nur<br />

weil sie verschiedene Arbeitsverträge haben, der eine<br />

als Festangestellter, der andere als Zeitarbeiter.<br />

Ihr seid für einen Mindestlohn?<br />

Mila: Ja, wir sind definitiv für einen Mindest- und<br />

einen Maximallohn.<br />

Max: Es kann nicht sein, dass ein Mensch das Fünfzigtausendfache<br />

dessen leistet, was ein anderer leistet,<br />

also darf es auch nicht sein, dass er das<br />

Fünfzigtausendfache verdient, das ist pervers.<br />

Wieso sind eigentlich nicht mehr Menschen auf<br />

der Straße und protestieren?<br />

Max: Wenn man sich die Umfragen ansieht, dann ist<br />

eine große Mehrheit für unsere Forderungen. Ich<br />

denke, im Geiste sind sehr viele Menschen dafür. Natürlich<br />

muss man auch erst mal die Möglichkeit<br />

haben, zu informieren.<br />

Seid ihr anarchistische Romantiker?<br />

Mila: Das würde ich schon so sagen, wir wissen ja,<br />

dass wir morgen keine Revolution starten werden.<br />

Wieso nicht?<br />

Max:Weil unsere demokratischen Möglichkeiten dazu<br />

genutzt werden können, um einen Wandel zu bewirken.<br />

Habt ihr nicht Angst, dass die Leute das Interesse<br />

an dem Thema verlieren, wenn die Finanzkrise mal<br />

vorbei ist?<br />

Max: Bert Brecht hat mal gesagt, dass der Mensch<br />

sich erst bewegt, wenn der Magen knurrt, damit hat<br />

er eine tiefe Wahrheit ausgesprochen. Ich glaube aber<br />

auch, dass jedem klar ist, dass es viele Missstände<br />

gibt.<br />

Was ist für euch Gerechtigkeit?<br />

Max: Ich glaube, Gerechtigkeit ist ein Ideal. Man weiß<br />

nicht, was es ist, aber man kann sich auf dem Weg<br />

dahin an den vielen Ungerechtigkeiten am Wegrand<br />

orientieren.

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